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Piecewartenoch

Bewertungen

Insgesamt 90 Bewertungen
Bewertung vom 15.02.2022
Helles Land
Garner, Mary E.

Helles Land


sehr gut

In „Helles Land – Die Erwählte des Heiligen Baumes“ geht es um eine von zwei Sonne verdorrte Welt, in der allein die letzte lebende Lichteiche für den Erhalt der Menschheit sorgt. Doch das Wissen um den geheimen Standort des Baumes macht Clay zu einem Ziel von dunklen Machenschaften.
Wo soll ich nur anfangen? Vielleicht am besten am Anfang (badumsch). Denn zu Beginn hatte ich durchaus meine Schwierigkeiten mit dem Roman. Zwei Dinge hatte ich nicht erwartet: Erstens, das Alter der Protagonistin Clay, die mit Ende Dreißig fast doppelt so alt ist wie ich und es mir immer schwerfällt, mich in wesentlich ältere Figuren hineinzuversetzen. Zweitens, das Aufeinanderclashen von Natur-Fantasy, also z.B. einem der Natur verbunden Volk, und Sci-Fi-Elementen wie Sich Beamen oder Hologramen. Dies und der langwierige Start erleichterte mir das Lesen nicht gerade, aber im Verlauf der Handlung lernte ich immer mehr faszinierende Figuren kennen, die ich einfach nur ins Herz schließen musste, und auch die Handlung wurde im letzten Drittel extrem spannend und wendungsreich, sodass meine anfänglichen Probleme immer weiter verblassten. Zu dem kommt der schöne Schreibstil und eine komplexe, detaillierte Welt. Die vier Sterne, die ich der Geschichte gebe, hat sie sich hart, aber verdient erkämpft.
Wenn ihr zu diesem Buch greift, seid euch gewiss, dass euch heftige Twists an den Nägeln knappern lassen. Obwohl, ich will ja nicht prahlen, aber den allerletzten habe ich tatsächlich schon am Anfang mir gedacht XD

Bewertung vom 15.02.2022
Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln
Tienti, Benjamin;Kiefer, Sebastian

Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln


sehr gut

Der elfjährige Elmo hat lange, traurige Wochen hinter sich, nachdem ihm und seiner Familie etwas Schreckliches passiert ist, doch als er dem Hund Idefix über den Weg läuft, scheint seine Welt endlich wieder ins Rollen zu kommen. Denn schließlich warten gleich zwei Aufträge auf den begeisterten Detektivfan und zwei Schnüffelnasen sind besser als eine. Außerdem gibt es da auch noch eine Ampel zu reparieren.
Um ein wenig das Ende vorwegzugreifen – keine Sorge, ich verrate nichts – es handelt sich bei „Auf dem Gipfel wachsen Chinanudeln“ nicht um einen Einzelband, sondern um mindestens eine Dilogie. Also man bekommt keine abgeschlossene Geschichte geliefert, dafür aber einen Auftakt, der mich begeistert zurückgelassen hat. Nur hätte ich das gerne schon eher gewusst, deshalb sage ich es jetzt für jeden, der auch mit der Erwartungshaltung eines One Shots an das Buch herangeht.
Was man als erstes feststellen muss, ist, dass der Schreibstil von Sebastian Kiefer und Benjamin Tienti unheimlich kreativ ist. Man bekommt wahrlich ein Feuerwerk an witziger Wortwahl, die das Kindliche des Buchs sehr gut rüberbringt und die Geschichte immer wieder auflockert. Ich musste alleine wegen der kreativen Ausdrucksweise ganz oft schmunzeln.
Unerwarteterweise ist die Geschichte sehr berührend – besonders in der zweiten Hälfe wurde sie immer witziger, aber auch trauriger, weil man immer mehr eine Verbindung zu Elmo, unserem Protagonisten, aufbaut und mit ihm mitfühlt. Wir erfahren nur Stück für Stück was Trauriges in der Vergangenheit passiert ist, aber diese Erzählweise macht es erst möglich, dass wir Elmo besser kennenlernen und uns in ihn hineinversetzten und seinen Schmerz nachempfinden können.
Elmo selbst ist ein ganz liebenswerter Charakter, und auch die Nebencharaktere sind nicht minder sympathisch. Alle Figuren fühlen sich unheimlich authentisch an und tragen viel zu der manchmal gemütlich, kuschligen, manchmal spannenden Atmosphäre bei. Einfach herzerwärmend.
Jedoch braucht die Geschichte eine ganze Weile, um in Fahrt zu kommen. Besonders eine Szene – Stichwort „Dönerfabrik“ – war viel zu langgezogen. Und ich bin mir nicht sicher, ob Kinder ab 9 Jahren so viel Geduld aufbringen können. Hat man aber jenen Punkt überwunden, folgt eins nach dem anderen. Durch die vielen Handlungsstränge, die sich aufbauen, wird es ab da nie langweilig, denn es gibt jede Menge für Elmo zu tun.
Bis auf wenige Längen hatte ich ganz viel Spaß mit den Charakteren. Zum einen fühlt sich das Buch wie eine lauschige Umarmung an, zum anderen ist das Thema Trauer und Verlust allgegenwärtig. Aber es strotzt vor Kreativität und Energie, Humor und Lebensfreude. Ich kann es total empfehlen.
Und natürlich freue ich mich auf die Fortsetzung, einfach weil ich dann noch mehr Zeit mit Elmo, Tuna und Idefix verbringen kann.

Bewertung vom 05.02.2022
Die Blumen des Bösen Bd.1
Oshimi, Shuzo

Die Blumen des Bösen Bd.1


sehr gut

Takao ist ein normaler Junge, der viel liest und durchschnittlicher in der Schule ist. Aber auch in seine Mitschülerin Nanako verliebt ist. Als er eines Nachmittags ihre Sportkleidung im Klassenzimmer sieht, stiehlt er sie impulsiv, doch er wurde dabei beobachtet. Nun erpresst seine Mitschülerin Sawa ihn und zwingt ihn schlimme Dinge zu tun.

Die Blumen des Bösen von Shuzo Oshimi erscheint in fünf Doppelbänden bei Manga Cult, einem Manga Verlag, der schon des Öfteren Titel publiziert, die nicht dem Mainstream entsprechen, so auch dieser Manga. Neben Übergriffigkeit, Psychoterror, Beleidigungen – hier ist alles dabei – geht es auch um die Grautöne des Menschlichen, die sich im Laufe des Bandes immer weiter herausarbeiten. Zu Beginn der Geschichte scheint alles klar zu sein, alles Schwarz und Weiß, Takao der Gute, Sawa die Schlechte. Es ist offensichtlich, dass Sawas Taten erniedrigend und falsch sind, jedoch beginnt der Mangaka in feinen Nuancen, die Gefühle, das Innere der Charaktere offenzulegen, sodass man sich fragt, was steckt wirklich hinter den Charakteren? Warum handeln sie so, wie sie handeln? Was muss passieren, damit ein Mensch so wird? Dabei verrät der Mangaka nie zu viel, somit immer noch ein Nebel des Ungewissen über der Geschichte schwebt. Beim Lesen durchläuft man sämtliche Emotionen und Gefühle: Schock, Abneigung, Unverständnis, Ekel, aber auch Mitleid, Hoffnung und Freude. Die Geschichte ist wesentlich fassentenreicher als man zu Beginn glaubt. Besonders im letzten Drittel wird sehr dynamisch und schnell erzählt, was am Anfang weniger der Fall ist. Aber bevor man denkt, dass sich die Handlung (Sawa zwingt Takao etwas Schlimmes zu tun) nur noch wiederholt, nimmt sie eine 180°-Wendung. Dabei ist die Geschichte nicht immer vollkommen nachvollziehbar, verständlich oder eindeutig, aber trifft diese Unklarheit nicht auch auf viele literarische Klassiker zu? Man muss sich einfach auf diese Reise einlassen.

Besonders die Nachworte und Randnotizen des Mangaka sind informativ oder regen zum Nachdenken und Reflektieren an.

Ich würde aber trotzdem den Manga höchstens erst ab 16 Jahren empfehlen wegen den dargestellten Situationen und weil ich das Gefühl habe, dass man ein bestimmtes Alter erreicht haben sollte, um gewisse Dinge besser einordnen und differenzierter bedachten zu können.

Mein größtes Manko an diesem Manga ist aber der Zeichenstil, der sehr grob und einfach wirkt. Er trägt zwar auch zu diesem Unwohlsein des Lesers bei, also ist recht stimmungsvoll, aber mir wäre es lieber gewesen, wenn es mehr zeichnerische Feinheiten hätte gegeben.

Ich kann verstehen, wenn es nicht für Jedermann etwas ist, aber ich kann versprechen, dass es etwas anderes ist – ob nun anders im Sinne von Gut oder Schlecht, muss jeder selbst entscheiden. Aber anders auf jeden Fall.

Bewertung vom 04.01.2022
Volltreffer! / Gregs Tagebuch Bd.16
Kinney, Jeff

Volltreffer! / Gregs Tagebuch Bd.16


ausgezeichnet

Sport ist Mor-…ähm Spaß!

Greg und Sport, ob das funktioniert? Unser Lieblingsalleschecker berichtet in diesem Band, wie er Sport als Kind fand und wie es nun im Jugendalter ist. Denn während es als Winzling noch Spaß gemacht hat, den Ball zu kicken, muss er sich jetzt mit einer Basketball-begeisterten Mum und Sportfesten herumschlagen.

„Gregs Tagebuch“ von Jeff Kinney ist inzwischen ein totaler Klassiker für Kinder geworden und selbst nach sechszehn Bänden verliert man nicht die Lust dran. Die Gründe sind vielfältig. In jedem Band gibt es ein anderes Thema: Mal fahren die Heffleys in den Urlaub, mal stecken sie im Schnee. Und dieses Mal geht es um Sport. Als Sportmuffel kann ich mich in diesem Band richtig gut mit Greg identifizieren und musste über die ein oder andere Situation, die mich an eigene Sportstunden erinnerten, lachen. Mit ganz viel Humor und irren Aktionen schafft es Greg mal wieder mir als Leserin ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Beim Hören des Hörbuchs konnte ich nicht genug bekommen und war traurig über jedes Kapitel, das der Player runtergezählt hat, so unterhaltsam waren Gregs Pannen. Es gibt lustige Soundeffekte und peppige Musik, die die Stimmung noch ausgelassener machen. Und die Sprecher machen natürlich auch einen hervorragenden Job. Ich würde nicht sagen, dass es der beste Teil der Reihe ist, aber definitiv ein gelungener mit demselben Charm und Witz wie seine Vorgänger. Auf jeden Fall einen Blick wert und ein Muss für jeden Greg-Fan!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.12.2021
Die Tagebücher der Apothekerin - Geheimnisse am Kaiserhof Bd.1
Hyuuga, Natsu

Die Tagebücher der Apothekerin - Geheimnisse am Kaiserhof Bd.1


ausgezeichnet

Wenn die Apothekerin kommt, ist keine Giftschlange sicher!
Da hat Maomao einmal Pech und wird beim Kräutersammeln von Menschenhändlern eingesackt und an den Kaiserhof verkauft. Seitdem fristet sie ihre Zeit im Frauenpalast als kleine, unwichtige Dienerin. Doch bei einem Vorfall zwischen den Hohen Damen entschließt sich Maomao dazu ihre Medizinkenntnisse zum Wohle der Palastbewohner zu nutzen. Damit sind ihre ruhigen Tage aber gezählt.
„Die Tagebücher der Apothekerin – Geheimnisse am Kaiserhof“ basiert auf einer Light Novel von Natsu Hyuuga. Eine solche Adaption in Form eines Mangas kann schnell nach hinten losgehen, aber nicht hier!
Das Setting ist ein asiatisch inspirierter Kaiserhof voller Eunuchen, Hofdamen, Kaisergemahlinnen und natürlich Dienern. Maomao spielt dabei die Hauptrolle der Geschichte: Sie ist in dieser vormodernen Zeit ein besonderes, junges Mädchen – nicht nur, dass sie sich mit Heilpflanzen und Krankheiten auskennt und dabei von ihrer unbändigen Neugier und Faszination getrieben wird, nein, sie kann dazu auch noch lesen und schreiben. Was unsere Protagonistin so interessant macht, sind ihre unterschiedlichen Fassetten. Auch durch witzige Handlungen und Charaktereigenschaften wird sie einem gleich sympathisch. Auch die Nebencharaktere sind eigenartige Zeitgenossen, lockern den Manga aber gut auf und geben einen Gegenpol zu Maomao. Besonders bei dem jungen Mann Jinshi, dessen genaue Rolle noch nicht geklärt ist, merkt man, dass er einiges im Schilde führt. Dadurch wird natürlich auch Spannung erzeugt. Mal geht Maomao entspannt Kräuter sammeln, mal gibt es eine junge Dame zu heilen – und unterschwellig erkennt man, dass hinter jeder Ecke Geheimnisse, Lügen und Intrigen stecken.
Der Zeichenstil hingegen ist eine absolute Augenweide. Mit vielen unterschiedlichen Perspektiven und gestalteten Hintergründen, sowie sauber gezeichneten Charakteren wirken die Seiten reich und qualitätvoll. Was meine persönlichen Probleme bei Light-Novel-Adaptionen oft waren, sind zum einen das Pacing und dass entweder zu viel oder zu wenig erklärt wurde. Bei „Der Apothekerin“ ist das ganz anders: Es wird viel geschickt durch Dialoge oder aussagekräftige Bilder erklärt. Auch gibt es bisher keine komplizierten Dinge, sodass der Einstieg in die Reihe leichtfällt. Auch die Geschwindigkeit der Erzählung ist angenehm.
Ich finde, Manga Cult hat sich hier einen echten Knallertitel geschnappt! Natürlich entspricht er mit dem historischen Setting und der Handlung ganz meinem eigenen Geschmack, aber durch witzige und spannende Momente und interessante Charaktere, geschweige denn dem Zeichenstil findet jeder etwas Ansprechendes an dem Manga. Ich werde ihn auf jeden Fall weitersammeln und kann ihn nur in den höchsten Tönen loben und weiterempfehlen. Es ist einfach mal etwas anderes! Probiert es unbedingt aus!

Bewertung vom 12.11.2021
Love Paris Dance
Jouhanneau, Anne-Sophie

Love Paris Dance


sehr gut

Ballett ist alles!
…jedenfalls für die siebzehnjährige Mia, ein junges amerikanisches Mädchen, dessen Traum endlich wahr wird und in Paris an einem Ferienprogramm für Balletttänzer teilnehmen kann. Nur blöd, dass ihre Rivalin Audrey ebenfalls angenommen wurde und Mia mit ihr sogar in einem Zimmer schlafen muss. Trotzdem möchte sich Mia voll auf sich und den Unterricht konzentrieren. Wenn da mal nicht Luis wäre, der unwiderstehlich süße und witzige Luis. Und plötzlich gestaltet sich ihr Sommer ganz anders als gedacht.
„Love Paris Dance“ von Anne-Sophie Jouhanneau ist ein ganz bezauberndes Jugendbuch für all diejenigen, die Fernsehserien wie „Dance Academy“ oder „Find me in Paris“ mögen, denn in der Geschichte folgen wir einem Mädchen, das von klein auf Profitänzerin werden möchte und ambitioniert dafür arbeitet, um den Traum in Erfüllung zu bringen. Für Mia ist das Ballett das Einzige auf der Welt. Mit dieser Einstellung trifft sie bei ihrer Mutter aber auf Missfallen. Somit hat sie nicht nur mit dem Training und konstant hohen Druck zu kämpfen, sondern fühlt sich zusätzlich von ihrer Mutter nicht unterstützt. Mia ist eine nahbare Protagonistin, in deren Gefühle man sich schnell einfühlen kann. Ihre sympathische Art kommt vor allem so gut herüber, weil die Autorin mittels des Schreibstils den Charakter ihrer Figur maßstäblich formt. Dieser ist nämlich sehr jugendlich und frisch und passt perfekt zu der sommerlichen Stimmung. Auch die Beschreibungen des Settings sorgen für eine angenehme, aber auch aufregende Atmosphäre: Mal das entspannte nächtliche, mal das geschäftige morgendliche Paris. Besonders gefallen haben mir die Bezüge zur impressionistischen Kunst – eine spannende und interessante Nebenhandlung. Den stressigen und anstrengenden Alltag der Tänzer konnte die Autorin auch super rüberbringen, welcher neben der Liebesgeschichte auch nicht zu kurz kommt. Am besten haben mir die Protagonisten gefallen: Mia als Frohnatur, Audrey als die Perfektionistin und Luis als derjenige, der noch nach seiner Bestimmung sucht. Die Chemie zwischen Mia und Luis hat einfach gepasst. Bei mir schwirrten regelrecht Schmetterling im Bauch herum – einfach nur Zucker, aber ohne zu kitschig zu sein. Auch großartig ist, dass Audrey nicht die klischeehafte Erzfeindin ist, die versucht die Protagonistin zu sabotieren, sondern eine ernstzunehmende Rivalin, die Mia als Tänzerin akzeptiert und professionell bleibt. Zugegeben, am Anfang ist sie nicht unbedingt ein Sympathikus, aber Audrey macht mit Abstand die größte Charakterentwicklung durch, und es ist eine helle Freude ihr dabei zuzusehen.
Das Einzige, was das Buch nicht gut macht, sind die Nebencharaktere, die alle durchweg blass und konturlos geblieben sind. Gerade bei den zwei Freundinnen Lucy und Anouk, die Mia beim Programm gewinnt, hatten gar keine Relevanz für einen der Handlungsstränge und wuchsen mir nicht ans Herz. Bei ihnen konnte ich gar keine Persönlichkeit spüren, ganz anders als bei den Protagonisten.
Schlussendlich hatte ich ganz viel Spaß mit der Geschichte rund um Mia und Luis. Man darf nur nicht viel Action erwarten. Das Buch ist definitiv zum Zurücklehnen gedacht – nicht zum Auf-den-Nägeln-kauen-vor-Spannung. Meine Empfehlung: Lest dieses Buch, wenn ihr von romantischen Tanzfilmen und -serien nicht genug bekommen könnt, am besten in Kombination mit einem warmen Sommertag und einem Liegestuhl ;)

Bewertung vom 26.10.2021
Das Zeitalter der Drachen
Nuyen, Jenny-Mai

Das Zeitalter der Drachen


sehr gut

Seit Jahrhunderten verstecken sich die Bewohner von Ydras Horn in der unterirdischen Zwergenfestung, wenn jemand von den mysteriösen Geisterschatten befallen ist. Dann können sie sich nämlich darauf einstellen, dass bald ein Drache den Befallenen fordern und sie belagern wird. Doch Ydras Horn hält immer zusammen, auch wenn es manchmal Monate dauert, bis die Schatten auf der Haut wieder verschwinden. Doch eines Tages trifft es Nireka, die die Gemeinschaft nicht erneut in Gefahr bringen möchte und auf der Suche nach dem Ursprung der Drachen aus der Festung flieht.
In „Das Zeitalter der Drachen“, einem Fantasyeinzelband von Jenny-Mai Nuyen, geht es viel um die Frage, wie viel ist ein Leben wert und ist es legitim eines im Austausch vieler zu opfern. An der Spitze der Geschichte stehen zwei mutige Frauen als Protagonistinnen, die in einer eindeutig patriarchalen Welt leben. Daher schwingt auch die Auseinandersetzung mit der Unterdrückung von Frauen mit. Die Protagonistinnen haben mit Vorurteilen zu kämpfen und müssen sich konstant behaupten, um überhaupt ernst genommen zu werden. Dieser Aspekt macht die Geschichte sehr aktuell. Doch gleichzeigt hat man eine klassische Fantasywelt mit Elfen, Zwergen und Drachen. Und einem großartigen Magiesystem, das genauso ist wie der Schreibstil. Dieser gestaltet sich nämlich ebenso bezaubernd: Mit viel Poesie und Kreativität in der Formulierung zeugt er von einem eindeutigen Wiedererkennungswert und lässt die Geschichte dadurch noch qualitätvoller erscheinen. Auch viele Ideen des Buches wirkten innovativ und unheimlich fantasievoll. Trotz klassischen Fantasyvölkern steckt in der Geschichte eine ordentliche Portion an Einfallsreichtum! Das hat beim Lesen besonders Spaß gemacht. Man hatte das Gefühl, wow, sowas habe ich noch nie gelesen. Außergewöhnlich gut hat mir das Ende gefallen, denn das war alles andere als erwartet und sehr berührend. Ich habe die Charaktere im Lauf der Geschichte richtig ins Herz geschlossen. Nireka ist ein herzensguter und mutiger Mensch, und Aylen gibt zwar viel an mit ihren Fähigkeiten, möchte aber wie Nireka nur das Beste für alle. Aber leider wirkten die Nebencharaktere eher blass oder unsympathisch. Stichwort Totema, mit ihm bin ich zum Beispiel gar nicht warm geworden. Was mir ebenfalls negativ aufgefallen ist, ist der Mittelteil, der sich sehr auf Rückblicke in die Vergangenheit fokussiert und dass darunter die Spannung der eigentlichen Handlung leidet. Er ist deutlich langatmiger als der dynamischere Anfang und das actiongeladenere Ende. Auch der Weltenaufbau hätte etwas detailreicher ausgeführt und besser erklärt werden können. Nichtsdestotrotz fühlt sich Nuyens Fantasygeschichte wie ein Mix aus Diana Wynne Jones‘ Büchern und den Filmen vom Ghibli Studio an – etwas cosy und sehr fantastisch, aber mit einem Unterschied: Sie ist eindeutig für ältere Leser. Neben einigen stumm gestellten philosophischen Fragen, spritzt auch mal etwas Blut und fliegen manchmal ein paar Leichenteile durch die Luft – Wie das nun einmal so ist, wenn man es mit menschenfressenden Drachen zu tun hat.
Zusammengefasst handelt es sich bei dem Einzelband um eine absolute Empfehlung für diejenigen, die mal genug von Buchreihen haben und eine knackig, in sich abgeschlossene Geschichte mit Drachen und Zauberern möchten. Ich persönlich hatte eine wundervolle Lesezeit!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.10.2021
Ansuz / Das Flüstern der Raben Bd.1
Sølvsten, Malene

Ansuz / Das Flüstern der Raben Bd.1


gut

Die siebzehnjährige Anne hatte es als Pflegekind in ihrem Leben nicht immer einfach gehabt. Ihr einziger Freund ist ein junger Mann und ein Wolfshund namens Monster. Und alles was sie möchte, ist einfach nur das neue Schuljahr in der nordjütländischen Kleinstadt zu überstehen – möglichst ohne aufzufallen. Leider kreuzen zwei neue Schüler auf, Matthias und Luna, die an Anne einen Narren gefressen haben. Plötzlich erschüttert ein Mord nach dem anderen die Kleinstadt. Und Anne muss feststellen, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gibt, als sie je ahnte.

Ich habe mich unheimlich auf dieses Buch gefreut: Tolles Cover, eine dänische Autorin und die Story klang auch ganz gut. Nur hatte ich nicht ganz mitgeschnitten, dass es sich um Urban Fantasy handelt. Lesen will gelernt sein! Und leider ist genau diese Fantasy-Richtung nicht Teil meines Beuteschemas. Aber die achthundert (!) Seiten wurden trotzdem durchgezogen – man muss es ja wenigstens ausprobieren. Letztendlich hat mir das Buch eher mittelmäßig gefallen. Leider konnte ich die große Begeisterung der anderen Leser*innen nicht gänzlich nachvollziehen. Aber warum?

Anne als Protagonistin hat mich anfangs von ihrem Charakter her sehr gestört. Für mich hat ihr Auftreten gegenüber ihren Mitmenschen nichts mit Taff sein zu tun. Sie ist einfach durchgängig aggressiv und unfreundlich. Um so interessanter gestaltet sich ihre Charakterentwicklung. Langsam, ganz subtil verändert sie sich im Lauf ihrer Freundschaft zu Luna und Matthias. Das hat mir gut gefallen. Dadurch, dass sie immer mehr positive Verbindungen knüpft, gewinnt Anne an wahrer Stärke. Doch ihre missgelaunte Art hat mir trotzdem zugesetzt. Bis zum Schluss bin ich nicht warm mit ihr geworden. So ging es mir mit den meisten Charakteren. Es gab einige, die ich sehr mochte, aber sie blieben immer distanziert. Ich konnte keine emotionale Verbindung zu ihnen aufbauen. Besonders betraf das aber die „Liebesgeschichte“ – dies bezüglich, keine Sorge, es gibt weder zu viel noch zu wenig Liebesdrama hier drin. Diese war nicht glaubhaft und völlig kalt – die Autorin hat es nicht geschafft, dass ich für den Love Interest schwärme, noch bei Liebesszenen mir das Herz aufging.

Auch der Schreibstil der Autorin ist einfach nur Mittel zum Zweck – also dafür da, um die Geschichte zu erzählen und für mehr nicht. Wenige Beschreibungen, nichts Poetisches oder Besonderes, was den durchschnittlichen Schreibstil herausstechen ließe. Dementsprechend wirkte die Welt auch karg und blass. Aber vielleicht ist es ja gewollt, dass man sich nicht wohlfühlt. Schließlich gleitet die Geschichte mehrfach für Jugendliteratur in düstere Gefilde.

Noch ein letztes Problem, dass ich mit dem Buch hatte, ist die Länge. Die Geschichte ist sehr unausgewogen – auf den ersten vierhundert Seiten tappt man die meiste Zeit im Dunkeln, dann bekommt man mit einem Schlag alles gesagt (Oh Wunder, es redet mal jemand mit Anne) und danach passiert zwar noch einiges, aber nichts mehr wirklich Spannendes. Zumindest für mich. (Das lag aber auch an meiner eigenen Schussligkeit. Ich habe ein Talent dafür mich selbst zu spoilern - selbst, wenn ich einfach nur die Seiten durch die Finger gleiten lasse. Facepalm!) In meinen Augen gab es immer wieder Durststrecken, wodurch sich die Geschichte ein wenig langatmig und daher auch so langwierig angefühlt hat. Da hätte ich mir gewünscht, dass an der einen oder anderen Stelle gekürzt wurden wäre. Besonders am Anfang braucht die Geschichte lange, um Fahrt aufzunehmen.

Das hört sich jetzt alles sehr negativ an, aber so schlecht fand ich das Buch gar nicht. Was ich sehr mochte, neben den vielen liebenswerten Nebencharakteren, sind die mysteriösen Aspekte der Geschichte. Sie laden förmlich zum Miträtseln und -raten ein, was hinter dem einen steckt und was es mit dem anderen auf sich hat. Das hat richtig Spaß gemacht.

Wer außerdem auf sehr storylastige Bücher steht, ist bei „Ansuz“ genau richtig. Es gibt unheimlich viele Handlungssträn

Bewertung vom 13.10.2021
Tage der Mondschnecke
Allen, Kate

Tage der Mondschnecke


ausgezeichnet

Lucy und Fred sind beste Freunde seit Ewigkeiten. Gemeinsam kreieren sie über die Sommerferien einen Naturführer über lokale Tier- und Pflanzenarten. Eines Tages wird von einem Fischer ein Hai gefangen und die Freunde nutzen die Möglichkeit, das Tier aufzunehmen. Aber der Anblick des Hais wirft in Lucy Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter, die Meeresbiologien war, auf. Ein aufregender und aufwühlender Sommer steht ihr bevor.

Apropos aufwühlend, denn „Tage der Mondschnecke“ von Kate Allen ist genau das. Das Buch beginnt ruhig und bewahrt sich das bis zum Ende, doch immer wieder gibt es ergreifende und schockierende Wendungen, die den Leser kalt erwischen und mitreißen, und somit eine große Spannung aufbauen, die bis zum Schluss bleibt und einen immer weiterlesen lässt. Schnell wird man in Lucys Leben gesogen und entwickelt Gefühle für die einzelnen Charaktere, die so unheimlich liebenswert und vielschichtig daherkommen. Sie wirken wie reale Menschen mit all den nur zu menschlichen Problem. Es fällt so leicht, Empathie für die Charaktere zu fühlen. Denn eine große Rolle in diesem Kinderbuch spielt Verlust und die unterschiedlichen Arten von Liebe. Jeder Charakter in der Geschichte musste den Verlust eines geliebten Menschen ertragen. Und so lernen wir gemeinsam mit Lucy mit der Trauer umzugehen. Unmerklich entwickelt sich aus großem Elend etwas Wunderschönes. Das Buch fokussiert sich auf die unsichtbaren Sticke zwischen den Menschen und wie sich ihre Beziehungen verändern. Kate Allen schafft eine bewegende Geschichte mit ganz viel Feingefühl und Emotion für Jung und Alt. Besonders trägt dazu der Schreibstil, der an die Erzählperspektive der zwölfjährigen Lucy angepasst ist. Auf authentische Art erzählt die Autorin von einem Sommer in den 90er Jahren, mit Discman, Haustelefon und Fahrrädern. Auch trägt das Setting sehr zu der fast schon melancholischen Atmosphäre bei, denn die Geschichte spielt an der Ostküste der USA in einer realen Stadt. Man fühlt sich mit dem rauschenden Meer, den Möwen und Hügeln fast wie in einem Film. Mich hat das Buch tief berührt und ist zu einem absoluten Herzensbuch geworden. Auch schafft es schnell einen für die Meereswelt zu begeistern. Besonders gut gefallen mir auch die vielen Illustrationen, die für jedes der vielen, vielen Kapitel geschaffen wurden. Das zeugt von so viel Liebe, wenn solche Feinheiten in ein Buch eingebaut werden. Sie runden das Buch passend ab, denn Lucy zeichnet ebenfalls sehr gerne.

Ich empfehle dieses Buch so sehr! Es ist außergewöhnlich und ein kleiner Diamant in den Regalen der Buchhandlungen, der hoffentlich jeden verzaubern wird. Bei mir hat es definitiv funktioniert. Ich hatte eine wundervolle Lesezeit mit viel Gefühlschaos und feuchten Augen. Einfach fantastisch!

Bewertung vom 24.09.2021
Ist das verboten oder darf ich das?
Friedlaender, Adrienne

Ist das verboten oder darf ich das?


gut

„Ist das verboten oder darf ich das?“ ist das neue Sachbuch von Adrienne Friedlaender, in dem sie Tabus in unserer Gesellschaft benennt und unter den Prüfstand stellt. In vierzehn Kapitel plaudert die Autorin aus dem Nähkästchen, gesteht Fauxpas und spricht ehrlich über ihre Gefühle. Dabei nimmt sie die unterschiedlichsten Themen durch: Von den Problemen einer Mutter über das Schweigen über Sex hinzu deutlich ernsterem Stoff wie das Reden über den Tod oder Häusliche Gewalt. Gerade aufgrund des Covers und witzig klingenden Klappentexts hat mich letztes etwas überrascht. Ich finde es gut, dass Friedlaender auch so ein sensibles, todgeschwiegenes Thema bespricht, habe aber einfach nicht damit gerechnet. Anfangs wusste ich nicht so recht, was ich mit dem Buch anfangen sollte, es war gar nicht so, wie ich es erwartet hatte. Es ging viel ums Muttersein – schwierig für Menschen, die das nicht betrifft, sich damit zu identifizieren und dem zu folgen. Ich war ein wenig gelangweilt und dachte: „Hm, irgendwie bin ich nicht die Zielgruppe für dieses Buch.“ Doch Kapitel um Kapitel später war dieser Gedanke vergessen. Es machte mir irgendwann richtig Spaß, die Autorin auf ihrer Reise, mit Tabus zu brechen, zu begleiten und wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Wie nichts war das Buch ausgelesen. Besonders haben mir die feministischen Töne gefallen. Die Gedanken in dem Buch sind zwar nicht revolutionär, regen aber zu nachdenken und reflektieren an. Offen und schonungslos berichtet die Autorin aus ihrem eigenen Leben. Manchmal habe ich mich in ihrer aufregenden, unkonventionellen Biografie etwas verloren gefühlt, mal ist sie verheiratet, mal hat sie vier Kinder, dann springt sie in der Zeit zurück und es sind wieder zwei, und dann ist sie wieder alleinerziehend. Ich hätte mir eine kurze chronologische Zusammenfassung gewünscht, damit ich bei den Zeitsprüngen nicht so verwirrt gewesen wäre. Friedlaenders Schreibstil ist förmlich ein Sprachgymnastikspektakel. Oft habe ich deswegen geschmunzelt und ein paar Mal musste ich auch laut auflachen wegen dem ein oder anderen Witz. Doch ich hatte mehr Humor und mehr Bauch-festhalten-Lachen erwartet.
Letztendlich konnte mich das Buch überzeugen durch die offenen, ehrlichen Worte mit einer Prise Humor. Für Fans solcher Bücher eine absolute Empfehlung. Ich werde mir aber erst einmal wieder einen Roman gönnen ;)