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Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1057 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2020
Schatten der Welt / Wege der Zeit Bd.1
Izquierdo, Andreas

Schatten der Welt / Wege der Zeit Bd.1


ausgezeichnet

Spannend und bewegend: Drei Schicksale zur Zeit des ersten Weltkriegs
Im Jahr 1910 nähert der Halley'sche Komet sich erneut der Erde. Der junge Artur sieht darin die Chance, aus der Angst der Bevölkerung vor einem Weltuntergang Profit zu schlagen und holt sich dafür seinen besten Freund Carl mit ins Boot. Was die beiden noch nicht wissen: Das Ereignis ist der Ausgangspunkt für eine langjährige Freundschaft mit Isi, einem eigensinnigen, jedoch auch sehr gescheiten Mädchen. Tatsächlich soll der Komet ihr weiteres Leben sogar signifikant verändern. Ein weiterer Wendepunkt im Leben der drei wird wenige Jahre später der Beginn des ersten Weltkriegs, welcher die jungen Männer zum Militärdienst zwingt, während Isi daheim ihre Kämpfe an anderen Fronten auszufechten hat.


"Befehl war der Hammer und Gehorsam der Meißel, mit denen Menschen behauen wurden, um aus ihnen das Produkt eines übergeordneten Willens zu formen." (Zitat S. 292)


"Schatten der Welt" ist ein wunderbares Buch über drei Jugendliche, welche vor rund einhundert Jahren versuchen, sich eine Zukunft als Erwachsene aufzubauen und denen der erste Weltkrieg einen grausamen Strich durch die Rechnung macht. Geschrieben ist das Buch, als würde Carl die Erlebnisse der drei retrospektiv erzählen. Er selbst lebt als Junge zusammen mit seinem Vater, einem jüdischen Schneider, im westpreußischen Ort Thorn, dem heutigen polnischen Toruń, und entwickelt den Traum, lieber die Welt in Bildern einzufangen, statt die Schneiderei seines Vaters zu übernehmen. Sein bester Freund Artur ist das Gegenteil von Carl: Als Sohn des Wagners ist er groß gewachsen, kräftig, mutig und um keinen Streich verlegen. Hinzu kommt Luise, "Isi", eine bemerkenswerte junge Frau, deren Hintergründe ich nicht verrate, um niemandem die Überraschung vorweg zu nehmen.
Tatsächlich ist der Halley'sche Komet das Beste, was den dreien passieren kann, baut doch deren weitere Zukunft zunächst auf diesem Ereignis auf. Dabei war es höchst faszinierend für mich mitzuerleben, auf welche Ideen die drei jeweils kommen und wie sie diese umsetzen. Da tat es mir richtig in der Seele weh, als der Beginn des Weltkriegs ihre Zukunftspläne komplett ruiniert. Die folgenden Jahre besitzen fortan eine andere Faszination, da die drei getrennt voneinander die Wirren des Krieges erleben. Zuerst befürchtete ich, dass vor allem die Erlebnisse der jungen Männer von Kriegsschauplätzen, Kämpfen und Leid geprägt sein könnten. Doch hat der Autor für die beiden andere Schicksale gewählt, welche sehr bewegend waren und mir recht gut gefielen. Und auch Isis Zeit daheim ist sehr realistisch und bedrückend, zeigt sie doch, welches Los die Frauen zu der damaligen Zeit zu tragen hatten und wie einige wenige versuchten, sich an der Not anderer zu bereichern.
Mit diesem Roman hat Andreas Izquierdo einen bemerkenswerten Roman über drei junge Menschen geschrieben, welche zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf beeindruckende Weise versuchen, sich eine Zukunft aufzubauen, bevor der Weltkrieg die Freunde trennt. Auf einfühlsame wie auch unterhaltsame Weise begleitet man die drei durch diese Zeit, lebt, lacht und leidet man als Leser mit ihnen und hat zugleich Einblick in eine historisch äusserst ereignisreiche Zeit. Eine sehr gelungene Zeitreise zum Beginn des 20. Jahrhunderts und in meinen Augen eine eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.08.2020
Im Sturm der Echos / Die Spiegelreisende Bd.4
Dabos, Christelle

Im Sturm der Echos / Die Spiegelreisende Bd.4


gut

Verwirrendes Ende einer fantastischen Reise
Die Welt der Archen zerbricht. Gemeinsam mit Thorn versucht die Animistin Ophelia, Gott und den Anderen ausfindig zu machen, um das Chaos zu stoppen. Doch wo sind die beiden? Wie hängt alles miteinander zusammen? Und welche Rolle spielen die Echos, welche mittlerweile sämtliche Funkverbindungen empfindlich stören?
Bisher hatte ich bei der Buchreihe "Die Spiegelreisende" das Gefühl, die Erzählung würde von Buch zu Buch besser, zumal auch Ophelia und Thorn immer mehr zu einem Team zusammen wuchsen. Entsprechend hoffte ich, mit "Im Sturm der Echos" einen würdigen und spannenden Abschluss in Händen zu halten. Leider hat mich das Ende jedoch enttäuscht. Dabei geht es zunächst noch recht abwechslungsreich weiter. Thorn und Ophelia befinden sich weiterhin auf der Arche Babel und versuchen inkognito, im "Beobachtungsinstitut für Abweichungen" dem Geheimnis um Eulalia Gort alias Gott sowie den "Anderen" auf die Schliche zu kommen. Sämtliche Fäden scheinen dort zusammen zu laufen, wo geheimnisvolle Forschungen an Verdrehten stattfinden. Da Ophelia ebenfalls eine Verdrehte ist, übernimmt sie den gefährlicheren Part und findet gemeinsam mit Thorn Erstaunliches heraus, bevor die beiden enttarnt werden können. Bis dahin war der Roman noch spannend und abwechslungsreich und vor allem Ophelias Part ziemlich gefährlich. Als es anschließend an die Auflösung des Ganzen sowie die Rettung ihrer Welt geht, driftet die Erzählung jedoch ziemlich ins Surreale ab und verwirrte mehr, als dass mir die Story noch richtig Spaß machte. Zumal einige Fragen einfach offen blieben. Für meinen Geschmack war die Spannung da raus und es wurde irgendwann anstrengend, den Vorstellungen der Autorin zu folgen. Dafür wurd es mir einfach zu abstrakt und einige Schicksale konnte ich zudem nicht mehr nachvollziehen. Schade, dabei hatte die Saga eine faszinierende Grundidee.

Bewertung vom 30.07.2020
Blacksmith Queen Bd.1
Aiken, G. A.

Blacksmith Queen Bd.1


sehr gut

Etwas verrückte Fantasy mit äusserst starken Frauen
Der König ist tot - es lebe der König? Leider hat der Alte König es zu Lebzeiten versäumt, sich einen legitimen Thronfolger zuzulegen, so dass nach seinem Ableben seine Bastardsöhne in einem regelrechten Gemetzel übereinander herfallen, um die Thronfolge untereinander zu klären. Das ein oder andere Dutzend Nebenopfer nicht ausgeschlossen. Bis eine Seherin der Hexen behauptet, eine bestimmte Frau solle den Thron besteigen. Fortan steht Beatrix im Fokus, die etwas soziopathisch wirkende Tochter einer Schmiedin, für deren Schutz bereits eine aussergewöhnliche Eskorte bereit steht.
Klingt verrückt? Ja, aber da geht noch was: Waffenschmiedin Keeley Smythe ist die Schwester von Beatrix und schmeißt die Familienschmiede, weil ihre Mutter mit der Betreuung ihrer vielen Kinder zuviel um die Ohren hat. Durch den Krieg zwischen den Königssöhnen verdient sie gut, Waffen sind grad schwer gefragt. Als die Eskorte Beatrix abholen will, um sie zur Krönung zu den Hexen zu bringen, beschließt Keeley, die Gruppe zu begleiten. Mit dabei ihre Cousine Keran, eine ehemalige Kriegerin mit starkem Alkoholproblem, sowie ihre Schwester Gemma, die lieber einem Orden beigetreten ist, statt Schmiedin zu werden und mit der Keeley sich in einer Tour zofft. In weiteren Haupt- und Nebenrollen spielen mit: Zentauren, Elfen, Zwerge, Dämonenwölfe, Wildpferde, Barbaren, Keeleys Lieblingshammer und ein Drache.
Das Buch ist wirklich ein wenig verrückt. Die Frauen, welche in den Hauptrollen vorkommen, sind alle starke bis sehr starke Charaktere, allen vorweg Keeley, die als Schmiedin überhaupt nicht dem schlanken Covermodel entspricht, sondern vielmehr ein Haudrauf mit extrem breiten Schultern und einem ebenso großen Herzen ist. Auffällig ist auch, dass die vielen liebevollen Streitereien zwischen Geschwistern und Freunden meist ziemlich schlagkräftig ausfallen, so dass sie mich wiederholt an Sketche von Tom und Jerry erinnerten. Neben diesem oftmals übertriebenen Austausch von Zärtlichkeiten nimmt sich der Roman leider auch anderweitig nicht immer so ganz ernst. Wie der Titel bereits auffällig unauffällig spoilert, gibt es eben auch eine prophezeite Schmiedekönigin (Blacksmith Queen), deren Namen ich hier natürlich nicht verrate, den man sich aber ziemlich leicht zusammenreimen kann. Es kann aber nur eine Königin geben, so dass die Streitigkeiten munter weitergehen. Leider ist das Buch ein Mehrteiler, was vorher nicht zu erkennen war, so dass der finale Ausgang des Streits um die Krone weiterhin offen bleibt.
Das Buch liest sich gut und ist auch unterhaltsam, leider nimmt es sich, wie bereits erwähnt, stellenweise selbst nicht so ganz ernst. Die Charaktere wirken manchmal etwas überzogen, ebenso die tatkräftigen Kabbeleien. Das nahm mir etwas den Spaß am Buch. Keely ist definitiv ein Charakter, der mir sympathisch ist, auch wenn sie in gewissen Dingen ein wenig "rustikal" wirkt. Aber sie hat ein gutes Herz und für dieses hält der Roman auch ein wenig Romantik parat, wenn auch nur am Rande.
Ist das Buch unterhaltsam? Ja. Kommen starke Frauen darin vor? Definitiv! Wem würde ich es empfehlen? All den Fantasy-Lesern, die keine allzu ernste, aber dennoch spannende Story erwarten und auf den Folgeband warten können.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.07.2020
Filona am Ende der Zeit
Kay, Jay

Filona am Ende der Zeit


ausgezeichnet

Eine Reise zum letzten Mensch auf Erden
Das Buch begleitet den Leser auf eine Reise in die weit entfernte Zukunft. Filona ist der letzte Mensch auf der Erde, welche man aus der Sicht eines allwissenden Betrachters kennenlernt. In einem "Eden" genannten Komplex lebt sie, beschützt vom allwissenden SYZTHEM, und lernt all das, was den Menschen einst ausmachte. Während sie in Erinnerungen früherer Geschehnisse wie Woodstock schwelgt, wird sie jedoch, wie im Paradies, durch das SYZTHEM vor der unbequemen Wahrheit verschont. In Anspielung an Dante Alighieris Göttliche Komödie entwickelt sich die Erzählung nach und nach zu einer Erkenntnisreise, wenn auch in umgekehrter Richtung, in diesem Fall ausgehend vom Paradies.

"Es gab nur zwei Faktoren, die euch immer vorangetrieben haben. Der eine war Überlebenswille, der andere Bequemlichkeit." (Zitat S. 119)

Filona am Ende der Zeit ist eine kleine, aber feine philosophische Science-Fiction-Erzählung. Passend dazu findet man auf der Verlagsseite (Even Terms Press) ein "Making of" zum Buch, in welchem der Autor sehr viele Anlehnungen und Anspielungen erläutert, wodurch das Buch nochmal deutlich an Tiefe gewinnt.
Als weitere Kurzgeschichte findet sich in dem Buch "Auf Wellen von Sand", eine Hommage an eine Person, welche im Bereich der Science Fiction ihren Namen hat und die ich ebenfalls sehr gern gelesen habe.

Bewertung vom 29.07.2020
Rowan & Ash
Handel, Christian

Rowan & Ash


ausgezeichnet

"Coming out"-Roman, eingebettet in eine fantastische Erzählung
Der Weg von Rowan O'Brien ist seit langer Zeit vorherbestimmt: In einem Jahr wird er Alyss heiraten, die Kronprinzessin des Inselreichs Iriann. Und eigentlich läuft auch alles gut, die beiden verstehen sich blendend und Rowans Vater erhofft sich von dieser Verbindung gewisse Vorteile. Allerdings geht Rowan ein junger Mann nicht mehr aus dem Kopf, welchen er vergangenen Sommer kennenlernte: Ash, Königssohn des Nachbarreiches. Und Gerüchten zufolge an Männern mehr interessiert als an Frauen. Als Rowan Ash wiedersieht, stürzt er in ein gewaltiges Gefühlschaos. Getrieben zwischen Pflichtgefühl und dem Ruf seines Herzens muss er sich entscheiden, welchen Weg er für sein weiteres Leben einschlagen will.
Rowan & Ash ist eine gefühlvolle "Coming out"-Geschichte eines jungen Menschen, kombiniert mit einer Fantasystory. Erzählt wird das Buch komplett aus Rowans Sicht, man erfährt von seinen Gedanken und Emotionen ebenso wie ein paar Details aus seinem früheren Leben. Vom Typ her ist er eher etwas ruhiger, besonnener und hat stark damit zu kämpfen, dass er scheinbar durch seine Gefühle Ash gegenüber aus der für ihn zugedachten Rolle fällt. Neben der Angst, wie andere auf seine Neigung reagieren könnten, machen ihm seine politischen Verpflichtungen schwer zu schaffen, welche zwischen den Eltern von Alyss und Rowan vor langer Zeit ausgehandelt wurden. Dieses emotionale Dilemma, welches in Rowan herrscht, ist im Roman sehr einfühlsam und verständlich beschrieben und gefiel mir wirklich gut. Ich denke, vieles davon ließe sich auch auf Personen in unserer Zeit übertragen, insbesondere die Angst vor Ablehnung durch die anderen bei einem Coming out.
Der zweite Handlungsstrang des Romans ist märchenhaft-fantastisch. Das Land Iriann wird von der schwarzen Königin bedroht, welche einer Sage nach im Dauerschlaf in ihrem einst durch Magie zerstörten Schloss liegt, aus welchem immer wieder Schattenkreaturen entkommen und die Bevölkerung angreifen. Ebenso können diese Wesen eine magische Krankheit übertragen, gegen welche die Magier des Landes noch kein Heilmittel gefunden haben. Zudem gibt es magische Artefakte und Rowans beste Freundin Raven hat das seltene Glück, als eine von wenigen Frauen in der noch männerdominierten magischen Akademie ausgebildet zu werden. Sowohl die Sage von Iriann über die schwarze Königin als auch die magischen Artefakte gefielen mir von der Idee her sehr gut. Ebenfalls hat der Autor mit Alyss, Raven sowie einigen weiteren Frauen ein sehr schönes Frauenbild kreiert: Hier sind die Frauen selbstbewusst, intelligent und auf ihre Art stark und entsprechen einem modernen Frauenbild, welches man sich gern als Vorbild wünscht.
Das Buch zu bewerten ist nicht so einfach, weil es ein wenig davon abhängt, welche Erwartungen man an diesen Roman hat. Der innere Konflikt, mit welchem Rowan zu kämpfen hat, ist wirklich wunderbar dargestellt und sehr schön nachvollziehbar. Ebenso gefiel mir, dass der Autor sich nicht des Fantasyklischees bediente, die Frauen passiv-devot darzustellen, sondern stattdessen starke Frauen für seine Erzählung gewählt hat, mit welchen man sich als Leserin gerne identifiziert. Ein wenig schade ist jedoch, dass der Fantasy-Anteil um die schwarze Königin ein wenig zu sehr im Schatten der Liebesgeschichte um Rowan und Ash steht. Grad weil die Ideen dazu so wunderbar sind, hätte ich mir an dieser Stelle ein wenig mehr gewünscht, um diese Ideen stärker auszureizen. So lag der Fokus doch stark auf der Liebesgeschichte, welche jedoch an sich auch hervorragend ist. Da die positiven Aspekte des Romans in meinen Augen jedoch stark überwiegen, möchte ich dem Roman 4,5 von 5 Sternen geben.
Ein wunderschöner "Coming out"-Roman, eingebettet in eine märchenhafte Fantasystory. Der Fokus liegt hierbei auf den inneren Konflikten, mit denen der Protagonist zu kämpfen hat und welche äusserst gefühlvoll und nachvollziehbar dargestellt sind.

Bewertung vom 29.07.2020
Das Abenteuer beginnt / Flüsterwald Bd.1
Suchanek, Andreas

Das Abenteuer beginnt / Flüsterwald Bd.1


ausgezeichnet

Hinterm Haus beginnt das magische Abenteuer
Die Magie ist manchmal näher, als man denkt. Der 11-jährige Lukas zieht mit seiner Familie in den verschlafenen Ort Winterstein, nicht ahnend, dass hinter der Bruchbude von Haus, in der er nun wohnen muss, der Flüsterwald beginnt, ein Ort voller magischer Wesen. Und auch das Haus selber hält einige Überraschungen parat, welche der Vorbesitzer zurückließ, bevor dieser spurlos verschwand.
Welch fantastisches Abenteuer hielt ich mit diesem Buch in Händen! Als wäre seine Familie mit der stets gutgelaunten Mutter sowie der nervigen kleinen Schwester nicht schon Abenteuer genug, entdeckt Lukas geheimnisvolle Hinterlassenschaften des Professors, der vorher in dem Haus wohnte. Bücher, Pulver und Tinkturen, welche allerhand Rätsel aufgeben. Und als ein Kobold nachts plötzlich ein magisches Buch sowie Mutters Figurensammlung stiehlt und im Wald verschwindet, fängt Lukas' Abenteuer erst so richtig an.
Flüsterwald ist ein Buch voller fantastischer Ideen und magischer Wesen. Bereits zu Beginn werden versteckte Hinweise gestreut, dass es in Lukas' neuem Zuhause geheimnisvoll zugehen könnte. Im Flüsterwald findet er dann in Elfe Felicitas, Katze Punchy und Menok Rani, einem biberähnlichen Wesen, schnell neue Gefährten und stolpert mit ihnen in ein rasantes Abenteuer. Neben ulkigen Missverständnissen von seiten des Menok bis hin zu verpatzten Zaubersprüchen der Elfe bietet das Buch neben fantastischer Spannung auch jede Menge Humor. Und viele kleine und besondere Details verleihen der Erzählung das gewisse Etwas.
Die Hauptcharaktere im Buch muss man einfach liebgewinnen, sie sind alle klasse erdacht und haben jeweils ihre besonderen Eigenarten. Und als Team sind sie unschlagbar. Ein weiteres Highlight sind die vielen Illustrationen im Buch von Timo Grubing. Jedes Kapitel startet mit einer Illustration passend zum Inhalt und optisch dem Cover angepasst.
Ein wirklich wunderschöner Auftakt zu einer spannenden, fantastischen und auch humorvollen Abenteuer-Reihe mit einer ausgefallenen Gruppe von Freunden, bei der es vieles zu entdecken gibt.

Bewertung vom 21.07.2020
Kein Weg zurück / Elbendunkel Bd.1
Fischer, Rena

Kein Weg zurück / Elbendunkel Bd.1


sehr gut

Sehr gute gesellschaftskrikitsche Dystopie, leider mit Klischee-Charakteren
In einer fiktiven Zukunft kamen die Elben als Flüchtlinge in die Menschenwelt und leben hier nun unter besonderen Auflagen, welche sich danach richten, ob sie den Licht- oder Dunkelelben angehören. Die 17-jährige Luz ist die Tochter des mächtigsten Vertreters der Elbengegner Amerikas - und hat ausgerechnet ein heimliches Date mit einem Elbenmischling. Seine Idee, Luz ins Elbenghetto zu einem Poetry-Slam auszuführen, entpuppt sich leider als fataler Fehler, als die Elbensicherheitsbehörde unter der Leitung von Luz' Vater an genau dem Abend dort eine Razzia durchführt. Nicht nur, dass Luz bei der Aktion in große Gefahr gerät, sondern hinzu kommt, dass dadurch ein Geheimnis zutage tritt, welches für sie tödlich sein könnte. Zusammen mit einigen Elben entscheidet sie sich zur Flucht.
Dieser gesellschaftsdystopische Roman hat ein paar sehr gute Ansätze, doch leider auch signifikante Schwächen. Sehr gefällt mir, dass der Roman auf der irisch-keltischen Mythologie aufgebaut ist. Die Elben mussten Àlfheimr nach einem verheerenden Krieg verlassen, welcher ihre Welt vergiftete. In der Menschenwelt führen sie nun den Krieg zwischen Licht- und Dunkelelben auf anderer Ebene weiter. So wurden die Dunkelelben in eine Unterdrückung gezwängt, bei deren Beschreibung einem schon übel werden kann. Bei Menschen und Elben gibt es Gruppierungen pro/contra Elbenrechte ebenso wie Freiheitskämpfer, die sich für ihren großen Auftritt vorbereiten. Das ganze Worldbuilding, inklusive der technischen Errungenschaften im Jahr 2044, ist genial, ebenso wie die Idee, die Geschiche der Elben aus der Sicht der Verlierer zu erzählen.
Neben all der vielen Kritik an der Diskriminierung, welche wirklich anschaulich dargestellt wird, hat sich die Autorin leider eines Gesellschafts-Klischees bedient, welches die Forderung nach Gleichheit und Gerechtigkeit in meinen Augen stark ruiniert. So wird Luz, die zunächst nur mit Männern auf der Flucht ist, von denen wie ein unmündiges Kind behandelt. Und was macht Luz? Sie lässt es zu! Statt selbst zu agieren reagiert sie nur, bleibt devot und schweigt lieber, statt mal unangenehme Dinge anzusprechen. Da sind sie z. B. auf der Flucht zu so einer Art Safehouse, aber niemand sagt ihr, wo genau das Haus liegt oder wie man dessen Tür öffnen kann. Wäre sie von den anderen getrennt worden, wäre sie also komplett aufgeschmissen gewesen. Zudem wird ihr großzügig ein Minibetrag Taschengeld für "Mädchenkram" und Kaffee in die Hand gedrückt, während die gleichaltrigen Männer das restliche Geld für die Flucht selbst einstecken. Gleichberechtigung? Sieht anders aus! Ihr angebliches Talent für logische Strategie, welches zu Beginn erwähnt wird, scheint sie, wie sich im Laufe des Romans zeigt, wohl nur beim Schach erfolgreich anwenden zu können. Und als wäre dies nicht genug, beginnt sie, den Mann anzuschwärmen, der sie kurz vorher noch brutal misshandelte mit dem Kommentar, er hätte keine Skrupel, sie zu töten. Der ist nicht bloß Bad Boy, sondern Worst Case, und entschuldigt sein asoziales Verhalten einfach damit, dazu erzogen worden zu sein, statt selbst Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen! Aber seine schönen Augen, seine starken Muskeln und der Klang seiner Stimme scheinen da für Luz überzeugender zu sein, so dass ich mehrfach beim Lesen dachte: Mädchen, was stimmt mit dir nicht?! Wo bleibt da das Vorbild für die Leserinnen, für sich und seine Rechte zu kämpfen? Wobei die Männer, die einfach alles über sie hinweg entscheiden, natürlich auch keinen Deut besser sind.
Die Idee des Romans, bei dem eine unverhältnismässige Diskriminierung angeprangert wird, ist wirklich lobenswert. Die Welt ist sehr gut ausgearbeitet und durchdacht, die Handlung größtenteils spannend. Leider tut es mir leid, sagen zu müssen, dass es zwar ein thematisch gelungener gesellschaftskritischer Roman ist, dem es jedoch leider stellenweise an notwendiger Gesellschaftskritik fehlt.

Bewertung vom 17.07.2020
Töchter der Freiheit
Jeßberger, Theresa

Töchter der Freiheit


ausgezeichnet

Ein Buch über starke Frauen, die sich gegen eine tyrannische Herrscherin erheben
Die Königin von Avendúr hat sich zu einer despotischen Herrscherin entwickelt, welche jedwedes rebellisches Gedankengut verbrennen und aufständiges Verhalten niederkämpfen lässt. So wurde erst kürzlich eine studentische Gruppe von Rebellinnen, die Aurenen, unter der Führung von Magistra Loreba Elgyn zerschlagen, deren Hinrichtung kurz bevorsteht. Doch der Widerstand im Volk gegen die grausamen Pläne der Königin wartet bereits im Untergrund darauf, erneut zuzuschlagen, und die Aurenen erstehen schon bald wieder auf, wie der Phönix aus der Asche.
Dieses Buch hat mich stark positiv überrascht. Eine überaus komplexe und facettenreiche Erzählung mit mehreren hervorragend ausgearbeiteten Charakteren, jeder mit seinen eigenen Schwächen und Fehlern, die eine Strategie erarbeiten, die Königin zu besiegen. Neben der kleinen Gruppe der Aurenen, den Töchtern der Freiheit, gibt es weitere Rebellen, zu denen z. B. Lyonel gehört, der offiziell verstorbene Bruder der Königin. Zudem gibt es eine Art uralte Magie, welche nur Auserwählten vorbehalten ist und deren überaus interessante Hintergründe im Laufe des Romans erläutert werden.
Vom Stil her ist der Roman so aufgebaut, dass man sich ein wenig Zeit für die Story nehmen sollte. Das Buch ist nichts, um es man schnell durchzulesen, dafür ist es viel zu komplex. Die Autorin hat sich Zeit genommen, wichtige Momente auszukosten, sie so zu beschreiben, dass man sich als Leser komplett in die Situation hinein denken kann. Emotionen und Gedanken spielen hier eine ebenso wichtige Rolle wie Mut und Strategie, ohne auch nur ansatzweise langweilig zu werden. Erstaunt war ich lediglich, dass die angeblich für die Herrscherin so bedrohlichen Aurenen lediglich aus einer handvoll Studentinnen bestanden, ohne weitere Kontakte zu anderen Rebellengruppen in anderen Orten zu haben. Mal ehrlich, wie hätten die paar Leute allein denn jemals was ausrichten können? Abgesehen von dieser kleinen Kritik wirkt jedoch alles wohldurchdacht, nichts ist vorhersehbar und diverse Wendungen sorgen für zusätzliche Spannung.

Bewertung vom 17.07.2020
Immernacht
MacKenzie, Ross

Immernacht


ausgezeichnet

Düsteres Magie-Abenteuer mit einigen Gewaltszenen
Larabelle Fox gehört zu den Kindern, die auf der Straße und in der Kanalisation ums tägliche Überleben kämpfen. In ihrer Welt gibt es künstliche Pferde, die über magische Uhrwerke angetrieben werden, ebenso wie Magie, welche vom König stark reglementiert wird. Die freien Magier wurden einst auf eine weit entfernte Insel vertrieben und werden nun als Hexen-Feindbild für die Bevölkerung missbraucht. Dabei wohnt die größte Gefahr innerhalb der königlichen Schlossmauern: Mrs Hester, die magische Beraterin des Königs, strebt nach der alleinigen Macht und scheut sich nicht, dafür die gefährliche Immernacht freizusetzen. Als Schlüssel zum Erfolg fehlt ihr nur noch eines: Ein magisches Kästchen, auf dessen Jagd der Mann ohne Schatten für sie ist. Als Lara dieses Kästchen in der Kanalisation findet, hält sie den Schlüssel zur Rettung der Welt in Händen.
Zugegeben, dieses Buch ist ein wenig brutal. Nicht nur, dass in Laras Leben nichts geschönt wird, sondern der Feind schreckt selbst vor Mord nicht zurück. Details werden natürlich keine beschrieben, immerhin ist es ein Jugendbuch. Schockierend ist die ein oder andere Szene trotzdem. Wen das nicht stört, der kann sich auf ein düster-magisches Abenteuer freuen. Hierbei ist Lara eine Tosherin, ein Mädchen, welches davon lebt, Wertgegenstände in der Kanalisation zu finden. Ein wenig enttäuscht war ich darüber, dass für das veraltete englische Wort 'Tosher' keine Übersetzung genommen wurde, so dass ich den Begriff erstmal im Wörterbuch nachschlagen musste. Neben der mutigen Lara ist vor allem Mrs Hester als das personifizierte Böse bemerkenswert, ebenso wie der schattenlose Mann, der in ihren Diensten steht und quasi die Drecksarbeit für sie erledigen muss.
Neben dem ein oder anderen Beispiel an Magie, wie dem magischen Papier, fand ich die Idee der Zauberstäbe ganz gewitzt, welche Pistolen gleich mit magischer Munition geladen werden müssen. Auch die Unterjochung der magischen Bevölkerung sowie die Stimmungmache im gemeinen Volk war sehr gelungen. Ein wenig offen blieb die Erklärung, was genau hinter der Immernacht steckt und wie der Inhalt des besagten Kästchens diese nun wirklich besiegen kann. Etwas schade, weswegen ich in der Bewertung einen halben Punkt abziehe und 4,5 von 5 Punkten vergebe.
Insgesamt ist das Buch ein spannendes und unvorhersehbares Abenteuer, ein Kampf gegen einen fiesen und mächtigen Gegner, der vor Gewalt und Mord nicht zurückschreckt.

Bewertung vom 17.07.2020
Der Greif erwacht / Die Chroniken von Mistle End Bd.1
Mirow, Benedict

Der Greif erwacht / Die Chroniken von Mistle End Bd.1


ausgezeichnet

Bezauberndes Leseabenteuer für alle Liebhaber fantastischer Wesen
Wie öde: Cedrik muss mit seinem Vater, dem Mythologen Aengus O'Connor, von London in irgendso ein kleines Dorf inmitten der schottischen Highlands ziehen, das noch nicht mal auf der Landkarte zu finden ist. Zum Glück findet er in Mistle End sofort Freunde in den Geschwistern Emily und Elliot. Als ihn jedoch nachts ein mächtiger Greif aufsucht, ist sich Cedrik am nächsten Morgen nicht sicher, ob das vielleicht nur ein böser Traum war. Mithilfe seiner neuen Freunde findet er jedoch heraus, was das Erscheinen des Greifs bedeutet - und muss sich kurz darauf der gefährlichen Greifenprüfung stellen. Dabei erfahren die Freunde Erstaunliches über Cedrik...
Die Geschichte um Mistle End ist einfach traumhaft. Cedrik und sein Vater reisen in einem Zug nach Schottland, der dem aus Harry Potter ins nichts nachsteht. Durch diese Atmosphäre bereits hervorragend auf ein magisches Abenteuer eingestellt, kommt man ins verschneite Dorf Mistle End. Diverse kleine Details deuten immer wieder darauf hin, dass es in dem kleinen Ort magisch zugehen könnte. Und tatsächlich wird man in dieser Geschichte belohnt mit Greifen, Kobolden, Gestaltwandlern, Werwölfen und Hexen jedweder Art. Inwiefern Cedrik dazugehört, ist eine ziemliche Überraschung, und nicht jeder im Ort ist davon begeistert. Vielmehr gibt es sogar welche, die plötzlich gegen ihn sind, denn in Cedrik scheinen ungeahnte Talente zu schlummern.
In diesem bezaubernden Abenteuer des jungen Cedrik und seinen Freunden geht es um Freundschaft und Vertrauen, um Familie und Magie, Mut und Zusammenhalt, aber auch um Angst, Vorurteile und deren Folgen. Ebenso lässt eine Bedrohung nicht lange auf sich warten. Das Ganze ist so wunderschön mitreissend und spannend geschrieben, so fantasievoll und einfühlsam, dass ich es gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Auf die Fortsetzung freue ich mich schon sehr.
Ein eindeutige Leseempfehlung für dieses magische Leseabenteuer, sowohl für junge Leser wie auch für alle Junggebliebenen.