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Benutzername: 
melange
Wohnort: 
Bonn
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 866 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2017
Eine Frau für alle Fälle
Wagner, Laura

Eine Frau für alle Fälle


sehr gut

Ein Tollpatsch auf Rettungsmission

Zum Inhalt:
Sandy – Tippse in einem Detektivbüro - ist von ihrer Familie auf die Suche nach der aus dem Altersheim ausgebüxten Oma geschickt worden. Sie landet auf der Insel Dominica und wird praktisch sofort in die dortigen Drogengeschäfte verwickelt. Glücklicherweise steht ihr eine Schar von Einheimischen zur Seite, bunt gemischt vom Drogenfahnder bis zur Busfahrerin, welche Sandy helfen, nicht nur die Oma zu finden, sondern auch die Begegnungen mit den Gangstern zu überleben.

Mein Eindruck:
Sommer, Sonne, Urlaubsstimmung – und ein paar kaputte Schuhe, während blaue Bohnen durch die warme Luft fliegen. Das fasst meiner Meinung nach die Geschichte zusammen, die Wagner für ihre Leserschaft erdacht hat und die in einem Cover, das einen Krimi mit Spaß und ohne allzu viel Tiefgang verheißt, ihren bildlichen Ausdruck findet. Ein locker-flockiger Schreibstil trifft dabei auf eine Protagonistin, die zwar einen ausgereiften Modegeschmack, jedoch nicht immer Menschenkenntnis beweist. Daraus entspringt eine muntere Kriminalgeschichte mit dem einen oder anderen Schmunzler, die zwar eine gewisse Spannung aus teilweise recht gefährlichen Episoden zieht, meistens jedoch sehr vorhersehbar auf das gefällige Happyend zusteuert. Die kaputten High-Heels als Running-Gag (was für ein Wortspiel…) und die weiteren großen und kleinen Unfälle, die auf Sandy lauern, sind Garanten für einen schönen Sommerroman, der hoffentlich eine Fortsetzung findet. Dafür hat die Autorin Sandy viele sympathische Menschen (und einen drogensüchtigen Dackel) zur Seite gestellt, die sich aus den unterschiedlichsten Schichten Dominicas rekrutieren und ohne die Protagonistin wohl nicht viele Anknüpfungspunkte besitzen würden. Aber so bietet sich auch eine Fülle von möglichen weiteren Geschichten an, die sich um die frischgebackene Möchtegern-Detektivin spinnen können.

Mein Fazit:
What you see is what you get

Bewertung vom 11.06.2017
Der Brief
Hagebölling, Carolin

Der Brief


gut

Idee top, Auflösung durchwachsen

Zum Inhalt:
Marie lebt glücklich mit ihrer Freundin in Hamburg, als sie durch einen seltsamen Brief ihrer alten Schulfreundin Christine aufgeschreckt wird. Dieser unterstellt Marie völlig andere Lebensumstände – verheiratet mit einem Galeristen namens Victor in Paris. Als es nicht bei einem Schreiben bleibt, forscht Marie nach – zuerst bei Christine, die dadurch in einer Nervenheilanstalt landet, und später in Paris. Sie findet Victor, fühlt sich ihm auch sehr verbunden und schließlich verschieben sich die Realitäten.

Mein Eindruck:
Klappentext und Cover sind eine echte Wucht: Der Text verspricht eine mysteriöse Geschichte, das Cover zeigt die Zerrissenheit Maries mit einem Bild der Speicherstadt links und einer Paris-Ansicht rechts und zwei Frauen, gleich angezogen, die sich auf der Brücke entgegenkommen.
Der Stil der Story ist flüssig, man kann sich gut in die Personen hineinfühlen, deren Probleme sind zum größten Teil real und nachvollziehbar, - wenn man von den Komplikationen absieht, die durch den Schriftwechsel verursacht sind. Und hier zeigt sich die Krux der Geschichte, die letztendlich weder Fisch (wir finden eine glaubhafte Erklärung für die Vorkommnisse) und nicht Fleisch (wir driften in die Fantasy ab) ist. So mündet die Story in einem Ende, welches mich persönlich verwirrt und schlecht gelaunt das Buch zuklappen lässt, obwohl es einen sehr guten Ansatz, viel Fantasie und schöne Beschreibungen von Ländern und Leuten beinhaltet. Möglicherweise ist das Unbehagen meinerseits auch der Protagonistin geschuldet, die relativ selbstherrlich nur an ihrem eigenen Wohl interessiert ist, Scherben en Masse hinterlässt und nicht weiter als bis zur Nasenspitze denkt.

Mein Fazit:
Guter Beginn, Ende mit vielen Fragezeichen, 3 Sterne insgesamt für Idee, Cover und Stil

Bewertung vom 11.06.2017
Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge, 8 Audio-CDs
Hogan, Ruth

Mr. Peardews Sammlung der verlorenen Dinge, 8 Audio-CDs


ausgezeichnet

Very british

Zum Inhalt:
Anthony Peardew sammelt alles, was andere Menschen verloren haben – egal ob Knopf, Haarband oder Puzzle-Teil. Als er stirbt, macht er Laura zu seiner Erbin, die mithilfe ihrer Nachbarin, einem jungen Mädchen mit Down-Syndrom, und ihrem Gärtner versucht, diese Gegenstände an die vorherigen Besitzer zu bringen und das Mysterium um seltsame Vorkommnisse in ihrem neuen Heim zu lösen.

Mein Eindruck:
Man merkt diesem Buch sehr deutlich seine britische Herkunft an: Sein Personal besteht bis in die Geisterwelt aus Exzentrikern, die Klassengesellschaft wird ebenso thematisiert wie die vielfältigen Gemeinschaftsveranstaltungen und die Schwerfälligkeit, Gefühle auszudrücken, ohne sich zu blamieren. Das Suchen und Finden bezieht sich dabei nur vordergründlich auf die Gegenstände, die meisten Verluste haben den Fund einer Einstellung zu einer Lebenskrise zur Folge, - manchmal ist dieser Fund ein Gewinn, manchmal auch nicht. Die Geschichten zur Geschichte der Gegenstände werden düsterer, je weiter das Buch fortschreitet – dem immer schwermütiger werdenden Anthony geschuldet, welcher sie verfasst. Parallel erfährt man die Vergangenheit eines weiteren Paares, welches in inniger Verbundenheit miteinander lebt, obwohl die homosexuelle Neigung des männlichen Parts eine Ehe ausschließt. Zwar ist den Lesern schnell klar, wie die beiden Erzählstränge miteinander verbunden sind, dem Hörvergnügen tut das jedoch keinen Abbruch, da die Teilgeschichten interessieren und durch die Vielfalt der Erzählungen genügend Platz für Emotionen bleibt.
Rufus Beck beeindruckt wieder einmal mit seiner Fähigkeit, viele Figuren mit eigenen Merkmalen auszustatten. So wird eine zickige Möchtegern-Autorin genauso lebendig, wie der Alzheimer-geschädigte Vater oder das junge Mädchen, das einem Missbrauch zum Opfer fällt. Dieses Können ist phänomenal.

Mein Fazit:
Berührend, bittersüß in einem sehr schönen Stil, dazu wunderbar gelesen von Rufus Beck

Alle fünf Sterne

Bewertung vom 04.06.2017
Gray
Swann, Leonie

Gray


ausgezeichnet

Bad Romance

Nein, eine schlechte Romanze ist es ganz und gar nicht, welche Gray - einen Graupapagei - und sein neues Herrchen Augustus miteinander verbindet. Letzterer ist Dozent in Cambridge und war Tutor von Elliot, einem Studenten, der den Papagei für seine Studien beobachtete und beim Fassadenklettern abgestürzt ist. Durch das Geplapper von Gray und einiger Funde in Elliots Nachlass kommen Augustus Zweifel an der Unfalltheorie und er stürzt sich (von Gray unterstützt) in die Aufklärung des Todesfalls, immer mit dem Hit von Lady Gaga im und am Ohr.

Mein Eindruck:
Viele Kleinigkeiten führen zu einem großen Lesegenuss. Da ist zum Beispiel die liebevolle Gestaltung mit kleinen Illustrationen an den unteren Seitenrändern, welche sich als Daumenkino mit Papagei entpuppen. Aber auch inhaltlich hat das Buch Einiges zu bieten. Die Wahl des altehrwürdigen Cambridge als Schauplatz mit seinen Ritualen und Konventionen - dazu als Kontrapunkte das Fassadenklettern und der sprechende Papagei. Mittendrin mit Augustus ein Held, der mit einigen liebenswerten Macken ausgestattet ist, die er im Verlauf der Geschichte heldenhaft überwindet und – last but not least – Gray, immer einen flotten Spruch auf den Lippen und Zeuge der Vorgänge, die zum Ableben Elliots führten.
Vor allem die Sprüche und Eigenarten Grays, die völlig gegenläufig zu dem zwanghaft ordentlichen und um ein angemessenes Verhalten bemühten Augustus sind, bringen nicht nur die Leser zum Lachen, sondern die Geschichte voran und führen letztlich zur Aufklärung der Ereignisse. Es gefällt, dass der Papagei dabei nicht etwa menschlich agiert, sondern nur sehr intelligent die erlernten Sprüche an passender Position an den Professor bringt, der seinerseits das Puzzle um die ambivalente Person zusammensetzt. Swann hat sich sehr viel Mühe gegeben, um ihre Akteure ein ganzes Netz von Möglichkeiten an Motiven zu spinnen, in dem sich Elliot tödlich verfängt. Ihr Stil dabei ist sehr gut lesbar, wunderbar leicht und mit viel Humor ausgestattet, die Figuren sind komisch, jedoch nie lächerlich.

Mein Fazit:
Ein in jeder Beziehung sehr gefälliger (Todes)fall

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2017
Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1
Ulrich, Stefan

Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1


sehr gut

Göttliche Strafen

Zum Inhalt:
Der deutsche Anwalt Robert möchte sich in der Toskana von einer privaten Krise erholen, als er gemeinsam mit dem örtlichen Conte – seinem Vermieter – zufällig eine Leiche findet. Um den auf ihn fallenden Verdacht zu entkräften, macht Robert sich gemeinsam mit Giada, einer Reporterin, auf Tätersuche.
Bald wird klar, dass dieser Täter die sieben Todsünden bestraft und die Maremma verliert ihre Idylle.

Mein Eindruck:
Stefan Ulrich fängt den Zauber dieses Landstrichs gekonnt ein, die Schönheit der Landschaft, die Vielfalt der Charaktere – vom einfachen Kommunisten bis hin zur Aristokratie. Die Verquickung von Kunst, Religion und Morden gelingt ihm dabei glaubhafter als so manchem Bestseller-Schriftsteller, weil er eben nicht in das esoterische abdriftet und seinem Helden keine hochintelligente Sexbombe zur Seite stellt, sondern eine schlagfertige und bodenständige Gefährtin. Hintergründe und Motiv von Opfern, Ermittlern und Tätern werden beleuchtet, aber so geschickt getarnt, dass man doch sehr lange im Ungewissen über den Ausgang des Krimis bleibt. Gut hat mir gefallen, dass auch liebgewonnenes Personal nicht vor dem Ableben sicher war, was der Spannung bis zum Schluss förderlich war.
Ein weiterer Pluspunkt besteht in der Wahl der Hauptperson Robert, dessen Probleme den Grund für seinen Aufenthalt in der Toskana darstellen, jedoch nicht nervtötend im Fokus des Lesers stehen.
Der Schreibstil ist eingängig, nicht einfach und nicht zu gestelzt, der Aufbau des Romans animiert zum Weiterlesen. Die Morde sind zwar gewalttätig, die Blutrünstigkeit und Detailverliebtheit des Autors bleibt jedoch im Rahmen, so dass schlaflose Nächte nicht zu erwarten sind. Alles in allem also kein nervenaufreibender Thriller, aber ein gutes Stück Krimiunterhaltung. Da nicht alle privaten Verwicklungen geklärt sind, ist wohl eine Fortsetzung möglich, - vielleicht besinnt sich Robert auf seine anwaltlichen Fähigkeiten und Giada wird Detektivin.

Fazit:
Gute Unterhaltung

Bewertung vom 07.05.2017
Drei Meter unter Null  (Restauflage)
Heib, Marina

Drei Meter unter Null (Restauflage)


gut

Die Wölfin reißt das Rudel

Zum Inhalt:
Eine Frau erfährt ein furchtbares Geheimnis und beschließt, die verantwortlichen Personen zur ultimativen Rechenschaft zu ziehen. Sie lässt sich zur Kampfmaschine ausbilden und verfolgt kaltblütig ihren Plan.

Mein Eindruck:
Eine Ich-Erzählerin, die sehr lange das Motiv für ihr Tun für sich behält und damit das Page-Turning forciert. So sitzt man und liest und wundert sich, wie ein so geliebtes Kind in ein Raubtier mutieren kann. Die Brüche in der Persönlichkeit ihrer Protagonistin weiß Marina Heib sehr intensiv darzustellen. Zuerst als Kind und Jugendliche einerseits Pippi Langstrumpf und Tarzan, andererseits werden andere misshandelt und schwer verletzt – immer ohne Folgen für die Hauptfigur. Dann wird aus dem fantasiebegabten Wesen plötzlich eine analytische, kühle Frau, die erst nach reiflicher Überlegung heiraten möchte, um nach überraschenden Informationen praktisch wieder ihr ganzes Leben auf den Kopf zu stellen und zur Mörderin zu werden, große darstellerische Fähigkeiten inklusive.
Das ist dann der Moment, an dem man der Geschichte und den Beweggründen der Protagonistin nur noch schwer zu folgen vermag, diese durchlebt fast zu viele Metamorphosen.
Allerdings – und das ist das große Plus von Heib – spannend ist ihre Geschichte und es ist ein Genuss, sich in der wohlgeformten Sprache zu verlieren, obwohl einem die Ich-Erzählerin fern bleibt und der Twist zum Schluss nicht unbedingt gefallen muss.

Aber das ist ja möglicherweise genau so gewollt!

Bewertung vom 07.05.2017
Der Freund der Toten
Kidd, Jess

Der Freund der Toten


ausgezeichnet

Ein wunderbares Märchen

Zum Inhalt:
Mahony wächst im Waisenhaus auf und erhält einen Brief, der ihn zurück nach Mulderrig führt. In dem irischen Dorf ist man über sein Erscheinen nicht erfreut, - hängt doch ein gewisser Verdacht zum Verschwinden seiner minderjährigen Mutter und seiner Herkunft wie ein Damoklesschwert über dem ganzen Ort. Aber er findet auch - vor allem weibliche - Mitstreiter, die ihm helfen wollen, das Geheimnis zu lüften ... lebende und tote...

Mein Eindruck:
Dieses Debüt von Jess Kidd überzeugt nicht nur durch eine wunderbar versponnene Geschichte, sondern vor allem mit dem Humor, der dieses Gespinst wie ein dünner roter Faden zusammenhält. Das hat sich Kidd meisterhaft bei Derek Landy oder Shane Hegarty abgeguckt, sie fügt jedoch eine etwas "erwachsenere" Sicht der Dinge hinzu mit einem Helden, der sehr verführerisch auf die Damenwelt wirkt. Dem Protagonisten stellt die Autorin eine ganze Schar skurriler Personen zur Seite, die für sich alleine schon für einige Schmunzler gut wäre. Dazu gesellen sich mehrere Verstorbene, deren Anwesenheit zwar von vielen verspürt wird, - sehen kann sie jedoch nur Mahony. Hier gefällt, dass die Toten nur ein Abglanz ihrer früheren Existenz sind. Sie verschönern die Geschichte, ohne die Story zu sehr zu beeinflussen, - die Lebenden müssen alleine für Aufklärung sorgen beziehungsweise diese zu verhindern suchen.
Ein weiterer interessanter Aspekt der Geschichte ist die Verwendung dreier Zeitebenen, die munter miteinander vermischt werden. So muss sich die Leserschaft konzentrieren und kann sich nicht nur von der irischen Landschaft, den Geistern und den Menschen verzaubern lassen. Doch diese Konzentration macht Spaß und führt trotz aller Grausamkeiten, die thematisiert werden, zu einem Lächeln auf dem Gesicht… der Lebenden… und der Toten.

Fazit:
Einfach nur schön

5 Sterne

Bewertung vom 22.04.2017
Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit
MacMillan, Gilly

Perfect Girl - Nur du kennst die Wahrheit


gut

Familiendrama

Zum Inhalt:
Als 15jährige verursachte Zoe einen Autounfall, bei dem drei Jugendliche ums Leben kamen. Die Ehe ihrer Eltern zerbrach daran, die Mutter heiratete erneut, jedoch ohne ihren Ehemann Chris von dem Vorfall in Kenntnis zu setzen. Jetzt hat Zoe den Jugendarrest hinter sich und gibt zusammen mit ihrem Stiefbruder Lucas ein Klavierkonzert, welches durch einen Opfervater rüde unterbrochen wird. Das Schicksal nimmt seinen Lauf und am nächsten Morgen wird Zoes Mutter tot aufgefunden, und die Umstände lassen auf Mord schließen.

Mein Eindruck:
Für mich ist dieses Buch kein Thriller, denn Spannung kommt nicht auf. Es ist ein Familiendrama in einer sehr schönen, bildhaften Sprache über unangenehme Menschen.

Aus verschiedenen Blickwinkeln werden die Vorkommnisse des Konzertabends und des Tages danach geschildert, außerdem gibt es über Erinnerungen und ein autobiographisches Drehbuch Einblicke in die Vergangenheit der handelnden Personen. Aber obwohl die Kapitel alle jeweils in der ersten Person geschildert werden, bleiben einem die erzählenden Menschen fremd, ihre Gefühle wirken eher aufgesetzt denn echt, jeder belügt bzw. betrügt mindestens eine andere Person – mancher auch sich selbst. So vermag man schwer Sympathien aufzubringen für das „perfekte Mädchen“, welches kaum Gedanken an die toten Jugendlichen verschwendet, sondern sich selbst als Opfer sieht und kühl ihren Verstand einsetzt, um das gewünschte Resultat zu erlangen. Aber auch der Rest handelt selbstherrlich und egozentrisch, Tode und Krankheiten – ach egal, Hauptsache uns geht’s gut und wir machen, was uns Spaß bringt. Schließlich muss man noch vorne schauen, was kümmert uns die Vergangenheit.
Diese Einstellung der Figuren zu ihren Taten und den Geschehnissen hat mir den Lesegenuss geschmälert, da ich sie abstoßend und unverständlich finde und befürchte, dass die Autorin das noch nicht einmal beabsichtigt hat.

Mein Fazit:
Guter Stil, fragwürdige Einstellung zum Miteinander

3 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2017
Die Grausamen
Katzenbach, John

Die Grausamen


sehr gut

Zwei Loser bieten dem System die Stirn

Zum Inhalt:
Eigentlich ist sie als Müllhalde für gescheiterte polizeiliche Existenzen gedacht, für die man noch einen Grund zur Entlassung sucht: Die neu gegründete Einheit für Cold Cases. Marta hat bei einem Einsatz aus Versehen ihren Partner erschossen, Gabe wurde nach einem Unglück von Frau und Sohn verlassen und sucht sein Heil überdeutlich im Alkohol. Aber vor allem Marta hat ihren Spürsinn nicht verloren, findet Ungereimtheiten in vier Mordfällen und bringt diese mit dem Verschwinden einer Schülerin in Verbindung. Durch ihre Beharrlichkeit zieht sie Gabe mit und beide in einen Strudel, der sie zu verschlingen droht.

Mein Eindruck:
Kannte ich bis jetzt Katzenbach eher von unglaubwürdigen Krimis, in denen „normale“ Menschen mit Psychopathen aneinander geraten und danach – insbesondere waffentechnisch – über sich hinauswachsen, so hat er mich dieses Mal äußerst positiv überrascht. Seine Protagonisten sind hier Polizisten, denen ganz im Gegenteil zu seinen sonstigen Figuren nichts Übermenschliches anhaftet. Vom Schicksal geschlagen, von Selbstzweifeln geplagt, dennoch akribisch handelnd und – trotz aller Widerstände – stur der Wahrheit verhaftet. Es gefällt, dass sie sich nicht von falschen Freunden einwickeln lassen und auch den vermeintlichen Feinden eine Chance geben.
Der Schreibstil von Katzenbach ist wunderbar beschreibend, ohne zu blumig zu sein, - das Kopfkino läuft somit perfekt. Der Fall selbst ist gut entwickelt, es bleiben keine größeren Fragen ungeklärt und bei dem (leicht offenen) Ende kann man sogar auf eine Fortsetzung mit dem Team hoffen; etwas, was Katzenbach seiner Leserschaft sonst nicht bietet. Der einzige inhaltliche Wermutstropfen ist für mich die Reaktion zweier Personen auf die Nachforschungen Martas und Gabes, die mir auch nach großer Grübelei nicht stimmig erscheint.

Mein Fazit:
Gerne mehr von diesem Team