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Benutzername: 
sabisteb
Wohnort: 
Freiburg

Bewertungen

Insgesamt 1375 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2011
Agrippinas Tod
Sabel, Rolf D

Agrippinas Tod


ausgezeichnet

Köln im Jahre 58 nach Christus. Sechs Jahre sind vergangen, seit Marcus Valerius Aviola wegen einer Mordserie an Anhängern des Schreiners Jesus nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium verschlug. Er lebt ruhig, glücklich und zufrieden mit seiner Lebensgefährtin in einer kleinen Wohnung, hat einen dreijährigen Sohn Titus und ist allgemein mit seiner Polizeitruppe ausgelastet, als ihn seine Vergangenheit wieder einholt. Agrippina fordert den Gefallen ein, den er ihr schuldet, seit sie sein Todesurteil verbrannte. In Köln sterben wieder Menschen und einigen wird erneut ein „N“ in die Stirn geritzt, diesmal jedoch sind es keine Christen, sondern Agrippinas Agenten, die ihr Leben lassen. Die Kaiserin fürchtet um ihr Leben und fordert vom Tribun Marcus Valerius Aviola den Schuldigen zu finden, der dabei ist Agrippinas Agentennetzwerk aufzulösen, Masche für Masche.

Hier ein weiterer Band um den Tribun Marucus Valerius Aviola. Erneut muss er eine Mordserie in Köln aufklären. In diesem Band trifft man auf viele alte Bekannte des ersten Bandes und auch auf einige der damaligen Ereignisse wird zurückgegriffen. Natürlich weiß man auch diesmal wie es ausgehen wird, denn die Fakten sind Geschichte. Dennoch bleibt es spannend, wie es mit den liebgewonnenen Helden des ersten Bandes weitergeht.
Rolf D. Sabel gehört zu den Autoren, denen die erzählte Geschichte wichtiger ist als ihre Protagonisten und der keine Hemmungen hat lieb gewonnene Personen zu töten, wenn es die Geschichte erfordert. Niemand ist sicher, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Amüsant sind immer wieder der Kölner Lokalpatriotismus, den der Autor durchblicken lässt und seine Erklärung für die Wurzeln der des Kölner Karnevals und des Karnevalsumzugs. Isis Priester, die Kamellen werfen, köstlich. (S. 212)
Aufgefallen sind mir nur zwei Grammatikfehler. Zum einen das Schild statt der Schild auf S. 71f und „das macht Sinn“ aus S. 236.

Fazit: Auch der zweite Band ist ein solider historischer Kriminalroman aus dem alten Rom. Geschickt werden alte Texte in den Roman eingearbeitet, ohne dass es den meisten Lesern überhaupt auffallen dürfte, dass es sich dabei um Zitate handelt. Der kriminalfall ist sauber ermittelt und schlüssig. Insgesamt erinnern diese beiden Bände durchaus an die historischen Krimis von Steven Saylor und John Maddox Roberts.

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Bewertung vom 18.04.2011
Agrippinas Geheimnis
Sabel, Rolf D.

Agrippinas Geheimnis


ausgezeichnet

Köln im Jahre 53 nach Christus. Ein Massenmörder treibt sein Unwesen in der beschaulichen Ubierstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium, die so was wie ein kleines Rom ist, nur nicht so laut und schmutzig. Bei Nacht und Nebel tötet ein Verrückter die Anhänger eines neuen, orientalischen Kultes, die einen gekreuzigten Schreiner anbeten und die sich selber Chrestiani nennen. Er ritzt seinen Opgern ein „N“ für nefas (Frevel) in die Stirn, was auf einen religiös motivierten Täter hinweist.
Der Prätorianertribun Marcus Valerius Aviola wird von Kaiser Claudius entsandt, um den Fall aufzuklären. Auch dessen kaiserliche Gemahlin, die Augusta Agrippina bekräftigt den Auftrag noch einmal persönlich und stattet Marcus Valerius Aviola mit zusätzlichen Mitteln aus.
Alles scheint so einfach, wären da nicht eindeutige, anonyme Warnungen, die dem Tribun heimlich zugesteckt werden, die ihn davor warnen, der Augusta zu trauen.
Schon bald wird dem Tribun klar, dass hinter diesen den zweistelligen Bereich erreichenden Morden mehr steckt, als es zunächst den Anschein hat. Die Angelegenheit nimmt immer groteskere Züge an. Dreimal versucht man ihn umzubringen, und auch sein Kontaktmann wird ermordet aufgefunden. Welches Interesse hat die Kaiserin, dass seine Mission scheitert? Erst schickt sie ihn persönlich in die Ubierstadt, um die Mordserie aufzuklären, und dann tut sie alles, um ihn davon.

Ein Krimi aus dem alten Rom, bzw. aus dem alten Köln. Ähnlich wie John Maddox Roberts oder Steven Sayloer bettet Rolf Sabel seinen Kriminalfall in einen echten historischen Hintergrund und würzt diesen unauffällig mit echten Zitaten, die jedoch nur Kennern auffallen, so natürlich hat er sie oft in die Gespräche der Protagonisten eingebaut. Man erkennt z. Bsp. in einigen der Gespräche mit Seneca Passagen aus seinen Schriften wieder, Sabel zitiert aus den Briefen des Apostels Petrus und auch Eucharios, Valerius und Maternus sind bekannte historische Persönlichkeiten des damaligen Köln.
Der frühe christliche Glaube ist das Hauptmotiv, das sich durch alle Romane des Autors zieht. In diesem Band geht es auch mit darum, warum sich die Menschen zu dieser neuen Religion hingezogen fühlen. „So ein Gott, der sich unter die Menschen begibt, Kranke heilt und Tote erweckt, war nicht schlecht. Jedenfalls fassbarer als die Götter im fernen Olymp!“ (S. 106)
Dennoch ist und bleibt der Haupterzählstrang ein solide recherchierter Krimi.
Der Titel Agrippinas Geheimnis ist einerseits irreführend, denn Agrippina ist nur eine Nebenperson dieses Romans, andererseits ist er ein übler Spoiler, zumal man anhand der Jahreszahl schon erkennen kann, was Agrippinas Geheimnis ist und was sie tun wird.

Fazit: Solider recherchierter, stimmungsvoller Krimi aus dem römischen Reich des Kaiser Claudius mit sympathischem Ermittler.

Bewertung vom 12.04.2011
Die Pilatus-Verschwörung
Sabel, Rolf D.

Die Pilatus-Verschwörung


ausgezeichnet

Muss die Bibel jetzt umgeschrieben werden?

Köln, Weihnachten 2005: Handwerker machen bei Reparaturarbeiten an einer Abwasserleitung in der Krypta der Kölner Kirche St. Panthaleon einen sensationellen Fund: uralte Schriftrollen aus der Römerzeit. Ein pensionierter Studienrat und Nachbar will dem Handwerker und seiner Freundin helfen, das Rätsel zu lösen.
Schon bald ist die Kirche hinter den Rollen her. Ein Kaplan stellt Fragen im Auftrag des Kölner Kardinals. Die Städtische Lokalpresse berichtet und wirbelt weiteren Staub auf und bringt so eine Geheimgesellschaft des Vatikans auf den Plan, die das Wissen der Rollen unter Verschluss halten wollen, während auch Privatsammler nicht davor zurückschrecken Mörder zu engagieren, um die Krönung ihrer Sammlung zu erwerben. Schon bald pflastern erste Leichen den Weg der Rollen und die Sache wird gefährlich für den Kemptner, seine Freundin und den pensionierten Lateinlehrer.

In diesem Buch laufen zwei grundverschiedene Geschichten parallel. Zum einen ein archäologischer Krimi, zum anderen ein historischer Roman. Des Weiteren verbindet dieser Roman zwei hohe christliche Feste miteinander, zum einen Weihnachten und zum anderen Ostern. Kurz vor Weihnachten werden die Rollen in der Krypta gefunden und das Rollen wechsel dich Verwirrspiel beginnt, um am Weihnachtsabend seinen Höhepunkt zu erreichen. Parallel dazu wird die Ostergeschichte aus Sicht des Pontius Pilatus erzählt in teils wunderbar trockenem Berichtsstil: Der Verdächtige wird Jesus von Nazareth genannt, obwohl er nach meinen Informationen aus Betlehem gebürtig ist. Von Beruf ist er Schreiner, Sohn eines Gewissen Joseph ben Jacob, Mutter Maria.
Er durchreist […] ganz Galiläa und hat eine Schar von Männern und Frauen um sich gesammelt […]. Der harte Kern besteht aus zwölf Männern, der Anführer dieser Gruppe ist ein gewisser Simon, ein ehemaliger Fischer […]. … (S. 201).
Die Ostergeschichte mal aus einer anderen Sichtweise zu lesen, mit eingearbeiteten Bibelpassagen ist wirklich spannend und auch das Verwirrspiel um die Rollen ist nicht vorhersagbar und es kommt durchaus zu einigen Verlusten und Wendungen, die so nicht abschätzbar waren.

Fazit: Wirklich gelungene Mischung.

Bewertung vom 12.04.2011
Die Comtessa
Schiewe, Ulf

Die Comtessa


ausgezeichnet

Nach dem Tode ihres Vaters und ihrer beiden Brüder ist die fünfzehnjährige Ermengard ( 1143–1192), die Nächste in der Erbfolge der reichen Stadt Narbonne. Berge und Ebenen liegen so verteilt, dass sowohl alle wichtigen Handels- als auch Heerstraßen durch die Gegend verlaufen, ein strategisch wichtiger Punkt. Schon lange hat der Graf von Toulouse es auf Narbonne abgesehen und residiert bereits seit einigen Jahren in der Stadt. Da seine Truppen innerhalb der Mauern für Sicherheit sorgen, hat er diese quasi besetzt. Mittels eines vom Erzbischof von Narbonne, Arnaud de Levenson, ausgeklügelten Ehevertrags versucht Graf Alfons Jordan Narbonne auf legalem Weg, unblutig an sich zu reißen. Er hat die Rechnung aber nicht mit der jungen Braut gemacht, die sich weigert das Erbe ihres Vaters zu verraten. Mit Hilfe von Anaut de Montalban, Severin (seinem Schildknappen) und Felipe de Menerba gelingt ihr eine Flucht aus dem Palast noch am Tage ihrer Hochzeit und die Jugendlichen machen sich auf den gefahrvollen Weg zu Ermengards Cousins Ramon Berenguer IV., Graf von Barcelona, von dem sie sich Hilfe versprechen. Diese Reise verändert ihrer aller Leben, denn nicht nur lauern Wegelagerer auf ihrem Weg und Verfolger des Grafen versuchen sie zu finden, auch die Liebe schürzt den Zwist zwischen den Reisenden und führen zu Rivalitäten unter den Begleitern Ermengards.

Dieses Buch erzählt wie sich eine halbwüchsige Rebellin, auf unerhörte Weise mit jungen Kerlen im Geleit über die Berge schlägt und eine Handvoll beherzter junger Leute die hochfliegenden Pläne der Großen durchkreuzt. Was als leidenschaftliche Auflehnung einer Jugendlichen und Flucht vor der ungewollten Ehe beginnt, wird zu einem Ringen und einem tödlichen Kampf zwischen ihr und einem gedungenen Mörder. Dabei erhält die Geschichte teilweise durchaus märchenhafte Züge, die an Aschenputtel oder Schneewittchen erinnern.
Dieser Roman basiert auf der wahren Geschichte der historischen verbürgten Ermengard de Narbonne ( 1143–1192). Urkunden und historische Fakten bilden dabei das historisch korrekte Grundgerüst des Romans, die Lücken jedoch werden auf eine Weise geschlossen, die spannend, unterhaltsam und dennoch plausibel ist und die Fakten zu einem großen Ganzen verbindet. Anders als bei vielen weiblichen Autoren leider üblich, ist dieser Roman ein solider, spannender Abenteuerroman, in dem die Liebesgeschichte nur eine untergeordnete Rolle spielt und die historische Rahmenhandlung den Ton angibt. Es geht um die historischen und politischen Entwicklungen in diesem Konflikt, wer warum wie handelt, was besonders im ersten Teil des Buches den Einstieg in die Geschichte etwas anstrengend gestaltet. Die Figuren sind nicht schwarz oder weiß, jede hat ihre Ecken und Kanten, obwohl ich mit La Bela und einigen ihrer Reaktionen meine Probleme hatte.
Dieser Geschichte ist neben dem klassischen Abenteuerroman auch Entwicklungsroman. Zu Beginn sind die Protagonisten noch Teenager, voller Ideale. Sie wollen die Welt verändern, etwas bewegen und lehnen sich gegen das geltende System auf. Alles ist für sie zunächst Abenteuer. Aber schon bald müssen sie viel dazulernen. Ermengarda, die Rebellin, wird zwar mit der Zeit selbstbewusster aber auch fatalistischer. Während sie am Anfang gegen das System kämpft und sich auflehnt, was verändern will akzeptiert sie am Ende die Dinge, die sie nicht ändern kann und macht das Beste draus. Sie lernt harte Entscheidungen zu treffen, weil sie einsieht, dass man gegen das System nicht gewinnen kann, man kann es nur für sich arbeiten lassen und versuchen, sich selber eine kleine Nische zu finden.

Fazit: Gelungener historischer Abenteuerroman, der Fakten gelungen mit Fiktion verbindet und sich hütet in Liebeskitsch zu versickern, wie es bei diesem Genre so häufig üblich ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2011
The Other Boleyn Girl - Die Geliebte des Königs
Natalie Portman,Scarlett Johansson,Eric Bana

The Other Boleyn Girl - Die Geliebte des Königs


ausgezeichnet

Da Mary Boleyn, die gefälligere Schwester der berühmt berüchtigten Anne Boleyn, leider bereits mit William Carey verheiratet ist als Henry VIII dem Sitz der Familie einen Besuch abstattet, beschließt man, dass eben Anne ihn verführen und seine Mätresse werden soll, um das Ansehen und die Macht der Familie zu mehren. Anne jedoch ist zunächst nicht nach dem Geschmack des Königs und als er sich auf der Jagd durch Annes Schuld verletz, vernarrt er sich doch in die ihn pflegende, jedoch bereits verheiratete Mary. Anne ist verständlicherweise wütend, als Mary, die schon eine gute Partie gemacht hat auch noch an den Hof geladen wird um Hofdame Katharinas zu werden, eine Vorbereitung zur Mätresse von Henry.
Aus Trotz heiratet Anne heimlich einen Herzog, der aber schon versprochen war (ja das ewige Lied, sie sind besetzt oder besch...) und ihre Ehe wird gelöst und Anne nach Frankreich geschickt, um Manieren zu lernen, während Mary ihr erstes Kind von Heinrich VIII erwartet. Sie hat die Rechnung aber ohne Anne gemacht, denn diese hat sich vorgenommen in diesem Geschwisterstreit als Siegerin hervorzugehen, auch auf Kosten ihres Neffen, ihrer Schwester und allgemein ihrer Familie, die ihr das alles eingebrockt hat.

Eine neue und ungewöhnliche Sicht auf die eigentlich schon ausgelutschte Anne Boleyn und Heinrich VIII Geschichte, die für gewöhnlich die Schwester von Anne außen vor lässt, nicht erwähnt und einfach ignoriert, obwohl diese Dreiecksbeziehung historisch belegt ist, die uns Philippa Gregory, die Autorin der Romanvorlage, hier präsentiert.
Wie es ausgeht, wer gewinnt und wer wie stirbt, ja das ist bekanntlich Geschichte. Trotzdem ist dieser Film großes Kino mit opulenten Kostümen, schönen Frauen und wunderbar kitschig sauberer Hollywood Atmosphäre, die sicherlich nicht den geschichtlichen Tatsachen der damaligen Zeit entspricht (die aber auch keiner wirklich sehen will).

Gelungene Adaption des Welterfolgs von Philippa Gregory. Herzschmerz, Geschwisterzwist, Dreiecksbeziehungen und diverse Affären in opulenten Kostümen vor gefälliger Kulisse. Was will man mehr?

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.