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Benutzername: 
Juti
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HD

Bewertungen

Insgesamt 632 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2017
Todesinsel
Makris, Carola

Todesinsel


sehr gut

Normalerweise bin ich nicht der Krimi-Leser, aber da die Autorin aus Heidelberg kommt, fühlte ich mich verpflichtet. Der Ort, die Azoreninsel Fayal, und dann die Historie mit der Telegrafenstation erwecken bei mir Leselust. Die vielen Namen dagegen waren für mich ungewohnt und die Handlung nicht immer nachvollziehbar. Schön ist mitunter der Perspektivwechsel vom Kommissar zu anderen Personen in kursiver Schrift. Auch die Zwischenkapitel zu thematischen Dinge wie Allein sein gefielen.
Das Ende ist etwas kitschig, aber 4 Sterne trifft es ziemlich genau.

Bewertung vom 01.09.2017
Verfahren eingestellt
Magris, Claudio

Verfahren eingestellt


schlecht

Ich habe das Lesen dieses Buches nach 108 Seiten eingestellt, weil es kein echter Roman ist, sondern die Beschreibung eines fiktiven Kriegsmuseum mit einzelnen, meines Erachtens nicht zusammenhängenden Geschichten. Einzig der Sonderteil Luisas Geschichte vermochte ein wenig mehr zu überzeugen, allein kamen bis S.108 erst zwei Teile davon und da hatte ich die Lust bereits verloren.

Bewertung vom 19.08.2017
Der Lärm der Zeit
Barnes, Julian

Der Lärm der Zeit


schlecht

Ich habe dieses Buch nach 100 Seiten im 2. Kapitel weggelegt und nehme die Schuld auf mich.
Es mag ein gutes Buch sein, aber ich habe es nicht verstanden.
Klassische Musik, Stalinzeit, Verfolgung. Das habe ich begriffen.
Aber warum ich dieses Buch weiter lesen sollte, das ist mir nicht klar geworden. Schließlich ist mein Büchertisch voll und besseres wartet bestimmt.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2017
Die Getriebenen
Alexander, Robin

Die Getriebenen


ausgezeichnet

Selten habe ich ein Buch von fast 300 Seiten so schnell gelesen.
Selten hat mich ein Thema auch so gefesselt.
Es geht um die Bundeskanzlerin Merkel während der „Flüchtlingskrise.“ Ich sehe nicht, wie die SZ, dass der Autor Wut hat auf Frau Merkel, es geht ihm nur darum aufzuzeigen, was sie hätte besser machen können. Und er kritisiert gar nicht so sehr die Grenzöffnung, nein aus humanitären Gründen war das vertretbar (nebenbei bemerkt das Argument hätte 6 Monate später auch für Idomeni gelten können, aber da gab es die Willkommenskultur nicht mehr) , er kritisiert vielmehr, dass eine Woche später die Grenzschließung vorbereitet wurde, aber keiner den Mut hatte, die Verantwortung für die Durchführung zu übernehmen.
Aus diesem Buch habe ich gelernt, dass das Bundespresseamt für die Bundesregierung Umfragen in Auftrag gibt, deren Ergebnisse nicht alle veröffentlicht werden und mit denen Angela Merkel regiert. Und im Herbst 2015 hätte sie nur gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung die Grenze schließen können und das wollte sie nicht.
Dass sich spätestens nach der Kölner Sylvesternacht die Stimmung änderte und sie trotzdem noch erzählte, Grenzen könne man im 21. Jahrhundert nicht schließen, erst das verärgert den Autor.
Mit dem Autor denkt Horst Seehofer, die einzige Opposition gegen die Flüchtlingspoltik neben der AfD. Und Schäuble, auch das lernen wir, ist der Erfinder des Türkei-Deals, der zwar gar nicht funktioniert, der aber für die Kanzlerin wichtig war, um ihr Gesicht waren zu können.
Eigentlicher Held, der den Zuzug nach Europa beendete und de facto die Balkanroute schloss, ist der junge österreichische Außenminister Sebastian Kurz, der die Bilder von Idomeni für unvermeidlich hält. Frau Merkel wird das anders sehen und ihren Türkei-Deal loben.
Vielleicht ist das wie bei Kohl, dass wer zu lange regiert, den Blick für die Realität verliert. Aber dieser letzter Satz ist von mir.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2017
Ein treuer Freund
Gaarder, Jostein

Ein treuer Freund


ausgezeichnet

Nein, die Nordistik hat mich nicht gestört. Im Gegenteil. Als ich in meiner Jugend „Sofies Welt“ gelesen hatte, war ich von Philosophie begeistert und habe die Geschichte des Buches vergessen.
Ja, wie Gaarder die „Erbwörter“ einführt, macht Lust auf mehr gemeinsame Wortstämme.
Und die Hauptfigur, ein „Beerdigungsjunkie“ (FAZ), war spannend, auch wenn ich anfangs dachte, die Beerdigungen müssen nicht so ausführlich erzählt werden. Doch da jeder Tote anders ist, geht es eben nicht nur um Nordistik, sondern auch um vergleichende Religionswissenschaft, Astronomie, Klimawandel und Theologie.
Aber bevor ich die Hauptfigur wieder vergesse, es geht um einen einsamen, geschiedenen Gymnasiallehrer, der seine Zeit auf Beerdigungen verbringt, von denen er zum Teil nur die Todesanzeige gelesen hat und sich dann mit Hilfe von Google eine Geschichte überlegt, wieso er den Toten kannte, was erst richtig auffliegt als er mit Grethe Cecile eine anstrengende Wanderung unternimmt, was diese aber nicht konnte, wobei ich den Grund nicht verraten möchte.
Danach lernen wir den treuen Freund kennen: Pelle, die Handpuppe des Gymnasiallehrers und der Scheidungsgrund. Pelle wird von Agnes geliebt, die Adressatin des Briefes ist.
Denn der Roman ist eigentlich ein Brief von Jakob Jacobsen an Agnes, aber erst auf den letzten Seiten erfahren wir, dass es wohl doch ein Buch ist, denn es erschließt sich nicht, warum Jakob auch das schreibt, was Agnes schon weiß, etwa die Biografie des Lehrers.
Im zweiten, deutlich kürzeren Teil des Buches treffen sich beide auf den Lofoten natürlich nach einer Beerdigung wieder und es entwickelt sich eine Liebesgeschichte zwischen den zweien oder dreien, wenn wir Pelle mitzählen.
Insgesamt ein sehr schönes Buch, am Anfang etwas mühsam, in der Form nicht ganz stimmig. Da ich aber keine 4,5 Sterne vergeben kann, runde ich auf.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.08.2017
Die große Regression
Appadurai, Arjun;Bauman, Zygmunt;Porta, Donatella della

Die große Regression


ausgezeichnet

Brexit, dann Trumps Wahlsieg. Im Suhrkamp-Verlag denkt man, dass etwas zu tun ist.
Und man fragt große Denker von Indien bis Amerika, ob sie nicht einen Artikel schreiben wollen. 20 Seiten in etwa einer halben Stunde gut zu lesen.
Herauskommt ein Buch für Mehr Demokratie gegen den Populismus, gegen Austeritätspoltik, gegen Neoliberalismus superaktuell, bei Zizek schon veraltet, aber trotzdem sehr lesenswert.
Anfangs habe ich nicht bemerkt, dass die Autoren alphabetisch geordnet sind, sonst hätte ich vermutlich hinten angefangen.
Wir stehen an einer Zeitenwende. Selbst wenn Merkel in Deutschland wieder gewählt wird. Aber die letzte Bemerkung ist von mir und nicht im Buch. 5 Sterne.

Bewertung vom 24.07.2017
Unsere Revolution
Sanders, Bernie

Unsere Revolution


sehr gut

Im kürzeren ersten Teil erhalten wir eine Biographie von Bernie Sanders.
Den zweite Teil habe ich als eine Art Wahlprogramm gelesen. Dabei wurde ich überrascht, wie schlecht die Verhältnisse in den USA teilweise sind. Ich hätte nicht gewusst, ein Teil der Amerikaner ihre Studienkredite nicht zurückzahlen können und deswegen Rentenkürzungen bekommen. Auch der Niedergang der Autoindustrie in Flint war mir so nicht bekannt.
Andere Themen wusste ich sehr wohl. Manches ist so detailliert, dass es den europäischen Leser nicht interessieren muss, weswegen ich in der Bewertung einen * abziehe (obwohl das ja eigentlich das Problem des Lesers ist).
Dieses Buch inspiriert mich, ein Buch über die deutsche Politik zu lesen, denn eine Veränderung des Finanz- und Steuersystems kann auch in Deutschland erfolgen.

Bewertung vom 20.07.2017
Walter Nowak bleibt liegen
Wolf, Julia

Walter Nowak bleibt liegen


gut

Dieses Buch hat zwei Noten verdient. 4 Sterne für den Anfang, 2 fürs Ende.
So witzig der Kurzsatzstil am Anfang wirkt, im Schwimmbad, so sehr zieht sich das zum Glück kurze Buch gegen Ende, das sich zwar als Roman bezeichnet, aber eher eine Novelle ist.
Irgendwann glaubt man den Herrn Nowak zu kennen, das er im Grunde genommen ein Arsch ist. Das hat auch sein Sohn Felix bemerkt, dessen Beziehung zu seinem Vater der von Altkanzler Kohl und seinen Söhnen gleich.Über die Frauengeschichten muss ich nichts mehr schreiben. Das haben die anderen Rezessionen schon getan.
Eigentlich müsste ich dieses Buch ein zweites Mal lesen, um zu sagen, ab welcher Seite das Buch wegzulegen ist. Aber dazu habe ich keine Lust.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2017
Gott ist nicht schüchtern
Grjasnowa, Olga

Gott ist nicht schüchtern


ausgezeichnet

Auf dieses Buch habe ich gewartet.
Es erzählt von den Syrern Alma und Hammoudi, die beide auf unterschiedliche Weise Syrien unter Assad erleben. Alma lebt in Damaskus mit einem reichen Vater. Ihre Mutter ist Russin und lebt nach ihrer Scheidung auch wieder dort.
Hammoudi lebte in Paris, kommt nur nach Syrien, um seinen Pass zu verlängern, wird aber nicht mehr aus dem Land gelassen. Er wird als Arzt in Syrien gebraucht, nachdem seine Prüfungen dank Bestechung anerkannt werden. Dann bricht der Bürgerkrieg aus und die Freie Syrische Armee braucht ihn als einzigen Arzt ist Osten des Landes, wo er auch aufgewachsen ist.
Irgendwann erobern Terrormilizen die Stadt und Hammoudi muss Syrien verlassen und schlägt sich mit Hilfe von Schleppern über die Türkei, Griechenland und die Balkanroute nach Deutschland durch.
Alma hat sich an Demonstration gegen Assad in Damaskus beteiligt, kommt ins Gefängnis, wird dank Bestechung durch Gelder ihres Vaters freigelassen. Aber sie merkt, dass ihr Vater eine zweite Familie hat und ihr ohnehin schon erschüttertes Verhältnis zu ihrem Land erhält einen Bruch.
Sie flieht nach Beirut und muss dort eine Wohnung mit horrend hoher Miete bezahlen, was dazu führt, dass sie in der Türkei fliegt und nach einem Job als Schauspielerin hat sie genug Geld um von Izmir ein Schiff nach Italien zu bezahlen.
Das Schiff kentert kurz vor der italienischen Küche, dennoch gelangt sie mit ihrem Freund illegal nach Deutschland und trifft in Berlin auf Hammoudi, dem sie seinerzeit in Damaskus eine Wohnung vermietet hat.
Das Buch endet nicht glücklich, wie ich hier den Anschein erwecke. Es erzählt auch von den wirtschaftlichen Verhältnissen, von Liebe und Schmerz, was ich weggelassen habe.
Beide Flüchtlingsroute nach Deutschland werden beschrieben, ebenso die Motive und die Notlage der Flüchtlinge.
Schlechte Zeiten sind gute Zeiten der Literatur. Dieses Buch zeigt endlich, dass dies auch für Syrien stimmt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.