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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Clemens
Wohnort: 
Bergkamen

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2021
Blütengrab
Fink, Ada

Blütengrab


ausgezeichnet

Heimkinder als Opfer von Ost-/Westdeutschen Devisenverhandlungen

In dem Thriller "Blütengrab" fahndet die Polizei nach einer Person, die junge Mädchen entführt, sexuell mißhandelt und schlußendlich ermordet.

Im Mai 1993 wird eine mißbrauchte Mädchenleiche in einem Waldstück in der Nähe von Wussnitz aufgefunden. Das tote Mädchen erweist sich als ein polnisches Heimkind. Aufgrund erster kriminaltechnischer Untersuchungen erhalten die Fahnder um Ulrike Bandow aus Ostdeutschland und Ingo Larssen aus dem westlichen Teil schnell Hinweise zu einem altgermanischen Runenkult. Als ein weiteres polnisches Mädchen verschwindet spitzt sich die Lage zu und es wird klar, dass es sich um einen Serienmörder handelt, dessen mörderisches Treiben Ulrike bis in ihre eigene jugendliche Vergangenheit begleitet.

Ada Finks wunderbar flüssiger Schreibstil und auch ihre Wortwahl passt sich in ihrem Thriller ausgezeichnet den jeweiligen Situationen und den teilnehmenden Situationen an. Der schnell erzeugte Spannungsbogen wird bis zum schlüssigen und erschütterlichem Ende konsequent aufrecht erhalten und kann sich zum Ende sogar noch steigern. Selbst die immer wieder eingestreuten privaten Erlebnisse und Gedanken der Protagonisten können die Spannung nicht brechen, sondern verschaffen den Lesern eher ein besseres Verständnis für die Ängste und Handlungsweisen der Fahnder als auch deren Umfeld.
Die Kapitel sind in Tagen aufgegliedert, welche zum einen den enormen Druck nach einem schnell erforderlichen Fahndungsergebniss wiederspiegeln als aber auch zum anderen die Verzweiflung und Todesangst der Kinder verdeutlichen.

Ada Fink ist ein herausragender Thriller mit "Blütengrab" gelungen, der neben dem perfekten Thrill auch eine wunderbare Milieustudie über die rechte Szene in Ostdeutschland, den durch Arbeitslosigkeit noch forcierten Fremdenhaß und die dunkle deutsche Vergangenheit wiedergibt.
Und so ganz nebenbei lernt man auch noch etwas über die altgermanischen Gottheiten und Rituale und Bräuche.

Ein Thriller, der von Anfang bis Ende fesselt und mich sehr nachdenklich gemacht hat.

Bewertung vom 13.03.2021
Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4
Fölck, Romy

Mordsand / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.4


sehr gut

Beschauliche Elbinseln legen düsteres deutsches Kapitel offen!

Im vierten Kriminalfall "Mordsand" des Ermittlerduos Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn wird auf einer Elbinsel von einem Pärchen, welches dort die Nacht verbracht hat, ein Schädel am Strand entdeckt. Bei der ersten Untersuchung durch die Kriminaltechnik stellt sich heruas, dass dort eine gefesselte Leiche vergraben wurde. Frida und Bjarne beginnen zu ermitteln und müssen die Spuren bis weit über die Elbe hinaus verfolgen.
Wer ist der Tote und warum wurde er gefesselt und anschließend vergraben?

Romy Fölck nimmt den/die Leser/in auch in diesem Fall wieder mit auf eine zunächst sehr merkwürdig anmutende und ratlose Ermittlung.
Neben der Suche nach dem/den Täter/n erfährt man einiges aus dem privaten Umfeld von Frida und Bjarne. In den ersten 2/3 des Kriminalromanes stehlen die privaten Ereignisse der laufenden Ermittlung sogar oftmals die Show.
Eine düstere und bedrückende Atmosphäre wird hier noch eher durch die immer wieder einfließenden Berichte aus den Jugendwerkhöfen der ehemaligen DDR als aus der Fahndung nach dem/den Mörder/n geschaffen.
Während anfangs die Spannung lange auf sich warten läßt, gelingt es der Autorin zum Ende ein turbulentes Finale zu präsentieren; mit einem Ausblick auf eine weitere Fortsetzung der Reihe.

Nach den spannungsgeladenen Vorgängern von "Mordsand" läßt es Romy Fölck dieses Mal etwas ruhiger angehen. Der Kriminalroman kann durch einen gelungenen Anfang, den grausamen Berichten aus den Werkhöfen, dem Lokalkolorit der Elbmarsch und dem spannenden Finale punkten.
Im kompletten Mittelteil hat der Krimi seine Längen und ein Spannungsbogen wird hier vergeblich gesucht.
Alle, denen Frida und Bjarne nebst Angehörigen und Freunde ans Herz gewachsen sind, werden die mangelnde Spannung der Autorin verzeihen können.
Da ich mich zu diesen Lesern zähle, vergebe ich 4 Sterne und freue mich auf den Nachfolger.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.03.2021
Tote Vögel singen nicht
Klinger, Christian

Tote Vögel singen nicht


ausgezeichnet

Anwalt unter Mordverdacht

"Tote Vögel singen nicht" ist ein Thriller von Christian Klinger, der mich von Anfang bis zum Ende begeistern konnte.
Ein Anwalt erwacht in einem Hotelzimmer auf dem Boden kauernd neben einer im Bett liegenden Frauenleiche. Mit der Toten, Maria Schneider, hat er den Abend zuvor eine Party verlassen, um mit ihr Sex zu haben, wird aber aufgrund einer Krankheit kurz davor ohnmächtig.
Unter akuten Mordverdacht stehend, versucht er nun den gestrigen Abend zu rekonstruieren und seine Unschuld zu beweisen.

Der Thriller besticht durch einen von Anfang bis Ende anhaltenden Spannungsbogen und einer dem Milieu und dem Charakter des Anwalts entsprechenden sexistischen und etwas vulgären Ausdrucksweise.
Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten und gestatten somit auch mal Lesepausen, ohne den Faden zu verlieren oder aus dem Konzept zu geraten.
Die Figuren sind klar und bildhaft gezeichnet und ermöglichen dem Leser einen einfachen und schnellen Einstieg in die Handlung.

Ich habe einen derartigen Thriller bislang noch nicht gelesen.
Teilweise war ich aufgrund des derben Schreibstils wie vor den Kopf gestoßen, dann aber kann ich mich nicht erinnern beim Lesen eines Thrillers derart oft gelacht zu haben, weil hier auch soviel Komik und beißende Ironie zu finden sind.
Einziger kleiner Kritikpunkt: Auf dem Buchdeckel wird das Buch als Thriller und auf der zweiten Seite als Kriminalroman bezeichnet. Konsequenz habe ich hier ein wenig vermißt.

Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.12.2020
Hexenjäger / Jessica Niemi Bd.1
Seeck, Max

Hexenjäger / Jessica Niemi Bd.1


sehr gut

Rasanter und spannender Thriller mit ernüchterndem Ende!

"Hexenjäger" ist mein erster Thriller von dem Autor Max Seeck.
In Finnland werden Menschen nach Büchern aus einer Trilogie des Autors Roger Koponen ermordet.
Das Ermittlerteam um Erne Mikson und Kriminalhauptmeisterin Jessica Niemi versucht verzweifelt und hilflos den Mörder oder die Mörder zu fassen. Die einzigen Spuren, die sie anfangs haben, sind die Gemeinsamkeiten mit den Morden aus den Büchern von Koponen, ein schwarzes Abendkleid und rituelle Formeln aus Zeiten der Inquisition und Hexenjagd.
Können sie den oder die Täter stoppen und die Morde beenden?
Gibt es tatsächlich einen Zusammenhang zu Koponens Trilogie?

Max Seeck gelingt es durch kurze Kapitel und einen direkten, unverblümten Schreibstil von Anfang an ein hohes Tempo aufzunehmen, der den Leser sofort mitreisst und ihn über die Seiten geradezu rasen lässt. Die atemberaubende Lektüre erhält dann jedoch Erholungspausen durch einen zweiten Handlungsstrang, in dem Jessicas Zeit in Venedig ausführlich zwischen den Fahndungskapiteln beschrieben wird.
Es braucht eine gewisse Zeit, bis man realisiert, was es mit diesem Aufenthalt in Venedig auf sich hat.
Der Spannungsbogen steigt trotz dieser Unterbrechungen dann ins Unermessliche.
Leider ist das Finale dann doch eher zu schnell erzählt und lässt den überraschten Leser mit zu vielen Fragen und Verständnisproblemen zurück.

Mit "Hexenjäger" hat es Max Seeck bedauerlicherweise nicht über die komplette Dauer des Thrillers geschafft, ein sehr spannendes Konzept mit einem interessanten historischen Bezug in ein logisch auflösendes und nachvollziehbares Finale gipfeln zu lassen.
Sehr schade, da der Thriller ansonsten vollkommen zu überzeugen weiß und neben der spannenden Grundidee der unterschiedlichen Morde auch außergewöhnliche und neugierig machende Charaktere aufweist.

Aufgrund der sich stets steigernden Spannung und des immens hohen Tempos, kann ich den Thriller trotz meiner Kritik das Ende betreffend sehr empfehlen.
Über den Schluss des Buches möge sich jede(r) Leser(in) ihr/ sein eigenes Urteil bilden.

Bewertung vom 08.07.2020
Eine Liebe zwischen den Fronten
Peter, Maria W.

Eine Liebe zwischen den Fronten


ausgezeichnet

Kann die Liebe zweier Menschen den Krieg überdauern?

"Eine Liebe zwischen den Fronten" ist ein Historienroman von Maria W. Peter zur Zeit des deutsch-französischen Krieges 1870/71.
Eine junge Französin, Madeleine Tellier, und ein preußischer Arzt, Paul von Gerlau wollen sich gerade am 15. Juli 1870 in Berlin verloben, als Paul vor Vollendung der Zeremonie in den Krieg gegen Frankreich berufen wird.
Madeleine muß nun zusammen mit ihrem Vater versuchen auf dem schnellsten Weg zurück über die Grenze nach Hause in die Stadt Metz zu fliehen. Ein sehr gefährliches und abenteuerliches Unterfangen.
Sowohl Madeleine als auch Paul wissen nicht, ob sie sich je wiedersehen werden und ob ihre Liebe dem gegenseitigen Hass ihrer Landsleute gegenüber dem zukünftigen Partner standhalten wird. Beide müssen ihren Weg vorerst alleine gehen und lernen während dieser Trennung die unterschiedlichsten Menschen kennen, die sie oft in ihrem Verhalten überraschen - positiv wie negativ.
Neben diesen beiden Hauptprotagonisten wird der Roman noch von Madeleines Bruder, Clément, und dem algerischen Geschwisterpaar Djamila und Karim getragen. Djamila ist Dienstmädchen im Hause Tellier und ihr Bruder kämpft auf der Seite der Franzosen gegen die Preußen.
Obwohl diese Charaktere doch sehr unterschiedlich sind, so werden sie im Laufe des Krieges doch immer mal wieder zusammentreffen. Aber finden auch Madeleine und Paul wieder zueinander?

In der im Roman allgegenwärtig bedrückenden und beängstigenden Athmosphäre des deutsch-französischen Krieges durchlaufen die fünf namentlich genannten Charaktere die unterschiedlichsten Entwicklungen. Dadurch wird der Leser nicht nur mit dem Grauen des Krieges konfrontiert, sondern erlebt auch sehr viele und schöne menschliche Momente, die er so nicht zwingend erwartet hätte.
Maria W. Peter gelingt es durch eine herausragende Recherche, sehr viel Fingerspitzengefühl und einem wunderbaren lebendigen und sehr authentischen Schreibstil, die Geschichte stets dem Leser bildhaft, dabei aber nie zu übertrieben blutig oder zu seicht vor Augen zu führen. Man fühlt während der Lektüre regelreecht den Rauch in den Lungen brennen, hört die Schreie der Verwundeten und ist dann doch auch wieder sehr gerührt, den Tränen nahe oder einfach erleichtert.

Mein Fazit:
Von Beginn an habe ich als Liebhaber von historischen Romanen mit Madeleine und Paul mitgefiebert, mit ihnen gelitten und einfach nur gehofft, das ihre Liebe den Krieg überstehen wird. Auch die Nebendarsteller wie Djamila und Karim sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen.
Als Leser fühlt man, dass dieser Roman eine Herzensangelegenheit der Autorin gewesen sein muss.
Erneut sind an dieser Stelle die sehr aufwendige und bis ins Detail ausgeführte Recherche zu loben und hervorzuheben.
Die einzelnen Kapitel sind angenehm kurz gehalten, der Schreibstil bei aller detailierten Beschreibungen sehr flüssig und lebendig, so dass der Roman auch trotz seiner 594 Seiten stets fesselt und fließend zu lesen ist.
Ein ausgezeichneter Epilog, ein wunderbar erläuterndes Nachwort, ein präzises Glossar und ein übersichtliches Personenregister runden das Lesevergnügen perfekt ab.

In der Sparte der Historienromane habe ich meine Lieblingsautorin in Maria W. Peter gefunden.
"Eine Liebe zwischen den Fronten" ist für mich das Lese-Highlight dieses Jahres und für jeden, der historische Romane liebt ein unbedingtes Muss!

5 Sterne, die mehr als verdient sind!

Bewertung vom 29.04.2020
Ostseegruft / Pia Korittki Bd.15
Almstädt, Eva

Ostseegruft / Pia Korittki Bd.15


ausgezeichnet

Kommissarin Korittki (ver-)zweifelt am Unfalltod ihrer Schulkameradin

"Ostseegruft" ist der fünfzehnte Fall der Ermittlerin Pia Korittki.
Auf der Beerdigung ihrer damaligen Schulfreundin Kirsten Welling, geborene Thomsen, bekommt Pia Zweifel an deren Unfalltod, nachdem ein ihr unbekannter Mann am Grab von Kirsten seine Bedenken gegenüber einem Unfall lauthals kundtut.
Pias Chef gibt ihr zwei Tage Zeit, um aus den gefühlsbetonten Zweifeln handfeste Fakten und damit einen Fall zu machen.
Hängt der Tod von Kirstens Vater vor fünfzehn Jahren mit ihrem eigenen Tod zusammen?
Auch Pias Privatleben kommt nicht zu kurz, da unter anderem ihre ehemalige kurze Affäre Marten Unruh wieder auftaucht.

Eva Almstädt gelingt es wieder einmal mit ihrem flüssigen und an den passenden Stellen humorvollen Schreibstil mich von Beginn an einzufangen und bis zum Ende nicht mehr loszulassen. Die Darstellung der einzelnen Charaktere ist so detailiert und feinfühlig, dass der Leser die Personen sogleich vor sich zu sehen meint.
Die Geschichte des Krimis baut sich sorgfältig auf, verwirrt uns immer wieder aufs Neue, um dann rasant und spannungsgeladen die Lösung zu präsentieren.

Mein Fazit:
Eva Almstädt ist mit "Ostseegruft" eine sehr gelungene Fortsetzung ihrer Krimireihe gelungen. Das düster und bedrohlich wirkende Cover passt sich konsequent den Vorgängern an und schafft sofort erste freudige Erwartungen auf einen neuen spannenden Fall!
Pia Korittki gehört für mich zu einer der sympathischsten und menschlichsten Kommissarinnen der deutschen Krimiliteratur!

Erneut bin ich komplett begeistert von dem neuen Krimi und warte bereits gespannt auf den sechzehnten Fall von Pia Korittki. Bedingungslose 5 Sterne!

Bewertung vom 07.04.2020
Schweigende See / Kommissar John Benthien Bd.7
Ohlandt, Nina

Schweigende See / Kommissar John Benthien Bd.7


ausgezeichnet

Wenn Blut mal nicht dicker als Wasser ist!

"Schweigende See" ist der siebte Krimi des Ermittlerteams um John Benthien und Lilly Velasco von Nina Ohlandt.

In der Dünenlandschaft der Insel Sylt wird eine brennende Leiche entdeckt, die durch das Feuer nahezu unkenntlich zurückgelassen wurde.
Auf der Suche nach der Identität des Opfers und dessen Brandstifter oder vielleicht sogar Mörder müssen die Kommissare weit bis in die 60er Jahre der DDR und zwischen Wuppertal und Sylt ermitteln. Dabei folgt für sie Rätsel auf Rätsel und eine Lösung scheint lange Zeit nicht in Sicht.

Der Krimi von Nina Ohlandt wartet wieder einmal zwischen den spannenden Darstellungen der Ermittlungsarbeit auch mit gekonnt und stellenweise humoristischen Einblicken in das Privatleben der einzelnen Protagonisten und dem wunderbaren Lokalkolorit der Nordseeinsel auf.
Dem Leser entstehen von Kapitel zu Kapitel immer wieder neue von der Autorin bewußt eingeworfene, verwirrende Bilder, die ähnlich einem Puzzleteil Stück für Stück zu einem Ganzen zusammengesetzt werden müssen.
.

Mein Fazit:
"Schweigende See" ist eine sehr gelungene Fortsetzung der Krimireihe um John Benthien, Lilly Velasco und Tommy Fitzen.
Bereits der Prolog mit seinem wunderschönen pittoresken eigenen Titel fordert gleich zum Weiterlesen auf. Nach einem detaillierten Aufbau der Geschichte und ihrer einzelnen Akteure läßt Nina Ohlandt einen Spannungsbogen bis zum entwirrenden Finale durch ihr Buch hindurchziehen.
Diese Spannung verstärkt sie noch durch historische Tagebucheinträge einer Teenagerin in den 60er Jahren der DDR.
Ein Personenverzeichnis zu Beginn (Kriminalisten) und am Ende des Krimis (andere Personen) verschaffen dem Leser einen leichteren und schnelleren Überblick.

Nina Ohlandts sehr bildhafter und spannender Schreibstil konnten mich erneut überzeugen.
Ich vergebe daher 5 verdiente Sterne mit anknüpfender Leseempfehlung und freue mich auf die achte Ermittlung!

Bewertung vom 17.01.2020
Der Attentäter
Schiewe, Ulf

Der Attentäter


ausgezeichnet

Ein Attentat aus dem Jahr 1914 erwacht zum Leben

In dem historischenThriller von Ulf Schiewe werden die letzten 7 Tage vor dem Attentat von Gavrilo Princip an Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich und seiner Frau Herzogin Sophie aus drei verschiedenen Blickwinkeln beschrieben.
Der Leser begleitet dabei die Männer um Gavrilo Princip von deren Vorbereitung bis zum Tag des Anschlages,
Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau von ihrem Abschied aus Wien bis zur Ankunft in Sarajevo und der verhängnisvollen Fahrt im offenen Wagen durch die bosnische Stadt und Major Rudolf Markovic auf der Suche nach den Attentätern.

Wird Markovic das Attentat verhindern können, oder nimmt die Geschichte ihren aus dem Schulunterricht noch bekannten Verlauf?

Ulf Schiewe entführt den Leser in sehr flüssiger, bildhafter und anschaulicher Schreibweise in die Zeit kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges.
Die spannende Handlung, die dem geschichtskundigen Leser, zumindest was das tragische Ende anbelangt, bekannt ist, bekommt durch fiktive, vom Autor gekonnt eingeworfene Ergänzungen eine völlig neue Dimension. Hier seien die Bemühungen des Majors Markovic besonders erwähnt und hervorgehoben.
Zudem erfährt der Leser interessante Informationen über das Leben des Adels und der einfachen Bevölkerung zu dieser Zeit.
Die geschickten Perspektivwechsel der unterschiedlichen Charaktere ermöglichen es dem Leser sich in die mannigfaltigen Gefühlsregungen der einzelnen Protagonisten nahezu 1 : 1 hineinzuversetzen.
Sehr authentisch wirken die Zeitungsanzeigen zu Beginn eines jeweiligen historischen Tages.

Mein Fazit:
Sehr gute Recherchen und ein sehr einfühlsames Gespür für die reellen als auch fiktiven Personen durch Ulf Schiewe haben einen hervorragend gelungenen historischen Thriller entstehen lassen, der ein von Anfang bis Ende fesselt und nicht mehr loslässt.
Viele Leser werden sich bei der Lektüre des Thrillers dabei ertappen, daß sie Dank der sehr geschickten Kombination aus belegter Historie und Fiktion, selten so spannend und unterhaltsam Geschichte erleben durften.
Ein Top-Thriller, der sich seine 5 Sterne absolut verdient hat.

Bewertung vom 03.10.2019
Sterbekammer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.3
Fölck, Romy

Sterbekammer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.3


ausgezeichnet

Schlüssige Auflösung eines 10 Jahre alten Entführungsfalles

Mit "Sterbekammer" hat Romy Fölck den dritten Fall des Ermittlerduos Frida Paulsen / Björn Haverkorn geschrieben.
Mit einem sehr stimmigen und leicht schummrig gestalteten Cover und einem gut gewählten Titel wird gleich das Interesse des esers geweckt.

Im Jahr 2010 wird auf einem einsamen Feldweg eine junge Frau von einem Mann bewußtlos geschlagen, in den Kofferraum seines Wagens gelegt und entführt.
Als Frida nachts zu einem Toten in seiner Deichmühle von einer Nachbarin gerufen wird, entdeckt sie zufällig eine Kammer unter der Küche, in der ein Mensch festgehalten wurde.
Auf diese Weise wird der ca. 10 Jahre alte Fall der entführten Frau wieder neu aufgerollt.
Nachdem dann auch noch ein Tankwart ermordet wird, ist das komplette Morddezernat um ihren neuen Chef Wahler in höchster Alarmbereitschaft.

In dem neuen Kriminalroman von Romy Fölck wechselt die Handlung immer wieder mal zwischen konzentrierter und spannender Ermittlungsarbeit, privaten Erlebnissen der beiden Hauptprotagonisten und tagebuchähnlichen, knapp gehaltenen Aufzeichnungen einer gefangen gehaltenen Frau.
Obgleich der Leser im Verlauf des Krimis hier und da bereits vielleicht eine gewisse Ahnung in Bezug auf Personen und Handlungen hegt, wartet Romy Fölck am Ende doch wieder mit einem überraschenden Finale auf.

Mein Fazit:

Gleich der Einstieg mit der Entführung der jungen Frau versetzt den Leser sofort in die nötige Spannung und die unbedingte Lust am Weiterlesen.
Romy Fölck gelingt es erneut, einen Spannungsbogen von Beginn bis Ende des Kriis aufrecht zu erhalten.
Die eingeschobenen privaten Geschehnisse verschaffen die willkommenen Atempausen und erzeugen ein sehr menschliches Bild der beiden Ermittler, so daß der Leser ein sehr vertrautes Gefühl zu Frida und Bjarne aufbaut.
Die Aufzeichnungen der entführten Frau lassen zum einen ihre Ängste und Qualen sehr bildhaft und reel wirken und zum anderen treiben sie den Leser zum weiteren Lesen geradezu an, da er die Eile verspürt, sie zu finden und zu befreien.

Ein sehr gelungener Nachfolger zu "Totenweg" und "Bluthaus", der in mir bereits heute die Vorfreude auf den vierten Band der Paulsen- und Haverkorn-Reihe weckt.