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buchverrückt

Bewertungen

Insgesamt 85 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2019
Fünf Tage im Mai
Hager, Elisabeth R.

Fünf Tage im Mai


sehr gut

Das ansprechende Cover fällt bereits ins Auge, es ist nicht zu aufdringlich. Der Klappentext klingt vielversprechend und ich kann bereits jetzt verraten, dass man absolut nicht enttäuscht wird.

Ich liebe die authentische österreichische Sprache im Buch. Elisabeth Hager erzählt eine wunderbare Urenkel-Urgroßvater Beziehung. Beide gehen wahnsinnig liebevoll miteinander um und lernen vom jeweils anderen. Tatka liebt seinen Job und besitzt einen tollen Umgang mit Holz. Sätze wie „Holz arbeitet. Des is‘ nit tot, nur weils einer vom Stamm g’schnitten hat. Des muss in seiner neuen Form ja weiterleben.“ lassen einem das Herz aufgehen.
In diesem Buch wird man mit Illy erwachsen und altert mit Tatka. Nach Hause kommen ist zurück zu Tatka kommen. Ein wahnsinnig schönes Buch, es hätte noch endlos mehr Seiten haben können.

Bewertung vom 09.01.2019
Good Morning, Mr. President!
Dorey-Stein, Beck

Good Morning, Mr. President!


sehr gut

Das Buch „Good Morning Mr. President“ von Beck Dorey-Stein erzählt die Geschichte von Beck, die als Stenografin im Weißen Haus für Barack Obama arbeitet und uns an ihrem Arbeitsalltag teilhaben lässt.
Das Cover ist farblich nicht mein Fall, passt aber wunderbar zur Protagonistin und ihrem Leben. Das Buch beginnt direkt lustig und verspricht viel gute Unterhaltung. Man findet direkt ins Buch, stellt eine Verbindung zu Beck her und ist direkt mitten im Geschehen. Man fragt sich gleich zu Beginn, wie man an so einen tollen Job geraten kann und ist wirklich neidisch auf diese tolle Aufgabe. Dass der Beruf auch Schattenseiten hat, stellt man erst später fest.
Das Buch ist fesselnd und mitreißend, man hat das Gefühl mit in der Air Force One zu sitzen und wenn Beck dem Präsidenten begegnet hält man beim Lesen vor Spannung die Luft an. Die zahlreichen Anekdoten sind zum Schreien komisch. Ein toller, authentischer Einblick in einen Fulltime-Job, der nur wenig Zeit für Privatleben lässt. Man spürt förmlich die Aufregung und das Gewusel, das alle umgibt. Zwischendurch zieht sich das Buch etwas, aber die Langatmigkeit wird durch neue spannende Geschichten aufgehoben. Das typische Liebeswirrwarr um Beck, Jason und Sam darf natürlich auch nicht fehlen. Dorey-Stein ist sehr selbstkritisch und nimmt sich selbst gegenüber kein Blatt vor den Mund. Sie hat keine Angst Fehler zuzugeben. Hut ab, dazu gehört wirklich Stärke.
Zu Beginn ist man völlig begeistert von dem Job im Weißen Haus, stellt aber schnell fest, dass alle Mitarbeiter die typischen Alltagsprobleme haben und jeder sein Päckchen zu tragen hat. Beck ist eine tolle Hauptfigur, ihr Schreibstil ist unterhaltsam, lustig und fesselnd und das Buch ist absolut zu empfehlen.

Bewertung vom 02.01.2019
Dance. Love. Learn. Repeat.
Ivison, Lucy;Ellen, Tom

Dance. Love. Learn. Repeat.


gut

Der Jugendroman „Dance, love, learn, repeat“ handelt von Luke und Phoebe und ihrem neuen Lebensabschnitt an der Uni.
Phoebe trifft ihre Jugendliebe Luke von der Highschool an ihrer gemeinsamen Uni wieder. Man spürt sofort, dass zwischen den beiden etwas Besonderes ist. Der Perspektivwechsel zwischen Luke und Phoebe führt dazu, dass man sehr schnell in die Geschichte einsteigt. Für beide beginnt eine neue aufregende Zeit mit Problemen, die uns allen bekannt sind. Es ist nicht nur ein Jugendbuch, sondern geht viel tiefer. Themen wie Entfremdung in Beziehungen und die eigene Persönlichkeitsentwicklung werden angesprochen und machen dieses Buch zu einer tollen Lektüre. Spannung wird zwischenzeitlich aufgebaut, als die beiden sich wieder aus den Augen verlieren und eine gewisse Distanz zwischen ihnen entsteht. Phoebe und Luke zu begleiten ist unterhaltsam. Das Buch ist nicht wahnsinnig spannend, aber dennoch gut.
Das Studentenleben weckt Erinnerungen an die eigene Studienzeit. Das Buch enthält eine gute Mischung aus Zweifeln und Problemen, die man nur bei der ersten Liebe hat und Problemen, die einen dauerhaft begleiten.
Das Buch ist ein tolles Jugendbuch, das mit seiner Tiefe überrascht und ein schönes Ende, das man so nicht erwartet hat.

Bewertung vom 05.11.2018
Gangsterblues
Bausch, Joe

Gangsterblues


ausgezeichnet

In seinem Buch Gangsterblues nimmt Joe Bausch uns mit in die Welt der JVA Werl. In 12 Geschichten erzählt er von der Welt hinter Gittern und den Menschen dahinter.
Ich habe bereits Knast von Bausch gelesen und war daher extrem neugierig auf sein neues Buch. Der Vorspann schürt die Freude auf die zwölf kommenden Lebensgeschichten noch mehr. Persönlich interessiert mich das Buch auch, da Werl in der Nähe meines Heimatortes ist. Joe Bausch erzählt vorurteilsfrei und sehr respektvoll, seine detaillierten Schilderungen des Alltags in der JVA sind interessant, ohne überzogen zu wirken. Bausch will erzählen, den Menschen einen Einblick geben in ein Leben, das weit entfernt vom normalen Alltag ist. Bausch nimmt die Insassen und ihre Bedürfnisse ernst, urteilt nicht, vertritt aber seine eigenen Ansichten.
Joe Bausch nimmt uns mit hinter die Kulissen, erklärt die Machtstrukturen hinter Gittern. Er hilft uns Vorurteile abzubauen, nimmt uns die Vorstellung à la „so schlecht geht es denen doch gar nicht“ „Verbrecher müssen stillgelegt werden“. Er geht offen damit um, dass es Drogen und Handys im Knast gibt und erklärt die Problematik dahinter.
Die Erzählweise der Geschichten ist sehr verständnisvoll und ruhig, die Wand aus Klischees und Vorurteilen bröckelt mit jeder Seite.
Das Buch zeigt zwölf knallharte, ehrliche Geschichten, eine interessanter als die andere.
Selten ist ein Autor so sympathisch wie Joe Bausch, es geht ihm um die Menschen, nicht um sensationsträchtige Geschichten. Er zeigt die Insassen von ihrer menschlichen Seite, ohne die grausamen Taten zu verharmlosen.
Das Buch ist 100 % authentisch, 100 % interessant, 100 % Bausch

Bewertung vom 08.10.2018
Mexikoring / Chas Riley Bd.8
Buchholz, Simone

Mexikoring / Chas Riley Bd.8


sehr gut

Der Kriminalroman „Mexikoring“ von Simone Buchholz ist ein weiterer Fall für die Staatsanwältin Chastity Riley.
Bereits bei den Kapitelüberschriften merkt man, dass es sich nicht um einen typischen Krimi handelt. Sie sind einfallsreich, witzig und passen wunderbar zur verrückten Ermittlerin. Zu Beginn ist das Buch noch etwas irritierend, da man erst herausfinden muss, aus welcher Perspektive erzählt wird. Der Sprachstil ist sehr umgangssprachlich und rotzig, was mir persönlich sehr gut gefällt. Chastity ist cool, lässig und dabei völlig authentisch. Der Leser begleitet die Ermittlung auf jedem Schritt, egal ob am Tatort oder beim Brainstorming und Teamzusammenstellung im Büro. Dies schafft eine hohe Identifikation mit der Handlung. Leider geht Simone Buchholz davon aus, dass man die Charaktere bereits aus ihren anderen Büchern kennt, über die Figuren erfährt man nur sehr wenig.
Das Buch gibt einen faszinierenden Einblick in das Leben von Clans, ihre Regeln, Strukturen und Machtverhältnisse und die herrschende Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft. Man taucht ab in fremde Kulturen und Bräuche und vergisst ganz, dass man sich dennoch in Deutschland befindet. Diese detaillierten Schilderungen machen das Buch so faszinierend und fesselnd. Obwohl man nicht persönliches über sie erfährt, wächst einem die kaltschnäuzige Chastity mit jeder Seite mehr ans Herz.
Das Buch besticht durch ein spannendes Ende, das auf eine Fortsetzung der Ermittlungsreihe hoffen lässt. Einziges Manko: das Buch ist leider bereits nach 250 Seiten zu Ende.

Bewertung vom 08.10.2018
Ich komme mit
Waldis, Angelika

Ich komme mit


sehr gut

Der Roman „Ich komme mit“ von Angelika Waldis handelt von der älteren einsamen Dame Vita, die alleine wohnt und deren Sohn weit weg in Australien lebt und Lazy, ein Student der im gleichen Haus wohnt und schwer krank ist. Die beiden wohnen im gleichen Haus und werden schließlich Freunde und sogar Mitbewohner.
Zu allererst fällt einem das schöne Cover und die hochwertige Qualität des Buches ins Auge. Hier handelt es sich noch um ein echtes, klassisches Buch mit stabilem Einband, sehr schön gebunden.
Die Geschichte beginnt mit der ersten Begegnung zwischen Lazar und Vita in der Waschküche des Hauses. Lazar ist noch ein kleiner Schuljunge und Vita erinnert sich an die Zeit, als ihr Sohn so klein war. Im nächsten Kapitel ist Lazar bereits Student, wohnt immer noch im Haus in einer WG und ist schwer verliebt in seine Kommilitonin Elsa. Auf den folgenden Seiten erhält man einen Überblick über das vorherige Leben von Lazy und Vita. Man kann eine gute Beziehung zu beiden aufbauen, auch aufgrund des Perspektivwechsels in den Kapiteln, ohne dass die Vorgeschichte zu langatmig wird. Dann verbindet sich das Leben der beiden Hausbewohner und es entwickelt sich Schritt für Schritt eine unglaubliche Freundschaft.
Vita ist allein, ihr Sohn ist nach Australien gezogen und meldet sich nur per Karte an ihrem Geburtstag. Lazy hat keine Familie mehr, sein Vater ist gestorben und hat ihm die Wohnung vererbt. Trotzdem wirken die beiden nicht unglücklich in ihrem Leben. Die Erzählungen aus den unterschiedlichen Perspektiven bringen dem Leser sowohl Vita, als auch Lazy in gleichem Maße näher. Der Sprachstil ist der jeweilig erzählenden Person angepasst. Ein sehr durchdachtes Konzept. Die Autorin schafft es die Distanz zwischen Vita und Lazy Stück für Stück abzubauen, sodass man es nur ganz leicht zur Kenntnis nimmt. Man spürt während des gesamten Lesens, dass Angelika Waldis Bücher und vor allem das Schreiben liebt. Ihre detaillierten und liebevoll geschilderten Beschreibungen haben mich überzeugt. Das Buch ist ein solides Buch mit einer sehr guten Geschichte, es kommt ganz ohne das übertriebene Drama, detaillierte Sexszenen oder derbe Redewendungen aus. Die Geschichte spricht für sich und muss keine künstliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das hat mich persönlich sehr angesprochen.
Die Freundschaft zwischen Vita und Lazy ist eine tolle, ehrliche Freundschaft, die einem zeigt, wie wichtig das Leben ist. Das Buch ist von Anfang an gut, aber dann berührt einen die Geschichte auf einmal ganz tief und unerwartet. In dieser Intensität habe ich das bei anderen Geschichten noch nicht erlebt. Die beiden wehren sich gegen die Grausamkeit des Lebens und geben nicht auf, sondern planen eine gemeinsam Reise. Ich habe ein Faible für ungewöhnliche, ausgefallene Freundschaften, aber so ein tolles Duo habe ich bisher noch nicht kennen gelernt.
Das Interview mit Angelika Waldis am Ende finde ich sehr gut, alle Beweggründe, die sie für dieses Buch hatte, hat sie zu einhundert Prozent umgesetzt.
Die beste ungewöhnliche Freundschaft, die ich je erlebt habe mit Sätzen, die direkt ins Herz gehen. Großartige Leistung.

Bewertung vom 08.10.2018
Hippie
Coelho, Paulo

Hippie


ausgezeichnet

Mit „Hippie“ ist Paulo Coelho mal wieder ein hervorragender Roman gelungen.
Das Cover sticht ins Auge und gefällt deshalb schon, weil es für Diogenes-Verhältnisse extrem bunt gestaltet ist, eine Farbexplosion sondergleichen. Den Umschlag ziert ein tolles Foto von Coelho zu seiner Hippiezeit. Man ist gespannt wie viele eigene Erlebnisse in diesem Buch stecken und man wird wahrlich nicht enttäuscht.
Der Leser taucht sofort ein in die fremde, faszinierende Hippiezeit. Coelho schafft es wie immer den Leser bereits nach ein paar Seiten mitzureißen und auf einen spannenden Roadtrip mitzunehmen. Trotz all der Leichtigkeit und Gelassenheit beschreibt er auch, wie wagemutig und gefährlich diese Reise ist. Erinnerungen aus alten Zeiten und Erlebnissen wechseln sich mit Geschehnissen der aktuellen Reise im Magic Bus ab. Paulo und Karla lernt man erst einzeln kennen, um sie dann auf diese turbulente, erfahrungsreiche Reise zu begleiten. Coelhos Erzählstil ist fesselnd und einzigartig. Kein Buch nimmt einen so gefangen, wie seine Werke.
Egal wie bodenständig und spießig man ist, bei diesen Schilderungen bekommt man Lust in den Magic Bus zu steigen. Physisch muss man dies aber nicht machen, da Coelho ein grandioser Geschichtenerzähler ist. Obwohl man nicht dabei war, hat man nach der Lektüre das Gefühl man selbst hat auch etwas an Lebenserfahrung gewonnen.
Paulo Coelhos Bücher schließt man immer mit dem Gefühl, etwas gelernt zu haben und selbst eine kleine Reise unternommen zu haben.

Bewertung vom 17.09.2018
TEXT
Glukhovsky, Dmitry

TEXT


sehr gut

Der Roman „Text“ des Autors Dmitry Glukhovsky handelt von Ilja, der nach 7 Jahren aus einem Straflager in Russland freikommt, in der für ihn neuen Welt zurechtkommen muss und auf Rache sinnt. Er ersticht den Menschen, der ihn Hinter Gittern gebracht hat und nimmt dann seine Identität an.
Das Buch beginnt sehr trostlos, bei Iljas Entlassung erwartet ihn nichts mehr und nichts ist mehr, wie es vorher war. Seine Freundin hat sich schon frühzeitig von ihm getrennt und seine Mutter, die einzige Bezugsperson in seinem Leben, stirbt ein paar Tage vor seiner Entlassung. Die Hoffnungslosigkeit, Tristesse und Trostlosigkeit zieht sich durch das ganze Buch. Ich habe bisher noch kein Buch des Autors gelesen, bin aber von seinem prägnanten Sprachstil sehr überzeugt. Man spürt bereits zu Beginn, welche Auswirkungen die Zeit im Straflager auf Iljas weiteres Leben hat. Der Autor nimmt den Leser immer wieder gefangen, gerade als Ilja die Identität von Chasin annimmt und in seinem Namen weiter mit Nina und Chasins Eltern schreibt, vergisst man zwischendurch, dass es sich um Ilja handelt und nicht um den Toten. Auch Ilja selbst wird immer mehr zu Chasin, die beiden Welten verschmelzen und er verliert immer mehr den Bezug zu seinem eigenen Leben. Diese Flucht in eine andere Identität beschreibt der Autor sehr gut und authentisch. Zu Ilja selbst hat man beim Lesen ein gespaltenes Verhältnis, sympathisch ist er nun wirklich nicht, aber dennoch faszinierend, vielleicht gerade wegen der Trostlosigkeit. Das interessante und abwechslungsreiche Leben des Autors wirkt sich auf jeden Fall auf den Roman aus, dieser Autor lebt für seine Bücher. Die Handlung ist sehr durchdacht, er wagt sich in ein Genre fernab der unterhaltsamen leichten Lektüre und überzeugt auf jeder Seite. Die Trostlosigkeit spiegelt sich in allem wieder, in der Beschreibung Russlands, in der Handlung und in den Charakteren. Zu Beginn etwas befremdlich, aber gerade deshalb ein sehr gelungener Roman.

Bewertung vom 17.09.2018
Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir
Vogd, Anne

Ich hab's auch nicht immer leicht mit mir


sehr gut

Das Buch „Ich habs auch nicht immer leicht mit mir“ von Anne Vogd wirbt selbst damit, dass jede Frau ab vierzig es gelesen haben soll. Ich bin zwar weit von der 40 entfernt, aber dennoch sehr begeistert.
Schon der erste Gag sitzt, Anne Vogd ist sehr sympathisch und lebensfroh und nimmt sich selbst nicht immer ernst. Das Buch entspricht genau meinem Humor, spritzig und sarkastisch auf jeder Seite. Anne Vogd hat eine wunderbar entspannte Einstellung zum Leben, die für mich persönlich als sehr erstrebenswert erscheint. Sie nimmt sich selbst aufs Korn, ohne dass es erzwungen wirkt, sehr authentischer Humor. In vielen Sätzen und Situationen findet man sich selbst wieder, gerade deshalb ist das Buch so unterhaltsam. Das Kapitel über die immer extremer werdenden Essgewohnheiten wirkt so herrlich überzeugen, ist aber leider der traurige Alltag, den sie uns hier beschreibt. Alle aktuellen Themen werden aufgegriffen und unterhaltsam durch den Kakao gezogen.
Einziges Manko sind die 08/15 Witze, die zwischendurch in ihrem Buch auftauchen. Sie hätte ruhig mutiger sein können, denn ihre eigenen Witze und Pointen sind mindestens so unterhaltsam wie die gesammelten Werke aus Facebook, Twitterperlen etc.

Bewertung vom 29.08.2018
Die Gesichter
Rachman, Tom

Die Gesichter


gut

Der Roman „Die Gesichter“ von Tom Rachman ist die Geschichte von Pinch, der Sohn eines Künstlers und sein Versuch seinen eigenen Weg im Leben zu finden.
Zunächst beginnt das Buch mit einem tollen und emotionalen Vorwort des Autors.
Bear Bavinsky, seine Frau Natalie und ihr Sohn Pinch bilden von Anfang an eine merkwürdige Künstlerfamilie. Künstler, ihre Eigenarten und ihre Welt sind mir völlig unbekannt, durch das Buch erlangt man einen sehr guten Blick hinter die Kulissen des Künstleralltags.
Schnell wird klar, dass Natalie und Pinch völlig im Schatten des großen Künstlers Bear stehen. Bear wirkt mehr wie ein alternder Rockstar, als ein ernstzunehmender Künstler. Generell sind die Hauptfiguren nicht wirklich sympathisch, was das Buch aber auch interessant macht. Es ist fast schon traurig, wie sehr alle um Bears Gunst ringen.
Der Beginn des Buches ist etwas langwierig und es ist mühsam in die Geschichte zu finden und den Handlungsstrang zu erkennen. Als Pinch sein Studium beginnt und seinen Freund Marsden und seine Freundin Barrows kennen lernt, nimmt das Buch an Fahrt an. Vielleicht auch, weil Bear zunächst nicht mehr aktiv in Erscheinung tritt.
Pinch versucht die Liebe und Anerkennung seines Vaters über die Kunst zu erlangen, dies macht Bear recht schnell zunichte, als er seinem Sohn mit einfachen Worten erklärt, dass er kein Künstler ist und seine Malerei nichts taugt. Wie schwer muss so ein Verhalten für Pinch sein? Bear ist eine rücksichtslose, egoistische Hauptfigur. Ihm ist nicht bewusst, was er seinem Sohn antut und wie sehr dies das ganze Leben von Pinch beeinflusst. Pinch ist nicht wirklich ein Sympathieträger, dennoch entwickelt er sich sehr stark im Buch. Er ist gefangen zwischen Mutter, Vater, dem Doppelleben seines Vaters und seinen zahlreichen Halbgeschwistern. Pinch himmelt seinen Vater an, er ist sein Idol und er lässt keine kritischen Worte über ihn zu. Als Leser hofft man, dass der Sockel auf den Pinch seinen Vater stellt, bröckelt und Pinch endlich sein eigenes Leben und seine eigene Identität finden kann. Rachman schafft es die Persönlichkeit Pinchs herauszustellen und immer mehr vom Vater zu lösen.
Das Buch gewährt eine interessante Sicht auf die Welt der Künstler, die ohne die Anerkennung anderer zugrunde gehen würden und die von Aufmerksamkeit, Anerkennung und Labilität geprägt ist.
Insgesamt ist der Roman sehr langatmig, es lohnt sich aber dennoch dabei zu bleiben und die Entwicklung zu verfolgen. Es geht um wichtige Themen, wie die bedingungslose Liebe zur Familie, der Weg zu sich selbst, die Anerkennung anderer und die Loslösung von äußeren Vorgaben. Die Idee des Buches ist sehr gut, der Schreibstil von Tom Rachman wie immer sehr gut, die Handlungsstränge sind durchdacht, aber so überzeugen, wie seine vorherigen Bücher konnte es mich nicht.