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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
heinoko
Wohnort: 
Bad Krozingen

Bewertungen

Insgesamt 587 Bewertungen
Bewertung vom 31.08.2016
Eine Schildkröte macht noch keine Liebe
Wagner, Emma

Eine Schildkröte macht noch keine Liebe


ausgezeichnet

Das recht kitschig gestaltete Cover lässt eine romantische Geschichte erwarten, zumindest weckt es die Erwartung auf einen durchschnittlichen Herz-Schmerz-Roman. Diese Erwartung verändert sich jedoch schlagartig ins Positive, wenn man zu lesen beginnt. Denn geschrieben ist das Buch in einem sehr flotten, flapsigen, humorigen, jugendlichen Stil. Keinesfalls etwas für Liebhaber guter deutscher Sprache! Dennoch macht es Spaß, das Buch zu lesen, denn die witzige Art des Erzählens lässt immer wieder auflachen. Auch ist die Raffinesse, aus zwei verschiedenen Blickwinkeln, d. h. aus Sicht von Mann und Frau zu schreiben, sehr geschickt umgesetzt, um das Buch noch lebendiger zu machen. Es geht um die Geschichte der Stargeigerin, die aus ihrem zu engen Korsett an Verpflichtungen ausbricht und um Vincent, der genau das Gegenteil lebt, nämlich in den Tag hinein, ohne Plan. Die beiden treffen zufällig aufeinander und - wie könnte es anders sein - verlieben sich. So unterschiedlich die beiden sind, so heilsam sind letztlich beide füreinander. Das richtige Buch für den Liegestuhl im Sommer.

Bewertung vom 31.08.2016
Verflixt und unsichtbar (eBook, ePUB)
Himmel, Jana

Verflixt und unsichtbar (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mit dem Cover kann ich nichts anfangen, aber die Geschichte hat etwas. Eine Detektivin mit der Fähigkeit, sich unsichtbar zu machen, zu versehen, hat reichlich Potenzial für einen richtig witzigen Roman mit vielen Slapstick-Situationen. Schon allein die Tatsache, dass sie sich komplett ausziehen muss, bevor sie unsichtbar werden kann, führt zu sehr merkwürdigen Strategien beim Lösen eines Mordfalls oder beim Nachweis von Seitensprüngen, dem Alltagsbrot einer Detektivin.
Insgesamt jedoch bleibt die Geschichte recht oberflächlich, klischeehaft, Die Gespräche wirken gestelzt, der Schreibstil ist nicht besonders ideenreich. Dennoch liest man gerne weiter, insbesondere als die Story im späteren Verlauf etwas an Fahrt aufnimmt. Eine nette, seichte Sommerunterhaltung, mehr nicht. Eigentlich schade, denn der Plot würde mehr hergeben.

Bewertung vom 31.08.2016
Die Nussknacker-Bande
Perkins, Lynne Rae

Die Nussknacker-Bande


ausgezeichnet

Was für ein herrliches Kinderbuch! Es erfüllt alles, was sich Kinder (und Eltern) wünschen: Spannend zu lesen, dabei im Inhalt geschickt verpackte Klugheit. Das Cover und die naiven Zeichnungen im Buch sind genauso komisch witzig wie der Text. Eulenkotze, Summpfade, ein altes Eichhörnchen, das mit Menschen spricht, ein Eichhörnchen, das seine 4 Pfoten zu Fäusten ballen kann, Eichhörnchen, die mit Etepetete-Sprache sprechen und Eichhörnchen, die sehr, sehr schlampig sprechen - viele lustige Ideen, sprachlich sehr, sehr gut umgesetzt. Dabei fast unmerklich eingestreut Wissenswertes - besser geht es nicht. Als Jed, ein sehr kluges Eichhörnchen, vom Habicht in die Lüfte gehoben wird und seine Eichhörnchenfreunde mit Entsetzen von ferne das Geschehen verfolgen müssen, gelingt es Jed durch Geschick und Klugheit, dass der Habicht ihn schließlich aus großer Höhe fallen lässt. Jed landet weit weg von seiner Familie - und wie seine Freunde ihn suchen und er nach etlichen Abenteuern wieder zurückfindet, das ist spannend und mit Spaß zu lesen. Das Kind wird im Verlauf des Geschehens durch eingestreute kleine Fragen sehr klug mit einbezogen. Nicht nur das große Thema Freundschaft, auch das ebenso große Thema Umweltschutz sind kindgerecht in der Eichhörnchengeschichte verpackt. Kurzum: ein Kinderbuch, wie es sein soll.

Bewertung vom 31.08.2016
Cooper
Rathgeb, Eberhard

Cooper


ausgezeichnet

Eine Familie hat ein Haus auf dem Land gekauft und fährt das erste Mal mit den zwei Töchtern dorthin, um das Haus den Kindern zu zeigen. Eine erste Verstörung des Lesers beginnt bereits auf diesen ersten Seiten während dieser Fahrt, nämlich der Halt an einer menschenleeren Tankstelle, der Begegnung mit einem seltsamen Jungen und einer einäugigen schwarzen Katze. Das Cover, das diese nebelverhangene Tankstelle zeigt, lässt alles offen. Es verrät nichts, und genau das lässt Neugierde entstehen und ein erstes ungutes Gefühl. Und dann findet man etwas Großartiges: Eine ganz eigene Weise des Erzählens, als ob der Autor mit der Rundumsicht von Facettenaugen eines Insekts die Gleichzeitigkeit des Geschehens, Fühlens und Denkens darstellen wollte, ein gedrängtes Vorwärtseilen, um doch eigentlich zu verharren. Ineinandergeschobene Sätze und lyrisch schöne Bilder erzählen eine packende Geschichte des Unerklärlichen. Die Zufälligkeit des Schicksals und die Botschaft der Ohnmacht des Menschen, sein Leben willentlich zu steuern, die Verwobenheit des Menschen in einem unentrinnbaren Gefüge - all das verläuft am Ende des Buches, zerrinnt, löst sich auf.... Und man möchte es sofort noch einmal lesen, um weiter in die Tiefe des Textes einzudringen. Dieses Buch ist ein absoluter literarischer Glücksfall!

Bewertung vom 29.08.2016
König Laurin
Thilo

König Laurin


ausgezeichnet

Ein etwas phantasievolleres Cover hätte dem Buch gut gestanden. Die aufgereihten Schauspielgesichter alleine finde ich nicht besonders aussagekräftig und dem Buch nicht ebenbürtig, auch wenn es sich um ein "Buch zum Film" handelt. Denn die Geschichte um den zu klein geratenen Herrschersohn Theodor und den Zwergen, allen voran König Laurin, ist absolut witzig und farbenfroh erzählt, dabei auch richtig spannend. Theodor ist trotz Er-Ziehung auf der Streckbank (körperlich) klein geblieben und sein Vater, der König, ist sehr enttäuscht über seinen Sohn. Anhand einiger Abenteuer lernt Theo schliesslich, dass er richtig ist so wie er ist und dass er ganz andere Gaben hat als die, in Turnieren zu siegen. Kinder haben mit Sicherheit einen Riesenspaß bei den herrlich schrägen Ideen (Juckpulverschlacht, das Ritterturnier wird mit Flyern angekündigt, Beute aus Raubzügen wird in verschiedenen Containern sortiert, Bücher gehören dabei in den Container "Kunst + Müll", der König isst Gummibärchen, wenn er Leerlauf bei seiner Arbeit hat usw. usw.). Und die jungen Leserinnen und Leser finden im Buch Ermutigung, zu sich selbst und ihren Talenten zu stehen, auch wenn die Umwelt etwas anderes erwartet.

Bewertung vom 27.08.2016
Nach einer wahren Geschichte
Vigan, Delphine

Nach einer wahren Geschichte


ausgezeichnet

Wer hat sich bloß dieses Cover ausgedacht? Der Autorenname so riesig und der Buchtitel so klein? Bescheidenheit ist allerdings auch nicht das Thema des Buches, an keiner einzigen Stelle... Die zwei Fotos wirken wie Suchbilder in Illustrierten: "Finde die 10 Fehler in Bild 2". Auch bei genauestem Hinsehen ist keine Abweichung zu entdecken.
Und genau da sind wir mitten im Buch. Eine zufällig wirkende Begegnung mit L., einer verstörend perfekt wirkenden Frau, die im Verlauf der Geschichte mehr und mehr in die Identität der Autorin hineinwächst, mehr und mehr in sie verschmilzt, schließlich ihr Leben lebt - das ist das äußere Spiel, das äußere Geschehen. Die Frage nach der Bedeutung der Authenzität im Schreiben, die Frage, ob Fiktion erlaubt ist, wo sie beginnt oder ob letztlich nicht alles irgendwie irgendwo Wirklichkeit, Wahrheit innehat, auch die Fiktion - diese Frage taucht in zig Facetten im Buch auf und nistet sich im Kopf des Lesers ein. Unter diesen Fragen erhält der Buchtitel eine neue Dimension: "Nach einer wahren Geschichte". Was ist wahr an dieser Geschichte, was ist real, was fiktiv? Erst auf Seite 325 ff. wird man Antworten finden, aber sind diese Antworten real oder auch wiederum fiktiv?
Das Buch ist wie eine Obsession, es legt sich auf den Leser und lässt ihn nicht mehr frei. Man frisst sich regelrecht durch das Buch, auf der Suche nach Erlösung, nach Erklärung, nach Freigabe...

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