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bolie
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Langscheid

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2020
1000 Serpentinen Angst (eBook, ePUB)
Wenzel, Olivia

1000 Serpentinen Angst (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„1000 Serpentinen Angst“ steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2020. Hier berichtet die Ich-Erzählerin, deren Namen der Leser nie erfährt, von ihrem Leben. Von ihren Angstzuständen und den Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten. Ihre Hautfarbe macht sie zu einem Individuum. Sie wächst in einem kleinen Ort in der DDR auf und hat schon früh unter Neonazis zu leiden. Ihre Mutter war 19 als sie die Zwillinge entband. Der Zwillingsbruder starb schon mit 17 und der Vater ging zurück nach Angola, bevor die beiden Kinder geboren wurden. Eigentlich wollte die Mutter mit ausreisen, die Mächtigen der DDR verweigerten ihr das aber trotz Ausreisegenehmigung.

Es war für mich nicht leicht, den vielen verschiedenen Handlungssträngen zu folgen. Jedoch wurde ich durch die schöne Sprache entschädigt. Zitat: „Was sagt es über ein Land, wenn es mehrheitlich ekelhafte Lappen wie Mario Barth gut findet?“ Die Autorin schreibt über Kindheit und Jugend und der Zugehörigkeit zur FDJ und SED. Das mit der SED war die Großmutter. Die Mutter war Punk und das kam in der Dorfgemeinschaft nicht gut an. Später dann versucht die Tochter sich zu befreien. Von dem „Manko“ eine „Schwarze“ zu sein und immer und überall aufzufallen. Stets fallen dumme Bemerkungen darüber. Sie besucht New York und Hanoi und lebt zeitweilig in Berlin oder in Thüringen. Eine bunte Mischung aus Interview und Biographie verfasste die Autorin mit dem Buch. Es war anstrengend zu lesen aber auch mitreißend geschrieben. Daher gebe ich vier Sterne und empfehle es vornehmlich jungen Lesern. Vielleicht bin ich zu alt für diesen Schreibstil.

Bewertung vom 10.09.2020
Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1 (eBook, ePUB)
Seeburg, Uta

Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sehr interessant zu lesen, wie eine völlig neue Sparte in der Wissenschaft langsam bekannt wurde: die Kriminalistik. Wilhelm Freiherr von Gryszinski zieht auch aus dem Grund von Berlin nach Bayern. Er ist ein Pionier auf dem Gebiet und soll die Erkenntnisse seines Lehrers Hans Groß zum Lösen von Kriminalfällen nutzen. Aber auch dafür sorgen, dass seine Gehilfen darin geschult werden. Fingerabdruck und Spurensicherung ist für jene noch ein Buch mit sieben Siegeln und sie sind bestrebt, mehr darüber zu erfahren. Das können sie auch bei diesem Fall. Ein Bierbrauer wird tot aufgefunden und ist mit einem Mantel aus Federn gekleidet. Ein verzwickter Fall, der dem Freiherrn vor nahezu unlösbare Probleme stellt.

„Der falsche Preuße“ ist eine Mischung aus Humoreske, historischem Roman und Krimi. Der Stil ist locker und mit viel bayerischer „Logik“ gewürzt. Oft musste ich schmunzeln. Die Autorin hat einige Klischees bedient, welche den Preußen und den Münchnern auch heute noch zugeschrieben werden. Die lebendige Beschreibung der Lebensart zur damaligen Zeit versetzte mich förmlich dorthin. Auch die Spannung kam nicht zu kurz und bis zum Schluss hatte ich keine Ahnung, wer der Täter tatsächlich ist. Zumal der Mord nicht das einzige Verbrechen war, das in dem Buch eine Rolle spielte.

Vor jedem Kapitel steht ein Zitat aus dem Buch von Hans Groß, aus der ersten Auflage des Jahres 1893. Es ist schon erstaunlich, wie die Ermittler zu der Zeit arbeiteten und welche Hilfsmittel sie hatten. Wenn man bedenkt, was ihnen heute zur Verfügung steht, dann ist das ein gewaltiger Unterschied und eigentlich sollte kein Verbrechen mehr ungeklärt sein. Zum Schluss klärt die Autorin auf, welche hier geschilderten Ereignisse und Personen historisch belegt und welche ihrer dichterischen Freiheit entsprangen. Vier Sterne und eine Leseempfehlung für dieses interessante Buch.

Bewertung vom 09.09.2020
Vier Tage im Juni (eBook, ePUB)
Nüse, Jan-Christoph

Vier Tage im Juni (eBook, ePUB)


sehr gut

„Vier Tage im Juni“ beschreibt den Besuch John F. Kennedys 1963 in Deutschland. Die Sicherheitsbeamten von hüben und drüben sind besorgt und ausgesprochen nervös. Und als dann auch noch am ersten Tag auf den Präsidenten geschossen wird, sind alle aus dem Häuschen. Der Mann hat mächtige Feinde in Deutschland. Seine Außenpolitik gefällt nicht allen und seine lasche Art gegenüber Russland ist auch Adenauer ein Dorn im Auge.

Direkt auf den ersten Seiten steht ein Personenregister mit einigen Worten zu den Akteuren des Buches. Es sind viele und daher gut, wenn das Register gelesen wird. Dann folgen Wechsel zwischen den Städten Washington und Bonn. Die Schauplätze in Bonn, Bad Godesberg und Petersberg sind gut beschrieben, die meisten kenne ich selbst. Die vielen Männer der Sicherheitsdienste Deutschlands und der USA kommen sich immer wieder ins Gehege und alle sind sehr von sich eingenommen. Sonnenbrille, schwarzer Anzug und so weiter. Der Autor erwähnt auch immer wieder die Spione aus dem Osten und selbst ein Doppelagent wirkt in dem Buch mit.

Es war zur Zeit des Kalten Krieges und diese Stimmung fing der Autor Jan - Chrisoph Nüse perfekt ein. Kuba – Krise und Angst vor dem Aufrüsten mit Atomwaffen ist spürbar. Aber auch das Wirtschaftswunderland und der rasche Wiederaufbau. Bestes Beispiel hier: das Rheinhotel Dreesen, welches ich auch kenne. In der Bäckerei am Friedhof Bad Godesberg kaufte ich auch schon meine Teilchen.

Beeindrucken war für mich, dass Herr Nüse sich nicht scheute, die Machenschaften der Nazis gemeinsam mit den Amis zu erwähnen. Nationalsozialisten wurden mit der Hilfe der Amerikaner in hochrangige Jobs gebracht und waren erpressbar. Sie spionierten für die Alliierten und kaum jemand konnte überführt werden. Entnazifizierung? Fehlanzeige.

Nach dem Epilog folgen Erläuterungen zu den Tatsachen und den fiktiven Aktionen. Dann kommt die Liste der erwähnten Dokumente, wie die Protokolle aus Kabinettssitzungen des Jahres 1956. Der Autor schreibt chronologisch die Ereignisse, welche zum Besuch Kennedys in Deutschland führten. Ja, und die umfangreiche Literatur, die er zum Schreiben nutzte, findet ebenfalls Erwähnung. Ein guter Krimi, den ich gerne las. Zumal mir die drei Männer auf dem Cover noch in bester Erinnerung sind.

Bewertung vom 08.09.2020
Das Verschwinden des Josef Mengele
Guez, Olivier

Das Verschwinden des Josef Mengele


sehr gut

Es gibt Zeitzeugen und etliche Bücher, die das Wirken dieses Unmenschen beschreiben. Auch das Buch „Das Verschwinden des Josef Mengele“ gehört dazu. Nach dem Ende des Krieges und Hitlers Suizid floh er nach Argentinien. Das war nur möglich, weil er viel Anhänger und Unterstützer hatte. Womit er nicht rechnete, dass auch Nazijäger auf seiner Spur waren. Dazu gehörte der bekannte und geschätzte Simon Wiesenthal und geschulte Mitarbeiter des Mossad. Mengele musst immer wieder flüchten und trotzdem konnten ihn die Verfolger nie dingfest machen. Er hatte schlicht und einfach zu viele Helfer. Er starb bei einem Badeunfall und konnte nie für seine Gräueltaten zur Rechenschaft gezogen werden.

Das Buch ist mit Sicherheit gut recherchiert und faktenreich geschrieben. Mir gefiel der Sprecher dabei überhaupt nicht. Für mich leierte die Seiten herunter und das ohne Punkt und Komma. Also ohne Wechsel der Stimmlage bei den unterschiedlichen Akteuren. Schade, aber ich werde mir das Buch kaufen und es lesen. Die historisch belegten Hintergründe interessieren mich sehr. Auch die Tatsache, wie Frau und Sohn auf die Anschuldigungen gegenüber Mengele reagierten sind anschaulich wiedergegeben. Für die Arbeit des Autors gebe ich gerne vier Sterne, für den Sprecher aber nur drei.

Bewertung vom 06.09.2020
Indian Cowboy
Rose Billert, Brita

Indian Cowboy


ausgezeichnet

Was treibt einen jungen Mann dazu, seine Familie zu verlassen? Ganz einfach. Er möchte Geld verdienen und auf diese Weise seine Lieben in der Heimat unterstützen. Ryan Black Hawk hatte diesen Wunsch und leider wurden ihm viele Steine in den Weg gelegt. Nach seinem Aufenthalt im Gefängnis versucht er sein Glück im Fahren von Autorennen. Zunächst gewinnt er auch und das freut ihn sehr. Aber bald wird er beneidet und seine Gegner spielen ein falsches Spiel mit ihm. Er weiß nichts von deren Intrigen und gerät in Lebensgefahr.

Auch diesen vierten Band über das Leben des jungen Ryan wurde von mir mit Spannung erwartet. Und nein, die Autorin hat mich in keiner Weise enttäuscht. Sie kennt sich aus bei der Darstellung der Situation des Lebens von Indigenen in Amerika. Sie recherchierte genau und ich hatte das Gefühl, selbst am Ort des Geschehens zu sein. Die Bilder, welche in meinem Kopf entstanden, waren absolut realistisch. Und leider leben die Ureinwohner der USA bis heute abgeschottet in Reservaten. Dass gerade die jungen Leute versuchen daraus zu fliehen, das ist wohl verständlich. Fünf Sterne und eine dringende Leseempfehlung gibt es von mir. Warum? Weil das Leben der „Indianer“ leider immer wieder falsch oder idealisiert beschrieben wird. Nicht bei der Autorin Brita Rose Billert. Sie kennt die Realität und schreibt darüber sehr ausführlich.

Bewertung vom 06.09.2020
Das Lied der Pferde
Jordan, Ricarda

Das Lied der Pferde


ausgezeichnet

Der Fernhandelskaufmann Linhard von Cöln ist Vater von Zwillingen. Dem Mädchen Aenlin und dem Jungen Endres. Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Aenlin liebt Pferde und das Fechten, während ihr Bruder am liebsten in der Bibel liest. Da es im Jahr 1072 keineswegs erlaubt war, dass Frauen auf einem Pferd sitzen oder gar fechten, zog Aenlin häufig die Kleidung ihres Bruders an und gab sich als Endres aus. Zum Glück merkte der Vater das nicht. Diesen Trick wendet sie auch an, als sie mit einer Karawane in den Süden zieht. Eigentlich sollte der Bruder reisen aber er versteckte sich bis zur Abreise.

Kurz nach dem 14. Geburtstag der Zwillinge geht es los. Die Karawane wird im Laufe der Reise überfallen und Aenlin gerät in Gefangenschaft. Sie wird als Sklavin verkauft. Irgendwann begegnet sie dem berühmten El Cid, von dem sie sich Hilfe erhofft. Doch vorher gilt es für sie, noch einige Abenteuer zu bestehen. Und ob der spanische Ritter ihr tatsächlich hilft, das bleibt abzuwarten.

Die Bücher von Ricarda Jordan gefallen mir gut, weil sie viel über Pferde schreibt. Auch das hier erwähnte goldene Pferd gibt es tatsächlich. Die Rasse ist relativ unbekannt aber das Fell sieht tatsächlich aus, als sei es mit Gold durchwebt. Auch El Cid gab es und Frau Jordan hat einige Bücher dazu gelesen. Sie recherchiert viel bevor sie ein Buch schreibt und für mich heißt das, dass ich einiges dazulernen kann. Die Sprache ist angenehm und so, dass wie von selbst Bilder im Kopf entstehen. Eine Liebesgeschichte gibt es zwar auch, sie nimmt aber nur wenig Raum ein. Die Historie ist präsenter.

Bewertung vom 06.09.2020
Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2 (eBook, ePUB)
Lodge, Gytha

Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Und endlich las ich mal wieder einen Thriller, der diese Bezeichnung in der Tat verdient. „Wer auf dich wartet“ beginnt mit dem Mord an der jungen Zoe. Ihr Freund Aidan ist sich zunächst überhaupt nicht sicher, dass er die Tat tatsächlich beobachtete. Aus dem Grund zögert er auch mit dem Anruf bei der Polizei. Vielleicht wollte er ja lediglich den Verdacht von sich ablenken? Zoe war eine freundliche Studentin, die sich immer wieder um ihre Kollegen und Freunde kümmerte. Es ist also kaum vorstellbar, dass sie ermordet wurde. Vielleicht war es ja doch Suizid?

Ja, das war wirklich ein Thriller. Spannend von Anfang an und mit etlichen Wendungen. Auch Verdächtige gab es zahlreich und bis kurz vor dem Schluss war mir nicht klar, wer der Täter ist. Die Autorin hielt die Spannung konstant aufrecht und die Figuren beschrieb sie realistisch. Keine grausamen Szenen mit viel Blut oder zerstückelten Leichen. Sogar ein wenig psychologischer Hintergrund der Aktiven ist auszumachen. Zuweilen gab es allerdings etliche Längen und Dialoge, die nicht zwingend erforderlich waren. Dennoch, das Buch las ich gerne und fieberte mit den Ermittlern, die allesamt sympathisch waren. Vier Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich dafür.

Bewertung vom 05.09.2020
Die Pianistin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.2 (eBook, ePUB)
Rygiert, Beate

Die Pianistin / Außergewöhnliche Frauen zwischen Aufbruch und Liebe Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Pianistin beschreibt einen wichtigen Lebensabschnitt der Clara Schumann, geborene Wieck. Die leidet unter der Strenge ihres Vaters und verliebte sich bereits mit 15 Jahren in Robert Schumann. Herr Wieck ist absolut gegen diese Verbindung und dabei spielt nicht nur der das Alter eine Rolle. Er hat viele Vorbehalte gegen Robert.

Clara Schumann war eine Künstlerin, die ich so nicht kannte. Nur Stücke ihres Ehemanns Robert hörte und höre ich gerne. So freute ich mich, dass auch dieser starken Frau ein Roman innerhalb der Reihe „Frauen zwischen Kunst und Liebe“ gewidmet ist. Von der Autorin Beate Rygiert las ich bereits „George Sand“ und das gefiel mir. Das gilt ebenfalls für Die Pianistin. Viele Künstler aus der Musikwelt sind mir hier begegnet und auch Schriftsteller stellten sich hin und wieder ein.

So war es wohl damals. Mädchen und junge Frauen standen unter der Herrschaft ihrer Väter und bei Clara war das extrem. Er wollte unbedingt eine Künstlerin aus ihr machen und der Drill begann schon, als sie fünf Jahre alt war. Erst mit 19 konnte sie sich von ihm lösen und fühlte sich endlich frei. Warum sie so wehr darauf erpicht war, den brotlosen Künstler Robert zu heiraten, das wusste wohl nur sie alleine. Zumal sie von seiner Krankheit wusste. Trotz einiger Längen gefiel mir Die Pianistin gut und die Leseempfehlung ist selbstverständlich.

Bewertung vom 03.09.2020
Kämpferseele (eBook, ePUB)
Kofmehl, Damaris

Kämpferseele (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Kämpferseele“ ist ein Buch von Damaris Kofmehl und hier schreibt sie ehrlich und ohne rosarote Brille über einen Abschnitt ihres Lebens. Es ist nicht ihr erstes Werk aber wohl das persönlichste. Vorher berichtete sie von den Straßenkindern in Brasilien und nicht nur von ihnen. Für sie sind es Thriller, die das wahre Leben schrieb. Und #Kämpferseele ist einer davon. Wie oft ihr Glaube dabei ins Wanken kam und sie schier verzweifeln wollte, das liest sich so spannend wie ein Krimi. Aber noch besser ist, dass sie immer wieder den Weg zurück fand.

„Kämpferseele“ beginnt im Februar 1996 und das Kapitel wurde mit dem „Leben als Single“ betitelt. Dann folgt der zweite Teil mit Demetri, ihrem Ehemann.
Das dritte Kapitel handelt dann von dem Leben ohne ihren treuen Ehemann an der Seite.
Ein beeindruckendes Buch von einer starken Frau. Ja, das schreibt sich so einfach aber sie ist es wirklich. Keine Frage auch Depressionen und Zusammenbrüche gab es und das wunderte mich gar nicht. Wer so hintergangen und betrogen wird, der verzweifelt. Da kann der Glaube an Gott noch so stark sein. Vor allen Dingen ist es noch schmerzhafter, wenn die Anfeindungen aus den eigenen Reihen, sprich von „Christen“ kommen. Das hat mir am meisten imponiert. Dass Frau Kofmehl nie etwas beschönigte und ihre Glaubensbrüder und -schwestern in den Schutz nahm. Nein, sie hatte keine Scheu auch hier das mitzuteilen, was wirklich geschah.

Wie gut, dass sie nicht lange verbittert war und ihr Leben auch künftig genießen kann. Wie schmerzhaft für sie der Tod ihres Ehemannes war, das kann ich nicht ermessen. Ich denke, dass die Unterstützung ihrer Familie maßgeblich dabei half, dass sie ihr Leben nicht wegwarf. Es ist ein Buch, welches von einem christlichen Verlag angeboten wird. Aber keine Angst. Es ist nicht aufdringlich und als Buch zum Bekehren gedacht. Mir gefiel es gut und oft regte ich mich so sehr auf, dass ich es erst einmal zur Seite legen musste. Fünf Sterne und eine Empfehlung besonders für junge Leute gebe ich hier.

Bewertung vom 01.09.2020
Die Liebenden von der Piazza Oberdan
Klinger, Christian

Die Liebenden von der Piazza Oberdan


ausgezeichnet

Schon das Cover lässt darauf schließen, dass es sich bei „Die Liebenden von der Piazza Oberdan“ um ein außergewöhnliches Buch handelt. Und so ist es auch. Der historische Roman beruht auf Tatsachen und diese wurden vom Autor gekonnt in Szene gesetzt.

Die Geschichte beginnt im Jahr 1917 als der Erste Weltkrieg tobte. Vittorio Robusti ist an der Front und wird verletzt. Er darf nachhause und sich dort eine Existenz aufbauen. Nach der Heirat folgt auch bald der Sohn Pino, um den es in dem Buch geht. Dank seinem Studium muss er nicht an die Front und verbringt viel Zeit mit seiner Freundin Laura. Allen Triestern ist eines gemein: Sie sehnen sich nach Frieden.

Zunächst war es das Joch der Habsburgern, von denen sich die Triester befreien konnten. Noch heute gibt es Zeugnisse von der Zeit in der italienischen Stadt. Danach kam Mussolini und mit ihm der Faschismus. Die Deutschen besetzten dann später Triest und herrschten hier ohne Skrupel, wie halt überall in Europa. Das alles und noch einige spannende historische Begebenheiten sind in dem Buch von Christian Klinger nachzulesen. Dabei wollte er in erster Linie auf das Leben des Pino Robusti aufmerksam machen. Es gibt kaum Triester, die ihn kannten und das gilt auch für Deutschland. Dabei ist sein Schicksal auf jeden Fall so bemerkenswert und verdient es, in einem Buch aufgeschrieben zu sein.

Die Sprache gefiel mir sehr gut, da sie lebendig und voller Adjektive ist. Das Kopfkino wurde gekonnt angestoßen. Viel las ich über die Zeit aber nur sehr wenige Bücher mit Schwerpunkt Italien. Wie gut, dass ich auch dieses Werk in Händen hielt und wieder ein wenig schlauer wurde. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung für alle Geschichtsinteressierte gebe ich. Ja, die Liebesgeschichte gibt es auch, die nimmt aber nicht den überwiegenden Raum ein.