Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Mikka Liest
Wohnort: 
Zwischen den Seiten
Über mich: 
⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2014
Unter Strom / Die Liga der Siebzehn Bd.1
Evans, Richard P.

Unter Strom / Die Liga der Siebzehn Bd.1


ausgezeichnet

Pro:
Wenn ich mir das Titelbild so anschaue, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es auch Jungen im Alter von 12 aufwärts anspricht. Eine meiner Meinung nach sträflich vernachlässigte Zielgruppe! Das Cover schreit geradezu heraus, dass es hier um junge Superhelden mit coolen Fähigkeiten geht; es verspricht Action, Gefahr und rasante Wendungen - und ich finde, es verspricht nicht zuviel.

Es geht um 14-jährige "Mutanten" mit besonderen Fähigkeiten, die sie für gute oder böse Ziele einsetzen: Superhelden und Superschurken sozusagen. Es geht um die geheimnisvolle Akademie, die diese jungen Leute ausbilden will, wobei nicht direkt klar ist, inwiefern es ihnen um das Wohl der Teenager geht oder um ihre eigene Macht.

Das erinnert in den Grundzügen mehr als nur ein bisschen an X-Men, Teen Titans und Co, aber der Autor macht daraus etwas ganz Eigenes, Originelles. Das fängt schon mit dem Protagonisten an: Michael ist klein und eher schüchtern, und er hat das Tourette-Syndrom, was eine ernsthafte Behinderung für ihn darstellt und ihn zum Mobbing-Opfer macht. Und trotzdem ist er der Held des Buches: er ist mutig, loyal, einfallsreich und sympathisch. Ich fand das großartig. Was für eine positive Botschaft für junge Leser mit Einschränkungen und Behinderungen - du kannst trotzdem alles schaffen. Du kannst der Held in deiner ganz eigenen Geschichte sein! Fantastisch fand ich, dass Michael nicht ständig auf das Tourette-Syndrom reduziert wird; es wird zwar immer wieder erwähnt, aber es wird auch deutlich gezeigt, dass Michael viel mehr ist als nur das.

Auch die anderen Charaktere fand ich überwiegend gut gelungen; nur ein paar wenige bleiben etwas blass, aber ich hoffe darauf, dass in den nächsten Bänden mehr auf sie eingegangen wird. Mir gefiel besonders Michaels bester Freund Ostin, der keine Superfähigkeiten hat, das aber mit seiner enormen Intelligenz ausgleicht. Auch Michaels heimlicher Schwarm Taylor wurde mir im Lauf des Buches immer sympathischer, und mir gefiel, wie der Autor damit spielt, dass man Menschen nicht nach dem ersten Eindruck beurteilen kann. Michael ist mehr als sein Tourette-Syndrom, Ostin ist mehr als seine komplett fehlende soziale Kompetenz, Taylor ist mehr als ihr tolles Aussehen und ihre Popularität in der Schule. Sogar die "Schurken" dieser Geschichte sind mehr, als sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.

Dabei überlässt der Autor allerdings viel dem Leser und seiner Vorstellungskraft, statt es detailliert und tiefgehend zu beschreiben. Der Schreibstil ist oft etwas einfach, mit eher kurzen Sätzen, aber ich fand das (ausnahmsweise) nicht störend, sondern sogar passend. Das liest sich fast wie ein Drehbuch, es liest sich schnell und rasant, und meiner Meinung nach gibt einem der Autor genug an die Hand, dass man das Kopfkino anschmeissen kann.

Ich fand die Geschichte sehr spannend und habe sie in einem Rutsch durchgelesen; die nächsten Bände werde ich mir auf jeden Fall auch kaufen.

Kontra:
So gerne ich es auch mochte, dass die Charaktere nicht NUR böse oder NUR gut sind - bei ein paar Charakteren ging mir die Wandlung vom fiesen Widersacher zum neuen Freund zu schnell und problemlos. Zum Beispiel: ein Charakter, der es gerade noch genossen hat, andere Menschen zu quälen, und der offensichtlich darauf gedrillt wurde, skrupellos zu sein, erfährt etwas über seine Vergangenheit und wird direkt zum reuigen Verbündeten.

Manchmal fehlte mir etwas der Tiefgang, aber andererseits ist es wahrscheinlich durchaus gewollt, dass der Schwerpunkt auf der Action liegt.

Zusammenfassung:
"Die Liga der 17" ist ein schnelles, unterhaltsames Buch mit ungewöhnlichen Helden. Es liest sich wie ein Actionfilm für Jugendliche, und mehr oder weniger sollte man vielleicht nicht erwarten.

Bewertung vom 04.03.2014
Der Kreis der Fünf / The Legion Bd.1
Garcia, Kami

Der Kreis der Fünf / The Legion Bd.1


ausgezeichnet

Pro:
Ich bin ein bekennender Cover-Käufer: wenn mir ein Titelbild richtig gut gefällt, kann ich einfach nicht wiederstehen. Manchmal falle ich damit allerdings gründlich rein. Außen hui, innen pfui. Heiße Luft und nichts dahinter. Hübsche Verpackung und das wars.

...dieses Mal aber nicht, ganz im Gegenteil!
"The Legion" ist eine rasante, actiongeladene, oft gruselige Achterbahnfahrt, die alles bietet, was ich mir von einer Geistergeschichte erhoffe. Die Dinge gehen Schlag auf Schlag, ohne Atempause, und die Autorin braucht dabei keine Unmengen von Blut und Gewalt, um Spannung zu erzeugen - mir war das sehr recht. Gänsehaut statt Gemetzel!

Die Geschichte folgt einem bewährten Schema: ein paar Teenager finden sich in einer Lage wieder, in der sie Aufgaben übernehmen müssen, mit denen die meisten Erwachsenen nicht zurechtkommen würden. So ganz hilflos sind sie nicht, denn sie haben coole Fähigkeiten, aber sie stolpern trotzdem von einer brenzlichen Lage in die andere. Soweit, so stereotyp, aber Kami Garcia schafft es, das dem Leser frisch und originell zu präsentieren, so dass man nie das Gefühl hat, man hätte sowas schonmal gelesen.

Die Hauptcharaktere haben mir allesamt gut gefallen, da war wirklich nicht einer dabei, über den ich NICHT gerne gelesen hätte. An Kennedy mochte ich sehr gerne, dass sie nicht direkt und automatisch zum wichtigsten, tollsten, mächtigsten Mitglied der Legion wird, sondern erstmal die ist, die keine Ahnung von Geistern hat, keine Waffen bauen kann, keine Kampftechniken beherrscht und auch sonst erstmal das fünfte Rad am Wagen ist. Sie macht Fehler, sie erstarrt vor Angst, sie ist ungeschickt... Denn mal ehrlich, alles andere wäre doch unrealistisch für ein Mädchen, das vor wenigen Tagen noch nicht mal wusste, dass es Geister gibt. Aber sie ist auch mutig und einfallsreich, und sie HAT besondere Fähigkeiten, auch wenn die erstmal nicht sehr nützlich zu sein scheinen.

Die Übersetzung hat mich sehr beeindruckt. Es kann schnell unglaublich schief gehen, wenn Jugendsprache vom Englischen ins Deutsche übersetzt wird, aber Kennedy, Priest, Alara, Lukas und Jared klingen völlig natürlich, als könnte eine Gruppe deutscher Jugendlicher genau so sprechen. Überhaupt hat mir der Schreibstil sehr, sehr gut gefallen und las sich runter wie nichts.

Kontra:
Mein einziger kleiner Wermutstropfen: unsere Protagonistin Kennedy trifft direkt am Anfang auf die Zwillinge Jared und Lukas. Lukas ist der liebe, nette Junge, Jared der komplizierte, düstere. Dreimal dürft ihr raten, in wen Kennedy sich verliebt? Richtig. Sie verliebt sich also in den einen Zwilling, und der andere entwickelt trotzdem Gefühle für sie - die klassische Dreiecksgeschichte. Das mag ich normalerweise ü-ber-haupt nicht, aber ich muss der Autorin zugute halten, dass es sich hier noch in erträglichen Grenzen hält und die Liebesgeschichte sogar ziemlich schön und nicht zu kitschig war.

Zusammenfassung:
"The Legion" ist eine coole, rasante, gruselige, spannende Geschichte um fünf Jugendliche, die die Welt retten müssen - und dabei doch irgendwie auch ganz normale Teenager sind. Mich hat das wunderbar unterhalten!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2014
Die Jägerin / Zeitsplitter Bd.1
Terrill, Cristin

Die Jägerin / Zeitsplitter Bd.1


ausgezeichnet

Pro:
Schon der Auftakt des Buches ist grandios und schmeisst einen direkt mitten in Ems klaustrophobische Welt. Hunger und Schmerzen sind alles, was sie Tag für Tag erwarten, und dennoch bleibt sie standhaft und hütet ihre Geheimnisse gegenüber dem sadistischen Direktor und dem zwiespältigen Doktor. Mit Finn, ihrem Mitgefangenen, verbindet sie eine verzweifelte Liebe, auch wenn sie sich niemals sehen sondern nur durch die Lüftungsschlitze miteinander sprechen können. Immer wieder fällt Ems Blick auf den Abfluss in ihrer Zelle, und sie hat das untrügliche Gefühl, dass sich darin ein großes Geheimnis verbirgt... Als es ihr gelingt, dieses Geheimnis zu ergründen, beginnt eine actionreiche Reise durch die Zeit, voller unerwarteter Wendungen.

Zwar ist Zeitreise an sich keine neue Idee, aber hier wird das Konzept verbunden mit der rührenden Geschichte einer ersten Liebe - die unaufhaltsam den Grundstein legt für etwas Furchtbares. Hier werden viele ethische Fragen aufgeworfen: ist es z.B. vertretbar, in der Vergangenheit jemanden zu töten, der zu diesem Zeitpunkt noch nichts Schlimmes getan hat? Kann es von Em und Finn verlangt werden, sich selber zu opfern, um die Vergangenheit zu korrigieren?

Für mich war das Buch wie eine Achterbahnfahrt - manchmal sieht man den Abgrund schon kommen, aber man kann sich nur festhalten und auf das Beste hoffen. Viel von der Spannung entstand dabei nicht so sehr durch die Frage, ob Em und Finn die Dystopie, in der sie leben, in eine Utopie verwandeln können, sondern aus ihren Emotionen und den Emotionen ihrer früheren Ichs. Und das ist meiner Meinung nach gut so. Mit zwei unerschrockenen Helden, die unbeirrt die Welt retten, hätte ich nicht so mitfühlen können wie mit diesen zwei jungen Menschen, die zweifeln und hadern und dabei auch öfter einmal scheitern.

Dabei waren Em und der ältere Finn für mich stärkere Charaktere als Marina und der jüngere Finn. Sie sind durch die Hölle gegangen und daran gewachsen, und das macht sie unglaublich interessant. Womit ich nicht sagen will, dass mich ihre jüngeren Ichs nicht interessiert hätten - aber sie sind eben völlig normale Teenager, mit Teenagersorgen. Allerdings ist gerade dieser Gegensatz manchmal ein richtiger Schock-Effekt, denn er bringt einem erst wirklich nahe, wie katastrophal und hoffnungslos die Zukunft ist. Der dritte zentrale Charakter, James, war vielleicht der interessanteste - denn er ist in der Gegenwart schon von Ängsten und Zweifeln getrieben.

Viel mehr kann ich jetzt nicht verraten, ohne ZUVIEL zu verraten!

Das Buch ist keine kitschige Liebesschnulze, aber Liebe und Verrat sind immer wiederkehrende Grundthemen, und die starken Emotionen, die daraus entstehen, sind wie der Treibstoff für diese Geschichte.

Den Schreibstil fand ich wunderbar, sehr eindringlich und lebhaft. Ob die Geschichte nun gerade in Ems Zelle spielt oder auf einer glamorösen Party, die Marina besucht, man kann die Szenen immer sehr gut vor sich sehen.

Kontra:
Die ein oder andere Entwicklung habe ich kommen sehen, aber ich hatte nie das Gefühl, als Leser schon so viel erahnen zu können, dass die Spannung verloren geht. Wie schon gesagt, die Spannung entstand für mich ohnehin mehr aus der emotionalen Entwicklung der Charaktere.

Zusammenfassung:
Das Buch ist definitiv nicht nur interessant für Teenager. Es ist intelligent, gut geschrieben und wie ein Hauch frischer Wind in der dystopischen Literatur für Jugendliche. Ich war fast etwas traurig, als das Buch vorbei war!

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2014
9 - Die Wiederkehr
Pen, Paul

9 - Die Wiederkehr


gut

Pro:
Die Grundidee des Buches ist großartig - ein komplexer Kleinstadt-Thriller mit mystischen Elementen, und nebenher noch Impressionen einer dysfunktionellen Familie. Ein paar Mal dachte ich, ich hätte jetzt verstanden, was vor sich geht und könnte mir schon denken, wie es ausgeht, aber der Autor hat einige unerwartete Wendungen eingebaut!

Für mich war das Buch von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Allerdings ist es weniger eine nervenzerfetzende Spannung, die sich auf Action, Blut und Gewalt aufbaut, sondern eher eine leise Spannung, die zum großen Teil darauf beruht, dass man mit dem armen kleinen Léo mitfiebert.
Léo ist ein ungewöhnlicher Thriller-Protagonist. Er ist hochintelligent, belesen und an vielen Dingen interessiert - aber in der Schule wird er erbarmungslos gequält und gemobbt, und seine Eltern geben ihm nicht den Rückhalt, den er bräuchte. Er hat mir unendlich leidgetan, denn er ist eigentlich ein ganz lieber kleiner Junge, der das alles nicht verdient hat!

Seine Mutter ist insofern ein gut geschriebener Charakter, dass ich sie im Laufe des Buches immer mehr gehasst habe, und das muss ein Autor auch erstmal schaffen. Man gewinnt immer mehr den Eindruck, dass Léo für sie kaum mehr ist als das obligatorische Vorzeigekind, das zu einer Bilderbuchehe eben dazugehört. Solange er "funktioniert", gibt sie vor anderen Eltern hemmungslos damit an, wie intelligent er ist. Aber als er von der Norm abweicht, weil er sich ihrer Meinung nach "gestört" verhält, wird sie ihm gegenüber kalt und oft geradezu bösartig. Beinahe genüsslich macht sie sich über ihn lustig, und als sie einmal danebensteht, als seine Klassenkameraden ihn quälen, greift sie nicht ein, sondern bestraft ihn sogar noch dafür. Der Vater liebt Léo offensichtlich sehr, aber er ist ein schwacher Mensch, der sich nicht gegen seine Frau durchsetzt.

Es gibt auch noch andere interessante Charaktere, aber ich will hier noch nicht zu viel über die Handlung verraten!

Kontra:
In manchen Passagen fand ich den Schreibstil wenig ansprechend. Mal sehr kurze Sätze, dann scheinbar wahllos ausufernde Beschreibungen... Oft gibt es sehr schnelle, hektische Perspektivenwechsel. In einem Satz sehen wir die Szene aus den Augen des einen Charakters, im nächsten Satz aus den Augen eines anderen, und dann wieder zurück. Das fand ich zum Teil sehr störend. In anderen Passagen fand ich den Schreibstil wiederum sehr gut, mit tollen Bilden.

Das Ende... Da will ich noch nichts verraten, aber ich war hin- und hergerissen zwischen Enttäuschung und Bewunderung, bin aber doch eher enttäuscht. Vieles blieb einfach ohne Erklärung.

Zusammenfassung:
Trotz der Schwächen ist "9 - Die Wiederkehr" ein lesenswertes, spannendes Buch, das in keine Schublade passt!

Bewertung vom 02.03.2014
Fame Junkies
Rhue, Morton

Fame Junkies


gut

Pro:
Das Wort "Junkies" im Titel und das weinende Mädchen auf dem Cover machen direkt klar - in diesem Buch geht es nicht um die glitzernde Fassade der Promi-Welt der Reichen, Schönen und Berühmten, sondern um die Abgründe dahinter.

Jamie hat im zarten Alter von 15 einen fotografischen Volltreffer gelandet: eine Reihe von Fotos von einer Prominenten, auf denen die ihren kleinen Sohn ohrfeigt. Die Fotos verkaufen sich für eine unglaublich große Summe an Magazine und Zeitungen, und Jamie hat Blut geleckt. So einfach ist das? Sie beginnt ihre Karriere als jüngste Paparrazza des Landes und verbringt fortan ihre Freizeit damit, vor den Häusern von Prominenten, vor angesagten Clubs und teuren Restaurants zu lauern, in der Hoffnung auf eine weitere spektakuläre Aufnahme. Die anderen Paparrazzi schauen verächtlich auf sie herunter, aber dann gelingt Jamie ein Jahr später noch ein Volltreffer. Sie wird zu Talkshows eingeladen, in der Zeitung wird über sie berichtet, und am besten: die junge Schauspielerin Willow Twines lädt sie ein, eine Woche bei ihr zu leben und eine Fotoreportage über sie zu schießen. Aber diese Woche öffnet Jamie die Augen darüber, was Ruhm aus den Menschen machen kann - und derweil jagt ihr bester Freund eben diesem Ruhm nach und ist bereit, dafür alles zu opfern.

Das Thema ist spannend, und im Zeitalter von DSDS und Deutschland sucht den Superstar auch in Deutschland topaktuell. Junge Menschen pilgern zu Tausenden zu den Castings solcher Sendungen, in der Hoffnung, über Nacht berühmt zu werden, ohne zu ahnen, was für eine erbarmungslose Maschinerie sie dabei verschlucken und verbraucht wieder ausspucken könnte.

Jamie war mir sympathisch, und ich konnte ihren Drang, als Star-Fotografin berühmt zu werden, trotz allem nachvollziehen - in dem Alter sucht man sich noch selbst und träumt davon, das eigene Leben zu etwas ganz Besonderem zu machen! Wer hätte mit 16 schon die Einladung ausgeschlagen, eine Woche einen Star zu begleiten und dafür noch viel Geld zu bekommen? Manche ihrer Entscheidungen sind sicher nicht sehr weise, und sie verliert für eine Weile aus den Augen, was wirklich wichtig ist. Zum Beispiel vernachlässigt sie sowohl ihren Freund als auch ihren besten Kumpel auf ihrer Jagd nach Ruhm, und das hat katastrophale Folgen... Aber sie hat im Prinzip das Herz am rechten Fleck und lernt aus ihren Fehlern - wenn auch manchmal zu spät.

Kontra:
Viele der Charaktere blieben für mich sehr blass. Jamies Freund ist eine farblose Randerscheinung. Er ist ehrgeizig, er spielt hervorragend Klavier, aber ich habe nicht das Gefühl, ihn wirklich kennengelernt zu haben. Auch Jamies bester Kumpel hat viel Potential, das nicht voll ausgeschöpft wird - er will Schauspieler werden, und er schreckt nicht einmal davor zurück, in Mexiko fragwürdige Schönheitsoperationen durchführen zu lassen, wobei er das Geld dafür mit noch fragwürdigeren Methoden verdient. Obwohl manche Kapitel aus seiner Sicht erzählt werden, blieb vieles unbeantwortet und ich konnte einfach nicht wirklich mit ihm mitfühlen. Mir kam es so vor, als seien alle Charaktere nur Kulisse für Jamie.

Die Geschichte springt oft scheinbar willkürlich zwischen Zeiten und Orten hin und her. Besonders am Anfang fand ich es schwierig, im Kopf zu behalten, was auf welcher Zeitebene passiert ist. Die Verwirrung gab sich nach einer Weile, aber die ständigen Sprünge haben mich immer wieder etwas aus der Geschichte herausgerissen.

Zusammenfassung:
Ein spannendes Thema, eine sympathische junge Heldin... Leider krankt die Geschichte etwas an verwirrenden Zeit- und Ortssprüngen und an blassen Nebencharakteren.

Bewertung vom 02.03.2014
Die Seelen der Nacht / All Souls Bd.1
Harkness, Deborah

Die Seelen der Nacht / All Souls Bd.1


ausgezeichnet

Pro:
Das Cover gefällt mir an sich sehr gut, aber ich hätte dahinter keinen anspruchsvollen, hervorragend geschriebenen Urban-Fantasy-Roman erwartet - denn genau das ist "Seelen der Nacht".

Das Buch wurde schon als alles Mögliche angepriesen, darunter: "Twilight für Erwachsene", "Harry Potter für Erwachsene"... Meiner Meinung nach erweckt das völlig falsche Erwartungen. Mit "Twilight" hat "Seelen der Nacht" nur gemein, dass es eine Liebesgeschichte zwischen einem Vampir und einer sterblichen Frau gibt, und das war es auch schon. Mit Harry Potter gibt es noch weniger Übereinstimmungen: Menschen, die magische Fähigkeiten haben. Mehr nicht.

Ich wüsste nicht, mit welchem Buch ich "Seelen der Nacht" vergleichen würde, denn es ist etwas ganz Eigenes, Neues, Originelles. Es spielt überwiegend im gediegenen, altehrwürdigen Milieu der Oxforder Universitäten, und die Protagonistin ist eine gebildete, angesehene Professorin und Historikerin Mitte 30. Mir hat sehr gut gefallen, dass hier zur Abwechslung mal kein Teenager im Mittelpunkt steht, sondern eine Frau, die schon erfolgreich mitten im Leben steht! So fand ich es viel plausibler, dass sich Matthew, mit seinen 1500 Jahren Lebenserfahrung, von ihr angezogen fühlt. Die Liebesgeschichte spielt dabei zwar eine größere Rolle, ist aber weder kitschtriefend, noch beschränkt sich die vielschichtige Handlung darauf. Sehr erfrischend fand ich auch, dass sie sich langsam entwickelt und nicht direkt von der ganz großen Liebe die Rede ist!

Was mich am meisten an diesem Buch beeindruckt hat: durch die Seiten weht stets der Atem der Geschichte, und man merkt, dass die Autorin selber Historikerin ist. In die Handlung fließt eine Fülle an geschichtlichen Informationen ein, und dabei baut sie geschickt die paranormalen Spezies in unsere Welt ein und verwurzelt sie in unserer Historie. Man gewinnt wirklich den Eindruck, dass hinter jeder davon - Hexen, Vampire und Dämonen - eine komplexe Gesellschaft mit ganz eigenen Regeln steht.

Den Schreibstil finde ich fantastisch. Er spricht alle Sinne an - die Autorin beschreibt detailverliebt, was die Protagonisten sehen, hören, riechen, schmecken. So eine Unmenge an Details kann schnell ermüdend und überflüssig wirken, aber hier fand ich sie wunderbar eingesetzt, denn ich hatte das Gefühl, dass ich in jeder Szene beim Lesen in die Welt des Buches eintauche und die Geschehnisse miterlebe. Spannung baut sich dabei eher langsam auf, aber ich habe mich dennoch nie gelangweilt.

"Die Seelen der Nacht" ist sicher keine leichte Lektüre für nebenher, und mit 800 Seiten auch ein richtiger Wälzer. Man muss hier schon mit- und nachdenken, und man muss eine gute Portion geschichtliche Neugier mitbringen, aber es lohnt sich!

Kontra:
Diana ist mir im Laufe des Buches etwas zu mächtig geworden. Sie hat sich den Großteil ihres Lebens gegen ihr magisches Erbe aufgelehnt und sich geweigert, etwas darüber zu lernen, geschweige denn, Zaubersprüche zu lernen oder ihr Talent zu üben. Und dennoch entdeckt sie an sich eine mächtige, seltene Fähigkeit nach der anderen. Ich hoffe, dass im nächsten Band mehr darauf eingegangen wird, wieso das so ist, und dass es einen guten Grund dafür geben wird.

Zusammenfassung:
Man muss Zeit, Muße und ein gewisses Interesse an Geschichte mitbringen, um dieses Buch zu lesen und zu lieben, aber dann ist es eine großartige Lektüre!

Bewertung vom 23.02.2014
Die sanfte Entführung des Potsdamer Strumpfträgers
Ritter, Christian

Die sanfte Entführung des Potsdamer Strumpfträgers


ausgezeichnet

Pro:
Der Titel ist genial - wer stutzt da nicht erstmal und macht sich hochintellektuelle Gedanken wie: "Häh?" Dazu kommen auf dem Cover noch ein Huhn und die erstaunlich gepflegten Beine (knieabwärts) eines Mannes. Entführung, Huhn, Strümpfe? Das kam mir ein bisschen vor wie eines dieser altmodischen Bilderrätsel, nur dass ich keine Ahnung hatte, was hier die Lösung sein könnte.

Dass hinter dem Ganzen ein aberwitziger Roman über zwei einsame, etwas verkrachte Existenzen und ihre (platonische) Liebe zu "Wer wird Millionär?" und Günther Jauch steht, darauf wäre ich nie gekommen. Ist es ein Krimi? Nicht wirklich, denn die Entführung ist so sanft, dass man darüber nur lächeln kann. Ist es ein hochanspruchsvolles Juwel der Gegenwartsliteratur? Hmmmm, jein. Ist es zum Schreien komisch und dabei auch irgendwie rührend und positiv? Absolut!

Zum Thema "Originalität" kann ich nur sagen: habt IHR schon einmal einen Roman darüber gelesen, wie Günther Jauch entführt wird? Eben. Ich auch nicht. Und es ist ja nicht nur das - es ist auch, wie hier das Leben in einer Kleinstadt beschrieben wird: das ist alles so überzogen und komisch, und dabei irgendwie auch wahr und echt... Der Autor zeigt mit Augenzwinkern und sanftem Lächeln die ganze Abstrusität hinter der stinknormalen Fassade. Ich LIEBE es.

Obwohl es kein Krimi ist, ist es überraschend spannend, denn ich wollte so, so verzweifelt, dass für Paul und Herr Müller (und seine Freundin Katja) endlich mal etwas richtig läuft... Ich wollte ein Happy-End für diese kauzigen Anti-Helden, weil sie trotz all ihrer Ecken und Kanten und Marotten und Schrulligkeiten einfach liebenswert sind. Besonders Paul hätte ich manchmal knuddeln können.

Und wie hier Herr Jauch beschrieben ist - kostbar. Ich habe KEINE Ahnung, ob sich Günther Jauch privat auch nur annähernd so benimmt wie in diesem Buch, aber ein kleiner Teil von mir möchte es gerne glauben, denn er ist so wunderbar sympathisch! Übrigens ist der nicht der einzige Promi, der hier einen kleinen Auftritt hat - auch Heidi Klum gibt sich die Ehre, und auch sie ist auf eine Art und Weise dargestellt, dass man sich vorstellen kann, dass sie so etwas wirklich sagt und tut.

Der Schreibstil ist... speziell. Denn Paul erzählt uns die Geschichte, und Paul hat eine ganz eigene Art zu denken. Seine Gedanken sind oft naiv, manchmal staubtrocken, gelegentlich pedantisch, aber insgesamt großartig. Habe ich schon gesagt, dass ich dieses Buch liebe? Ich habe so oft laut und herzlich gelacht, und am Schluss habe ich den Roman mit einem breiten, glücklichen Grinsen zugeklappt und bin beschwingten Schrittes zu dem Bücherregal gegangen, wo ich meine Lieblingsbücher aufbewahre. "Wer wird Millionär?" wird nie wieder dasselbe sein!

Kontra:
Kontra? Welches Kontra? Von mir aus hätte das Buch gerne doppelt so lange sein dürfen, aber mehr an Kontra fällt mir beim besten Willen nicht ein.

Zusammenfassung:
Es fällt mir schwer zu glauben, dass jemand dieses Buch NICHT mögen könnte, aber in aller Fairness muss ich eingestehen, dass der Humor vielleicht nicht jedermanns Sache ist und man deswegen mal reinlesen sollte. Aber mal ehrlich - ich lese normal überhaupt keine Bücher, die unter Humor stehen, und Bücher über spießige Kleinstädte und Bauern, die ernsthaft darüber nachdenken, sich für "Bauer sucht Frau" anzumelden, lese ich normal auch nicht, und ich liebe, liebe, liebe dieses Buch. Es ist witzig und goldig und aufbauend und stimmungserhellend und einfach wunderbar.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.02.2014
Sommernachtsschrei
Martini, Manuela

Sommernachtsschrei


weniger gut

Pro:
Die Grundidee ist richtig, richtig gut: das Buch ist aus Sicht eines Mädchens geschrieben, dessen Leben sich vor einem Jahr in einen Albtraum verwandelt hat. In einer Minute war sie noch endlich mit dem Jungen, in den sie verliebt war, alleine in einem Bootshaus und voller glücklicher Erwartung auf einen romantischen Ausflug auf den See - dann hatte sie einen Blackout, und als sie wieder bei sich war, lag der Junge tot vor ihr. Erschlagen. Anscheinend mit dem Ruder, das sie selber noch in der Hand hielt. Es folgte eine schreckliche Zeit in Untersuchungshaft, gefolgt von einem längeren Aufenthalt in einer Klinik... Im Endeffekt wurde sie aus Mangel an Beweisen freigelassen, aber sie selber kann sich nicht so einfach vergeben. Deswegen kehrt sie an den Ort der Tragödie zurück, in der Hoffnung, dass sie sich endlich wieder daran erinnern kann, was in den Minuten ihres Blackouts passiert ist - warum hat sie das getan? Sie mochte diesen Jungen doch!

Die Idee, einen Jugendthriller erst lange nach dem Mordfall beginnen zu lassen, und das aus Sicht der jungen Mörderin (ich will hier noch nicht verraten, ob sie das tatsächlich ist oder nicht), ist sehr originell, das habe ich so noch nicht gelesen. Und am Anfang fand ich es auch sehr spannend, denn ich wollte unbedingt wissen, OB sie es getan hat und wenn ja, WARUM! Aber... Siehe "Kontra".

Ich mochte Franziska gerne, und habe direkt mit ihr mitgefühlt. Die Zeit im Gefängnis war schrecklich für sie, und seither muss sie damit leben, dass ihre Eltern nicht mehr wissen, wie sie mit ihr umgehen sollen, und dass sie von den meisten ihrer ehemaligen Schulkameraden gehasst wird - und natürlich von der Familie des Jungen. Sie geht tapfer damit um, und statt einfach mit ihrem Leben weiterzumachen, stellt sie sich mutig ihrer Schuld und versucht, nicht nur für sich selbst die Wahrheit herauszufinden. Was die anderen Charaktere betrifft, muss ich leider wieder sagen: siehe "Kontra".

Den Schreibstil an sich fand ich gut und unterhaltsam, nur leider konnte mich das Buch eben inhaltlich nicht überzeugen.

Kontra:
Leider verpuffte die Spannung für mich relativ schnell, denn ich fand es schon nach wenigen Kapiteln zumindest in Grundzügen offensichtlich, was passiert war und ob Franziska den Jungen umgebracht hat oder nicht. Die Autorin versucht, eine ganze Menge falscher Fährten zu legen, aber die konnten mich alle nicht überzeugen - am Ende stellte sich genau das heraus, was ich direkt vermutet hatte. Sehr enttäuschend!

Viele der Charaktere, wie z.B. Franziskas Eltern, blieben sehr blass. Am wenigsten gefallen haben mir Franziskas sogenannte beste Freundinnen - drei zickige, arrogante Mädchen, bei denen ich nicht verstehen konnte, warum Franziska überhaupt mit ihnen befreundet sein will. Sie lässt sich direkt am Anfang von ihnen ausnutzen, indem sie Alkohol für sie stiehlt und sie durch die Gegend kutschiert (was nicht gut ausgeht), und auch danach hatte ich nie den Eindruck, dass die drei gut für Franziska sind. Eigentlich kam mir Franzi vor wie ein intelligentes Mädchen, und deswegen fand ich es unglaubwürdig, dass sie so blind ist, was ihre Freundinnen betrifft.

Es gibt eine Art angedeuteter Liebesgeschichte, die mir sehr aufgesetzt vorkam und das Buch meiner Meinung nach nicht wirklich bereicherte.

Zusammenfassung:
Eine wirklich vielversprechende Grundidee, aber für mich verpuffte die Spannung schnell, weil ich die Auflösung des Ganzen viel zu offensichtlich fand.

Bewertung vom 12.02.2014
Pinguine lieben nur einmal
Groh, Kyra

Pinguine lieben nur einmal


sehr gut

Pro:
Das Cover springt auf jeden Fall direkt ins Auge - oh, was für ein süßer kleiner Pinguin! Und was zieht er da, einen Maulwurf?! Höh, warum das denn? Ja, da will man doch direkt das Buch lesen! Und das lohnt sich auf jeden Fall. Wobei ich gestehen muss: da war ich mir erst alles andere als sicher drüber. Denn zuerst mochte ich Feli nicht, und Janosch noch viel weniger.

Feli ist wirklich MEGAkompliziert. Sie hat eine Menge Rituale; zum Beispiel hat sie einen ganz bestimmten Tag, an dem sie einkaufen geht, und dann auch immer in den gleichen Läden und in der gleichen Reihenfolge. So jung sie auch ist - sie ist Studentin -, ist sie schon wahnsinnig festgefahren in ihrem Leben. Sie will die Dinge genau SO, wie sie sie nun mal will. Und das immer. Sie kann nett sein, sie kann zickig sein. Sie kann großzügig sein, sie kann stur sein. Und faul ist sie außerdem, und das so richtig. Manchmal wollte ich sie erwürgen. Warum steht das also nicht bei "Kontra"? Weil es sie echt macht, und vielschichtig. Und irgendwann fiel es mir wie Schuppen von den Augen: so warst du in dem Alter manchmal auch. Und sooft ich sie würgen wollte, sooft wollte ich sie auch umarmen.

Außerdem macht sie in diesem Roman eine echte Entwicklung durch. Sie lernt, sich selber besser zu verstehen, und sie lernt, manchmal auch loszulassen und Dinge anders zu machen.

Ja, und dann wäre da Janosch. Der Klappentext verschweigt dezent, dass er blind ist - deswegen der Maulwurf auf dem Cover. Zuerst fand ich ihn unmöglich: unhöflich, unfreundlich, manchmal arrogant, und immer schnell dabei, sich wegen seiner Blindheit angegriffen zu fühlen. Ganz ehrlich, wäre ich Feli, ich hätte ihn spätestens nach drei fiesen Sprüchen innerlich abgehakt, und ich konnte nicht verstehen, warum sie sich stattdessen glühend in ihn verliebt hat. Aber auch das hat sich im Laufe des Buches immer mehr gelegt, weil ich ihn immer besser verstehen konnte. Ja, er ist immer noch ein zutiefst schwieriger Mensch, bis zum Schluss, aber das hat erstens seine Gründe, und zweitens entwickelt auch er sich grundlegend weiter.

Der Schreibstil lässt sich prima und flüssig lesen, und obwohl das Buch durchaus ein ernstes Grundthema hat, gibt es doch viele wirklich witzige Szenen - besonders mit Felis türkischem (und schwulen) Mitbewohner Cem, der einfach goldig ist! Mir hat diese Mischung aus Liebesgeschichte und echtem Tiefgang insgesamt sehr gut gefallen.

An der Liebesgeschichte gefiel mir besonders, dass sie nicht pappig zuckersüß war - hier geht es um zwei Menschen, die beide nicht einfach sind und erst lernen müssen, dass Liebe ein Geben und Nehmen ist, aber dass sich das lohnt. Für mich blieb bis zum Schluss spannend, ob sie es wohl schaffen würden.

Kontra:
Manchmal war mir Janosch doch ein bisschen ZU unausstehlich. Ja, er hatte es manchmal schwer im Leben, und ja, es ist sicher kein Zuckerschlecken, blind durchs Leben zu gehen, aber er lässt es manchmal doch zu sehr an anderen Leuten aus.

Zusammenfassung:
Eine Liebesgeschichte, aber eine realistische - und problematische. Können sich ein schwieriges, kompliziertes Mädchen, dass sich selber noch nicht gefunden hat, und ein unfreundlicher, sarkastischer Junge, der sich selbst nicht leiden kann (und auch sonst fast niemanden), wirkich finden? Das zu lesen macht manchmal Spaß, und manchmal ist es eine Qual, weil man so mitleidet.