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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2018
Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1
Riebe, Brigitte

Jahre des Aufbaus / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.1


ausgezeichnet

Berlin liegt in Trümmern, endlich ist der Krieg vorbei – aber unvorstellbare Not und Chaos bestimmen die Tage der Überlebenden. Rike, die älteste Tochter des Kaufhauskönigs Thalheim übernimmt die Führung in der Familie. Der Vater im Gefängnis, die Brüder in Kriegsgefangenschaft oder an der Ostfront vermisst, da braucht es ihre Tatkraft und ihre Energie. Aber alles wird überschattet von der Angst vor der Zukunft. Schreckliche Geschichten über die russischen Besatzer machen die Runde. Die Mutter und die älteren Schwestern verdingen sich als Trümmerfrauen umso ein paar zusätzliche Lebensmittelmarken zu ergattern, aber Rike und ihre überlebende Freundin Mirjam blicken auch in die Zukunft.
Brigitte Riebe ist Historikern und eine tolle Erzählerin. Wie sie die Wochen und Monate nach Kriegsende beschreibt, hat mich immer wieder innehalten lassen. Erzählungen von Eltern und Großeltern wurden wieder wach! Von Hamsterkäufen und Schwarzmarkt, von der Suche nach Brennmaterial im kalten Winter, von der Luftbrücke und der alliierten Solidarität mit den eingeschlossenen Berlinern habe ich oft gelesen und gehört, aber in diesem Roman wird es plötzlich lebendig. Vielleicht liegt es auch an der Hauptfigur Rike, die hier im ersten Band einer Trilogie das Geschehen beherrscht. Die Folgebände werden den Schwestern gewidmet sein. Rike ist eine Frau, die ihre Wünsche und Sehnsüchte dem praktischen Überleben unterordnen muss und doch nie ihr eigentliches Ziel aus den Augen verliert. Für mich eine starke und sympathische Protagonistin. Aber auch die Schicksale der anderen Familienmitglieder kommen nicht zu kurz.
Der Roman ist fesselnd geschrieben und hat mich völlig in Bann gezogen. Auch wenn es abgedroschen klingt, ich konnte nicht aufhören zu lesen, wollte das Buch bis zum Schluss nicht aus der Hand legen.
Der Roman umfasst die Jahre 45 – 51 und ganz besonders die Geschehnisse der ersten Nachkriegsjahre haben mir gefallen. Meisterhaft wie die Aufbruchsstimmung zu spüren ist, dahinter immer noch die Angst vor der Zukunft und die Sorge um Angehörige. Eine vielschichtige und sehr berührende Geschichte. Die ausführliche Zeittafel am Ende des Buches habe ich sehr geschätzt und immer wieder aufgeblättert. Ich fand es gekonnt, wie die Autorin ihre fiktive Geschichte mit den historischen Ereignissen verbindet, das hat mich das Geschehen miterleben und mitfühlen lassen.

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Bewertung vom 30.10.2018
Schneekönig
Bronski, Max

Schneekönig


gut

Gossec, der Münchner Tandler und Gelegenheitsermittler, hat einen Stand auf dem Münchner Christkindlmarkt ergattert. In den Abendstunden, wenn sein altbairischer Christbaumschmuck sich nicht mehr gegen die Konkurrenz von Glühwein und Bratwurst behaupten kann, stellt er seinen Stand der Münchner Obdachlosenhilfe zur Verfügung. Die führen dort die Weihnachtsgeschichte auf und sammeln Spenden. Der Wind pfeift kalt ums Rathauseck und aus dem Tee mit Rum wird allmählich Rum mit Tee. Kein Wunder, dass der Gossec spätabends heimwärts wankt und nichts mehr deutlich sieht.
Doch dann findet er sich wieder, in einem weißen Bett und als zwei Körper. Zwei, weil der eine gekrümmt und geschunden im Bett liegt und der andere unter der Decke schwebt und der scheint auch das Denken und Handeln übernommen zu haben.
Gossec findet sich wieder in seinem Laden und wird Zeuge wie ein Nachbar ein Paar harsch abweist. Es ist eisig kalt, es schneit und die Frau scheint Hilfe zu brauchen. Er bittet sie in seinen Laden und richtet das Sofa her, keine Sekunde zu früh, denn die Frau bringt gleich darauf ein Kind zur Welt. Der herbei gerufene Arzt kann nur noch gratulieren. Mariella heißt die junge Mutter und Joschka, ihr älterer Partner und Beschützer, freuen sich über den kleinen Joshua.
Aber auf Gossec wartet noch anderes, das Gespenst der Gentrifizierung hat auch sein Mietshaus erreicht und ihm und den Nachbarn droht die Wohnungslosigkeit.
Der neue Gossec sprengt das Krimigenre. Nicht umsonst hat der Autor einen Spruch des Grafen Pocci, der für seine Marionettenspiele bekannt ist, seinem Buch vorangestellt. Lese ich es jetzt als Alptraum während einer Nahtoderfahrung oder ist er noch einmal davongekommen und räumt auf? Ist vielleicht eine Weihnachtsgeschichte, mit der wunderbaren Geburt in einem Stall – der Trödelladen von Gossec kommt dem schon sehr nah – ich bin mir nicht schlüssig und bin auch mit diesem Buch nicht ganz zurechtgekommen.
Ich mag ja die Krimis des Autors sehr gern, ebenso wie die Figur des Gossec . Deshalb habe ich es weniger als Krimi, denn als abgedrehte Weihnachtsgeschichte gelesen.

Bewertung vom 29.10.2018
Die letzte Pirsch
Bleyer, Alexandra

Die letzte Pirsch


ausgezeichnet

In ihrem neuen Kriminalroman entführt Alexandra Bleyer uns wieder ins gar nicht so friedliche Mölltal. Sepp Flattacher, der urige Grantler und Aufsichtsjäger hat wieder mal Ärger in seinem Revier. Der Jagdkamerad Haribert Maierbrugger scharwenzelt um die Vereinsvorsitzende Irmi und bringt mit seinen Neuerungsvorschlägen Sepp auf die Palme, denn Neuerungen steht er ablehnend gegenüber, vor allem wenn sie nicht von ihm kommen.
Aber damit nicht genug, der alte Ragger-Bauer hat sich erhängt, grad ein paar Tage nach seinem 85.Geburtstag. Das findet der Kriminalist Schober seltsam, weil er doch grad an dem Baum hängt, wo sich vor 25 Jahren der damalige Hoferbe umgebracht hat. Überhaupt findet Schober nach einigen Recherchen recht seltsame Erbstreitigkeiten in dieser Familie, in der Grundbesitz über allem steht. Mit dem Spruch „Liebe vergeht, Hektar besteht“ wurden schon seit Jahrzehnten unerwünschte Heiraten verhindert.
Unversehens sieht sich Sepp auch in diese Vorgänge verwickelt, wo er doch auch in seinem Jagdverein genug Ärger hätte.
Der dritte Kärnten Krimi punktet wieder mit viel Lokalkolorit, kauzigen Typen und ganz viel rabenschwarzem Humor. Ich mag es, wie die Autoren ihre Figuren in Kärntner Dialekt sprechen lässt.(Ein ausführliches Glossar hilft bei eventuell Verständnisproblemen und ist überdies noch ein Sprachführer für den nächsten Kärnten Urlaub) Das Personal ihres Krimis ist wie immer sehr lebendig geschildert, man hat sie alle sofort bildhaft vor Augen. Wie zum Beispiel im Polizeirevier mit dem Leiter Treichel, der nach jeder Fortbildung mit Anglizismen und Fremdwörtern punkten will, was leider immer haarscharf daneben geht. Und natürlich Sepp, der mit seiner Meinung nie hinterm Berg hält und es mit einem Satz auf den Punkt bringt. Lediglich mit Komplimenten klappt es nicht, die bringen ihm, obwohl ehrlich und Herzen kommend, immer Ungemach ein.
Der Kriminalfall wird erst langsam eingeführt, ist aber spannend und tragisch und passt vor allem in die bäuerlich verankerte Gedankenwelt der Mölltaler.
Die Mischung stimmt wieder beim dritten Buch von Alexandra Beyer, viel Unterhaltung mit Spannung und Witz haben mir ausgesprochen viel Vergnügen bereitet. Ein Muss für Fans von Regionalkrimis mit Schmäh.

Bewertung vom 29.10.2018
Falkenberg / Kommissare Brandes und Kurtoglu Bd.1
Seemann, Regine

Falkenberg / Kommissare Brandes und Kurtoglu Bd.1


sehr gut

Bei einem Ausflug zum Hamburger Falkenberg finden Schulkinder einen Toten. Die beiden Ermittlerinnen Stella Brandes und Banu Kurtoglu sehen nicht nur unzählige Stiche am Körper des alten Mannes, auch ein Hakenkreuz wurde in seinen Rücken geritzt. Bald ist die Identität des Toten geklärt, es ist der pensionierte Psychiater Dr. Hennig Manteuffel, der seinen Lebensabend in der nahegelegenen luxuriösen Seniorenresidenz verbrachte.
Die Ermittlungen erstrecken sich durch die Indizien auf die rechtsradikale Szene und das Umfeld der Residenz, laufen aber immer wieder ins Leere.
Die Autorin hat ihren Krimi auf zwei Handlungsebenen angesiedelt. Zwischen den laufenden Ermittlungen stehen immer wieder kursiv geschriebene Auszüge aus einem Tagebuch, die wohl von einem jungen Mädchen stammen und ihren Aufenthalt in einem Kinderheim zu Thema haben. Diese Einschübe geben dem Buch eine ganz eigene Dynamik und Spannung, der der Leser weiß ja, dass dieses Tagebuch einen Bezug zur heutigen Tat haben muss. Damit ist er auch immer einen Schritt weiter als die beiden Kriminalistinnen, was ich ebenfalls einen gelungenen Kunstgriff fand.
Die Figuren haben mir gut gefallen, bei den Ermittlerinnen ließ die Autorin mit Banu Kurtoglo eine Frau auftreten, die die Alleinverdienerin im Haushalt ist, während ihr Mann sich um Haushalt und Kinder kümmert und die sich dadurch mit Problemen konfrontiert sieht, die man sonst nur in umgekehrter Rollenverteilung kennt. Manteuffel und seine Mitbewohner in der Residenz bekommen allmählich immer deutlichere Konturen, auch das wird sehr eindrücklich geschildert.
Mich hat der Kriminalroman gefesselt, ganz besonders die Aufarbeitung der geschichtlichen Ereignisse – die auch die Ermittlerinnen vor eine Gewissensfrage stellt, fand ich gut ausgearbeitet. Ein beeindruckendes Krimi - Debüt der Autorin.

Bewertung vom 26.10.2018
Cyrus Doyle und die Kunst des Todes / Cyrus Doyle Bd.3
Lucas, Jan

Cyrus Doyle und die Kunst des Todes / Cyrus Doyle Bd.3


sehr gut

In der pittoresken Rocquaine Bay liegt eine tote Frau am Strand. Nackt, mit vielen Stichen getötet und mit Farbe verunstaltet, „Hure“ lautet die zynische Botschaft des Mörders. Eine Beziehungstat? Lizzy Somers war eine attraktive Frau und ihr Mann wohl zu Recht eifersüchtig, er und seine Schwester nehmen die Todesnachricht unterkühlt und seltsam unbeteiligt auf.
Cyrus Doyle und seine Kollegin Pat Holborn haben die schwere Aufgabe den Mörder zu finden. Den Fund der Leiche meldet Peter Laforet, der Juniorchef von „Gold und Silver“, dort hatte die Tote auch ihren aus Strandfunden gefertigten Schmuck und Dekostücke verkauft. Aber der Zeuge scheint nicht sehr glaubwürdig. Er verschweigt etwas. Genau wie der alte Strandläufer und Einsiedler Carney, der im Dauerrausch von einem schwarzen Meerungeheuer faselt, das er gesehen hat. Aber bevor Doyle den Alten vernehmen kann, das Ausnüchtern im Krankenhaus dauert länger, wird der von einem hohen Militär abgeholt. Offensichtlich gibt es Interessen von ganz oben, die Cyrus Ermittlungen tangieren.
Auch bei seinen Mitarbeiten gibt es Auffälligkeiten, was ist mit Constable Jasmyn Alisette, die offensichtlich etwas vertuschen will.
Mit der Kanalinsel Guernsey hat der Autor Jan Lucas einen besonders malerischen Handlungsort für seine Krimireihe um Cyrus Doyle ausgesucht. Sehr kenntnisreich und mit viel Liebe zum Detail beschrieben, wird diese Landschaft zu einem wichtigen Teil des Krimis. Man erfährt sehr viel über die Geschichte der Insel und immer spielt ihre Vergangenheit auch eine Rolle bei den Fällen.
Cyrus ist nicht nur ein geschickter und schlagkräftiger Ermittler, er ist auch ein attraktiver Guernsey Man. Wenn er mit seinem exotischen Sportwagen über die Insel fährt, kann man sich schon seine Wirkung auf Frauen vorstellen. Das führt immer wieder zu Irritationen bei Kollegin Holborn, die Doyle schon Jahre kennt und als junge Frau auch sehr verliebt in ihn war. Diese kleinen privaten Details ergeben einen amüsanten Sidekick.
Spannende Ermittlungen für Cyrus, der nach dem Ausbremsen von ganz Oben auf eigene Faust weitermachen muss und das ist nicht immer ungefährlich. Diese Mischung macht den Reiz der Guernsey Krimis von Lucas aus, es fehlt nicht an Action und gut beschriebener Polizeiarbeit, aber auch das Drumherum kommt nicht zu kurz.
Auch dieser Band hat mir wieder sehr gut gefallen und ich freue mich schon weitere Fälle mit Cyrus Doyle.

Bewertung vom 24.10.2018
Hammeltanz / Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst Bd.7
Streng, Wildis

Hammeltanz / Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst Bd.7


sehr gut

In Onolzheim in Hohenlohe gehört der Hammeltanz zu den Höhepunkten im Jahr. Alle sind im Festfieber. Doch dann wird ein Umzugswagen abgefackelt und ein weiterer durch Manipulation aus dem Verkehr gezogen und nach dem Hammeltanz wird der Büttel, der historische Ausrufer erstochen aufgefunden. Verdächtige gibt es zuhauf, denn Andi Sichler war ein sehr unbeliebter Mann, der sich viele Feinde gemacht hat.
Lisa Luft und Heiko Wüst, nicht nur beruflich ein Paar, machen sich an die langwierigen Ermittlungen. Fast der ganze Ort tummelte sich auf der Festwiese und die diversen Verkleidungen machen es fast unmöglich – trotz der vielen Handyfotos – einen Überblick zu bekommen.
Dieser Regionalkrimi punktet nicht nur mit den sehr sympathischen Ermittlern, sondern auch mit sehr viel liebevoll und kenntnisreich geschildertem Lokalkolorit. Das wird durch die Dialekteinschübe noch verstärkt, die mir sehr viel Spaß gemacht haben. Wie die Ermittler tappte ich bis zum Schluss im Dunkeln, was den Tathergang und den Täter betraf. Die vielen Beteiligten, bei denen ich im Lauf des Buches fast den Überblick verlor, erschwerten mir das Miträtseln. Ein Personenverzeichnis wäre da sehr hilfreich gewesen. Vielleicht lag es auch daran, das ich nach gut der Hälfte des Buches auch einen Spannungsabfall bemerkte. Die Handlung drehte sich ein wenig im Kreis.
Die einzelnen Handlungsstränge waren sehr geschickt in Szene gesetzt und die unterschwelligen Eifersüchteleien im Ort, der nach außen so harmonisch in Feierlaune vereint scheinenden Beteiligten, waren gut geschildert. Egal ob Tierschützer oder moderne Hexen, jedes Grüppchen hatte seine eigenen Interessen und machten Lisa und Heiko das Leben schwer.
Ein richtiger Regionalkrimi, den ich trotz der kleinen Kritikpunkte mit Genuss gelesen habe. Vielleicht spendiert der Verlag ja bei der zweiten Auflage ein Personenverzeichnis, das den Überblick erleichtern würde.

Bewertung vom 23.10.2018
Stick oder stirb! / Kommissar Siegfried Seifferheld Bd.7
Kruse, Tatjana

Stick oder stirb! / Kommissar Siegfried Seifferheld Bd.7


ausgezeichnet

Siegfried Seifferheld ist ohne seine Begleiter, den Hovawart Onis nicht denkbar. Lange habe ich auf einen neuen Band mit einem meiner Lieblingsermittler warten müssen, aber es hat sich gelohnt.
Siggi, der pensionierte Kriminalkommissar pflegt weiterhin sein Hobby Sticken. Er gibt nun einen Kurs im Gefängnis, der unter anderem von Russenpate Pjotr besucht wird. Pjotr ist schon über 80 und schwerkrank, ein ruhiger, abgeklärter Gefangener, der Siggi sehr sympathisch geworden ist.
Beim morgendlichen Gassigehen mit Onis gerät Siggi unversehens in eine Gefangenbefreiung und wird kurzerhand samt Hund als Geisel genommen. Pjotr nutzte wohl noch einmal seine Kontakte um seine letzten Wochen in Freiheit und mit seinem Enkel zu verbringen. Das bringt aber einen Konkurrenten auf den Plan, der unbedingt an Pjotrs Konten und Kontakte kommen will.
Es geht – wie immer – sehr turbulent zu in Seifferhelds Umgebung. Sind es sonst die Frauen der Familie, zu der seit einiger Zeit auch Siggis Frau Marianne gehört, die für Unruhe sorgen, ist es dieses Mal die Entführung. Die Seifferheld Frauen können es nicht der Polizei überlassen nach ihm suchen. Ihr Temperament kocht einfach über, wenn sie nicht aktiv beteiligt sind. So reist Nichte Karina samt Familie an und Tochter Susanne , die geschäftlich in China weilt, lässt es sich nicht nehmen, per Skype Anweisungen zu geben. Über allem steht nach natürlich Schwester Irmgard, die nicht umsonst die Generalin genannt wird.
Tatjana Kruse hat wieder einmal ein Kabinettstück abgeliefert. Sie beherrscht das Timing ihrer Gags und ihre Ideen und ihr Wortwitz machen diesen Hohelohe Krimi zu einem wahren Feuerwerk. Auch wenn sie ihre Figuren mit einem Augenzwinkern leicht überzeichnet, habe ich jede ins Herz geschlossen. „Stick oder Stirb“ ist ein unblutiger Krimi, auch wenn der eine oder andere dabei ins Gras beißen muss. Ein hohes Tempo und richtig viel Spannung haben mein Lesevergnügen perfekt abgerundet.
Bei diesem Krimi sitzt jeder Satz und jede Pointe. Eine echte Genre Perle.

Bewertung vom 22.10.2018
Tödliches Sushi / Jo Weidinger Bd.3
Niedermeier, Christof A.

Tödliches Sushi / Jo Weidinger Bd.3


sehr gut

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Ein brutaler Mord auf der Loreley. Dem Restaurantbesitzer Jo Weidinger sind die Einsatzfahrzeuge schon aufgefallen und kurz danach steht die Polizei auch bei ihm. Der Tote, der Japaner Hayato Watanabe, war vor seinem Tod bei ihm im Restaurant und aß unter anderem die Spezialität „Rheinisches Sushi“.

Jo wird neugierig und beginnt ein wenig zu forschen. Die Spuren führen nach Tokyo, was Jo mit einem Urlaub bei seinem früheren Kollegen Kenji gut verbinden kann. In Tokyo hat zwar Kenji nicht viel Zeit für ihn, dafür aber eine junge Verwandte, die Jo sehr tatkräftig bei seinen Recherchen unterstützt.

Mit diesem Buch habe ich den ermittelnden Koch Weidinger kennengelernt und war von dem Buch sehr angetan. Die Ermittlungen in Japan haben mich fasziniert. Der Autor nimmt die Leser mit und beschreibt ungemein farbig und detailreich die japanischen Schauplätze. Durch Kiki Matsuda bekommt Jo – und mit ihm der Leser – Einblick in die japanische Geschichte und Mentalität. Diese Prise Exotik macht den Krimi interessant.

Das Buch ist spannend und der Schreibstil gefiel mir. Auch die Figuren waren sehr interessant und anschaulich geschildert. Ich habe mich gern mit Jo Weidinger nach Tokyo entführen lassen und bin jetzt nur noch gespannt, ob und wann Jos Geheimnis aus der Vergangenheit gelöst wird.

Auch einen Bonus gibt es: „Hinten sind Rezepte drin“ – um es mit einen Buchtitel zu sagen.

Bewertung vom 21.10.2018
Todesklang und Chorgesang
Kehrer, Karin

Todesklang und Chorgesang


sehr gut

South Pendrick ist ein hübsches Dörfchen in Cornwall. Eine wahre Idylle für Bee Merryweather die hier als Witwe lebt. Als pensionierte Handarbeitslehrerin pflegt sie nun ihr wollenes Hobby und häkelt und außerdem liebt sie den Chorgesang. Allerdings leidet der Hobbychor sehr unter dem ungemein ambitionierten Musiker Peter Batholomew, der seine Sänger zum Äußersten treibt. Harsch und verletzend in seiner Kritik, hat er sich keine Freunde gemacht. Ausgerechnet Bee findet Peter tot in seinem Haus, als sie zu einer Übungsstunde kommt.

Es war kein natürlicher Tod, wie die Polizei feststellt. Motive und Feinde gibt es zuhauf. Peter hat sich an jeder Station seines Lebens unbeliebt gemacht und Bees Neugierde ist geweckt. Trotz der Warnungen von David, dem jungen Dorfpolizisten, versucht Bee Licht in das Dunkel zu bringen.

„Todesklang und Chorgesang“ ist wirklich ein gelungener Cosy Krimi. Eine liebenswerte, leicht schrullige Ermittlerin und ein Dorf voller interessanter Bewohner. Der Pfarrer, ein Mann mit langweiligen Predigten und einem aufregendem Hobby und seine Frau, die jeden Satz mit einem alttestamentarischen Zitat garniert, die verarmte Landadlige, die von Peter sitzengelassen wurde, der Dorfschullehrer, der sich von allen zurückgesetzt fühlt – die Figuren sind allesamt sehr eindrücklich und farbig geschildert. Es hat mir richtig Spaß gemacht, mich mit der Dorfgemeinschaft einzulassen und an der Seite von Bee Merryweather zu rätseln.

Der Hintergrund ist eine südenglische Landschaft wie aus dem Bilderbuch und ein Dorf, in dem Zeit stehengeblieben scheint. Genau das richtige Ambiente für diesen typisch englischen Landhauskrimi.
Es hat mir richtig Spaß gemacht, leiser Humor und Spannung halten gut die Waage und wer gerne gemütliche und unblutige Krimis liest, ist hier genau richtig.

Bewertung vom 17.10.2018
Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard / Mathilde de Boncourt Bd.1
Fontaine, Liliane

Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard / Mathilde de Boncourt Bd.1


ausgezeichnet

Es war für die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt eine Herzenssache das Ehepaar Jalabert hinter Gittern zu bringen. Seit Jahren habe sie ein junges Mädchen in ihrem Haus wie eine Sklavin gehalten, jederzeit für Jalabert und seine Kumpane verfügbar. Doch dem jungen nordafrikanischen Mädchen gelang die Flucht und Aussage war der entscheidende Schlag. Doch lange kann sich Mathilde nicht an ihrem Erfolg erfreuen, kurz nach dem Prozess wird sie noch auf der Treppe des Gerichts niedergeschossen und schwer verletzt,auch Aminata überlebte trotz Zeugenschutzprogramm nicht.

Noch während ihrer Rekonvaleszenz arbeitet Mathilde weiter, sie will diesen Mädchenhändlerring unbedingt auffliegen lassen. Immer an ihrer Seite, ihr Mitarbeiter Rachid Bouraada.

Gleichzeitig reist Martin Endress ins Languedoc. Er ist Reiseschriftsteller und will an seinem neuen Buch arbeiten. Aber auch etwas anderes treibt ihn um. Er hat erfahren, dass seine Großeltern während der Besatzung fliehen mussten und Hilfe von einem Arzt bekamen. Trotzdem überlebte seine Großmutter Sarah die Flucht nicht. Auch diesen Spuren möchte er auf den Grund gehen.
Seine Recherchen führen in nach St.Gilles und auch zu Mathilde. Ihr Großvater kannte noch den alten Arzt und erzählt einiges aus der Zeit.

Eine sehr interessante Kombination hat sich die Autorin für ihren Südfrankreich Krimi einfallen lassen. Da ist es einerseits das Problem der Ausbeutung von jungen Illegalen und den kriminellen Machenschaften der Mädchenhändler. Das ist sehr aktuell und realistisch geschildert. Nicht minder spannend gestaltet sich die Spurensuche von Martin, der nicht ahnen kann, in welches Wespennest er mit seinen Fragen sticht.

Frankreich Krimis legen oft Wert auf Landschaft und Kulinarik. Ich mag das, wenn es sich dem Krimithema unterordnet, sehr gern. Das ist hier sehr gut gelungen. Ich habe die Landschaftsschilderung sehr genossen und da es sich aus Martins Recherchen gehörte, wirkten sie absolut passend und authentisch und machten mir richtig Lust die beschriebenen Orte wieder einmal aufzusuchen.

Gelungen fand ich auch die beiden Handlungsstränge. Martins und Mathildes Wege kreuzen sich immer mal wieder. Die Charaktere gefielen mir, jede Figur war pointiert geschildert und ich hatte sofort ein Bild vor Augen. Lediglich das Ende kam ein wenig schnell und mir blieben noch einige Fragen. Da der Untertitel des Krimis aber „Mathildes erster Fall“ heißt, werden sie sicher im Folgeband geklärt.

Der Stil der Autorin hat mir sehr gut gefallen, kein Wunder, denn als ich die Autorin recherchierte, erfuhr ich, dass es ein Pseudonym von Lilian Skalecki ist, einer Autorin die ich sehr gern lese.