Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2016
Kuckucksnest
Lind, Hera

Kuckucksnest


sehr gut

Die Zwillinge Senta und Sonja teilen Freud und Leid miteinander, und leider auch das schwere Los der Kinderlosigkeit, obwohl sich beide eine Großfamilie wünschen. Nach sämtlichen Tests und Therapien steht zweifelsfrei fest, dass die Schwestern keine leiblichen Kinder bekommen können. Also entschließen sie sich, natürlich gemeinsam mit ihren Männern, Adoptionsanträge zu stellen. Zäh und mühsam mahlt der Behördenapparat, doch plötzlich ein kleines Licht, ein Funke Hoffnung. Der Grundstein ist gelegt, Senta und Sonja können von ihrem jeweiligen Familienzuwachs einfach nicht genug bekommen und so nehmen sie nach und nach insgesamt zehn Kinder auf, deren Hintergründe teilweise erschütternder sind als alles was die Zwillinge bisher erlebt haben...

Mit Anfang 30 und glücklich verheiratet wünschen sich wohl die meisten Paare mindestens ein Kind. Auch die Zwillinge Senta und Sonja wollen die Familienplanung vorantreiben, am besten beschleunigen, doch dann das niederschmetternde Ergebnis: Sie sind beide unfruchtbar. Jede Frau wird sich in dem Moment emotional in die Schwestern hineinversetzen können, ganz egal wie die eigene Situation aussieht. Hera Lind erzählt diese berührende Geschichte nach wahren Begebenheiten, die teilweise amüsant, andererseits aber auch aufwühlend sind. Über ein Jahrzehnt begleitet der Hörer die Schwestern, deren Wege sich natürlich stetig kreuzen, hin und wieder sind sie aber auch allein anzutreffen.

Gebannt verfolgt man das Geschehen und hört von den Geschichten der Kinder, die ein neues Zuhause finden. Manches muss wahrlich eine Qual gewesen sein, in solch jungen Jahren schon so viel erlebt zu haben, das prägt vermutlich gewaltig. Umso schöner, dass sie in ihrem neuen Nest Wärme und Liebe empfangen, mehr denn je. Natürlich läuft dennoch nicht immer alles glatt, wie es im realen Leben nun einmal so ist, Familienleben bedeutet schließlich nicht automatisch grenzenlose Harmonie, auch wenn man dies gern hätte. So kommt es auch hier zu einschneidenden Erlebnissen, die auch noch längere Zeit im Gedächtnis bleiben, allerdings positiv wie negativ. Manches Mal erscheinen Gedanken- und Erzählsprünge ein wenig zu flott, wobei man nicht weiß, ob dies konkret gewollte oder möglicherweise der gekürzten Lesefassung geschuldet ist.

Wie bereits andere Werke der Autorin liest erneut Doris Wolters, die die Atmosphäre gekonnt einfängt und den Schwestern eine Stimme gibt ihre Geschichte zu erzählen.

Bewertung vom 11.09.2016
Hoffnung auf Kirschblüten / Sternschnuppe Bd.4
Koppold, Katrin

Hoffnung auf Kirschblüten / Sternschnuppe Bd.4


sehr gut

Nach dem Ende ihrer Beziehung zu Rik, das ein ziemliches Drama heraufbeschwor, flieht Mia nach Paris. Sie glaubt, wenn sie das Liebesschloss durchtrennt, welches sie erst vor kurzem angebracht haben, kann sie sich auch emotional endgültig von Rik lösen. Doch bald schon rückt das Vorhaben mehr und mehr in den Hintergrund. Mia trifft auf Menschen, denen sie sich nahe fühlt, entdeckt Paris wie sie es nie für möglich gehalten hätte und lernt auch ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse besser kennen. Irgendwann jedoch muss sie wieder nach Hause...

Mit Mias Geschichte endet die Sternschnuppen-Reihe von Katrin Koppold, in der jeder Band einer der vier Schwestern gewidmet ist, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Mia, eher als die Rebellische bekannt, lernt man aus einer ganz anderen Perspektive kennen und entdeckt Facetten an ihr, die man niemals auch nur erahnt hätte. Gleichzeitig zeigt sie aber auch, dass man ihren Charakter auf Grund der Vorgängerbände von Zeit zu Zeit doch ganz gut einschätzen kann. Sie scheint auf der Suche nach sich selbst, ohne es zu wissen oder vielleicht auch ohne es sich eingestehen zu wollen. Unheimlich gerne begleitet der Leser Mia auf ihrer Reise und findet möglicherweise selbst noch die ein oder andere unerwartete Erkenntnis.

Auch wenn jeder Band eine eigene, runde Geschichte beinhaltet, so ist es dennoch ratsam, die chronologisch vorgesehene Reihenfolge einzuhalten. Schließlich steht das Leben rund um die Person im Mittelpunkt nicht einfach still. Manche Nebenschauplätze ziehen sich somit durch die komplette Reihe und können nur in Gänze nachvollzogen werden, wenn man über gewisse Vorkenntnisse und Hintergrundinformationen verfügt.

Bei Mia sollte man nie zu sicher sein ihr Denken oder gar ihre Person durchschaut zu haben. In einer Sekunde handelt sie noch absolut klischeehaft, in der nächsten plötzlich ganz und gar unvorhersehbar. So bleibt auch das Geschehen lebendig und im Fluss, man wartet quasi auf die nächste Überraschung, die die Autorin mit Sicherheit schon bereit hält. Nichtsdestotrotz erinnert der vierte Band vom Aufbau her ein wenig an den zweiten, obwohl sie inhaltlich natürlich grundverschieden sind. Es gibt die ein oder andere Passage bei der sich hartnäckig das Gefühl hält diesen Moment bereits einmal erlebt zu haben, nur an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit und mit einer anderen Schwester.

Natürlich verfolgt man Mias Weg dennoch gerne, aber auch ein bisschen wehmütig, schließlich sind die Geschichten der Schwestern zu Ende erzählt, sobald das letzte Wort gelesen und das Buch zugeschlagen ist. Eine rundum gelungene Reihe, die man jedem ans Herz legen sollte, der emotional ganz nah dabei sein möchte.

Bewertung vom 11.09.2016
Abenteuer & Wissen: Ernest Shackleton
Hempel, Berit

Abenteuer & Wissen: Ernest Shackleton


ausgezeichnet

Der Plan: Die Antarktis durchqueren. Das Ziel: Überleben.
Ernest Shackleton macht sich mit seinen Mannen auf zu einer Reise, deren Ausgang mehr als ungewiss ist. Niemals macht er einen Hehl daraus, dass er nicht voraussehen kann, ob die Expedition von Erfolg gekrönt sein wird. Und doch folgt ihm seine Mannschaft ohne Wenn und Aber, bedingungsloses Vertrauen wird ihm entgegen gebracht. Trotz sämtlicher positiver Energie schlägt das Schicksal plötzlich zu und es heißt: Männer gegen Eis. Wird es Shackleton tatsächlich gelingen jeden einzelnen heil nach Hause zu bringen, wie er es verspricht?

Ernest Shackletons Geschichte, vor allem der Aspekt, der seinen größten Traum behandelt, wird mit Hilfe seiner Tagebucheinträge rekonstruiert. So ergeben sich Dialoge und Sequenzen, die den Hörer sofort glauben lassen, selbst auf der Endurance zu verweilen. Schnell ist man mit der Umgebung und den Charakteren vertraut, so dass man es auch überhaupt nicht in Frage stellt, dass Shackleton seinen Männer immer die Wahrheit sagt. Egal wie ausweglos eine Situation erscheint, er steht für die Mannschaft ein, dafür genießt er ihr vollstes Vertrauen. Je tiefer man in die Figuren eindringt, desto nachvollziehbarer gestaltet sich jegliches Unterfangen. Hatte man zu Beginn möglicherweise noch Zweifel, so werden diese schon bald ausgeräumt.

Neben den Hörspielpassagen werden zusätzlich immer wieder Fakten eingestreut, die dem Hörer die vorliegende Situation noch näher bringen sollen. Hinzugezogen wird außerdem Abenteurer und Polarforscher Arved Fuchs, der seinerseits auf Shackletons Spuren wandelte und somit mehr als nur realistische Einschätzungen zu den damaligen Ereignissen beisteuern kann. Alles zusammengenommen ergibt sich ein Gesamtkonstrukt welches, wie der Name der Reihe bereits verrät, Abenteuer und Wissen miteinander verbindet. Und das in einer Weise, dass Jung und Alt, Klein und Groß, gleichermaßen angesprochen werden und fasziniert den Erlebnissen lauschen, denjenigen, die schon einige Zeit zurück liegen, aber auch jenen, die noch nicht so lange der Geschichte angehören.

Wer nach dem Hören immer noch nicht genug hat, und das wird vermutlich bei nahezu jedem der Fall sein, kann sich noch in das Booklet vertiefen, bevor es möglicherweise daran geht weiterführende Informationen zu erlangen.
Ernest Shackleton begeistert die Menschen, aber warum eigentlich? Genau dieser Frage wird gehörig und ausführlich auf den Grund gegangen. Neugierde wird bereits innerhalb weniger Minuten geweckt, es ist also zwecklos sich für die kommenden 80 Minuten etwas anderes vorzunehmen. Auch nach dem Lauscherlebnis wird man noch das ein oder andere Mal an das Gehörte zurückdenken, denn es bleibt einiges hängen, was einer weiteren, eingehenderen Betrachtung nicht abgeneigt ist.

Bewertung vom 04.09.2016
Hanni und Nanni in geheimer Mission / Hanni und Nanni Bd.51 (1 Audio-CD)

Hanni und Nanni in geheimer Mission / Hanni und Nanni Bd.51 (1 Audio-CD)


gut

Hanni und Nanni sind begeistert, ihre Freundin Carlotta hat ihnen fünf Freikarten für den Zirkus, mit dem sie auftritt und reist, zukommen lassen. Vor Begeisterung sind die Mädchen kaum noch zu halten und machen bereits Pläne, wer an dem Abend mitgehen darf und wer die Spätheimkehrer schließlich wieder ungesehen ins Internat lässt. Allerdings geht es im Zirkus gar nicht so harmonisch zu, wie die Freundinnen es sich vorgestellt hatten. Einer der Artisten scheint ein perfides Spiel zu spielen, seltsame Dinge geschehen und auch vor der Gesundheit anderer macht er nicht Halt. Klare Sache für die Lindenhofmädchen, dass sie sich auf die Spur des Übeltäters begeben, damit nicht noch jemand in Gefahr gerät...

Wenn Freunde ihre Hilfe brauchen, denken Hanni und Nanni gar nicht erst nach, sie handeln sofort. Und genau so sollte es in einer Freundschaft auch sein, dass man sich immer auf den anderen verlassen kann, im Idealfall natürlich, ohne dabei sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen. Immer wieder schön zu sehen, dass dieser Aspekt in jeder weiteren Folge der Zwillinge aufgegriffen wird und sie ihrer Linie immer treu bleiben.

Es geht in den Zirkus, in dem die Attraktionen schnell in den Hintergrund rücken, als klar wird, dass ein skrupelloser Verbrecher sein Unwesen treibt. Man möchte fast schon sagen, es ist jemand am Werk, der über Leichen geht, und dieser muss natürlich schnellstmöglich gestoppt werden. Recht zeitnah ergeben sich erste Hinweise auf den möglichen Täter und sein Motiv, doch eine tatsächlich einheitliche Richtung scheinen die Mädchen nicht zu verfolgen, zu häufig lassen sie sich aus der Fassung bringen, sobald ein neues Indiz auftaucht, welches in eine andere Richtung zeigt.

Im Gegensatz dazu selektiert der Hörer von Anfang an diverse Aussagen. Zwar kann man deren Wahrheitsgehalt natürlich nicht überprüfen, dennoch gibt es Anhaltspunkte, die es möglich machen mehr oder eben weniger erfolgversprechende Spuren auszusortieren. Dadurch erhält man recht schnell einen Überblick der Gesamtsituation, die mit jeder Sekunde klarer wird. Entsprechend wird der Spannungsgehalt gemindert, obwohl man normalerweise einiges mehr von den Mädchen gewohnt ist.

„Hanni und Nanni in geheimer Mission“ ist eine der schwächeren Folgen der Zwillinge und der anderen Lindenhofmädchen, sie erscheinen dieses Mal ein wenig zu orientierungslos und unüberlegt zu handeln. Ob dies einzig der fremden Umgebung geschuldet ist, darüber lässt sich nur spekulieren und gleichzeitig hoffen, dass es mit der nächsten Folge wieder bergauf geht.

Bewertung vom 04.09.2016
Wie eine Nuss mein Leben auf den Kopf stellte
Hennig von Lange, Alexa

Wie eine Nuss mein Leben auf den Kopf stellte


sehr gut

Lisa ist ein mehr als wohlbehütetes Mädchen, ihre Eltern haben ständig Angst, dass ihr etwas zustoßen könne. Kein Wunder also, dass Lisa fasziniert ist von der Aussicht, bald ein Waisenhaus in unmittelbarer Nachbarschaft zu haben. Nicht nur neue Freundschaften erhofft sie sich, sondern auch ein Leben in Freiheit, ohne Eltern. Als der Wunsch jedoch zur Wirklichkeit wird, wird es Lisa plötzlich doch ziemlich mulmig. Während sie noch nach einem Weg sucht schnellstmöglich nach Hause zu gelangen, sieht sie sich nichtsahnend ihrem Spiegelbild gegenüber...

Jedes Kind wird, mal mehr mal weniger häufig, denken, seine Eltern seien zu streng und ungerecht. Sieht man dann aber wie Lisas Eltern sich verhalten, ist alles gar nicht mehr so schlimm. Doch was veranlasst sie dazu sich in einem solchen Maße zu sorgen? Es werden zwar ein paar Erklärungen abgegeben, so recht überzeugt davon ist man allerdings nicht, es wirkt alles ein bisschen konstruiert. Absolut verständlich, dass Lisa versucht aus diesem Kokon auszubrechen. Man mag es kindisch nennen, da aber ihre Eltern keine Veranlassung sehen ihr die volle Wahrheit zu sagen, sieht sie keinen anderen Ausweg. Überhaupt sollte und muss jeder im Leben seine eigenen Erfahrungen machen, und das in jedem Alter. Dann ist doch der Lerneffekt am Größten, und ihre Aktion bringt Lisa ganz gehörig zum Nach-, teilweise sogar zum Umdenken.

Eine einzige Begegnung im Waisenhaus lässt nicht nur Lisa nicht mehr los. Auch den Leser macht dieses besondere Aufeinandertreffen stutzig und gleichzeitig neugierig. Kündigt sich doch somit eine Richtungsänderung an, begleitet von Stimmungswechseln und Geheimnissen, die viel zu lange gehütet wurden. Zwar hat man recht schnell eine Ahnung davon wie der wahre Hintergrund aussehen könnte, zahlreiche Details allerdings bleiben zunächst im Dunkeln. Ebenso wie der tatsächliche Verlauf des weiteren Geschehens, dieser ist nämlich, ganz wie seine jungen Protagonisten, nahezu unberechenbar.

Stimmungsmäßig ist die Geschichte nicht so fröhlich wie man es bei einem Kinderbuch vermuten würde. Ein ernsthafter Ton wird angeschlagen, der zwar auch Freude zulässt, in erster Linie dann aber doch bedrückend wirkt. Nichtsdestotrotz gehören auch solche Phasen zum realen Leben und wenn man es schafft, den Panzer der Angst zu durchbrechen, wartet bestimmt schon die Sonnenseite auf ihren Auftritt. Entsprechend wichtig ist es, dass auch die Zielgruppe mit Thematiken konfrontiert wird, die möglicherweise nicht immer angenehm sind, wie es hier in ansprechender Weise dargestellt ist.

Bewertung vom 28.08.2016
Morgan & Bailey - Das letzte Abendmahl
Topf, Markus;Reuber, Timo

Morgan & Bailey - Das letzte Abendmahl


ausgezeichnet

Eine ausgelassen Geburtstagsfeier in Harry's Pub wird dem alten Mr. Douglas zum Verhängnis. Durch einen unheimlichen Sturm fällt kurzzeitig die Stromversorgung aus und als das Licht wieder angeht, kann Mr. Douglas nur noch leblos aufgefunden werden. Pfarrer Morgan und Pastorin Bailey, die ebenfalls an den Feierlichkeiten teilgenommen haben, sind sofort in ihrem Element und beginnen mit der Rekonstruktion des Geschehens. Während eine Theorie nach der anderen beleuchtet wird, zeigt sich, dass es weitaus mehr Motive und dazugehörige Tatverdächtige gibt als vermutet...

In ihrem vierten Fall fällt den eigenwilligen Ermittlern Morgan und Bailey das Opfer sprichwörtlich vor die Nase. Aus dieser Angelegenheit können sie sich nun wahrlich nicht heraushalten, zumal im Grunde nur einer der Anwesenden die Tat begangen haben kann. Obwohl die Todesursache recht schnell gefunden scheint, gestaltet sich die Suche nach dem Mörder weitaus schwieriger. Kann s vielleicht wirklich sein, dass hier das perfekte Verbrechen begangen wurde?

Gemeinsam mit den Spürnasen begibt der Hörer sich daran, den Abend Revue passieren zu lassen. Die zentrale Frage ist ja nicht nur die nach dem Motiv, sondern auch danach, was die Personen gemacht haben, als es plötzlich stockduster wurde. Hatte sich jemand bereits einen Plan zurechtgelegt oder intuitiv und spontan gehandelt als die Möglichkeit dazu bestand? Zugegebenermaßen klingen sämtliche Rekonstruktionen schlüssig, so dass selbst mit dem Ausschlussverfahren nichts gewonnen ist. Im Grunde ist man darauf angewiesen, dass der Täter sich zu erkennen gibt, indem er beispielsweise einen Fehler macht. Doch wird dies geschehen?

Die Geburtstagsgesellschaft besteht aus den unterschiedlichsten und gegensätzlichsten Typen, die allesamt realistisch und authentisch dargestellt werden. Niemand ist so ohne Weiteres bereit die Maske fallen zu lassen, egal welche Geheimnisse offenbart werden. Entsprechend schwierig ist es, hinter die Fassade zu blicken, die zweifelsohne noch so einiges verbirgt. Umso mehr Hoffnung setzt man in die Fähigkeiten und Menschenkenntnis der Geistlichen. Wird es ihnen gelingen den Täter zu überführen und den Mord aufzuklären?

Dieser vierte Fall für das Duo Morgan und Bailey wartet nicht nur mit Spannung, sondern auch mit einigen Überraschungen auf. Man sollte sich niemals zu früh festlegen was den Tathergang angeht, da haben die Hörspielmacher noch so einiges in petto.

Bewertung vom 28.08.2016
George
Gino, Alex

George


sehr gut

Eigentlich weiß George ganz genau was sie will, nur mit der Umsetzung könnte es Schwierigkeiten geben. Als es darum geht, dass die vierte Klasse in der Schule ein Theaterstück aufführen soll, wünscht George sich nichts sehnlicher als die weibliche Hauptrolle zu spielen und probt dafür fleißig mit ihrer besten Freundin Kelly. Das Vorsprechen klappt tadellos, doch Georges Lehrerin ist geschockt, denn George ist doch eigentlich ein Junge...

Mit gerade einmal 10 Jahren weiß George schon ziemlich genau darüber Bescheid wer sie ist und wie sie sein will. Doch niemand sonst ahnt was tagtäglich in ihr vorgeht. Es muss ziemlich an die Substanz gehen, wenn man niemandem sagen kann was man wirklich denkt und fühlt. Kein Wunder also, dass Kelly bald eingeweiht wird. Und diese verhält sich einfach großartig und vor allem genau so, wie man es sich von einem Freund wünscht. Sie steht George zur Seite und stärkt ihr Selbstvertrauen, damit sie schon bald den Mut fassen kann, auch ihre Mutter und ihren Bruder mit den Neuigkeiten zu versorgen.

Es mag auf den ersten Blick seltsam anmuten, dass der Hauptcharakter ein recht junges Alter aufweist. Und doch, je tiefer man einen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt Georges erhält, umso besser lässt sich einiges nachvollziehen. Nichtsdestotrotz bleibt die Frage bestehen, inwieweit das Buch tatsächlich für die eigentliche Zielgruppe geeignet ist. Sicherlich sollte in sämtlicher Hinsicht Aufklärung betrieben werden, sogenannte Tabuthemen sollten der Vergangenheit angehören. Aber wie sieht es in der Realität aus? Kann ein 10-jähriges Kind wahrhaftig die gesamte Tragweite der Geschichte nachvollziehen, ohne weiterführende Erklärungen? Die Botschaft, zu sich selbst zu stehen und (auch) anderen Respekt und Akzeptanz entgegen zu bringen, egal welche Thematik betreffend, ist natürlich einleuchtend und eindeutig. Vermutlich muss, wie so häufig, individuell entschieden werden, ob ein junger Leser mit „George“ bereits zurecht kommt oder (noch) überfordert ist.

Obwohl durchaus Problematiken betrachtet werden, so scheint es doch im Großen und Ganzen, als liefe für George alles glatt. Zu glatt? Auch wenn man es ihr und Menschen, die sich in ebensolcher oder ähnlicher Situation befinden, wünschen würde, kann man sich kaum vorstellen, dass nicht noch einige Hürden mehr gemeistert werden müssten. Die Realitätsnähe wirklich einschätzen kann aber im Grunde nur jemand, der ähnliches durchmacht oder durchgemacht hat.

Trotz kleinerer Kritikpunkte lässt „George“ sich leicht lesen und dringt in die Köpfe von Jung und Alt ein, so dass ein nachhaltiger Eindruck entsteht, der möglicherweise zum (Um)Denken anregt.

Bewertung vom 28.08.2016
Küstenstrich / Nicolas Guerlain Bd.2 (6 Audio-CDs)
Cors, Benjamin

Küstenstrich / Nicolas Guerlain Bd.2 (6 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Nicolas Guerlains Fähigkeiten und Können haben sich so weit herumgesprochen, dass er explizit angefordert wird, um den Grafen von Tancarville zu schützen. Dieser fürchtet um sein Leben, nachdem er regelmäßig eindeutige Drohungen erhält. Der Auftrag beginnt direkt mysteriös, denn noch auf der Fahrt zum Anwesen wird Guerlain Zeuge eines seltsamen Mordes. Überhaupt gestaltet sich die Arbeit anders als gedacht, es zeigen sich mitunter Verbindungen zur Vergangenheit, die einen schrecklichen Verdacht aufkeimen lassen...

Nichts ist wie es scheint und scheinbar jeder versucht die anderen Charaktere gegeneinander auszuspielen. Das erkennt auch Nicolas Guerlain ziemlich schnell und versucht entsprechend bereits die nächsten Schritte vorauszuahnen, um den Auftrag so gut wie möglich zu erfüllen. Häufig gelingt ihm das Unglaubliche, sei es durch reine Intuition oder Menschenkenntnis, doch auch Guerlain ist nicht vor jeglicher Situation gefeit, auch ihm unterlaufen Fehler. Nicht, dass er nicht alles dafür tun würde, schlimmeres zu verhindern, allerdings hat er, ebenso wie der Hörer, keine Ahnung davon wer sein Gegenspieler ist und welches perfide Geheimnis dieser hütet. Sicherlich gibt es den ein oder anderen Hinweis, die wahre Komplexität des Falles wird allerdings erst im Verlauf des Geschehens deutlich.

Schön zu sehen ist auch, dass Guerlains private Fehde, die er mehr oder weniger mit sich selbst ausficht, im zweiten Fall ebenfalls weitergesponnen wird. Auch hier ist einiges zu holen, schon allein durch Andeutungen nimmt das Gedankenkarussell Fahrt auf. Verbindungen werden deutlich, die im ersten Band noch nicht einmal erahnt worden wären und gleichzeitig ist man sicher, dass das noch nicht das Ende sein kann.

Wie schon den ersten Fall für Nicolas Guerlain, liest erneut Sascha Rotermund die atmosphärisch dichte Erzählung. Er schafft es gekonnt die vorherrschende Stimmung einzufangen und auf den Hörer zu übertragen. Könnte man ihn sehen, würde man förmlich an seinen Lippen kleben. Jedes Wort nimmt man ihm ab, unabhängig davon, ob man gerade in die Irre geführt wird oder nicht.

„Küstenstrich“ hat einiges an Spannung zu bieten, die Minuten vergehen wie im Flug, man muss einfach immer weiter hören, eine Unterbrechung kommt einem fast wie eine Strafe vor. Der Hörer wird richtiggehend in den Bann gezogen, von der ersten bis zu letzten Sekunde, was sowohl inhaltlich als auch sprechertechnisch begründet ist. Bleibt zu hoffen, dass Guerlain seiner Arbeit weiterhin nachgehen wird.

Bewertung vom 28.08.2016
Niederbayerische Göttinnen
Werner, Ingrid

Niederbayerische Göttinnen


sehr gut

Karin Schneider wollte sich eigentlich aus jeglicher Verbrecherjagd heraushalten, mit ihren letzten Aktionen hatte sie schon genug Menschen in Gefahr gebracht. Doch dann findet ausgerechnet sie zwei Leichen, zunächst eine, die bereits seit 50 Jahren unter der Erde liegt und deren Schicksal bis heute nicht bekannt war. Einige Zeit später eine deutlich frischere, der Mann wurde erstochen. Und schon ist Karin wieder mittendrin, denn sogleich dämmert ihr, dass die beiden Fälle möglicherweise zusammenhängen, der Schnittpunkt ist jedoch alles andere als deutlich. Während ihrer Ermittlungen, die sie nun doch nicht lassen kann, stößt sie auf Geheimnisse, die nie ans Tageslicht hätten kommen sollen...

In ihrem vierten Fall stößt Karin Schneider nicht nur auf irdische Leichen, sondern auch auf keltische Bräuche, die Mensch und Tier gleichermaßen verwirren. Obwohl sie wahrhaftig versucht der Polizei die Arbeit zu überlassen, ist der Drang schlussendlich doch zu groß, Karin muss eigene Nachforschungen anstellen. Man müsste lügen, würde man sagen, man hätte es anders erwartet. Generell ist es nicht schlecht, Karin und ihren Eigenschaften bereits einmal oder mehrfach begegnet zu sein. Zwar werden wichtige Ereignisse aus vergangenen Bänden kurz aufgegriffen, manche Zusammenhänge erschließen sich allerdings erst, wenn eigene Vorkenntnisse vorhanden sind.

Das Keltentum wird geschickt verwoben mit einem spannenden Kriminalfall, der, je weiter die Ermittlungen voranschreiten, immer mehr Fragen aufwirft. Dutzende Motive und dazugehörige Tatverdächtige drängen geradezu darauf sich im Vordergrund zu positionieren. Somit entwickelt sich das Geschehen zu einem Geflecht aus Verwirrung und Verunsicherung. Wem ist noch zu trauen und wer spielt ein falsches oder gar doppeltes Spiel? Gleichzeitig werden auch die zwischenmenschlichen Verbindungen immer verworrener, ein Stammbaum ist hier sicherlich hilfreich. (Anm.: Auf der Homepage der Autorin ist ein solcher zu finden.) Manches Mal mögen Handlungen zu extrem, Verzweigungen zu zufällig erscheinen, doch im Nachhinein ergibt vieles einen Sinn, den man zuvor nicht gesehen hat.

Zwangsläufig versucht der Leser im Verlauf des Geschehens ebenfalls zu kombinieren und rekonstruieren. Auch gibt es diverse Indizien, die zweifelsohne bestimmte Rückschlüsse zulassen, und doch fehlt der letzte konkrete Beweis. So bleibt nur, auszuharren und auf Hinweise zu hoffen, die die eigene Theorie stützen. Dabei wird man jedoch so einige Male ins Wanken geraten. Aber so oder so, hoffentlich war dies noch lange nicht Karins letzter Fall.

Bewertung vom 21.08.2016
Der Fluch aus dem Dschungel / John Sinclair Classics Bd.26 (Audio-CD)
Dark, Jason

Der Fluch aus dem Dschungel / John Sinclair Classics Bd.26 (Audio-CD)


ausgezeichnet

Sheila Hopkins möchte John Sinclair unbedingt ein Souvenir aus dem Urlaub mitbringen, und entdeckt dabei in Amsterdam, gemeinsam mit Bill Conolly, eine Maske, die sie für perfekt hält. Der Preis ist Nebensache, es ist beschlossen, die Antiquität muss mit zum befreundeten Geisterjäger. Doch ahnen weder Bill noch Sheila welch mächtiges Souvenir sie tatsächlich erstanden haben, die Heimreise verläuft entsprechend anders als geplant. Ein wahrhaftiges Unheil bahnt sich an, dem John Sinclair sich plötzlich, ohne großartige Vorbereitung, entgegenstellen muss, koste es was es wolle...

Die große Aufregung rund um Dr. Tod und sein Treiben ist gerade erst vorbei, Bill und Sheila gönnen sich eine Auszeit und Sinclair sollte eigentlich im Büro sitzen und seinen Bericht tippen. Dass er dafür nicht der Typ ist, ist allseits bekannt und es stört ihn natürlich in keinster Weise, dass er zu Hilfe gerufen wird. Und doch heißt es schon wieder, dass ihm und seinen Freunden keinerlei Ruhe vergönnt ist, das Böse lauert überall, es ist nur die Frage wann es sich zu erkennen gibt und in welcher Form. Natürlich wäre es weit weniger spannend, den Charakteren beim Sightseeing und Shoppen zur Seite zu stehen, ein wenig Erholung wünscht man ihnen dann aber doch ab und an.

Nichtsdestotrotz kommt der Hörer auf Grund der gegebenen Umstände erneut in den Genuss diverser Grusel-, vielleicht sogar Schockmomente. Obwohl man bereits zu Beginn über die Macht der Maske in Teilen informiert wird, ahnt man noch nicht, welches Ausmaß diese tatsächlich einnehmen kann und wird. Von allen Seiten strömen Personen an den Ort des Geschehens, denn sie alle wollen das Objekt der Begierde, aus den unterschiedlichsten Gründen. Dann aber holt die übernatürliche Kraft zum Gegenschlag aus, der sich mehr als nur gewaschen hat. Egal ob man diesen hat kommen sehen oder nicht, alle sind überwältigt und überfordert mit der dargelegten Situation. Jetzt heißt es Handeln, bevor noch Schlimmeres geschieht und eine Umkehr nicht mehr möglich ist.

Gebannt verfolgt der Hörer das Geschehen aus sicherer Entfernung, obwohl man das ein oder andere Mal durchaus das Gefühl hat ebenfalls in den Bann der Maske gezogen zu werden. Glücklicherweise stellt sich dies als Trugschluss heraus, sonst könnte man schließlich dem Rest der Geschichte nicht mehr unvoreingenommen folgen. Geschickt eingesetzte Soundeffekte sorgen für Authentizität und eine schaurige Atmosphäre, die einem schonmal einen kalten Schauer über den Rücken jagen kann. Zwar ist man sich ziemlich sicher, dass John Sinclair auch dieses Hindernis überwinden wird, fraglich ist jedoch immer, zu welchem Preis dies geschieht und inwiefern sich seine Tätigkeit im weiteren Verlauf auswirkt. Auch an einem Geisterjäger kann und wird nicht alles spurlos vorbei gehen – oder vielleicht doch?