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Bewertungen
Insgesamt 177 BewertungenBewertung vom 14.10.2023 | ||
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Über die Berechnung des Rauminhalts II Auf den zweiten Teil von die » Über die Berechnung des Rauminhalts« habe ich freudig gewartet. So inspirierend war der erste Teil, in dem die Antiquariatsbuchhändlerin Tara in einer Zeitschleife hängen bleibt. Immer wieder landet sie im achtzehnten November, Groundhogday in intellektuell. Im ersten Teil sucht Tara nach dem Ausweg und es ist am Ende offen, ob sie bereit ist für die Lücke im System, für den Sprung raus aus der ewigen Wiederholung der Außenwelt, in der sie selbst die einzige Variation ist. Auch Wochen nach dem Lesen dachte ich so einige Radfahrten darüber nach und versuchte zu erraten, was wird Balle in den folgenden sechs Bänden tun? Wird sie die Perspektive zu den anderen Figuren wechseln? Wird sie auflösen, dass es sich um ein Wahnsystem der Figur handelt? Zur gleichen Zeit war ich überzeugt, nein, das wäre viel zu einfach und linear, meine Gedanken sind zu begrenzt für diese Autorin und Geschichte, sie wird mich überraschen. Und, was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. |
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Bewertung vom 14.10.2023 | ||
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Tesla oder die Vollendung der Kreise Wer kennt Nikola Tesla? In den Ländern, die einmal Jugoslawien waren, jede:r. Tesla, ein umtriebiger Erfinder von Wechselstrom und Elektrotechnik. Was er genau erfunden hat, hab ich nie richtig verstanden, versucht es nicht, mir zu erklären, gefühlt den Kern von Allem. Tesla, ein eleganter Visionär, der serbische Wurzeln hatte, im heutigen Kroatien auf die Welt kam und um die Jahrhundertwende in New York eine schillernde Figur des öffentlichen Lebens war. Er lebte in Hotels, ließ sich sponsoren, blieb in den Erfindungen und Ideen umtriebig, als Person immer geheimnisvoll, eigen und zurückgezogen. Für die Südslawen war er ein Held, ein Symbol für die jugoslawische Intelligenz. In der neuen Welt zwischen bekannt und verkannt, in der Sowjetunion ein wenig bekannt und im alten Europa so gut wie unbekannt, eignete er sich nur zu gut als Identifikationsfigur für die im Stolz verletzten kleinen südslawischen Völker. |
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Bewertung vom 14.09.2023 | ||
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Der Geschmack von Aprikoseneis Stringent und ausgefallen in der Form folgt »Der Geschmack von Aprikoseneis« einem klaren Konzept. 1000 Dreizeiler wie Tweets, Telegramme oder SMS, reiht der Autor aneinander. Im Stil sind sie nüchtern gehalten, erzeugen so Spannung im Kontrast zum emotional geladenen Inhalt, blumigen Worten und kindgerechter Gestaltung. Sie erinnern an Haiku, Suren oder Notizen und greifen Schlaglichter der Erinnerung heraus. Auf Seitenzahlen wird verzichtet, es gibt nur die Nummerierung und stüzende, die Stimmung aufnehmende Illustrationen, die auch die Zahl drei aufgreifen. In drei Farbfamilien gehalten und im Graphic Novel Stil rahmen sie emotionale Passagen von Krieg und Spannung. Gut dosiert fügt der Autor dem Text kurze kontextualisierende Fakten, Jahreszahlen und Erklärungen hinzu. |
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Bewertung vom 13.09.2023 | ||
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»Mystischen Fauna« ist ein Essay in präziser poetischer Sprache, Nature Writing, eine intime Selbsterforschung, ein entwaffnendes sich zeigen, ein stilles Abtragen in sich selbst verkörperter Erinnerungen, eine Geschichte von Orten, Gewalt, Vertrauen und Verstehen. Bodrožić führt heilende Selbstgespräche in einem sendenden Mitteilungsbedürfnis und in einer übersprachlichen Verbundenheit, die mit dem unmittelbaren Kontakt mit Tieren, Pflanzen und Soil Kraft gibt, ohne dass sich an ihr festgeklammert wird, eine innere Freiheit in Verbundenheit. |
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Bewertung vom 13.09.2023 | ||
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»Ich würde Anwältin werden wie die Anwältinnen in den amerikanischen Serien, die um 20:15 Uhr in unserem Wohnzimmer liefen, durch Gerichtssäle, durch Manhattan, durch unseren Bildschirm. Ich würde anziehend sein. Blicke auf mich ziehen, sie halten und mir hinterher schauen lassen.« | 16 |
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Bewertung vom 13.09.2023 | ||
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Voyeurististisch werden drei junge Frauen beobachtet, die im Dienst des Hofes Austeur für fordernde Jungen Dienst tun. Drei Gouvernantinnen, die durch das Anwesen Streifen, mal Allianz mit den Hausmädchen eingehen, mal mit Monsieur und Madame, sich dann wieder mit voller Hingabe den nach Aufmerksamkeit und Devotion hungernden Jungen zuwenden. Gelegentlich verführen sie in ihrem Park fremde Männer, auch wenn das heißt, dass sie sie fesseln müssen. Regie führt der alte Mann in der Nachbarschaft, der ihre Optik stets mit dem Fernrohr beobachtet und begehrt. |
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Bewertung vom 13.09.2023 | ||
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»Wenn ein Mensch stirbt, verschwindet das Wasser nicht. Es verdunstet in die Welt, wenn er verbrannt wird. Es sickert in den Boden, wenn er begraben wird. Es regnet ab, es nährt die Pflanzen und andere Lebewesen. Es wird zu anderen Körpern, findet sich in einer Eizelle, in einem Auge, im Herzen, im Hirn. Von jemand anderem. Der Mensch geht, das Wasser bleibt in dieser Welt.« |342 |
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Bewertung vom 13.09.2023 | ||
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Digitale Welten handeln und kommunizieren mit uns, sie verkörpern sich im assozialen world wide web. Sie binden sich an unsere Räume. Wir können alles fragen. Alexa, Siri und Google finden Antworten und führen uns immer weiter. Im Netz stirbt nichts und bei uns gibt es Leichen, Körperlichkeit, Verwundungen, Fragen und einen vielfältigen Hunger. Das Gespräch mit den Bots und Konten bindet und wirft ein Spiegelbild zurück. Das Netz weist auf unser Leben selbst. |
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Bewertung vom 13.09.2023 | ||
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»Still ist die Stille und der Grund von allem. (...) Im Anfang war nicht das Wort sondern die Stille. Die Stille, aktiv: sie lebt, wächst, breitet sich aus, vibriert, nimmt überhand oder ab.« Ilma Rakusa |55 |
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Bewertung vom 13.09.2023 | ||
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Wie ist es, als Kind in einem Krieg entscheidende Jahre kurz vor der Pubertät zu erleben? Wie versteht ein Kind solch einen Ausnahmezustand? Und wie sind die Auswirkungen von Belagerung, Verarmung, Gewalt, Bedrohung, den Sorgen der Erwachsenen und besonders der repetitiven Monotonie des Alltags eines Krieges? Eines Alltags, dessen Gewalt und Toxizität sich erst rückwirkend und Stück für Stück verarbeiten lässt. |
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