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Benutzername: 
leukam
Wohnort: 
Baden-Baden

Bewertungen

Insgesamt 78 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2023
Samuels Buch
Finzi, Samuel

Samuels Buch


sehr gut

Kindheit und Jugend in Bulgarien


Samuel Finzi, auf den großen deutschsprachigen Bühnen wie auch in Film und Fernsehen zu Hause, hat nun seinen ersten autobiographischen Roman vorgelegt.
Schon das Cover weckt Aufmerksamkeit: ein Photo des jungen Samuel beim Kopfstand inmitten einer Freundesclique. Allerdings steht das Bild Kopf, als trüge er die Welt.
Samuel, genannt Sancho, geboren 1966 in Plodiv, Bulgarien, wuchs in einer jüdischen Künstlerfamilie auf. Der Vater ist ein bekannter Theaterschauspieler, die Mutter eine renommierte Pianistin. Das künstlerische Milieu prägte von klein auf sein Leben. Schauspieler, Musiker und Theatermacher verkehrten im Haus. Theateraufführungen, Konzerte, Museumsbesuche und das Kino gehörten zum Alltag. Liebevoll und voller Dankbarkeit schreibt Samuel Finzi über seine Eltern und Großeltern.
Er erzählt von Ferien am Meer, von einem Parisaufenthalt bei der Verwandtschaft, von frühen Verliebtheiten und vom Schulalltag. Weil die Mutter ihn für unterfordert hält, meldet sie ihn in einer Experimentellen Schule an. Die steht unter dem besonderen Schutz der Kultusministerin, der Genossin Schiwkowa, Tochter von Todor Schiwkow, dem bulgarischen Staatsoberhaupt. Dass sie Jahre später unter mysteriösen Umständen umkommt - eventuell war es ein Auftragsmord - erfahren wir auch im Buch.
Überhaupt, und das ist für mich von großem Interesse, beschreibt Samuel Finzi an vielen Beispielen, was es heißt, in einem sozialistischen Staat aufzuwachsen. Schon früh ist bei ihm die Sehnsucht nach dem Westen, nach der Freiheit vorhanden. Die Erfahrungen bei seiner zweijährigen Wehrpflicht bestätigen ihn darin. Es wir ihm zusehends zu eng in diesem Land.
Ende der 1980er Jahre werden die Reisebedingungen gelockert, so dass Finzi seine in Bulgarien begonnene Schauspielausbildung im Westen weiterführen kann, erst in Paris, dann in Berlin.
Das Buch endet im Dezember 1989 , der dreiundzwanzigjährige Samuel Finzi landet in Berlin- Schönefeld.
Das Buch liest sich sehr unterhaltsam. Gespickt mit zahlreichen Anekdoten, voller Witz und Ironie schreibt Finzi über seine Kindheit und Jugend; uneitel, doch gerne auf eine Pointe hinzielend. Seine genauen Beobachtungen sorgen für ein anschauliches Bild vom real existierenden Sozialismus in Bulgarien. Das Künstlermilieu, in dem sich Finzi bewegt, ist ein angenehmes Kontrastprogramm dazu. Es ist freilich kein gefährliches Dissidentenleben, das Nonkonforme zeigt sich eher in kleinen Dingen und im Denken.
Mit leichter Hand begibt man sich mit diesem Roman auf eine Zeitreise in das Bulgarien der 1970er und 80er Jahre, lernt dabei einen sympathischen Künstler näher kennen und erfährt viel Wissenswertes über ein Land, das nicht so sehr in unserem Fokus liegt.
Vielleicht erfahren wir bald, wie es weiterging im Leben von Samuel Finzi.

Bewertung vom 01.04.2023
Josses Tal
Rehse, Angelika

Josses Tal


sehr gut

Kindheit im Dritten Reich

Angelika Rehse hat mit über 70 Jahren ihren Debutroman vorgelegt „ Josses Tal“. Die Eltern der Autorin stammen aus Schlesien und sie selbst wuchs zwischen Heimatvertriebenen auf. Von ihnen hörte sie Geschichten von der alten Heimat und dort in Schlesien hat sie auch ihren Roman angesiedelt. Eine intensive Recherche vor Ort, in Archiven und Bibliotheken ging dem Schreiben voraus.
Die Rahmenhandlung setzt ein im Jahr 2004. Helen ist ins norwegische Lillehammer gereist, um Näheres über den Tod ihrer Urgroßmutter zu erfahren. Ein Hinweis lieferte eine Postkarte vom September 1945, geschrieben von Josef Tomulka. Dieser Josef, genannt Josse, lebt seit langem als Einzelgänger in diesem abgeschiedenen Tal in Norwegen und aus dessen Perspektive wird uns sein Leben
geschildert.
„Also die Leinwand, auf der mein Leben gemalt ist, war von vornherein nicht weiß. Sie war vergilbt und rissig und wurde im Laufe der Zeit mit häuslichen Brauntönen bemalt.“
Josse kommt als uneheliches Kind zur Welt. Im Dorf wird er gehänselt und für seinen Großvater ist die Tatsache eine unverzeihliche Schande, die er den Jungen täglich spüren lässt. Auch von der Mutter und der Großmutter gibt es keine Zuwendung, keine liebevolle Geste. Im Jahr 1930 zieht der fünfjährige Josse mit seiner Mutter und den Großeltern in das kleine Dorf Dorotheenthal in Niederschlesien. Am neuen Wohnort lässt sich der Makel des unehelichen Kindes vielleicht leichter verheimlichen.
Und hier findet der Junge in Wilhelm Reckzügel, einem Medizinstudenten, einen Beschützer und Fürsprecher. Josse fühlt sich zum ersten Mal in seinem Leben geschätzt und geliebt. Auch Wilhelms Familie kümmert sich um den vernachlässigten Jungen und nach dem Tod seiner Mutter nehmen sie ihn bei sich auf.
Wilhelm ist schon früh überzeugter Nazi, marschiert in SA- Uniform durchs Dorf und versucht Josse parteikonform zu beeinflussen. Er nimmt den Jungen mit nach Berlin, wo dieser stark beeindruckt ist vom Spektakel der Bücherverbrennung. Und als Hitlerjunge mit seiner Kluft fühlt sich Josse endlich respektiert und dazugehörig. „ Ab heute würde ihn keiner mehr spöttisch ansehen,…Ab heute würde er einer von ihnen sein.“
Wilhelm, mittlerweile aufgestiegen in der NS- Hierarchie - kein einfacher SA- Mann mehr, sondern Hitlers Schutzstaffel, der SS, zugehörig - will aus seinem Dorf ein Vorzeigeort machen, frei von etwaigen Feinden des Reiches. Dabei soll ihm Josse helfen. Der Junge wird bereitwillig zum Spitzel, belauscht Nachbarn und Bekannte und meldet jede kritische Äußerung, jedes fehlende Hitlerbild, jedes auffallende Verhalten. Skrupel hat er anfangs keine. Wie gern macht er alles, was Wilhelm, sein großer Freund und Wohltäter, von ihm verlangt.
Doch bei seinen Spitzelaktionen bekommt er vieles zu hören und zu sehen , was ihm zu denken gibt. Und mit zunehmenden Alter sieht er auch Wilhelm kritischer, fühlt sich missbraucht als „ Handlanger“. Doch es wird nicht leicht, sich aus Wilhelms Machtbereich zu lösen.

Der Roman zeigt eindrucksvoll, wie leicht Menschen zu manipulieren sind. Gerade bei jungen, noch ungefestigten Menschen ist es ein Leichtes, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie in bestimmte Richtungen zu führen und zu lenken. In diesem speziellen Fall ist es umso perfider, weil Josse ein Kind war, das aufgrund seiner lieblosen Umgebung umso dankbarer auf jede Freundlichkeit reagiert hat.
Doch die Autorin will das nicht als Rechtfertigung verstanden wissen. Josse erkennt, spät erst zwar, dass sein Tun falsch war und zieht die Konsequenzen. Noch im Alter trägt er schwer an der Schuld, die er auf sich geladen hat.

Der Roman liest sich leicht und bringt uns trotzdem sehr eindringlich die gesellschaftliche Entwicklung in Nazi- Deutschland nahe. Anders als in der Großstadt bekommen die Menschen in Dorotheental die aktuellen Geschehnisse nur von weitem mit. Doch die schleichenden Veränderungen sind auch im Dorf spürbar. Die Kinder machen begeistert bei der Hitler- Jugend mit. In der Schule gilt ein anderer Lehrplan und im Dorf bestimmt der Ortsgruppenleiter. Wer sich dagegen stellt, wird zum Außenseiter und gerät ins Visier der örtlichen Nazis.

Das Buch packt den Leser von Anfang an. Gebannt und voller Empathie verfolgt man das Schicksal dieses Jungen, erlebt seine Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen. Mögen manche Wendungen auf den ersten Blick etwas zu konstruiert sein, werden sie doch glaubhaft und nachvollziehbar geschildert.
„ Josses Tal“ ist ein lesenswertes und wichtiges Buch, das ich gerne, auch jungen Lesern, empfehle.
Dem Roman ist ein Zitat von Hannah Arendt vorangestellt: „ Die traurige Wahrheit ist, dass das Schlimmste von den Menschen begangen wird, die sich niemals dazu entscheiden, gut oder böse zu sein.“

Bewertung vom 27.03.2023
Der weiße Fels
Hope, Anna

Der weiße Fels


sehr gut

Ein mythischer Ort
Der titelgebende weiße Fels ragt vor der Pazifikküste Mexikos aus dem Meer. Für die Wixarika, einer indigenen Volksgruppe Mexikos, ist es ein heiliger Ort. Hier liegt für sie der Ursprung des Lebens. „ An diesem Ort verliebte sich die Formlosigkeit zum ersten Mal in die Form. Und so, genau so wurde die Welt geboren, an jenem Ort und zu jener Zeit.“ so heißt es im Roman.
Dieser mythische Ort ist der Fixpunkt für vier Erzählungen, die die englische Autorin Anna Hope zu einem Roman verwebt hat. Dabei begibt sich der Leser auf eine Zeitreise, die beinahe 250 Jahre umfasst. Alle Geschichten basieren auf tatsächlichen Ereignissen.
In „ Die Schriftstellerin“ reist im Jahr 2020 eine namenlose Frau, die sehr viele Parallelen zur Autorin aufweist, gemeinsam mit ihrem Ehemann und der dreijährigen Tochter nach San Blas, diesem kleinen Fischerdorf am Pazifik. Hier möchten sie dem weißen Felsen ein Opfer bringen, als Dank für die langersehnte Mutterschaft. Die Fahrt hierher war anstrengend, vor allem für das Kind. Und für das Ehepaar wird es die letzte gemeinsame Reise sein. Danach werden sie sich trennen.
Im Jahr 1969 verbringt der „ Sänger“, den man eindeutig als Jim Morrison, den Frontman der „ Doors“ identifiziert, ein Wochenende am gleichen Ort. Hierher ist er geflüchtet vor den Anforderungen seiner Bandkollegen, vor aufdringlichen Fans und vor den amerikanischen Behörden, in deren Visier er geraten ist. Mit Hilfe von Alkohol und Drogen möchte er an diesem spirituellen Ort, den weltberühmten Star hinter sich lassen, wieder zu sich selbst finden.
Im Jahr 1907 werden hierher zwei Mädchen aus dem Stamm der Yoemem zur Zwangsarbeit verschleppt. In ihrer Heimat in Arizona muss ihr Volk Platz machen für Expansionsansprüche der Amerikaner. Und hier dürfen sie mit ihrer Sklavenarbeit den Fortschritt und den Reichtum Mexikos vorantreiben.
Im 18. Jahrhundert war dieser Ort strategischer Ausgangspunkt für die spanischen Kolonisatoren. Im Auftrag des spanischen Königs soll im Jahr 1775 ein Kapitänleutnant von San Blas aus die amerikanische Westküste erkunden und in Besitz nehmen.
Die Autorin arbeitet sich kapitelweise in die Vergangenheit zurück. Dann bekommt der Fels selbst auf einer Seite eine Stimme und danach geht es rückwärts bis in die Gegenwart. Die beiden Kapitel über die Schriftstellerin bilden somit die Klammer des Romans.
Jede der Erzählungen steht für sich. Was sie eint ist ihr jeweiliger Bezug zum weißen Felsen. Ist er für die eine Adressat eines Dankesopfers, bittet ihn Jahrhunderte zuvor ein junger Spanier um Vergebung. Erhofft sich das indigene Mädchen vom Felsen Schutz und Rettung, soll er dem Sänger Ruhe und Erlösung bringen. Für alle ist dieser Felsen mehr als eine Gesteinsformation.Er bekommt einen eigenen Charakter, zeigt sich mit menschlichen oder tierischen Zügen.
Doch nicht nur der Felsen ist ein durchgehendes Motiv. Es geht immer wieder um Ausbeutung, um Zerstörung und Aneignung.
Gleich zu Beginn fragt sich die Schriftstellerin, welches Recht sie hat, sich einer uralten Religion zu bedienen, um ihre ganz privaten Wünsche zu äußern. Und als sie an diesem heiligen Ort auf Geschichten stößt, die sie für ihre Arbeit als Autorin benutzen will, sieht sie sich selbst in einer langen Tradition. „ Was will sie hier, wenn nicht ebenfalls schürfen? Sich am Rohmaterial der Geschichte bedienen und aus den Schmerzen, der Mühsal und den unvorstellbaren Verlusten eine Geschichte formen, die sich verkaufen lässt. Sie ist genauso korrupt wie alle anderen. Genauso ausbeuterisch wie jene, die vor dreihundert, vierhundert oder fünfhundert Jahren auf der Suche nach Gold an diesen Ort kamen.“
Anna Hope hat mit „ Der weiße Fels“ einen klugen, reflektierten Roman geschrieben, der zeitlose Fragen stellt. In einer z.T. nüchternen, dann wieder poetischen Sprache entwickelt sie ihre Geschichten, entwirft Figuren, die in Erinnerung bleiben und schafft Bilder voller Eindrücklichkeit und Schönheit. Auch wenn mich nicht jedes Kapitel gleichermaßen erreichen konnte ( am wenigsten hat mich die Geschichte um den Sänger interessiert), so habe ich das Buch doch sehr gerne gelesen.
Der Zukunftsangst der Schriftstellerin, ihrer Zerrissenheit und Unsicherheit stellt sie die Kraft der Liebe gegenüber. Auch wenn sie ihrer Tochter keine Sicherheit und keine unbeschwerte Zukunft bieten kann, so kann sie von ihrem Kind lernen, das Leben im Augenblick zu leben.

Bewertung vom 20.03.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


weniger gut

Leider eine Enttäuschung!
Mit ihrem letzten Roman „ Unter Wasser Nacht“ konnte mich Kristina Hauff mit einer spannenden Geschichte und interessanten Figuren überzeugen. Ein ähnliches Leseerlebnis habe ich hier erwartet.

Zwei Paare stechen gemeinsam mit Bootseigentümer und Skipper Eric in See. Andreas, erfolgreicher Staranwalt, möchte seiner Frau Caroline mit dem Segeltörn in die schwedischen Schären eine Freude machen. In der langjährigen Ehe kriselt es und der Urlaub soll wieder für Harmonie sorgen. Ehefrau Caroline ist skeptisch , ob die Idee ihres Mannes so großartig war. Sie selbst befindet sich in einer Lebenskrise. Ihr toller Job als Chefsekretärin eines Lifestylemagazins ist weg und die erwachsene Tochter ist krank. Außerdem sind sie nicht allein an Bord. Andreas hat seinen jüngeren Arbeitskollegen Daniel und dessen Freundin Tanja eingeladen. Daniel träumt von einer Karriere als Partner in der Kanzlei und ist nun eifrig bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Auch Tanja steht unter erheblichem Druck, da sie sich als Altenpflegerin gesellschaftlich unterlegen fühlt. Skipper Eric gibt sich anfangs verschlossen und geheimnisvoll
Das kammerspielartige Setting hat mir zuerst einmal gut gefallen. Fünf konträre Charaktere auf engem Raum zusammenzubringen, birgt viel Potential für Dramatik und Konflikte.

Zu Beginn sind alle noch darauf bedacht, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Andreas, als Chef und Finanzier, versucht mit reichlich Alkohol für Stimmung zu sorgen. Er gibt sich als souveräner Macher, der alles im Griff hat. Allerdings vergreift er sich gerne im Ton, wenn er der jüngeren Fau an Bord eindeutige Avancen macht. Daniel pflichtet seinem Chef in allem eifrig bei, darf sich aber zusätzlich noch um Schwierigkeiten in der Kanzlei kümmern. Tanja mit ihren Selbstzweifeln hält sich zurück, fühlt sich aber zunehmend genervt von der Anbiederei ihres Freundes und der Anmache seines Chefs. Ihre schlechte Laune verbergen schafft Caroline nur schwer.
Das liest sich bis dahin leicht und locker und für Spannung ist gesorgt. Welche Gruppendynamik wird sich an Bord entwickeln? Werden die Masken von Höflichkeit und Entgegenkommen fallen?
Kristina Hauff fängt die Schönheit des Meeres und die Faszination an Bord in atmosphärischen Bildern ein. Allerdings beginnen mich die Figuren zu nerven. Statt psychologisch stimmigem Handeln gibt es jede Menge kindischer Reaktionen. Ein Hin und Her, ohne dass wirklich Bewegung ins Geschehen kommt.
Erst im letzten Abschnitt kommt es zu unerwarteten Wendungen und aus dem anfangs beschaulichen Segeltörn wird ein gefährliches Spiel mit dem Tod. Ausgelöst durch Fehlentscheidungen aus Angst und gekränkter Eitelkeit. Aber auch hier reagieren die Figuren nicht psychologisch glaubwürdig. Sie bleiben Klischees. Statt in die Tiefe zu gehen, belässt es die Autorin bei nebulösen Andeutungen . Manches aus der Vergangenheit wird angedeutet und dann nicht mehr aufgegriffen oder im Ungefähren belassen. So bleiben bis zum Schluss einige Frage offen.

Kristina Hauff erzählt ihre Geschichte aus wechselnden Perspektiven, trotzdem ergibt sich dadurch keine Nähe zu den Protagonisten. Die Sprache ist sehr dialoglastig, ansonsten einfach und ab und zu peinlich.
Aus einer vielversprechenden Ausgangssituation wird eine unglaubwürdige Schmonzette. Das Buch eignet sich als Vorlage für einen Freitagabendfilm im Ersten, mich hat es leider enttäuscht.

Bewertung vom 01.03.2023
Aus ihrer Sicht
Céspedes, Alba de

Aus ihrer Sicht


weniger gut

Enttäuschend!

Alba des Cespedes, 1911 in Rom geboren und 1997 in Paris gestorben, war eine italienische Schriftstellerin, Journalistin und Widerstandskämpferin. Der Suhrkamp-Verlag lädt nun die deutsche Leserschaft ein, die fast vergessene Autorin zu entdecken. 2022 erschien ihr Roman „ Das verbotene Notizbuch“ und nun „ Aus ihrer Sicht“, das als ihr Hauptwerk angekündigt wurde. Beide Romane sind Neuübersetzungen.
„ Das verbotene Notizbuch“ habe ich gerne gelesen und war nun voller Vorfreude auf diesen Roman.
Die Geschichte beginnt in den späten 1920er Jahren und endet kurz nach der Befreiung Roms durch die Alliierten im Jahr 1944. Protagonistin ist Alessandra Corteggia, die Ich- Erzählerin. Sie wächst in kleinbürgerlichen Verhältnissen auf. Der Vater ist ein steifer Bürokrat, während die Mutter, aus einer Künstlerfamilie stammend, sich für schöngeistige Dinge interessiert. Die Ehe des ungleichen Paares wird durch den Tod des dreijährigen Sohnes noch stärker belastet. Alessandra, kurz danach geboren, fühlt sich als mangelhafter Ersatz für den Bruder. Die Verbindung zur Mutter aber ist inniglich. Die, eine begabte Pianistin, verschafft dem Mädchen Zugang zu Musik und Literatur. Aber gleichzeitig legt sie den Grundstock für das idealisierte Bild von der Liebe, das Alessandra ihr Leben lang hat.
Nach dem tragischen Tod der Mutter wird die Heranwachsende zu Verwandten in den Abruzzen geschickt. Zur Großmutter gibt es eine enge Beziehung, obwohl deren archaische Vorstellung vom Matriarchat konträr zu Alessandras Vorstellung vom Leben steht.
Als ihr beinahe erblindeter Vater plötzlich ohne Dienstmädchen dasteht, nutzt sie die Gelegenheit, um nach Rom zurückzukehren. Sie führt ihm den Haushalt und nimmt gleichzeitig ein Studium auf.
Dort trifft sie den um einige Jahre älteren Philosophiedozenten Francesco und verliebt sich unsterblich in ihn. Die beiden heiraten, aber die Ernüchterung kommt bald. Francesco ist im Widerstand tätig. Seine ganze Energie gilt dem politischen Kampf. Seine Frau vermisst nun schmerzhaft die zärtlichen Gesten, die intensiven Gespräche von früher. Doch ein Austausch darüber findet zwischen den Eheleuten nicht statt. Alessandra verrichtet geduldig die anfallenden Arbeiten im Haus und trägt mit ihrem Bürojob wesentlich zum Unterhalt bei. Innerlich aber leidet sie unter der Alltagsroutine und der Lieblosigkeit in ihrer Ehe, liegt nachts wach „ hinter der Mauer abgewandter Schultern.“
Daran ändert sich auch nichts, als Francesco nach den Zeiten im Untergrund und im Gefängnis endlich wieder daheim ist. Schließlich „befreit“ sich Alessandra in einer Verzweiflungstat.
Das klingt nun alles sehr nach viel Spannung und Dramatik. Doch schon lange habe ich mich nicht so durch ein Buch gequält.
Die Autorin prangert hier die patriarchale Gesellschaft zu jener Zeit an. Die Frauen werden umworben bis zur Hochzeit, danach haben sie sich mit ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter zufrieden zu geben. An ihnen hängt die ganze Arbeit und die Verantwortung für die Familie. Männer bestimmen und Frauen und Kinder haben sich zu fügen.
Die Ehe ist für Alba de Cespedes das Ende einer jeden Liebe. Es gibt keine einzige glückliche Ehe im Roman. Entfremdung, Untreue, Gleichgültigkeit oder Kälte bestimmen das Zusammenleben. Alessandra wünscht sich eine Ehe, die auf bedingungsloser Liebe basiert und nicht auf Gewohnheit oder Pragmatismus.
Natürlich teile ich die Forderung der Autorin nach Gleichberechtigung der Geschlechter. Und zu einer glücklichen Beziehung gehört der Austausch auf Augenhöhe unbedingt dazu.
Aber diese Botschaft habe ich bald verstanden, trotzdem wird sie mir auf über 600 Seiten wieder und wieder erklärt.
Das Buch hat eindeutige Längen und ermüdet in seiner Redundanz.
Konnte mich die atmosphärisch dichte Beschreibung der Kindheits- und Jugendjahre noch einigermaßen fesseln, war meine Geduld spätestens mit der Liebesgeschichte zu Ende. Die Hauptfigur hat mich regelrecht genervt mit ihrer schwärmerischen und naiven Idealisierung der Liebe.
Erwartet habe ich, wie es der Klappentext suggeriert, die Emanzipation einer Frau vor dem Hintergrund der politischen Verhältnisse jener Zeit. Doch Faschismus und Krieg kommen nur am Rande vor. Wissen um die politischen Verhältnisse wird vorausgesetzt, Mussolini selbst tritt nur als „ arrogante Stimme“ aus dem Radio auf.
Ja, es stimmt. Alessandra arbeitet zeitweise tatsächlich für den Untergrund, aber weniger aus politischer Überzeugung, sondern vielmehr um so ihrem inhaftierten Mann nahe zu sein, ihm ebenbürtig zu sein.
Das Nachwort von Barbara Vinken am Ende des Buches geht auf die Bedeutung und Grundaussage von Alba de Cespedes ein.
Der Roman hat für mich Patina angesetzt. Er wirkt, auch durch seine Schreibweise, leicht verstaubt. Und er verletzt eine der Grundregeln der Literatur: Du sollst mich nicht langweilen!

Bewertung vom 28.02.2023
Bildergeschichten zum Mitmachen: Hier kommt Finni Fuchs
Reider, Katja

Bildergeschichten zum Mitmachen: Hier kommt Finni Fuchs


ausgezeichnet

Geschichten aus dem kindlichen Alltag

Finni Fuchs ist ein aufgeweckter, liebenswerter Fuchs im Kindergartenalter. In fünf Geschichten begleiten wir ihn durch seinen Tag. Es beginnt mit dem Aufwachen am Morgen. Finn ist der Erste in der Familie, der munter ist. Mama darf noch ein bisschen weiterschlafen, während Finn und sein Papa schon mal das Frühstück richten. Im Kindergarten fällt dem kleinen Fuchs der Abschied von seinem Papa noch schwer, doch bald spielt er fröhlich mit seinen Freunden. Nach dem Einkaufen darf Finn seiner Mama beim Kuchenbacken helfen für den Besuch von Oma und Opa. Und am Abend nach der Gutenachtgeschichte fallen dem kleinen Fuchskind die Augen zu.
Mit viel Einfühlungsvermögen und einer Portion Humor werden jede Menge Episoden beschrieben, die kleinen Kindern vertraut sind. Das lädt zur Identifikation ein und zum Gespräch.
Die farbenfrohen Illustrationen sind allerliebst und voller Details zum Entdecken und Benennen. An der Mimik der Figuren lässt sich sehr gut die jeweilige Stimmungslage erkennen. Große ein- oder doppelseitige Bilder wechseln mit kleineren Bildern ab; die Textanordnung passt sich dem an. Die Sprache ist leicht verständlich, aber nicht anspruchslos. Einzelne Zwischenfragen beziehen das zuhörende Kinder mit ein und fordern von ihm Aufmerksamkeit und genaues Hinschauen.
Am Ende gibt es noch eine kleine Finn- Figur zum Herausnehmen und drei Kleidungsvariationen zum Anziehen. Allerdings ist das Papier zu dünn für kleine Kinderhände.
„ Hier kommt Fuchs“ ist ein wunderschönes Bilderbuch zum Vorlesen mit einem Protagonisten, den man gleich ins Herz schließt.

Bewertung vom 21.02.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


ausgezeichnet

Zeugnis für die Widerstandskraft des ukrainischen Volkes
Victoria Belim ist in der Ukraine geboren und aufgewachsen. Mit 15 Jahren wanderte sie mit ihrer Familie in die USA aus, studierte dort Politikwissenschaften und lebt und arbeitet heute in Belgien. In ihrem Debutroman beschäftigt sie sich mit ihrer eigenen Familiengeschichte.
Als im Jahr 2014 Russland die Krim annektiert und auf dem Maidan in Kiew die Gewalt zwischen Polizisten und Demonstranten eskaliert, beschließt die Journalistin Victoria Belim im fernen Brüssel einen Besuch in der alten Heimat.
Der letzte Auslöser für ihren Entschluss war ein kurzer Vermerk im Notizbuch ihres Urgroßvaters: „ Bruder Nikodim, verschwunden in den 1930ern im Kampf für eine freie Ukraine.“ Seltsam, niemals wurde in der Familie über Nikodim gesprochen.
Die Neugierde war geweckt, Victoria Belim wollte die Wahrheit über diesen unbekannten Urgroßonkel herausfinden.
Sie reist zu ihrer Großmutter Valentina nach Bereh, einem kleinen Ort in der Nähe von Poltawa. Doch diese hält wenig davon, in der Vergangenheit herumzuwühlen. Deshalb verweigert sie ihrer Enkelin irgendwelche Auskünfte und kümmert sich stattdessen wie gewohnt um ihren großen Obst- und Gemüsegarten. Victoria hilft ihr bei der Gartenarbeit, obwohl sie wenig davon versteht. Unter der Anleitung der Großmutter lernt sie die Stämme der zahlreichen Kirschbäume zu kalken, Kartoffeln anzupflanzen und den Garten von Unkraut freizuhalten.
Dazwischen aber begibt sich die Autorin immer wieder auf die Suche nach ihrem verschwundenen Urgroßonkel. Bei ihrer Recherche trifft sie auf viele Menschen, genießt deren Gastfreundschaft und Unterstützung, doch die Hinweise sind dürftig.
Fündig wird Victoria Belim erst im Hahnenhaus in Poltawa. Die titelgebenden Sirenen schmücken dort das Eingangsportal und werden im Volksmund Hähne genannt. Dieses schöne Gebäude war für die Bewohner der Stadt ein Ort des Schreckens. Hierin war zu Sowjetzeiten der berüchtigte Geheimdienst untergebracht. „ Die Bewohner von Poltawa scherzten, das Hahnenhaus sei das höchste Gebäude der Stadt, denn selbst im Keller könne man bis nach Sibirien sehen.“ Im Keller waren die Folterkammern der Tscheka und auf dem Höhepunkt des Großen Terrors, in den Jahren von 1937 bis 1938, wurden hier massenweise Menschen unter den absurdesten Vorwürfen festgehalten, gequält, zur Deportation verurteilt oder gleich ermordet.
Heute sind hier nun die Akten der Opfer des kommunistischen Terrors archiviert und hier endlich löst sich das Rätsel um Nikodim.
Der Leser macht sich gemeinsam mit der Autorin auf die Suche nach der Vergangenheit. Dabei wird deutlich, dass die Familiengeheimnisse eng verknüpft sind mit der leidvollen Geschichte des Landes. Für viele Ukrainer ist es schmerzhaft, sich zu erinnern. Lieber wird das Vergangene verdrängt und man konzentriert sich auf die Bewältigung des Alltags. So wie es Großmutter Valentina macht. Die Arbeit im Garten schenkt ihr Ruhe und Zufriedenheit. Gleichzeitig versorgt er sie mit dem Lebensnotwendigen.
Doch Verdrängen kann keine Lösung sein. Das bekommt auch Victoria zu spüren, die ebenfalls ein familiäres Trauma verarbeiten muss.

Die Verbundenheit der Autorin mit ihrer alten Heimat und die Liebe zum Land sind auf jeder Seite spürbar.
Mit diesem Roman bekommt der Leser einen tiefen Einblick in die Seele der ukrainischen Bevölkerung, ihre Kultur und ihre Traditionen und zugleich jede Menge Informationen über die Historie dieses Landes, unabdingbar, um die aktuelle Lage besser zu verstehen .
Vor dem Hintergrund des jetzigen Krieges gewinnt das Buch eine ungeheure Bedeutung und Aktualität. Im Vor- und Nachwort geht die Autorin auf die neuen Geschehnisse ein und sie stellt dabei die berechtigte Frage, „ ob wir 2022 in diese Situation geraten wären, wenn sich die Welt 2014 mehr um mein Land geschert hätte.“
Mit „ Rote Sirenen“ ist der Autorin eine sehr persönliche und ergreifende Familiengeschichte gelungen, das Zeugnis ablegt von der Widerstandskraft des ukrainischen Volkes.

Bewertung vom 16.02.2023
Liebes Arschloch
Despentes, Virginie

Liebes Arschloch


sehr gut

Plädoyer für den Austausch
Gewohnt provokativ beginnt der neue Roman von Virginie Despentes, eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs.
„ Liebes Arschloch, ich habe deinen Beitrag auf Instagram gesehen. Du bist wie eine Taube , die mir im Vorbeifliegen auf die Schulter kackt.“
Der so vulgär Angesprochene ist Oscar Jayack, ein relativ erfolgreicher Schriftsteller Anfang Vierzig. Der hat in einem Post über das Aussehen der berühmten Schauspielerin Rebecca Latté böse gelästert, sie als „ Schlampe“ tituliert, die früher „ göttliche Frau“ sei mittlerweile „ alt… verlebt, …, ein schmuddeliges Weibstück“.
Die wiederum lässt diese Schmähung nicht auf sich sitzen und antwortet mit harten Verwünschungen. Daraus entwickelt sich ein reger Mail- Austausch.
Die beiden kennen sich schon aus ihren Kindheitstagen. Damals war Rebecca mit Oscars älterer Schwester Corinne befreundet.
Dass Oscar nun die immer noch attraktive und erfolgreiche Schauspielerin öffentlich beleidigt, liegt an seiner Wut. Er sieht sich als Opfer eines Metoo- Shitstorms im Netz und schlägt verbal um sich. Eine ehemalige Pressereferentin von Oscar hat ausgepackt; sie schreibt in ihrem Blog darüber, wie sie damals von ihm bedrängt und genötigt wurde. Oscar versteht die ganzen Anschuldigungen nicht. Er war doch nur verliebt in die junge Frau.
Der Briefwechsel geht weiter und die beiden schenken sich nichts. Vor allem Rebecca hat einen gnadenlosen, aber realistischen Blick auf ihre Umwelt. Oscars weinerliche Opferrolle wehrt sie entschieden ab und öffnet ihm die Augen für das, was er der jungen Frau angetan hat.
Diese bekommt die dritte Stimme im Roman. Zoé Katana, Ende Zwanzig, betreibt als junge radikale Feministin einen Blog, in dem sie nicht nur Zustimmung erntet, sondern sich auch zahlreichen Anfeindungen ausgesetzt sieht.
Die dialogische Form des Briefromans passt hier wunderbar, denn sie eignet sich hervorragend für die Diskussion gesellschaftlich aktueller Themen. Der Leser bekommt die unterschiedlichen Positionen serviert, stimmt mal dem einen zu, mal dem andern.
Nicht nur Metoo wird angesprochen, der Feminismus wird aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Generationen aufgegriffen.
Einen weitaus größeren Teil nimmt das Thema Drogen im Roman ein. „ Mein ältester Kumpel ist der Alkohol“ sagt Oscar, der seit seiner Jugend trinkt . Der Alkohol und auch andere Drogen sind seine Antwort auf alles. Doch Oscar will davon loskommen, besucht deshalb regelmäßig die „ Narcotic Anonymous“, eine Gegenwelt zu den sozialen Netzwerken. Denn anders als dort, darf man hier offen zu seinen Schwächen stehen, ohne Hohn und Spott zu ernten. Hier findet Oscar Verbündete, Menschen, die sich gegenseitig unterstützen
Rebecca, die seit Jahren harte Drogen konsumiert, will davon nichts wissen.
Sie kann, sagt sie, anders als Oscar, damit umgehen. „ Lieber verrecken als Yoga machen, definitiv.“
Aber so wie Oscar im Verlaufe der Korrespondenz Einsichten gewinnt über sein Fehlverhalten, so muss auch Rebecca lernen, dass sie sich in diesem Fall etwas vorspielt. Virginie Despentes plädiert hier eindeutig für den Entzug, aber ohne moralischen Zeigefinger, sondern so rotzig wie gewohnt.
Nicht nur die Drogen verbinden Oscar und Rebecca, sondern auch ihre Herkunft aus einfachen Verhältnissen. Beide haben es nach oben geschafft, aber beide spüren noch die Kluft, die sie trennt vom großbürgerlichen Milieu. Oscar leidet darunter, Rebecca pfeift darauf.
So greift Virginie Despentes noch viele weitere Themen auf, z.B.
das Älterwerden ( Rebecca bekommt das an mangelnden Rollenangeboten zu spüren )
den Lockdown während Corona ( Oscar genießt die Stille und Rebecca sieht plötzlich viele Dealer, die sich Hunde angeschafft haben, um der Ausgangssperre zu entgehen.)
Mit klarem unbarmherzigen Blick entlarvt die Autorin die Probleme und Macken unserer Zeit. Dabei schreibt sie schnoddrig, aber nicht vulgär ( wie vielleicht der Titel vermuten lässt). Ein paar Längen verzeiht man gern, wenn der Rest so erfrischend und klug daherkommt.
Mögen die Figuren auch nicht sympathisch sein, menschlich sind sie allemal. Und Virginie Despentes spricht sich hier eindeutig für das Gespräch aus. Es lohnt sich, trotz unterschiedlicher Positionen in Austausch zu treten. Ein wichtiges Statement in Zeiten, wo jeder aus seiner eigenen Blase auf den anderen eindrischt.

Bewertung vom 14.02.2023
Wieso? Weshalb? Warum?, Band 51: Mutig, stark und selbstbewusst
Mennen, Patricia

Wieso? Weshalb? Warum?, Band 51: Mutig, stark und selbstbewusst


ausgezeichnet

Ein wichtiges Thema kindgerecht umgesetzt

Alle Eltern wünschen sich starke und selbstbewusste Kinder, denn ein positives Selbstbild stärkt sie für ihr ganzes Leben. Sie begegnen neuen Anforderungen voller Tatendrang und Neugierde, werden aber auch mit Rückschlägen leichter fertig. Selbstbewusstsein ist nicht zu verwechseln mit Egoismus, denn
Menschen, die in sich gefestigt sind, fühlen sich anderen weder überlegen noch stellen sie ständig Vergleiche an.
Eine gute Möglichkeit, Kinder auf ihrem Weg zu mehr innerer Stärke und Selbstbewusstsein zu begleiten, stellt das neue Buch aus der Reihe „ Wieso Weshalb Warum“ dar.
Es geht zuerst um die Einzigartigkeit und Gleichwertigkeit jedes Menschen. Angst, Mut und Vorsicht werden an verschiedenen Beispielen anschaulich gemacht, ebenso Erfolge und Rückschläge. Wann ist Vertrauen angesagt, wo muss ich mich abgrenzen und Nein-sagen ? Die Bedeutung, einer Gemeinschaft anzugehören und das schreckliche Gefühl, ausgeschlossen und ausgegrenzt zu werden, wird ebenfalls thematisiert. Außerdem liefert das Buch konkrete Vorschläge zu mehr Kraft und Selbstbewusstsein.
Die Begleittexte sind leicht verständlich und die farbenfrohen Illustrationen zeigen Szenen aus dem kindlichen Alltag.
Ein rundum gelungenes Buch, das viele Möglichkeiten bietet, mit dem Kind ins Gespräch zu kommen.

Bewertung vom 11.02.2023
Tiere der Welt / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.73
Gernhäuser, Susanne

Tiere der Welt / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.73


ausgezeichnet

Alle Erwartungen erfüllt
Die Bücher aus der Reihe „ Wieso Weshalb Warum?“ sind aus den Bücherregalen meiner Enkelkinder nicht mehr wegzudenken. Auf jede Neuerscheinung sind wir gespannt.
Der neue Band „ Tiere der Welt“ richtet sich an die Altersgruppe der Zwei-bis Vierjährigen, doch können auch Ältere das Buch mit Gewinn lesen.
Auf insgesamt 16 Seiten werden wilde Tiere aus aller Welt vorgestellt. Eingeteilt nach ihren Lebensbereichen lesen wir z. B. von den Tieren des Regenwaldes oder der afrikanischen Savanne, reisen an den Nordpol oder nach Australien, begeben uns in die Tiefe des Meeres oder auf die höchsten Gebirge der Welt. Realistische Illustrationen veranschaulichen die kurzen kindgerechten Texte. Obwohl auf das Wesentliche beschränkt, bieten diese genügend Informationen und Wissenswertes zum Thema.
Die beliebten Klappen, sowie kleine Aufgaben und kurze Fragen und ein Quiz am Ende beziehen die zuhörenden Kinder aktiv ein.
Der Band „ Tiere der Welt“ hat wieder all unsere Erwartungen erfüllt; ein Muss für alle Kinder, die sich für Tiere und deren Umfeld interessieren.