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Benutzername: 
Denise H.
Wohnort: 
Rostock

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 02.08.2018
Die Marzipanpiraten
Woltersdorf, Heiko

Die Marzipanpiraten


sehr gut

Mit Süßigkeiten für die Freiheit

Als literarisches und musikalisches Großprojekt kann man die "Marzipanpiraten" schon deklarieren, denn es haben so viele Sprecher und Musiker daran mitgewirkt, dass ein sehr vielfältiger Kanon entsteht, der die Figuren zum Leben erweckt.

Ursprünglich der Feder von Heiko Woltersdorf entsprungen, kann das Hörspiel als Weiterentwicklung der geschriebenen Geschichte mit Sicherheit dem ursprünglichen Format das Wasser reichen. Wahrscheinlich werden die Figuren und Erlebnisse so noch eindrücklicher, weil durch Musik untermalt, die die Stimmung meistens sehr gekonnt vermittelt.

Eine von Piraten belagerte Hansestadt steht im Mittelpunkt der Geschichte. Die darin hungernden Menschen sind gezwungen einen Ausweg aus ihrer Misere zu finden. Doch zum Glück gibt es mutige und beherzte Figuren wie Antonio und Hedwig, die teilweise mit mehr Glück als Verstand eine Lösung finden. Und natürlich spielen auch die süßen kleinen Marzipanpiraten eine entscheidende Rolle.

Schön ist, dass sich die Charaktere während der Story entwickeln , so zum Bespiel der Kapitän Niederstrecker, der zu Beginn schon einschüchternd ist, aber dann durch eine mutige Frau zum Nachdenken gezwungen wird.
Insgesamt werden recht viele Lieder eingespielt, die meistens auch gut zur Geschichte passen, ab und zu aber auch etwas aufgesetzt wirken.
Bedingt durch die Belagerungssituation und durchaus auch vorkommende zwielichtige Gestalten, ist das Hörspiel meiner Meinung nach eher für Kinder ab 8 Jahren zu empfehlen. Es macht aber durchaus auch als Erwachsener Spaß das Hörspiel zu hören.

Bewertung vom 01.08.2018
Das korsische Begräbnis / Korsika-Krimi Bd.1
Falconi, Vitu

Das korsische Begräbnis / Korsika-Krimi Bd.1


sehr gut

Wirklich tolles Panorama Korsikas mit alten Familientraditionen

Wird man jemals den Familienbanden entkommen und die ewige Blutrache vergessen und vergeben können? Auf Korsika nicht! Denn Ehre und auch Macht spielen in den oft patriarchalisch geführten Familienclans eine große Rolle. Und wenn einmal der Stein ins Rollen gebracht wurde, so lässt er sich schwer wieder zum Stillstand bringen.

So auch in Vitu Falconis neuem Reihenauftakt "Das korsische Begräbnis". Vitu Falconi - alias Thomas Thiemeyer - betritt damit neue Wege im Krimi-Urlaubs-Bereich, der schon lange auf (mehr) gute Stories von der französischen Mittelmeerinsel gewartet hat.
Dort sind die Santinis tief verwurzelt und nehmen den neuen Besucher Eric Marchand nicht unbedingt mit offenen Armen auf. Als Schriftsteller ist er zwar anerkannt, aber sobald er seinen wahren Namen offenbart brechen alte Gräben wieder auf und niemand scheint sicher.
Die wenigen, teils überraschenden Verbündeten, die er findet, sind allesamt sehr interessante Charaktere, von der Künstlerin zur Heilerin sind sie unglaublich detailverliebt dargestellt.
Ebenso die Orte, an die man geführt wird, sind auch ohne dass man Korsika schon einmal bereist hat, sehr gut erlebbar und spiegeln imposant die Handlungsebenen wider.
Des Weiteren blickt man in die blutige Vergangenheit der Insel und schämt sich ein wenig, dass man bisher so wenig davon gewusst hat. Aber diese Lücke schließt der Autor ebenso spielerisch wie er in die Abgründe der Menschen blickt und diese schildert.

Ein wenig verwundert hat mich, dass der eigentliche Fall, der zu Beginn auftaucht, nur an wenigen Stellen besprochen wird und die Familienangelegenheiten mehr im Vordergrund stehen. Das hatte ich so nicht erwartet, war aber im Nachhinein nicht weiter dramatisch, denn diese Geschichte war ebenso Krimi genug und bietet Stoff für die nächsten Teile. Der nächste soll unter dem Titel "Korsische Gezeiten" im Frühjahr 2019 erscheinen.

Insgesamt ein flüssig zu lesendes Buch mit Figuren, die zum weiteren Kennenlernen in weiteren Bänden anspornen und welches Korsika als eine zwar etwas verschlossene aber dennoch liebenswerte Insel darstellt. Leser, die regionalen Charme mögen und nicht vor Traditionen zurückschrecken sind hier gut bedient. Ich werde dem Autor auf jeden Fall weiterhin auf den Spuren der "Brise de mer" folgen.

Bewertung vom 21.07.2018
Kleckerlätzchen für Fortgeschrittene
Hell, Iris

Kleckerlätzchen für Fortgeschrittene


ausgezeichnet

Powerfrau kämpft gegen Wäscheberge und Ungerechtigkeit im Arbeitsmarkt

Nach Iris Hells "Kleckerlätzchen für Anfänger" erschien Ende 2017 die noch gelungenere Fortsetzung "Kleckerlätzchen für Fortgeschrittene". In dieser Geschichte entwickelt sich Kim Weiß' Familie weiter. Bereits mit zwei tollen Töchtern gesegnet erfährt sie von ihrem Frauenarzt, dass nun noch Zwillinge unterwegs sind. Nach erstem Schock (super realistisch und lustig dargestellt), muss sie, gemeinsam mit ihrem Mann, planen, denn Wohnung und Leben scheinen diesem doppelten Familienzuwachs nicht gerecht zu werden.

Der Leser begleitet die Familie, mit besonderem Fokus auf der Mutter, wie sie sich von der Schwangerschaft, über die ersten Monate und dann auch die weiteren Jahre kämpft. Trotz größeren Zeitsprüngen findet man sich gut zurecht. Die Autorin hat sich die witzigsten und prägnantesten Momente im Leben ihrer 4 Prinzessinnen herausgepickt. Auch einige schwierige Passagen werden dargestellt, z.B. wie Kim sich während einer Mutter-Kind-Kur Gedanken über die Beziehung zu ihrer mittleren Tochter macht und ihr einen sehr anrührenden Brief schreibt, den sie später einmal lesen soll. Denn bei so vielen nach Aufmerksamkeit heischenden Kindern, bleibt oft eine ein wenig zurück oder hat so ihre Probleme.

Mir hat die Auseinandersetzung mit dem Chaos-Haufen gut gefallen, die Gestaltung des Buches ist wieder sehr hübsch gelungen und auch die Charaktere sind besser ausgeleuchtet als noch im ersten Band. Auch als Frau ohne Kind konnte ich mich in Kim gut hinein versetzen und ihre Meinung und Handlungen größtenteils gut nachvollziehen.

Ebenfalls positiv aufgefallen ist mir die kritische Darstellung der aktuellen Arbeitsmarktsituation für Mütter, die äußerst schwierig ist, gerade in Gegenden, wo Kinderbetreuung nicht genügend vorhanden ist.

Insgesamt kann ich dieses Buch herzlichst weiterempfehlen, als unterhaltsame und kurzweilige Lektüre für Familienmenschen und moderne Powerfrauen.

Bewertung vom 10.07.2018
Kleckerlätzchen für Anfänger
Hell, Iris

Kleckerlätzchen für Anfänger


sehr gut

Iris Hells durchaus biographischer Roman "Kleckerlätzchen für Anfänger" wurde bereits als "Hallo Lil" 2012 erstveröffentlicht und ist als überaus amüsanter Zeitvertreib gut zu lesen.

Es geht um Kim, eine werdende bzw. später frischgebackene Mama, die bisher als erfolgreiche Juristin tätig war und nun in die neue Rolle als Mutter schlüpfen muss. Dabei ist sie mit allerlei neuen Problemen konfrontiert, die sie aber mit Kreativität und Pragmatismus zu lösen vermag. Die dabei entstehenden unweigerlich komischen Situationen bringen einen beim Lesen immer wieder zum Lachen und erinnern Leser, die selbst schon Kinder haben, sicher an ähnlich erlebte Situationen. Aber auch als kinderloser Leser kommt man absolut auf seine Kosten.

Besonders schön gelungen ist die nicht übliche Gestaltung des Buches, mit kleinen, feinen Illustrationen zur Einleitung eines neuen Kapitels und auch die Kaffeebohnen bei den Seitenzahlen sind ein deutliches Zeugnis der Hingabe der Autorin und Protagonistin an das stets präsente Heißgetränk.

Ein wenig überflüssig erschien mir hingegen die Einführung von Kims imaginärer Freundin Irmgard. Mit dieser unterhält sich Kim wenn sie gerade einsam ist oder einen Rat benötigt. Meiner Meinung nach, hätte die Geschichte das nicht gebraucht.

Insgesamt gefiel mir das Buch trotzdem gut, und ich freue mich auf das Lesen der Fortsetzung "Kleckerlätzchen für Fortgeschrittene".

Bewertung vom 29.05.2018
Schwestern für einen Sommer
Lyra, Cecilia

Schwestern für einen Sommer


ausgezeichnet

Meine Erwartungen an diesen Roman waren nicht groß. Ich fand das Cover mittelmäßig und den Klappentext nur wenig aussagekräftig. Jedoch wurde ich vom knapp 600 Seiten zählenden Debüt der amerikanisch/kanadischen Autorin Cecilia Lyra positiv überrascht.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Halbschwestern, die den gleichen, Vater haben. Diesen nahmen die Frauen in ihrer Kindheit sehr unterschiedlich wahr. Trotz dieser Verschiedenheit waren die Beiden in den Sommerferien glücklich vereint, wenn sie gemeinsam bei ihrer Großmutter in den Hamptons weilten. Doch ein schlimmes Ereignis trennte dann die jungen Frauen für Jahre, in denen sie nicht miteinander kommunizierten.

Die Autorin beschreibt in ihrem Roman verschiedene Lebenswege und Beziehungen. In einer sehr eindringlichen Art und unterlegt durch erzählerische Perspektivwechsel zwischen den Schwestern in den verschiedenen Kapiteln werden die Gefühle und Probleme der Figuren auf eine angenehm unkitschige Art und Weise vorgetragen.

Generell ist es Lyra gelungen die Spannung rund um das katastrophale Ereignis hoch zu halten, mit Ausnahme kleinerer Abschnitte, in denen man sich gewünscht hätte, dass die Schwestern schneller auf einander zugehen würden. Man merkt, dass Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit wichtige Charaktermerkmale für die Autorin sind, denn damit treten immer wieder Krisen auf, die ab und zu etwas holprig aufgelöst werden.

Sehr gut gefallen haben mir die Handlungsstruktur und die einzelne Ausarbeitung der Charaktere. Denn obwohl der Klappentext eine eher langweilige Familiengeschichte versprach, war ich jederzeit gut unterhalten. Außerdem ist der Roman sehr vielschichtig, dabei nicht kompliziert zu verstehen, sondern gerade gut dosiert in Hinblick auf Gefühl, Krisenbewältigung, Verständnis und Vergebung.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass ich den Roman gern weiterempfehle, gerade Familienmenschen, die nicht vor Problemen zurückschrecken. Mir bleiben auf jeden Fall die vorausschauende, großherzige Grandma und die im Herzen verbundenen Schwestern in Gedanken.