Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
PeLi
Wohnort: 
Würzburg

Bewertungen

Insgesamt 115 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2021
Junge mit schwarzem Hahn
vor Schulte, Stefanie

Junge mit schwarzem Hahn


sehr gut

Aus dem Diogenes Verlag gab es schon so einige Lesehighlights für mich, deshalb habe ich mich auch sehr auf dieses Buch gefreut.
"Junge mit schwarzem Hahn" lässt sich nur sehr schwer in eine passende Kategorie stecken, ich würde die Geschichte noch am ehesten als Märchen für Erwachsene bezeichnen. Hauptperson ist Martin, ein 11-jähriger Junge, der vor 8 Jahren als einziger eine schlimme Familientragödie überlebt hat.
Und mit ihm ein schwarzer Hahn, der den Jungen seither immer begleitet und mit dem er sogar kommunizieren kann. Die Dorfbewohner ( außer einem Mädchen, das als einzige gut zu Martin ist) behandeln Martin allerdings richtig böse, sie halten ihn und den Hahn für Unglücksbringer und finden die beiden geradezu teuflisch . Sie sind bösartig und gemein , nutzen den Jungen aus und sind alle auch noch strohdumm.
Doch obwohl Martin in seinem jungen Leben schon so viel Bosheit erfahren hat, ist er selbst die Güte in Person und zu seinen Mitmenschen immer freundlich und hilfsbereit.
Nun kommt ein Maler ins Dorf, der den Auftrag bekommt, ein Altarbild zu malen. Er erkennt sofort Martins reine Seele und seine Intelligenz und gibt ihm die Möglichkeit, ihn zu begleiten. Martin ergreift die Chance und reist von nun an mit dem Maler von Ort zu Ort. Dabei spürt er zum ersten Mal in seinem Leben, dass die Liebe zu jemandem auch Schmerz und Angst bedeuten kann. Doch Martin geht seinen Weg und dank seines Mitgefühls und Verstandes gelingt es ihm sogar noch, zum Retter für diejenigen zu werden, die genauso unschuldig sind wie er und seine Hilfe dringend nötig haben.

Diese Geschichte ist wirklich ungewöhnlich und es hat eine Weile gedauert, bis ich mit dem märchenhaften Schreibstil warm wurde. Lag vielleicht aber auch daran, dass ich einfach etwas ganz anderes erwartet hatte. Doch, als ich mich dann an den Schreibstil gewöhnt hatte und mich einfach auf diese Geschichte eingelassen hatte, gefiel sie mir immer besser und ich habe sie dann in einem Rutsch durchgelesen. Dieses Debüt der Autorin Stefanie vor Schulte ist ungewöhnlich und lässt sich nur schwer in eine Kategorie stecken, eher Märchen als Roman düster und trotzdem auch voller Hoffnung darauf, dass das Gute, am Ende siegen wird. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.09.2021
Die letzten Romantiker
Conklin, Tara

Die letzten Romantiker


ausgezeichnet

Im Frühling 1981, verlieren die Geschwister Renee, Caroline, Joe und Fiona ganz plötzlich ihren Vater. Und statt ihren Kindern, die plötzlich ohne Vater dastehen, Halt und Trost zu geben, fällt die junge Witwe nach dem Tod ihres Mannes in eine tiefe Depression und verlässt mehrere Jahre lang ihr Schlafzimmer kaum noch. Die Kinder werden sich selbst überlassen, stromern durch die Gegend, versorgen sich so gut es geht selbst und kümmern sich umeinander. Diese schwierigen Jahre schweißen die vier Geschwister, die zu dem Zeitpunkt zwischen 4 und 11 Jahre alt sind, eng zusammen und später erinnern sie sich an diese , für alle sehr schwere Zeit, nur noch als "die große Pause"

Die Jahre vergehen, aus Kindern werden Erwachsene , die Berufe ergreifen, Familie gründen,teilweise auch vom Heimatort wegziehen. Und obwohl sie es, während ihrer Kindheit nie für möglich hielten, wird der Kontakt zwischen ihnen mit den Jahren immer weniger , denn jeder der vier ist mit seinem eigenem Leben beschäftigt.

Bis zu dem Tag, als die Familie von einer weiteren Tragödie getroffen wird. Eine Tragödie, die sich schon lange vorher ankündigte, die aber leider keiner so wirklich ernstgenommen hat. Und nun müssen sie mit diesem Schicksalsschlag fertig werden, was jeder wieder auf seine ganz eigene Weise tut. Ob die Geschwister durch dieses schlimme Ereignis wieder enger zueinander finden, oder ob die Familienbande dadurch ganz zerschnitten werden, muss sich nun zeigen.

"Die letzten Romantiker" beginnt sehr ungewöhnlich, denn wir befinden uns im Jahre 2079 auf der Lesung von Fiona, der jüngsten der vier Skinner- Geschwister , inzwischen 102 Jahre alt und eine berühmte Dichterin. Am Ende der Lesung dürfen vom Publikum Fragen gestellt werden und ein junges Mädchen stellt ihr eine sehr persönliche Frage, die sie im ersten Moment aus dem Konzept bringt. Zuerst versucht Fiona der Frage geschickt auszuweichen, doch die Fragestellerin lässt nicht locker und so fängt Fiona an zu erzählen und sie beantwortet nicht nur eine kurze Frage, sondern holt weit aus und beginnt nun ihre gesamte Familiengeschichte zu erzählen. Los gehts mit der "großen Pause" und sie beschönigt nichts und lässt nichts aus, auch wenn ihr das ziemlich schwerfällt, denn leicht war ihr Leben nicht und es gab so einige Schicksalsschläge in ihrem langen Leben.

Ein großartiges und sehr emotionales Familienepos, über die Liebe, familiären Zusammenhalt, Trauer, Schuld, dieses Buch enthält einfach alles, was ich mir von einem Buch wünsche und es gehört auf jeden Fall zu meinen diesjährigen Lesehighlights.

Bewertung vom 25.08.2021
Der Kolibri - Premio Strega 2020
Veronesi, Sandro

Der Kolibri - Premio Strega 2020


schlecht

Das Cover von Sandro Veronesis Roman "Der Kolibri" gefällt mir sehr gut. Ganz in grün gehalten, mit einem Kolibri, der gerade in Bewegung ist, das passt zu dieser Geschichte und vor allem zum Hauptprotagonisten , dem Augenarzt Marco Carrera, denn der ist auch immerzu in Bewegung, wie ein flatternder Vogel und mir persönlich ist es sehr schwer gefallen, ihm zu folgen.

Die Geschichte beginnt damit, dass der Augenarzt vom Psychoanalytiker seiner Frau darüber informiert wird, dass die von einem deutschen Piloten schwanger ist und plant, mit ihm durchzubrennen. Und der Grund, warum der Psychoanalytiker überhaupt seine Schweigepflicht bricht, ist der, dass er überzeugt ist, dass Marcos Leben in Gefahr ist und er ihn einfach darüber informieren müsste.

Diesen Einstieg in die Geschichte fand ich noch richtig gut und ich dachte, mich erwartet nun eine spannende Geschichte über das Leben des Ehepaares Carrera, in der man erfährt, wie es soweit kommen konnte. Doch ich habe mich leider getäuscht, an diesem Buch fand ich bedauerlicherweise überhaupt nichts spannend. Erzählt wird über das Leben von Marco in einer rasanten Weise und mit immer wechselnden Handlungsorten und großen Zeitsprüngen. Immer kreuz und quer. Mal sind es Briefe an die Frau, die er schon ewig liebt, beim nächsten Mal Briefe an seinen Bruder, in denen es um Erbstücke des Vaters geht, dann wieder beschreibt er das Verhältnis zu seiner Tochter, oder die Probleme, die er als Kind hatte, über die Ehe seiner Eltern, sein Verhältnis zu seinen Geschwistern oder er berichtet über die Zeit mit seinem Freund und erinnert sich an dessen Probleme.

Ich habe mir wirklich große Mühe gegeben, den zahlreichen Puzzleteilen dieser Geschichte zu folgen und die Spannung , die im Klappentext versprochen wurde, zu finden. Außerdem dachte ich mir die ganze Zeit, "dieses Buch wurde ausgezeichnet mit dem Premio Strega 2020, das kann doch nicht so langweilig sein". Ich wollte nicht abbrechen, weil ich immer die Hoffnung hatte, dass der Funke noch überspringen würde. Doch das ist nicht passiert, obwohl ich mich tatsächlich bis zum Ende durchgekämpft habe. Vielleicht verstehe ich den Schreibstil des Autors ja auch einfach nicht, aber für mich war "Der Kolibri" leider ein Reinfall.

Bewertung vom 21.08.2021
Liebe Rock
Zürcher, Tom

Liebe Rock


gut

Das Cover von "Liebe Rock" von Tom Zürcher ist wunderschön und sehr ausgefallen. Der Klappentext hat mir auch noch gut gefallen und meine Neugier geweckt. Doch leider sind das schon die zwei positivsten Dinge, die mir zu diesem Buch einfallen und ich bin nach dem Lesen leider etwas enttäuscht.

Worum geht es in dem Buch? Also da ist der 18-jährige Timm, der gerade die Schule abgebrochen hat, weil er sich einbildet, er hätte das Zeug zum großen Schriftsteller. Und seiner Meinung nach müssen gute Schriftsteller immer viel Alkohol trinken, während sie schreiben, also sitzt er nun täglich in einer Kneipe, trinkt ein Bier nach dem anderen und schreibt dabei alles mögliche, was ihm so durch den Kopf geht, in sein altes Wachstuchheft. Dabei lernt er die Kellnerin Rock kennen und da bei ihr gerade ein Zimmer vermietet wird, zieht Timm, der bisher noch bei seinen Eltern gewohnt hat, dort ein. Aber Rock wohnt nicht allein in der Wohnung, sondern es gibt noch einen Hund und vor allem gibt es Marc, Rocks Freund. Und der ist Timm, der sich unsterblich in Rock verliebt hat, von Anfang an ein Dorn im Auge. Was Timm dann alles macht, um seinen Konkurrenten Marc auszustechen, ist wirklich krass und man fragt sich beim Lesen die ganze Zeit "warum setzen die diesen Spinner nicht vor die Tür?" Geschrieben ist "Liebe Rock" so, als würde Timm das alles an Rock persönlich schreiben, es liest sich also eher wie Briefe an Rock, von der er richtig besessen ist. Das Gute, es sind kurze Kapitel, manchmal nur eine halbe Seite lang, man kann es also immer wieder mal zwischendurch etwas weiterlesen. Aber die verrückten Gedanken von Timm ein ganzes Buch lang zu verfolgen, das hat mir keinen großen Spaß gemacht. Timm ist egoistisch und rücksichtslos, er lügt, er stiehlt, er ist gemein zu Menschen und Tieren, er ist überzeugt, ein toller Schriftsteller zu sein und wird ja von einigen Leuten in seiner Umgebung auch noch in dem Glauben gelassen. Auch die meisten anderen Personen in dieser Geschichte reagierten sehr seltsam, muss ich sagen. Ich persönlich fand weder zur Handlung , noch zu den Charakteren einen echten Zugang.

Was ungewöhnlich ist, die Kapitel laufen rückwärts, also es fängt bei Kapitel 100 an und endet bei 0 und warum das so ist, wird im Laufe der Story auch klar, aber ändert ja auch nichts an der Geschichte selbst und die war für mich persönlich einfach nicht fesselnd genug. Durch diesen Notizbuch-Schreibstil kamen bei mir einfach keine großen Gefühle für die Geschichte auf und die Protagnisten, besonders Timm, sind mir leider größtenteils zu emotionslos.

Dass Timm nicht grundlos so gestört ist, versteht man so nach und nach zwar, denn er hat so einiges erlebt, was an keinem spurlos vorbeigehen würde. Und es ist auch nicht so, dass ich das Buch durchgängig öde fand, es hat durchaus Passagen, die mir zu Herzen gingen ( besonders alles, was mit Timms Bruder zu tun hatte), aber insgesamt konnten mich leider weder Handlung, noch Schreibstil restlos überzeugen.

Bewertung vom 13.08.2021
Das letzte Bild
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild


ausgezeichnet

Im November 1970 wurde im norwegischen Isdal eine verkohlte Frauenleiche gefunden. Sie wurde nie identifiziert und ihr rätselhafter Tod gibt bis heute Anlass zu allerlei Spekulationen. Gegen die weit verbreitete Vermutung, es sei Selbstnord gewesen, spricht einiges, aber falls es ein Verbrechen war, dann bleibt natürlich die Frage: "Wer hat diese junge Frau umgebracht und warum?"

Diesen sehr rätselhaften Kriminalfall nahm die Autorin Anja Jonuleit als Grundlage für ihren Roman "Das letzte Bild" Sie hat hier die Fakten über die Isdal-Frau, wie die Tote in der Presse genannt wird, mit einer spannenden fiktiven Handlung verknüpft und herausgekommen ist ein wirklich fesselnder Roman.

Zu Beginn entdeckt die Schriftstellerin Eva in der Zeitung ein Phantombild der toten Frau vom Isdal. Eva kann es nicht fassen, aber dieses Phantombild zeigt eine Frau, die ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Darauf angesprochen, reagiert diese komischerweise ungewöhnlich heftig, behauptet felsenfest, die Frau nicht zu kennen und Eva bilde sich die Ähnlichkeit nur ein. Durch diese seltsame Reaktion der Mutter, ist die Neugier der Schriftstellerin natürlich erst recht geweckt und so reist sie kurz darauf tatsächlich nach Norwegen und recherchiert über diese Tote, die aussieht wie ihre Mutter. Bei dieser Recherche kommen nach und nach unglaubliche Dinge ans Licht. Auch über ihre eigene Familie.

Ich fand dieses Buch fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Zwei Handlungsstränge wechseln sich hier immer wieder ab. Im ersten die Gegenwart , in der Eva herauszufinden versucht, wer die Isdal-Frau war und was sie mit ihrer eigenen Familie zu tun hat. Wie sie gelebt hat und was damals mit ihr passiert ist, wieso sie sterben musste. Und im zweiten Handlungsstrang geht es weit zurück in die Vergangenheit, man erfährt die ganze tragische Lebensgeschichte der "Isdal-Toten" und wird Zeuge, was damals schreckliches mit ihr passierte.

Und das war richtig spannend. Ich kannte bisher noch kein Buch von Anja Jonuleit, aber ich bin so begeistert von ihrem packenden Schreibstil, dass ich jetzt unbedingt auch noch ihre anderen Bücher lesen möchte. Die Mischung aus echtem Kriminalfall und fiktiver Familiengeschichte macht "Das letzte Bild zu einem ganz außergewöhnlichen Buch. Am Ende gibt es noch einen extra Abschnitt, in dem die Autorin über die Entstehung des Buches berichtet und genau auflistet, was in der Geschichte auf Fakten beruht und was dagegen ihrer Fantasie entsprungen ist. Das fand ich nochmal ganz besonders interessant.


Von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.08.2021
Wir für uns (eBook, ePUB)
Kunrath, Barbara

Wir für uns (eBook, ePUB)


sehr gut

In "Wir für uns" von Barbara Kunrath geht es um zwei ganz unterschiedliche Frauen, die sich beide in einer schwierigen Lebenssituation befinden, sich dann durch Zufall kennenlernen und trotz des großen Altersunterschieds anfreunden.

Da wäre die 41-jährige Josie, die seit Jahren die heimliche Geliebte eines verheirateten Mannes ist und die jetzt ungeplant schwanger wurde . Bengt, ihr Geliebter möchte dieses Kind nicht, denn er hat bereits eine Familie. Also drängt er Josie zur Abtreibung. Josie selbst ist unsicher, einerseits möchte sie Bengt nicht verlieren und kann sich auch gar nicht vorstellen, Mutter zu werden, denn sie kriegt doch ihr eigenes Leben nicht mal wirklich auf die Reihe und was, wenn Bengt sie verlässt, wenn sie das Kind bekommt? Andererseits weiß sie, das ist jetzt wohl ihre letzte Chance auf ein Kind, denn immerhin ist sie schon über 40 und hat nicht ewig Zeit. Während sie sich in dieser Zwickmühle befindet, lernt sie durch einen Zufall Kathi kennen. Die hat gerade nach fast 50 Jahren Ehe ihren Mann Werner verloren und muss sich nun erstmal an ein Leben als Witwe gewöhnen. Ihr Mann hat eigentlich alles für sie geregelt und Kathi hat sogar vor Jahren ihren geliebten Lebensmittelladen auf Wunsch von Werner aufgegeben. Ihr Sohn Max , zu dem sie früher ein enges Verhältnis hatte, ist ihr längst fremd geworden. Und so fühlen sich Kathi und Josie beide ziemlich einsam, als sie sich begegnen. Obwohl sie eigentlich völlig unterschiedlich sind und der Altersunterschied ja auch ziemlich groß, freunden die beiden sich nach und nach an und helfen sich gegenseitig bei einigen wichtigen Entscheidungen über ihr weiteres Leben.

Die Geschichte wird immer abwechselnd aus Sicht von Josie und Kathie erzählt und der Großteil spielt sich eigentlich in der Vergangenheit ab, denn jede der beiden gegensätzlichen Frauen hat so ihre Probleme innerhalb der Familie, beide denken immer wieder über ihr vergangenes Leben nach. Der Schreibstil ist einfach und geradlinig, die Kapitel kurz, das macht es einfach, das Buch zu lesen und so hatte ich es auch ziemlich schnell durch. Was mir weniger gefiel, ich habe einfach zu keinem der beteiligten Personen einen richtigen Zugang gefunden, für mich hätten einige Stellen emotionaler sein können (nur eine Stelle im Buch ging mir wirklich zu Herzen und hat mich beim Lesen ganz schön mitgenommen, aber welche das war, behalte ich lieber für mich, ich möchte nicht spoilern). Ich fand auch die Freundschaft der beiden Frauen, die ja wie eine Seelenverwandtschaft sein sollte, gar nicht so besonders, irgendwie kein bisschen herzlich. Beide Personen sind keine einfachen Charaktere, blieben auch in den gemeinsamen Gesprächen oft immer noch verschlossen und mir persönlich kam diese Freundschaft, oftmals eher wie eine gute Bekanntschaft vor. Auf mich wirkten beide bis zum Schluss irgendwie unnahbar und mit dem Ende war ich auch nicht ganz zufrieden, das kam mir zu schnell und das hätte man meiner Meinung nach schon noch etwas ausführlicher erzählen können. Vorher gab es einige Nebensächlichkeiten, die meiner Meinung nach, für die Geschichte gar nicht unbedingt nötig gewesen wären, während ich mir den Schluss schon gerne noch etwas detaillierter gewünscht hätte.

Aber auch wenn mich die Geschichte nicht hundertprozentig begeistern konnte, finde ich das Buch immer noch empfehlenswert.

Bewertung vom 04.08.2021
Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1
Kunnas, Noora

Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1


ausgezeichnet

Die Geschwister Mikko und Lilli müssen ein paar Tage bei ihrem Onkel Jim verbringen, während ihre Eltern auf Geschäftsreise sind. Das sind für die beiden gar keine guten Aussichten, denn Onkel Jim ist ein richtig gemeiner Kinderhasser. Doch alles Zetern und Schimpfen nützt nichts, ihre Eltern liefern sie einfach beim ungeliebten Onkel ab und düsen davon.

Zum Glück lernen die Kinder dann aber die nette und etwas schrullige Nachbarin ihres Onkels kennen. Flora Salmanteri ist keine gewöhnliche alte Dame, denn sie lebt mit einem sprechenden und ziemlich eitlen Hahn namens Pedro zusammen, spielt in der Band " Die urigen Walrösser" und druckt Mini-Piraten mit einem 3D-Drucker aus . Holzbein-Vorsteen, ein alter Freund von Flora, der jede Menge spannende Geschichten aus seiner Vergangenheit zu erzählen hat, stößt ebenfalls noch zu der ungewöhnlichen Bande. Als dann durch ein dummes Missgeschick die Mini-Piraten lebendig werden , der alljährliche Blumenwettbewerb in Gefahr gerät und auch noch ein Einbruch in einem Juwelier aufgeklärt werden muss, gibt es für die skurrile Truppe allerhand zu tun, um das alles wieder in Ordnung zu bringen. Und Mikko und Lilli genießen das Abenteuer mit ihren neuen Freunden.

Ein wirklich schönes Kinderbuch der finnischen Autorin Noora Kunnas mit originellen Charakteren, bezaubernden Illustrationen von Teemu Juhani und einer flotten Geschichte, die einfach Spaß macht. Auf dem wunderschönen Cover ist die ganze ungewöhnliche Truppe nochmal abgebildet und diesmal sogar in Farbe, was mir sehr gut gefällt. Empfohlen wird das Kinderbuch für kleine Leser ab 8 Jahren und das finde ich auch genau passend für diese Geschichte. Aber ich kann verraten, auch als Erwachsener hat man noch großen Spaß beim (Vor) lesen dieses witzigen Buches.

Von mir eine klare Empfehlung für dieses tolle Kinderbuch aus Finnland!

Bewertung vom 24.07.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


sehr gut

Das Cover des Buches, auf dem drei unterschiedliche Blumen abgebildet sind, die wahrscheinlich die drei unterschiedlichen Frauen darstellen sollen, um die es in "Wildtriebe" geht, gefällt mir sehr gut und erinnerte mich an einen Bauerngarten.

Die Geschichte handelt von Lisbeth, Marlies und Joanna, drei Frauen aus drei Generationen und ihr gemeinsames Leben auf einem Bauernhof. Lisbeth, deren Brüder im Krieg gefallen sind, musste schon als junge Frau den elterlichen Hof übernehmen. Für sie war das auch selbstverständlich und sie lebte für diesen Hof, trug stolz ihre Tracht und achtete immer darauf, dass die Nachbarn bloß nichts negatives über die Bewohner des Bethches Hofes zu reden hatten. Konrad, der einzige Sohn verliebt sich dann zum Entsetzen seiner Mutter in Marlies, eine Städterin und das genaue Gegenteil einer Schwiegertochter, wie Lisbeth sie sich immer gewünscht hatte. Mit dem Einzug von Marlies beginnt ein Konflikt zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen, der allerdings immer eher im Stillen stattfindet, denn geredet wird auf dem Bethches Hof nicht viel. Schon gar nicht über Gefühle.
Also frisst jede ihren Ärger und Frust in sich hinein, jede gibt der jeweils anderen die Schuld, dass es so gar nicht harmonisch läuft. Liesbeth hofft in den ersten Jahren noch, dass sie Marlies schon noch beibringen wird, wie alles zu laufen hat. Marlies gibt sich auch Mühe, kann es Lisbeth aber nie recht machen, denn die akzeptiert keine Veränderungen, alles muss genau so laufen, wie es seit Generationen schon gelaufen ist und diesen hohen Erwartungen kann Marlies einfach nicht gerecht werden. Sie hat andere Wünsche für ihr Leben, möchte nicht nur Bäuerin sein.
Marlies Tochter Joanna ist dann die dritte im Bunde und sie steht irgendwie immer zwischen ihrer Mutter und ihrer Oma. Marlies wünscht sich für ihre Tochter ein selbstbestimmtes Leben, Bildung ist ihr ganz besonders wichtig, denn sie möchte nicht, dass Joanna so endet wie sie selbst. Lisbeth dagegen sieht in Joanna von Anfang an die nächste Großbäuerin und Erbin des Bethches Hofes. Und Joanna selbst, die hat ihre ganz eigenen Vorstellungen und Träume und erfüllt sich diese auch ganz selbstbewusst.

Mir gefiel "Wildtriebe" von Ute Mank sehr gut, der Schreibstil ist einfach und die Sätze und Dialoge so kurz, dass man sich genau vorstellen konnte, wie still , oft richtiggehend bedrückend es auf dem Bethches Hof zuging. Ich wollte manchmal beim Lesen direkt ausrufen "jetzt redet doch endlich mal Klartext miteinander". Ich empfand die Stimmung zwischen sämtlichen Familienangehörigen einfach deprimierend. Durch die Rückblenden in die Vergangenheit, wurde Lisbeths Verhalten teilweise verständlicher und auch Marlies hatte es nicht leicht aber wirklich sympathisch wurde mir keine der Frauen.

Obwohl diese Geschichte von Anfang bis Ende eine eher trübsinnige Grundstimmung verbreitete, fand ich das Buch trotzdem gut und ich habe es gerne gelesen. Das Ende hätte ich mir allerdings etwas anders gewünscht, für mich war der Schluss viel zu abrupt, so als hätte die Autorin einfach mittendrin aufgehört zu schreiben. Aber irgendwie ja auch wieder passend zur ganzen bedrückenden Stimmung auf dem Bethches Hof.

Bewertung vom 24.07.2021
Ausweglos
Faber, Henri

Ausweglos


sehr gut

Noah holt abends schnell noch die Wäsche vom Trockenboden , als er plötzlich von hinten angegriffen wird. Der Angreifer hält ihm ein Messer an die Kehle und verlangt, dass er ihn zu seiner Frau bringt. Noah muss blitzschnell reagieren und so führt er den Angreifer, statt in die eigene Wohnung, in die seiner Nachbarn, denn die sind gerade in Urlaub und Noah , der ihre Blumen während ihrer Abwesenheit pflegen soll, hat zufällig gerade den Schlüssel dabei. Leider geht dieser Plan aber ganz anders aus, als gedacht, denn Emma Falk ist noch nicht verreist und als Noah Stunden später in der Wohnung der Nachbarn erwacht, ist er selbst schwer verletzt und Emma Falk wurde bestialisch ermordet. Und es sieht ganz danach aus, als wäre sie ein weiteres Opfer eines schon länger, gesuchten Serienmörders, der schon mehrere Frauen auf die gleiche Weise umgebracht hat und bisher nicht gefasst wurde.

Elias, ein Polizist, der damals zusammen mit seinem Partner den Fall des Serienmörders bearbeitet hatte und danach in eine andere Abteilung versetzt wurde, versucht nun endlich, den "Ringfinger-Mörder" zur Strecke zu bringen. Dabei muss er sich mit einigen unsympathischen Kollegen auseinandersetzen, denen seine Mitarbeit an dem Fall gar nicht gefällt. Und was ist mit Noah los? Sagt er wirklich die ganze Wahrheit? Selbst seiner Frau Linda kommt immer mehr der Verdacht, dass ihr Mann ihr etwas verschweigt.

Mir hat "Ausweglos" von Henri Faber sehr gut gefallen, auch, wenn ich mit der Auflösung des Falles nicht ganz zufrieden war und ich zwischendurch einiges doch etwas zu weit hergeholt, fand. Mir gefiel besonders gut, dass die Kapitel aus verschiedenen Perspektiven erzählt wurden. So kamen immer abwechselnd Noah, seine Frau Linda und Elias zu Wort. Und auch Gedanken des "Ringfinger.Mörders" wurden immer wieder mal eingestreut und diese Passagen waren ganz besonders spannend.
Leider fand ich die Auflösung, wie schon erwähnt, nicht ganz so überzeugend, aber vielleicht waren meine Erwartungen einfach auch etwas zu hoch. Die Story begann als Psychothriller , wurde aber im Laufe der Geschichte immer mehr zu einem gewöhnlichen Kriminalfall, was ich persönlich einfach etwas enttäuschend fand.
Trotzdem gefiel mir das Buch noch sehr gut und ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 27.06.2021
Böses Spiel im Dinopark / 1000 Gefahren junior Bd.1
Lenk, Fabian

Böses Spiel im Dinopark / 1000 Gefahren junior Bd.1


ausgezeichnet

1000 Gefahren Junior - Böses Spiel im Dinopark von Fabian Lenk ist nicht einfach nur ein normales Kinderbuch, das man von der ersten bis zur letzten Seite durchliest, sondern dieses Buch können die kleinen Leser selbst mitgestalten.
Es gibt eine Einleitung, in der erzählt wird, dass die Geschwister Emma und Benni mit ihren Eltern in einem Haus auf dem Gelände eines Dinoparks wohnen. Ihre Mutter ist Tierärztin und der Vater Ranger und der Dinopark gehört ihnen. Für die Kinder ist das alleine natürlich schon ein tolles Abenteuer. Und eines Abends , als Benni aus dem Fenster schaut, sieht er den Lichtschein einer Taschenlampe aufblitzen... Ab da können nun die jungen Leser schon zum ersten Mal selbst entscheiden, welchen Weg sie weitergehen wollen und je nachdem, für welchen Weg sie sich entscheiden, nimmt die Geschichte einen anderen Verlauf. Solche Stellen, mit verschiedenen Möglichkeiten, kommen im Buch immer wieder und es macht wirklich Spaß, so selbst zum Teil der Geschichte zu werden.

Das Cover und die Illustrationen von Jan Saße , die die Geschichte immer wieder auflockern fand ich sehr schön und farbenfroh und auch die Länge der Kapitel und die große Schrift finde ich für Leseanfänger genau passend. Ich habe im Buch einen Hinweis gesucht, für welches Alter es empfohlen wird. Das habe ich leider nicht gefunden, was ich etwas schade finde, denn ich orientiere mich an diesen Angaben immer ganz gerne beim Kauf eines Kinderbuchs. Ich persönlich würde das Buch für Jungs und Mädchen ab 8 Jahren empfehlen, weil die meisten in dem Alter schon richtig gut lesen können und die Story auch schon gut verstehen werden.

Ich finde diese Art von Abenteuerbuch wirklich ganz toll und hoffe, es folgen noch viele weitere Bände dieser Reihe.