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Miro76
Wohnort: 
Österreich

Bewertungen

Insgesamt 125 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2023
Wovon wir leben
Birnbacher, Birgit

Wovon wir leben


sehr gut

Julia war Krankenschwester, weil es ein typischer Beruf für Frauen aus dem Dorf war. Aber sie war es auch ein bisschen aus Leidenschaft und hat sich immer sehr bemüht um ihre Patient*innen. Ein dummer Fehler am Ende einer langen und aufreibenden Schicht hat ihr Beruf und Gesundheit gekostet. Jetzt versucht sie sich von schwerem Asthma zu erholen und zieht wieder in ihr Heimatdorf, denn in der Betriebswohnung kann sie nicht bleiben.

Sie muss sich völlig neu orientieren als plötzlich Arbeitslose.

Doch zuhause erwartet sie nicht die liebevolle Mutter, die sie umsorgen soll. Zuhause erwartet sie ein leicht verwahrloster Vater, der ihr gesteht, dass die Mutter schon eine Weile in Italien logiert. Nach einer jahrelang aufopfernden Ehe hat sie sich entschlossen sich einen Traum zu erfüllen. Jetzt lebt sie im Süden Italiens und führt dort ein Restaurant mit Sergio.

Der Vater erwartet natürlich jetzt von seiner Tochter umsorgt zu werden. Doch die will sich so nicht einspannen lassen.

Birgit Birnbacher wirft mit diesem Buch einen mikroskopischen Blick auf das Dorfleben; auf die typischen Probleme, wenn die Arbeitsplätze verloren gehen, die Nahversorger fehlen und der Dorfwirt selbst sein bester Kunde wird. Spannend ist auch der Umgang mit Fremden, die natürlich erst mal sehr schräg beäugt werden. Anderssein ist im Dorf eben nicht immer einfach.

Julia lässt sich nicht einsperren und geht ihren Weg trotz Widrigkeiten und Zweifel. Damit überzeugt Birnbacher! Einzig einige Seiten mehr hätte der Roman meines Erachtens vertragen. Das Ende kommt dann doch recht abrupt und lässt einige Fragen offen.

Bewertung vom 13.02.2023
Offene Gewässer
Pleschko, Romina

Offene Gewässer


ausgezeichnet

Elfi ist ungefähr dreizehn Jahre alt, als sie bei ihrer Großmutter in Liebstatt amSee landet. Was genau passiert ist, das sie ins Kinderheim in Stuttgart gebracht hat, erfahren wir nicht in dieser Geschichte, aber die Großmutter hat sie dort nicht zurückgelassen.

Die Beziehung zwischen Großmutter und Enkelin ist geprägt von etwas eigenwilligen Weisheiten, die Elfi ihr Leben lang begleiten, wird aber später schwer getrübt, durch die Tatsache, dass sie ihrer Enkelin verheimlicht hatte, in regem Briefkontakt mit der Mutter zu stehen.

Elfi fügt sich leidlich ins Dorfleben, tritt dem Schwimmverein bei und geht in die katholische Mädchenschule, bis sie ihren Rauswurf provoziert, um ihrem zukünftigen Ehemann näher zu kommen. Sie engagiert sich nicht besonders, weder in der Schule, noch bei sportlichen Wettbewerben und kommt immer irgendwie durch damit.

Sie erzählt ihre Geschichte mit einer gehörigen Portion Selbstironie und so bringt mich die Autorin ständig zum schmunzeln beim Lesen. Der Coming-of-Age Teil des Buches ist wirklich lustig! Der zweite Teil ist anfangs etwas sperriger zu lesen, doch wenn man sich neu eingefunden hat, liest sich ihre Geschichte als Erwachsene auch gut. Elfi ist zurück in Liebstatt, mittlerweile geschieden und aus welchen Gründen auch immer relativ gut situiert. Dadurch wird sie natürlich beäugt im Dorf. Um nicht zu viele Feinde oder Neider zu generieren, zahlt sie immer wieder mal die Zeche in der Dorfkonditorei.

Doch die Gemeinde rückt ihr sehr auf den Pelz. Sie sollte ihr Haus am See verkaufen, um dem zu bauenden Hotel mehr Platz zu machen. Regelrecht rausdrängen möchten sie sie. Doch Elfi wehrt sich. Sie war schon immer streitbar. Auch ein Grund, warum sie sich nie so richtig ins Dorfleben eingebracht hat.

Mit "Offene Gewässer" hat Romina Pleschko einen ansprechenden zweiten Roman vorgelegt. Sprachlich streckenweise etwas sperrig trieft der Roman von Wortwitz und Ironie. Ein Buch für alle, die dem schwarzen Humor etwas abgewinnen können. Aber auch ein Buch für Landkinder, die sich in den Dorfstrukturen selbst entdecken können. Vom mir gibt es eine klare Leseempfehlung! Ich fand es anspruchsvoll und amüsant!

Bewertung vom 12.02.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1


sehr gut

Die Autorin schreibt hier nicht lange um den heißen Brei. Wir steigen direkt ein in eine gruselige Szene. Das ehemalige Sanatorium ist ein richtiges Horrorhaus mit seinen Lungenapparaten, Masken und dem Verfall der Jahre. Der Angriff auf den Architekt erfolgt prompt und eröffnet eine Menge fragen.

Jahre später ist das Hotel gebaut und niemand denkt mehr an den verschwunden Mann zu Baubeginn. Elin Warner reist in die Schweizer Berge, um die Verlobung ihres Bruders zu feiern, den sie seit Jahren nicht gesehen hat. Elin hat einige Tragödien im Gepäck, deren Verarbeitung sie hindert, ihrer Arbeit nachzugehen und in ihrer Beziehung den nächsten Schritt zu tun.

Bereits die Anreise gestaltet sich schwierig für sie. Sie kämpft mit Platzangst in der Seilbahn und mit genereller Todesangst bei der Anfahrt auf der Bergstraße, welche die einzige Möglichkeit bietet, dieses spezielle Hotel zu erreichen. Ihr Lebensgefährte Will bemüht sich rührend und doch schafft sie es nicht, sich ihm gänzlich zu öffnen. Zu vieles in ihrer Lebensgeschichte hält sie noch vor ihm geheim, das ihr Handeln durchsetzt.

Als die Morde beginnen, sind sie schnell von der Zivilisation abgeschnitten. Die meisten Gäste konnten noch evakuiert werden, aber der letzte Bus konnte nicht mehr starten, da die Lawine die Straße bereits verschüttet hatte. Das fast leere Hotel wird zu einem Spielplatz für einen Mörder, dessen Motive komplett im Unklaren liegen. Erst scheint es, dass die Morde mit dem Gebäude zusammenhängen, doch gleichzeitig wirkt alles auch sehr persönlich.

Elin wird als Ermittlerin vor Ort eingesetzt, da die Polizei nicht zum Hotel durchdringen kann. Immer wieder trägt sie Teile des Puzzles zusammen, begibt sich dabei aber auch regelmäßig in Gefahr. Manche ihrer Entscheidungen, konnte ich nicht ganz nachvollziehen und die wiederholte Betonung ihrer Unzuverlässlichkeit begann mich immer mehr zu stören. Ständig wurde betont, wie ihre Geschichte sie beeinflusst, oder wie sie einen Gedanken gerade nicht zu fassen bekommt. Ihre Irrtümer waren ganz klar ihrer Vergangenheit geschuldet und das ist der Autorin auch gut gelungen, darauf hätte nicht ständig hingewiesen werden müssen.

Dennoch hat mir die Geschichte gut gefallen. Die düstere Atmosphäre des Hotels hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Ich hatte wirklich absolut keine Ahnung, wer hier Täter ist und bin Elin bei jedem Verdacht gefolgt. Die Aufarbeitung ist schlüssig, die persönliche Geschichte der Ermittlerin ist ebenfalls spannend und bleibt nicht in der Luft hängen. Mich hat Sarah Pearse mit ihrem Thriller überzeugt und hervorragend unterhalten. Einen Stern ziehe ich wegen dieser eigenartigen Hinweise auf Unzuverlässlichkeit ab. Ansonsten war es eine rundherum spannende Reise in die Schweizer Alpen!

Bewertung vom 28.01.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


gut

Frank Thaler ist ein ruhiger und selbständiger Junge. Er lebt mit seiner Mutter in einer kleinen Wohnung, kocht an den Tagen, an denen sie lange arbeiten muss und hält sich auch ganz gut in der Schule. Zu seinem Vater hat er keinen Kontakt, doch er scheint ihn auch nicht zu vermissen.

Bis sie eines Tages den Großvater in Stein abholen. Achtzehn Jahre hat er im Gefängnis verbracht, für ein Verbrechen, dass Frank nicht bekannt ist. Und irgendwie traut er sich auch nicht den Großvater zu fragen.

Dieser übt eine ganz eigene Anziehungskraft auf den Jungen aus und obwohl der Großvater ihn unter Druck setzt, gewalttätig ist und generell übellaunig, zieht es den Jungen immer wieder zu ihm hin. Die männliche Bezugsperson scheint also doch zu fehlen und so hängt es sich aus mir unverständlichen Gründen an die Fersen dieses kriminellen Großvaters, der seine Vergangenheit längst nicht hinter sich gelassen hat.

Ein gestohlenes Auto und eine Waffe kommen ins Spiel und wenn eine Waffe auftaucht, muss sie auch abgefeuert werden. So lautet zumindest ein Bühnengrundsatz und dem scheint sich der Autor zu verpflichten. Was hier weiter passiert kann ich leider nicht verraten. Das müsst ihr Leser*innen schon selbst herausfinden.

Mir hat sich die Entwicklung des Jungen nicht erschlossen. Es erscheint mir einfach nicht stimmig. Vielleicht habe ich den Roman auch ganz einfach nicht verstanden.

Sprachlich gibt es nichts zu meckern. Michael Köhlmeier schreibt gewohnt pointiert. Deshalb braucht diese Geschichte auch nicht mehr Seiten. Nur gefällt mir ganz einfach nicht, was sie meiner Meinung nach aussagt. Ohne zu viel zu verraten, kann darauf leider nicht näher eingegangen werden. Alle die dadurch neugierig geworden sind, sollten das Buch unbedingt lesen, denn es ist sprachlich top, liest sich flott und ist dabei auch spannend. Und viele bleiben nicht so ratlos zurück, wie ich.

Bewertung vom 15.01.2023
Die Liebe an miesen Tagen
Arenz, Ewald

Die Liebe an miesen Tagen


sehr gut

Clara ist seit dem Tod ihres Mannes Single und hat jetzt auch noch ihren Job verloren. Da beschließt sie, das Wochenendhaus auf dem Land zu verkaufen. Als sie auf die potentiellen Käufer wartet, stolpert ihr auf der Terrasse Elias vor die Füsse und die beiden liefern sich sogleich einen humorvollen Schlagabtausch.

Elias ist Schauspieler und seit zwei Jahren mit Vera liiert. In diese Beziehung ist er irgendwie reingestolpert und hat es nicht geschafft, sie zu beenden, obwohl ihm bewusst ist, dass er Vera nicht liebt.

Es kommt, wie es kommen muss. Elias und Clara werden ein Paar. Sie genießen einen stürmischen Anfang voller Verliebtheit, aber auch voller Ironie und Humor, wie es ihrer beider Charaktere entspricht. Sie passen zusammen wie die Faust aufs Auge. Alles ist einfach nur wunderbar, bis...

Diese erste Hälfte des Buches liest sich einfach nur schön. Diese Liebesgeschichte ist erfrischend herzerwärmend und dabei überhaupt nicht kitschig. Die Gespräche der beiden sind wirklich lustig. Ich mag ihren schwarzen Humor.

Gut gefallen hat mir auch, wie der Autor seine Figuren mit der dementen Mutter umgehen lässt. Das ist kein einfaches Thema und es wird hier auch nicht auf die leichte Schulter genommen. Clara und ihr Bruder geben sich wirklich Mühe, der Mutter gerecht zu werden und sie würdevoll in ihrer Verwirrtheit leben zu lassen.

Doch dann geht alles schief. Clara und Elias verlieren das Vertrauen in ihre Liebe, leben unglücklich getrennt und das Drama beginnt. Was dann passiert, darf hier natürlich nicht verraten werden. Aber mir war das alles etwas zu viel. Da beginnt die Glaubwürdigkeit zu bröckeln und für meinen Geschmack nimmt dieses Drama der Geschichte etwas von ihrer Tiefe. Die großen Gefühle hat das bei mir nämlich nicht geweckt.

Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. Ich liebe den Humor in dieser Geschichte und mag die poetische Sprache des Autors. Die erste Hälfte des Buches habe ich regelrecht verschlungen. Einen Stern muss ich leider abziehen, denn die überbordende Tragödie empfand ich einfach als "zu viel"!

Bewertung vom 29.12.2022
Das College
Ware, Ruth

Das College


ausgezeichnet

Hannah hat es tatsächlich nach Oxford geschafft. Voll Aufregung bezieht sie ihr Zimmer am College und trifft dort auf die bildhübsche April. Rasch schließen die Mädchen Freundschaft und gemeinsam mit Will, Ryan, Hugh und Emily bilden sie eine eingeschworene Clique.

Doch ganz unbeschwert sind diese Freundschaften nicht. April spielt gerne Streiche und kennt dabei keine moralischen Grenzen. Doch mit Geld lässt sich alles immer wieder richten.

Nach der Dernière von Aprils Stück feiern die Freunde in der Collegebar. Als April vom Umziehen nicht zurückkommt, will Hannah nach ihr sehen. Ihr Freund Hugh begleitet sie, denn Hannah geht nachts nicht gerne allein. Hat sie doch einige eigenartige Begegnungen mit dem Portier John Neville hinter sich. Hugh wartet draußen, als Hannah den schrecklichen Fund macht. Ihr Freundin April liegt tot im Wohnzimmer und besagter Hausmeister hatte kurz zuvor das Wohnheim verlassen. Die Beweise scheinen stichfest, nur ein Motiv wurde nie gefunden.

Zehn Jahre später arbeitet Hannah als Buchhändlerin. Sie erwartet ihr ersten Kind und hat sich halbwegs in ihrem Alltag eingefunden. Trotzdem denkt sie noch fast jeden Tag an ihre Freundin und meint sie immer wieder auf der Straße zu sehen. Als John Neville im Gefängnis stirbt, hat sie Angst, dass die Verfolgung durch die Medien wieder losgeht. Doch Hannah merkt auch, dass sie sich dem Ganzen langsam stellen muss. Sie kann nicht weiter weglaufen und beginnt, wie so viele, an der Schuld des Mannes zu zweifeln.

In wechselnden Kapiteln lernen wir Hannah als Jugendliche und als Erwachsene kennen. Die ersten Kapitel vor dem Mord lesen sich wie ein klassischer Collegeroman. Es geht um Freundschaften, die geschlossen werden, erste Lieben und die großen Aufregung um die Prüfungen. Oxford ist spektakulär! Manche Veranstaltungen erinnern an Hogwarts, wenn die Student*innen in ihren Talaren unterwegs sind.

Doch die "Danach" Kapitel erinnern uns immer wieder daran, dass diese gute Zeit nicht weilen wird und Hannah einen Schock fürs Leben erleidet. Im "Danach" lernen wir eine Hannah kennen, die langsam wieder stärker wird. Die beginnt nachzuforschen, Fakten zu sammeln und ihr eigenes Bild zu verändern. Als Leserin habe ich es mit wechselnden Verdächtigen zu tun. Mir ist es nicht gelungen, den tatsächlichen Mörder ausfindig zu machen, doch als sich der Vorhang lichtet, ist alles ganz klar!

Mich hat das Buch hervorragend unterhalten. Es war mein erstes von Ruth Ware, wird aber bestimmt nicht das letzte sein. Aufbau und Stil fand ich ansprechend, es liest sich flüssig und lässt sich schwer aus der Hand legen. Ich kann mir vorstellen, demnächst wieder zu einem Buch der Autorin zu greifen, wenn ich Lust auf etwas Thrill verspüre.

Bewertung vom 17.12.2022
Nicht aus der Welt
Köhler, Anne

Nicht aus der Welt


ausgezeichnet

Stellen Sie sich vor, sie könnten mal Urlaub von ihrem Leben nehmen. Wenn Ihnen dieser Gedanke gefällt, könnten Sie vielleicht irgendwann Gast in diesem speziellen Hotel werden und einfach mal abtauchen für - so lange, wie sie eben brauchen.

Valentin hat so einen Ort geschaffen. Das Hotel liegt versteckt und man kann nur einchecken, wenn man dafür ausgewählt wurde. Es ist ein Hotel für Gestrandete, Überforderte, Verlorene.

Auch Valentin hat ein ordentliches Päckchen zu tragen und ist daher voller Empathie für "seine" Gäste.

Und dort treffen sie aufeinander. Der Mann, der einem erfundenen Traum nicht nachjagen möchte, die Frau, die irgendwas verschuldet hat, das nun ihr Gedächtnis gelöscht hat und die Frau, die mit ihrer späten Mutterschaft schlecht zurecht kommt.

Anna Köhler stellt uns hier verschiedene Menschen vor, die alle irgendwie gestrandet sind. Ihre Geschichten haben sie geformt und aus ihnen Menschen gemacht, die aus ihrer alltäglichen Situation flüchten wollen. Sie geht dabei sehr behutsam mit ihren Figuren um, erzählt uns sogar von schweren Tabuthemen so emphatisch, dass wir ihre Figur auf keinen Fall verurteilen möchten.

Und sie lässt es an Humor nicht fehlen. Als die Geschehnisse beginnen aus dem Ruder zu laufen, wird mit Skurrilem nicht gespart. Das Buch hat mich wirklich überrascht, denn ich hatte nicht damit gerechnet, mich bei der Lektüre so amüsieren zu dürfen!

Das Buch ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte und gleichzeitig so viel besser! Es ist vielleicht nicht so tiefgründig und bietet keine allwissenden Lösungen, aber es ist lustig und zeigt auf, dass man manchmal auch über sich selbst lachen soll und dadurch tatsächlich einen Schritt weiter kommt.

Das Ende kommt leider etwas abrupt, ist aber stimmig. Ich hätte mir nur einfach gewünscht, die Figuren noch etwas länger um mich zu haben, nachdem das Blatt sich gewendet hatte.

Mir hat diese Geschichte hervorragend gefallen. Ich liebe es überrascht zu werden und ich hoffe, das sich noch viele Leser*innen darauf einlassen! Ich empfehle es allen, die sich beim Lesen auch mal amüsieren wollen!

Bewertung vom 17.12.2022
Die dunklen Sommer
Beverly-Whittemore, Miranda

Die dunklen Sommer


gut

Durch ein Unglück hat Saskia im Teenageralter ihre Familie verloren. Sie wächst bei einer befreundeten Familie ihrer Großmutter auf. Doch auch in dieser Familie trügt der Schein und die Ehe der Eltern bröckelt. So landen Xavier und Saskia in Zuhause. Eine Farm in Maine, die von Menschen bewohnt wird, die autark und naturverbunden leben möchten. Abraham der Leiter der Gruppe ist ein äußerst charismatischer Mensch, der es schafft, andere anzuleiten, ihnen Halt zu geben und ihre Stärken hervorzuheben.

Doch wie alle charismatischen Führer schafft er es ebenfalls, ordentlich manipulativen zu sein und scheut keine Mittel, um seine Ziele durchzusetzen.

Saskia findet in Zuhause endlich wieder so etwas wie Zugehörigkeit, Anerkennung und eine Art Familie. Sie fühlt sich angenommen. Ihre Freunde und sie sind begeistert von Abrahams Ansprachen und sie alle leben in dem Gefühl, dass Zuhause der einzige Ort ist, an dem sie leben können. Sie würden alles tun, um Zuhause zu erhalten und Abraham weiß das für sich zu nutzen.

Doch das wissen wir noch nicht, wenn wir beginnen dieses Buch zu lesen.

Diese Geschichte ist nicht chronologisch aufgebaut. Wir lesen in wechselnden Kapiteln und lernen so immer mehr Teile der Gegenwart und Vergangenheit der fünf Jugendlichen kennen. Von Anfang an herrscht eine bedrohliche und düstere Stimmung und die kurzen Kapitel bauen ordentlich Spannung auf. Man weiß nicht, was passiert ist und das schürt die Neugierde.

Doch dann verliert die Handlung an Fahrt und die kleinen Kapitel werden zunehmend langweiliger. Die Geschichte wirkt ein bisschen aufgeblasen und die Leere im Mittelteil reduziert den Lesegenuss. Manches ist zudem nicht ganz schlüssig und das Ende ist leider weniger spannend als erwartet. Wenn etwas sehr groß aufgebaut wird, erhöht das natürlich auch die Erwartungen an einen fulminanten Schluß.

Trotzdem hat mich das Buch gut unterhalten. Deshalb vergebe ich solide 3 Sterne für gute Unterhaltung, interessanten Aufbau und angenehme Sprache.

Bewertung vom 27.11.2022
Nebenan
Bilkau, Kristine

Nebenan


sehr gut

Astrid ist Ärztin. Ihr Mann ist bereits in Pension, die Kinder sind ausgezogen und im Nachbarhaus wohnt auch seit geraumer Zeit niemand mehr. Einst war ihre Nachbarin ihre beste Freundin, doch die Umstände haben die beiden Frauen entzweit.

Julia ist Ende dreißig und mit ihrem Mann frisch aufs Land gezogen. Sie wünscht sich sehnlichst eine Familie, aber mit der Schwangerschaft klappt es einfach nicht. Sie hat einen Keramikladen in der Kleinstadt eröffnet, doch ihre Geschäfte laufen hauptsächlich übers Internet. Der Onlinehandel floriert und sie ist nicht auf Laufkundschaft angewiesen.

Beide Frauen haben eine eigenwilliges Verhältnis zu ihrem Nebenan. Bei Julia ist die Familie plötzlich verschwunden und das lässt sie nicht los. Sie versucht zu verstehen, was da passiert sein könnte. Liegt ein Verbrechen vor, oder sind die Leute einfach ausgezogen?

Bei Astrid ist ihre ehemals beste Freundin wieder aufgetaucht und es ist schwierig für die beiden Frauen wieder irgendwo anzuknüpfen.

In abwechselnden Kapiteln lesen wir von diesen beiden Frauenleben mit ihren Sorgen, Ängsten und Freuden, die ihren Alltag prägen. Dabei werden diverse Themen wie Umweltschutz, Stadtentwicklung, das Innenstadtsterben der Kleinstädte, unerfüllter Kinderwunsch oder alternative Lebensformen angesprochen. Ganz nebenbei fließen diese gewichtigen Themen in den Text ein und zeigen ein aktuelles Bild des Dorflebens mit all seinen Facetten.

In schlichter Sprache lässt uns die Autorin an den Gefühlen dieser beiden Frauen teilhaben. Wir erkennen Probleme und Sorgen wieder. Dieser Roman könnte in meiner Nachbarschaft angesiedelt sein.

Die wechselnden Kapitel machen den Roman abwechslungsreich, aber es dauert relativ lange, bis die Handlung vorangetrieben wird. Die lange Einleitung fand ich etwas mühsam. Doch dann verdichtet sich die Geschichte, die Protagonistinnen werden aktiver und sehr gut gefallen hat mir, wie sie sich annähern.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen. Das alltägliche an dieser Geschichte hat mir gut gefallen, doch für den 5. Stern fand ich es anfangs zu langatmig.

Bewertung vom 15.11.2022
Auf fliegender Mission 5 - Die Wapatumi
Kucher, Lutz

Auf fliegender Mission 5 - Die Wapatumi


ausgezeichnet

Kasimir und die Kinder wollen die Manabapflanze holen, um den Siedlern im Amazonasgebiet zu helfen. Dazu müssen sie die Wapetumi finden, die versteckt im Regenwald leben.

Schon auf dem Weg dort hin gilt es das erste Abenteuer zu bestehen und die Kinder können ihr Wissen, dass sie über die Natur bereits gelernt haben einsetzen. Dabei wird auch wieder ein ernstes Umweltproblem angesprochen.

Bei den Wapetumi gibt es dann aber erst mal eine Atempause, Spaß und Abenteuer. Es darf auch mal gespielt werden. Die Kinder beweisen Mut, Zusammenhalt, Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Mittlerweile sind sie alle an ihrer Aufgabe gewachsen und deshalb wird ihnen der Schatz der Wapetumi auch anvertraut, mit dem Auftrag, die Knollen klug zu verwenden.

Wir können uns also bereits auf den nächsten Abschnitt der Reise freuen und Kainu wird endlich zuhause ankommen.

Auch dieser Teil der Reihe hat meiner Tochter und mir ausgezeichnet gefallen. Ohne zu belehren erfahren wir eine Menge über fremde Kulturen, Natur und Umwelt und die Wichtigkeit, denjenigen zu helfen, die das selbst nicht können.

Das Buch bietet Gesprächsanstöße und so dürfen auch mal ernstere Themen aufs Tapet. Meine Tochter ist sehr aufgeschlossen dem Umweltthema gegenüber und gemeinsam können wir überlegen, wie auch wir unseren Teil dazu beitragen können, die Welt ein kleines bisschen schöner zu machen!