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Aus Liebe zum Lesen
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Rannungen

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Insgesamt 200 Bewertungen
Bewertung vom 16.07.2023
Wird alles gut?
Dragonwagon, Crescent

Wird alles gut?


sehr gut

„Wird alles gut?“ „Ja, das wird es.“ Das fragt das kleine Mädchen in Crescent Dragonwagons gleichnamigen Buch. Wird auch wieder alles gut, wenn es blitzt und donnert? Wenn ich sauer bin? Wenn ich bei der Theatervorführung meinen Text vergesse? Auf diese und weitere Fragen antwortet ihr die Mutter, wie es wieder gut wird.

Die Frage, ob es wieder gut wird, stellen wir uns wohl alle immer wieder und Kinder wohl noch viel öfter. Einiges, was die Protagonistin bewegt, kommt uns bestimmt bekannt vor und die Antworten können wir auf unser eigenes bzw. das Leben unserer Kinder übertragen. Der ein oder andere Vorschlag ist gut umsetzbar. Einige Antworten hingegen konnten mich und meine Kinder nicht richtig befriedigen. So finde ich die Erläuterungen zum Gewitter z. B. wenig hilfreich, denn auf die Angst, die hinter der Frage des Kindes steckt, wird nicht eingegangen.

Die Zeichnungen von Jessica Love gefallen uns sehr gut. Sie sind realistisch, kindgerecht, dezent bunt und abwechslungsreich. Sie illustrieren den Text auf sehr ansprechende Art und Weise. Besonders gut gelungen finde ich die Figuren und insbesondere die Gesichter, die aus meiner Sicht in vielen Büchern nicht schön gestaltet sind.

„Wird alles gut?“ beschäftigt sich mit wichtigen Fragen und erklärt einige davon kindgerecht und hilfreich, bei anderen konnte mich die Antwort nicht ganz zufriedenstellen, sodass wir noch selbst nach der richtigen Antwort für uns suchen mussten. Zum Nachdenken regt das Buch aber auf jeden Fall an und dazu, die Ängste unserer Kinder zu ergründen und ihnen diese ein Stück weit zu nehmen.

Bewertung vom 13.07.2023
Das Genie
Zehrer, Klaus Cäsar

Das Genie


ausgezeichnet

Wie lebt es sich mit einem IQ von über 250? Klaus Cäsar Zehrer widmet sich in seinem Roman „Das Genie“ dem vielleicht intelligentesten Kind aller Zeiten.

William James Sidis wird Anfang des 20. Jahrhunderts von seinem selbst hochintelligenten Vater und Psychologen Boris nach dessen Sidis-Methode u. a. mittels Hypnose erzogen und geht als Wunderkind von Harvard in die Geschichte ein. Doch einfach verläuft sein Leben deshalb keineswegs.

Klaus Cäsar Zehrer erzählt das Leben eines interessanten Menschen und lässt, wie beiläufig, ein bedeutendes Stück Geschichte einfließen, wie die Einwanderungen in die USA, die Weltkriege, die Etablierung der Eliteunis. Dabei zeigt er ein ganz feines Gespür für die gesellschaftlichen Entwicklungen, für den Zeitgeist.

Ich war zuerst ein bisschen skeptisch, ob sich auf 650 Seiten nicht ein bisschen Langeweile einstellen würde, aber weit gefehlt. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und dabei noch so einiges gelernt, nicht zuletzt, was allzu große Erwartungen mit einem Menschen machen können.

Bewertung vom 06.07.2023
Die Sache mit der Angst
Heerma van Voss, Daan

Die Sache mit der Angst


gut

Woher kommt Angst und was macht sie mit uns? Und was passiert, wenn sie unser Leben bestimmt? Damit hat sich der von Angststörungen geplagte niederländische Autor Daan Heerma van Voss in seinem Buch „Die Sache mit der Angst - und wie ich lernte, damit umzugehen“ beschäftigt.

Als ihn seine Freundin verlässt, stellt sich van Voss seinen Ängsten, die über weite Phasen sein Leben bestimmen und letztlich auch zum Scheitern seiner Beziehung beigetragen haben. Er begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit seiner Familie, in der seit Generationen Ängste und Depressionen weitergegeben werden, und ergründet dabei auch den Umgang und die Wahrnehmung psychischer Erkrankungen durch Medizin und Gesellschaft im Laufe der Jahre.

Dabei findet er spannende und interessante Fakten und Zusammenhänge und prangert auch heute noch bestehende Schwierigkeiten in der Behandlung und den gesellschaftlichen Umgang mit psychisch Erkrankten an. Gerade diese Teile des Buchs gefallen mir sehr gut, wohingegen die persönlichen Erörterungen und die Begegnungen mit anderen angsterfüllten Menschen teilweise recht langatmig ausfallen. Was mir zudem ein bisschen zu kurz kommt, sind die Bewältigungsstrategien des Autors, die ja im Buchtitel schon angekündigt werden und dann doch recht vage und kurz gehalten sind.

Bewertung vom 27.06.2023
Die Liga der Superfeminist*innen
Malle, Mirion

Die Liga der Superfeminist*innen


ausgezeichnet

Steht ihr auf Superhelden? Die französische Comicautorin Mirion Malle zeigt in „Die Liga der Superfeminist*innen“ mal eine ganz andere Art von Heroen fernab von Marvel-Klischees.

In ihrem Comic erklärt sie alles von Liebe, Geschlechtersterotypen, Patriarchat, Gender, Inklusion bis hin zu Intersektionalität - eben alle Themen, mit denen sich der Feminismus in den letzten Jahren beschäftigt hat. Dabei schafft sie es, auch schwierigere Zusammenhänge mit wenigen prägnanten Bildern und Worten verständlich zu machen. Sie ruft zu mehr Verständnis füreinander auf, zu mehr Selbstbewusstsein, mehr Selbstliebe.

Der Comic, der für die jüngere Zielgruppe gedacht ist, funktioniert auch bei uns „Großen“ wunderbar und wird seinem nicht geringen Ziel empowernd zu sein definitiv gerecht. Lasst uns gemeinsam in die Liga der Superfeminist*innen aufsteigen!

Bewertung vom 21.06.2023
Der kleine Drache Kokosnuss - Mein erster Schultag
Siegner, Ingo

Der kleine Drache Kokosnuss - Mein erster Schultag


ausgezeichnet

Wir haben dieses Jahr unsere erste ABC-Schützin in der Familie und ich habe die passende Geschenkidee für sie gefunden: „Der kleine Drache Kokosnuss – Mein erster Schultag“.

Das Erinnerungsalbum an die Einschulung macht schon allein aufgrund der Schultüten-Form was her. Im Inneren ist Platz für viele Fotos vom ersten Schultag und dem ersten Schuljahr. Außerdem gibt es viele Themenbereiche, bei denen man Interessantes eintragen kann, wie die Klassenkamerad*innen, den Schulweg, was man an der Schule nicht mag und vieles mehr.

Aber auch für die Dinge, die die Kinder nach der Schule beschäftigen ist Platz, wie z. B. für Hobbys und Berufswünsche. Außerdem gibt es Platz für Freunde und Familie, um Wünsche für das neue Schulkind einzutragen. Auf allen Seiten finden sich natürlich zahlreiche Illustrationen von unserem kleinen Drachen Kokosnuss und seinen Freunden.

Das Schultüten-Album ist das ideale Geschenk zur Einschulung und schafft Erinnerungen an eine aufregende Zeit im Leben unserer Kinder und ist nicht nur was für Kokosnuss-Fans.

Bewertung vom 04.06.2023
Alef
Höftmann Ciobotaru, Katharina

Alef


ausgezeichnet

„Am Anfang war alles so schön.
Bis es nicht mehr schön war.“

Nachdem mir „Alef“ von Katharina Höftmann Ciobotaru in den vergangenen Jahren hier so oft begegnet ist, habe ich den Roman nun auch endlich vom SuB befreit.

Alef ist der erste Buchstabe im hebräischen Alphabet. Er steht für Anfang und Ende. Er steht sinnbildlich für die Beziehung zwischen Maja und Eitan. Sie wurde in der DDR geboren und ist im Rostock der 90er Jahre aufgewachsen - er ist Jude und lebt in Israel. Zwei Welten prallen aufeinander.

Es ist Liebe auf den ersten Blick, aber reicht das? Zwischen den beiden Protagonisten stehen unterschiedlichste Herkünfte, die Religion, Sprachbarrieren und die Vergangenheit ihrer Familien, die sich auch auf ihre jeweilige Weltsicht auswirkt. Natürlich spielt auch die Shoa eine große Rolle. Die Autorin arbeitet eine Vielzahl an Themen authentisch aus und hält nicht nur ihre Figuren zur Reflexion an.

Ich habe viel über Israel und das Judentum gelernt. Die Liebesgeschichte zwischen Eitan und Maja konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Spoiler: [Vor allem störe ich mich an Eitans unumstößlicher Forderung des Übertritts zum Judentum und der Auseinandersetzung damit].
Dennoch ist Alef ein interessanter und durchaus lesenswerter Roman.

Bewertung vom 03.06.2023
Morgenluft
Mothes, Ulla

Morgenluft


sehr gut

In ihrem neuen Roman „Morgenluft“ begibt sich Ulla Mothes unter die Kleingärtner. Das „Flusseck“ mit 6 Gärten soll einem gesichtslosen Neubau weichen. Doch so leicht lassen sich die Pächter nicht vertreiben. Sie versuchen u. a. mit Hamstern die Kleingartenkolonie zu retten – ein Vorschlag von Architektin Lu, die sich frisch getrennt von ihrem Geschäfts- und Lebenspartner in der leerstehenden Laube im letzten Garten eingenistet hat. Doch spielt Lu mit offenen Karten?

Ganz nebenbei müssen sich alle Bewohner der Gärten die Frage stellen, wie die Zukunft aussieht – nicht nur die der Gartenanlage, sondern auch die eigene, denn zufrieden mit ihrem Leben sind längst nicht alle. Ulla Mothes lässt verschiedenste Charaktere aufeinandertreffen und so bleiben Konflikte natürlich nicht aus. Die Figuren waren mir dabei etwas zu klischeehaft und überzeichnet und leider war mir keine davon wirklich sympathisch, was meine Lesefreude etwas getrübt hat.

Die Geschichte ist unterhaltsam, ein bisschen vorhersehbar, aber nicht zu oberflächlich und damit genau das richtige für ein paar lauschige Stunden im Garten oder am Strand, also eine perfekte Urlaubslektüre. Der Schreibstil der Autorin ist eingängig und durch ihre Beschreibungen werden die Kleingärten mit all ihrer Farbenpracht lebendig.

„Morgenluft“ bietet kurzweilige Unterhaltung und weckt Sommergefühle.

Bewertung vom 03.06.2023
Dr. Seuss' Schlummerbuch
Seuss, Dr.

Dr. Seuss' Schlummerbuch


ausgezeichnet

Der Psychologe Theodor Seuss Geisel alias Dr. Seuss ist einer der bekanntesten Kinderbuchautoren der USA. Aus seiner Feder stammt z. B. der Grinch. Sein „Schlummerbuch“ aus den frühen 60er Jahren ist nun bei Antje Kunstmann erstmals in deutscher Übersetzung von Nadia Budde erschienen.

„Gähnen steckt an, so ähnlich wie Lachen. Fängt einer erst an, müssen alle es machen.“

In Reimen erzählt Dr. Seuss vom müde Werden, gähnen, Zähne putzen, ins Bett gehen und natürlich dem Schlafen. Aber auch dann gibt es noch genügend zu erzählen vom Schnarchen und vom Schlafwandeln und natürlich vom Träumen. Geschlafen wird außer in Betten auch in Nestern und auf Blüten, denn alle Geschöpfe der Welt müssen irgendwann Schlafengehen: „Als nächstes schläfst vielleicht auch du?“

Die Illustrationen sind typisch für Dr. Seuss, etwas skurril, von den Figuren über die Schlafstätten bis hin zu zur Umgebung und erinnern an einen Traum, in den man hoffentlich nach der Lektüre bald findet. Meinen Kindern haben sie jedenfalls gut gefallen und den ein oder anderen Reim haben wir an den Folgeabenden noch öfter gehört.

Bewertung vom 21.05.2023
Mindset
Hotz, Sebastian

Mindset


sehr gut

Wer kennt ihn nicht von seinen bissigen und so treffenden Tweets: el Hotzo alias Sebastian Hotz hat sich jetzt auch an einen deutlich längeren Text als 280 Zeichen gewagt und mit „Mindset“ seinen ersten Roman veröffentlicht, was wie er kürzlich in einem Interview sagte „auch nur gut 3000 Tweets hintereinander“ sind.

Darin erzählt er von Maximilian Krach, einem scheinbar sehr erfolgreichen Selfmade-Millionär, der in seinen Seminaren auch andere „Schafe“ zum „Wolf“ machen will. Einer davon ist der ITler Mirko, der nach 10 Jahren in der Firma noch immer als „der Neue“ gilt und bislang außer Daddeln nicht wirklich Hobbys oder gar Ambitionen hatte.

Ich habe die Geschichte als Hörbuch gehört, das der Autor selbst eingelesen hat, was noch einmal mehr den fein pointierten satirischen Unterton der Geschichte heraushebt. Während die Figuren bewusst übersteigert klischeehaft angelegt sind, sodass man oft den Kopf schütteln muss, so muss man sich im nächsten Moment an die eigene Nase fassen. Denn wie seine Tweets, strotzt auch Hotz‘ Roman nur so von Gesellschaftskritik.

Auch wenn mich die Story, vor allem das Ende, nicht vollständig überzeugen konnte, so wurde ich doch sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 15.05.2023
Auf Kosten der Mütter
Happel, Birgit

Auf Kosten der Mütter


ausgezeichnet

Passend zum heutigen Muttertag habe ich eine etwas andere Empfehlung für euch: Birgit Happel widmet sich in ihrem Ratgeber „Auf Kosten der Mütter“ dem Thema finanzielle Selbstbestimmung – ein äußerst wichtiges Thema, das uns alle angeht.

Als Mutter befindet man sich schnell in der prekären Situation mit der Geburt des ersten Kindes in eine finanzielle Schieflage zu kommen. Bei den meisten Familien sieht es laut Studien immer noch so aus, dass die Mutter den Großteil der Elternzeit übernimmt und danach, wenn überhaupt, nur in Teilzeit wieder in den Beruf einsteigt, nicht zuletzt, weil meist die Mütter den Großteil der Care-Arbeit leisten. Dadurch entsteht eine finanzielle Abhängigkeit zum Partner, und was vielleicht noch wichtiger ist, es wird schwieriger im Beruf aufzusteigen und am Ende der Erwerbstätigkeit wartet eine klaffende Rentenlücke. Von der schwierigen Lage vieler Alleinerziehender ganz zu schweigen.

Diese und viele weitere Probleme und Aspekte, die vor allem Mütter in Bezug auf Finanzen betreffen, erklärt Birgit Happel, Gründerin des Finanzbildungsportals Geldbiografien ausführlich. Aufbauend darauf entwickelt sie Strategien, wie Frauen sich finanziell besser aufstellen können. Das alles erklärt sie praxisnah und verständlich. Dabei geht sie auf verschiedene Situationen und Konstellationen ein, statt alle Familien über einen Kamm zu scheren.

Auch wenn sich strukturell dringend einiges ändern muss, kann und sollte jede Mutter dennoch auch selbst etwas für ihre finanzielle Sicherheit tun und dieses Buch kann dabei helfen.