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Benutzername: 
Gisel
Wohnort: 
Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 1344 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


gut

Sperrige Geschichte

Jirka kehrt nach Jahren zurück auf den Hof seiner Eltern im Krummen Holz. Immer wieder hatte er die Bitte seiner älteren Schwester Malene ignoriert, ihr gegen den Vater beizustehen. Jirka findet vom Vater keine Spur auf dem Hof, seine demente Großmutter scheint ihn nicht mehr zu kennen und seine Schwester zeigt sich unversöhnlich. Nur der Sohn des letzten Verwalters, Leander, spricht mit ihm. Erinnerungen tauchen auf und erzählen die Geschichte einer Familie, in der es keine Liebe gab.

Es ist keine einfache Geschichte, die die Autorin Julja Linhof hier erzählt. Man spürt die Lieblosigkeit in dieser Familie, ich empfand es als schier unerträglich. Hilfreich ist es dabei nicht, dass die Erzählebene immer wieder wechselt und man als Leser gefragt ist, sich in den jeweiligen Passagen zu orientieren. Es fiel mir schwer, einen Zugang zu den verschiedenen Charakteren zu finden. Das scheint alles zu dieser sperrigen Geschichte zu passen, doch es kommt dem Leser kaum entgegen.

Ich habe mich schwer getan mit diesem Roman, obwohl ich das Thema sehr interessant gefunden habe. Deshalb kann ich das Buch nur bedingt weiter empfehlen. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Bewertung vom 17.05.2024
Mutter ohne Kind
Lindner, Eva

Mutter ohne Kind


ausgezeichnet

Tabuthema Fehlgeburten

Als Eva Lindner in der sechzehnten Schwangerschaftswoche ihr Kind verliert, zieht es ihr den Boden unter den Füßen weg. Doch sie findet heraus, dass schätzungsweise jede dritte schwangere Frau eine Fehlgeburt erlebt: eine hohe Zahl, die überrascht, da kaum darüber gesprochen wird. Die Frauen bleiben mit all ihren Gefühlen allein, mit der Trauer und den Schuldgefühlen. Fehlgeburten zählen zu den letzten Tabus unserer Gesellschaft.

Eva Lindner möchte dies ändern. Sie recherchiert, wie Frauen mit Fehlgeburten umgehen, wie sich die Medizin der Frauen annimmt, wie Fehlgeburten in anderen Ländern gehandhabt werden und dadurch Frauen diskriminiert werden. Sie zeigt auf, was sich ändern muss. Fallbeispiele veranschaulichen die verschiedenen Aspekte ihrer Recherchen. Eingestreut sind immer wieder ihre Gedanken zu ihrer eigenen Fehlgeburt, man erkennt dabei ihre eigene Betroffenheit. Und als Frau fühle ich nicht nur ihre Betroffenheit, ich merke, dass mich dieses Thema nicht kalt lassen kann.

Dieses gut recherchierte, sachlich fundierte Buch empfehle ich unbedingt weiter an alle Sterneneltern sowie alle indirekt Betroffenen. Sehr gerne vergebe ich alle 5 möglichen Sterne.

Bewertung vom 15.05.2024
Die Verlierer
Hammesfahr, Petra

Die Verlierer


sehr gut

Ein Fall mit vielen Facetten

Rita Voss ermittelt im Fall einer verschwundenen Ehefrau. Der Ehemann meldet sie erst einige Tage nach ihrem Verschwinden als vermisst, er vermutet, dass sie ihm im Urlaub weggelaufen sei. Sein Schwager verdächtigt ihn, Kirsten getötet zu haben. Ihr Sohn ist auch verschwunden, war er mit in den Urlaub gefahren? Rita Voss hat ihre Schwierigkeiten mit ihrem Chef, denn die Ermittlungsansätze der beiden sind sehr unterschiedlich. Nach und nach zeigt sich allerdings, dass es noch einige ähnliche Fälle gibt, bei denen Frauen für eine Weile verschwunden waren.

Immer wieder erscheinen bei dieser Geschichte neue Perspektiven, man muss als Leser immer wieder neu überlegen, was die letzten Erkenntnisse für den Verlauf der Ermittlungen bedeuten. Der Einstieg in das Buch fiel mir allerdings nicht leicht, die vielen Handlungsstränge und die Akteure der Geschichte wollen immer wieder sortiert werden. Das ist anfangs etwas anstrengend, erst als ich hier durchgeblickt habe, konnte ich den Fall in all seinen Facetten genießen. Etwas gestört hat mich dabei der Konflikt zwischen Rita und ihrem Chef, deren Miteinander kontraproduktiv für die Ermittlungen sind. Immer wieder beschäftigte mich die Frage, wer denn nun zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, oder sollte diese Unterscheidung vielleicht gar nicht so einfach und geradlinig sein? Eine interessante Frage, die der Lektüre eine gehörige zusätzliche Portion an Spannung beschert.

Mich hat dieser Krimi bestens unterhalten können. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 15.05.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


ausgezeichnet

True-Crime in spannendem Konzept

Im Dezember 2003 wurde Luke Ryder ermordet aufgefunden im Garten des großzügigen Familienhauses in London. Zwanzig Jahre später will ein britischer Filmemacher den Cold Case aufklären, und zwar live im Rahmen einer True-Crime-Show. Dazu werden einige Experten eingeladen. Nicht nur bricht die TV-Show alle Rekorde, es werden tatsächlich viele neue Beweise aufgedeckt. Kann dieser TV-Sendung gelingen, was die Polizei in zwanzig Jahren nicht erreicht hat?

Es ist eine interessante Mischung aus TV-Skripten, Zeitungsartikeln, Chatverläufen und weiteren Beweisstücken aller Art, die der Leser sozusagen zeitgleich wie die Experten der Runde erhält. Die Geschichte verblüfft nicht nur mit immer wieder völlig neuen, unerwarteten Wendungen, sondern auch damit, dass sie den Leser einlädt zum Mitraten. Wobei ich gestehen muss, die vielen Wendungen, so spannend sie waren – es hätten nicht mehr sein dürfen, sonst wäre die Erzählung einfach nur aufgesetzt erschienen. So war es genau die richtige Dosierung, die den Spannungspegel konstant hoch hielt, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Denn jeder der Beteiligten scheint ein Geheimnis zu verbergen, nur nach und nach zeigt sich ein Gesamtbild, das (wieder einmal, nun aber endgültig) alles in einem neuen Licht zeigt.

Mich hat dieses Buch sehr fesseln können, ich bin gespannt auf weitere Bücher der Autorin. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

Bewertung vom 14.05.2024
Notizen zu einer Hinrichtung
Kukafka, Danya

Notizen zu einer Hinrichtung


sehr gut

Eindrücklich

Der Serientäter Ansel Packer wartet auf seine Hinrichtung. In den zwölf Stunden davor wird seine Geschichte erzählt sowie diejenige der Frauen, die er zurückgelassen hat. Es gab einige Frauen, die seinen Weg durchkreuzt, seinen Lebensweg beeinflusst haben. Doch er möchte weiterleben und anerkannt werden, hat verschiedene Ideen dafür.

Nicht nur das Leben von Ansel Packer wird beleuchtet, sondern auch das der Frauen, die einen Einfluss auf sein Leben hatten. Da sind seine Mutter, eine Kommissarin der Mordkommission, seine Schwägerin bis hin zu seiner Nichte. Die verschiedenen Sichtweisen erzeugen immer wieder neue Perspektiven auf den Serientäter und seinen Opfern sowie deren Angehörige. Beim Lesen taucht ein Potpourri von Emotionen auf, manche davon überwiegen. Einige der Szenen sind dabei äußerst bildgewaltig, sie sind dadurch sehr eindrücklich. Was hätte alles anders laufen können, wenn so einige Stellschrauben in Ansels Leben anders geregelt worden wären…

Diese eindrückliche Geschichte eines Serientäters und seiner Opfer lädt zum Nachdenken ein. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.05.2024
Hummer to go
Bertram, Rüdiger

Hummer to go


ausgezeichnet

Ein moderner Hans im Glück

Frank ist professioneller Foto-Betrachter: Er sieht sich gegen Geld die Urlaubsfotos einsamer Leute an. Das ist eine geniale Idee, die einschlägt wie eine Bombe, seine Firma ist erfolgreich von Anfang an. Bei einem seiner Einsätze sieht er die Ex-Frau des Kunden und verliebt sich sofort in dessen bezaubernde Frau Karin. Und weil Karin jedes Jahr nach Trégastel in die Bretagne in den Urlaub fährt, beschließt Frank spontan, dort auch aufzuschlagen, um sich kennenzulernen, damit sie sich ineinander verlieben. Gesagt, getan. Doch er muss auf dem Weg dahin noch einige Hindernisse bewältigen…

Frank ist in meinen Augen ein echter Hans im Glück: Immer wieder verliert er etwas und gewinnt dafür etwas anderes. Es scheint ein kleineres Glück zu sein als das vorherige, doch kann man das wirklich so sagen? Begleitet wird Frank von seinem Hummer, den er eigentlich zum Essen gekauft hatte, dann aber brachte er es nicht übers Herz, das Tier zu kochen. So skurril all diese Vorkommnisse sind, so humorvoll kommt dieser Roman daher. Es ist schon ein besonderes Abenteuer, Frank auf seinem Lebensweg ein Stück zu begleiten. Die Geschichte ist gespickt mit viel Situationskomik, dabei sind es Szenen wie aus dem Leben gegriffen. Den Autor Rüdiger Bertram habe ich über seine Kinderbücher kennengelernt; nach diesem Buch kann man definitiv sagen: Erwachsenenbücher kann er auch. Bitte mehr davon!

Dieser Bretagne-Roman mit viel Regen und noch mehr Humor hat mir beim Lesen immer wieder sowohl ein Lächeln ins Gesicht wie auch ein herzhaftes Lachen aus vollem Herzen gezaubert. Ganz klar empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

Bewertung vom 07.05.2024
Lila Leuchtfeuer
Sila, Tijan;Schneider, Lena

Lila Leuchtfeuer


sehr gut

Heikle Aufträge in einer spannenden magischen Welt

Lila Leuchtfeuer ist in Ausbildung bei ihrem Vater als Magichanikerin. Doch so ganz will es ihr nicht gelingen, immer wieder schleichen sich kleine Fehler in ihre Arbeit hinein. Als ihr Vater für eine Woche auswärts eingesetzt ist, öffnet sie entgegen seiner Weisung die Werkstatt ihres Vaters – und muss sich prompt mit einem äußerst heiklen Auftrag auseinandersetzen: Die furchterregende Hexe Tremebunda wil ihr fliegendes Fass reparieren lassen. Den Fehler findet Lila sehr schnell, hat sich doch ein gefräßiger und eitler Holzwurm im Fass eingenistet. Doch der will nicht so einfach aus dem Fass ausziehen. Um seine Forderung zu erfüllen, bricht Lila in ein besonderes Abenteuer auf, zusammen mit dem Hexenknecht Philomeno, dem sprechenden Hammer Hubert und dem Waldgeist Willi.

Die Geschichte ist von viel Magie durchsetzt, bedarf es deren doch schon, um Lilas angestrebten Beruf überhaupt ausüben zu können. Es sind äußerst interessante Details, die diese Welt so spannend machen. Um den Auftrag der Hexe zu erledigen, muss Lila in ein Abenteuer aufbrechen, das mit einigen gefährlichen Momenten aufwartet. Lilas Motivation wird schnell deutlich, man kann sich gut mit ihr identifizieren. Begleitet wird die Erzählung von stimmigen Illustrationen in schwarz-weiß, sie hätten für mich gerne in Farbe und häufiger in das Geschehen gestreut werden können. Die Geschichte ist gut geeignet für junge Leser ab etwa 9 Jahren, zum Selberlesen oder zum Vorlesen. Auf den letzten Seiten deutet sich schon eine spannende Fortsetzung an.

Mich hat Lilas magisches Abenteuer bestens unterhalten können. Sehr gerne vergebe ich 4 von 5 Sternen und empfehle das Buch weiter.

Bewertung vom 07.05.2024
The Fort
Korman, Gordon

The Fort


ausgezeichnet

Ein ganz besonderes Sommerabenteuer

Ein Hurrikan hat große Schäden in der Stadt Canaan verursacht. Im Wald hat er einen versteckten Bunker freigelegt, den die Freunde Evan, Jason, Mitchell und CJ für sich entdecken. Genau genommen hat ihn ja Ricky entdeckt, der nur zufällig an diesem Tag mit den Freunden zusammen ist und deshalb nun mehr oder weniger zur Gruppe dazugehört. Gemeinsam verbringen sie im Sommer viele Stunden im Bunker. Denn jeder der Jungs hat seine ganz eigene Geschichte, und vor allem für einen der Jungs wird dieser Ort zu einem Zufluchtsort zum Überleben.

Es ist eine spannende Geschichte, wie die fünf Jungen den Bunker für sich entdecken und sich dort einrichten, mit all ihren Wünschen und Geheimnissen. Denn Geheimnisse hat vor allem einer der Buben, der sich mit der Gewalttätigkeit seines Stiefvaters auseinandersetzen muss. Doch auch die anderen Teenies haben ihr Päckchen zu tragen. Die Themen, die die Freunde beschäftigen, sind aus der Sicht der Teenies erzählt und spiegeln die Realität wieder. So unterschiedlich die Jungs sind, so verschieden ist auch ihre Geschichte, und doch ergänzen sie sich und finden zusammen in einer Freundschaft, die man ihnen fürs Leben wünscht. Die Geschichte, die die Jungs in diesem Sommer erleben, hat mich sehr berührt, sie ist äußerst einfühlsam geschrieben und nimmt ihre Protagonisten unbedingt in ihren Persönlichkeiten ernst. Ein Buch, das vor allem Jugendliche anspricht, aber nicht nur. Das Buch gibt auch allen, die mit Jugendlichen zu tun haben, einen reellen Einblick in das Erleben der Teenies.

Sehr gerne empfehle ich dieses spannende und einfühlsam geschriebene Sommerabenteuer mit viel Tiefgang weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

Bewertung vom 03.05.2024
Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
Wise, A. C.

Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)


ausgezeichnet

Die dunkle Seite von Nimmerland

Jahre nach ihrem Aufenthalt in Nimmerland ist Wendy erwachsen geworden, sie hat inzwischen selbst eine kleine Familie. Nun aber ist Peter Pan zurückgekommen, auf der Suche nach Wendy, nach einer Mutter für sich und die verlorenen Jungen. Doch da Wendy erwachsen ist, erkennt Peter sie nicht mehr und nimmt ihre Tochter Jane mit sich. Sie soll seine Wendy sein. Nun muss die Mutter ihm nach Nimmerland folgen, um ihre Tochter zu retten. Und um die Dunkelheit in ihrem Herzen zu bewältigen.

Nimmerland hat seinen Reiz verloren, muss Wendy entdecken. Und die kleine Jane, die nichts vom Aufenthalt ihrer Mutter auf der verzauberten Insel wusste, merkt schnell, dass so manches Dunkle in Nimmerland herrscht. Wendy muss sich dieser Dunkelheit stellen, um zu sich selbst zu finden. In mehreren Rückblicken wird Wendys Leben vor allem während und nach ihrem Aufenthalt auf Nimmerland erzählt, gleichzeitig begleitet der Leser sie auf ihrer Suche nach ihrer Tochter. Dabei gibt es einige dunkle Seiten zu entdecken, sowohl bei Peter Pan selbst wie auch im Zusammenleben mit ihm. So entsteht eine Geschichte mit einer äußerst düsteren Atmosphäre, die im krassen Gegensatz steht zu Wendys erstem Aufenthalt auf Nimmerland. Genial gelungen sind die Charaktere dieser Geschichte, die einen Gegenpart darstellen zu Wendys erstem Erleben auf der verzauberten Insel.

Mich hat diese Geschichte mit ihrem dunklen Hintergrund bestens unterhalten können. Ich freue mich bereits auf die Fortsetzung. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

Bewertung vom 01.05.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


sehr gut

Facettenreich

Die Schauspielerin Lana Farrar hat Freunde eingeladen auf ihre griechische Privat-Insel: ihren Ehemann Jason, ihren Sohn Leo aus der ersten Ehe, den Schriftsteller Elliot Chase, ihre beste Freundin Kate sowie ihre Angestellte Agathi. Auf der Insel lebt ein weiterer Angestellter, Nikos. Während eines starken Sturms – von den Griechen „der Zorn“ genannt -, geschieht ein Mord auf der Insel. Elliot Chase erzählt die Geschichte dieses Mordes.

Eine Geschichte soll das sein, die man bereits viele Male gehört hat? Elliot Chase wird dafür sorgen, dass diese Geschichte ganz sicher anders wird als jede bisher gehörte. Es wird eine Geschichte, die nach und nach viele Facetten offenbart und immer wieder neue Wendungen erschafft. Der Erzähler spricht dabei regelmäßig den unbekannten Leser an und geht so in einen direkten Kontakt zum Leser. Dabei spielt er mit dem Leser, denn erst nach und nach gibt er seine Geheimnisse preis, und die sind nicht ohne! Dieser ungewöhnliche Erzählstil hat seinen ganz eigenen Reiz, der mir sehr gut gefallen hat.

Dieser besondere Thriller hat mir sehr viel Lesevergnügen bereitet. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.