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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2013
Die seufzende Wendeltreppe / Lockwood & Co. Bd.1
Stroud, Jonathan

Die seufzende Wendeltreppe / Lockwood & Co. Bd.1


ausgezeichnet

"Die Seufzende Wendeltreppe" ist der erste Fall der Agentur "Lockwood & Co." - hinter der sich Anthony Lockwood, George Cubbins und Lucy Carlyle verbergen - einer herrlich komischen Geistergeschichte, die viel Spaß, Spannung, Situationskomik und intelligenten Humor bietet.

In Strouds Geisterreihe ermitteln Kinder und Jugendliche. Zunächst mag es dem Leser seltsam erscheinen, dass Heranwachsende mit solch wichtigen Aufträgen wie Geisteraustreibungen betraut werden, bei denen es blutig zur Sache und recht häufig sogar um Leben und Tod geht, aber der Autor erklärt dies damit, dass das Gespür für Geistererscheinungen nur bei Kindern und Jugendlichen stark ausgeprägt ist und sich im fortschreitenden Alter in der Regel nach und nach zur Gänze verflüchtigt. So ist es doch nur logisch, dass Anthony Lockwood eine Agentur betreibt ohne Leitung eines Erwachsenen. Warum auch sollte man sich von einem Erwachsenen bei einer Arbeit betreuen lassen, bei dessen Durchführung er einem gar nicht helfen kann?
Bei dem Gespür für die Welt der Geister unterscheidet man zwischen Hören, Fühlen oder Schauen, genau wie es verschiedene Typen von Geistern gibt. Jonathan Stroud erklärt diese und noch viele andere Dinge in einem umfassenden Glossar, welches der Geschichte nachgestellt ist.

"Die Seufzende Wendeltreppe" ist in fünf Episoden unterteilt. Der Roman beginnt mit der Lösung eines Falls, bei dem Lucy bereits bei der Agentur "Lockwood & Co." angestellt ist, bevor es im zweiten Buch um die Vorgeschichte Lucys geht: wie sie ihre Begabung entdeckt hat, wo sie an ihren ersten Fälle mitgearbeitet hat, was bei einer Geisteraustreibung alles (gründlich!) in die Hose gehen kann und wie sie letztendlich in der Agentur von Anthony Lockwood landete.

Die drei nachfolgenden Unterteilungen dieses Romans "Die Halskette", "Das Herrenhaus" und "Danach" laufen dann wieder in chronologischer Reihenfolge ab, die ebenso wie der Einstieg und die Rückblende aus der Ich-Perspektive von Lucy erzählt werden.

Jonathan Stroud verfügt über einen sehr ausschweifenden, bildhaften Schreibstil, der einem dank seines großartigen Humors jedoch nie zu viel wird und keine Längen aufweist. Die Geschichte ist im Wechsel mit viel - teils blutiger - Spannung und Witz gewürzt, der auch erwachsenen Lesern Spaß bereitet, trotz der durchgehend jugendlichen Hauptfiguren. Zwar bietet die Geschichte auch undurchsichtige, verschrobene und überaus interessante Nebencharaktere, die erwachsen - und nicht nur geisterhafter Natur - sind, aber im Mittelpunkt stehen eindeutig Lockwood und seine beiden Freunde und Mitarbeiter George und Lucy, wobei diese beiden sich zumindest im ersten Band nicht sehr freundschaftlich begegnen: die zwei bieten sich selbst in den gefährlichsten Situationen Kabbeleien, die bei der Bearbeitung ihrer Aufträge nicht nur für Ärger und Ablenkung sorgen, sondern gleichzeitig den Grusel in einigen besonders blutigen Szenen entschärfen.

Was sich hinter der "Seufzenden Wendeltreppe" verbirgt, wird erst gegen Ende der Geschichte geklärt. Vor dem gespenstig-gruseligen Showdown muss der Leser jedoch einige andere Fälle gemeinsam mit dem Agenten-Trio durchstehen, die raffinierterweise aufeinander aufbauen und sich somit ein roter Faden von anhaltender Spannung durch die gesamte Handlung zieht, bis am Ende ein enthüllender Blick auf alle Geheimnisse und Vorfälle geboten wird.

Trotz ihrer Jugend sind die drei Lockwood-Agenten interessante und vielschichtige Charaktere, die jeder auf seine eigene Art die Geschichte mittragen und zu dem ganz besonderen Lesevergnügen machen, die sich hinter dem Buchdeckel mit dem großen, alten Schloss versteckt.
Ich kann nur empfehlen: egal wie gefährlich die Aufträge sind, die ihr mit Lockwood & Co. bestehen müsst - verzichtet nicht auf dieses Abenteuer!
Der Auftakt der Reihe um Anthony Lockwood und seine beiden Kollegen ist wie "Ghostbusters" in jungen Jahren ins viktorianische London versetzt: beGEISTernd, GEISTreich und GEnIalST gut!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.10.2013
Winterwohlfühlküche

Winterwohlfühlküche


ausgezeichnet

"Winterwohlfühlküche" begeistert nicht nur durch die enthaltenen Rezepte, bei denen einem allein vom Durchlesen wohlig warm wird mit den vielen "Winter"-Gewürzen, die sie enthalten wie Zimt, Cumin oder Ingwer, sondern durch die bestechend schöne Aufmachung aus dickem, mattem Papier mit vielen großformatigen Fotos, die nicht nur die Rezepte dieses Buches abbilden, sondern heimelige Küchenszenen, Winter- und Herbstlandschaften in ansprechenden Farben, Stilleben aus Äpfeln oder festlich gedeckte Tafeln.

Inhalt:
Einführung
Kleinigkeiten für Schneetage
Trostspender für kalte Tage
Schlemmereien am Kamin
Wintersalate
Süße Verführungen
Ein Becher Glück
Register
Bildnachweis

Die Rezeptauswahl lässt keine Wünsche offen, neben Sattmachern wie Aufläufen und Eintöpfen enthält das Buch außerdem Rezepte für leckere Wintersalate, Süßes für die Kaffeestunde und dazu passend eine Auswahl an Heißgetränken.

Einige Zutatenlisten lesen sich auf den ersten Blick sehr umfangreich, aber das täuscht: die Grundzutaten belaufen sich häufig auf nur wenige Dinge, doch enthalten viele Rezepte verschiedene Gewürze, wodurch sich die Listen um mehrere Positionen verlängern.
Viele Rezepte beginnen mit einer Einleitung, beispielsweise mit Tipps für die Zubereitung oder Anregungen, welche Beilagen zu einem Gericht passen oder wie man ein Rezept durch Verändern der Zutaten variieren kann (zum Beispiel eine vegetarische Alternative zu einem Rezept mit Fleisch).
Alle Rezepte beinhalten eine Zutatenliste, eine Angabe, für wieviele Personen die Zutatenmenge angedacht ist und eine ausführliche Beschreibung der Zubereitung.
Neben der Paginierung ist das jeweilige Kapitel aus dem Inhalt aufgeführt, so dass man beim Durchblättern des Buches immer weiß, in welcher Rezeptrubrik man sich gerade befindet.

Sehr gut gefallen mir neben den enthaltenen einfachen oder schnellen Gerichten auch die Auswahl an Currys und Eintöpfen, die besonders gut schmecken, wenn sie durchgezogen sind oder nochmal aufgewärmt, so dass man sie gut im Voraus zubereiten kann oder auch mal Essen für zwei Tage oder eine Portion zum Einfrieren hat, wenn über die Feiertage oder im Vorweihnachtsstress wenig Zeit zum Essen kochen bleibt.

"Winterwohlfühlküche" ist ein wunderschönes Schmökerbuch mit einer tollen und umfangreichen Rezeptauswahl, das in der kalten Jahreszeit eines der liebsten und am häufig genutzten Kochbücher bei uns werden wird!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2013
Word on the Street (Spiel)

Word on the Street (Spiel)


ausgezeichnet

"Word on the Street" ist ein rasantes Spiel mit einfachen und klaren Regeln, das sich idealerweise sowohl mit gerade mal 2 Personen als auch in einer großen Runde von bis zu 10 Mitspielern spielen lässt. Eine Spielrunde dauert ca. 25 Minuten.

Das Spiel ist komplett in einem quadratischen Karton verstaut, der neben dem Spielplan eine kompakte, gut erklärte Spielanleitung enthält, außerdem 216 beidseitig bedruckte Aufgabenkarten, 17 Buchstabensteine, 2 Sanduhren und 1 Kartenhalter.

Die erste Runde kann schnell starten, da nur die Karten aus ihrer Folienverpackung und die Steine aus einem Plastikbeutel befreit werden müssen. Die Karten könnten aus etwas dickerer Pappe hergestellt sein, dafür sind sowohl der Spielplan als auch die Buchstabensteine von sehr robuster und stabiler Qualität. Da "Word on the Street" jedoch erst ab einem Alter von 12 Jahren empfohlen wird, denke ich jedoch, dass die Aufgabenkarten trotz der recht dünnen Ausführung eine lange Lebensdauer haben.

Der Spielplan wir in die Mitte des Tisches gelegt, die Buchstaben auf den entsprechenden Feldern verteilt. Die Spieler teilen sich in zwei Teams auf, jedes bekommt eine Sanduhr zum Stoppen der gegnerischen Spieler. Nun werden im Wechsel Aufgaben von den Karten gestellt, die Aufgaben auf den blauen Seiten haben dabei einen höheren Schwierigkeitsgrad als die auf der grünen Seite.

Zum Beispiel lautet eine Aufgabe "Eine Farbe", nun muss sich das Spiel, dass am Zuge ist, schnellstmöglich beraten, welche Antwort auf diese Frage die günstigste ist, also recht lang und reich an Konsonanten, um möglichst viele Spielzüge machen zu können, denn pro enthaltenem Konsonant darf der entsprechende Buchstabenstein in Richtung des agierenden Teams gezogen werden, und sobald der Stein mit einem Zug vom Spielplan gleitet, ist er ein gewonnener Punkt für das Team, welches am Zug ist. Beispiel: beantwortet man "Eine Farbe" mit ROT, darf sowohl R als auch T um ein Feld verschoben werden, besser wäre KARMESINROT, da für dieses Wort insgesamt 7 Züge mit den Buchstabensteinen ausgeführt werden dürfen.

So einfach die Regeln auch sind, so groß ist der Spaß mit diesem Spiel, dass gleichzeitig für viel Spaß und Gehirnakrobatik sorgt. Je größer die Spielrunde, desto rasanter und lustiger wird der Schlagabtausch, jedoch ist "Word on the Street" auch mit gerade mal 2 Personen recht lustig, nur eine Anzahl von 3 Spielern ist eher ungünstig, oder man einigt sich in dieser Konstellation darauf die 1er und 2er Besetzung der Teams von Runde zu Runde zu wechseln.

Besonders empfehlenswert für Feiern, bei denen nach einer Spielidee gesucht wird, die nicht lange und umständlich erklärt werden muss, zudem nimmt der Spielplan nur wenig Raum auf dem Tisch ein, so dass sich "Word on the Street" sehr gut in geselligen Runden spielen lässt und/oder bei begrenzten Platzverhältnissen.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.09.2013
Anna und Anna
Inden, Charlotte

Anna und Anna


ausgezeichnet

"Anna und Anna" ist ein Briefroman zwischen Enkelin und Großmutter, aber auch eine Art Tagebuch von der Großmutter an ihr linkes Bein, welches sie auf Grund einer Erkrankung verloren hat, Briefen zwischen der jungen Anna und ihrer ersten großen Liebe und der alten Anna und ja... ihrer alten Liebe.

'Bella hat ihr Portemonnaie verloren.
Anna ihren Jan.
Und ich mein Bein.
Ich habe am meisten Grund zu jammern, denke ich, aber im Moment ziehen wir alle ein Gesicht. Anna kann es am besten. Sie hat diesen schönen Mund, den hat sie von meiner Mutter. Es ist der Mund einer erwachsenen Frau und im Gesicht meines kleinen Mädchens macht er mir irgendwie Angst.' (S.13)

Das Cover kommt in einem schlichten, cremefarbenen Einband daher, die Linien und die in Schreibstift ausgeführten Namen der Autorin und der Protagonistinnen - die gleichzeitig den Titel des Buches liefern - greifen gekonnt das Briefthema des Romans auf. Das Innere ist genauso wunderbar auf den Inhalt der Geschichte abgestimmt: das Blau der Schrift erinnert an Tinte, die Kapitelüberschriften sind zwar eine bloße Durchnummerierung, jedoch jedesmal individuell gestaltet und mit kleinen Zeichnungen ausgeschmückt. Die "kleine" Anna und die "große" Anna strotzen den Widrigkeiten ihres Lebens wie furchtlose Piraten, dies erklärt ihre gewählten Anreden oder Grußworte wie Käptn oder Ahoi, und die zahlreichen Illustrationen, die einen sofort an das Meer erinnern: kleine Seepferdchen, Wellen, Möwensilhouetten oder Fische.

Charlotte Inden gelingt es in wenigen Zeilen und kurzen Briefen jeder ihrer Figuren Persönlichkeit einzuhauchen. Man liest sich sehr schnell in die Geschichte der beiden Annas hinein, obwohl man als Leser sehr plötzlich in das Geschehen hineingeworfen wird. Welche Anna gerade schreibt, erkennt man an der Wortwahl, die junge Anna schreibt jugendlich frisch, Großmutter Anna schreibt altmodischer und bedachter und benutzt manchmal Worte, die heute kaum noch im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet werden. Man lernt zudem zwischen den Zeilen zu lesen, da die schriftliche Kommunikation Lücken aufweist. Nicht jeder Brief, den einer der Protagonisten erhält und beantwortet, taucht in dem Buch auf. So ist man zum Mitdenken angeregt und die Gefühlswelt der beiden Annas geht nicht unter in unzähligen Details oder Beschreibungen, die zur Darstellung ihrer Beziehungen völlig überflüssig gewesen wären.
Manche Entwicklungen in der Geschichte sind schnelllebig, manche traurig, manches hätte man sich als Leser anders gewünscht. Jedoch bin ich mit den Reaktionen der Figuren und mit dem Ende der Geschichte genau so zufrieden, wie es Charlotte Inden erdacht hat. Die Figuren reagieren zwar nicht immer nach Wünschen des Lesers, aber sehr realistisch und nachvollziehbar, und auch das Ende konnte nach der ganzen Entwicklung der Geschichte kein anderes sein. Und so traurig es ist, in gewisser Weise ist es auch tröstlich und versöhnlich.
Charlotte Inden ist es gelungen eine Vielzahl Themen und Probleme - die im täglichen Miteinander entstehen können, sei es aus familiären Gründen oder wegen der Liebe - auf relativ wenigen Seiten nicht nur anzusprechen, sondern aus verschiedenen Blickwinkeln so auszuleuchten, dass man als Leser die unterschiedlichen Standpunkte verstehen und nachvollziehen kann.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2013
Der Junge mit dem Herz aus Holz
Boyne, John

Der Junge mit dem Herz aus Holz


sehr gut

"Der Junge mit dem Herz aus Holz" ist eine märchenhafte Parabel aus der Feder des Bestsellerautors John Boyne, die gleichermaßen für jüngeres und älteres Lesepublikum geeignet ist, denn die Aussage, die dieses Buch trifft ist allgemeingültig, egal, wie alt der Leser dieses Buches ist. Genaugenommen werden ältere Leser vielleicht sogar mehr zwischen den Zeilen lesen können und sich sowohl in die Lage des "Jungen mit dem Herz aus Holz" als auch in Noah Barleywater, der Junge, der von Zuhause wegläuft, hineinversetzen können, wohingegen für jüngere Leser eindeutig Noah mehr Identifikationspotential bietet.

Zu Beginn konnte mich John Boyne nicht völlig mit seiner märchenhaften Geschichte packen, die wie es der deutsche Titel bereits erahnen lässt, Anleihen an dem Klassiker "Pinocchio" nimmt. In den ersten Kapiteln läuft Noah von seinem Zuhause und seinen Eltern weg, warum, wird der Leser erst sehr viel später erfahren. Er erlebt merkwürdige Dinge und diese nehmen ihren Fortlauf, als er in den alten Holzspielzeugladen eines alten, etwas verschroben und seltsamen wirkenden Mannes kommt: eben jener, der den Jungen mit dem Herz aus Holz verkörpert. Der alte Mann möchte - genau wie der Leser - erfahren, wieso Noah eigentlich von Zuhause weggelaufen ist, denn Noah erzählt nur Positives von seinem Heim und seinen Eltern. Um das Geheimnis aus dem Jungen herauszukitzeln, erzählt ihm der Mann seine eigene Geschichte. Wie er als Junge sehr lange von Zuhause weg war und dabei fast ein Versprechen gebrochen hätte, welches er seinem Vater gegeben hat. Ab diesem Punkt hatte mich John Boyne: Die Erinnerungen des alten Mannes lesen sich interessanter und kurzweiliger als die merkwürdigen Erlebnisse, die Noah auf dem Weg bis zu seinem Spielzeugladen widerfahren sind, zudem ahnt der Leser nach und nach worin das Geheimnis gründet, weshalb Noah ausgerückt ist und erwartet den Zeitpunkt, wann Noah sich dies endlich selbst - und seinem Gesprächspartner - eingesteht.
Nicht nur Noah merkt, wie tröstlich es ist sein Leid mit jemandem zu teilen, auch der Leser liest das aus der Geschichte heraus. Und so kann der alte Mann dem Jungen zwar nicht helfen, als dieser im letztendlich sein Geheimnis verrät, aber Noah fühlt sich dennoch getröstet und gestärkt, so dass er der geheimnisvollen Sache endlich ins Auge sehen kann, vor der er Reißaus genommen hat. Ob der alte Mann auch noch seinen Trost findet? Das ist eine andere Geschichte, die sich erst Jahre später klären wird...

Auch wenn es bei der "Der Junge mit dem Herz aus Holz" ein paar Kapitel länger dauerte, bis es mich so begeistern konnte wie die anderen Bücher, die ich bislang von John Boyne gelesen habe, so empfehle ich es dennoch gerne weiter, da es mit der zauberhaften Aufmachung allein schon die Aufmerksamkeit des Lesers verdient: es ist das erste Werk Boynes, welches von Oliver Jeffers illustriert wurde und neben den zwar simplen, aber so treffend den Text aufnehmenden Illustrationen ist auch die wechselnde Schriftfarbe ein Eyecatcher. Nachdem die Geschichte, die sich in der Gegenwart zwischen Noah und dem alten Mann abspielt in schwarz gedruckt ist, werden die Rückblicke in die Kindheit des Spielzeugmachers in blauer Farbe erzählt.

Die Lehren, die man aus den Kindheitserlebnissen des Jungen mit dem Herz aus Holz ziehen kann, werden vielleicht nicht jedem offensichtlich sein, man muss auch zwischen den Zeilen lesen und für das junge Lesepublikum ab 10 Jahren ist hier vielleicht das eine oder andere zu märchenhaft verpackt, aber eine Sache sollte nach Lektüre der Geschichte jedem klar sein: Gespräche helfen und können Schmerzen und Probleme lindern. Darüber sollten sich sowohl Betroffene als auch Außenstehende bewusst sein.
-> Dir kann niemand helfen, wenn du deine Sorgen in deinem Innersten verschließt.
-> Du kannst jemandem helfen, allein dadurch, dass du ihm ein offenes Ohr leihst und eine Schulter zum Anlehnen zur Verfügung stellst.

9 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.09.2013
Zu schnell
Boyne, John

Zu schnell


ausgezeichnet

"Zu schnell" ist eine kurze, aber nichts desto trotz tiefgehende Lektüre aus der Feder des Bestsellerautoren John Boyne.
Er erzählt darin die Geschichte einer Familie, die nach einem folgenschweren Unfall in eine tiefe Krise gerät: Dannys Mutter fährt einen kleinen Jungen an, der daraufhin im Koma liegt. Was folgt ist ein Teufelskreis aus Schuldzuweisungen, wobei hier sowohl gleichermaßen anderen als auch sich selbst Schuld zugewiesen wird. Durch Abschottung und aus fehlenden Gesprächen kommt es weiterhin zu Missverständnissen zwischen den beiden betroffenen Familien und den Familienmitgliedern untereinander. "Zu schnell" ist zum einen eine Studie über einen schweren Schicksalsschlag, aber noch viel mehr über die Probleme, die eine psychische Erkrankung nicht nur beim Betroffenen, sondern auch bei seinen Angehörigen auslösen kann und die folgenschweren Auswirkungen die auf Grund fehlender Kommunikation entstehen können.
Es gibt unterschiedliche Positionen und verschiedene Entwicklungen, die hier unter die Lupe genommen werden können: so bietet nicht nur die psychische Belastung Dannys Mutter viel Diskussionspotential, sondern auch die Auswirkungen des Unfalls auf ihre Familie (Danny, ihren Mann, ihre Eltern, die Nachbarn) und die Belastung durch einen drohenden Verlust, den die Familie des verletzten Jungen ertragen muss. Als Leser fühlt man sich zwischen den Stühlen sitzend, da alle Positionen gleichermaßen schwierig zu ertragen sind, man einerseits eine gewisse Wut auf die Familie des Jungen entwickelt, die Dannys Mutter die alleinige Schuld zuweist, obwohl ihr Kind ohne zu gucken blitzschnell auf die Straße gerannt ist, anderseits fühlt man jedoch ihre Hilflosigkeit und ihre Angst und entwickelt Mitgefühl mit ihnen. Und diese Hin- und Hergerissenheit fühlt man auch bei anderen Protagonisten der Geschichte. John Boyne schafft es innerhalb weniger Seiten seine Leser an die Figuren zu binden, durch die großen Emotionen, die er glaubwürdig transportiert.
Die Geschichte bietet auf kompaktem Umfang viel Identifikationspotential (gerade auch für Leser, die im Alter von Danny und der Schwester des verletzten Jungen sind) und Diskussionsstoff, so dass sie sich hervorragend zur Schullektüre eignet, was idealerweise vom herausgebenden Verlag mit Unterrichtsmaterial unterstützt wird.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.09.2013
Donald Rabbit & Micki Kuchen
Krüger, Thomas

Donald Rabbit & Micki Kuchen


ausgezeichnet

In dem Buch über die beiden ungewöhnlichen Freunde - Donald ist ein Hasenschwein mit einem Faible für Freundschaftsfrikadellen und Fußball und Micki eine Mausekatze mit Organisationstalent und ausgeglichenem Wesen (naja... beinahe immer ausgeglichen, insofern Donald sie nicht völlig aus der Ruhe bringt mit seiner für ihn typischen Art) - befinden sich vier Geschichten, die man unabhängig voneinander (vor)lesen kann.

Bei der Ausstattung fallen neben den großformatigen und bunten Illustrationen im Inneren des Buches direkt die illustrierten Vorsatzseiten auf, bei denen man auf den vorderen Vorsatzseiten das Säbelbein-Wiesental in der Mittagssonne sieht. Donald und Micki machen ein Picknick, Elfmeterguido kickt Bälle auf der Fußballwiese und im ballfressenden Bach schwimmen etliche verschossene Fußbälle aus dem Tal heraus. Auf den hinteren Vorsatzseiten scheint der Mond über dem schlafenden Säbelbein-Wiesental. Die Freunde sind nun nicht mehr zu sehen, denn sie liegen schlafend in ihren Betten und träumen vielleicht von Freundschaftsfrikadellen oder ganz besonderen Fußballspielen...

Freundschaftsfrikadellen sind das Lieblingsessen von Donald Rabbit und der Grund für einen schrecklichen Streit zwischen ihm und seiner besten Freundin Micki, um den es in der ersten Geschichte geht. Es ist eine Geschichte vom Streiten und Versöhnen, vom Teilen und vom aufeinander Rücksicht nehmen. Für gute Freunde verzichtet man schweren Herzens auch mal auf Dinge, die man zu gerne selbst haben möchte.
In der Geschichte vom Kaufhaus, das alles hat, bestellt Donald Sachen, die er sich nicht leisten kann und bekommt anschließend Dinge, die er viel einfacher hätte haben können. Aber manchmal sind die Tauben auf dem Dach viel reizvoller als der Spatz in der Hand.
Bei einem ganz besonderen Fußballspiel kommt Mickis Geschick zum Vorschein, Dinge zu organisieren, Kompromisse einzugehen und neue Regeln aufzustellen, so dass jeder ihrer Freunde den gemeinsamen Spielenachmittag so gestalten kann, wie er es am liebsten mag. Denn die beiden Jungs Donald und Elfmeterguido sind zwar völlig begeistert vom Fußball, aber die zwei Maulwürfe Fanta Pi und Ditscheri Dudel würden viel lieber verstecken spielen...
In Donald Rabbit hat sich verirrt geht es schlussendlich darum, wie wichtig Freunde sind, um einem Halt zu geben oder die Angst vor unbekannten oder schwierigen Situationen zu nehmen.

Die Illustrationen von Ina Hattenhauer und die Erzähltexte von Thomas Krüger sind zum Quietschen komisch, zum Gruseln düster, und zum Liebhaben schön: meiner Meinung nach braucht man zum Lesen der schrägen Geschichten kein "Inkognito-Kind", denn sie sind allesamt so herzerwärmend liebenswert und voller Sprachwitz, dass man auch als "alleinlesender" Erwachsener nicht drumherum kommt das Buch freundschaftsfrikadellenstark zu finden! Aber als nette Mama oder netter Papa, die gerne den Spaß beim Lesen teilen (hoffentlich lieber als Donald die Freundschaftsfrikadellen mit Micki), schnappt man sich sein Kind, kuschelt sich gemütlich ins Bett - genauso wie Donald und Micki das machen -, und verbringt gemeinsam ein paar vergnügliche Augenblicke mit den Abenteuern aus dem Säbelbein-Wiesental von Donald Rabbit und Micki Kuchen und ihren Freunden.
Thomas Krügers Schreibe ist immer recht unkonventionell und höchstens eine Bohne pro Geschichte lehrreich ;)
Da jeder Zankhähne kennt (oder selbst mal einer war), oder Kinder mit verschiedenen Interessen, die sich nicht auf ein Spiel einigen können, oder selbst ein Kind ist, das manchmal vor neuen Sachen oder dem Alleinsein Angst hat, findet jeder eine (oder alle) Geschichten in dem Buch so toll wie Zahncreme mit Frikadellengeschmack :) Und das tollste im Säbelzahn-Wiesental - noch toller als Freundschaftsfrikadellen oder Fußball-Burger oder Fußball spielen oder Verstecken spielen - ist es, der beste Freund von der lieben und schlauen Micki Kuchen zu sein, die immer für einen da ist, auch wenn sie gerade nicht da ist.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2013
Luna und die Sterne
Messing, Stefanie; Gral, August

Luna und die Sterne


ausgezeichnet

Die kleine Sternenfee Luna pflegt nachts die Sterne am Himmel, wenn auf der Erde schon alle Kinder im Bett liegen und schlafen. Nur die Eule Nubs begleitet sie auf ihrem nächtlichen Rundgang und schaut ihr zu, wie sie heruntergefallene Sterne aufhebt, mit ihrem Rockzipfel poliert und wieder zurück in den Abendhimmel hängt.
Wie sie so ihrer Routine nachgeht und sich mit Nubs unterhält, verändert sich ihr Zustand von hellwach in nicht mehr so hellwach und in gar nicht mehr wach und schon macht sie die Augen zu und schläft.

"Luna und die Sterne" erzählt in stimmungsvollen Bildern begleitet von ruhigen und traumhaften Begleittexten, wie die Sternenfee nachts ihrer Arbeit nachgeht, wenn außer ihr schon fast alle schlafen. Dabei können Kinder langsam von der Aktivität des Tages herunterkommen und werden beim Zuhören genau wie Luna langsam schläfrig. Kinder und Eltern lassen gemeinsam den Tag Revue passieren, man denkt nochmal über einige Sachen nach, tauscht sich aus und kommt zur Ruhe.

Die dominierenden Farben in diesem Buch sind nachthimmelblau und sternengelb vor weißem Hintergrund. Die Farben des Tages sind nur am unteren Rand der Bilder zu entdecken, wie aus weiter Ferne, so wie Luna weit oben vom Himmel hinuntersieht und die Häuser, Menschen und Tiere dadurch klein wie Spielzeugfiguren scheinen.
Ausgeführt ist die Geschichte als sehr stabiles Pappbilderbuch in DINA5-Querformat, das auch kleinen Kinderhänden standhält.

Kindgerecht erfahren die kleinen Zuhörer anhand Lunas Geschichte, wie wichtig es nach einem ereignisreichen Tag ist, abends zur Ruhe zu kommen und sich schlafen zu legen, um Kraft und Energie für den nächsten Tag zu sammeln.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.08.2013
Die verborgene Gesellschaft - Schloss Horroscu
Metz, Uwe

Die verborgene Gesellschaft - Schloss Horroscu


sehr gut

Magisch begabte Menschen, ein entflohener Superschurke, flüssige Dunkelheit, ein summender Spion und drei sehr schräge Geheimagenten: die Kurzbeschreibung, die man zu diesem Buch auf der Verlagsseite findet, lässt bereits erahnen, dass man es mit der ersten Band rund um "Die Verborgene Gesellschaft" mit einer sehr verrückten Geschichte zu tun bekommt.
Gloria von Quast, Ali Ben Rum und Hektor Fosch sind drei Mitglieder dieser Gesellschaft: magisch begabte Geheimagenten auf der Suche nach dem entflohenen Superschurken Ptolemäus Wolzin, der das mysteriöse Buch der Mächte gestohlen hat und sich damit zum Herrscher über die Welt emporschwingen will. Neben den drei genannten Geheimagenten sind noch weitere Mitglieder der Verborgenen Gesellschaft auf der Suche nach Ptolemäus Wolzin, quer durch Deutschland und verschiedene osteuropäische Länder. Doch nach und nach vermehren sich die Meldungen, dass auf unerklärliche Weise Personen verschwinden, von denen nur die drei Hauptprotagonisten wissen, das es sich um ihre Kollegen auf geheimer Mission handelt und sie müssen nun alles daran setzen den Superschurken dingfest zu machen, bevor keiner mehr übrig ist, der sich ihm entgegenstellen kann.

Kritik:
Uwe Metz hat es im Auftaktband der Verborgenen Gesellschaft etwas zu gut gemeint: ausgefallene Namen, unzählige Figuren, wechselnde Schauplätze und ein Geheimagent mit ausländischem Akzent machen es zunächst schwer in der Geschichte Fuß zu fassen. Die ganzen schrägen Namen erfordern einiges an Konzentration, um die Vielzahl an Personen auseinanderzuhalten, so dass dies zu Lasten des Genusses an der Handlung an sich geht.
Die Geschichte besitzt einen für ein Jugendbuch teils sehr unkonventionellen und außergewöhnlichen Humor, es tauchen kautabakwiederkäuende Ziegen darin auf und ein Geheimagent mit einer ausgeprägten Schwäche für Cognacbohnen, was mich zwar sehr zum Schmunzeln gebracht hat, da ich als Kind nur zu gerne an Omas Weinbrandbohnen genascht habe, aber manchen Eltern wird es vielleicht nicht zusagen, wenn in einem Jugendbuch zu sehr einer alkoholischen Nascherei zugesprochen wird, wobei sich die Cognacbohnen im Verlauf der Geschichte noch als äußerst nützlich erweisen ;) Stellenweise ist "Schloss Horrorscu" mehr ein jugendlich geschriebenes Buch für junggebliebene Erwachsene als ein Buch für Jugendliche, denn es waren einige Stellen, die meinen Humornerv getroffen haben, die mir im eigentlichen Zielgruppenalter nicht mal ein Schmunzeln entlockt hätten.
Die Geschichte ist sehr dialoglastig und lebt hauptsächlich von Situationskomik und Wortwitz. Für manchen jugendlichen Leser ist dies wahrscheinlich zuwenig Action und zuviel Interagieren zwischen den Figuren, deshalb meine Empfehlung für ein etwas höheres Lesealter ab 14-16 Jahren.

Aufmachung des Buches:
Die Covergestaltung wirkt sehr düster und mysteriös, spricht womöglich aber ebenfalls eher ein älteres Zielpublikum an als das, für dass dieses Buch eigentlich geschrieben wurde.
Auf dem Einbamd ist nicht direkt ersichtlich, dass es sich um den Auftakt einer Reihe handelt, wohl aber durch einen genauen Blick ins Innere des Buches, da sich der Geschichte eine lange Leseprobe zum zweiten Band anschließt.
Der Geschichte vorangestellt ist ein Dramatis Personae mit den Mitgliedern der Verborgenen Gesellschaft und eine Kapitelübersicht.

Fazit:
Knappe 4 Bewertungspunkte für eine sehr schräge und irrwitzige Geschichte mit einer Unzahl verrückter und ausgefallener Ideen, die Lust auf mehr macht, aber das Potential, das in ihr steckt, leider noch nicht voll ausschöpfen konnte.

Reiheninfo:
Die Verborgene Gesellschaft 1: Schloss Horrorscu
Die Verborgene Gesellschaft 2: noch ohne Titel und Erscheinungstermin

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.