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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

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Insgesamt 203 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2023
Nur einmal mit den Vögeln ziehn
Frank, Sylvia

Nur einmal mit den Vögeln ziehn


sehr gut

Das Autorenpaar Prof. Dr. Sylvia Vandermeer und Frank Meierewert, hat sich unter dem Pseudonym Sylvia Frank in ihrem neuen Roman „Nur einmal mit den Vögeln ziehn“ der Endphase der DDR gewidmet, in der beide aufgewachsen sind.

Wir begleiten 5 sehr unterschiedliche Protagonist*innen von 1977 bis 1990 durch ihre Kindheit und Jugend hindurch in einem Land mit dessen System sie alle mehr oder minder hadern. Es gibt aber auch jede Menge persönliche Hürden und so schlagen alle unterschiedliche Wege ein, die sich zum Teil auch hier und da mal kreuzen. So entsteht ein umfassendes Bild vom Aufwachsen in Ost-Deutschland, wo es zu der Zeit zusehends brodelt und bröckelt.

Während mir weite Teile des Buchs richtig gut gefallen haben, fehlt mir am Ende ein bisschen die Reflektion der Situation der Figuren in Zeiten des Umbruchs, der Wende und des Ankommens im geeinten Deutschland. Ich hoffe, dass dies im geplanten Folgeband noch ausgearbeitet wird, denn es handelt sich ja um eine schwierige Situation, der meines Erachtens bei der medialen Aufarbeitung der DDR zu wenig Beachtung geschenkt wird.

Die Vielzahl der Haupt- und vor allem Nebenfiguren, deren Wege sich manchmal auch noch überschneiden, fand ich manchmal etwas unübersichtlich. Dennoch konnten mich die Lebensgeschichten der 5 jungen Menschen gut unterhalten und haben mir ein Stück Zeitgeschichte gezeigt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2023
Architektur - verständlich gemacht. Die illustrierte und verständliche Baustilkunde zu Stil, Entwicklung und Geschichte der Baukunst vom antiken Griechenland bis heute. Mit Grund- und Aufrissen, Detail- und Gesamtansichten
Davidson Cragoe, Carol

Architektur - verständlich gemacht. Die illustrierte und verständliche Baustilkunde zu Stil, Entwicklung und Geschichte der Baukunst vom antiken Griechenland bis heute. Mit Grund- und Aufrissen, Detail- und Gesamtansichten


sehr gut

Ich habe mal wieder ein Architekturbuch gelesen, und zwar diesmal zur Architekturtheorie: „Architektur verständlich gemacht - Ein illustrierter Führer zur Baustilkunde“ von der Dozentin für Architekturgeschichte Carol Davidson Cragoe.

Darin zeigt sich die Autorin zunächst die gängigsten westlichen Baustile von griechischer Architektur, über Gotik und Klassizismus bis hin zur Moderne, Bauwerkstypen und -materialien, um sich dann den einzelnen Bauteilen, wie Fenstern, Säulen und Dächern zu widmen. Anhand mehr und mal weniger bekannter Bauwerke erklärt sie wichtige Details und Besonderheiten, mit Hilfe derer man Gebäude zeitlich und stilistisch einordnen kann.

Die Illustrationen sind detailreich, monochrom gezeichnet, was an einigen Stellen sinnvoll und anschaulich ist, während hier und da auch Fotos zur besseren Wahrnehmung geeigneter gewesen wären. Mir hätte an manchen Stellen der Übersichtlichkeit halber auch eine Stichwortliste besser gefallen, wenn im Fließtext nur Aufzählungen aneinandergereihten werden.

Dennoch schafft es Carol Davidson Cragoe einen guten Überblick über die wichtigsten Epochen in der Architekturgeschichte zu geben und deren Charakteristika herauszuarbeiten.

Bewertung vom 17.07.2023
Das Summen unter der Haut
Lohse, Stephan

Das Summen unter der Haut


ausgezeichnet

Es ist Sommer 1977, Julle ist 14 und zum ersten Mal verliebt - in seinen neuen besten Freund Axel.

Stephan Lohse schreibt über die Jugend, erste gemeinsame Feiern, die Schule, das Freibad, eben alles, was 14-Jährige so beschäftigt. Man fühlt sich direkt wieder in die eigene Teenagerzeit zurückkatapultiert, was nicht zuletzt am außerordentlich Schreibtalent des Autors liegt. Mit seinen Bildern erzeugt er einen regelrechten Sog.

Ich war wie gefesselt und habe das Buch (leider) in einem Rutsch durchgelesen. Wie im echten Leben bleibt Vieles ungesagt. In die Gedankenwelt des Protagonisten hingegen tauchen wir tief ein. Ebenso realistisch wie diese sind auch die Figuren angelegt. Stephan Lohse schafft es, trotz des begrenzten Textumfangs, eine Vielzahl an Nebenfiguren in die Geschichte einzuweben, die durch ihre Individualität bestechen.

„Das Summen unter der Haut“ ist ein großartiger Sommerroman, der sich wie ein Spaziergang durchs Fotoalbum liest.

Bewertung vom 16.07.2023
Wird alles gut?
Dragonwagon, Crescent

Wird alles gut?


sehr gut

„Wird alles gut?“ „Ja, das wird es.“ Das fragt das kleine Mädchen in Crescent Dragonwagons gleichnamigen Buch. Wird auch wieder alles gut, wenn es blitzt und donnert? Wenn ich sauer bin? Wenn ich bei der Theatervorführung meinen Text vergesse? Auf diese und weitere Fragen antwortet ihr die Mutter, wie es wieder gut wird.

Die Frage, ob es wieder gut wird, stellen wir uns wohl alle immer wieder und Kinder wohl noch viel öfter. Einiges, was die Protagonistin bewegt, kommt uns bestimmt bekannt vor und die Antworten können wir auf unser eigenes bzw. das Leben unserer Kinder übertragen. Der ein oder andere Vorschlag ist gut umsetzbar. Einige Antworten hingegen konnten mich und meine Kinder nicht richtig befriedigen. So finde ich die Erläuterungen zum Gewitter z. B. wenig hilfreich, denn auf die Angst, die hinter der Frage des Kindes steckt, wird nicht eingegangen.

Die Zeichnungen von Jessica Love gefallen uns sehr gut. Sie sind realistisch, kindgerecht, dezent bunt und abwechslungsreich. Sie illustrieren den Text auf sehr ansprechende Art und Weise. Besonders gut gelungen finde ich die Figuren und insbesondere die Gesichter, die aus meiner Sicht in vielen Büchern nicht schön gestaltet sind.

„Wird alles gut?“ beschäftigt sich mit wichtigen Fragen und erklärt einige davon kindgerecht und hilfreich, bei anderen konnte mich die Antwort nicht ganz zufriedenstellen, sodass wir noch selbst nach der richtigen Antwort für uns suchen mussten. Zum Nachdenken regt das Buch aber auf jeden Fall an und dazu, die Ängste unserer Kinder zu ergründen und ihnen diese ein Stück weit zu nehmen.

Bewertung vom 13.07.2023
Das Genie
Zehrer, Klaus Cäsar

Das Genie


ausgezeichnet

Wie lebt es sich mit einem IQ von über 250? Klaus Cäsar Zehrer widmet sich in seinem Roman „Das Genie“ dem vielleicht intelligentesten Kind aller Zeiten.

William James Sidis wird Anfang des 20. Jahrhunderts von seinem selbst hochintelligenten Vater und Psychologen Boris nach dessen Sidis-Methode u. a. mittels Hypnose erzogen und geht als Wunderkind von Harvard in die Geschichte ein. Doch einfach verläuft sein Leben deshalb keineswegs.

Klaus Cäsar Zehrer erzählt das Leben eines interessanten Menschen und lässt, wie beiläufig, ein bedeutendes Stück Geschichte einfließen, wie die Einwanderungen in die USA, die Weltkriege, die Etablierung der Eliteunis. Dabei zeigt er ein ganz feines Gespür für die gesellschaftlichen Entwicklungen, für den Zeitgeist.

Ich war zuerst ein bisschen skeptisch, ob sich auf 650 Seiten nicht ein bisschen Langeweile einstellen würde, aber weit gefehlt. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und dabei noch so einiges gelernt, nicht zuletzt, was allzu große Erwartungen mit einem Menschen machen können.

Bewertung vom 06.07.2023
Die Sache mit der Angst
Heerma van Voss, Daan

Die Sache mit der Angst


gut

Woher kommt Angst und was macht sie mit uns? Und was passiert, wenn sie unser Leben bestimmt? Damit hat sich der von Angststörungen geplagte niederländische Autor Daan Heerma van Voss in seinem Buch „Die Sache mit der Angst - und wie ich lernte, damit umzugehen“ beschäftigt.

Als ihn seine Freundin verlässt, stellt sich van Voss seinen Ängsten, die über weite Phasen sein Leben bestimmen und letztlich auch zum Scheitern seiner Beziehung beigetragen haben. Er begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie, in der seit Generationen Ängste und Depressionen weitergegeben werden, und ergründet dabei auch den Umgang und die Wahrnehmung psychischer Erkrankungen durch Medizin und Gesellschaft im Laufe der Jahre.

Dabei findet er spannende und interessante Fakten und Zusammenhänge und prangert auch heute noch bestehende Schwierigkeiten in der Behandlung und den gesellschaftlichen Umgang mit psychisch Erkrankten an. Gerade diese Teile des Buchs gefallen mir sehr gut, wohingegen die persönlichen Erörterungen und die Begegnungen mit anderen angsterfüllten Menschen teilweise recht langatmig ausfallen. Was mir zudem ein bisschen zu kurz kommt, sind die Bewältigungsstrategien des Autors, die ja im Buchtitel schon angekündigt werden und dann doch recht vage und kurz gehalten sind.

Bewertung vom 27.06.2023
Die Liga der Superfeminist*innen
Malle, Mirion

Die Liga der Superfeminist*innen


ausgezeichnet

Steht ihr auf Superhelden? Die französische Comicautorin Mirion Malle zeigt in „Die Liga der Superfeminist*innen“ mal eine ganz andere Art von Heroen fernab von Marvel-Klischees.

In ihrem Comic erklärt sie alles von Liebe, Geschlechtersterotypen, Patriarchat, Gender, Inklusion bis hin zu Intersektionalität - eben alle Themen, mit denen sich der Feminismus in den letzten Jahren beschäftigt hat. Dabei schafft sie es, auch schwierigere Zusammenhänge mit wenigen prägnanten Bildern und Worten verständlich zu machen. Sie ruft zu mehr Verständnis füreinander auf, zu mehr Selbstbewusstsein, mehr Selbstliebe.

Der Comic, der für die jüngere Zielgruppe gedacht ist, funktioniert auch bei uns „Großen“ wunderbar und wird seinem nicht geringen Ziel empowernd zu sein definitiv gerecht. Lasst uns gemeinsam in die Liga der Superfeminist*innen aufsteigen!

Bewertung vom 21.06.2023
Der kleine Drache Kokosnuss - Mein erster Schultag
Siegner, Ingo

Der kleine Drache Kokosnuss - Mein erster Schultag


ausgezeichnet

Wir haben dieses Jahr unsere erste ABC-Schützin in der Familie und ich habe die passende Geschenkidee für sie gefunden: „Der kleine Drache Kokosnuss – Mein erster Schultag“.

Das Erinnerungsalbum an die Einschulung macht schon allein aufgrund der Schultüten-Form was her. Im Inneren ist Platz für viele Fotos vom ersten Schultag und dem ersten Schuljahr. Außerdem gibt es viele Themenbereiche, bei denen man Interessantes eintragen kann, wie die Klassenkamerad*innen, den Schulweg, was man an der Schule nicht mag und vieles mehr.

Aber auch für die Dinge, die die Kinder nach der Schule beschäftigen ist Platz, wie z. B. für Hobbys und Berufswünsche. Außerdem gibt es Platz für Freunde und Familie, um Wünsche für das neue Schulkind einzutragen. Auf allen Seiten finden sich natürlich zahlreiche Illustrationen von unserem kleinen Drachen Kokosnuss und seinen Freunden.

Das Schultüten-Album ist das ideale Geschenk zur Einschulung und schafft Erinnerungen an eine aufregende Zeit im Leben unserer Kinder und ist nicht nur was für Kokosnuss-Fans.

Bewertung vom 04.06.2023
Alef
Höftmann Ciobotaru, Katharina

Alef


ausgezeichnet

„Am Anfang war alles so schön.
Bis es nicht mehr schön war.“

Nachdem mir „Alef“ von Katharina Höftmann Ciobotaru in den vergangenen Jahren hier so oft begegnet ist, habe ich den Roman nun auch endlich vom SuB befreit.

Alef ist der erste Buchstabe im hebräischen Alphabet. Er steht für Anfang und Ende. Er steht sinnbildlich für die Beziehung zwischen Maja und Eitan. Sie wurde in der DDR geboren und ist im Rostock der 90er Jahre aufgewachsen - er ist Jude und lebt in Israel. Zwei Welten prallen aufeinander.

Es ist Liebe auf den ersten Blick, aber reicht das? Zwischen den beiden Protagonisten stehen unterschiedlichste Herkünfte, die Religion, Sprachbarrieren und die Vergangenheit ihrer Familien, die sich auch auf ihre jeweilige Weltsicht auswirkt. Natürlich spielt auch die Shoa eine große Rolle. Die Autorin arbeitet eine Vielzahl an Themen authentisch aus und hält nicht nur ihre Figuren zur Reflexion an.

Ich habe viel über Israel und das Judentum gelernt. Die Liebesgeschichte zwischen Eitan und Maja konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Spoiler: [Vor allem störe ich mich an Eitans unumstößlicher Forderung des Übertritts zum Judentum und der Auseinandersetzung damit].
Dennoch ist Alef ein interessanter und durchaus lesenswerter Roman.

Bewertung vom 03.06.2023
Morgenluft
Mothes, Ulla

Morgenluft


sehr gut

In ihrem neuen Roman „Morgenluft“ begibt sich Ulla Mothes unter die Kleingärtner. Das „Flusseck“ mit 6 Gärten soll einem gesichtslosen Neubau weichen. Doch so leicht lassen sich die Pächter nicht vertreiben. Sie versuchen u. a. mit Hamstern die Kleingartenkolonie zu retten – ein Vorschlag von Architektin Lu, die sich frisch getrennt von ihrem Geschäfts- und Lebenspartner in der leerstehenden Laube im letzten Garten eingenistet hat. Doch spielt Lu mit offenen Karten?

Ganz nebenbei müssen sich alle Bewohner der Gärten die Frage stellen, wie die Zukunft aussieht – nicht nur die der Gartenanlage, sondern auch die eigene, denn zufrieden mit ihrem Leben sind längst nicht alle. Ulla Mothes lässt verschiedenste Charaktere aufeinandertreffen und so bleiben Konflikte natürlich nicht aus. Die Figuren waren mir dabei etwas zu klischeehaft und überzeichnet und leider war mir keine davon wirklich sympathisch, was meine Lesefreude etwas getrübt hat.

Die Geschichte ist unterhaltsam, ein bisschen vorhersehbar, aber nicht zu oberflächlich und damit genau das richtige für ein paar lauschige Stunden im Garten oder am Strand, also eine perfekte Urlaubslektüre. Der Schreibstil der Autorin ist eingängig und durch ihre Beschreibungen werden die Kleingärten mit all ihrer Farbenpracht lebendig.

„Morgenluft“ bietet kurzweilige Unterhaltung und weckt Sommergefühle.