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Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 169 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2018
Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit / Lügenwahrheit Bd.1
Snow, Rose

Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit / Lügenwahrheit Bd.1


gut

MEINUNG:
Rose Snow aka Anna Pfeffer gehört nun schon seit einiger Zeit zu meinen Lieblingsautorinnen. Ich durfte beide auch mal interviewen und kann nur sagen, dass sie sehr sympathisch sind. Im Romantasy Bereich veröffentlichen die beiden schneller als ich mit dem Lesen hinterherkomme. Ein Augenblick für immer ist der erste Band und es ist auch die erste Romantasy Trilogie, die in einem großen Verlag erscheint.

Die Geschichte spielt in Cornwall, was ein wirklich großer Pluspunkt ist, denn ich liebe England und den beiden gelingt es sehr gut das Setting einzufangen. Ich war bisher noch nie dort, aber spätestens jetzt möchte ich es.
Alles beginnt mit June Ankunft bei ihrem Onkel. Noch vorher hat sie eine Begegnung mit Blake, die wenig erfreulich abläuft, nur um dann festzustellen, dass er ihr Cousin ist. June wird herzlich in Empfang genommen, doch Blake und Preston verhalten sich sehr gegensätzlich. June flieht quasi aus Deutschland und ihrem bisherigen Leben nach der Trennung von ihrem Ex-Freund Jasper. Sie möchte davon etwas Abstand gewinnen und möchte ein Auslandsschuljahr in England machen.

Blake behandelt sie sehr abweisend und Preston ist sehr zuvorkommend zu ihr. Die beiden umgibt ein Geheimnis, aber bis June das herausfindet, vergeht wirklich viel Zeit im Buch. Die ersten 300 von 400 Seiten plätschert das Buch vor sich hin. Das Gefühl hatte ich auch noch als June ihre Gabe entdeckt hat. Der sprichwörtlich große Peng bleibt sehr lange aus. Der Band endet ohne nennenswerten Cliffhanger, was wirklich schade ist. Natürlich handelt es sich um einen ersten Band, aber auch hier sollte der Leser den Wunsch verspüren mehr erfahren zu wollen.
June fühlt sich sowohl zu Blake als auch zu Preston hingezogen, was relativ schnell klar wird. Ich war ein bisschen irritiert, weil ich vor allem Junes Geschmachte, was die äußerlichen Merkmale der beiden Angeht, so aus den Romanen von Rose Snow nicht gewöhnt war. June ist keinesfalls auf den Mund gefallen und hat ihren eigenen Willen, aber mir was das ein bisschen zu viel. Der Fokus lag für mich auf den geheimnisvollen Gaben und daher störte mich das manchmal.

FAZIT:
Das Buch lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Es macht sehr viel richtig: Schönes Setting, interessante Idee und liebenswerte Charaktere, aber vieles ist auch nicht so gut gelungen: Spannungsbogen, Logikfehler und die Liebesgeschichte sind ein bisschen zu viel des Guten. Band 2 möchte ich trotzdem lesen, denn ich denke hier ist noch viel Potential nach oben.
Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.11.2018
Monteperdido ¿ Das Dorf der verschwundenen Mädchen
Martínez, Agustín

Monteperdido ¿ Das Dorf der verschwundenen Mädchen


sehr gut

MEINUNG:
Der Thriller lag schon lange auf meinem SuB und nun endlich war es soweit.

Man wird direkt in den Norden Spaniens entführt. Monteperdido ist wohl ein fiktives Dorf, aber es gibt einen gleichnamigen Berg in den Pyrenäen, an dem sich die Namensgebung orientiert hat.

Die Geschichte startet damit, dass Ana, eines der beiden entführten Mädchen nach 5 Jahren wieder auftaucht. Sara Campos und ihr Kollege Santiago machen sie sofort auf den Weg, um auch Lucia noch finden zu können, denn sie ist nicht bei Ana und es stellt sich die große Frage, ob sie überhaupt noch lebt.

Sara und Santiago rollen die alten Ermittlungen wieder auf und gehen sowohl alten als auch neuen Spuren nach. Doch irgendwie ist dieses Dorf verdammt eingeschworen und die Leute lassen sich ungern hinter die Fassade gucken.

Der Autor zeigt sehr gut auf, wie das Verschwinden der beiden Mädchen das ganze Dorf und besonders deren Familien komplett verändert hat. Sowohl Lucias als auch Anas Familie ist daran zerbrochen und das Leben ist nicht mehr wie vorher. Nach Anas Rückkehr gestaltet sich das auch sehr schwierig, denn warum ist nur Ana zurück gekommen und nicht Lucia?

Die beiden Polizisten tappen sehr lange im Dunkeln und es passieren auch immer wieder Dinge, die darauf hindeuten, dass der Täter immer noch frei herumläuft und möglicherweise einer von ihnen ist. Allerdings mauern die meisten und verdächtigen sich bis auf wenige Ausnahmen jetzt nicht plötzlich gegenseitig.

FAZIT:
Monteperdido ist ein sehr atmosphärisch dicht erzählter Krimi, der sehr viel Augenmerk auf die Umgebung und die zwischenmenschlichen Beziehung legt. An vielen Stellen ist er auch sehr tiefgründig. Freue mich darauf mehr von dem Auttor zu lesen. :)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2018
Agnetas Erbe / Die Frauen vom Löwenhof Bd.1
Bomann, Corina

Agnetas Erbe / Die Frauen vom Löwenhof Bd.1


sehr gut

MEINUNG:
Corina Bomann ist eine Autorin, die ich schon lange für mich entdecken wollte und die Löwenhof-Saga hat mich schon in der Verlagsvorschau sehr neugierig gemacht.
Agneta ist eine starke Frau und das merkt von der ersten Seite an. Jede Frau, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt, hat bei mir schon mal automatisch einen Pluspunkt. Für Agneta ist das zu dieser Zeit gar nicht so einfach, aber immerhin kann sie schon studieren. Das größte Hindernis ist eher ihre eigene Mutter, die nämlich ganz andere Vorstellungen hat, wie Agnetas Leben aussehen soll.

Man muss auch positiv hervorheben, dass Agneta den Hof überhaupt erben kann. Ich hatte dein Eindruck, dass man in Schweden schon deutlich weiter war als zur gleichen Zeit in Deutschland. Die Entscheidung für den Löwenhof glättet auch so ein wenig die Diskrepanz zwischen ihr und ihrer Mutter, obwohl mich diese trotzdem noch manchmal in den Wahnsinn getrieben hätte. Ich empfand sie gegenüber Agneta manchmal fürchterlich ungerecht und kalt. Trotzdem steht sie immer hinter Agnetas Entscheidungen für den Löwenhof nach außen, auch wenn sie eine andere Meinung hat. Es war spannend zu beobachten, wie sich die Beziehung der beiden zum Besseren wendet.

Mir fehlte es in der Geschichte trotzdem so ein wenig Spannung und einem roten Faden. Natürlich gibt es diverse Hürden und Hindernisse, was das Leben und die Bewirtschaftungen auf dem Löwenhof betrifft, aber so ein richtiges Ziel hat mir gefehlt, worauf die Geschichte hinarbeitet. Agneta verliert natürlich auch wieder ihr Herz, aber auch das war relativ vorhersehbar. Vielleicht 100 bis 200 Seiten weniger hätten dem Tempo des Romans
vermutlich gutgetan.

Band 2 "Mathildas Geheimnis" ist bereits erschienen.
Band 3 "Solveigs Versprechen" erscheint im Januar 2019.

FAZIT:
Die Frauen vom Löwenhof – Agnetas Erbe ist an sich eine faszinierende Geschichte über das Leben auf einem Gutshof in Schweden und auch die Rechte der Frau zu dieser Zeit, leider ist Umsetzung ein wenig langatmig und es fehlte mir auch ein Ziel, auf das hingearbeitet wird. Ich bin unsicher, ob diese Reihe weiterverfolgen werde.
Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 15.11.2018
Der Tätowierer von Auschwitz
Morris, Heather

Der Tätowierer von Auschwitz


sehr gut

MEINUNG:
Der Tätowierer von Auschwitz ist eine Geschichte, die mir bereits lange Zeit vorher im englischsprachigen Raum begegnet ist und ich habe mich sehr gefreut, dass sie nun auf Deutsch erschienen ist.

Es ist die Geschichte von Lale und Gita, die beide 1942 nach Auschwitz deportiert werden. Lale ist der Tätowierer, d.h. er muss seine Mitgefangenen mit einer fortlaufenden Nummer tätowieren. Anfangs fiel ihm das schwer, aber er hat keine Wahl. Auch Gita muss er tätowieren und da begegnen sie sich zum ersten Mal.

Eine Liebe zu diesen Zeiten ist kein leichtes Unterfangen, denn man beide müssen immer damit rechnen aufzufliegen und es kann sie aus diesem oder anderen Gründen leicht das Leben kosten. Sie führen ein Leben, dass man eigentlich als solches kaum noch definieren kann. Die Autorin schildert sehr eindringlich, wie das Leben im Lager stattfand. Doch trotz aller Grausamkeit war dort auch ein wenig Platz für Liebe, Freundschaft und ein kleines Stück Hoffnung, wie Lale und Gita uns hier zeigen. Man darf sich hier allerdings keinen romantischen Vorstellungen hingeben, dass solche Geschichten normal waren.

Lale und Gita haben beide überlebt. Das verdanken sie natürlich Glück, aber auch ihrem eisernen Überlebenswillen. Beide konnten in ihre Heimat zurückkehren, nachdem Auschwitz befreit worden ist, wenn auch auf Umwegen. Großes Glück ist auch, dass sie sich beide wiedergefunden haben, was damals auch gar nicht so leicht gewesen ist. Für beide gab es eine gemeinsame Zukunft.

Sehr ergreifend ist auch das Nachwort und schon allein deswegen sollte man dieses Buch lesen. Wäre das Buch ein Roman und kein mehr oder weniger Bericht/ Sachbuch/ Biographie würde es vom Schreibstil her nicht meinen Ansprüchen genügen, denn es liest einfach wie ein Bericht mit einfachen Sätzen. Möglicherweise ist das so gewollt gewesen von der Autorin, was anzunehmen ist. Am Ende geht die Autorin auch nochmal darauf ein, warum gerade sie die Geschichte von Lale und Gita zu Papier gebracht hat.

FAZIT:
Der Tätowierer von Auschwitz ist eine Geschichte, die auf realen Begebenheiten beruht und wir können uns glücklich schätzen, dass Heather Morris sie aufgeschrieben hat. So können wir alle an einem kleinen Wunder teilhaben, dass zwei sich liebende Menschen Auschwitz überlebt haben.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2018
Mein schwarzes Herz / Victorian Rebels Bd.1
Byrne, Kerrigan

Mein schwarzes Herz / Victorian Rebels Bd.1


weniger gut

MEINUNG:
Victorian Rebels – Mein schwarzes Herz ist der erste Teil der Victorian Rebels Trilogie. Obwohl ich nicht so der große Fan von historischen (Liebes-)Romanen bin, hat mich das Buch trotzdem angesprochen. Man befindet sich hier in der Mitte des 19. Jahrhunderts, was für meinen Geschmack noch eine für mich verträgliche Zeit ist.
Im ersten Kapitel erfahren wir, was Farah und Dougan miteinander verbindet und warum sie getrennt worden sind. 17 Jahre später trägt Farah Dougans Nachnamen und gibt sich als Witwe aus, obwohl sie beide eigentlich noch Kinder waren. Sie konnte ihn nie vergessen und hat sich bisher an keinen anderen Mann gebunden. Außerdem werden hier schon Andeutungen gemacht, dass es ein paar Geheimnisse um Farah Vergangenheit bzw. um ihre Familie gibt. Ich empfand die es aber recht plump, da man sich hier schon wieder sehr viel selbst zusammenreimen konnte.
Dorian Blackwell ist der typische verruchte Verbrecher, von dem man sich als Frau eigentlich fernhalten sollte, es aber wegen seines Charmes und dem guten Aussehen nicht kann. Man muss dazu sagen, dass er Farah auch keine Wahl lässt. Sie gehen beide einen Handel ein, bei dem auch für sie etwas rausspringt. Die Anziehung zwischen beiden ist natürlich früh spürbar und wurde von der Autorin auch sprachlich gut beschrieben.
Zur Handlung möchte ich gar nichts sagen, weil ich sonst zu viel vorwegnehmen würde. Insgesamt war mir diese aber relativ dürftig und vor allem wirklich sehr vorhersehbar. Am Ende gibt es noch mal eine Wendung, von der ich eigentlich schon die ganze Zeit ausgegangen bin. Zwischen den beiden gibt es natürlich das übliche Hin und Her. Das war alles recht theatralisch, aber für den historischen Kontext dann auch wieder passend.
Band 2 Victorian Rebels – Ein Herz voller dunkler Schatten ist bereits erschienen. Band 3 Victorian Rebels – Das Licht unserer Herzen erscheint am 31.01.2019.

FAZIT:
Ich bin mit der Geschichte leider bis zum Schluss nicht warm geworden und war beim Lesen leider eher gelangweilt bis hin zu genervt. Die Geschichte war für mich komplett vorhersehbar. Es gab keinen Punkt, wo ich mehr erfahren wollte, der sogenannte Lesesog, denn ich wusste bereits alles. Ich denke, die Geschichte findet sicher ihre Fans, aber meins war es leider überhaupt nicht.
Ich vergebe 2,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 16.10.2018
NSA - Nationales Sicherheits-Amt
Eschbach, Andreas

NSA - Nationales Sicherheits-Amt


ausgezeichnet

MEINUNG:
Obwohl Andreas Eschbach ein mir schon lange bekannter Autor ist, habe ich bisher noch nichts von ihm gelesen. Bei diesem Buch hat mich der Titel angesprochen, auch wenn ich nach der Überprüfung des Klappentextes festgestellt habe, dass nicht um die gleichnamige amerikanische Organisation geht.

Das Dritte Reich mit den technischen Mitteln von heute? Zunächst konnte ich mir das hinsichtlich der Umsetzung nicht richtig etwas darunter vorstellen, aber schnell wurde klar, dass Andreas Eschbach hier ganz geschickt unsere heutige technische Welt in diese Zeit hinein transferiert hat, wie es auch der Zeit entsprach. Dazu hat er auch manche Wörter wie z.B. Telefon mit -ph geschrieben, um die Geschichte authentisch zu gestalten und in den historischen Kontext zu setzen.

Ich weiß nicht, ob man hier von einer Dystopie sprechen kann, denn Dystopien sind per Definition Erzählungen, die in der Zukunft spielen. Es fühlt sich beim Lesen aber ein wenig an wie eine Dystopie, zumindest an Stellen, die wohlweislich so niemals passiert sind. Man merkt hier aber keinen spürbaren Bruch. Der Autor hat reale Geschichte und Fiktion grandios miteinander verknüpft, so dass man einfach glaubt, was man da liest. Vielleicht wäre es genau so gewesen. NSA würde ich eher als Szenario á la Was-wäre-wenn beschreiben.

Kommen wir nun zu den beiden wichtigsten Protagonisten: Helene Bodenkamp und Eugen Lettke. Beide arbeiten für das NSA. Lettke ist der Vorgesetzte von Helene. Das Buch startet in der Gegenwart, in dem man sich gleich mal von dem Können der NSA überzeugen kann und schwenkt dann erstmal in die Kindheit und Jugend der beiden. Lettke ist der Sohn eines Kriegshelden und lebt bei seiner alleinstehenden Mutter. Lettke ist eine ziemlich skrupellose und gleichzeitig auch schwache Person, die vor allem auf ihren eigenen Vorteil bedacht ist. Er ist weit davon entfernt ein Sympathieträger sein. Ich hatte maximal Mitleid mit ihm. Helene und ihn verbindet später auch nur ein späterer Pakt und die Arbeit an sich. Helene ist im Gegensatz zu Lettke die Sympathieträgerin in diesem Roman. Sie ist eine junge Frau, die sich bewusst ist, dass ihre nach ihrer eigenen Wahrnehmung die Chancen auf eine gute Partie schlecht stehen und so wird eine sogenannte Programmstickerin (heute sagt man Programmiererin). Helene ist gut, in dem was sie tut.

Besonders interessant ist zu beobachten, wie Helene, die zu Anfang noch an das Gute bzgl. ihrer Tätigkeit geglaubt hat, so langsam merkt, was die gesamte Datenspeicherung und dem, wie man sie auswerten kann und in Beziehung zueinander setzen kann alles für Konsequenzen hat und am Ende über Leben entscheidet. Sie versucht später auch Personen zu durch ihre Möglichkeiten zu schützen, in dem sie Daten löscht, aber sie ist nur ein kleines Rad in einer großen Maschine, die an Hand von gespeicherten Daten alles über jeden weiß.

FAZIT:
Nach dem Beenden dieses Buches bin ich sehr froh, dass es damals noch keine Computer, Internet etc. gegeben hat. Andreas Eschbach hat ein sehr gut durchdachtes Szenario geschrieben, was mir häufig eine Gänsehaut beschert. In dem Buch gab es kein Wort und keine Seite zu viel. Für jeden der mal ein besonderes Buch lesen möchte und sich gerne auf die Frage „Was-wäre-wenn“ einlassen möchte, dem empfehlen ich dieses Buch wärmstens!

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 06.09.2018
Zwischen uns ein ganzes Leben
Levensohn, Melanie

Zwischen uns ein ganzes Leben


sehr gut

MEINUNG:
Romane, die auf zwei Zeitebenen spielen besonders zur Zeit der zwei Weltkriege, lese ich immer mal wieder gerne. Zwischen uns ein ganzes Leben fiel mir schon ziemlich früh auf, da hier verschiedene Marketingmaßnahme darauf aufmerksam gemacht haben.
Die Geschichte spielt wie gesagt auf zwei Zeitebenen und es geht um drei Frauen. Da ist die junge jüdische Studentin Judith, die wir in Paris 1940 begleiten und da sind Beatrice und Jacobina in der Gegenwart. Beatrice ist Französin und arbeitet bei der Weltbank. Durch einen Zufall stößt sie auf Jacobina, eine ältere Dame, die so ein wenig den Anschluss an ein lebenswertes Leben verloren hat. Außerdem hat sie nie das Versprechen ihres Vaters an dessen Sterbebett eingelöst, ihre Halbschwester Judith zu finden. Sie bittet Beatrice sich nach Judith auf die Suche zu machen.
Beatrice ist 40 Jahre alt. Das hebe ich so hervor, weil sie mir eigentlich die ganze Zeit wie Anfang 20 erschien. Ja, sie hat viel erreicht im Leben mit ihrem Job bei der Weltbank, hat eine Beziehung zu einem 60jährigen Journalisten, der aber immer seiner pubertierenden Tochter den Vorrang gibt und weiß aber trotzdem nicht so richtig, was sie will. Mir erschien sie oft sehr naiv, unüberlegt und unreif für ihr Alter. Beatrice private und auch später berufliche Probleme (bei so einem Chef hätte ich schon gekündigt) überschatten zum Teil eigentlich die Handlung, besonders die Suche nach Judith, die wirklich von Interesse war.
Es geht mir selten so, aber ich mochte diesmal den Teil aus der Vergangenheit um Judith deutlich lieber. Die Autorin schildert diesen sehr einfühlsam und baut die einzelnen Etappen bis zur Judiths Deportation sehr gut auf, sodass man erlebt, wie es einer jungen Jüdin zu der Zeit in Paris ergangen ist. Dabei legt sie Wert auf Judiths Entwicklung und schildert nicht in jedem grausamen Detail, was damals alles geschehen ist. Vieles weiß man als Leser ja bereits im Vorfeld.
In der Beziehung zu Jacobina mochte ich Beatrice, die mir auch manchmal etwas zu sehr auf Oberflächlichkeiten, wie teure Kleidung, fixiert war. Man muss Beatrice zu Gute halten, dass sie sich immerhin zum Positiven entwickelt, auch wenn dieser Weg für mich zum Teil etwas zu sehr mit Klischees bepflastert war. Leider etwas misslungen sind auch die Perspektivwechsel, die nicht gekennzeichnet waren. So beginnt einfach der nächste Absatz aus der Sicht einer anderen Person in einer anderen Zeit. Etwas mehr Ordnung wäre schön gewesen.

FAZIT:
Der Roman konnte mich trotz meiner Kritikpunkte wirklich gut unterhalten und las sich sehr flüssig. Für mich hat die Autorin eine Menge Potential, was sie ganz sicher in ihren nächsten Romanen auszuschöpfen weiß.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 05.09.2018
Zehn Jahre musst du opfern / Dark Palace Bd.1
James, Vic

Zehn Jahre musst du opfern / Dark Palace Bd.1


sehr gut

MEINUNG:
Dark Palace – Zehn Jahre muss du opfern ist der Beginn einer dreiteiligen Reihe, zumindest gibt es auf Englisch bereits drei erschienene Teile. Ich muss sagen, dass mich hier zunächst das Cover angesprochen hat, was wirklich großartig gelungen ist und genau die Düsternis vermittelt, die der Geschichte auch innewohnt. Auch die gewählten Personen strahlen Stärke und Macht aus, zwei Eigenschaften, die ebenfalls gut zu den Charakteren passen.

Schon nach ein paar Kapiteln hatte mich das Buch gefangen genommen, weil die Idee mit der zehnjährigen Sklavenzeit in (fast) jedermanns Leben mal etwas wirklich Neues war und gleichzeitig auch etwas, woran man sich natürlich ordentlich reiben kann und wo Konflikte vorprogrammiert sind. Als Leser verbindet man damit sofort etwas Negatives und fragt sich natürlich, warum das so ist bzw. wie es soweit kommen konnte. 10 Jahren ist eine lange Zeit und man erfährt auch, dass diese Zeit an einigen weder geistig noch körperlich spurlos vorüber gegangen ist.

Gleich auf den ersten Seiten lernen wir die Jardines kennen, bei denen vor allem die drei Brüder, Gava, Silyen und Jenner eine tragende Rolle in der Geschichte spielen und die Familie von Luke, bestehend aus Lukes Eltern, seiner großen Schwester Abi(gail) und seiner kleiner Schwester Daisy. Die Familie beschließt ihre Sklavenzeit gleich nach Daisys Geburtstag gemeinsam zu absolvieren und zwar in Kyneston, dem Herrensitz der Familie Jardine. Dann kommt aber alles ganz anders und Luke wird anstatt dessen nach Millmoor, einer Fabrikstadt, geschickt.

Die Jardine sind Ebenbürtige und der Lukes Familie sind sogenannte Gewöhnliche. Ebenbürtige sind quasi die Herrschenden und müssen keine zehnjährige Sklavenzeit verrichten. Die Geschichte wird zu großen Teilen abwechselnd aus Luke und Abis Sicht erzählt, aber es gibt auch mal Kapitel von Ebenbürtigen und so bekommt man auch mal einen Eindruck, wie sie ticken und was so ihre Absichten sind. Die ganze Geschichte ist auch hochpolitisch und jeder verfolgt eigene Absichten, die nicht immer ganz erkennbar sind. Eigentlich kann man kaum jemanden über den Weg trauen. Die Autorin lässt sich viel Zeit, das System und die Welt zu beschreiben. Das fand ich einerseits gut, weil man sich so gut reindenken kann, aber manchmal las sich das Buch auch, wie eine einzige große Einleitung. Wo der Anfang relativ stark war, schwächelt der Mittelteil etwas und erforderte auf Grund der Fülle an Infos eine hohe Konzentration. Das Ende dagegen war wieder sehr viel versprechend.

Es las sich durch die vielen Perspektiv- und Ortswechsel auch stellenweise etwas fragmentarisch und weniger als Handlung aus einem Guss, blieb aber zu keiner Zeit uninteressant.

Es gibt sehr viele Charaktere. Die Autorin bemüht sich aber, nur eine gute Handvoll richtig auszuprägen. Alles andere wäre auch zu viel. Abi erschien mir ziemlich naiv und verliebt sich natürlich in einer der Jardinebrüder, was ich ziemlich klischeebehaftet fand. Luke entwickelt sich zu einem richtigen Rebellen und reift auch während seiner Zeit in Millmoor zu einem Erwachsenen heran. Viel spannender sind die Jardinebrüder. Vor allem Silyen ist ein äußerst spannender Charakter, weil seine Absichten sehr undurchsichtig sind und auch bis zum Ende dieses ersten Bandes verborgen bleiben.

FAZIT:
Dark Palace – Zehn Jahre muss du opfern beginnt sehr stark und überzeugt mit einer völlig neuen Idee. In der Mitte schwächelt das Buch etwas, was an den vielen Informationen zu der Welt und den Personen liegt. Das kann ich verschmerzen, denn es ist schließlich der erste Band. Das Ende macht auf jeden Fall Lust auf Band 2!

Bewertung vom 05.09.2018
The House - Du warst nie wirklich sicher
Lelic, Simon

The House - Du warst nie wirklich sicher


ausgezeichnet

MEINUNG:
The House hat mich interessiert, weil ich gerne Thriller lese, die auf engsten Raum stattfinden und die Spannungen oder auch das Grauen von Innen herauskommt. Bei dem Klappentext habe ich auch gleich an eine Geschichte á la Stephen King gedacht. Viel verrät der Klappentext nicht, aber das ist auch genau richtig so.

Wie man schon dem Klappentext entnehmen kann, wird die Geschichte von Syd erzählt, aber auch von ihrem Freund Jack. Das Paar hat lange auf die Anzahlung für ein eigenes Haus gespart und hatte nun Glück, dass es den Zuschlag für eines mitten in London erhalten hat. Es ist von Anfang klar, dass etwas passiert sein muss, denn beide beginnen mit ihrer Sicht der Dinge rückblickend. Besagte Leiche hat etwas damit zu tun und so laufen parallel auch die Ermittlungen der Polizei. Besonders Jack wird gehörig auf den Zahn gefühlt.

Jack ist Sozialarbeiter und Syd arbeitet auch etwas, was nicht näher definiert worden ist. Syd ist in meinen Augen die deutlich interessante Person gewesen. Man merkt schnell, dass in ihrer Kindheit einige unschöne Dinge vorgefallen sind, die sie auch geprägt haben. Sie ist früh von Zuhause fort, weil sie es dort nicht ausgehalten hat. Es wird auch hier nicht so richtig drauf eingegangen, wie sie es geschafft hat alleine durchzukommen, aber das muss man so akzeptieren. Der Autor hat sich hier aufs Wesentliche konzentriert.

Mehr möchte ich eigentlich gar nicht verraten, weil man sonst hier zu viel vorwegnehmen würde. Auf jeden Fall gibt sehr viele Wendungen, die Geschichte für unglaublich spannend gemacht haben. Sie nimmt auch eine ganze andere Richtung ein als was man vielleicht anfangs vermutet hatte, aber genau das gefiel mir unheimlich gut.

FAZIT:
The House ist ein Thriller voller überraschender Wendungen und war für mich bis zum Schluss spannend und zu großen Teilen unvorhersehbar. Perfekte Unterhaltung!

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.