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Benutzername: 
Claudia
Wohnort: 
Bonn

Bewertungen

Insgesamt 111 Bewertungen
Bewertung vom 04.03.2023
Uns bleibt immer New York
Miller, Mark

Uns bleibt immer New York


ausgezeichnet

Zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Der Einfluss unserer Vergangenheit auf die Gegenwart wird in „Uns bleibt für immer New York“ verdeutlicht.
Lorraine reist geschäftlich von Paris nach New York. Bereits vorher kriegt sie Nachrichten von einen Stalker aus ihrer Vergangenheit. In New York trifft sie auf Leo. Durch einige Unfälle und ungünstige Umstände verbringen sie Zeit miteinander und kommen sich näher. Als Lorraine später nach New York zurück kehrt, kommen sie zusammen. Doch wie lange wird es anhalten?
Ich konnte mich gut mit den Protagonisten identifizieren. Leo möchte sich von seiner kriminellen Vergangenheit lösen, muss vorher aber noch einige Dinge nicht ganz legal lösen. Auch ist er anfangs überfordert und weiß nicht, wie es weitergehen soll, doch für Lorraine kämpft er.
Loraine hingegen ist ein kleiner Starrkopf. Sie behält die Drohungen vorerst für sich und möchte sich nicht helfen lassen. Nach und nach lernt sie , sich auf Leo einzulassen und ihn zu vertrauen. Die Entwicklung kann man an den Nachrichtenverkehr der beiden nachverfolgen. Durch ihr Vertrauen zu Leo entwickelt Lorraine Stärke und Selbstvertrauen. Sie schafft es, sich den Rätsel um ihren toten Vater zu stellen und kann es hinter sich lassen.
Die Entwicklung der Charaktere wird durch die Sprache unterstützt. Erst ist diese eher beschreibend, gefühllos und nüchtern. Zum Ende hin wird es emotional, nahbar und persönlich. Das macht es für mich einfacher, die Entwicklung zu verstehen.
Ähnliches gilt für die Spannung. Sie baut sich langsam und stetig auf, ehe es am Ende zum großen Knall kommt. Nicht immer verläuft die Spannungskurve linear, es gibt Wendepunkte und neue Spannungsstränge, aber nie einen Stillstand. Das macht den Roman für mich sehr spannend.
Ich habe das Buch sehr genossen . Die Kombi aus Liebesroman und Thriller mit einer ordentlichen Prise Humor trifft genau meinen Geschmack. Es lässt sich relativ leicht lesen und ich mag die Charaktere. Einziger Kritikpunkt ist das sehr viele Handlungen aufeinander treffen und es zu Verwirrung kommen kann.

Bewertung vom 27.02.2023
Der Riffgeist
Hahn, R. P.

Der Riffgeist


sehr gut

Klassischer Krimi

Ein verstörtes Flüchtlingskind und ein Mord an einer Prostituierten spielen in „Der Riffgeist“ von R.P. Hahn.
Der Nachtwächter Mike findet am Hafen von Rügen ein verstörtes Kind, dass ohne Eltern nach Rügen geflüchtet ist. Das Kind kommt zu Kommissar Jens und seiner Frau Susanne, die gerade eine schwere Zeit durchmachen. Dadurch wird offenbart, wie schwierig die abgebrochene Schwangerschaft für Susanne ist. Aber das ist nicht der einzige Fall, denn Jens muss sich um einen Mord an einer Prostituierten kümmern. Dabei kommen Geheimnisse ans Licht, die durch die authentische Sprache untermauert werden.
Insgesamt ist der Krimi ein interessanter Mix aus Vergangenheit und Gegenwart. Dunkle Geheimnisse nehmen Einfluss auf den Alltag der Ermittlungen. Vor allem Susanne durchgeht eine starke Wandlung von der verzweifelten Frau zur selbstständigen Mutter. All diese Faktoren machen den Krimi für mich lesenswert.

Bewertung vom 27.02.2023
Der Weg ins Feuer
Kent, Kathleen

Der Weg ins Feuer


sehr gut

Zwei Welten

Wo sind die Schnittstellen zwischen Drogenhandel und Polizeiarbeit? Damit beschäftigt sich „Der Weg ins Feuer“ von Kathleen Kent.
Der Thriller berichtet aus der Sicht von Drogenfahnderin Betty, wie sich der Arbeitsalltag zwischen Drogenkartells und seriöser Schreibtischarbeit gestaltet. Dabei spielen verdeckte Ermittler genauso eine Rolle wie Netzwerke. Alles wird authentisch und lebensnah beschrieben. So werden Codewörter an der Bar verwendet, Motels als Treffpunkt genutzt und Deals unter der Brücke geschlossen. Auf der anderen Seite werden klassische Verhöre rekonstruiert, Suspendierungen durchgeführt und Verdächtigungen diskutiert. Auffällig ist hierbei, dass der Fall immer wieder unerwartete Wendungen nimmt, mit denen ich nicht gerechnet habe. Was mich ein wenig stört sind die vielen Charaktere, bei denen es schwer fällt, die Übersicht zu behalten. Dennoch gebe ich vier Sterne.

Bewertung vom 23.02.2023
Ohne mich
Schüttpelz, Esther

Ohne mich


sehr gut

Ein Erfahrungsbericht

Wie ist es, von einen Tag auf den anderen vom Ehemann verlassen zu werden und die Freunde in alle Himmelsrichtungen zu verlieren? Darum geht es in „Ohne mich“ von Esther Schüttelpelz.
Die Protagonistin steht vor ihrem Referendariat in Rechtswissenschaften, als ihr Ehemann sie verlässt. Nun hangelt sie sich mit Alkohol, Freunden und Partys von Tag zu Tag. Dann brechen die Freunde in alle Himmelsrichtungen auf, um die Karriere voranzubringen, während sie in Münster bleibt und sich gehen lässt. Dabei erfahre ich als Leserin mehr über die Gefühle der Einsamkeit und Verzweiflung, aber auch des inneren Konflikts.
Ich finde den Roman sehr intensiv geschrieben. In allen Farben kann ich verfolgen, wie die Protagonistin mit Trennung und Verlusten umgeht. Wie ihre Einsamkeit sie fertig macht. Da die Sprache sehr einfühlsam und passend gewählt ist, habe ich kein Problem damit, mich den Roman hinzugeben und direkt in die Gefühlswelt einzutauchen. Jedoch ist die Geschichte nicht besonders komplex und zeigt kaum Lösungen sondern vielmehr, wie die Protagonistin von Tag zu Tag damit umgeht, ohne es komplett zu lösen. Daher sortiere ich diesen in die Kategorie „Erfahrungsbericht“ ein, den ich jeden empfehlen kann, der sich in einer ähnlichen Umbruchsituation wie die Protagonistin befindet oder einfach ein Buch für zwischendurch sucht. Der Roman erhält vier Sterne.

Bewertung vom 08.02.2023
Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1
Teichert, Fritzi

Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1


ausgezeichnet

Unterhaltsam bis zum Schluss

Plötzlich steht die Welt Kopf. Die neue Kollegin kann alles besser, privat eine Krise nach der anderen und dann auch noch diese Nachbarn. Das alles in „Storchenherzen“ von Fritzi Teichert.
Helga arbeitet seit Jahren in einer Hebammenpraxis. Um die negativen Rezensionen aufzubessern, soll eine neue Kollegin her. Und Maditha ist ganz anders als Helga. Jung, quirlig und voller Ideen krempelt sie erst die Praxis und dann Helgas Privatleben um.
Ich habe den Roman von Anfang bis Ende sehr gerne gelesen. Für Helga habe ich mir seit ihre Situation klar wurde ein Happy End gewünscht, hatte ich doch ihr Herz unter der bröckelnden Fassade erkannt. Aber auch Maditha hat sich in den Roman entwickelt und dazu gelernt. Dabei achtet die Autorin nicht nur auf eine passende Sprache, sondern auch auf eine unterhaltsame Darstellungsweise. So gleicht Maditha sich in der Vorstellung eines werdenden Großelternpaares einen Sack Flöhen oder ähnlichen Ungeziefer. Oder vergleicht den Anruf ihrer Schwester mit einen Notfall. Ich habe mir die Situationen gut vorstellen können und den Roman sehr genossen. Daher vergebe ich fünf Sterne.

Bewertung vom 22.01.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


sehr gut

Reintegration von Gefangenen

Wie geht man mit einen Familienmitglied um, dass man nie in Freiheit erlebt hat? Darum geht es in Michael Köhlmeiers Roman Frankie.

Der Ich- Erzähler Frankie lernt seinen Großvater im Teenageralter kennen, weil dieser zuvor 18 Jahre im Gefängnis saß. Frankie schildert, wie befremdlich das Leben mit seinen Großvater war, kannte dieser dich viele Sachen nicht, die für Frankie Alltag waren. Mit der Zeit wird Frankie immer mehr in das dunkle Geheimnis seines Großvaters eingeweiht und es kommt zum Showdown.
Die Sprache in Frankie ist für einen Großteil monoton- beschreibend. Mich persönlich stört dies nicht, doch mancher Leser könnte von Frankies Beschreibungen der Abendgestaltung oder der Wohnung des Großvaters abgeschreckt werden. Nur der Teil, wo Frankie aktiv wird, ist spannungsgeladen und voller Taten anstatt Orten oder Alltagssituationen.

Ich fand das Buch sehr interessant hinsichtlich der Frage, wie man mit jemanden umgeht, der bereits vor der eigenen Geburt im Gefängnis saß. Dieses Thema ist immer noch viel zu wenig präsent und wird häufig totgeschwiegen. In diesen Roman jedoch wird es verständlich eingeführt und auch die mit dem Geheimnis verbundene Wut wird thematisiert. Schade finde ich, dass nie aufgeklärt wird, was aus Frankie wird und wie viel Wahrheit im Roman enthalten ist. Wer sich mit dem Thema „Familienmitglied wird aus Gefängnis entlassen“ literarisch befassen möchte, ist mit Frankie bestens beraten. Für alle anderen eine teilweise leicht verständliche Lektüre mit viel Spannung zum Ende hin.

Bewertung vom 30.12.2022
BROKEN Will - Bis ich mit dir zu träumen wage
Schöche, Vanessa

BROKEN Will - Bis ich mit dir zu träumen wage


ausgezeichnet

Zwischen Spannung und Gefühl

Der Roman „Broken Will“ erzählt die Geschichte von der jungen Amerikanerin Willow und ihren Freunden.
Willow hat früh ihre Eltern verloren und zudem ein dunkles Geheimnis. Daher fällt es ihr schwer, Kontakte zu knüpfen. Dann lernt sie den charismatischen Josh kennen. Er hilft ihr, klar zu kommen und sie kommen sich näher. Doch was wird aus Wills Traum, den sie schon längst begraben hat?
Ich finde das Buch sehr einfühlsam und spannend zugleich. Durch die Informationen, die sich erst nach und nach zu einen Gesamtbild ergeben, geht die Spannung nie verloren. Dazukommt die Geschichte zwischen Willow und Josh, die einer Achterbahn gleicht. Schön finde ich, dass die beiden sich gegen Widerstände durchsetzen und gemeinsam in die Zukunft blicken. Gute Lektüre für zwischendurch.

Bewertung vom 30.12.2022
Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2
Martin, Stefanie H.

Vanessa und die Kunst des Lebens / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.2


sehr gut

Einblick in die viktorianische Ära

Die junge Vanessa Bell/ Stephens und ihre Freunde sind die Hauptcharaktere in „Die Liebenden von Bloomsbury: Vanessa“. I’m Fokus steht dabei Kunst, Emanzipation und die Gesellschaft im viktorianischen England.
Im viktorianischen England hatten Frauen kaum Rechte. Sie durften zum Beispiel nicht selber malen oder Bücher veröffentlichen. Dieser Zeitgeist ist überall im Roman präsent. Sei es das Manuskript von Vanessas Schwester Virginia oder Vanessas freimütige Einstellung zu Kunst und Beziehungen. Viele Tabus werden genauso angesprochen wie die Konsequenzen (sozialer Status, Verlust von Ansehen, Isolation …). Daher ist es für mich ein sehr gesellschaftlicher Roman der die Schattenseiten aufzeigt.
Dieser Eindruck wird durch die Sprache untermauert. Es ist eine eher gebildete, bedachte Sprache, als ob man vorsichtig formulieren möchte, was man sagt. Hier wird wieder die Gefahr von verlorenen Ansehen deutlich. Abgerundet wird das von den Themen die beschrieben werden, hauptsächlich Kunst und Literatur, sowie reisen. Das zeigt den gesellschaftlichen Fortschritt, zeitgleich aber auch die verharrende Vorstellung der Gesellschaft, dass Frauen keine Bücher schreiben oder Bilder verkaufen sollen.
Insgesamt finde ich den Roman gelungen. Er gibt den Lesern Einblick in eine Zeit, die gerne vergessen wird, obwohl sie noch nicht lange her ist. Für jemand, der sich mit dieser Zeit beschäftigen möchte, eine klare Empfehlung.

Bewertung vom 26.12.2022
Wehrlos
Benrath, Nora

Wehrlos


ausgezeichnet

Eine realistische Möglichkeit

In „Wehrlos“ geht es um die Entführung der kleinen Nele, durch die eine Kettenreaktion ausgelöst wird.
Auf einen Spielplatz wird Nele von einen anderen Kind mitgezogen- und so entführt. Während ihre Mutter sich Vorwürfe macht und die Polizei ermittelt, fliehen ihre Entführer mit Nele in einen Wald, wo Nele Qualen erleiden muss. Nach und nach kommt heraus, dass Nele nicht die Erste ist und es wird klar, dass es keine Zufallstat ist.

Der Krimi verdeutlicht, welche Gräueltaten im verborgenen passieren. Es geht um Kindesentführung und-missbrauch, Menschenhandel, komplizierte Familienverhältnisse, den Einfluss von Social Media auf Entführungsfälle und jede Menge Vorurteile. Das alles sind Themen, die gerne ignoriert werden. Umso wichtiger ist es für mich, dass es Krimis wie „Wehrlos“ gibt, die uns vergegenwärtigen, wie es passieren kann. Eine Möglichkeit von vielen wird hier aufgezeigt. Diese erscheint mir realistisch, da die wenigsten Entführungsopfer Zufallsopfer sind. Die gut gewählte Sprache, die detaillierten Beschreibungen sind die realistischen Darstellungen der Ermittlungen unterstützen dies. Ich finde den Krimi gut gelungen und würde mich über eine Fortsetzung freuen.

Bewertung vom 26.12.2022
Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2
Weinberg, Juliana

Cäcilias Erbe / Gut Erlensee Bd.2


sehr gut

Ein viktorianischer Roman am Erlensee

In „Gut Erlensee: Cäcilias Erbe“ geht es um die junge Lehrerin Cäcilia und ihre Familie und Freunde.
Im Jahr 1923 beendet Cäcilia ihre Ausbildung zur Lehrerin. Sie möchte am Erlensee Kinder unterrichten und geht dabei auf ihre eigene Weise vor. So plant sie- auf Wunsch der Kinder- eine Exkursion zu einer Sternwarte, was damals recht revolutionär war. Daneben hat sie Konflikte in der Familie- nicht nur durch den Tod ihres angeblichen Vaters, sondern auch im Haus ihres Patenonkels gibt es Streit. Wie gut, dass ihre Cousinen zu ihr halten und sie Jakob, einen Physiker, kennenlernt, der ihr ein guter Freund wird. Doch auch hier herrscht Konfliktpotenzial- Gefühle…
Ich fand das Buch ansprechend geschrieben. Es werden Umgangsformen und die Bedeutung des Standes deutlich, viele Vorurteile gegenüber Frauen ausgedrückt und politische Themen näher gebracht. Die Sprache ist dabei der Zeit entsprechend. Insgesamt erinnert mich der Roman an einige viktorianische Romane über Gouvernanten, die ich im Studium mit Hingabe gelesen habe. Spontan fällt mir eine Ähnlichkeit zu Jane Eyre (Feuer, eigene Schule, vorübergehend Dorflehrerin, Cousinen…) auf. Cäcilias Erbe kann hier durchaus mithalten. Ich gebe vier Sterne- man muss das Genre mögen (was ich durchaus tue) und mit den Vorurteilen von damals umgehen können.