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mimitatis_buecherkiste
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Krefeld

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Insgesamt 532 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


ausgezeichnet

Bei dem Brand in einem Einfamilienhaus stirbt ein junger Mann, kurz danach ist klar, dass es Brandstiftung gewesen ist. Im Zuge der Ermittlungen findet Kommissarin Elma heraus, dass das Opfer anscheinend nicht ganz so unschuldig war, wie es den Anschein hat, warum sonst hätte er kurz vor seinem Tod online danach gesucht haben, wie man eine Leiche verschwinden lassen kann. Die Wahrheit aber lässt nicht lange auf sich warten.

Das vorliegende Buch ist der dritte Band der Reihe mit Kommissarin Elma rund um die Kleinstadt Akranes in Island. Die ersten beiden Bücher muss man nicht zwingend gelesen haben, um der Geschichte zu folgen, zum besseren Verständnis allerdings würde ich dazu raten, denn das Privatleben von Elma, ihrer Familie sowie den Kolleginnen und Kollegen wird zu ausführlich thematisiert, um unwichtig zu sein. Hinzu kommt, dass vergangene Begebenheiten erzählt und Dinge verraten werden, die im ersten Teil zur Spannung beigetragen haben. Die Gefahr von Spoilern ist dadurch sehr hoch.

Im dritten Teil der Reihe blieb die Autorin ihrem Erzählstil treu; verschiedene Stränge liefen lange nebeneinander, es dauerte lange, bis sich ein klares Bild ergab. Die Ermittlung nahm bald eine ungewöhnliche Wendung, als eine neue Komponente hinzukam, die dazu führte, dass plötzlich alles erneut rätselhaft erschien. Im zweiten Teil dann ließ die Geschichte einen Einblick in zurückliegende Ereignisse zu, was wesentlich zur Klärung beigetragen hat. Vieles, das bisher unklar war, ergab nun endlich einen Sinn. Ich war erstaunt und fand es beeindruckend, wie gut die einzelnen Aspekte zusammenpassten, jede Einzelheit wurde berücksichtigt und vervollständigte das Bild. Obwohl es unausweichlich war, welche Richtung die Geschichte nahm, war ich überrascht über den Ausgang, denn die Auflösung kam zwar nicht unerwartet, war an Tragik aber nicht zu überbieten. Dramatische Ereignisse folgten, zum Ende hin wurde es noch einmal turbulent und was dann geschah, ging mir unglaublich nah. Dieses Ende hätte ich nicht erwartet, das war nun wirklich ein Abschluss, der es in sich hatte. Nun bleibt mir nur, darauf zu warten, dass der nächste Teil der Reihe baldmöglichst übersetzt wird, damit ich erfahre, wie es mit Elma weitergeht. Ich freue mich darauf!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2024
Wir werden jung sein
Leo, Maxim

Wir werden jung sein


ausgezeichnet

Vier Teilnehmer einer Medikamentenstudie an der Berliner Charité, deren Ziel es war, chronische Herzmuskelschwächen zu heilen, sind plötzlich nicht bloß gesund, sondern verjüngt. Und nicht nur das, sie werden unaufhaltsam immer jünger, was den zuständigen Professor vor eine große Aufgabe stellt, da sich unvorhersehbare Komplikationen einstellen, die es zu stoppen gilt. Gleichzeitig ist die Welt elektrisiert, denn wäre es nicht ein unvorstellbares Glück, für immer jung zu sein?

Durch den angenehmen Schreibstil war ich fast sofort im Buch angekommen, die ersten Kapitel stellten die vier Teilnehmer der Medikamentenstudie sowie ihre Besonderheiten vor, die Sicht des zuständigen Mediziners und eines Mitglieds des Deutschen Ethikrates vervollständigten das Bild. Zu Beginn war ich unsicher, ob mir die vielen wissenschaftlichen Erklärungen nicht zu viel werden würden, aber meine Bedenken waren unbegründet, weil der Autor eine tolle Art hat, die kompliziertesten Vorgänge gut zu erklären. Nicht dass ich mir anmaßen würde, zu behaupten, ich hätte auch nur annähernd verstanden, wie das Verfahren funktioniert, aber ich konnte es mir gut vorstellen. Erstaunlicherweise ist die Fiktion gar nicht mehr so fiktiv, wenn man sich in der Realität über den heutigen Stand der Forschung informiert. Ich weiß noch nicht, ob ich erfreut oder erschrocken darüber bin, wo die Reise hingeht.

Mir gefiel das vorliegende Buch sehr, besonders positiv ist mir aufgefallen, dass Maxim Leo Fragen aufwarf, die mir im Zusammenhang mit einem verjüngenden Medikament nicht eingefallen, geschweige denn überhaupt in den Sinn gekommen wären; beispielsweise gibt es neben Fragen der Ethik und der Moral natürlich die wichtige Frage, wie wir das Problem des Platzmangels lösen würden, wenn die Menschen immer älter oder in Zukunft gegebenenfalls gar nicht mehr sterben würden. Manche Szenarien bekomme ich da wohl nie mehr aus meinem Kopf!

Der weitere Verlauf der Geschichte war spannend und überraschend, eine kriminelle Episode inklusive. Hervorheben möchte ich den feinen Humor, der nie in die Lächerlichkeit abrutschte, was ich als wohltuend empfand. Das Ende war schlüssig und ließ mich zufrieden zurück. Das war ein tolles Leseerlebnis, gerne empfehle ich das Buch weiter.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2024
Camus muss sterben
Catelli, Giovanni

Camus muss sterben


weniger gut

Der französische Schriftsteller, Philosoph und Kritiker Albert Camus starb am 04. Januar 1960 bei einem Autounfall. Der italienische Schriftsteller und Dichter Giovanni Catelli widmet sich diesem tragischen Ereignis und will Beweise dafür gefunden haben, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern einen gezielten Anschlag gehandelt hat.

Der Verlag wirbt für das vorliegende Buch und verspricht eine hochspannende Mischung aus Investigativ-Roman und Spionagethriller, was mich im Zusammenhang mit dem tollen Cover sehr neugierig gemacht hat. Bereits nach wenigen Seiten jedoch bin ernüchtert und überrascht, weil nicht nur die versprochene Spannung, sondern auch Beweise für die gewagte These gänzlich fehlen. Die Vermutungen und Annahmen halten einer näheren Überprüfung leider nicht stand.

„Es sind entscheidende Spuren, die eine kalte und minutiöse Präzision erkennen lassen, die reich an Details sind und in Verbindung mit unbestreitbaren Fakten und Daten stehen.“ (Seite 16)

Der Autor kaut wiederholt den Unfall durch, erstellt eine Chronologie der Ereignisse und hängt sich an Einzelheiten fest, die nicht nur uninteressant, sondern fast absurd sind, denn es mag wichtig gewesen sein, wer im Wagen wo gesessen hat, was die beteiligten Personen aber zum Frühstück gegessen oder im späteren Verlauf zum Mittagessen getrunken haben, kann für die späteren Ereignisse nun wirklich nicht von Bedeutung sein. Auch die Anzahl der anscheinend zahlreichen Geliebten von Camus und dessen Nachrichten an diese vor der verhängnisvollen Fahrt ist meiner Meinung nach in diesem Zusammenhang irrelevant. Die politischen Vorkommnisse dagegenzustellen hilft ebenfalls nicht weiter, denn natürlich kann man einen Verdacht dadurch erhärten, dass man Tatsachen so lange verdreht, bis sie zur Theorie passen. Wahrer werden diese dadurch aber nun mal nicht.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass es zwar keine Zeitverschwendung war, dieses Buch zu lesen, bereichernd war es allerdings auch nicht. Schade.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.03.2024
Die Hungrigen
Insolia, Mattia

Die Hungrigen


ausgezeichnet

Die zwei Brüder Paolo und Antonio leben zusammen im elterlichen Haus; der ältere Paolo arbeitet auf der Baustelle und trägt zum Unterhalt bei, der jüngere Antonio ist ziellos und sucht noch nach dem Lebenssinn. In der süditalienischen Kleinstadt ist kaum etwas los, die Armut ist überall zu spüren, da kommt man schon auf seltsame Gedanken, dabei wollen beide nur eines; glücklich sein.

„Sie hätten gern miteinander gesprochen. Beide. Aber das Schweigen, zu dem sie sich gegenseitig erzogen hatten, war ihnen so zur Gewohnheit geworden, dass sie nicht gewusst hätten, wo sie überhaupt anfangen sollten. Sie blickten sich an, Paolo nahm den Kopf seines Bruders in die Hände und gab ihm ein paar Klapse auf die Wange. Das reichte schon.“ (Seite 97)

Das erste Kapitel fing mit einer Tragödie an, dramatische Szenen entstanden vor meinen Augen und lediglich eine Kleinigkeit ließ der Autor weg, um einen Weg zu ebnen für das, was danach kam. Der Sprung in die Vergangenheit, zwei Monate waren es genau, skizzierte das Leben der Brüder, verriet Werdegang und Grund für die Situation, in der beide sich befanden zu Beginn der Geschichte. Ich schwankte zwischen Entsetzen und Abscheu, suchte in meinem Inneren nach Mitleid, kam aber an meine Grenzen, je mehr ich erfuhr, war empört, angewidert, aber oft einfach nur traurig über die Zustände, die geschildert wurden. Natürlich gab es Stellen, die mich berührten, besonders als ich verstand, was die Brüder zu dem gemacht hat, der sie geworden sind. Aber immer, wenn sich mein Mitgefühl regte, geschah etwas, das alles zerbrechen ließ, die Scherben schnitten in mein Herz und schon war es weg, dieses Gefühl, das nur kurz aufgeblüht ist.

„Wie ein Grashalm beugte er sich in die Richtung, in die der stärkste Wind wehte. Mit Gefühlen konnte er nicht umgehen. Er ließ sich von den Befehlen derjenigen Menschen formen, die ihm nahestanden. Antonio lebte für die anderen, und so starb er jeden Tag.“ (Seite 51)

Vieles ereignete sich in den zwei Monaten, schlimme Dinge geschahen und einiges davon war so entsetzlich, es ergab einfach keinen Sinn. Ich spürte die Hoffnung und die Traurigkeit, verstand die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Ich hätte beiden gewünscht, dass es anders endet und wusste doch, dass dieser Wunsch sinnlos ist und einer Utopie gleich erlöscht, denn so funktioniert das Leben nicht. Aber trotzdem.

Eine Warnung will und muss ich aussprechen, denn eine Stelle im Buch könnte, wie für mich, schwer zu ertragen sein, es handelt sich um abscheuliche Tierquälerei, die der Autor leider nicht der Phantasie der Leserschaft überlassen, sondern in Einzelheiten geschildert hat. Obwohl es wichtig war für den Gesamtzusammenhang, hätte ich es mir anders gewünscht.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass dieses Debüt mir einiges abverlangt hat, ich aber froh und glücklich darüber bin, durch Zufall auf dieses Buch gestoßen zu sein, und glaube, dass da noch Größeres entstehen wird; ich freue mich sehr darauf. Große Leseempfehlung für dieses Highlight!

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2024
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


ausgezeichnet

Als in der beschaulichen Kleinstadt Ballantyne ein Jugendlicher verschwindet, gerät dessen Freund Richard unter Verdacht, etwas damit zu tun zu haben, was er bestreitet, allerdings gibt es so viele Widersprüche in seiner Aussage, dass ihm niemand glaubt. Richard versucht auf eigene Faust, das Verschwinden seines Freundes aufzuklären und kommt dabei dem berühmt-berüchtigten Nachthaus zu nahe, was fürchterliche Konsequenzen nach sich zieht.

Dieses Buch entpuppte sich als etwas ganz anderes, als ich erwartet hätte, ich habe nach der Lektüre immer noch ein verstörtes, wahrscheinlich leicht debil wirkendes Lächeln im Gesicht. Der Mix aus Gruselgeschichte, Horrorstory und Drama, den ich Stephen King zuordnen würde, wüsste ich es nicht besser, zog mich fast unmittelbar in seinen Bann, ich war bereits nach wenigen Seiten belustigt, entgeistert sowie leicht angewidert, dabei aber auch sehr gespannt, wo das Ganze hinführen würde. Es folgte ein abgefahrener Roadtrip, der immer bizarrer wurde, ich konnte kaum glauben, was ich da las, als eine Wendung kam, die mich verblüfft innehalten ließ. War ich verrückt oder der Autor, war seine Buchfigur ein Blender, der mich in die Irre führte und dort willkommen hieß? Gerade als ich mich entspannt zurücklehnte und die Situation akzeptierte, ging es wieder los. Der folgende Twist gab mir dann den Rest, ich habe nicht schlecht gestaunt über den Einfallsreichtum und war fast schon traurig, als das Ende kam. So geht Unterhaltung, das war einfach großartig! Besuch das Nachthaus, wenn du dich traust. Aber Vorsicht, du tust es auf eigene Gefahr!

10 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2024
Der ehrliche Finder
Spit, Lize

Der ehrliche Finder


ausgezeichnet

Tristan und Jimmy sind beste Freunde, seit der ältere Tristan vor einem Jahr mit seiner Familie im Dorf angekommen und in Jimmys Klasse gelandet ist. Die albanische Großfamilie ist vor dem Kosovo-Krieg geflohen und sucht in Belgien Asyl. Als ein behördlicher Bescheid erlassen wird, schmieden die Freunde einen Plan, der dafür sorgen soll, dass alles bleibt, wie es ist. Eine verhängnisvolle Entscheidung.

„Die schlimmen Einzelheiten über den Krieg und welche schwierigen Dinge Tristan vor seiner Ankunft in Belgien durchgemacht hatte, kamen erst spät und bruchstückhaft heraus. Jimmy hatte ein kleines Buch angelegt, mit dem Titel Tristans Krieg, in dem er, möglichst chronologisch, aufschrieb, was er darüber erfuhr.“ (Seite 39)

Dieses schmale Buch lässt mich erschüttert zurück, auf wenigen Seiten erzählte die Autorin eine tragische Geschichte, die inspiriert ist von tatsächlichen Ereignissen aus den Jahren 1998 und 1999. Aus der kindlichen Sicht von Jimmy empfand ich die Erzählung umso authentischer und eindringlicher, als geschähe dies aus einer erwachsenen Perspektive. Anfangs konnte ich mit dem Hobby von Jimmy nichts anfangen, er erzählte permanent von seiner Leidenschaft für Flippos, die er sammelt und in Alben klebt. Eine kurze Recherche ergab, dass es sich um Plastik- oder Pappscheiben handelt, die Ende der 1990er Jahre als Gratisprämie einer bestimmten Sorte Chips beigelegt wurden und auf denen Zeichentrickfiguren und Charaktere aus den Looney Tunes-Cartoons abgebildet waren. Das Sammeln und Tauschen dieser Scheiben erfreute sich besonders bei Kindern im Grundschulalter großer Beliebtheit.

Neben seiner Begeisterung von Flippos war Tristan die wichtigste Person für Jimmy, gerne hätte er das Hobby mit dem Freund geteilt, der aber lebte gefühlsmäßig mehr in seiner eigenen Welt, was den Erfahrungen der Familie bei der Flucht vor dem Krieg geschuldet war. Das Ausmaß der Nachwirkungen wäre für Erwachsene kaum zu begreifen, dass ein Kind dies nicht versteht, wurde im Buch glaubwürdig dargestellt. Der weitere Verlauf der Story war herzzerreißend, ich war entsetzt, als ich verstand, was in Planung war. Unfähig einzugreifen, konnte ich nur ohnmächtig zuschauen, was geschah. Das Ende habe ich so nicht erwartet, es berührte mich sehr. Mit Tränen in den Augen klappte ich das Buch zu und ließ das Geschehene auf mich wirken. Glück und Unglück liegen so nah beieinander. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!

13 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2024
Der Mentor
Diel, Svenja

Der Mentor


ausgezeichnet

Zwei tote Frauen werden im Wald aufgefunden, im Nacken die römischen Zahlen I und III eingeritzt. Von einer Leiche mit der Nummer II fehlt jede Spur, in der Nähe jedoch entdecken die Ermittler eine nackte Frau mit dem Kopf Richtung Boden, deren ausgebreitete Hände mit Seilen am Baumstamm befestigt sind, im Nacken eine eingeritzte IV. Es wird eine Sondereinheit gebildet, die Hilfe von der LKA München erhält, denn allen ist klar, dass dies nur der Anfang ist. Mit Hochdruck wird nach der vermissten Frau gesucht, die nummeriert wurde, da tauchen Hinweise auf, dass diese gesehen worden ist.

„Sein Verstand sagte ihm, dass er sich abwenden sollte, aber er konnte nicht. Weit über ihren Köpfen auf mindestens vier Metern Höhe schwebte eine weitere Leiche, eine Frau.“ (Seite 31)

Bereits nach den ersten Sätzen bin ich begeistert von dem Schreibstil, weiß nach wenigen Seiten, dass dieser Thriller gut werden wird. Der ständige Wechsel der Perspektive und die unterschiedlich langen Kapitel führen dazu, dass ich durch das Buch fliege, als gäbe es keinen Morgen mehr. Fast sofort geht die Geschichte fulminant los und es folgen viele Stellen, die blutig und brutal gestaltet sind, dabei gibt es allerdings nicht zu viele reißerische Ausführungen, die Gemetzel stehen nicht im Mittelpunkt. Die Spannung wird nicht weniger, als die Sicht der Täterpersonen geschildert wird, ohne einen Hinweis darauf, wer diese tatsächlich sind. Natürlich gibt es Verdächtige, aber die Autorin versteht es meisterhaft, die Hinweise so zu platzieren, dass ich mit den meisten Spuren nicht nur nichts anfangen kann, sondern im Gegenteil auf falsche Fährten reingefallen bin.

Dies war ein großartiger Thriller, der mir spannende Lesestunden beschert hat, lediglich bei der Auflösung fehlte mir ein wenig der Sinn. Hier hätte ich mir schlüssigere Erklärungen gewünscht, dies ist aber der einzige Kritikpunkt. Ansonsten gibt es nichts zu meckern, gerne empfehle ich das Buch weiter und freue mich auf weitere Werke von Svenja Diel.

16 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2024
Nebel über der Uckermark
Brandes, Richard

Nebel über der Uckermark


sehr gut

Kriminalhauptkommissarin Carla Stach feiert in der Gaststätte Seeblick ihren sechzigsten Geburtstag, als die Wirtin Maria Lange ihr zur späten Stunde von einem Traum erzählt, in dem sie den Mord an einer jungen Frau vorhergesehen haben will. Als kurz darauf eine Frau als vermisst gemeldet wird, auf die diese Beschreibung passt, ist Carla mehr als skeptisch, was sich kurz darauf in Misstrauen wandelt, als die Wirtin behauptet, dass Carla selbst in Gefahr geraten würde, sollte sie den Fall nicht ihren Kollegen überlassen.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den dritten Teil der Reihe mit Carla Stach. Das Privatleben von Carla sowie ihren Kolleginnen und Kollegen spielt zwar eine Rolle, allerdings werden die wichtigsten Einzelheiten im Buch wiederholt, sodass es überhaupt kein Problem sein sollte, jeden Band unabhängig voneinander zu lesen, wenn man nicht von vorne beginnen möchte. Erinnern konnte auch ich mich nicht an alle Details, im folgenden Verlauf jedoch kam die ein oder andere Erinnerung von selbst zurück; ich hatte wirklich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, außen vor zu sein.

Zu Beginn war ich sehr skeptisch, weil die Thematik im Buch eine ist, die mich ein Buch eher zur Seite legen, als es zur Hand nehmen lässt. Hellseherei, Wahrsagerei, Astrologie und Esoterik sind zwar alles Themen, über die man sicherlich diskutieren und auch streiten könnte, ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, dass diese in einen Kriminalroman passen, der sich unter anderem um Bandenkriminalität dreht. So sehr kann man sich irren, denn nicht nur passte alles wunderbar zusammen, sondern der Autor schaffte es ebenfalls, den Fall zu meiner Zufriedenheit zu lösen und alle meine offenen Fragen zu beantworten. Hierbei gab es zwar die ein oder andere Stelle, an der ich die Augen verdrehen musste, aber mein Unglaube soll nicht Gegenstand dieser Rezension sein.

Besonders aufgefallen ist mir übrigens, dass der Autor viele Berufe mit Frauen besetzt hat, und zwar in einem Maße, das zwar wünschenswert, aber für mich leider etwas übertrieben und dadurch unrealistisch wirkte. Hier hätte ich mir ein gesundes Mittelmaß gewünscht. Dies ist aber Jammern auf hohem Niveau, denn zusammenfassend kann ich sagen, dass ich trotz des für mich ungewohnten Themas sehr gut unterhalten wurde und mich bereits jetzt auf weitere Fälle mit der sympathischen Carla Stach freue!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2024
Hallo, du Schöne
Napolitano, Ann

Hallo, du Schöne


ausgezeichnet

William Waters hatte keine schöne Kindheit, überlebt und hinter sich gebracht hat er diese, weil er auf dem Basketballplatz Freunde gewonnen sowie Gemeinschaft, Zusammenhalt und Zugehörigkeit kennengelernt hat. Als er Julia Padavano begegnet und sich in sie verliebt, wird er Teil ihrer Familie, besonders Julias drei Schwestern nehmen William mit offenen Armen auf. Die Vergangenheit lässt William aber nicht los, seine Traurigkeit und die düsteren Gefühle beeinflussen seine Ehe und werfen Schatten auf das junge Glück, sodass alle unaufhaltsam auf eine Katastrophe zusteuern, nach der nichts mehr sein wird, wie es vorher war.

„William dachte, dass seine Verlobte mit dem Taktstock eines Dirigenten durch die Welt ging, während Sylvie ein Buch mit sich trug und Cecelia einen Pinsel. Emeline dagegen hatte die Hände frei, um helfen oder das Kind einer Nachbarin nehmen und trösten zu können. Immer wenn sie William seit seiner Verletzung sah, fragte sie, ob sie etwas für ihn tragen oder ihm eine Tür aufhalten könne.“ (Seite 69)

Aus drei Perspektiven wird die Geschichte von William, den vier Schwestern und anderen Familienmitgliedern erzählt. Mir war zunächst nicht klar, warum die Autorin ausgerechnet diese drei Personen ausgewählt hat, aber bereits früh hatte ich einen Verdacht, wie es dazu kommen konnte, der sich dann auch bestätigt hat. Warmherzig und mit einer wunderbaren Sprache hat Ann Napolitano die Jahrzehnte umfassende Lebensgeschichte von William und der Padavano-Familie erzählt, die Jahre flossen nur so dahin, kleine und große Sorgen kamen und gingen, ein schicksalhafter Tag veränderte alles und eine neue Zeitrechnung begann. Ich habe mitgefiebert und mitgelitten, habe gelacht, geschmunzelt und an vielen Stellen geweint. Die Entscheidungen mancher Figur trieben mich auf die Palme, ich war verzweifelt und wütend, fragte mich, was richtig gewesen wäre. Nie hatte ich die Hoffnung aufgegeben, deswegen war ich erschüttert, als plötzlich etwas geschah, das so unglaublich schwer zu ertragen war. So viel Schmerz und Kummer, Trauer und Liebe war fast zu viel für mich und lediglich die Aussicht darauf, dass daraus etwas Gutes entstehen könnte, ließ mich durchhalten.

„Williams Herzschlag verlangsamte sich zu einem Murmeln in seiner Brust, und er musste auf eine seltsame Art atmen, um nicht in Tränen auszubrechen. Es überraschte ihn, wie sehr es ihn traf, etwas schien in ihm zerbrochen zu sein.“ (Seite 64)

So schwer ich es fand, die letzten Seiten zu lesen, so tröstlich war es, dass Ann Napolitano ein Ende schuf, das der Geschichte würdig war. Ein großartiger Roman über Familie, Freunde, Zusammenhalt und Liebe, der mir emotional einiges abverlangt hat, aber auch wunderbar unterhaltsam gewesen ist. Mit einem guten Gefühl klappte ich das Buch zu und träume davon, wie es weitergehen könnte, denn die Geschichte von William und den Padavano-Schwestern ist für mich noch lange nicht auserzählt. Manchmal werden Träume wahr.

20 von 20 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


ausgezeichnet

Valerie und ihre Mutter Christina haben keine einfache Beziehung, was unter anderem an der schwierigen Kinder- und Teenagerzeit von Valerie liegt. Diesen sprichwörtlichen Schuh zieht Christina sich nicht an, schließlich hat sie alles Menschenmögliche getan, damit es Valerie gutgeht, wenn auch nicht auf alles für ihr Kind verzichtet, denn sie wollte es besser machen und haben, als ihre eigene Mutter es hatte. So ist es kein Wunder, dass auch die erschütternde Krebsdiagnose von Christina die beiden Frauen nicht zusammenbringt, denn für die eine ist es eine Pflicht, für die andere ein Muss.

Anfangs tat ich mich schwer damit, die Personen im Buch auseinanderzuhalten, denn die Rückblenden in die Vergangenheit, in denen ich Mütter und Väter sowie die Großeltern von Valeries Eltern kennenlernen durfte, erforderten meine Konzentration und erlaubten es nicht, unaufmerksam zu sein. Diese Rückblicke waren wichtig, um zu verstehen, wie und warum jeder einzelne von ihnen geformt und zu dem Menschen geworden ist, der letztendlich in der Gegenwart der Geschichte vorgestellt wird. Da wurde der erste Weltkrieg erlebt, der zweite überlebt, für Rechte gekämpft, verloren, Widerstand geleistet und erneut versucht, dagegenzuhalten. Die Ohnmacht der Frauen, ihr Bestreben danach, ein gutes Leben zu leben, ohne ihre Persönlichkeit aufgeben zu müssen, wenn die Kinder erstmal da sind, ihre Verzweiflung, ihre Traurigkeit und ihre Wut. Das sich Einrichten in ihrer Welt, das Ertragen und Wegducken, die Aufgabe, die Hingabe und die Pflichten der Mutterschaft; all dies wurde mir aufgezeigt und oft war ich empört, mitfühlend, traurig, lachend, mitleidig oder wütend über Situationen, die mir erschienen wie Geschichten aus einer anderen Welt. Wie verwoben alles miteinander war, wie tragisch, wenn über mehrere Generationen hinaus etwas weitergetragen wird, das sich irgendwann entlädt und mit einer Wucht freigelassen wird, die alles übertrifft.

Dieses Buch war traurig und schön, es hat mir die Last und die Bürde der Mutterschaft, aber auch ihre Hingabe und Schönheit, die Hoffnung und Liebe vor die Augen geführt. Jede der Frauen hatte recht und lag gleichzeitig falsch, ich konnte sie verstehen, waren sie doch beide das Ergebnis ihrer Kindheit und das Produkt ihrer Zeit. Mit Sympathie hat das nichts zu tun, aber mit dem Menschsein. Eine wunderbare Geschichte über die Macht der Familie. Ein großartiges Debüt, das mir Lust auf weitere Werke von der Autorin macht. Lesenswert!

18 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.