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Benutzername: 
Jo
Wohnort: 
Hagen

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 19.08.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


sehr gut

Viel Roman, wenig Krimi

Der Erstling von Andreas Storm ist ein ganz erstaunlich gutes Buch.
Es geht um ein verschwundenes Gemälde, das während der deutschen Besatzung in Frankreich während des 2. Weltkriegs als entartete Kunst angeblich verbrannt wurde. Nun taucht eine Spur unter seltsamen Umständen auf und der Kunstgutachter Dr. Lennard Lomberg hat mit dem Fall zu tun. Als sein Informant ermordet wird, gerät Lomberg in das Visier der Polizei. Er forscht nach und stößt auf eine Spur, die zu seinem eigenen Vater führt, der als Soldat in Paris stationiert war.
Bei Erstlingen habe ich es oft erlebt, dass das Buch mit viel zu vielen Details und Erzählsträngen überfrachtet ist. In diesem Buch ist das nicht der Fall. Storm glänzt mit guten Geschichtskenntnissen und hervorragender Recherche. Die drei Zeitebenen 1943, 1966 und 2016 sind gut sichtbar getrennt und das "Umschalten" zwischen den Zeiten fällt durch die genauen Orts- und Zeitangaben nicht schwer.
Storms Sprache ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, sie klingt etwas gestelzt und die langen Sätze machen das Lesen nicht immer ganz einfach. Aber man gewöhnt sich schnell daran und dann geht das Buch gut voran.
Mit hat es gut gefallen, dass ein schlimmes Kapitel deutscher Geschichte hier sehr gut und kenntnisreich aufgearbeitet wurde. Da lassen sich ein paar Längen gut verschmerzen.
Auf den zweiten Band mit Dr. Lomberg darf man gespannt sein!

Bewertung vom 12.08.2022
Die Familie
Krupitsky, Naomi

Die Familie


sehr gut

In diesem Buch erhält man tiefere Einblicke in die "Familie", also die amerikanische Mafia. Von 1928 bis 1948 verfolgen wir das Leben von Antonia und Sofia, die in benachbarten Wohnungen in New York aufwachsen und trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere enge Freundinnen werden. Ihre Väter arbeiten für die Mafia, ihre Mütter sorgen im Hintergrund für das Leben der Kleinfamilie. Als der Vater von Antonia plötzlich verschwindet, ändert sich das Leben grundlegend. Sofia heiratet später Saul, einen deutschen Juden, und steigt in der Mafia auf, während Antonia ihre Träume begraben muss und ein einfaches Leben als Frau von Paolo führt. Erst die Geburt ihrer Kinder lässt eine Annäherung der beiden Frauen zu. Dann wird es dramatisch...
Der Titel des Buches ist doppeldeutig, er meint sowohl die Mafiafamilie als auch die Kleinfamilie der beiden Hauptfiguren. Beide spielen im Leben der Frauen eine wichtige Rolle, aber während sie der Mafia weitgehend ausgeliefert sind und deren Ehrenkodex beachten müssen, haben sie in ihrer eigenen Familie Einfluss auf die Entscheidungen.
Das Buch ist in einem ganz hervorragenden und sensiblen Stil geschrieben. Krupitsky gelingt es, das Leben der beiden Frauen sehr lebendig werden zu lassen und uns ihre Nöte, Sorgen, aber auch Freuden nahezubringen. Das hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 12.08.2022
Susanna
Capus, Alex

Susanna


ausgezeichnet

Alex Capus beschäftigt sich in seinen Büchern oft mit Personen, die am Rande der Weltgeschichte eine kleine Rolle gespielt haben. So ist es auch in diesem Buch.
Susanna Faesch wird Mitte des 19. Jahrhunderts in Basel geboren und malt gern, am liebsten sind ihr Portraits. Sie ist eigenwillig und geht ihren Weg so, wie sie es will, ohne Rücksicht auf Konventionen und die Vorstellungen anderer.
Ihre Mutter, die in ihrer Ehe unglücklich ist, nimmt sie mit nach Amerika, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dort beginnt Susanna professionell mit der Portraitmalerei, das sichert ihr einen auskömmlichen Lebensunterhalt. Sie bekommt einen Sohn, lebt als alleinerziehende Mutter mit ihm und als der Junge für Sitting Bull und das Leben in der Prärie schwärmt, malt sie den berühmten Indianerhäuptling nach einem Foto. Eines Tages fährt sie mit ihrem Sohn selbst zu den Indianern, um das Bild zu übergeben.
Capus schreibt in einem sehr bildhaften Stil, er macht die Menschen und ihre Lebensumstände lebendig. Das gefällt mir gut, man kann direkt in das Leben von Susanna und ihrer Familie eintauchen. Dabei schweift er auch manchmal ab, entwickelt Nebenlinien und kehrt dann zur Hauptfigur zurück. Dadurch wird das Buch niemals langweilig.
Fast unbemerkt erfährt man viel über die Zeit, als der Fortschritt überall einzog und man begeistert war über neue Techniken und Erfahrungen.
Das Buch liest sich leicht und hat mir sehr gut gefallen.