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warmerSommerregen
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Essen

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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2016
Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1
Bierach, Barbara

Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1


gut

Vorhersehbar, aber schön geschrieben.

Im irischen Sligo wird der Pfarrer Charles Fitzpatrick erdrosselt aufgefunden. In dem kleinen Städtchen an der Nordwestküste beginnen sodann die Mordermittlungen. Doch wer könnte dem betagten Herren das Leben genommen haben? Emma Vaughan, die ermittelnde Polizistin bei der Garda, erhält nur auf die wenigsten ihrer Fragen eine Antwort – vielmehr herrscht in dem typisch irisch, typisch kirchlich, geprägten Sligo erdrückendes Schweigen.
Nur nach und nach bröckelt das Bild des perfekten und von allen geliebten Kirchenmannes, der auf seinen Missionarsreisen Großes geleistet haben soll… Nach einer Weile kommt die Frage auf, ob die IRA etwas mit dem Verbrechen zu tun haben könnte, doch scheint Strangulation kaum deren bevorzugte Methode. Liegt die Lösung des Falls vielleicht in den sechziger Jahren? In einer Unterkunft für „gefallene Mädchen“, die ihr Kind dort austrugen?

Bei „Lügenmauer“ handelt es sich um Emma Vaughans ersten Fall auf der grünen Insel, sodass man alle Charaktere – Kollegen wie auch Verwandte – sehr gut kennenlernt. Leider ist die Geschichte sehr vorhersehbar, weswegen ich schon nach den ersten Kapiteln in groben Zügen wusste, weswegen und durch wen der Mord geschah. Nach und nach konnte man immer genauer vorhersehen, was als nächstes passieren würde. Lediglich der letzte Teil des Endes, welcher sich nicht mehr wirklich mit dem Fall an sich befasst, war für mich keineswegs abzusehen – und auch meines Erachtens ein noch größerer Makel als die Vorhersehbarkeit… Denn diesen Part konnte ich nicht wirklich nachvollziehen und habe mich über ihn auch geärgert…
Mir hat an dem Buch jedoch besonders gefallen, dass einige Kommentare von Emma, die – bissig oder ironisch – immer wieder für Schmunzeln sorgen. Diese waren auch der größte Ansporn zum Weiterlesen und jedes Mal ein echtes Highlight.
Was man dem Buch ebenso zu Gute halten muss ist, dass immer wieder die Geschichte Irlands, Geflogenheiten der Iren oder Ähnliches in die Geschichte mit eingewoben wurden, was dem Ganzen mehr interessante Elemente einhaucht.

Auch wenn die Spannung etwas fehlte, fühlte ich mich bei der Lektüre unterhalten.

Bewertung vom 19.07.2016
Hundert Gedichte
Brecht, Bertolt

Hundert Gedichte


ausgezeichnet

Eine tolle Auswahl!

In diesem Werk wurden Brecht-Gedichte aus den Jahren 1918 bis 1950 zusammengetragen.
Gegliedert in die Kapitel „Lieder / Betrachtungen / Kinderlieder“ (S.13-52) „Balladen“ (S.55-90), „Berichte/Chroniken“ (S.93-145), „Deutsche Marginalien (1938)“ (S.149-160), „Pamphlete und Loblieder“ (S.163-208), „Zeitgedichte und Marschlieder“ (S.211-233), „Gedichte im Exil“ (S.235-253) sowie den Anhang samt „Biographischer Notiz“, „Zu dieser Ausgabe“ und einem Alphabetischen Verzeichnis, wird dem Leser ein faszinierender Einblick in die Werke Brechts ermöglicht.
Die Auswahl reicht von bekannteren Werken wie der „Kinderhymne“ (S. 51), dem „Kälbermarsch“ (S. 184) oder dem „Einheitsfrontlied“ (S. 224) bis zu weniger bekannten Werken.

Mir hat die Zusammenstellung ausgesprochen gut gefallen, da sie sich besonders zum Einstieg in seine Texte bestens eignet; so sind beispielsweise auch aus Arbeiten wie der „Dreigroschenoper“ (1928), dem „Leben des Galilei“ (1938/9) oder „Der gute Mensch von Sezuan“ (1938/42) oder der „Hauspostille“ (1927) Werke entnommen.
Ich bin von diesem Sammelband wirklich begeistert; hier wurde eine äußerst interessante Auswahl getroffen.

So kann ich dieses leinengebundene Buch jedem, der sich gerne ein Bild von Brechts Werken machen, seine Schreibweise kennenlernen oder sich starke Bilder in den Kopf pflanzen lassen möchte, empfehlen. Aber auch wer Werke Brechts bereits kennt, wird an diesem Buch seine Freude haben. Wie der Klappentext schon sagt: „Faszinierend durch die Kunst der Lakonie, durch höchste Präzision und Bildkraft.“ Ich kann nur empfehlen, sich mit dieser Sammlung auseinanderzusetzen – ich habe sie genossen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.07.2016
Willkommen in Night Vale
Fink, Joseph;Cranor, Jeffrey

Willkommen in Night Vale


ausgezeichnet

Willkommen in Night Vale, einem Städtchen in der weiten Wüste Amerikas, einem Städtchen, dass einem irgendwie vertraut vorkommt. Abgesehen von ein paar Besonderheiten natürlich...
In Night Vale bestehen einige von ihnen beispielsweise darin, dass es verboten ist, Kleidung mit Bergziegen-Aufdruck zu tragen - schließlich sind Bergziegen ein klares Bekenntniss zu Bergen, deren Existenz von der Regierung aufs schärfste bestritten wird.
Auch gehören denkende Häuser in Night Vale einfach dazu. Man sollte zwar nicht prinzipiell davon ausgehen, dass ein Haus denken kann - das wäre dann doch ziemlich unsinnig, oder etwa nicht? - aber abzustreiten, dass, rein exemplarisch gewählt, das Haus in dem Diane und Josh wohnen, denken kann, wäre noch absurder. Wenn das Haus an einem langen Tag dann so ins Grübeln gerät, kommt es nicht selten zu solch bahnbrechenden Erkenntnissen wie: "Maulwurfsgrau löst keine Emotionen aus." oder "Oh mein Gott - Zeit! Was ist das überhaupt, Zeit?".
Von den Gedanken des Hauses merken Josh und Diane sowieso nichts, immerhin kann man diese nicht sehen. Wo wir gerade bei den beiden sind, können wir sie auch etwas genauer ins Visier nehmen. Man sollte, um sich eine Stadt vorstellen zu können, schließlich auch ihre Bewohner betrachten. Nun, Diane ist eine recht gewöhnliche alleinerziehende Mutter mit einem Bürojob. Josh, ihr 15jähriger Sohn, ist auch ein ganz normaler Jun...- oder eher nicht. Selbst für einen pubertierenden Jugendlichen ist es doch ungewöhnlich ständig seine Gestalt zu ändern. Für Josh hingegen ist das der Alltag.
In dieser Geschichte kommen aber nicht nur Josh und Diane besonders häufig und in wichtigen Rollen vor, sondern auch Jackie Fierro trägt maßgeblich zum Geschehen bei.
Sie betreibt mit ihren - seit Jahren - 19 Jahren das einzige Pfandhaus in Night Vale.
Als sie dort einen Zettel mit der Aufschrift "King City" verpfändet bekommt und sich jedoch kurz darauf nicht mehr erinnern kann, wer ihr den Zettel gab, beginnt ein Abenteuer, dessen Ausmaße sie sich nicht im geringsten hätte vorstellen können. Etwas ist mit King City nämlich nicht in Ordnung und mit dem Stück Papier schon gar nicht, denn dieses ist durch nichts wieder aus ihrer Hand zu entfernen. Verbrennt es, taucht es kurz darauf wieder auf. Ein Versuch nach dem anderen, es loszuwerden, scheitert hoffnungslos.
So bleibt Jackie nichts anderes übrig als sich den Geheimnissen um King City, Night Vale und deren Bewohnern zu stellen. Eine verwirrende, schmerzhafte, überraschende und an den Nerven zerrende Reise beginnt, die niemanden der Teilnehmenden so lassen wird, wie er sie einst begonnen hat.

Von der ersten Seite an war ich von dem herrlichen Schreibstil gefesselt und schier begeistert, wie jeder einzelne Satz auf den Punkt gebracht zu sein schien. Immer wieder habe ich mich gefragt, wie lange das Autorenduo wohl an einzelnen Passagen gesessen haben, wie oft es sie überarbeitet und verbessert haben muss, dass sie so wunderbar genau passen.
Viele Bemerkungen verwirrten mich oder brachten mich zum Lachen, da die Bilder, welche beim Lesen in den Kopf gepflanzt werden, einfach so absurd sein können und Jackie mit ihren - teilweise sarkastischen - Kommentaren oder ihrem Desinteresse, wenn ein Beamter sie mit Verschwörungstheorien volltextet, einfach genial sind.
Mich hat "Willkommen in Night Vale" echt umgehauen, denn alleine schon, wie Joseph Fink und Jeffrey Cranor auf 378 Seiten eine ganz andere Welt erschaffen, die man, auch wenn sie doch so arg anders ist als die unsere, ins Herz schließt und hin und wieder Probleme aus dem ganz normalen Alltag wiederekennt, ist grandios. Auch, mit wie viel Inhalt sie die Seiten gefüllt haben ist mehr als beeindruckend (- ich habe kaum etwas vom inhalt verraten...).
Für mich ist dieses Buch eine unglaubliche Überraschung und seit langem das beste Buch, das ich gelesen habe.

Bewertung vom 28.06.2016
Mein buntes Jahr
Brändle, Bine

Mein buntes Jahr


sehr gut

Kunterbunt durchs ganze Jahr

Die Designerin, Kinder- und Sachbuchautorin sowie TV-Kreativexpertin aus dem ARD-Buffet, Bine Brändle, stellt in ihrem bereits fünften Buch über 100 bunte Ideen für drinnen und draußen vor.
Im Vorwort erklärt sie, dass sie den Leser durch ein ganzes kreatives Jahr begleiten, ihm gewissermaßen die „die vier Jahreszeiten mit Familie Brändle“ zeigen möchte. Außerdem wird bereits hier angekündigt, dass man als Leser einige Einblicke in ihre Familie erhalten wird.
Im Anschluss daran gliedert sich das 276 Seiten umfassende Werk in die Kapitel „Frühling“ (S.7-42), „Sommer“ (S. 45-86), „Herbst“ (S.89-128), „Winter“ (S.131-154) und „Meine Tipps und Tricks“ (S. 156), zum Schluss finden sich auf Seite 160 auch noch Leserfotos.
Jedem Kapitel dient als Einleitung eine Doppelseite mit Farbfotos, die bereits auf die Jahreszeit einstimmen und wegen der schönen Beschriftung und kleinen Details Lust aufs Weiterstöbern bereiten. Die Kapitel werden stets mit weiteren Fotos sowie Tipps zu Bastelideen unter „Weitere Ideen“ abgeschlossen.
Der Frühling lockt beispielsweise mit dem „Blütenkranz aus Muffinförmchen“ (S. 10) oder der Anleitung „Luftige Schalen aus Papier“ (S. 27).
Im Sommer geht es wunderbar farbenfroh weiter: „Bunte Kerzenständer aus Holz“ (S. 50) oder „Windlicher im Netz“ (S. 51) lassen sich schnell und leicht basteln, aber auch anspruchsvollere und zeitaufwendigere Projekte wie der „Mosaik-Tisch“ (S. 61) kann man hier finden.
Mein persönliches Highlight für den Herbst stellt der „India-Tisch“ (S. 108) dar.
Für den Winter zeigt Bine Brändle Ideen wie den „Mini-Garten im Winterschlaf“ (S. 151).
Der Aufbau der Anleitungen ist sehr ansprechend: Kleine Details und Anekdoten geben dem Buch einen persönlichen Charme. Außerdem sind sie sehr ansprechend bebildert – mehrere Farbfotos, sehr übersichtliche Materiallisten, einfach und verständlich erklärte Schritte, manchmal noch weitere Tipps zur Verwendung, Dekoration oder Verziehrung,…

Mit diesem Werk fällt sofort auf, wie man sein ganzes Jahr bunt gestalten kann. Durch die farbenfrohe und liebevolle Gestaltung bekommt man direkt Lust, zu basteln und zu werkeln; die vielen Ideen regen an, kreativ zu werden. Dadurch, dass sich beim Stöbern sowohl sehr leichte als auch sehr anspruchsvolle und zeit- sowie arbeitsintensive Projekte finden lassen, ist „Mein buntes Jahr“ perfekt für Gute-Laune-Projekte fürs ganze Jahr geeignet. Allerdings kennt man, sofern man sich mit Bastel-Anregungen auseinandergesetzt hat, vieles aus dem Buch bereits, weswegen ich mir auch etwas mehr Abwechslung gewünscht hätte.

Von mir gibt es daher 4/5 vor Farbenpracht strotzende Sterne

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Bewertung vom 25.06.2016
Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half / Der Fünfzigjährige-Trilogie Bd.2
Bergstrand, Mikael

Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half / Der Fünfzigjährige-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Auch wenn Göran Borg erst seit kurzem wieder in Malmö verweilt, ist er in Gedanken doch schon wieder in Indien, denn seit seiner Reise durch das südasiatische Land, lassen ihn die dort gesammelten Erlebnisse und Eindrücke nicht mehr los. Immerzu muss er auch an seinen Freund Yogi denken, den er dort kennenlernte.
Da er so nach und nach in eine Identitätskrise schlittert, stimmt er dem Vorschlag seiner Tochter zu, eine Psychologin aufzusuchen. Doch das Erreichen der bei Karin Vallberg Torstensson’s kognitiven Verhaltenstherapie festgelegten Ziele – Liebe, Familie, Freunde, Arbeit und Sport – fällt schwerer denn je, da sich ein Stolperstein nach dem anderen in Görans ohnehin schon holperigen Weg bequemt.
Deswegen freut sich der Werbetexter umso mehr auf die in Kürze anstehende Hochzeit seines Freundes Yogenda in Delhi, für die er wieder nach Indien anreisen müsste. Endlich wieder raus aus dem schwedischen Alltag entfliehen zu können ist wohl zur Zeit eine der verlockensten Möglichkeiten für Mr. Gora, wie er von Yogi genannt wird… Dieser Plan wird aber hinfällig, als die Hochzeit verschoben wird, da die Sterne an dem anvisierten Tag nicht optimal stehen.
Aber dennoch reist Göran nach Indien und muss feststellen, dass er dort einige Probleme zu lösen hat – und die Zeit drängt.
Auch wenn ich den ersten Teil der Göran-Borg-Trilogie nicht gelesen habe, konnte ich mich sofort in die Geschichte einfinden. Auch von den verschiedenen Charakteren konnte ich mir sehr schnell ein Bild machen, ohne die Handlung aus dem ersten Teil wirklich zu kennen.
Denn jede in dem Buch auftretende Person ist derart detailreich, lebendig und liebevoll gezeichnet, dass sie kaum wie ein Buchcharakter, sondern viel mehr wie ein echter Mensch erscheint. Beispielsweise Gaga, der, immer mit seinem gut geölten Universalwerkzeug bewaffnet, die schwierigsten Situationen zu retten und die defektesten Maschinen zu reparieren vermag.
Besonders Abschnitte mit Yogi sind, dank seiner wunderbar blumig-phantastischen Sprache und den vielen Metaphern und Gleichnissen, ein echter Lesegenuss. Auch kann man sich seinem Ideenreichtum kaum entziehen, wenn er wieder Lösungen auf schwerwiegende Probleme gefunden hat – auch wenn sie nicht, wie er meist meint, „dreihundertsechzigprozentig“ die Lage verbessern.
Da die Figuren aber allesamt so unterschiedlich sind, wird das Erzählte nie langweilig, was auch mit dem unfassbar unterhaltsamen Schreibstil einhergeht. Ich hatte beim Lesen stets das Gefühl, dass sich der Autor des Buches, Mikael Bergstrand, bei jedem einzelnen Satz genau überlegt hat, wie er ihn noch verbessern könnte. So wurde ich auf keiner der 400 Seiten müde, das Buch zu lesen. Ganz im Gegenteil konnte ich es kaum aus der Hand legen.
Sehr beeindruckend ist auch die Kreativität des Autors beim Schreiben des Buches. Alles war stimmig, spannend – und humorvoll.
Meistens kann ich mich mit Büchern, welche den Anspruch erheben, humorvoll zu sein, nicht anfreunden. Denn zu oft entpuppt sich der angepriesene Humor als eine Anreihung zwanghaft zusammengebastelter Unwahrscheinlich- aber Vorhersehbarkeiten, die mich nicht für sich gewinnen kann. Bei „Der Fünfzigjährige, der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half“ kann ich diesbezüglich allerdings nichts aussetzen.

Alles in allem bin ich von diesem Werk vollkommen begeistert und kann es nur weiterempfehlen. Deswegen habe ich mir nun vorgenommen, den ersten Teil der Reihe zu lesen und mir so auch die Wartezeit bis zum dritten Buch zu verkürzen.

So gibt es von mir „dreihundertachtzigprozentig“ 5/5 hell leuchtende Sterne!

Bewertung vom 17.06.2016
Fuchskind / Gesine Cordes Bd.2
Wieners, Annette

Fuchskind / Gesine Cordes Bd.2


gut

Lässt mich zwiegespalten zurück…

Als vor zehn Jahren Gesine Cordes kleiner Sohn durch Giftpflanzen den Tod fand, veränderte dies ihr Leben von Grund auf. Mittlerweile arbeitet die ehemalige Kriminalkommissarin als Friedhofsgärtnerin, auch wenn sie den Bereich der Kindergräber noch immer meidet. An einem nebligen Herbsttag, als Gesine gerade erst zur Arbeit erschienen ist, fühlt sie sich jedoch jäh in die Vergangenheit versetzt: Was sie zunächst nur als leises Wimmern wahrnimmt, führt sie zu einem weinenden Säugling. Völlig unterkühlt liegt er in seiner Babyschale und blickt sie mit seinen leicht mandelförmigen hellen Augen mit Sprenkeln an – doch ist von der Mutter keine Spur zu sehen. Könnte sie ihn etwa ausgesetzt haben?
Sofort bringt Gesine den Jungen ins Krankenhaus, wo sie auch erfährt, dass er das Down-Syndrom hat, was vielleicht auch der Grund dafür sein könnte, dass er ausgesetzt worden ist. Dies ist ein unglaublicher Schlag für Gesine, aber die nächste unfassbare Nachricht folgt sodann: Als sie von der Polizistin Marina Olbert, die auch schon im ersten Buch der Reihe, „Kaninchenherz“, ermittelte, erfährt, dass an der Bushaltestelle vor dem Friedhof eine nakte Frauenleiche gefunden wurde, kann Gesinne nicht glauben, dass sie als ehemalige Kommissarin eine Tote übersehen haben kann.
Doch sind zwei Straftaten in solch kurzer Zeit an einem Ort recht unwahrscheinlich, sodass die Vermutung nahe liegt, dass die beiden Fälle miteinander verknüpft sind. Ist das Fuchskind, wie Gesine den Säugling, weil ihr, kurz bevor sie ihn gefunden hat, ein Fuchs über den Weg gelaufen ist, nennt, wohlmöglich das Kind der georgianische Frau?
Sobald Gesines Exmann, zu dem sie seit dem Tod ihres gemeinsamen Kindes keinen Kontakt mehr hatte, plötzlich auftaucht, ist das Durcheinander komplett. Da er in Georgien lebt und arbeitet, kommt schnell die Frage auf, ob er in die Fälle verwickelt sein könnte.
So ermitteln Marina Olbert und Gesine – beide auf ihre Art – in die unterschiedlichsten Richtungen. Schließlich kann Gesine die Ermittlungen nicht einfach so der Polizei überlassen und irgendwie ist sie ja auch involviert.

Nach und nach treten immer mehr Charaktere auf, was manchmal für Verwirrung sorgt. Auch, dass die Perspektive – besonders gegen Ende des Buches – zwischen Gesine und „der Olbert“ springt, strengt beim Lesen an. Leider wirkt die Handlung auf mich auch sehr konstruiert, das Ende kommt recht holprig und plötzlich daher, sodass man sich verwirrt fragt, ob das nun wirklich alles gewesen sein soll.
Auf der anderen Seite ist der Schreibstil äußerst ansprechend: Detailverliebt passt er sehr gut zu Gesine. Mir gefällt, wie beispielsweise verschiedene Pflanzen beschrieben werden, die ihr wie von selbst ins Auge stoßen. Auch wird die Geschichte – trotz einiger Längen – immer wieder mal spannend. Obwohl die Charaktere sehr genau gezeichnet werden, konnte ich zu keinem von ihnen eine Bindung aufbauen…
Ein Detail, welches mir wiederum sehr gefällt, ist, dass sechs Mal die Geschichte durch einen Giftpflanzen-Steckbrief unterbrochen wird. Diese tolle Idee, die auch schon bei „Kaninchenherz“ umgesetzt wurde, zeigt immer wieder, dass Gesine der Tod ihres Sohnes nicht loslässt. Für mich war es sehr spannend, etwas über die Giftpflanzen zu lesen.

Mich lässt das Buch zwiegespalten zurück: Es hat durchaus seine langatmigen Phasen, ist aber auch immer wieder mal spannend, das Ende wirkt jedoch sehr konstruiert und unrealistisch, die vielen Charaktere verwirren beim Lesen, doch der Schreibstil ist sehr ansprechend.

Deswegen vergebe ich 3/5 vom morgendlichen Nebel umschwaderte Sterne

Bewertung vom 06.06.2016
Panic - Wer Angst hat, ist raus!
Oliver, Lauren

Panic - Wer Angst hat, ist raus!


gut

Niemand kann genau sagen, wer Panic erfunden hat. Niemand weiß, seit wann es das Spiel gibt. Aber jeder kennt es. Und auch, wenn die Polizei versucht, es zu unterbinden, findet das Tribunal von Panic einen Weg das Spiel stattfinden zu lassen. Jeder einzelne Schüler an der Highschool weiß davon, doch niemand darf etwas verraten. Schließlich ist das Spiel wegen des Geldes irgendwie im Interesse aller. Denn das ist der Anreiz des Ganzen: Jeder Schüler muss in einen Jackpot einzahlen – ausnahmslos. Und zwar einen Dollar pro Schultag von September bis Juni – wer nicht zahlt muss mit mehr oder weniger sanften Ermahnungen rechnen.
Alle aus der Abschlussklasse dürfen mitspielen und um das so zusammengetragene Geld kämpfen. Runde um Runde scheiden dann mehr Spieler aus, denn es kann nur einen Gewinner geben. Auch wenn der Start mit dem Sprung von den Klippen immer der gleiche ist, so sind die Aufgaben doch immer andere, da für diese jedes Jahr unter strengster Geheimhaltung zwei andere Punktrichter ausgewählt werden. Sie erhalten eine nicht zu verachtende Bezahlung dafür, dass sie sich Prüfungen ausdenken und über die Punktvergabe entscheiden.
Die Regeln sind ganz leicht und jedem bekannt. Zum Beispiel ist strengste Geheimhaltung oberstes Gebot, der Kommentator, der die von den Punktrichtern aufgestellten Runden vorstellt und moderiert, darf nicht angegriffen werden und vor allem: Wer Angst hat, scheidet aus.
Als Heather zum Startsprung an den Klippen erscheint und dort auf ihren Exfreund und dessen neue Flamme trifft, weiß sie, dass sie, trotz ihres Vorsatzes es nicht zu tun, spielen wird.
Als dann die Summe des diesjährigen Jackpots genannt wird, sind alle sprachlos: 67.000 Dollar – so viel gab es noch nie zu gewinnen.
Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht von Heather und Dodge geschrieben, sodass man immer neue Seiten der Protagonisten kennenlernt und sich recht gut in ihre Gedanken- und Gefühlswelt hineinversetzen kann. Auch sind so die Beziehungen der Charaktere zueinander gut verständlich. Durch die detailreiche Beschreibung (auch ihrer Lebensumstände) fühlt man schnell mit den Freunden mit, wobei man jedochnicht vollkommen zu ihnen durchdringen kann. Da die Mutproben, wie auch ihr Ende und noch so viel mehr in diesem Buch, recht vorhersehbar sind, wartet man nur selten gespannt auf die neuen Mutproben, die es zu bestehen gilt, obwohl das Buch hier wirklich Potenzial gehabt hätte. Ein paar andere konnten mich allerdings fesseln. So sind die Wendungen nur zum Teil überraschend.
Spannender war für mich dafür die Entwicklung, welche die Charaktere durchlaufen und wie sie Kapitel für Kapitel erwachsener werden.
Viele der Aufgaben sind sehr kreativ und gefährlich, jedoch trägt dies auch dazu bei, dass Panic phasenweise nicht sehr realistisch wirkt. Denn wenn es stattdessen um die Beziehungen der Personen geht, ist das Buch sehr gut nachvollziehbar, verständlich und glaubwürdig.
Sehr gefallen hat mir, dass ich total schnell in das Buch abtauchen konnte, da der Schreibstil wirklich unkompliziert und leicht zu verfolgen ist. Deswegen lässt sich das Buch problemlos zwischendurch lesen, ohne dass man sich anstrengen müsste.
So sind alles in allem einige Mutproben unrealistisch, viele Wendungen vorhersehbar, jedoch die Charaktere sehr schön ausgearbeitet und interessant. Das Buch „Panic“ lässt mich zwiegespalten zurück, da ich zum Einen etwas von den Prüfungen enttäuscht, von den Charakteren aber positiv überrascht bin. Die Idee des Buches ist zwar nichts völlig Neues, hat mir aber dennoch sehr gefallen, allerdings ist die Umsetzung meines Erachtens noch ausbaufähig. Auf der einen Seite ist die Sprache angenehm leicht, auf der anderen Seite ist sie mir jedoch manchmal etwas zu umgangssprachlich und bremst auch das Mitfühlen etwas ab.
In meinen Augen eignet sich dieser Jugendthriller deswegen gut zum Zwischendurch-Lesen, allerdings sollte man meiner Meinung nach auch nicht mit allzugroßen Erwartungen an das Buch gehen

Bewertung vom 06.06.2016
Das Yoga-Kochbuch
Einenkel, Udo

Das Yoga-Kochbuch


ausgezeichnet

Die Rezepte sind sehr abwechslungsreich – von süß bis herzhaft ist für jeden etwas dabei. Darüber hinaus ist die Gestaltung des Buches äußerst ansprechend: Die Rezepte sind sehr übersichtlich gestaltet, die Zubereitungsdauer stimmt, soweit ich das bisher nachvollziehen konnte, mit der angegeben Zeit überein. Jedes Rezept wird durch kleine Texte zum Geschmack oder Ähnlichem eingeleitet, was mir sehr gefällt. Auch ist alles sehr gut beschrieben, sodass man problemlos jedes Rezept nachkochen kann. Außerdem wecken tolle Farbfotos die Lust aufs Nachkochen und durch die farbenfrohe aber farblich schön aufeinander abgestimmte Gestaltung bessert sich schon beim Durchblättern die Laune. Weil die Gerichte von ihren Zutaten her so schön bunt sind, macht das Kochen und Genießen nochmal so viel Spaß.
Auch der Aspekt der Ganzheitlichkeit gefällt mir sehr; die Erklärungen zu jedem Thema sind sehr verständlich und machen neugierig auf mehr.