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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Mehr Rezensionen von mir gibt es unter: http://bellexrsleseinsel.blogspot.com/

Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 19.05.2010
Der Trakt
Strobel, Arno

Der Trakt


ausgezeichnet

Wer bin ich?

Sybille Aurich wacht in einem Krankenhausbett auf, weiß, dass sie einen kleinen Sohn hat und verheiratet ist, aber sie weiß nicht, wie sie in dieses Krankenhaus gekommen ist und wieso hier in einem Zimmer im Keller liegt. Der Arzt behauptet, sie hätte keinen Sohn und ihr Gehirn, als Folge eines heftigen Schlags auf den Kopf, würde ihr falsche Erinnerungen senden. Und solange sie nicht einsehen kann, dass ihre „angeblichen“ Erinnerungen nicht stimmen, könnte sie nicht entlassen werden. Doch Sybille gelingt die Flucht und damit geht der Alptraum erst richtig los. Denn weder ihr Mann noch ihre beste Freundin erkennen sie wieder.

Allein diese Vorstellung ist schon so beklemmend und die ganze Situation von Arno Strobel so hervorragend beschrieben, dass man sich fast augenblicklich die Gefühlswelt von Sybille vorstellen kann und ihre Ängste, ihre Verzweiflung, ihr Zweifeln an ihrem Verstand während des Lesens fast greifbar sind.

Das Thema an sich, dass erst ganz zum Schluss offensichtlich wird und hier dann auch eingehend erklärt wird, ist meiner Meinung nach zwar etwas weit hergeholt, erklärt aber schlüssig den Hintergrund des Psychothrillers.

Arno Strobel legt mit seinem Psychothriller ein Tempo an den Tag, dass es einem extrem schwer macht, das Buch auch nur eine Sekunde aus der Hand zu legen. Ständig ereignen sich neue Situationen, mit denen niemand gerechnet hat. Meint man eben noch, jetzt hat Sybille jemanden gefunden, dem sie endlich vertrauen kann, gelingt es Arno Strobel mühelos, einen ein paar Seiten später daran wieder zweifeln zu lassen.

Seine Protagonistin Sybille ist eine junge Frau, die felsenfest davon überzeugt ist, verheiratet zu sein und einen kleinen Sohn zu haben. Selbst als jeder ihr erzählt, dass Lukas niemals existiert hat, hält sie anfangs verzweifelt daran fest. Ihre Fassungslosigkeit, als sie feststellen muss, dass weder ihr Mann noch ihre beste Freundin wieder erkennen, beschreibt der Autor ebenfalls sehr einfühlsam und absolut nachvollziehbar. So hat mein kein Problem, gleich zu Beginn der Story einen Bezug zur Protagonistin zu bekommen.

Fazit: Arno Strobel ist ein hervorragender Psychothriller gelungen, der von der ersten Seite an absolut fesselnd und flüssig geschrieben ist und mit einer Geschichte aufwartet, die bis zum Schluss absolut schlüssig umgesetzt ist.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Kap der Finsternis
Smith, Roger

Kap der Finsternis


ausgezeichnet

Ein Zufall zerstört eine Familie

Jack Burn ist mit seiner kleinen Familie aus den USA nach Kapstadt geflohen. Dort lebt er mit falscher Identität zurückgezogen ein sorgenfreies Leben. Bis zu dem Tag als zwei Gangmitglieder sich seine Wohnung für einen Einbruch aussuchen. Damit seine wahre Identität, die ihn in den USA eine lebenslange Gefängnisstrafe einbringen würde, nicht auffliegt, ermordet er die beiden Gangster. Dies wird durch Zufall von einem farbigen Wachmann beobachtet und ruft einen korrupten fetten Polizisten auf den Plan. Und von dem Moment an läuft das Leben von Jack und das seiner kleinen Familie komplett aus dem Ruder.

Ohne Zweifel wurde in den letzten Jahren viel für die Sicherheit in Kapstadt getan, bedingt auch einfach aus der Notwendigkeit heraus, den Tourismus im Land zu halten und noch zu fördern. Allerdings zeigt uns der in Kapstadt aufgewachsene Südafrikaner Roger Smith in seinem Debütroman auch eine andere Seite von Kapstadt. Die der Cape Flats, wo ein Menschenleben nichts zählt und er weiß wovon er schreibt. Schließlich lebt er mit einer Frau aus den Cape Flats zusammen. So muss man also davon ausgehen, dass seine gewalttätigen Szenen in Bezug auf Drogen, Vergewaltigung und Mord durchaus der Realität entsprechen.

Die Sprache von Roger Smith ist durchweg direkt und stellenweise sehr brutal, aber sie passt einfach perfekt zur Story. Die Spannung ist praktisch von der ersten Seite vorhanden, da der Plot direkt mit dem Einbruch der Gangster beginnt und hält sich mühelos bis zum extrem fesselnden Showdown. Immer wieder lässt der Autor den Leser einen Blick in das brutale Leben auf den Cape Flats werfen, allerdings zeigt er auch einige – wenn auch sehr wenige – gute Seiten, sodass dieser Blick durchaus nicht einseitig gezeichnet ist.

Seine Charaktere sind durchweg sehr komplex. Sein Protagonist Jack Burn, ein Mann Mitte Vierzig, Vatereines kleinen Sohnes und mit hochschwangerer Frau hat im Golfkrieg gekämpft und ist ein hoffnungsloser Glückspieler. Während des kompletten Thrillers hat er eigentlich keine Chance, auch mal selbst zu agieren, sondern ist ständig gezwungen, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und entsprechend zu reagieren. Der zweite Hauptakteur ist der überaus fette, korrupte und bigotte Bure und Inspektor Rudi Barnard, der ohne Skrupel erpresst und mordet. Dann gibt es noch den Farbigen Wachmann Benny „Niemand“ Mongrel, der den Großteil seines Lebens im Gefängnis verbracht hat; die Farbige Carmen Fortune, eine Tik-Hure, die eine Schlüsselrolle in dem Thriller spielt und zum Schluss noch der Sonderermittler vom Stamm der Zulu Disaster Zondi aus Johannisburg. Dieser wurde beauftragt, der Korruption in der Polizei-Hierarchie in Kapstadt den Kampf anzusagen und er ist zwar absolut nicht bestechlich, jedoch eindeutig emotional gestört.

Die Geschichte an sich ist zwar stellenweise voraussehbar, jedoch von der ersten bis zur letzten Seite logisch und durchaus nachvollziehbar umgesetzt. Besonders das Ende ist meiner Meinung sehr passend für die komplette Story. Überraschend ist auch, dass es in diesem Thriller wirklich nicht einen Charakter gibt, der sympathisch ist bzw. in den man sich hineinversetzen könnte. Und trotzdem gelingt es dem Autor mühelos, einen von Anfang an an seinen Thriller zu fesseln.

Alles in allem ist Roger Smith mit seinem Debütroman ein exzellenter, äußerst realer und brutaler Thriller gelungen, der einem die andere, düstere Seite von Kapstadt zeigt.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Die Hütte
Young, William P.

Die Hütte


sehr gut

Ein wundervoller Traum, der in der Realität nicht umsetzbar ist

Schon nach wenigen Seiten ist man gefesselt und berührt von der wunderbar bildhaften und lebendigen Sprache und der Geschichte des Autors. Ich habe während des Lesens wirklich die Zeit vergessen. William P. Young ist wahrlich ein geborener Geschichtenerzähler.

Und so sah ich das Buch auch: Als eine wundervolle Geschichte, das uns einen Weg aufzeigen möchte, uns zum Nachdenken anregt, zum Weinen bringt und einen wunderschönen Traum träumt, aber leider in der Realität nicht umsetzbar ist.

Mr. Young möchte dem Leser vermitteln, dass eine bedingungslose Liebe Vertrauen schafft, mit diesem Vertrauen erlangt man den Respekt zu seinen Mitmenschen und mit Respekt behandelt man alle Menschen so, wie man selbst behandelt werden möchte. Wenn uns dies gelingen würde, bräuchten wir kein Machtgefüge mehr. Das Streben nach Macht, Herrschaft, Kontrolle über andere Menschen wäre so nicht mehr notwendig, da alle Menschen gleichberechtigt wären und in Frieden leben könnten. Diese bedingungslose Liebe finden wir in Jesus, in Gott und dem Heiligen Geist. Erst wenn wir diese Dreifaltigkeit bedingungslos lieben und uns auf sie einlassen, kann Gott aus uns heraus wirken.

Allerdings ist dies in unserer heutigen Zeit absolut nicht umsetzbar. Kaum ein Mensch gibt freiwillig seine Unabhängigkeit und seine Macht (und sei sie noch so klein) auf. Die Frage ist auch, möchte man überhaupt seine Unabhängigkeit aufgeben? Möchte man sich bedingungslos einem anderen überlassen, auch wenn es Gott ist? Wo bleibt hier meine eigene Identität? Denn dies vermittelt das Buch auch. Gib Deine eigene Identität auf, dann gibt es auch kein Gut und Böse mehr. Denn nur du entscheidest individuell, was Gut und Böse ist.

Auch wird nicht richtig hinterfragt, vieles bleibt offen oder die Antworten befriedigen nicht wirklich und vieles ist auch einfach zu eindimensional gezeichnet.

„Die Hütte“ ist wirklich ein wundervolles Buch, das jeder einmal gelesen haben sollte und zum Nachdenken und vielleicht stellenweise auch zum Umdenken anregen kann. Aber die Botschaft, die hier vermittelt werden soll, ist für mich einfach zu unrealistisch und auch zu einseitig dargestellt, um auch nur ansatzweise ernst genommen zu werden.

7 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Der Kruzifix-Killer / Detective Robert Hunter Bd.1
Carter, Chris

Der Kruzifix-Killer / Detective Robert Hunter Bd.1


ausgezeichnet

Der Kruzifix-Killer mordet wieder!

Robert Hunter ist Profiler und Detective bei der Mordkommission in Los Angeles. Vor ein paar Jahren verfolgte er einen perfiden Serienmörder, dem man den Spitznamen „Kruzifix-Killer“ gab. Durch Zufall kamen die Ermittler damals auf seine Spur, konnten ihn überführen und er wurde vor 1 Jahr hingerichtet. Eines Nachts werden Hunter und sein neuer Kollege Carlos Garcia zu einem Tatort gerufen. Eine wunderschöne junge Frau wurde auf bestialische Art zu Tode gefoltert und eine schier unmögliche Entdeckung machen die Ermittler bei der Leiche: Zwei übereinander liegende Kreuze im Nacken der Toten – Das Erkennungszeichen des Kruzifix-Killers. Kurze Zeit später erhält Hunter einen Anruf des Killers und ihm ist klar, damals muss der falsche Mann hingerichtet worden sein.

Chris Carter beginnt den Prolog mit dem Ende des Thrillers und lässt dies aber geschickt offen. Erst danach beginnt die eigentliche Geschichte, die sofort bei dem ersten Mord an der jungen Jenny einsteigt. Geschickt versteht es der Autor zwischen den Erzählsträngen zu wechseln und diese immer an der spannendsten Stelle zu beenden. So wird die Story zum einem aus Sicht der Ermittlungsarbeit rund um Robert Hunter und seinem Partner Carlos Garcia erzählt, zum anderen erhält man jedes Mal vor einem nächsten Mord einen kurzen Einblick in das Leben des Opfers, bevor der Kruzifix-Killer wieder zuschlägt. Diese Wechsel erhöhen die sowieso schon äußerst spannend erzählte Geschichte noch um einiges und halten diese so das komplette Buch hinweg auf sehr hohem Niveau. Allerdings muss auch gesagt werden, dass die Beschreibungen der Folterungen, die letztlich zum Tode der Opfer führen, äußerst brutal und wirklich nichts für schwache Nerven bzw. Mägen sind.

Einen Einblick in das Leben seines Protagonisten gewährt Chris Carter dem Leser nach und nach und dies auf eine sehr lebendig erzählte Weise. So bekommt man eine Vorstellung des Charakters von Robert Hunter, der sympathisch dargestellt wird, jedoch auch Fehler und Schwächen zeigen darf. Da man so schnell merkt, keinen ach so tollen Ermittler vor sich zu haben, sondern einen, der auch mal Emotionen zeigen darf, macht ihn für den Leser schnell greifbar. Auch die anderen Charaktere, wie zum Beispiel Hunter’s Partner Garcia oder auch seine neue Liebe Isabella, sind facettenreich beschrieben, sodass man sofort ein Bild von ihnen vor Augen hat.

Die Person des Kruzifix-Killers bleibt einem bis zum Schluss ein Rätsel. Man weiß zwar fast sofort, dass es sich hierbei um einen sehr intelligenten Menschen handeln muss, der über reichlich medizinische Kenntnisse verfügt, aber der Autor liefert dem Leser zu gut wie keine Hinweise in Bezug auf seine Identität. Diese offenbart sich ihm erst auf den letzten Seiten des Thrillers. Und dies ist so überraschend und doch logisch umgesetzt, dass man sich wundert, nicht früher darauf gekommen zu sein.

Alles in allem ein absolut fesselnder Thriller, der nichts für schwache Nerven ist und für mich eine klare Leseempfehlung!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Das Buch der Lügen
Meltzer, Brad

Das Buch der Lügen


gut

Welche Verbindung besteht zwischen Kain und Superman?

Diese Frage muss sich Cal Harper stellen. Eines Nachts findet er in einem verlassenen Park in Fort Lauderdale/Florida seinen angeschossenen Vater, den er seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Nachdem Lloyd Harper aus dem Krankenhaus entlassen wird, hat er nur den Wunsch, dass sich die Wege zwischen ihm und seinem Sohn so schnell wie möglich wieder trennen. Doch dagegen hat Cal etwas und so heftet er sich an die Fersen seines Vaters und wird in eine Geschichte hineingezogen, die er sich nicht zu träumen gewagt hätte. Schnell wird ihm klar, dass sein Vater ein Geheimnis verbirgt, an dem noch andere interessiert sind. Dieses Geheimnis hat etwas mit der Geschichte von Kain aus dem Alten Testament zu tun und mit Mitchell Siegel, dem Vater des Erfinders von Superman. Nur welche Verbindung gibt es zwischen Superman und Kain und wer ist der Killer, der scheinbar jeden ihrer Schritte kennt und wer verbirgt sich hinter dem Propheten?

Sofort katapultiert Brad Meltzer seine Leser mitten in das Geschehen und legt bei seiner Geschichte eine rasante Geschwindigkeit an den Tag. Und so rasant die Geschichte beginnt, so viele Fragen wirft sie auf, sodass man anfangs doch recht verwirrt, vor Neugier getrieben, weiterliest. Erst nach und nach kristallisieren sich die Zusammenhänge zwischen Superman und Kain heraus, die zum Ende hin relativ schlüssig gelöst werden. Allerdings ist der Weg dahin stellenweise verworren und wirkt oft konstruiert.

Die Geschichte wird zum größten Teil aus der Perspektive von Cal erzählt, der eindeutig unter einem Helfersyndrom leidet. Sein Charakter ist so ziemlich der einzige in der Story, der nichts zu verbergen hat. Bei seinem Vater Lloyd wird man von Anfang an das Gefühl nicht los, dass dieser mehr weiß als er zugibt und welche Rolle genau seine Freundin Serena spielt, bleibt eigentlich während der gesamten Geschichte offen und ist eigentlich überflüssig. Die Figur des Killers Ellis ist typisch unsympathisch und eindimensional angelegt, sodass dessen Handlungen absolut keine Überraschungen zu bieten haben.

Fazit: Durch das rasante Tempo, welches durch die gesamte Story anhält, ist durchweg ein recht hoher Spannungslevel vorhanden, und wenn man von den blassen Charakteren und der etwas konstruierten Handlung absieht, ist „Das Buch der Lügen“ ein recht unterhaltsamer Thriller.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


ausgezeichnet

Warum bist Du hier??

Das ist die alles entscheidende Frage in Merete Lynggaard momentanen Leben. Als sie mit ihrem geistig behinderten Bruder Uffe einen Schiffsausflug macht, wird die junge Politikerin entführt und seitdem in einem betonierten Raum gefangen gehalten. Das erste Jahr muss sie in völliger Dunkelheit leben, dann kommt die alles entscheidende Frage ihrer Entführer, auf die Merete jedoch keine Antwort findet. Darauf folgt ein Jahr im Dauerlicht und wieder wird danach die entscheidende Frage gestellt, deren Antwort Merete auch dieses Mal schuldig bleiben muss. In der Zwischenzeit geht der Rest der Welt davon aus, dass sie bei dem Bootsausflug über Bord gegangen ist. Als im Morddezernat Kopenhagen das Sonderdezernat Q eingerichtet wird und Carl Mork die Leitung übernimmt, rollt dieser den Fall Lynggaard wieder auf und stößt zusammen mit seinem syrischen Assistenten Hafez el-Assad auf einige Ungereimtheiten. Ein spannender Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Nachdem Carl Mork bei einem Einsatz verletzt wurde, einer seiner Kollegen starb und ein anderer seitdem schwerstverletzt im Krankenhaus liegt, beginnt er nun seinen Dienst wieder. Allerdings ist Carl zwischenzeitlich noch zynischer geworden und eine Zusammenarbeit mit ihm wird für seine Kollegen immer schwieriger. Und so nutzt sein Chef die Chance und überträgt Carl die Leitung des Sonderdezernats Q, ein neu geschaffenes Dezernat, das sich mit ungeklärten Fällen beschäftigen soll. Aus Platzgründen wird die Einheit in den Keller verlegt und Carl bekommt mit Assad einen Assistenten zur Seite gestellt. Anfangs hat Carl nichts Besseres zu tun, als die Akten von links nach rechts zu schieben, Computerspiele zu spielen und den Tag zu verschlafen. Doch so langsam "erwacht" der Polizist in ihm wieder und bald schon stecken Carl und Assad mitten in den Ermittlungen um das Verschwinden von Merete.

Der gesamte Psychothriller ist atmosphärisch dicht umgesetzt, zu keiner Zeit kommt auch nur der Hauch von Langeweile auf. Ganz im Gegenteil, man ist von Anfang an gefesselt an die Geschichte. Lange Zeit rätselt man genau wie Merete über das Warum nach. Warum wird sie festgehalten und vor allem, was will der oder die Entführer? Welche Ziele verfolgen sie? Diese Fragen werden im letzten Drittel gelöst, wobei man jedoch nach gut der Hälfte des Thrillers die Lösung erahnen kann. Die Story ist absolut schlüssig umgesetzt, die Erzählstränge wechseln ständig zwischen den Ermittlern und Merete und die Lösung des Falls ist so logisch, dass man sich wundert, nicht gleich zu anfangs schon darauf gekommen zu sein.

Die Beschreibungen von Merete in ihrem isolierten Betonraum sind sehr bedrückend und unvorstellbar grausam. Die Entführer nehmen ihr ihre Würde, indem sie sie rund um die Uhr per Kamera überwachen und ihr somit keine Intimsphäre gestatten wie auch absolut keine hygienischen Möglichkeiten - bis auf einen Toiletteneimer - zur Verfügung stellen. So muss sie während der ganzen Jahre in ein und derselben Kleidung verbringen, hat keine Möglichkeit sich zu waschen oder die Zähne zu putzen. Essen und Trinken erhält sie einmal pro Tag durch eine Schleuse und das war es auch schon. Kommunikation findet nur einmal im Jahr zu ihrem Geburtstag statt. Die Entführer halten sie wie ein Tier und Merete droht mehr als einmal, an ihrer Gefangenschaft zu zerbrechen.

Trotz der beklemmenden Geschichte gelingt es Jussi Adler-Olsen zwischendurch immer wieder, einem zum Schmunzeln und stellenweise sogar zum Auflachen zu bringen. Sein Protagonist Carl ist herrlich zynisch, selbstironisch und ein absoluter Einzelgänger. Ihm zur Seite steht ihm der Syrer Assad, eigentlich nur als Putzmann und "Mädchen für alles" gedacht, entwickelt er sich im Lauf der Story zu einem unverzichtbaren Helfer mit ungeahnten Fähigkeiten. Die Kabbeleien der Beiden sind erfrischend und lockern das Ganze etwas auf. Auch die anderen Charaktere sind sehr facettenreich, lebendig beschrieben und überraschen ein ums

9 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Dunkelziffer
Dahl, Arne

Dunkelziffer


ausgezeichnet

Klassenfahrt mit ungewissem Ausgang

Kurz vor Mittsommer reist eine 7. Schulklasse nach Saltbacken in Nordschweden. Eines Mittags ist die 14-jährige Emily spurlos im Wald verschwunden. Die sofort eingeleitete Suche bleibt erfolglos. Da in der Gegend mehrere Fahrzeuge mit baltischem Kennzeichen gesichtet wurden und zudem drei polizeilich bekannte Pädophile in dieser Gegend wohnen, wird die A-Gruppe um Kerstin Holm eingeschaltet. Drei Mitglieder des Teams reisen vor Ort, die anderen versuchen von Stockholm aus, den Fall zu lösen. Emily bleibt unauffindbar und schon bald stellt sich heraus, dass sie ein dunkles Geheimnis hütet.

Arne Dahl beginnt seinen Krimi etwas ungewöhnlich, nämlich mit den Zeugenaussagen der befragten Schüler, Eltern und Lehrer von Emily. So erfährt man mit ihren Worten etwas von dem Verschwinden von Emily und ist somit gleich auf demselben Sachstand wie die A-Gruppe. Neben dem Handlungsstrang um das Verschwinden der Schülerin sind zusätzlich noch weitere Erzählstränge mit eingebunden, die so scheinbar gar nichts mit dem aktuellen Fall zu tun haben. So ist z. Bsp. auch Paul Hjelm in eine interne Ermittlung involviert und erst mit der Zeit kristallisiert sich heraus, wie diese mit der eigentlichen Handlung in Verbindung steht.

Der Krimi ist somit von Anfang an sehr komplex angelegt und erst so nach und nach finden die scheinbar losen Fäden zu einem Fall zusammen, der zum Schluss schlüssig gelöst wird. Die hierdurch entstehenden Wendungen, die der Fall mehrmals annimmt, bleibt die Spannung durchweg auf hohem Niveau. Der Schreibstil von Arne Dahl ist gewohnt flüssig, ruhig, nachdenklich und stellenweise auch etwas melancholisch. Das Thema Pädophilie behandelt er sensibel und einfühlsam und beleuchtet es teilweise auch ein wenig aus Sicht der Täter.

Natürlich lässt Arne Dahl auch dem Zwischenmenschlichen wieder viel Raum und so wird das Privatleben der gesamten Mitglieder der A-Gruppe weitererzählt, was jedoch immer wieder geschickt und abwechslungsreich in die Story eingebaut ist und niemals überhandnimmt. Hier ist es zwar ratsam, bereits einige Fälle der A-Gruppe gelesen zu haben, aber selbst für Neueinsteiger sind die Verhältnisse der einzelnen Charaktere zueinander recht schnell zu überblicken.

Alles in allem ein hervorragend komplexer und spannender Krimi, mit gewohnt sensibler Darstellung seiner Protagonisten und einem brisanten Thema.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Mr. Monster / John Cleaver Bd.2
Wells, Dan

Mr. Monster / John Cleaver Bd.2


sehr gut

Die Welt aus Sicht eines Soziopathen

Nach einer Mordserie, die Clayton County in Atem gehalten hat und genauso plötzlich abbrach wie sie anfing, kehrt langsam wieder Ruhe in die Stadt ein. Hier in Clayton lebt auch der 16-jährige Schüler John Cleaver, zusammen mit seiner Mutter April über einem Leichenschauhaus. Doch eines Tages beginnt das Morden wieder. Treibt ein neuer Serientäter sein Unwesen in Clayton County? John lassen die Morde an den jungen Frauen keine Ruhe und er versucht wieder einmal selbst, den Mörder zu stoppen.

John bezeichnet sich selbst als einen Soziopathen, der für sich selbst Regeln aufstellt, wie z. Bsp. Du sollst keine Tiere töten oder ich werde nichts verbrennen. Im Fachjargon nennt man dies antisoziale Persönlichkeitsstörung. Mit diesen aufgestellten Regeln versucht John mit allen Mitteln, den „bösen Teil“ in ihm, den er als Mr. Monster bezeichnet, in Schach zu halten.

Der zweite Teil der Trilogie wird aus Sicht von John erzählt. So erhält man gleich zu Anfang einen sehr guten Einblick in seine Psyche, der Dan Wells sehr viel Raum in seinem Thriller einräumt. Diese Erzählungen über die Gedankenwelt von John sind besonders für Leser informativ, die den ersten Teil „Ich bin kein Serienkiller“ nicht gelesen haben. So erhält man noch mal einen kurzen Abriss über die Geschehnisse im ersten Teil und lernt auch John und seine kleine Welt besser kennen.

Es dauert etwas, bis ersichtlich wird, in welche Richtung der Thriller sich entwickelt und anfangs gleicht das Buch eher den Erzählungen eines sozial gestörten Jungen, der mit Hilfe seiner vielen Regeln versucht, seine Leben als Soziopath zu meistern. Doch wie aus dem Nichts nimmt der Thriller eine wirklich überraschende Wendung und die Spannung zieht extrem an, die bis zum Schluss auf sehr hohem Niveau bleibt.

Der Schreibstil von Dan Wells ist zu jeder Zeit sehr fesselnd, flüssig und unterhaltsam. Allerdings sind seine Beschreibungen der Einbalsamierungen einiger Leichen nicht unbedingt jedermanns Geschmack und sehr ausführlich gehalten. Wobei er sich bei den Folterungsszenen eher zurückhält und hier der Fantasie des Lesers mehr Platz einräumt.

Fazit: Ein gelungener 2. Teil, der der Person John Cleaver viel Raum lässt und sich erst zur Mitte hin zu einem nervenaufreibenden Horrorthriller entwickelt.

Bewertung vom 19.05.2010
Eisiges Blut
Masello, Robert

Eisiges Blut


sehr gut

Mysteriöse Ereignisse auf der Krim, die bis in die Gegenwart reichen

Als der Fotojournalist Michael Wilde den Auftrag erhält, für eine Fotoserie an den Südpol zu reisen, kommt dies seinem Gemütszustand nur recht. Durch einen Unfall liegt seine langjährige Freundin Kristin im Koma und Michael quält sich seitdem mit Schuldgefühlen. So genießt er die Abwechslung der beschwerlichen Anreise und schon schnell ist auch seine Abenteuerlust wieder geweckt und er stürzt sich voller Elan in das Abenteuer Südpol. Ohne Probleme findet er sich mit den unwegsamen Begebenheiten eines Forschungscamps zurecht und freundet sich schnell mit der Ärztin Charlotte und dem Wissenschaftler Darryl an. Als Darryl einen Tauchgang unternehmen will, ist Michael mit Begeisterung dabei, doch dieser Tauchgang wird sein Leben wie auch das der Bewohner des Forschungscamps entscheidend verändern. Nahe einem Gletscher ist eine Frau in Ketten gefesselt im Eis eingefroren, in ihrer Nähe wird noch eine Truhe entdeckt. Schnell kann er den Leiter den Forschungscamp von der Bergung überzeugen. Kaum ist die Eisleiche samt Truhe im Forschungscamp angekommen, überschlagen sich die Ereignisse.

Sehr anschaulich erzählt Robert Masello das Leben auf einem Forschungscamp am Südpol mit seinen ganzen Unwegsamkeiten, die das menschenfeindliche Wetter mit sich bringen. So taucht man mühelos in die Story ein und auch die teils wissenschaftlichen Erklärungen einiger Forschungsgebiete sind informativ und interessant in die Story eingearbeitet. Und das ist die Geschichte auch anfangs bis ca. zur Mitte des Buches hin: Ein spannender, interessanter Wissenschaftsthriller. Tja, und dann wird’s mystisch bis phantastisch und – so ging es mir zumindest – ist man erst einmal etwas verwundert über die Wandlung, welche die Geschichte nimmt. Wenn man sich jedoch auf diesen Genrewechsel einlässt, bleibt die Story spannend erzählt, bedingt auch durch den wirklich flüssigen, lebendigen Schreibstil von Robert Masello.

Die Geschichte wechselt ständig zwischen Michael, den Geschehnissen im Forschungscamp und dem Leben von Eleanor und Sinclair Ende des 19. Jahrhunderts, bis sich schließlich beide Handlungsstränge in der Gegenwart wiederfinden. Auch in der Gegenwart bekommt man durch Rückblicke von Eleanor und Sinclair ihre Geschichte bis zum Auffinden im Eis erzählt. Dies ist durchweg spannend umgesetzt und die Wechsel wurden vom Autor gut gelegt, somit ist ein Weiterlesen meist unumgänglich.

Die Charaktere beschreibt der Autor sympathisch und detailreich, sodass man sehr schnell eine Vorstellung von ihnen erhält, besonders hier von seinem Protagonisten Michael. Allerdings sind die Figuren jetzt nicht unbedingt tiefgreifend beschrieben. So werden die Schuldgefühle von Michael, welche er durch den Unfall von Kristin hat, doch eher oberflächlich abgehandelt. Ok, dafür ist es halt auch ein Thriller bzw. Abenteuerroman, wo man dies auch nicht unbedingt erwartet. Warum der Autor diese Nebenstory jedoch eingebaut hat, bleibt mir ein Rätsel, da dies absolut unnötig für die Story ist und der Figur hierdurch keine Tiefe verliehen wird.

Fazit: Was wie ein Wissenschaftsthriller beginnt, endet als Fantasy Roman mit Science Fiction-Einschlag. Wer sich auf diesen abrupten Genrewechsel einlässt, bekommt eine interessante, spannende Geschichte geboten.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.