Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Aglaya

Bewertungen

Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2017
Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1
Ulrich, Stefan

Die Morde von Morcone / Robert Lichtenwald Bd.1


gut

Im beschaulichen Dorf Morcone in der Toskana wird die Leiche einer Prostituierten aufgefunden. Der Rechtsanwalt Robert, der sich in einem Ferienhaus in Morcone vom Münchner Stress erholen möchte, beginnt zusammen mit der Journalistin Giada, nach den Hintergründen der Tat zu suchen.

Die Geschichte wird aus der Sicht eines allwissenden Beobachters erzählt, mit einigen eingeschobenen Kapiteln aus der Sicht des Täters. Durch die gewählte Perspektive lernt der Leser zwar verschiedene Figuren näher kennen, wirklich ins Herz schliessen konnte ich allerdings keinen. Giada war mir zu impulsiv und teilweise auch arrogant, Robert zu langweilig.

Die Handlung ist von der Idee her spannend, leider lädt sie vom Aufbau her nicht zum miträtseln ein. Den beiden „Ermittlern“ (und damit auch dem Leser) werden genau zwei Hinweise auf das Motiv geboten, danach verrät sich der Täter in seiner Arroganz selbst. Eine logisch nachvollziehbare Suche nach dem Täter bleibt damit mehr oder weniger aus, alle Ermittlungsschritte bestätigen im Grunde nur, was die beiden ohnehin schon wussten. Mehrfach wird die Geschichte zudem durch Wiederholungen aufgebläht, sonst wäre sie wohl noch kürzer als die 288 Seiten geraten.

Der Schreibstil des Autors Stefan Ulrich lässt sich flüssig lesen, jedoch enthält das Buch einige kleinere Fehler, die sich insbesondere im zeitlichen Ablauf zeigen. So wird bei Beginn eines Kapitels festgehalten, dass dieses drei Tage nach dem vorherigen spiele, wenige Sätze danach ist aber wieder von den gestrigen Ereignissen (die im vorhergehenden Kapitel geschildert wurden) die Rede. An einer anderen Stelle macht sich Giada Vorwürfe, weil sie im Dorf von einem Streit zwischen zwei Personen erzählt hatte und eine dieser Personen danach wegen Mordes an der zweiten verhaftet wurde, erfährt dann aber doch erst später durch einen Telefonanruf vom Mord. Solche Fehler hätten sich durch einen sorgfältigeren Lektor wohl vermeiden lassen.

Positiv anmerken möchte ich allerdings das Toskana-Feeling, dass der Autor wirklich gut rüberbringt und die Sehnsucht nach Süden ziehen lässt.


Mein Fazit

Interessante Grundlage, aber durch die mittelmässige Ausführung leidet die Spannung.

Bewertung vom 19.04.2017
Die Grausamen
Katzenbach, John

Die Grausamen


sehr gut

Die psychisch schwer angeschlagenen Polizisten Marta und Gabe werden in die neu gegründete Abteilung für Cold Cases strafversetzt. Schon bald stossen sie auf vier ungelöste Mordfälle, die vor 20 Jahren von den gleichen beiden Detectives untersucht wurden, die ansonsten für ihre hohe Aufklärungsquote bekannt waren. Die Taten scheinen mit einem Vermisstenfall in Zusammenhang zu stehen. Was haben die vier toten Männer mit der verschwundenen dreizehnjährigen Tessa zu tun?

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Marta und Gabe erzählt, dazwischen sind einige Kapitel aus der Sicht anderer Personen aus dem Jahr 1996 gestreut. Die beiden Protagonisten sind keine einfachen Charaktere, hängen tief in ihren Problemen und scheinen keinen Ausweg zu finden (oder im Falle von Gabe keinen finden zu wollen). Dennoch konnte ich mich gut in die beiden hineinfinden und habe sie im Laufe der Lektüre richtig ins Herz geschlossen. Ich weiss nicht, ob der Autor John Katzenbach noch weitere Bände mit den beiden geplant hat, aber ich würde es jedenfalls begrüssen.

Die Handlung ist spannend aufgebaut und enthält einige verzwickte Wendungen, die mich in die Irre geführt haben. Sie ist in sich logisch und lädt durch viele kleine Hinweise zum Miträtseln ein.

Der Schreibstil des Autors John Katzenbach lässt sich flüssig lesen, wirkt aber stellenweise recht langatmig. Der Verlag bezeichnet „Die Grausamen“ als Thriller, ich würde das Buch aber eher als Krimi bezeichnen (der deutsche Titel hat in meinen Augen übrigens nicht wirklich etwas mit dem Inhalt zu tun...). Das Erzähltempo ist geruhsam, der Schwerpunkt liegt mehr auf den langwierigen Ermittlungen als auf rasanten Actionszenen. Blutige Szenen gibt es kaum, allerdings gibt es einige psychologisch recht belastende Sequenzen, für sehr sensible Leser könnte das zu viel sein. Das Buch eignet sich übrigens nur bedingt als Bettlektüre, das Cover ist nämlich mit einer fluoreszierenden Farbe bedruckt, die im Dunkeln leuchtet.

Mein Fazit
Kein Thriller, aber trotzdem sehr spannend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2017
Gefährlicher Lavendel / Leon Ritter Bd.3
Eyssen, Remy

Gefährlicher Lavendel / Leon Ritter Bd.3


sehr gut

Ein bekannter Richter verschwindet. Kurz darauf wird er tot aufgefunden, offenbar wurde er gefoltert. Der Rechtsmedizinerin Leon Ritter versucht zusammen mit seiner Lebenspartnerin, der Kommissarin Isabelle, zunächst das Motiv und dadurch auch den Täter zu finden. Zunächst tappen die beiden aber noch im Dunkeln. Da tauchen weitere Leichen mit denselben Folterspuren auf...

„Gefährlicher Lavendel“ ist der dritte Band der Krimi-Reihe um den Rechtsmediziner Leon, der von Deutschland in die Provence ausgewandert ist. Ich kenne die vorhergehenden Bände nicht, aber konnte der Geschichte dennoch gut folgen. Vorkenntnisse sind zum Verständnis also nicht erforderlich.

Die Geschichte wird in der Beobachterperspektive erzählt, wobei in jeder Szene eine bestimmte Figur im Fokus liegt. Der Perspektiven-Schwerpunkt liegt dabei auf Leon, bei dem ich das Gefühl hatte, ihn im Laufe der Lektüre ziemlich gut kennengelernt zu haben. Er ist ein freundlicher, ehrlicher Mensch, der aber teilweise etwas gar naiv agiert und öfters nicht besonders viel Menschenkenntnis zeigt. Ich mochte ihn dennoch sehr.

Die Handlung ist ziemlich geradelinig aufgebaut und enthält nicht sonderlich viele Überraschungen oder Wendungen. Langweilig wird es aber trotzdem nicht. Allerdings haben mit im Lauf der Geschichte etwas die Hinweise auf den Täter gefehlt. Ich gehöre zu den Lesern, die bei Krimis gerne miträtseln und versuchen, den Fall vor den Ermittlern zu lösen. Das fiel hier schwer, da Leon jeden aufgefundenen Hinweis sogleich richtig interpretiert hat, so dass ich mir keinen Vorsprung „erarbeiten“ konnte. Neben dem Fall spielen auch die südfranzösische Landschaft und Leons Privatleben eine Rolle, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.

Der Schreibstil des Autors Remy Eyssen liess sich flüssig lesen und versetzte mich gedanklich tief in den Süden Frankreichs, sodass ich beinahe den Lavendel riechen konnte. Die Lektüre hat mir sehr gut gefallen, die beiden Vorgängerbände möchte ich nun auch noch lesen.

Mein Fazit
Spannender Provence-Krimi

Bewertung vom 09.04.2017
Das Brombeerzimmer
Töpfer, Anne

Das Brombeerzimmer


sehr gut

Nach dem Tod ihres Ehemannes versinkt die junge Nora fast in ihrer Trauer. Nur das Marmeladekochen kann sie ablenken. Dieses Hobby verbindet sie mit Klara, der Grosstante ihres Mannes. Daher reist Nora an die Ostsee zu Klara und findet langsam den Weg wieder zurück ins Leben…

Die Geschichte wird von der Protagonistin Nora in der Ich-Perspektive in der Gegenwart erzählt. Nora ist eine junge Frau Ende zwanzig, die sich noch nicht mit dem Gedanken abfinden konnte, Witwe zu sein und Angst davor hat, in ihrem Leben Veränderungen zuzulassen. Mit Hilfe von drei anderen Frauen (Männer spielen in diesem Buch nur eine Nebenrolle) versucht sie herauszufinden, wer sie eigentlich ist und wie sie ihre Zukunft gestalten will. Daher sind Trauerbewältigung und Frauenfreundschaft die wichtigsten Themen des Romans. Das Ende des Buchs ist sehr offen gestaltet, was mich etwas unbefriedigt zurückgelassen hat, da ich gerne erfahren hätte, in welche Richtung sich Nora in der Zukunft ziehen lässt und auch, was mit ihren Freundinnen passiert. Auch der Klappentext ist recht täuschend, da die Familiengeheimnisse zwar mehrfach angedeutet werden, schlussendlich dann aber am Ende des Buches auf wenigen Seiten auf die Schnelle aufgeklärt werden. Die grosse Spannung darf bei diesem Buch also nicht erwartet werden.

Neben der Geschichte von Nora enthält das Buch auch noch allerlei Rezepte, von Marmeladen über Liköre bis zu Gebäck. In „Das Brombeerzimmer“ wird häufig gekocht und gebacken, und (fast) jedes im Roman erwähnte Rezept wird zusätzlich abgebildet, sodass die Leserinnen bei Interesse alles nachkochen können.

Der Schreibstil der Autorin Anne Töpfer lässt sich flüssig lesen. „Das Brombeerzimmer“ ist ein richtiges Feelgood-Buch (auch wenn ich zu Beginn, als Noras verstorbener Ehemann Julian noch sehr präsent war, doch das eine oder andere Tränchen verdrücken musste), das ich allerdings nur Frauen weiterempfehlen möchte.

Mein Fazit
Feelgood-Buch für Frauen

Bewertung vom 04.04.2017
Meer Liebe auf Sylt
Thesenfitz, Claudia

Meer Liebe auf Sylt


gut

Henrietta und Ulla dachten eigentlich, sie sollten auf Sylt nur den zweiten Geburtstag ihrer Enkelin Emma feiern. Doch über Nacht reist Emmas Mutter Alexandra unverhofft ab, und die beiden enorm unterschiedlichen Frauen müssen nicht nur mit dem kleinen Mädchen, sondern auch miteinander klarkommen…

Die Geschichte wird aus wechselnder Perspektive in der dritten Person erzählt. Mal erlebt der Leser Henriettas Sicht, dann wieder Ullas, und auch Henriettas zweite Tochter, Emmas Tante Jana, kommt zu Wort. Zur besseren Übersichtlichkeit wird bei Kapitelbeginn jeweils die Protagonistin genannt. Die Figuren sind sehr klischeehaft überzeichnet, weshalb ich über weite Strecken hinweg Mühe hatte, mich mit ihnen anzufreunden. Henrietta ist die typische Karrierefrau, der die Arbeit wichtiger ist als die Familie und die ihre eigenen Kinder weitestgehend den Kindermädchen anvertraute, anstatt sich selber mit ihnen zu beschäftigen. Wer keine Karriere macht, ist in ihren Augen minderwertig. Ulla hingegen ist die Klischeegrüne, die sich weder schminkt noch rasiert und ihren Mitmenschen ständig Vorträge hält, wenn sie Fleisch essen, Auto fahren oder sonst etwas ökologisch nicht Einwandfreies tun. So sind beide Protagonistinnen auf ihre Art Extremistinnen, die andere Meinungen nicht gelten lassen wollen. Erst gegen Ende des Buches erkennt man eine Änderung im Verhalten der beiden. Von Emmas Mutter Alexandra bekommt man nicht viel mit, aber welche Mutter lässt schon ihr kleines Kind einfach so zurück, um ihrem Ehemann nachzureisen? Lediglich Jana war mir sympathisch, eine Frau Ende Dreissig, die sich zu fragen beginnt, ob das Leben für sie wohl noch mehr zu bieten hat als bisher.

Die Handlung bietet wenig Überraschungen oder Action und plätschert ruhig vor sich hin. Viel Zeit verbringt die Autorin mit Beschreibungen von Strand- und Restaurantbesuchen sowie Einkäufen. So lässt sich das Buch gut nebenher lesen, ohne dass es grosse Konzentration abverlangt. Da es im Sommer auf Sylt spielt, kann ich es natürlich besonders für die Lektüre auf dem Liegestuhl während des Strandurlaubs empfehlen.

Der Schreibstil der Autorin Claudia Thesenfitz lässt sich flüssig lesen, ohne irgendwelche Auffälligkeiten. Die Kapitel sind kurz gehalten, sodass man beim Lesen schnell vorwärts kommt. Mit rund 260 Seiten ist das Buch eher dünn gehalten.


Mein Fazit

Gemütliche Handlung mit eher unsympathischen Figuren. Kann man gut lesen, muss man aber nicht.

Bewertung vom 28.03.2017
Es klingelte an der Tür / Nero Wolfe Bd.41
Stout, Rex

Es klingelte an der Tür / Nero Wolfe Bd.41


gut

Der Privatdetektiv Nero Wolfe wird beauftragt, eine Klientin vor der Beschattung durch das FBI zu „retten“. Zeitgleich wird ein Journalist ermordet, bei dem die Spuren ebenfalls auf das FBI hindeuten. So steht Wolfe dem wohl grössten Gegener gegenüber, den die USA zu bieten haben: dem Staat.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Nero Wolfes Assistenten Archie Goodwin erzählt. Wieso eigentlich Nero der grosse Held und berühmte Detektiv sein sollte, habe ich während der Lektüre nicht wirklich verstanden. Die ganze Arbeit wird im Grunde von Archie erledigt, während Nero zu Hause rumsitzt, seine Orchideen pflegt und Leute anblafft. Mehr Eigenschaften als „unfreundlich“ scheint Wolfe kaum aufzuweisen, auch Archie bleibt blass. Vom „bösen Gegner“ wird mehr gesprochen, als dass er tatsächlich auftaucht, und wenn, dann auch nur mit blassen, nichtssagenden Figuren.

Die Handlung ist ziemlich verwirrend und ich muss zugeben, dass ich bis zum Schluss nur am Rande verstanden habe, worum es eigentlich geht. Viele Fragen wurden meines Erachtens nicht beantwortet. Oder habe ich die Antworten schlicht übersehen? Jedenfalls sollte das Buch mit grosser Konzentration gelesen werden, wer es nur so nebenher überfliegt, wird wohl die Hälfte der Handlung verpassen. Nachdem ich dann das Nachwort gelesen hatte, wurde mir immerhin einiges klarer, da der Autor seine Geschichte stark in das damals aktuelle Umfeld eingebunden hatte, was im Nachwort auch erklärt wird. Wer alles verstehen will, sollte sich daher vor der Lektüre am besten über die politische und allgemeine Situation der USA in der Mitte der 1960er schlau machen.

Leider las sich der Krimi nicht nur komplex, sondern auch ziemlich zäh, sodass ich für das doch recht dünne Buch mit weniger als 250 Seiten etwa doppelt so lange brauchte, wie ich im Voraus erwartet hätte. Man sollte sich daher für die Lektüre nicht nur genügend Konzentration, sondern auch ausreichend Zeit einplanen.

Als Fan von klassischen Krimis habe ich sehr auf das Buch vom mir bisher unbekannten Autoren Rex Stout gefreut, aber leider kann mich der Autor weder mit interessante Charakteren, spannenden Wendungen oder wenigstens aussergewöhnlichen Ermittlungsmethoden (der Mordfall wird schlussendlich durch einen einzigen Satz aufgelöst) locken. So hat mich der Krimi eher enttäuscht.

Mein Fazit
Recht zäh und ziemlich verwirrend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2017
Der letzte Überlebende
Pivnik, Sam

Der letzte Überlebende


ausgezeichnet

Szlamek Pivnik feiert gerade seinen dreizehnten Geburtstag, als die Wehrmacht 1939 in Polen einmarschiert. In der Folge verliert seine jüdische Familie immer mehr Rechte, bis sie 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert werden. Im Gegensatz zu seiner Familie überlebt Szlamek das Konzentrationslager und erzählt mehr als 70 Jahre später seine Erlebnisse als polnischer Jude während des zweiten Weltkriegs.Die letzten Kapitel fassen kurz sein Leben in den Jahren nach Kriegsende zusammen.

Der Autor Sam Pivnik, der zu dieser Zeit noch Szlamek hiess, erzählt seine Geschichte in der Ich-Perspektive. Er bleibt dabei eher nüchtern, fast kühl, was ich aber ziemlich passend fand. War er als Jugendlicher erlebt hat war so schrecklich, dass alleine die Schilderung der Tatsachen ausreicht, um den Leser tief zu berühren. Eine pathetische Wortwahl oder ein Drücken auf die Tränendrüse wäre hier zu viel gewesen. So stellt sich das Buch als das dar, was es auch ist: die Dokumentation eines Schicksals, das Sam mit Millionen von anderen geteilt hat, mit dem Unterschied, dass er es als einer der wenigen überlebt hat und heute davon erzählen kann. Bei der Lektüre fühlte ich mich öfters, als würde ich neben Sam auf einer Bank sitzen und er würde mir seine Geschichte selbst erzählen.

„Der letzte Überlebende“ ist in erster Linie ein Zeitzeugenbericht über eines der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Im Holocaust während des zweiten Weltkriegs wurden mehr als sechs Millionen Juden ermordet, rund eine Million davon im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Sam Pivnik erzählt aber nicht nur von seinen Erlebnissen, sondern bringt auch Zahlen und Namen. Man merkt, dass er sich in den Jahren danach intensiv mit dem Konzentrationslager befasst hat, da er Fakten auflistet, die er damals schlicht nicht wissen konnte. Daher erinnert das Buch öfters fast eher an ein nüchternes Geschichtsbuch mit Fakten als an wahre Erlebnisse. Ich denke, dass dieses Abstrahieren, das Auflisten von Fakten Sam Pivniks Weg ist, mit den erlebten Gräueltaten umgehen zu können und sie emotional von sich fernzuhalten, um nicht daran zu zerbrechen.

Neben dem Text enthält das Buch auch einige schwarz-weisse Abbildungen von Karten, um sich die Umstände des Lagers und des Todesmarsches besser vorstellten zu können, sowie Fotos von Auschwitz-Birkenau und der Familie Pivnik.

Mein Fazit
Ziemlich nüchtern geschildert, aber trotzdem sehr berührend.

Bewertung vom 08.03.2017
Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4
Börjlind, Rolf;Börjlind, Cilla

Schlaflied / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.4


gut

„Schlaflied“ ist der vierte Krimi der Reihe. Zum Verständnis des Falls sind keine Vorkenntnisse nötig, zur besseren Unterscheidung der Figuren wäre es aber wohl sinnvoll, wenn man sie schon kennen würde.

Die Geschichte wird aus der Beobachterperspektive mit ständig wechselndem Fokus erzählt. Ständig wird zwischen verschiedenen Figuren und mehreren Handlungssträngen hin und her gesprungen, sodass ich bei Szenenwechseln oft Mühe hatte, mich wieder in die Situation hineinzufinden. Dass ich mit dem Einstieg in die Handlung ziemlich Mühe hatte liegt wohl auch daran, dass ich die vorhergehenden Bände der Reihe nicht kenne und somit auch mit den Figuren nicht vertraut war. Die werden von den Autoren nämlich ohne grosse Einführung direkt in die Geschichte geworfen, sodass ein neueinsteigender Leser zunächst mit einer Fülle an blossen Namen zurechtkommen muss.

Die Handlung erschien mit etwas zu weit verzettelt. Viele Nebenhandlungen werden angerissen, dann aber doch nicht weiter ausgeführt. Diese hätte man gleich weglassen und die Geschichte damit etwas straffen können. Der Fall selbst ist sehr politisch gehalten – etwas zu politisch für meinen Geschmack. Ich habe in meinen Krimis lieber Einzeltäter als grosse Verschwörungen. Vor allem hätte ich es bevorzugt, wenn sich die Autoren für einen Schwerpunkt entschieden hätten, anstatt gleich mehrere schwer verdauliche, von Flüchtlingskrise bis Pädophilie, ins Spiel zu bringen. Das Privatleben der Ermittler kommt zwar immer wieder mal zur Sprache, nimmt aber keine übermässig grosse Rolle ein.

Den Schreibstil der beiden Autoren fand ich recht gewöhnungsbedürftig. Stellenweise waren die Sätze sehr kurz, regelrecht abgehackt und bestanden teilweise nur aus zwei, drei Worten. Dann war die Sprache wieder ausschweifend, fast poetisch. Ob die Zusammenarbeit zweier Autoren zu diesen Unterschieden geführt hat? Jedenfalls haben mich diese markanten Stilunterschiede öfters ins „stolpern“ gebracht.


Mein Fazit

Zu verzettelt um mich wirklich zu überzeugen.

Bewertung vom 03.03.2017
Zutritt nur für echte Abenteurer! / Saint Lupin's Academy Bd.1
White, Wade Albert

Zutritt nur für echte Abenteurer! / Saint Lupin's Academy Bd.1


sehr gut

Die dreizehnjährige Anne freut sich schon auf ihren Austritt aus dem Waisenhaus Saint Lupin’s, das sie verlassen will, um Abenteurerin zu werden. Als die Oberin ihr diesen Austritt verwehren will, findet sie sich mit ihrer Freundin Penelope viel schneller in einem Abenteuer, als sie erwartet hätte…

Die Geschichte wird in der dritten Person aus der Sicht von Anne erzählt. Wie bei Kinderbüchern häufig der Fall, werden die Figuren leider nicht sehr tiefgründig beleuchtet, sodass zwar klar wird, dass Anne intelligent und ziemlich eigensinnig ist, sonst aber nicht viel über sie bekannt wird. Über Penelope erfährt der Leser lediglich, dass ihre Ideen nicht immer besonders ausgeklügelt und durchdacht sind. Hiro, der dritte im Bunde, hätte auch gleich ganz weggelassen werden können, so blass blieb er.

Die Handlung spielt in einer Fantasywelt voller Drachen, von selbst herumlaufenden Ritterrüstungen und magischen Büchern und erinnerte mich vom Aufbau her an ein Computer-Rollenspiel. Anne, Penelope und dem neu dazugekommenen Hiro werden für ihr Abenteuer Rollen wie Magier, Krieger oder Dieb zugelost, sie erhalten eine Aufgabe/Quest, die einen bestimmten Schwierigkeitsgrad entspricht und bestimmte Erledigungen geben bestimmte Punkte. Für Erwachsene ist die Handlung stellenweise etwas gar flach und vorhersehbar geraten, Kinder wird das aber wohl nicht stören. Allerdings erscheint die Handlung manchmal etwas überladen und überstützt, weniger wäre hier mehr gewesen.

Das bisher erwähnte klingt ziemlich skurril? Stimmt, ist es auch. Das Buch strotzt vor skurrilem Humor, der Erwachsene zum schmunzeln bringt (Kinder werden sich darüber wohl vor Lachen auf dem Boden wälzen, nehme ich an. Mangels eines verfügbaren Kindes konnte ich das nicht ausprobieren).

Der Schreibstil des Autors Wade Albert White lässt sich flüssig lesen und zieht von Beginn wer ein hohes Tempo an. Für Erwachsene ist das Buch durchaus unterhaltsam, fantasybegeisterte Kinder ab 10 Jahren werden es meiner Einschätzung nach lieben, da es sowohl spannend, wie auch humorvoll ist.


Mein Fazit

Ideal für fantasybegeisterte Kinder, die beim Lesen auch lachen wollen. Auch für Erwachsene durchaus lesenswert.