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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
melanie82
Wohnort: 
Stuttgart

Bewertungen

Insgesamt 97 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2022
Unser wirkliches Leben
Crimp, Imogen

Unser wirkliches Leben


sehr gut

Musik, Liebe und Abhängigkeit


Die Opernstudentin Anna pendelt zwischen Proben, Vorsingen und Jobs, mit denen sie sich mehr schlecht als recht durchbringt. Eines Tages trifft sie den älteren, erfolgreichen Max und es bahnt sich etwas zwischen ihnen an. Sie treffen sich, er führt sie in teure Restaurants aus, gleichzeitig weckt er in ihr aber immer wieder auch Zweifel an ihrer beruflichen Zukunft und ihrer Gesangskarriere. Sie schwänzt Vorsingen und Proben, um ihn zu sehen - dann jedoch gibt er ihr auch wieder Geld, damit sie sich darauf konzentrieren kann und weniger ihren Nebenjobs nachgehen muss. Es wird deutlich, dass Anna sich durch ihre Beziehung mit Max immer mehr verändert, was auch zu Spannungen mit ihrer Freundin Laurie führt. Für den Leser wird hier eine klassische toxische Beziehung deutlich, Anna selbst gerät aber immer mehr in einen Strudel der Zweifel. „Unser wirkliches Leben“ ist wirklich besonders geschrieben, man bekommt einen guten Innenblick auf Anna vermittelt, auch wenn einem selbst einige ihrer Verhaltensweisen unlogisch erscheinen. Der Roman lässt sich schwer in bestimmte Kategorien fassen, so ist es kein klassischer Liebesroman, vielmehr konzentriert sich das Buch auf Machtverhältnisse innerhalb einer Beziehung. Ich fand das Buch sehr gelungen.

Bewertung vom 24.02.2022
Das Loft
Geschke, Linus

Das Loft


ausgezeichnet

Einfach nur wow!
Schon den Klappentext fand ich sehr ansprechend. Die Story klang gut und ist irgendwie auch mal was anderes. Das Buch hat meine hohen Erwartungen dann mehr als übertroffen - die Geschichte ist wirklich anders aufgebaut als erwartet und durch die unterschiedlichen Perspektiven von Sarah und Marc, die verdächtigt werden, ihren Mitbewohner Marc ermordet zu haben, wird der Leser dazu animiert, die Argumente der beiden abzuwägen und man rätselt automatisch mit, was plausibel erscheinen könnte. Zudem gibt es noch die Perspektive aus der Ermittlersicht. Ist Henning aber wirklich tot und wo ist dann seine Leiche? Die Handlung ist clever aufgebaut und das Buch ist wirklich spannend. Ich konnte teils kaum aufhören zu lesen, weil ich dachte, mir ist jetzt klar, wie es gewesen sein könnte, aber letztlich wird man dann doch meist aufs Glatteis geführt und ich habe das Ende nicht ansatzweise kommen sehen. Ich habe schon länger keinen Thriller mehr gelesen, der mich derart überzeugt hat und kann „Das Loft“ nur wärmstens weiterempfehlen.

Bewertung vom 18.02.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


gut

Lässt mich etwas ratlos zurück
Ich mag Matt Haig bzw. seine Bücher eigentlich wirklich gerne. Seine Schreibweise empfinde ich als ganz besonders und bisher hat mir eigentlich jedes seiner Bücher wirklich sehr gut gefallen. Daher habe ich mich natürlich gefreut, als ich von „Der fürsorgliche Mr Cave“ gelesen habe. Das Cover hat mir gut gefallen, es passt zum Buch und auch den Klappentext fand ich vielversprechend. Leider konnte das Buch die Erwartungen für mich nicht aufrecht erhalten. Das Buch ist quasi ein Brief von Terence Cave an seine Tochter Byrony. Das ist zwar durch die Schreibweise auch irgendwie eindrücklich, spiegelt es doch die Gedanken von Mr. Cave, der seine Mutter, seine Frau und letztlich auch seinen Sohn verloren hat, wider - nur diese sind wirklich bedrückend, düster und das Verhalten des Vaters gegenüber seiner Tochter ist für mich nur begrenzt nachvollziehbar. Die Charaktere bleiben durch die alleinige Perspektive von Mr. Cave leider sehr flach und es stellt sich für den Leser keine Nähe her. Es steckt so gar nichts Versöhnliches, kein Hoffnungsschimmer oder ähnliches in der Geschichte, was ich wirklich schade fand. So ist mir letztlich die Botschaft, die Matt Haig transportieren wollte, nicht ganz klar - selbst ohne Happy End steckt für mich in vielen Geschichten einfach mehr. Schade, ich fände das Thema an sich wirklich interessant, aber so bleibt es hinter den Erwartungen zurück.

Bewertung vom 17.01.2022
Der Gräber
Persson Winter, Fredrik

Der Gräber


gut

Das Grauen hinter der Kellerwand

Das Cover hat mich direkt angesprochen und auch der Klappentext hat mich neugierig gemacht - „Der Gräber“ ist wirklich mal etwas anderes. Das bestätigt auch das gesamte Buch. Immer am 6. November schlägt der Gräber zu und gelangt über den Keller seiner Opfer in deren Haus. Die Opfer verschwinden spurlos, zurück bleibt nur eine Blutspur und der Weg in den unterirdischen Gang. Die Ermittlungen laufen ins Leere. Die Lektorin Annika findet eines Tages ein Manuskript vor der Tür des Verlages, angeblich geschrieben von einem ihrer - allerdings seit Jahren verschollenen - Autoren. Und dieses Manuskript hat es in sich, ist es doch als Autobiografie des Gräber überschrieben und schildert seine Taten. Da der Verlag kurz vor der Insolvenz ist, entscheidet man sich das Buch zu veröffentlichen. Doch war das wirklich eine gute Idee? Was ist wirklich Fiktion und was Wirklichkeit? Die Geschichte an sich verursacht schon ein ungutes Gefühl, allerdings wird über weitere Strecken nicht wirklich das volle Potential ausgeschöpft. Die Story nimmt erst gegen Ende wirklich an Fahrt zu und wird im Showdown richtig spannend. Die Verknüpfung mit übernatürlichen Phänomenen oder Kreaturen in der Erde hätte es für mich nicht gebraucht, die Story an sich um den Gräber und seine Motivation hätte ausreichend Spannungspotential gehabt - und hätte durch ein Weglassen vielleicht auch für mehr Gruselfaktor gesorgt. Alles in allem eine wirklich gute und auch mal eine andere Story, die aber leichte Schwächen im Spannungsaufbau hat.

Bewertung vom 02.01.2022
Im Auge des Zebras / Olivia Holzmann Bd.1
Kliesch, Vincent

Im Auge des Zebras / Olivia Holzmann Bd.1


sehr gut

Spannend mit leichten Schwächen
Ich bin durch die „Auris“-Reihe auf Vincent Kliesch gestoßen und da ich diese sehr gelungen fand, war ich natürlich neugierig, ob auch „Im Auge des Zebras“ da mithalten kann. Das Cover hätte mich eher nicht angesprochen, aber es geht ja um den Inhalt - und nachdem man auch den Zusammenhang zu dem im Titel angesprochenen Zebra kennt, ergibt das so alles natürlich auch Sinn. Im Buch muss die Kommissarin Olivia Holzmann einen Fall lösen, den es eigentlich nicht geben kann: mehrere Kinder werden quer durch Deutschland entführt, die Eltern anschließend ermordet. Und das Ganze absolut zeitgleich - und die Zeugenbeschreibungen weisen auf den identischen Täter hin. Wie kann das also sein, wie kann dieser es bewerkstelligen, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein? Olivia versucht, ihren früheren Mentor Severin Boesherz sowie eine pensionierte Kommissarin, die beide bei einem ähnlichen Fall beteiligt waren, einzubeziehen. „Im Auge des Zebras“ beginnt spannend, die Parallelen zu dem früheren Fall werden dabei gleich eingebracht - aber so leicht es es natürlich nicht. Die Story wird aus mehreren Perspektiven erzählt, sowohl aus Olivias Sicht als Ermittlerin, aber u.a. auch aus der von Boesherz sowie den Kindern des früheren Falls. Dadurch gewinnt die Geschichte an Tiefe. Die Charaktere sind gut gezeichnet, lediglich den Täter und seine Motive hätte man für meinen Geschmack noch etwas mehr ausbauen können. Hier wird das am Ende relativ schnell aufgelöst. Nach dem spannenden Auftakt gab es einige Längen, bevor es dann zum Ende hin nochmal richtig spannend wird, nachdem sich die unterschiedlichen Fäden für Olivia zusammenfügen. Die Kapitel sind schon kurz, so dass man versucht ist, noch eins und dann nochmal ein Kapitel zu lesen. Für mich ein absolut solider Thriller mit nur geringen Kritikpunkten.

Bewertung vom 27.12.2021
Die falsche Zeugin
Slaughter, Karin

Die falsche Zeugin


ausgezeichnet

Auf Karin Slaughter ist wieder mal Verlass

Wow, wieder mal ein echter Volltreffer von Karin Slaughter. Schon von Beginn an ist „Die falsche Zeugin“ spannend und entwickelt sich zu einem echten Pageturner. Die Anwältin Leigh hatte eine schwierige Kindheit mit einem schrecklichen Geheimnis, das sie und ihre Schwester Callie hüten und das durch Leigh aktuellen Fall hochkommt und ihr Leben, das sie sich mühsam aufgebaut hat, zu zerstören scheint. Den Angeklagten, den sie verteidigen soll, kennt sie aus ihrer Jugend - und er kennt ihr größtes Geheimnis und verwendet dieses gegen sie. Im Buch gibt es keine Unklarheit über Schuld oder Unschuld, vielmehr entsteht die Spannung auf einer psychologischen Ebene. Die Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein - Leigh hat einen Weg aus ihrem alten Leben gefunden, Callie hingegen ist drogensüchtig. Und doch ziehen die beiden an einem Strang um den Geistern der Vergangenheit zu entkommen bzw. gegen diese anzukämpfen. Durch die Schilderungen von Callies Drogensucht entstehen teils etwas Längen, zudem erscheinen die Bezüge zur Corona-Pandemie teils etwas willkürlich platziert, jedoch fällt das im Gesamten nicht ins Gewicht und hat keinen Einfluss auf die grundsätzliche Spannung. Die Schreibweise lässt den Leser in der Handlung versunken und nicht nur Fans von Karin Slaughter werden begeistert sein.

Bewertung vom 19.11.2021
Stadt des Zorns
Meller, Marc

Stadt des Zorns


gut

Leider nicht so gut wie der Vorgänger

Ich hatte vor einiger Zeit „Raum der Angst“ förmlich verschlungen - originelle Story, die Schreibweise hat dazu geführt, dass man nicht aufhören konnte und Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Als ich dann gesehen habe, dass es mit „Stadt des Zorns“ einen zweiten Teil gibt, war klar, dass ich das auch lesen muss. Leider kommt das Buch für mich aber nicht ganz an den Auftakt ran - im Zentrum steht wieder Janus, der dieses Mal ein Verkehrschaos in Köln inszeniert um Hannah in sein „Spiel“ zu bekommen. Natürlich ist auch Kommissar Kappler wieder dabei. Das Buch konzentriert sich auf diese drei Charaktere, die anderen bleiben flach. Die Story an sich ist auch originell und spannend, aber das letzte bisschen hat für mich gefehlt. Das Ende fand ich ein wenig unglaubwürdig und zu konstruiert. Auf jeden Fall gute Unterhaltung, aber an den Vorgänger kommt „Stadt des Zorns“ leider nicht ganz ran.

Bewertung vom 02.11.2021
Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3
Tsokos, Michael

Abgetrennt / Paul Herzfeld Bd.3


sehr gut

Spannender Abschluss der Reihe um Paul Herzfeld

Endlich ein neuer True-Crime-Thriller von Tsokos - und wie immer enttäuscht auch „Abgetrennt“ nicht. Im Abschluss der Reihe um Paul Herzfeld ist dieser nach einer Auszeit wieder zurück in der Rechtsmedizin und steht einem besonderen Fall gegenüber: in einem privaten Medizin-Institut gibt es ominöse Leichenteile, die offenbar aus der Rechtsmedizin stammen. Für Paul Herzfeld geht es aber nicht nur darum, wie diese Körperteile dorthin geraten sind, sondern vor allem steht er plötzlich seinem früheren Chef und Widersacher Prof. Schneider gegenüber….
Wer die anderen Teile der Reihe gelesen hat, dem wird der Abschluss sicher auch gefallen. Grundsätzlich ist es sicher auch ohne die anderen Teile zu verstehen, es fehlt dann aber eine zusätzliche Ebene. Besonders gut gefällt mir, dass es inhaltliche Bezüge zu echten Fällen gibt. Michael Tsokos schreibt wie immer klar, flüssig und vor allem anschaulich, was stellenweise für zarte Gemüter auch etwas gewöhnungsbedürftig sein kann. Aber für alle Fans natürlich ein absolutes Muss ;-)

Bewertung vom 24.10.2021
Wie schön wir waren
Mbue, Imbolo

Wie schön wir waren


ausgezeichnet

Bedrückend und beeindruckend
Selten wird es so deutlich wie bei „Wie schön wir waren“, welche unglaubliche Macht Sprache hat. Nicht nur der Inhalt ist absolut packend und wirkt lange nach, sondern vor allem die kraftvolle Erzählweise. Im Zentrum stehen die Bewohner von Kosawa, die Angst vor der Auslöschung des Dorfes durch einen amerikanischen Ölkonzern haben. Das Ackerland wurde durch Öllecks unfruchtbar, das Trinkwasser ist vergiftet, weswegen Kinder sterben, Versprechungen und finanzielle Reparationen werden nicht eingehalten und die Regierung ist korrupt und kümmert sich nur um eigene Interessen. Die Bewohner müssen sich also selbst wehren und von diesem Kampf erzählt das Buch. Das Thema betrachtet damit ein sehr ernstes und aktuelles Thema im Spannungsverhältnis von westlichem Profitstreben und Kolonialismus, dem der Mut und der Einsatz der Menschen entgegentritt. Zusammenhalt wie auch Ängste werden dem Leser in der Erzählung deutlich und bildhaft vor Augen gebracht und die realitätsnahe Erzählung hinterlässt ein bedrückendes Gefühl. Absolut lesenswert!

Bewertung vom 18.10.2021
Junge mit schwarzem Hahn
vor Schulte, Stefanie

Junge mit schwarzem Hahn


ausgezeichnet

Wunderschöner, besonderer Roman

Inhaltlich ist „Junge mit schwarzem Hahn“ alles andere als Mainstream - was natürlich schnell auch mal nach hinten losgehen kann und seltsam sein kann. Hier hat die Autorin Stefanie vor Schulte aber mit der Geschichte über den Jungen Martin, der nur seine Kleidung und einen schwarzen Hahn besitzt und der aufgrund seiner ungewöhnlichen Art von den Bewohnern des Dorfes gemieden, für mich absolut ins Schwarze getroffen. Ich habe ein wenig gebraucht, einen Zugang zu der Geschichte zu finden, aber Martin hat mich schnell voll ins Herz getroffen und ich habe mit ihm gelitten, mich über das teils grausame Verhalten der anderen gewundert und geärgert. Die Andersartigkeit von Martin wird unglaublich liebevoll und detailliert geschildert und aufgearbeitet und dadurch wird die Geschichte zu einer ganz besonderen, die es sich absolut zu lesen lohnt - wenn man sich auf die sicher nicht ganz einfache Thematik und Stimmung des Buches einlassen will.