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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
carowbr
Wohnort: 
Rheinland-Pfalz

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2022
Eine ganze Welt
Goldbloom, Goldie

Eine ganze Welt


sehr gut

Als Surie mit 57 Jahren schwanger wird, macht sie sich Gedanken, was ihre strenge Gemeinde und Familie wohl dazu sagen wird.

In einer Welt, die von Traditionen und religiösen Vorschriften geprägt ist, stellt die Protagonistin durch ihre ungewöhnliche Schwangerschaft ihr Leben in Frage. Der Stil der Autorin ist unaufgeregt und detailgetreu und beschäftigt sich vor allem mit den Gedanken, die Surie sich zu den Umständen ihrer Schwangerschaft macht. Die Erzählung lässt einen eintauchen in eine starre Welt voll religiöser Bräuche und konservativer Lebensführung. Der Einstieg in die Geschichte hat etwas gedauert, da mir vieles fremd war und die Erzählweise ruhig und ohne Spannungsbogen aufgebaut war. Doch nach und nach machten sich immer mehr Nuancen in den Charakteren und der Geschichte als Ganzes bemerkbar. Dadurch hat mir das Buch dann doch gut gefallen, da es eine Lebensrealität abbildet, die so gar nicht meiner entspricht. Mit dem Hinterfragen gesellschaftlicher Normen und Traditionen kann sich jedoch jeder identifizieren und etwas für sich mitnehmen.

Bewertung vom 04.10.2022
Die Kriegerin
Bukowski, Helene

Die Kriegerin


gut

Die zwei Protagonistinnen Lisbeth und die Kriegerin verbindet eine besondere Beziehung und eine schwere Vergangenheit. Um ihren Platz im Leben zu finden, müssen sich beide ihren Traumata stellen.

Inhaltlich gesehen muss ich leider sagen, dass ich das Buch nicht wirklich verstanden habe. Vieles wird nur angedeutet, sei es übersinnlich, geheimnisvoll, bruchstückhaft- dann an anderer Stelle nur teilweise aufgelöst. Erkenntnisse stehen oft zwischen den Zeilen und manches soll wohl einfach offen bleiben. Beispielsweise hat es sich mir bis zum Ende nicht erschlossen, was es mit den Träumen von Lisbeth auf sich hat. Beide Frauen sind traumatisiert, ihre Handlungen oft irrational, das hat es mir auch schwer gemacht, ein Bild von ihnen zu bekommen. Eine Triggerwarnung bzgl. Krieg und PTBS könnte man auf jeden Fall voranstellen. Auch die verschiedenen Zeitebenen und damit der Aufbau der Erzählung waren für mich verwirrend und haben an mancher Stelle keinen Sinn ergeben.
Der Schreibstil ist intensiv und roh, kommt den Personen an mancher Stelle ganz nah und lässt dann wieder Spielraum für Interpretation. Die Autorin schaffte es, eine bedrückende Stimmung zu erzeugen, was zur eindringlichen Schilderung der Erzählung passte. Sehr gut gelungen ist meines Erachtens die Gestaltung des Covers, die changierenden Farben sind etwas Besonderes und lassen das Hardcover hochwertig wirken.
Da das Buch mich hinsichtlich der Handlung verwirrt zurückgelassen hat, fällt mir eine Bewertung schwer, ich würde es jedoch nicht weiterempfehlen.

Bewertung vom 02.10.2022
Stachlige Eltern und Schwiegereltern
Berger, Jörg

Stachlige Eltern und Schwiegereltern


sehr gut

Der Titel dieses Buches ist passend gewählt - eine Anleitung zur Selbsthilfe bei schwierigen (Schwieger-)Eltern.
Die Kapitel sind unterteilt in die unterschiedlichen Verhaltensweisen, beispielsweise ‚grenzüberschreitend‘, ‚vermeidend‘ oder ‚abwertend‘. Die verschiedenen Beziehungsmuster werden anhand von Beispielen vorgestellt, mögliche Hintergründe erklärt und anschließend kurz- und langfristige Lösungsmöglichkeiten beschrieben. Dabei handelt es sich um konkrete Beschreibungen alltäglicher Situationen, in denen man sich wiederfinden kann. Der Autor schafft Verständnis für die Verhaltensweisen und liefert lebenspraktische Hilfestellungen, die im Umgang miteinander helfen sollen. Dabei geht zwar auch darum, die Eltern zu ändern, aber vor allem darum, einen eigenen Weg zu finden, damit zurechtzukommen, für sich selbst Grenzen zu ziehen und ein zufriedeneres Leben zu gestalten. Die Tipps im Umgang miteinander lassen sich auch auf andere Familienbeziehungen wie z.B. Geschwister oder auch in Freundschaften anwenden.
Der Schreibstil bietet wissenschaftlichen Hintergrund, ist aber leicht zugänglich geschrieben und für jede:n zu verstehen.
Anzumerken ist, dass das Buch in einem religiösen Verlag erschienen ist, jedes Kapitel enthält kurz vor Ende eine Auseinandersetzung mit der besprochenen Thematik im religiösen Kontext. Diese Abschnitte habe ich jedes Mal übersprungen, der restliche Text enthält sonst nichts zur Bibel.
Aufgefallen ist mir auch, dass die Fallbeispiele nur heterosexuelle Beziehungen widerspiegeln, hier hätte man bei einem aktuellen Buch eine gewisse Diversität darstellen können.

Bewertung vom 15.09.2022
Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.7
Martin, Pierre

Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis / Kommissarin Isabelle Bonnet Bd.7


sehr gut

Ein verzwickter Krimi mit provencialischem Lokalkolorit, dazu eine sympathische Ermittlern und ein angenehm leichter Erzählstil. Auch ohne die vorherigen Teile zu kennen, kommt man gut in die Geschichte rein und die privaten Hintergründe der Kommissarin erschließen sich während des Lesens. Eine ideale Urlaubslektüre.

Bewertung vom 15.09.2022
Französisches Roulette / Bruno, Chef de police Bd.13
Walker, Martin

Französisches Roulette / Bruno, Chef de police Bd.13


gut

Die ideale Strandlektüre, eine Mischung aus gemütlichem Lokalkolorit und raffiniertem, spannendem Kriminalfall - dachte ich. Die Story hat mir insgesamt gut gefallen, hat allerdings erst ab Mitte des Buches Fahrt aufgenommen. Immer wieder driftet der Autor ab in langatmige Beschreibungen von Rezepten, Hundezucht, Ausritten oder Treffen mit Freunden und anderen Dorfbewohnern, was für die Story keine Relevanz hat. Die Verstrickungen in höchste politische Kreise waren spannend ausgeführt, hätten jedoch in einem anderen Krimi eine größere Bühne bekommen können.
Die privaten Verwicklungen des Kommissars kann man wahrscheinlich auch nur mit dem Vorwissen der 12 anderen Bücher verstehen, daher ist dieses Exemplar am ehesten für Fans der Reihe geeignet.

Bewertung vom 14.09.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


gut

Auf drei Zeitebenen erzählt Andreas Storm in diesem Kriminalroman von einem Mord, NS-Raubkunst, generationalem Trauma, Schuld und Verwicklungen bis in die höchsten politischen Kreise.

Das Buch hat inhaltlich so einiges zu bieten. Die Story entwickelt sich in den einzelnen Jahrzehnten und als Leser:in erfährt man so nach und nach alle Zusammenhänge. Gefüllt mit historischen Fakten und Hintergrundwissen, entspinnt sich ein spannender Krimi, der einen roten Faden verfolgt und eine schlüssige Auflösung liefert.
Der Schreibstil hingegen war mir zu überladen. Schon der Einstieg ist alles andere als sanft, kaum ist der Name des Protagonisten genannt, wird man als Leser:in in die Geschichte geworfen, soll sich zahlreiche weitere Figuren, Biografien und Institution merken, um folgen zu können. Immer wieder schweift der Autor von der Handlung ab, indem nebensächliche Sachverhalte geschildert werden. Um den Figuren näher zu kommen, hätte ich weniger Beschreibungen der Sachlage und mehr nachvollziehbare Gedankengänge gebraucht. Die ständigen Wechsel des Handlungsorts haben die Geschichte zwar inhaltlich untermauert, richtig vorstellen konnte man sich die einzelnen Orte in Ermangelung genauerer Beschreibungen aber nicht. Auch das Cover trifft nicht meinen Geschmack, der versetzte Schriftzug ist mir zu altmodisch.

Die Grundidee hat mir gut gefallen, die Mischung aus Kunstszene und Detektivarbeit hat gut harmoniert und war spannend ausgearbeitet, der Schreibstil war jedoch nicht meins. Wer einen sachlichen Stil bevorzugt oder sich in der Thematik bereits auskennt, wird dieses Buch bestimmt mehr genießen können.

Bewertung vom 14.09.2022
People Person
Carty-Williams, Candice

People Person


gut

Außer einem Vater, der nie für sie da gewesen ist, haben die fünf Geschwister Nikisha, Danny, Dimple, Lizzie und Prynce nichts gemeinsam. Bis ein einschneidendes Ereignis dazu führt, dass sich richtig kennenlernen und füreinander da sein müssen.

Der Roman ist aus Dimple‘s Sicht geschrieben, was die anderen Geschwister etwas in den Hintergrund rücken lässt. Dies ist mein erster Kritikpunkt, denn von den anderen Geschwistern hätte ich gerne mehr gelesen und auch ihre Sichtweisen kennengelernt. Die Geschichte ist zum mitfühlen, unterhaltsam, traurig, spannend - von allem etwas. Essenziell ist auch die schwarze Lebensrealität der Geschwister, denn es geht auch um ihr Leben mit Rassismus und Polizeigewalt. Ebenso werden die unterschiedlichen Hintergründe thematisiert, denen allen eine starke alleinerziehende Mutter gemein ist. Besonders gut hat mir die Ausarbeitung der unterschiedlichen Charaktere gefallen, dies hat das Buch ausgemacht. Der Schreibstil führt zu einem angenehmen Lesefluss, der fesselt und einen dazu bringt, immer weiter zu lesen.

Nach Beendigung des Buches würde ich sagen, dass das Thema ‚Familie‘ im Vordergrund steht, durch das auf den ersten 100 Seiten geschilderte (extreme) Ereignis zuerst aber einen anderen Eindruck vermittelt wird. Da ist für mich der Fokus abhanden gekommen und es wirkte etwas skurril und übertrieben.
Nichtsdestotrotz hat der Schreibstil für mich einiges rausgeholt, daher würde ich 3,5 Sterne vergeben.

Bewertung vom 28.08.2022
Church Ladies - SWR Bestenliste Oktober 2022
Philyaw, Deesha

Church Ladies - SWR Bestenliste Oktober 2022


ausgezeichnet

Die Autorin schreibt in diesen 9 Kurzgeschichten von Glaube, Weiblichkeit, Sexualität, Wertvorstellungen, Familie, Verlust und natürlich Liebe. Sie zeigt verschiedene Lebensrealitäten schwarzer Frauen, die gesellschaftliche und moralische Konventionen brechen.

Die Geschichten sind aus dem Leben gegriffen, berührend erzählt und man taucht für kurze Zeit in ein anderes Leben ein. Dabei sind sie in sich abgeschlossen und stimmig, geben durch ihre Länge natürlich nur einen kurzen Einblick, lassen einen aber nicht verwirrt zurück, wie dies bei manch anderen Kurzgeschichten der Fall ist. Die Autorin schafft es, jede ihrer Protagonistinnen in eine Generationenerzählung einzubeziehen und neben dem Glauben ist auch die Mutterfigur meist sehr präsent. Als Leser:in wird man bestimmt in der ein oder anderen Geschichte Gefühle oder Denkmuster wiedererkennen, was am bewegenden und einfühlsamen Stil der Autorin liegt. Auch denen, die normalerweise keine Kurzgeschichten lesen, könnte das Buch gefallen, da es inhaltlich einen roten Faden hat und ein rundes Leseerlebnis bietet.

Bewertung vom 21.08.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


ausgezeichnet

Als Gretes Mutter stürzt, kommen ihre Schwester Freya aus ihrem hektischen Leben in Berlin und ihre Tochter Anne aus ihrer Studienstadt, um Grete zu unterstützen. Durch die gemeinsame Zeit im Elternhaus brechen alte Wunden auf und die Frauen müssen sich ihrer Vergangenheit stellen.

Die Autorin schafft es, durch ihren einfühlsamen und bildhaften Schreibstil, ein heimeliges und malerisches Bild der Natur zu zeichnen und die Figuren zum Leben zu erwecken. In der Familie Hansen hat jede ihre Geheimnisse und ihre Geschichte, die alle miteinander verwoben sind. Erzählt wird vor allem aus der Sicht von Grete und Freya, aber auch Anne kommt immer wieder zu Wort. Man taucht in jeden Blickwinkel ein und kann dadurch die einzelnen Beweggründe nachvollziehen. Diese intensive Familiengeschichte ist eingebettet in die melancholisch stimmungsvollen Landschaftsbeschreibungen, die ergänzt werden durch Vogelbeobachtungen und einer großen Wertschätzung für das Leben in der Natur. Die Sorgen und Gefühle der Frauen sind nachvollziehbar und berührend erzählt, da ist Gretes Angst vorm Älterwerden und ihre Härte zu sich selbst, Freyas unerfüllter Kinderwunsch und Annes Liebeskummer und die Suche nach ihrem Platz auf der Welt.

Ein atmosphärischer, tiefgründiger Roman, der seine Charaktere und die Landschaft in der sie wandeln, wertschätzt und bewundert. Ein tolles Leseerlebnis!

Bewertung vom 14.08.2022
Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1
Hennig von Lange, Alexa

Die karierten Mädchen / Heimkehr-Trilogie Bd.1


sehr gut

Die Geschichte der ‚karierten Mädchen‘ ist angelehnt an die Kassettenaufnahmen der Großmutter der Autorin und erzählt von Klara, die sich im Alter von über 90 Jahren ihrer Vergangenheit während des Nationalsozialismus stellt.

Obwohl aus der Gegenwart erzählt, geht es im Buch fast ausschließlich um die Erlebnisse der jungen Klara in den 1930ern und 40ern. Eindringlich und fesselnd beschreibt die Autorin die damalige Zeit und schildert, wie die Protagonistin reichlich naiv zur Mitläuferin des NS-Regimes wird. Auch wenn man dies gesamtgesellschaftlich kritisieren sollte, ist dies die Realität gewesen. Natürlich möchten heute die Wenigsten hören, dass die eigenen Großeltern nicht im Widerstand waren, worüber sonst die meisten Bücher handeln. Es ist also eine etwas andere Perspektive, als ich sie sonst bisher in dieser Art von Büchern gesehen habe, dadurch jedoch sehr interessant. Die Schreibweise lässt einen in eine andere Zeit eintauchen und man verfolgt Klara‘s Weg gebannt. Das Ende lässt einige Fragen offen und ich bin gespannt, wie es weitergeht.