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carmen

Bewertungen

Insgesamt 83 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2023
Wir hätten uns alles gesagt
Hermann, Judith

Wir hätten uns alles gesagt


gut

In diesem Roman, beziehungsweise in dieser Autobiographie, schreibt Judith Hermann über sich, ich Leben, ihr Schreiben und vieles, das sie verarbeiten musste. Es ist nicht wie eine klassische Autobiographie aufgebaut, die Sprache faszinierend poetisch und doch karg und schlicht. Es auf jeden Fall ein Buch, das, für mich zumindest, nicht einfach zu lesen war.
Hermann spielt mit der Sprache, verschachtelt Sätze und umschreibt gerne. Man muss konzentriert bei der Sache bleiben, wenn man das Buch liest. Das Buch hat viele Seiten. Oft ist es poetisch, oft spannend oder deprimierend. Nur leider, finde ich, haben sich ein paar Passagen doch sehr gezogen und manche Themen haben mich nicht so ganz abgeholt.
Ebenso nimmt sie sehr oft Bezug auf andere Texte und Bücher, die sie geschrieben hat. Wenn man diese Texte und Bücher aber nicht kennt, hat man das Gefühl, dass einem eben dieses Vorwissen bei der Lektüre fehlt...

Bewertung vom 24.02.2023
Ludwig und das Nashorn
Schneider, Noemi

Ludwig und das Nashorn


ausgezeichnet

Diese Kinderbuch ist wirklich etwas besonderes! Nicht nur, weil es ein so spannendes, philosophisches Thema behandelt, sondern auch, weil es so wundervoll illustriert ist. Die Illustrationen wirken fast wie Scherenschnitte oder Linoleumdrucke und das in strahlenden Farben. Trotzdem wirkt nichts überladen, sondern klar strukturiert.
Mir gefällt vor allem der Aufbau des Buches. Es beginnt mit einer einfachen zu-Bett-geh-Szene und endet in einem philosophischem Gespräch über die Existenz und Nicht-Existenz von Dingen. Der kindliche Blickwinkel hierbei ist besonders gut gelungen und glaubhaft. Die Beschreibungen dieser Theorie von Ludwig Wittgenstein am Ende und die Beschreibungen zu seiner Person finde ich auch sehr gut gelungen! Sei es zum Vorlesen oder für Erstleser ist dieses Buch meiner Meinung nach ein perfekter Einstieg in die Philosophie!

Bewertung vom 23.02.2023
Malvenflug
Wiegele, Ursula

Malvenflug


ausgezeichnet

In Ursula Wiegeles neuem Roman geht es um eine Familie, die zerstreut lebt. Man begleitet die Familie hier durch den Krieg und die Jahrzehnte danach.

Am Beginn des Buches findet man eine Liste mit den Protagonisten, was einen den Einstieg und das Orientieren in der Familie leichter macht.
Im ersten Teil des Buches wird die Familiengeschichte aus den unterschiedlichen Sichten der Protagonisten erzählt und springt zwischen Davos, Brünn, Graz und Kirchbach hin und her.

Im zweiten Teil, welcher nach Kriegsende spielt, wird aus Sicht der ältesten Tochter, Helga, in Form von Rückblicken, von der Familiengeschichte nach dem Krieg erzählt. Die Vertreibung der Großeltern und vom Schatten des Krieges, der langsam verschwindet. Helga lebt mit ihrem Sohn und ihrem Partner in Italien und richtet jährliche Familientreffen dort aus. Diese spielen im zweiten Teil eine große Rolle.

Das Buch ist ruhig und doch spannend. Kein Mord, keine großen Dramen. Der Roman besticht durch eine leichte, poetische Sprache und leisen Tönen.

Bewertung vom 31.01.2023
Gleißendes Licht
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


sehr gut

Eine spannende Türkisch- Armenische Familiengeschichte, die mich sofort in den Bann gezogen hat! das düstere Cover passt perfekt zur Geschichte

Der Debütroman hat mich vor allem durch die Wortgewalt für sich gewonnen. Die Poetische Sprache, die Beschreibungen, die die Geschichte so lebendig machen! Er springt dabei in der Erzählung zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her.
Ebenso webt der Autor autobiographische Informationen in den Roman mit ein, was ich besonders spannend finde!

Die Auswirkungen vergangener Ereignisse, die andere Generationen betroffen haben, auf die Gegenwart finde ich immer besonders faszinierend. Der Hauptprotagonist versucht in diesem Roman genau aus dieser Spirale, die gewisse vergangene Ereignisse ausgelöst haben, auszubrechen und sich von seiner eigenen Familienvergangenheit loszusagen.

Ein spannender Roman mit tollem historischem und autobiographischen Hintergrund!

Bewertung vom 17.01.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


ausgezeichnet

Bereits von der ersten Seite an hat mich "Der Inselmann" in den Bann gezogen. düster und atmosphärisch beschrieben nimmt einen der Autor hier in das Leben eins Jungen mit, welcher heranwächst. Eine traurige, aber auch gleichzeitig erwärmende Geschichte über einen Außenseiter, der nirgends richtig dazugehört und schon als kleiner Junge seine Heimat auf einer einsamen Insel findet.

Die Grundstimmung ist eher düster, dafür die Naturbeschreibungen umso schöner! Die Sprache in dem Roman ist sehr poetisch, faszinierend und zieht einen sofort in das Buch hinein. Die Protagonisten sind außergewöhnlich- sehr unterschiedlich und toll gezeichnet. Man kann sich sehr gut in die Geschichte und auch die Protagonisten hineinfühlen.

Der Aufbau des Romans ist außergewöhnlich- in kleine Sequenzen strukturiert und es gibt nur wenige Kapitel. Man muss sich daran gewöhnen, aber es passt hervorragend zur Geschichte.

Bewertung vom 11.01.2023
Das glückliche Geheimnis
Geiger, Arno

Das glückliche Geheimnis


ausgezeichnet

In dieser Geschichte geht es um ein Geheimnis, aber kein schlechtes, sondern ein glückliches. Geiger erzählt, wie in so vielen seiner Erzählungen aus seinem eigenen Leben und macht dies in einer ganz tollen Art und Weise! Teils distanziert, teils so nah kann man sich mit dem Protagonisten so einfach identifizieren, wie es in kaum welchen Geschichten der Fall ist.
Für mich persönlich, und sicher auch für viele andere LeserInnen, gab es in dem Buch einige Themen, die mich sehr ansprachen und mit denen wohl jeder schon mal zu tun hatte. Seine Liebe zu Literatur und gefundenen Büchern kann ich so gut nachvollziehen. Die besten Bücher sind doch immer die, die den Weg zu einem finden und nicht umgekehrt!

Das Buch ist ebenso eine Reise durch seine Werdensgeschichte. Durch unterschiedliche Probleme der unterschiedlichen Stadien im Leben. Man begleitet ihn vom Anfang an seiner Karriere, bis hin zum Erfolgreichen Schriftsteller- auch das fand ich an dem Buch besonders spannend und aufregend. Dass auch er, nicht nur wie ich und viele andere, auch Zeiten durchmachte, in denen man orientierungslos ist, nicht weiter weiß oder negativ in die Zukunft blickt.

Alles in allem war das Buch ein toller Start in das Lesejahr und bereits ein Highlight!

Bewertung vom 03.01.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


sehr gut

In Ginsterhöhe erzählt die Autorin die Geschichte eines Dorfes zwischen den Weltkriegen. Körperlich versehrte, Traumata, die tief liegen und natürlich auch eine schwierige wirtschaftliche Lage setzen den Dorfbewohnern stark zu. Albert Lintermann mit seiner Familie stehen hier m Fokus der Geschichte, welcher mit harter Arbeit seinen Hof wieder in Schwung bringt. Mit dem an die Macht kommen der Nationalsozialisten änderte sich schließlich wieder alles für das kleine Dorf.
Die Charaktere sind gut gezeichnet, man kann sich mit ihnen identifizieren und gut in die Geschichte eintauchen. Man kann das Handeln und Fühlen nachvollziehen.
Die Folgen des Krieges und die Traumata werden im Buch nicht geschönt, die historischen Ereignisse mit in die Handlung eingeflochten und sie werden nicht aufgebauscht. Alles in allem ein toller Erzählstil.

Bewertung vom 12.12.2022
Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3
Izquierdo, Andreas

Labyrinth der Freiheit / Wege der Zeit Bd.3


weniger gut

Leider hatte ich mir doch etwas anderes erwartet... Vorerst: es war von vornherein nicht klar, dass es sich bei diesem Buch um den dritten Teil einer Trilogie handelt. Somit fehlte mir bereits beim Einstieg viel an Vorwissen, ohne welches ich kaum in die Geschichte finden konnte. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich die vorherigen Bände gelesen hätte, ich mit Sicherheit besser in die Geschichte gefunden hätte. So habe ich mich Seite um Seite gequält und fand nicht hinein.
Der Schreibstil ist einfach gehalten, nur manchmal ist er mir etwas zu plump gewesen.
Es passiert von Anfang an sehr viel in dem Buch und vieles wirkt auch sehr dramatisch, nur konnte ich das Geschehene leider ohne Vorwissen nicht wirklich einordnen und verstehen. Ebenso konnte ich mich nicht wirklich in die Charaktere hineinfühlen.
Ich habe das Buch schließlich nach dem ersten Drittel abgebrochen und wollte es mit dem Hörbuch probieren, welches ich dann aber auch schließlich abgebrochen und zurückgegeben habe...
Alles in allem war es also für mich persönlich eine eher ernüchternde Leseerfahrung, aber wahrscheinlich nur deshalb, weil ich die vorangegangenen Teile nicht gelesen hatte.

Bewertung vom 16.11.2022
Das Gesetz der Natur
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


weniger gut

Beschreibungen, Klappentext und Leseprobe haben mir leider ein anderes Bild des Buches gezeigt, das ich schließlich bekommen habe... Es war mühsam zu lesen, manche Stellen zogen sich ins unendlich lange und der Schreibstil war leider auch so distanzierend, dass man (ich zumindest) nicht so ganz in die Geschichte hineinfinden konnte, geschweige denn sich mit der Protagonistin identifizieren zu können.
Hinzu kommt, dass viele Handlungen nicht wirklich nachvollziehbar sind und was mich auch wirklich sehr gestört hat war, dass die Protagonistin von sich immer in der dritten Person gesprochen hat. Vor allem die (aus meiner Sicht) unnötige religiöse Komponente hat mich auch gestört.
Die Covergestaltung dagegen finde ich sehr gut gelungen und auch passend zur Geschichte. Vor allem für den Diogenes-Verlag ist das Cover sehr aufwändig gestaltet.

Bewertung vom 03.11.2022
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

Die Fortsetzung, oder eher ein Spinn-off, von "Der Junge im gestreiften Pyjama" hat mich von Anfang an gefesselt! Man begleitet in der Geschichte Gretel, der Schwester von Bruno, dem Hauptprotagonisten in "Der Junge im gestreiften Pyjama". Teile des Buches spielen in der Vergangenheit, der Zeit nach dem Krieg und den folgenden Jahren, und der andere Teil der Erzählung spielt in der Gegenwart, in der Gretel bereits neunzig Jahre alt ist.

Vorwiegend geht es in der Geschichte um die Frage der Schuld. Gretel kämpft ihr Leben lang damit, wer ihr Vater war und ob sie wirklich mit Schuld an den Ereignissen damals war.
Diese Frage der Schuld zieht sich durch die ganze Erzählung bis in die Gegenwart.

Die Hauptprotagonistin war mir von Anfang an sehr sympathisch- und das trotz ihrer Vorgeschichte. Die Geschichte ist sehr mitreißend geschrieben und sprachlich toll gestaltet. "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist bei dem Buch aber keine Verständnisvoraussetzung, man bekommt genug Infos im Buch- hier vor allem in den Rückblenden.
Ebenso gibt es einige sehr überraschende Wendungen im Buch, mit denen man so vielleicht gar nicht gerechnet hat. Alles in allem ist es eines meiner diesjährigen Lesehighlights!