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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 19.05.2010
In weißer Stille / Kommissar Dühnfort Bd.2
Löhnig, Inge

In weißer Stille / Kommissar Dühnfort Bd.2


ausgezeichnet

Der große Manipulator

Der pensionierte Kinderarzt Wolfram Heckeroth wird tot in seinem Ferienhaus am Starnberger See gefunden. Als Tino Dühnfort und sein Team mit den Ermittlungen beginnen, deutet zuerst alles auf Raubmord hin, doch je tiefer sie in das Leben des Arztes und dessen Familie eintauchen, umso mehr Motive und Tatverdächtige tauchen auf. Doch wer hat wirklich ein Interesse am Tod des Kinderarztes und wer ist so kaltblütig, ihn so grausam sterben zu lassen?

In ihrem 2. Krimi rund um ihren Ermittler Konstantin Dühnfort lässt Inge Löhnig den Leser hinter die Fassade einer vermeintlich gutsituierten Familie blicken. Geschickt legt sie mehrere verschiedene Spuren aus, sodass man sich von Anfang an bezüglich des Mörders und seiner Beweggründe im Unklaren ist und einige überraschende Wendungen in dem Fall tun ihr übriges, dass man zu jeder Zeit neugierig weiter liest. Auch gelingt es ihr auch wieder sehr gut, die Balance zwischen den Ermittlungen und den privaten Einblicken bei den Mitwirkenden zu halten. So ist der Krimi durchweg spannend und unterhaltsam erzählt, bis er dann zum Schluss mächtig Fahrt aufnimmt und es einem fast unmöglich ist, das Lesen zu unterbrechen.

Die Story ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt. Zum einen nimmt man hautnah an den Ermittlungen teil, zum anderen erhält man einen guten Einblick in das Privatleben und somit auch in die möglichen Motive der drei erwachsenen Kinder und deren Familien des ermordeten Kinderarztes. Und auch hier zeigt sich wieder deutlich, dass der Schein oft trügen kann. So zeichnet die Autorin ihre Charaktere sehr menschlich, lebendig und stellenweise auch so undurchsichtig, dass man sich manchmal nicht festlegen mag, ob der Charakter einem nun sympathisch ist oder eher doch nicht.

Auch erfährt man wieder etwas mehr über das Privatleben ihres Protagonisten. Der Ermittler und leidenschaftliche Hobbykoch Tino Dühnfort muss sich über seine Beziehung zu Agnes Garauda, die er bei den Ermittlungen in „Der Sünde Sold“ kennen gelernt hat, klar werden, nimmt wieder einmal belustigt die stellenweise etwas anmaßende Haltung seines Kollegen Alois zur Kenntnis und beweist sich als wahrer Freund bei seiner Kollegin Gina Angelucci. Dieser räumt die Autorin dieses Mal etwas mehr Platz ein und so lernt man eine durchaus sympathische und engagierte Frau kennen.

Alles in allem ist Inge Löhnig ein gelungener Nachfolger zu „Der Sünde Sold“ gelungen: Spannend, unterhaltsam und mit einer Geschichte, die von der ersten Seite an überzeugt und schlüssig umgesetzt wurde.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Das Moskau-Komplott / Gabriel Allon Bd.8
Silva, Daniel

Das Moskau-Komplott / Gabriel Allon Bd.8


ausgezeichnet

Schau Dich nicht um, Du bist nie ganz allein – Die Moskauer Regeln

Während seiner Flitterwochen in Umbrien wird der israelische Geheimdienstler Gabriel Allon vom russischen Chefredakteur Boris Ostrowskij um ein Treffen in Rom gebeten. Grund hierfür ist die Ermordung einer seiner Journalisten, Aleksandr Lubin, der einer äußerst brisanten Geschichte über Waffenschmuggel auf der Spur war. Etwas unwillig sagt Gabriel zu. Als er jedoch in Rom eintrifft, wird Ostrowskij vor seinen Augen ermordet. Seine Neugier ist geweckt und ein Hinweis führt ihn zur Journalistin Olga Suchowa nach Moskau, die ihm ihre Informantin verrät. Hierbei handelt sich um Elena Chakrowa selbst, die Gattin des Milliardärs und Waffenhändlers Iwan Charkow, der sich nicht davor scheut, hochgefährliche Waffen an terroristische Zellen zu verkaufen.

Geschickt verknüpft Daniel Silva in seinem vorliegenden Spionagethriller Fakten und Fiktion zu einer äußerst rasanten Story, die trotz geringem Actionanteil überaus spannend erzählt ist und zum Schluss sogar in Sachen Spannung noch einmal richtig anzieht. Man merkt deutlich, dass der Geschichte ein fundiertes Wissen der Thematik zugrunde liegt. Und auch, wenn man eine ungefähre Vorstellung vom Ausgang des Thrillers hat, ist der Weg dorthin sehr unterhaltsam und informativ. Dem Autor gelingt es mühelos, eine Geschichte zu zeichnen, die von Anfang an schlüssig und zu jeder Zeit absolut nachvollziehbar und verständlich ist.

Hintergrund des Buches sind illegale Waffengeschäfte, Korruption und das Machtgefüge im heutigen Russland, bei dem der neue russische Geheimdienst FSB überall seine Finger mit im Spiel zu haben scheint. Typisch ist wieder einmal, dass der Russe an sich wieder als lärmend, machtbesessen, Wodka trinkend und mit Geld protzend dargestellt wird, allerdings gibt es dann doch noch in dieser Hinsicht den ein oder anderen Lichtblick.

Seinen Protagonisten Gabriel Allon stellt Daniel Silva anfangs etwas unterkühlt, aber durchaus sympathisch dar. Frisch verheiratet möchte er eigentlich lieber seine Zeit mit seiner Frau Chiara und dem Restaurieren eines Bildes für den Vatikan verbringen, als sich nach Rom zu begeben, um einen möglichen Informanten zu befragen. So nach und nach lernt man Gabriel dann als einen sehr gewissenhaften, sturen, mutigen und äußerst intelligenten Agenten mittleren Alters kennen. Seiner Frau Chiara, die ebenfalls beim israelischen Geheimdienst arbeitet, ist nur eine Nebenrolle vergönnt. Facettenreich hat der Autor auch die Figur des Iwan Charkow gezeichnet, der dem Leser als ein sehr undurschaubaren, kaltblütigen und impulsiven Machtmenschen beschrieben wird. Couragiert, mutig und sympathisch ist der Charakter von Elena Charkowa angelegt, die eine Schlüsselrolle im "Moskau-Komplott" spielt.

Fazit: Daniel Silvas neuester Spionagethriller bietet eine komplexe, gut durchdachte und bis zum Ende hin sehr rasante und spannende Story mit einem etwas eigenwilligen, hochintelligenten und sympathischen Protagonisten.

Bewertung vom 19.05.2010
Darling Jim
Mørk, Christian

Darling Jim


ausgezeichnet

Die Geschichte von Euan, dem Wolf

Dublin: In einem kleinen Haus am Ende der Straße scheint nicht alles mit rechten Dingen zuzugehen. Der Meinung sind zumindest Desmond, der Briefträger und die Anwohner. Die schöne Frau mittleren Alters lebt mehr für sich und legt wenig Kontakt auf gute Nachbarschaft. Eines Tages kann Desmond dann doch seine Neugier nicht zügeln und schaut durch den Briefschlitz der Haustür. Was er dort entdeckt, kann nun nur noch die Polizei lösen. Denn in dem Haus werden die Leichen von Moira Walsh und ihren beiden Nichten gefunden. Die drei Frauen sind auf grausame Weise zu Tode gekommen. Doch wie kam es dazu, warum geht von dem Haus eine so mysteriöse Aura aus, sodass die Nachbarn es bald nur noch als Spukhaus bezeichnen? Da findet der Briefträger und Comiczeichner Niall eines Tages auf seiner Dienststelle ein Päckchen: Das Tagebuch eines der beiden Nichten, in der die letzten Wochen vor ihrem Tod beschrieben werden.

Der Däne Christian Moerk erzählt seine Geschichte um den Geschichtenerzähler Jim, dem Seanchai, aus verschiedenen Perspektiven. Und so hat der Psychothriller auch verschiedene Dynamiken in der Erzählung. Den roten Faden in der Geschichte hält Niall, der Comiczeichner und Briefträger, in Händen, der die Tagebücher von Fiona und Roisin liest und man hierdurch das schreckliche Schicksal der Walsh-Schwestern nach und nach erfährt. So verfolgt man gespannt ihre erste Begegnung mit Jim, wie er ihr Leben und das ihrer Tante Moira beeinflusst und wie es letztendlich zu ihrem grausamen Tod im Haus ihrer Tante kam.

Geschickt baut der Autor in seine Geschichte die Mythologie Irlands mit ein, sodass sie von Anfang an atmosphärisch dicht, spannend und rätselhaft erzählt wird und durch seinen wirklich sehr bildhaften, flüssigen Erzählstil fesselt er einen mühelos während des gesamtes Buches an seine Geschichte. Die Story ist bis zum Ende hin schlüssig und rund erzählt und Fragen bleiben keine offen.

Die Charaktere der Schwestern werden ausführlich, detailreich und lebendig beschrieben. Da ist zum einen die älteste Schwester Fiona, eine Grundschullehrerin, eher bodenständig, vernünftig und verantwortungsbewusst. Zum anderen sind da die jüngeren Zwillinge Roisin und Aoife, beide rebellisch, intelligent, sehr selbstbewusst und in ihrer Art so gar nicht angepasst an das gutbürgerliche Leben in ihrem kleinen Dorf. Der Charakter von Jim ist natürlich sehr charismatisch, geheimnisvoll und absolut undurchsichtig und überraschend angelegt. Er spielt mit seinem Charme, verzaubert jedes weibliche Wesen und ist der geborene Seanchai.

Fazit: Das Buch verzaubert. Christian Moerk ist ein spannender, mythologisch angehauchter Psychothriller gelungen, der mit einer runden, schlüssigen Geschichte aufwartet.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Rauhnacht / Kommissar Kluftinger Bd.5
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Rauhnacht / Kommissar Kluftinger Bd.5


ausgezeichnet

Eigentlich hat ja Kommissar Kluftinger überhaupt keine Lust, ein Krimievent-Wochenende in den verschneiten Allgäuer Bergen zu verbringen. Doch was tut man nicht alles für seine Frau, zumal man hierzu ja auch noch eingeladen wurde und es somit nichts kostet. Ein weiteres übel ist, dass auch noch Familie Langhammer mitreist. Doch Kluftingers Laune hebt sich schnell wieder, als er von der Hotelchefin Julia König als Ehrengast empfangen wird. Abends findet das große Kimidinner statt, bei dem die Gäste – alle verkleidet im Stil der 1920er Jahre – einen Mordfall klären sollen. Doch schon schnell wird aus Spiel Realität, denn im Laufe des Abends wird ein Gast tot in seinem Hotelzimmer gefunden. Liegt hier Mord, Selbstmord oder ein natürlicher Tod zugrunde? Kommissar Kluftinger ermittelt, zusammen mit Doktor Langhammer.

Ganz im Stil eines klassischen Kriminalromans kommt Rauhnacht daher. Da durch massive Schneefälle das Hotel von der Außenwelt abgeschnitten ist, hat Kluftinger keine Chance, seine Kollegen einzuschalten, ist somit anfangs von jeglichem technischen Schnickschnack abgeschnitten und muss alleine die Ermittlungen leiten. Allerdings erhält er hier mehr oder weniger tatkräftige Unterstützung von Doktor Langhammer.

Flapsig, witzig und zu jederzeit unterhaltsam erzählt das Autorenduo seinen neuesten Kluftinger-Fall. Und dies ist stellenweise so herzerfrischend, dass die Auflösung des Falls des Öfteren in den Hintergrund dringt und man nur wieder gespannt weiterliest, um zu erfahren, welchen Fauxpas sich Kluftinger nun jetzt wieder erlaubt. Zur Mitte hin funktioniert das Internet wieder und der Chat mit seinem Kollegen Richard Maier ist dermaßen lustig beschrieben, dass mir die Szene regelrecht Tränen vor Lachen in die Augen getrieben hat.

Ab etwa der Mitte hin ist zwar ziemlich offensichtlich, um wen es sich bei dem Täter handelt und auch das Motiv ist klar, doch der Weg dahin und Kluftingers Kombinationstalent sorgen dafür, dass es trotzdem zu keiner Zeit langweilig wird und man sich immer hervorragend unterhalten fühlt.

Kluftinger selbst wird herrlich kauzig dargestellt. Seine Unbedarftheit gegenüber dem Luxus eines 4 Sterne Hotels wirkt zwar stellenweise etwas überzogen und weltfremd, ist aber gerade deswegen sehr humoristisch dargestellt. Seine Zusammenarbeit mit dem übereifrigen Doktor Langhammer hat ebenfalls einige amüsante Szenen und auch die anderen Charaktere sind sehr menschlich gezeichnet. Natürlich bleiben die weiteren Hotelbewohner etwas undurchsichtig, da ja ganz offensichtlich nur einer von ihnen der Täter sein kann und an möglichen Mordmotiven mangelt es mit der Zeit nun wirklich nicht.

Fazit: Ein Krimi der etwas anderen Art, der ganz im klassischen Stil von Hercule Poirot oder Georges Simenons Maigret daherkommt und herrlich unterhält.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2010
Rattentanz
Tietz, Michael

Rattentanz


ausgezeichnet

Zwei Teenager haben nichts für Biologie und Geschichte übrig und entwickeln einen Virus, der am Tag der Prüfungen den Schulcomputer ihres Gymnasiums lahm legen soll. Allerdings unterläuft ihnen ein kleiner, aber schwerwiegender Fehler. Anstelle dem Virus für seine Verbreitung 40 Tage Zeit zu geben, verirrt sich noch eine Null an die Zahl und so aktiviert er sich erst nach 400 Tagen. Und somit hat er mehr als genug Zeit, sich in der ganzen Welt zu verbreiten, bis er am 23. Mai aktiv wird und das Stromnetz der gesamten Welt außer Kraft setzt.

Was für eine Idee! So einfach wie genial! Haben wir uns nicht alle schon mal überlegt, was passiert, wenn die Strom- und Wasserversorgung komplett ausfällt? Ohne Licht, Strom, Wasser, Handy, PC, Radio, Fernseher, Geld etc. auskommen zu müssen und somit auch ohne Nachrichten und Informationen zu sein und nicht zu wissen, was los ist? Welche Auswirkungen dies alles auf unser heutiges Leben hat? Genau diesen Alptraum schildert Michael Tietz in seinem Debütroman. Und dies mit einer Intensität, dass einem nur angst und bange werden kann.

Überdeutlich skizziert er ein Szenario, in dem die Spezies Mensch sich auf das einzige konzentriert, was wichtig ist: Um jeden Preis das eigene Überleben sichern. Eindringlich und erschrecken zeichnet er ein Bild des Chaos. Schon wenige Stunden nach dem Stromausfall beginnen die Plünderungen, ein Menschenleben zählt nicht mehr, die Polizei ist machtlos und was wir unter Zivilisation verstehen, existiert plötzlich nicht mehr. Allerdings zeigt er auch, dass trotzdem die Menschlichkeit noch zählt. So rücken die Menschen in ihrer Notlage enger zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Aber natürlich gibt es auch hier immer wieder welche, die nur ihre eigenen Interessen vor Augen haben.

Den „roten Faden“ des Buches bilden die Einwohner des kleinen Dorfes Wellendingen im Schwarzwald. Ihre Charaktere beschreibt er so facettenreich und vor allem realistisch, dass man sich schnell in einzelne Personen hineinversetzen kann bzw. Charaktere erkennt, denen man selbst schon begegnet ist. Also Menschen, wie Du und Ich. Wirkliche Protagonisten in der Geschichte gibt es nicht wirklich, da einfach zu viele unterschiedliche Personen mitwirken. Das Hauptaugenmerk liegt aber meist bei Eva Seeger, ihrem Mann Hans und ihrer Tochter Lea. Eva arbeitet als Krankenschwester im benachbarten Donaueschingen und während ihre Tochter bei den Nachbarn gut aufgehoben ist, versucht sie mit Hilfe des Polizisten Joachim Beck sich zu Fuß die knapp 30 km nach Wellendingen durchzuschlagen. Was sich beileibe einfacher anhört als es ist. Ihr Mann Hans befindet sich dienstlich in Schweden und seine „Reise“ nach Hause wird ebenfalls sehr eindringlich geschildert.

Alles in allem ein faszinierender, beklemmender und äußerst spannender Thriller, der uns ein ums andere Mal den Spiegel vorhält und nach Beendigung nachdenklich zurücklässt.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.