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duenefi
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Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2021
Als wir uns die Welt versprachen
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


ausgezeichnet

Anrührend mit einem feinsinnigen Humor - eine wunderbare Geschichte über Freundschaft

"Als wir uns die Welt versprachen" von Romina Casagrande ist im März 2021 als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag mit 480 Seiten beim Verlag Fischer Krüger erschienen.

Romina Casagrande hat hier eine anrührende und ganz wunderbare Geschichte erzählt über Freundschaft, Respekt und Entschlossenheit und entführt dabei den Leser auf eine Zeitreise ...

Mit 10 Jahren wurde Edna ein Schwabenkind - von den Eltern an einen Bergbauern verkauft. Sie musste hart arbeiten, um ihre Familie zu unterstützen. Dabei lernte sie Jacob kennen, der ihr bester Freund wurde. Der zweite Weltkrieg riss die beiden Kinder auseinander.
Nun ist Edna knapp 90 Jahre alt und sie soll in ihrem Heimatort in Südtirol in eine Seniorenresidenz, da sie sich nicht mehr optimal alleine versorgen kann.
Da entdeckt sie beim Durchblättern ihrer wöchentlichen Zeitschrift plötzlich ein Foto von Jacob und weiß nun, was zu tun ist. Spontan beschließt Edna, sich mit ihrem Papagei Emil zusammen aufzumachen und den Weg über die Alpen noch einmal anzutreten, um Jacob zu besuchen und ein Versprechen einzulösen, das sie ihm seinerzeit gab.

Edna tritt einen langen und beschwerlichen Weg an, weite Teile ihrer Reise legt sie zu Fuß zurück und dabei trifft sie viele Menschen und macht unterwegs zugleich in ihren Gedanken eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Die Autorin hat einen lockeren Schreibstil, der das oft schwere Thema mit einer positiven Leichtigkeit herüberbringt, wenngleich es natürlich sehr bewegt und nachdenklich macht.
Darüberhinaus hat sie in Edna einen so besonderen Charakter mit einer tollen Lebenseinstellung und einem unkomplizierten Wesen geschaffen, die Dinge lieber spontan anpackt, anstatt nur zu grübeln, dass es auch ganz viele komische Momente und einen überaus feinsinnigen Humor gibt.

Auch die übrigen Protagonisten und natürlich Emil sind mir während des Lesens regelrecht ans Herz gewachsen und die Geschichte hätte ewig weitergehen können.

Natürlich ist es ein bißchen unrealistisch, dass jemand mit knapp 90 Jahren zu Fuß die Alpen überquert, aber genau das macht doch irgendwie das Augenzwinkern des Plots aus...hiermit hat Romina Casagrande ein tolles Denkmal an Respekt, Freundschaft, Vertrauen und Willenskraft gesetzt und aufgezeigt, dass im Leben vieles gelingt, wenn man den Mut hat viel zu probieren, immer weiterzumachen und sich auf andere einzulassen.

Eine richtig tolle Geschichte, absolut lesenswert !!

Bewertung vom 22.02.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


sehr gut

Schwedisch-amerikanischer Krimi - spannend mit zwischenzeitlichen Längen ...

"Der andere Sohn" von Peter Mohlin & Peter Nyström ist als Hardcover mit 528 Seiten im Februar 2021 bei Harper Collins Germany erschienen.

Es handelt sich hier um den ersten Band der Karlstad-Reihe, den das Autorenduo hier abgeliefert hat. Die beiden, ein Journalist und ein Drehbuchautor / Regisseur, sind beste Freund und haben bereits als Kinder zusammen geschrieben.

Mit "Der andere Sohn" ist ihnen ein spannender und überzeugender Krimi gelungen, der allerdings zwischendurch ein paar Längen aufweist - dafür gibt es gegen Ende einige Wendungen und einen spannenden Showdown, wenngleich die Auflösung nicht so sehr überrascht.

FBI-Agent John Adderley braucht nach einem Undercover-Einsatz, der mißglückte und für ihn und seinen Kollegen mit lebensgefährlichen Verletzungen endete, eine neue Identität. Er kann sich aussuchen, wo er sein Leben weiterführen will, und geht nach Schweden, zurück in seine Heimatstadt Karlstad. Dort leben seine Mutter, die ihn um Hilfe gebeten hat für seinen Halbbruder Billy, der eines Mordes in einem Cold Case verdächtigt wird. Das wird nun gerade wieder aktuell, und Billy beteuert seine Unschuld.
John bringt allerdings damit nicht nur sich selbst inGefahr, denn es ist ja nicht so schwierig zu vermuten, dass seine Widersacher zuallererst in seinem familiären Umfeld nach Hinweisen auf ihn suchen würden...

Der Schreibstil des Autorenduos hat mir an sich gut gefallen, das Geschehen wechselt zunächst zwischen 2 Zeitebenen (2009 und 2019) - nach Teil 1 spielt es dann nur noch in 2019 - und das ganze Buch über zwischen der Erzählperspektive von John und der von Heimer, dem Vater der Vermissten Emelie.
Allerdings hätte der Plot noch etwas gestrafft werden können, denn zwischendurch gibt es einige Längen,die den Spannungsbogen ein wenig gestört haben.

Die Charaktere sind detailliert und authentisch ausgerbeitet, allen voran John, der etwas arrogante und insgesamt ziemlich unsympathische John, der sich für etwas Besseres hält...er ist ja quasi der amerikanische Super-Bulle, der nun in die schwedische Provinz kam... Auch seine Mutter und sein Halbbruder kommen nicht sonderlich sympathisch herüber, beide bleiben allerdings etwas verschwommen.
Umso mehr fühlt man sich dadurch zu Heimer, dem Vater von Emelie, hingezogen bzw. sympathisiert mit ihm und seiner Frau.

Kennt Ihr das, wenn ein Buch zwar flüssig zu lesen ist und auch durchaus spannend, aber irgendwie wird man trotzdem mit dem Schreibstil nicht so ganz warm, zwischendurch zieht e sich etwas und auch die Protagonisten wachsen einem nicht ans Herz?! So einen Krimi habe ich mit "Der andere Sohn" vorgefunden, aber trotzdem war es auf keinen Fall ein schlechtes Buch!

Am Ende bleiben einige Fragen offen, was nicht überrascht, da es ja ein Mehrteiler werden soll.

Ein nicht ganz typischer, schwedisch-amerikanischer Cold Case!

Bewertung vom 11.02.2021
Könnt ihr mal das Segel aus der Sonne nehmen?
Erdmann, Johannes

Könnt ihr mal das Segel aus der Sonne nehmen?


sehr gut

Von Touristen und Seebären - witzige und schräge Anekdoten eines Charterskippers

"Könnt Ihr mal das Segel aus der Sonne nehmen?" von Johannes Erdmann ist im Januar 2021 als Taschenbuch mit 224 Seiten beim Verlag Delius Klasing erschienen.
Darin erzählt Skipper Johannes Erdmann, in nicht-touristischen Zeiten des Jahres Segelredakteur, von seinen vielfältigen Erfahrungen mit Touristen, die seinen Katamaran für eine Reise durch die Bahamas gechartert haben.
Er ist der Kapitän, seine Frau Cati steht ihm stets zur Seite - und gemeinsam sind sie für diejenigen da, die sich auf ihrem Segler eingebucht haben.
Der Schreibstil des Autors ist informativ und ausgesprochen witzig, außerdem nimmt er auch die skurrilsten Erlebnisse stets mit Humor, wenngleich es bisweilen Galgenhumor ist ;o). Die Kapitel beginnen stets mit "Wir hatten mal einen Gast, der...", was mir sehr gefallen hat, denn so kann man mal hier, mal da ein Kapitel lesen, verliert nicht den Faden und findet seine Lieblingsstellen einfach im Inhaltsverzeichnis wieder.
Der Leser bekommt weitreichende und ehrliche Einblicke in das Dasein eines Charterskippers und somit selbständigen Unternehmers, Alleinunterhalters, Kochs und Mädchen für alles, der zwar Traumziele durchsegelt, aber es dennoch oft nicht leicht hat.
Passagiere jeglicher Couleur, schräge, witzige, ernste, und melancholische Momente prägen seinen Arbeitsalltag, dazu kommen die Wartung des Bootes, die Einkäufe, das Erfüllen von individuellen Sonderwünschen usw.
Ganz zu schweigen von quasi nicht vorhandener Privatsphäre - und wenn der Käpt´n dann noch in der Koje seine Mails abarbeitet, weil er keine andere Gelegenheit dazu hat, wird ihm unterstellt, verschlafen zu haben ;o)
Bei den herrlichen Beschreibungen der Locations kann man förmlich das Meer riechen und den Sandstrand zwischen den Zehen spüren, das macht definitiv Lust, das auch unbedingt mal auszuprobieren.
Ein wirklich tolles Buch, auch für Nicht-Segler, das von mir leider einen Punkt Abzug wegen seines Preises erhalten hat...

Bewertung vom 04.01.2021
Erinnerungen aus Glas
Dobson, Melanie

Erinnerungen aus Glas


ausgezeichnet

Ein äußerst authentischer, bewegender und absolut menschlicher Roman !

"Erinnerungen aus Glas" von Melanie Dobson ist als gebundene Ausgabe mit 368 Seiten im Verlag Francke Buch erschienen.
Die sehr bewegende Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten, wodurch sie absolut authentisch wird.
Niederlande, 1942: Die Jugendfreundinnen Josie und Eliese, die sich vor einiger Zeit aus den Augen verloren hatten, treffen einander durch Zufall in den Wirren des zweiten Weltkrieges und den Spuren der Nazis wieder.
Eliese arbeitet in einem Amsterdamer Theater, das zur Registrierungs- bzw. Sammelstelle für Juden umfunktioniert wurde, Josie gleich gegenüber im Kinderheim. Beide setzen sich mit aller Kraft dafür ein, dass die zurückgelassenen Kinder deportierter Juden überleben. Und dabei begeben sie sich selbst in größte Gefahr.
In einem zweiten Handlungsstrang, der 75 Jahre später spielt, entdeckt Ava ein streng gehütetes, schreckliches Familiengeheimnis - dabei spielen Geldgier und Koruption eine entscheidende Rolle...
Beim Lesen wusste man über längere Zeit nicht, wie die beiden Handlungsstränge sich zusammenfügen würden. Gerade die unterschiedlichen Zeiten und der damit einhergehende, jeweils sehr passende Schreibstil hat das Buch für mich besonders fesselnd gestaltet.
Die Charaktere wurden von Melanie Dobson detailliert herausgearbeitet und eindrucksvoll gezeichnet, so daß ich zu jeder Zeit mit Josie und Eliese mitgefiebert habe.
Ava fand ich anfangs etwas spröde und distanziert, dann allerdings hat auch sie mir sehr gut gefallen.
Die Autorin hat es super gemacht, gleichzeitig die Eindringlichkeit der damaligen Geschehnisse zu vermitteln und zugleich auf eine flüssige, leichte Art zu schreiben.
Es ist wirklich bewegend, nachzuvollziehen, was manche Menschen für andere zu tun bereit sind und zu welchen Erfolgen Menschlichkeit, Empathie und Zusammenhalt führen können.
Hier schlich sich das ein oder andere Tränchen in den Augenwinkel, da die Geschichte sehr emotional und voller schlimmer Vorkommnisse ist, aber in keiner Weise schwülstig oder etwa ermahnend, sondern eher schlicht und manchmal fast pragmatisch geschrieben wurde.
Von mir eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.11.2020
Dreck
Buford, Bill

Dreck


sehr gut

Dreck - ein ganz besonderes Buch über die französische Spitzenküche !

"Dreck" von Bill Buford ist als Hardcover mit 544 Seiten im Oktober 2020 bei Hanser erschienen.
Dass es sich nicht um ein gewöhnliches Kochbuch handelt, lässt bereits der provokante Titel vermuten.
Bill Buford hat in seinem (beruflichen) Leben bereits die unterschiedlichsten Dinge gemacht, und zwar jedesmal mit ganzem Herzen. Seine absolute Leidenschaft ist das Kochen, und so gibt er sein New Yorker Leben komplett auf und siedelt mit seiner Frau und den 3-jährigen Zwillingen um nach Lyon, Frankreich.
Dort verdingt er sich als Lehrling / Praktikant / Koch an mehreren bekannten Institutionen und der Leser bekommt einen offenen, detaillierten und spannenden Einblick in die französische Spitzenküche. Buford scheut sich weder vor niederen Arbeiten noch kapituliert er vor dem rauhen Ton und Gebaren in den Küchen der Haute Cuisine.
In sehr unterhaltsamer Weise wird hier schonungslos berichtet, was der Autor alles erlebt und ebenso geht er auf historische Hintergründe, Besonderheiten diverrser Lebensmittel usw. ein.
An einigen Stellen war die Erzählweise etwas zu ausführlich und bisweilen muss man auch erst den roten Faden wiederfinden, da Bill Buford sich in Erinnerungen verliert und dabei erzähltechnisch ein wenig hin und her hüpft.
Das tut dem Geschehen aber keinen großen Abbruch, das Lesen hat zwar etwas länger gedauert, da das kein Buch war, was ich an einem Stück gelesen habe, aber die Lektüre hat mir umso mehr beste Unterhaltung geliefert und wirklich hochinteressante Einblicke gewährt - das könnte ich mir großartig auch als Verfilmung vorstellen :o)

Bewertung vom 05.11.2020
Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1
Kodiak, Frank

Amissa. Die Verlorenen / Kantzius Bd.1


sehr gut

Sehr spannender und brisanter Aufkakt der Amissa-Trilogie!

"Amissa. Die Verlorenen" von Frank Kodiak ist im November 2020 als Taschenbuch mit 400 Seiten bei Droemer Knaur erschienen.

Der Thriller bildet den gelungenen Auftakt einer Trilogie, in dem die Privatdetektive Rica und Jan Kantzius in einem hochbrisanten Fall ermitteln.

Es geht hier um verschwundene junge Mädchen, die einem bestimmten Schema entsprechen und stets erst kürzlich einen Umzug hinter sich haben mit ihrer Familie. Die Spuren führen zur Hilfsorganisation "Amissa", bei der Rica Kantzius tätig ist und die nach vermissten Menschen sucht.

Das Ermittler-Ehepaar Rica und Jan ist ein super Team, sie sind beide sehr unterschiedlich und ergännzen sich dadurch vortrefflich, da sie verschiedene Herangehensweisen haben.
Auch die Vorgeschichte der Ehepartner könnte unterschiedlicher nicht sein - Jan, der Ex-Polizist mit den bisweilen fragwürdigen Ermittlungsmethoden und Rica, die ruhige und überlegt handelnde junge Frau aus der Karibik.

Frank Kodiak (übrigens ein Pseudonym des bekannten Thrillerautors Andreas Winkelmann) schreibt absolut fesselnd. Der Leser wird mitgenommen in einen äußerst bildhaften, detaillierten Plot, der durchaus heftige Szenen enthält und nichts für schwache Nerven ist.

Durch die wechselnden Erzählperspektiven und mehrere Handlungsstränge wird die Story erst nach und nach zu neinem Ganzen verwoben.
Der Spannungsbogen ist von Anfang an vorhanden und steigert sich kontinuierlich.

Wenn man nicht schon durch das Cover mit dem auffälligen großen "A" auf den Thriller neugierig geworden ist, sollten es die Thematikim Allgemeinen und der Klappentext im Besonderen definitiv schaffen.

Ein solider, superspannender Thriller, der Lust auf die nächsten Teile der Reihe macht.

Bewertung vom 09.10.2020
Die Stimme
Tremayne, S. K.

Die Stimme


ausgezeichnet

Totale Kontrolle - wenn die Technik lebendig wird...

"Die Stimme" von S.K. Tremayne ist im Oktober 2020 als Taschenbuch mit 400 Seiten bei Droemer Knaur erschienen.

Jo Ferguson, frisch geschieden, konnte fürs Erste bei ihrer Freundin Tabitha unterschlüpfen, die in einer luxuriösen Wohnung lebt.
Tabitha ist selten zu Hause, auch die mondäne Nachbarschaft ist meist auf Reisen etc. und Jo geniesst das Alleinsein und möchte erstmal zur Ruhe kommen - so lange, bis Electra zum ersten Mal ungefragt zu ihr spricht...

Electra, die immer da ist...sie macht das Licht an oder aus, regelt die Musik, gibt Auskünfte - und plötzlich tut sie noch viel viel mehr...sie kennt Jos Geheimnisse, weiss scheinbar alles Verborgene aus Jos Leben und macht sich absolut selbständig...ist es wirklich die Technik, die plötzlich mutiert oder hat Jo die Krankheit ihres Vaters geerbt und weiß nicht immer, was sie tut? Bildet sie sich alles nur ein? Wem kann sie noch trauen?

Der Autor inszeniert hier ein gruseliges Psychospiel, das beim Lesen an den Nerven zerrt und den Leser vor Spannung an den Nägeln kauen lässt.

Der Schreibstil ist total fesselnd, man leidet absolut mit Jo mit und spürt ihre Hilflosigkeit und wachsende Verzweiflung. Zumeist sind die Kapitel aus ihrer Sicht geschrieben, werden aber zwischendurch auch aus der Sicht anderer Protagonisten erzählt.

Die Spannung wird stetig gesteigert, es gibt unvorhergesehene Wendungen und auch das Ende kommt überraschend.
Das ganze Szenario wirkt umso bedrohlicher, weil es dem Leser bewusst macht, was die heutige Technik alles kann und wie sie zu den verschiedensten Zwecken natürlich auch missbraucht werden kann!

S.K. Tremayne präsentiert hier totale Kontrolle in Höchstform - unbedingt lesenswert!!

Bewertung vom 18.09.2020
Unter uns das Meer
Gaige, Amity

Unter uns das Meer


sehr gut

Eine intensive, aussergewöhnliche Reise - mit dem Segelboot über die Weiten der Meere...

"Unter uns das Meer" von Amity Gaige ist als Hardcover mit 384 Seiten im September 2020 beim Eichborn Verlag erschienen.

Das wunderschön illustrierte Cover zeigt eine Flutwelle ,aber es ist kein Boot zu sehen - ist das die Vorankündigung einer Tragödie?

Michael überrascht seine Frau Juliet eines Tages damit, dass er seinen großen Traum verwirklichen möchte - ein Jahr lang mit einer Segelyacht auf dem Meer in der Karibik verbringen. Mit ihr und den beiden Kindern, Sybil (7) und George (2 1/2)! Juliet lehnt erst kategorisch ab, lässt sich dann aber doch überzeugen. Obwohl sie beide nicht wirklich segeln können.
In der Ehe kriselt es, Juliet kommt mit Ihrer Dissertation nicht weiter und sie leidet an einer beginnenden Depression - ist der Segeltörn die Lösung für ihrer beider Probleme oder wird es auf engstem Raum eher brisant?!

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive erzählt, aber doch immer abwechselnd aus der Sicht von Juliet "Nachher" und der von Michael "Währenddessen", jeweils gespickt mit Erinnerungen, Überlegungen und Gedankenspielen.

Juliet leidet scheinbar schon vor der Segeltour an Depressionen, die sie zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht erkennen will.
Aus ihrer Sicht erfährt man, wie es zu der Reise kam und wie sich die Situation am Anfang der Reise darstellt. Michael führt das Logbuch während der Reise mit Anmerkungen zur Vergangenheit.

Der Schreibstil von Amity Gaige ist toll und hat mich gefesselt und berührt, obwohl er ruhig ist und die Handlung, auch als sie dramatisch wird, mit Bedacht präsentiert.

Die Natur wird eindrucksvoll und authentisch geschildert.
Für die Kinder ist die Reise ein großes Abenteuer, besonders natürlich die Begegnungen mit Einheimischen und anderen Reisenden bei Landgängen usw., für die Erwachsenen zusätzlich eine Suche nach sich selbst und ihrer weiteren Zukunft.

Ich empfand es als sehr spannend, wie die Sicht- und Erzählweisen der Eheleute aufeinander zusteuern und wie insgesamt alles aus den unterschiedlichen Perspektiven der Beiden dargestellt wird...

Mein Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch und eine Reise mit Tiefgang!

Bewertung vom 14.09.2020
Kalmann
Schmidt, Joachim B.

Kalmann


ausgezeichnet

Kalmann - der ganz besondere Sheriff von Raufarhöfn...

"Kalmann" von Joachim B. Schmidt ist im August 2020 bei Diogenes erschienen.

Der Autor, ein Schweizer, lebt seit einigen Jahren selbst in Island und schildert in seinem Buch die Umgebung vortrefflich und authentisch.

Kalmann Odinsson ist der Hauptprotagonist des Buches. Die Erzählung erfolgt aus der Ich-Perspektive und die ist hier ganz besonders.
Kalmann ist nämlich etwas anders als die meisten...er hat das Down-Syndrom und daher wirkt er deutlich jünger als er ist (34 Jahre alt).
Seit sein Großvater verstarb, lebt Kalmann allein. Er stellt selbst Gammelhai her, jagt Polarfüchse und ist der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn.
Eines Tages findet er bei einer seiner Inspektionsrunden eine große Blutlache im Schnee und er beginnt zu ermitteln....
Kalmann ist ein ganz und gar warmherziger Mensch, der zwar auch seine düsteren Momente hat, sich aber im Regelfall selbst von den Gemeinheiten und Gedankenlosigkeiten seiner Mitmenschen nicht aus der Ruhe und von seiner allumfassenden guten Laune abhalten lässt.
Kalmann ist ein wirklich ganz besonderes, einfühlsames und mit ganz viel Ruhe erzähltes Buch, das trotzdem oder gerade deswegen ungemein fesselt und vor allem berührt. Auch die Umgebung Island, die endlosen Weiten, der ewige Schnee, die Einsamkeit sind für den großteil der Leser alles andere als alltäglich und faszinieren ungemein.
Wer hier einen Krimi erwartet, liegt absolut falsch, aber trotzdem handelt es sich um eine spannende Lektüre - nur eben auf eine ganz andere Art.
Ich habe beim Lesen geschmunzelt, gegrübelt, innegehalten, fast geweint, gelacht, Faszination gespürt und habe Kalmann einfach geliebt.
Mein Fazit: Ein großartiges Buch!

Bewertung vom 24.08.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Stefania - Heldin ihrer Zeit! Ein bewegendes und wichtiges Buch über Nächstenliebe, Mut und Tatkraft.

"Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete" von Sharon Cameron ist als gebundene Hardcover-Ausgabe im September 2020 im Insel - Verlag erschienen und hat 473 Seiten.

Es handelt sich um einen historischen Roman, der von einer wahren Begebenheit berichtet.

Die sechzehnjährige Stefania hat im Geschäft der jüdischen Familie Diamant in der polnischen Stadt Przemysl eine gute Anstellung gefunden.
Sie findet sich dort bestens ein und sie und Izio, der jüngste Sohn der Diamants, verlieben sich ineinander und wollen heiraten.
Leider kommt es jedoch ganz anders: der zweite Weltkrieg beginnt und die Deutschen marschieren in Polen ein. Dann wird die Familie Diamant eines Tages abgeholt und ins Ghetto deportiert.
Stefania, die von allen Fusia genannt wird, versorgt die Familie mit dem Nötigsten so gut es geht und wohnt nun allein in der Wohnung der Diamants. Sie holt ihre kleine Schwester Helena zu sich. Dann wird die Familie Diamant, wie so viele andere auch, umgebracht, nur Max gelingt die Flucht. Er bittet Stefania, ihn und andere Juden zu verstecken. Das bringt das Mädchen in große Gefahr, aber sie besorgt eine größere Wohnung und versteckt insgesamt 13 Juden bei sich auf dem Dachboden. Und eines Tages stehen die Nazis vor ihrer Tür...
Sharon Cameron hat die Geschichte bzw. das Schicksal dieser Menschen in ergreifender Form festgehalten und man merkt beim Lesen, wie wichtig und emotional diese Geschichte auch für sie persönlich ist.
Es ist wirklich erschütternd und bewegend zu lesen, wie es diesen Menschen damals erging. Zusammengepfercht auf engstem Raum, hungernd, frierend, immer mit der Angst im Nacken, entdeckt zu werden.
Stefania hat wirklich unglaublichen Mut bewiesen, es war ja auch mehr als gefährlich, irgendjemand anderem zu vertrauen und ihr Engagement war voller Nächstenliebe. Sie handelt so selbstlos und stellt sich allen Gefahren. Wie gut, dass es sie und Menschen wie Stefania immer wieder gibt und gab! Stefania ist eine echte Heldin und es ist wunderbar, dass die Autorin ihre Geschichte nun aufgeschrieben hat.
"Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete" ist ein absolut wichtiges Buch, das uns wieder daran erinnert, dass man nicht vergessen darf!
Es ist nicht das erste Buch, das ich zu dieser Thematik lese, aber eines derjenigen, die am Besten umgesetzt wurden und den Lesern die unfassbaren Grauen des zweiten Weltkrieges, die Unbarmherzigkeit und Grausamkeit vieler Menschen und auch den Gegenpol, auf bewegende und erschütternde Weise ganz nahebringt.
Besonders gefallen hat mir auch, dass es am Ende des Buches ein ausführliches Nachwort und Fotos der Beteiligten gibt, außerdem war das Buch intensiv recherchiert, die Autorin hat mit den Nachfahren der Betroffenen eng zusammengearbeitet und diese Geschichte dann so authentisch und ergreifend verfasst.
Mein Fazit: Unbedingt lesen. Ein ganz herausragendes Buch!