Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
meggie3

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2022
Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2


ausgezeichnet

Meine hohen Erwartungen wurden erfüllt

Tom Monderath erholt sich nach einem Schwächeanfall vor laufender Kamera einige Monate. Privat ist er endlich glücklich, mit seiner Freundin Jenny und dem Baby Karl. Durch einen Zufall erfährt Tom, dass er einen niederländischen Halbbruder namens Henk hat, der es gar nicht erwarten kann, ihn kennenzulernen. Sie verstehen sich auf Anhieb gut. Als sie dann jedoch feststellen, dass sie anscheinend noch mehr Halbgeschwister haben, ist Henk begeistert, während Tom die Situation überfordert und davon am liebsten nichts mehr wissen will…

Während im ersten Roman um Tom Monderath vor allem die Geschichte seiner Mutter Greta im Mittelpunkt stand, geht es im zweiten Teil hauptsächlich um Toms Vater Konrad. Schön fand ich, als Toms Eltern aufeinandergetroffen sind und entsprechend mit dem ersten Roman ein Gesamtbild entstanden ist, das aus zwei Perspektiven erzählt wurde. Mir hat der zweite Roman um Tom Monderath und seine an Demenz erkrankte Mutter Greta sehr gut gefallen. Mich hatte schon der erste Roman überzeugt, dementsprechend waren meine Erwartungen hoch. Sie wurden aber nicht enttäuscht. Der Roman lässt sich wieder toll lesen, der Schreibstil ist flüssig und der Geschichte angemessen. Die Story kommt ohne Kitsch aus und ist nebenbei lehrreich. Die Spannung war für mich ab der ersten Seite vorhanden und hat nicht nachgelassen. Die Protagonist*innen sind gut ausgearbeitet, Personen wie Tom, Jenny, Greta und Helga wurden weiterentwickelt, während Henk als neuer Protagonist aufgetaucht ist und super zu den anderen Charakteren passt.

Ich würde den Roman weiterempfehlen, jedoch raten, zuerst den ersten Roman zu lesen. Dann fügt sich das Gesamtbild vielleicht etwas besser zusammen.

Ich hoffe, dass es eine erneute Fortsetzung der Romane gibt, auch wenn nicht direkt auf der Hand liegt, wie diese aussehen und wie sie anknüpfen könnte. Mir haben beide Teile aber so gut gefallen, dass ich gerne noch mehr über Toms Familiengeschichte erfahren möchte.

Bewertung vom 03.07.2022
Das Leben eines Anderen
Hirano, Keiichir_

Das Leben eines Anderen


ausgezeichnet

Interessantes Thema gut in Romanform umgesetzt

Akiro Kida ist Anwalt und wird von einer ehemaligen Klientin kontaktiert, deren Ehemann gestorben ist. Es stellt sich jedoch heraus, dass ihr Ehemann Daisuke gar nicht wirklich Daisuke heißt, sondern Name, Familienregister und Geschichte des als Daisuke geborenen Daisuke übernommen hat. Auf der einen Seite wird deutlich, wie verunsichernd die Situation für die Ehefrau ist, die um ihren Mann trauert und sich gleichzeitig fragt, wer ihr Ehemann überhaupt war und wieso er sich für einen Anderen ausgegeben hat. Akiro auf der anderen Seite beginnt mit der Recherche und versucht herauszufinden, was hinter der falschen Identität steckt und wo der „echte“ Daisuke ist bzw. ob dieser noch lebt. Während der Recherche kommt Akiro nicht darum herum, auch sich selbst und sein Leben zu hinterfragen.

Der Roman ist an vielen Stellen sehr philosophisch und beschäftigt sich mit der Frage, weshalb Menschen nicht mehr länger unter ihrer eigenen Identität leben möchten. Was sie dazu bringt, die eigene Geschichte, Familie, Heimat und ihren Namen zu tauschen. Es geht auch darum, wie ein solcher Identitätstausch möglich ist. Gekoppelt sind diese Fragen auch an die persönliche Entwicklung des Protagonisten Akiro, der sich und sein Leben selbst häufig hinterfragt.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen, auch der Schreibstil lässt sich gut und leicht lesen. Die Thematik habe ich als sehr interessant und in dem Roman als gut umgesetzt empfunden. Den Roman würde ich allen empfehlen, die sich gerne auch mit etwas philosophischeren und gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen mögen. Mich hat „Das Leben eines Anderen“ begeistert.

Bewertung vom 03.07.2022
Amelia
Burns, Anna

Amelia


gut

Kein Gute-Laune-Roman

Der Roman beginnt Ende der 1960er als die Unruhen in Belfast wieder beginnen. Amelia ist zu Beginn des Buches noch ein kleines Mädchen und wächst inmitten der sehr harten und beängstigenden Zeiten auf. Als Leser*in begleitet man Amelia beim Aufwachsen und Erwachsenwerden, erlebt ihre (wenigen) Höhen und (vielen) Tiefen mit.

Ein großer Teil des Romans ist aus Amelias Sicht geschrieben, es gibt aber auch immer wieder Kapitel, die aus der Sicht anderer im Roman vorkommender Figuren geschildert werden. Um ehrlich zu sein, habe ich nicht verstanden, weshalb in einigen Kapiteln Amelia überhaupt nicht vorkam, zumal ich nicht das Gefühl hatte, dass die Geschichten der Personen alle zum Schluss nachvollziehbar zusammengeführt wurden.

Der Schreibstil lässt sich gut lesen, mir fiel das Lesen des Romans den Schreibstil betreffend deutlich leichter als bei Anna Burns Debüt „Milchmann“. Dafür hat mich die Geschichte in „Milchmann“ überzeugt, während dies bei „Amelia“ leider nicht so der Fall war.

Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit, die rohe Brutalität und sinnlose Gewalt hat die Autorin sehr überzeugend transportiert. Warum bestimmte Szenen so extrem brutal und ausführlich geschildert werden mussten, hat sich mir leider nicht erschlossen. Diese Buchstellen waren schwer auszuhalten, meiner Meinung aber auch nicht nötig. Auch mit der Protagonistin Amelia bin ich bis zum Buchende nicht wirklich warmgeworden.

Insgesamt gelingt es Anna Burns den Ton und rauen Umgang der Zeit in Belfast rüberzubringen, auf eine Weise, die Eindruck hinterlässt. Dennoch hat mir der Roman eigentlich nicht besonders gefallen, zu oft habe ich mich gefragt, was einige Stellen sollen und ob das so nötig ist… Die Sprache lässt sich gut lesen. Wer Lust hat, sich auf den Roman und etwas Verwirrung und heftigste Beschreibungen einzulassen, kann mit „Amelia“ vielleicht etwas anfangen und den Roman schätzen. Mein Fall ist der Roman leider nicht. Ich vergebe trotzdem 3 Sterne, weil „Amelia“ auch im Nachhinein noch sehr eindrücklich ist und bei mir Spuren hinterlassen hat.

Bewertung vom 19.06.2022
Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
Mattera, Julia

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach


sehr gut

Die Magie der kleinen Augenblicke

Robert Walch führt mit seiner Schwester Elsa im Elsass eine Auberge. Robert ist für seinen geliebten Gemüsegarten, die Hühner und die Ziegen sowie das Kochen verantwortlich. Alles andere übernimmt Elsa, sie hat den Überblick. Elsa ist gegenüber anderen Menschen sehr aufgeschlossen und lässt sich gerne auf Neues ein. Robert hingegen ist ein Einzelgänger und froh und glücklich, wenn er mit seinem Gemüse reden und es pflegen kann. Dieser Sommer aber verändert einiges in Roberts Leben und er stellt fest, dass die Gesellschaft anderer Menschen, wie zum Beispiel des jungen Hassan, durchaus schön sein kann. Robert kämpft sehr mit sich und der Frage, auf wieviel Veränderung er sich einlassen kann und will.

Der Roman ist sehr überzeugend und unterhaltsam geschrieben. Der ruhige, schöne Sprachstil passt perfekt zum Inhalt. Die Charaktere werden detailliert und liebevoll beschrieben, sodass ich sie mir sehr gut vorstellen konnte. Besonders spannend ist der Protagonist Robert, der sich seit vielen Jahren abgeschottet hat und gar nicht mehr weiß, wie er sich in bestimmten Situationen am besten verhält. Zu Beginn des Romans ist ihm das einsame Leben auf dem elsässischen Hof genug, dort kann er seiner Leidenschaft, sich dem Gemüse zu widmen und zu kochen, nachgehen. Er genießt den Moment und die kleinen Dinge im Leben. Im Laufe des Romans verändern ihn die Menschen um ihn herum und er lernt, Nähe und Gesellschaft zuzulassen.

Sprache, Aufbau und Ausarbeitung der liebenswürdigen Protagonist:innen wurden zu einem schönen Roman vereint. Ich habe nur einen Kritikpunkt an dem ansonsten großartigen Roman: mir kam der Schluss etwas zu schnell und zu kurz. Er hat mich leider auch inhaltlich nicht komplett überzeugt.

Trotzdem kann ich „Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach“ allen empfehlen, die Zeit und Muße für einen ruhigen Roman haben.

Bewertung vom 19.06.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


gut

Hat mich leider etwas enttäuscht

In der Hammerschmiede im Allgäu finden paläontologische Ausgrabungen statt. Als ein bahnbrechender Fund gemacht wird, findet ein großer Empfang mit politischem Besuch und Kluftinger als kommissarischem Polizeipräsidenten statt. Während der Veranstaltung wird ein Toter auf dem Grabungsgelände ausgegraben, der allerdings weit jünger als die üblichen Funde dort ist. Der Verstorbene ist leitender Professor und hat sich mit seinem großen Fund und der daraus resultierenden These zum aufrechten Gang nicht nur Freunde gemacht. Kluftinger und sein Team beginnen zu ermitteln. Neben den Ermittlungen gibt es die „kluftingerüblichen“ Nebenschauplätze wie die Erkundung des Internets, die Erziehungsmethoden seines Sohnes und dessen Frau und die Vorbereitungen für einen Flohmarkt.

Ich lese die Reihe um Kluftinger eigentlich sehr gerne, diesmal war ich aber etwas enttäuscht. Der Regionalkrimi ist zwar wieder super zu lesen, allerdings habe ich die Ermittlungen als wenig spannend und sehr in die Länge gezogen empfunden. Auch die sonst so häufig vorkommenden humorvollen Stellen waren meiner Meinung nach etwas rar beziehungsweise haben meinen Humor nicht so getroffen wie in den Bänden zuvor. Dennoch gab es natürlich die amüsanten Begegnungen zwischen Kluftinger und vor allem seinem Kollegen Maier, die nicht mehr nur Kollegen sind, sondern auch noch Facebook-Freunde… Auch die handelnden Personen wurden meiner Meinung nach realistisch weiterentwickelt.

Alles in allem hat mich „Affenhitze“ unterhalten, aber leider weniger überzeugt als die anderen Teile um Kluftinger, die ich bisher gelesen habe. Dennoch würde ich sicherlich dem nächsten Krimi eine neue Chance geben.

Bewertung vom 17.05.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


sehr gut

Leichter Sommerroman

In Berlin bekommt Yella per Post eine Einladung ihrer Mutter zu einem Familientreffen mit ihr und Yellas drei Schwestern. Der Grund für die Einladung? Ein Geheimnis. Nur der Ort ist bekannt. Ihre Mutter hat ein Ferienhaus an der niederländischen Nordseeküste gemietet, genau in dem Ort, in den sie früher immer als Familie in den Urlaub gefahren sind. Bis Yellas Vater im Urlaub dort verunglückte. Mit gemischten Gefühlen fährt sie in die Niederlande. Ihre Schwestern sind sehr unterschiedlich und ein wirklich enges Verhältnis haben die vier nicht mehr zueinander. Auch Yellas Verhältnis zu ihrer Mutter ist mehr als ambivalent. Gemeinsam wollen die vier Schwestern das Beste aus der Situation machen und ihr „Sommerschwesternsein“ wieder aufleben lassen. Und nebenbei natürlich noch herausfinden, weshalb ihre Mutter die mysteriöse Einladung ausgesprochen hat.

Der Schreibstil von Monika Peetz lässt sich ausgezeichnet lesen. Ihre Schreibweise hat mich direkt in den Bann gezogen und mich bis Romanende nicht mehr losgelassen. Die Geschichte wird größtenteils aus der Perspektive von Yella und ihrer jüngeren Schwester Amelie erzählt. Doch auch die beiden anderen Schwestern bekommen ausreichend Raum. Monika Peetz gelingt es gut, die Vorbehalte gegenüber den anderen Schwestern, das Loslassen der Vorbehalte und auch das Wiederaufbauen der Vorbehalte realistisch zu beschreiben.

Bei „Sommerschwestern“ handelt es sich um eine Familiengeschichte, die sehr authentisch die Schwierigkeiten, aber auch die Verbundenheit einer Familie schildert. An einigen Stellen hat mir leider die Tiefe gefehlt. Hier hätte ich mir mehr Zeit und Worte gewünscht. So wurde vielleicht die eine oder andere Chance für ein nachhaltigeres „in-Erinnerung-bleiben“ verschenkt.

Insgesamt ist der Roman für alle empfehlenswert, die Lust auf einen gut geschriebenen, leicht lesbaren Familienroman für zwischendurch haben.

Bewertung vom 16.05.2022
Die Psychologin
Flood, Helene

Die Psychologin


sehr gut

Nicht so spannend wie erwartet, aber trotzdem ein guter Thriller!

Sara ist Kinder- und Jugendpsychologin und freut sich auf das Wochenende. Seit relativ kurzer Zeit hat sie ihre eigene Praxis im Nebengebäude ihres Hauses, das sie mit ihrem Ehemann Sigurd renoviert und bewohnt. Sigurd wollte das Wochenende mit Freunden verbringen und deshalb am Freitag früh aufbrechen. Als Sara abends von seinen Freunden erfährt, dass Sigurd nie am Haus angekommen ist, obwohl er ihr mittags auf die Mailbox gesprochen und gesagt hatte, dass er gut angekommen sei, beginnt Sara sich Sorgen zu machen. Und das ist erst der Anfang...

Der Thriller ist nicht ganz so spannend wie ich erwartet hatte, trotzdem hat er mir gut gefallen. Als gelungen habe ich empfunden, dass der Thriller aus Saras Perspektive geschrieben ist, die erst noch relativ entspannt und dann doch zunehmend panischer reagiert. Ich konnte gut mitempfinden, wie sie sich gefühlt hat. Der Schreibstil der Autorin hat mir gefallen, sie hat mich damit ab der ersten Seite gefesselt. Die Schreibweise ist leicht und flüssig zu lesen. Auch die Beschreibungen von Saras Handlungen habe ich nicht als langweilig empfunden. Dennoch war die Spannung, die ich bei einem Thriller erwarte, nicht ganz so stark wie gedacht.

Ich würde den Thriller allen empfehlen, die Lust haben eine junge Frau in großer Unsicherheit zu begleiten. Dies ist meiner Meinung nach gut transportiert worden, das Gefühl der Unsicherheit, des Nichtwissens, wie ein "richtiges Verhalten" in Saras Situation auszusehen hat. Ich habe Sara gerne begleitet und mitgelitten.

Bewertung vom 15.05.2022
Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1
Deen, Mathijs

Der Holländer / Liewe Cupido ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Nebel im Watt

Als Geeske Dobbenga zu ihrer letzten Patrouillenfahrt im Wattenmeer vor der Pensionierung aufbricht, ahnt sie noch nicht, dass diese ganz anders verläuft als gedacht. Statt einer entspannten Fahrt finden sie und ihre Crew einen Toten, den sie vor der Flut bergen. Zurück im Hafen beginnt ein Zuständigkeitskampf zwischen niederländischen und deutschen Behörden. Der geborgene Mann wurde genau auf der Grenze gefunden und war ein deutscher Extremwattwanderer. Von deutscher Seite wird ein Beamter geschickt, der an der Klärung des Falls arbeiten soll: Liewe Cupido, deutscher Bundespolizist, aufgewachsen auf der niederländischen Insel Texel. Er nutzt die Zeit während des Gerangels um Zuständigkeiten zum Ermitteln.

Mich haben an diesem in sehr ruhigem Ton geschriebenen Kriminalroman in erster Linie die Landschaftsbeschreibungen überzeugt. Obwohl ich mich mit detailreichen Ausschweifungen über Landschaft, Licht und Atmosphäre oftmals eher schwertue, haben mir diese in „Der Holländer“ gut gefallen. Ich konnte mir vor allem die zum Teil unbehagliche Stimmung im Watt sehr gut vorstellen.

Der Plot ist nachvollziehbar aufgebaut und das Thema des Wattwanderns und der Faszination daran ist gut rüberkommen. Die Personen habe ich alle als auf unterschiedliche Weise interessant empfunden. Mich hat der Roman von Mathijs Deen positiv überrascht und vollends überzeugt. Ich habe sicherlich schon spannendere Kriminalromane gelesen, dies ist für mich in diesem Fall aber kein negativer Kritikpunkt. Einen weiteren Fall mit Liewe Cupido würde ich mit Sicherheit auch lesen.

Der Roman ist allen zu empfehlen, die sich auf einen eher bedächtigen Kriminalroman mit detaillierten Landschaftsbeschreibungen einlassen wollen und können. Dann ist „Der Holländer“ meiner Meinung nach eine sehr lohnende Lektüre.

Bewertung vom 15.05.2022
Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2
Langroth, Ralf

Ein Präsident verschwindet / Philipp Gerber Bd.2


ausgezeichnet

Spannende Fortsetzung

Philipp Gerber ist Teil der Sicherungsgruppe Bonn und wird mitten in der Nacht zu einem geheimen Treffen mit Vertretern der nachkriegsdeutschen Sicherheitsbehörden und Bundeskanzler Konrad Adenauer geholt. Der Verfassungsschutzpräsident Otto John ist verschwunden und in Ost-Berlin wieder aufgetaucht. Besonders brisant für Philipp: Seine Freundin Eva, ebenfalls verschwunden, wurde mit Otto John in Ost-Berlin gesichtet. Nun soll Philipp gemeinsam mit der Organisation Gehlen und der West-Berliner Polizei herausfinden, was es mit dem Verschwinden Otto Johns auf sich hat und ob es Möglichkeiten gibt, ihn zurückzuholen. Dazu begibt er sich nach West-Berlin, auch angetrieben von vielen Fragen bezüglich Evas Rolle in der Affäre.

Ich habe schon den ersten Teil um Philipp Gerber sehr gern gelesen. Auch im zweiten Fall habe ich sehr viel über den westdeutschen Sicherheitsapparat der 50-er Jahre erfahren und gelernt. Besonders interessant ist die Tatsache, dass Otto Johns Verschwinden tatsächlich passiert ist und zu einem der ersten Skandale der BRD gehört.

Ralf Langroth schreibt ruhig und erzeugt auf diese Weise Spannung ab der ersten Seite. Ich finde Philipp Gerber als Protagonisten sehr spannend und interessant. Erneut beeindruckt hat mich, wie Ralf Langroth die politischen, gesellschaftlichen und sicherheitsrelevanten Prozesse der BRD und diesmal auch zum Teil der DDR den Lesenden näherbringt, ohne das Gefühl einer Geschichtsstunde zu vermitteln. Ihm gelingt es, historische Fakten und Entwicklungen mit dem spannenden Plot und den interessanten Personen des Romans zu verbinden.

Auf den dritten Teil der Reihe bin ich schon sehr gespannt und kann den Thriller allen empfehlen, die sich auf Zeitreise in die 50er-Jahre begeben und gleichzeitig spannend unterhalten werden mögen.

Bewertung vom 02.05.2022
Nordwestnacht / Soko St. Peter-Ording Bd.3
Jensen, Svea

Nordwestnacht / Soko St. Peter-Ording Bd.3


sehr gut

Guter dritter Teil

In St. Peter – Ording finden Dreharbeiten zu einer Krimiserie statt. Der junge Polizist Nils darf dem Filmteam als Berater zur Seite stehen. Dabei verknallt er sich in die junge Hauptdarstellerin Julia. Als Nils zufällig ein Blatt Papier mit einer Drohung in Julias Ferienhaus entdeckt, beginnt er, sich Sorgen zu machen. Dann wird am Strand ein Mitglied der Filmcrew ermordet aufgefunden und da Julia auch nach dem Wochenende nicht wieder aufgetaucht ist, müssen Anna Wagner und Hendrik Norberg tätig werden… Nils stürzt sich mit besonderem Ehrgeiz in die Ermittlungen.

Während ich bei anderen Krimis oft finde, dass das Privatleben der Ermittler*innen zu viel Raum einnimmt, ging mir das bei diesem Krimi überhaupt nicht so. Die Protagonist*innen werden über die drei bisher erschienenen Krimis realistisch weiterentwickelt und ich werde sicherlich auch einen vierten Teil der Reihe um Anna und Hendrik lesen. Ganz nebenbei habe ich bei den Krimis immer das Bedürfnis, der Nordsee bald wieder einen Besuch abzustatten.

Der Plot ist interessant und hat mich im Nachhinein weiter beschäftigt und zum Nachdenken gebracht. Der Spannungsaufbau hat mir ebenfalls gut gefallen. Ich fand allerdings etwas schade, dass schon recht früh klar war, wer vermutlich der Täter sein könnte.

Insgesamt ist „Nordwestnacht“ ein solider Regionalkrimi, der sich sehr gut lesen lässt und spannend ist. Für Regionalkrimifans ist der dritte Teil der Reihe auf jeden Fall zu empfehlen.