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bblubber
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Bamberg

Bewertungen

Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2019
Jagd auf die Bestie / Detective Robert Hunter Bd.10
Carter, Chris

Jagd auf die Bestie / Detective Robert Hunter Bd.10


ausgezeichnet

Lucien Folter – der Name ist natürlich Programm – vs. Robert Hunter.

Kann Chris Carter in seinem 10.ten Thriller eine Schippe drauf legen?

Ja, na klar, er kann natürlich. Ich bin kein Fan von höher und weiter, von blutiger und brutaler. Aber Chris Carter fällt für mich aus dem Rahmen, denn er schafft mühelos den Spagat zwischen unterhaltsam und gut lesbar, blutig und unglaublich grausam.

Ich schätze Hunter und Garcia und finde die beiden sehr sympathisch. Die Dialoge sind manchmal sogar humorvoll und launig auch wenn das Grauen im Hintergrund droht. Und Lucien Folter ist mal wieder eine Hausnummer für eine Bösewicht, wie ich sie mag.

Es ist diesmal noch mehr ein Kampf zischen gut und böse, zwischen Hunter und Folter, zwischen Polizei und Mörder. Extrem spannend, hartboiled aber trotz allem ein Thriller, der nicht nur von den spektakulären Morden lebt sondern auch von den Darstellern.

Volle Punktzahl. Chris Carter kann es einfach.

Bewertung vom 15.07.2019
Harz
Riel, Ane

Harz


ausgezeichnet

„Harz“ ist ein Psychothriller durch und durch. Es geht nicht darum einen Täter zu finden und lange auch nicht darum ein Kind zu retten. Es wird von einer Familie erzählt, die von der Umwelt weitgehend abgeschnitten auf einer Insel lebt. Der psychopathische Vater dominiert Ehefrau, Großmutter und Tochter. Mit kriminellen Taten finanzieren sie ihren Lebensunterhalt, die Tochter wurde für tot erklärt und lebt nun ohne Schule, Freunde und unbemerkt von der Gesellschaft genauso, wie ihr Vater es möchte. Er hat die Gewalt über das Leben der Familie, über die Frauen, das Kind. Keiner widersetzt sich. Niemanden interessiert was in dieser Familie wirklich passiert. Da muss man schon ein paar Mal richtig schlucken.

Die Autorin nimmt sich viel Zeit, beschreibt aus verschiedenen Perspektiven. Wenn das Kind erzählt, dann wird der Ton auch kindlich und naiv. Man befindet sich in einer rabenschwarzen, düsteren Welt. Lesenswert ist dann auch, wie die Spirale der Gewalt und Spannung sich zu drehen beginnt und in einem krachenden Finale endet.

Nicht grundlos hat das Buch so viele Preise abgeräumt. Es hebt sich aus dem Thrillergenre sicherlich hervor und wagt es auch, neue ungewohnte und harte Töne anzuschlagen. Vielleicht ein Buch für hartgesottene. Nicht weil es so blutig wäre sondern weil es psychologisch an Schmerzgrenzen geht.

Mir hat es gefallen. Wenn der erste Roman der Autorin nicht so einen seltsamen Titel hätte, würde ich auch danach sofort greifen. Mal schauen, ob ich mutig bin.

Bewertung vom 15.07.2019
Die geheime Mission des Kardinals
Schami, Rafik

Die geheime Mission des Kardinals


ausgezeichnet

2010, Syrien noch herrscht trügerischer Frieden. Aber die Gesellschaft ist zerrissen zwischen Fundamentalisten, radikalen Glaubensanhängern, diktatorischen Strukturen, westlichen Einflüssen, menschlicher Sehnsucht nach Freiheit und dem Hunger nach Glück.

Rafik Schami zeichnet in seinem neuen Roman ein sehr genaues und unter die Haut gehendes Bild des Lebens in und um Damaskus. Die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen sind denen in Europa oder Amerika nicht unähnlich. Aber man spürt den rasch näherkommenden Schatten des Krieges.

Ein ungewöhnlicher Mordfall beschäftigt nicht nur die syrische Polizei, sondern auch einen italienischen Kommissar und die katholische Kirche. Da sind Verwicklungen aber auch Partnerschaften vorprogrammiert und alleine das wäre schon spannend zu lesen. Aber es ist kein normaler Kriminalroman, denn schließlich ist Schami der Autor. Eine Geschichte die scheinbar auf leisen Sohlen daherkommt aber so viel Tiefe und Wucht besitzt, dass man einfach reingesogen wird in den Sprachfluss, in die Handlung, in die Tagebucheinträge des syrischen Ermittlers.

Rafik Schami komponiert seine Bücher mit viel Liebe zum Detail und einem Gespür für Charaktere, die die Empathie des Lesers finden und die uns politische und gesellschaftspolitische Zustände und Umbrüche nahebringen ohne den Finger zu heben und ohne schulmeisterlich zu sein.

Für mich ein Highlight und ein Lesevergnügen.

Bewertung vom 15.07.2019
Licht und Schatten
Drvenkar, Zoran

Licht und Schatten


weniger gut

Ich kenne Zoran Drvenkar und habe ein paar seiner Bücher gelesen. Und nicht jedes seiner Werke konnte mich voll und ganz überzeugen. Man muss auch wissen, dass er teilweise sehr anspruchsvoll schreibt und seine Texte scheinbar auch unter dem künstlerischen Gesichtspunkt scheinbar komponiert werden.

Licht und Schatten wird als Jugendbuch angeboten. Nachdem meine Cousine im Teenageralter abgebrochen hat bin ich doch neugierig geworden und habe mein Glück damit versucht.

Das Buch konnte mich leider nicht überzeugen. Von Anfang an fühlte ich mich unwohl in diesem bedrückenden Setting. Die Hauptdarstellerin wäre gar nicht unspannend aber die Sprache dieser Geschichte ist für einen 14-jährigen Teenager völlig unpassend verschachtelt und verkopft und selbst der geneigte Erwachsene muss teilweise schwer daran kauen. Ich fand in keinen wirklichen Lesefluss.

Mit war zu viel Tod und zu wenig Licht in der Geschichte und am Ende habe ich Abschnitte übersprungen und quergelesen. Ich hatte das Gefühl, der Autor wollte zu viel hineinpacken und es fehlte dem Ganzen an Leichtigkeit.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.06.2019
Auris / Jula Ansorge Bd.1
Kliesch, Vincent

Auris / Jula Ansorge Bd.1


weniger gut

Ein Forensiker, der sich auf die Phonetik spezialisiert hat und Anhand von Stimmen mehr herausfinden kann, als so mancher „normale“ Ermittler in wochenlanger Recherchearbeit.

Eine eigentlich interessante Ausganslage. Ich kannte Vincent Kliesch als Autor noch nicht und fühlte mich von der Idee des Plots angesprochen. Nach dem enttäuschenden Roman von Thomas Harris hoffte ich hier auf einen guten Thriller.

Leider hat mich das Buch an keiner Stelle abholen können. Ziemlich schnell ging mir der knappe Erzählstil auf die Nerven. Die Personen blieben dadurch blass und oberflächlich und die Handlung war unspektakulär, schablonenhaft, vorhersehbar.

Am Ende habe ich es nur noch quergelesen, um die Auflösung zu erfahren. Das ging sogar sehr gut, weil ja nichts Überraschendes passiert. Es war überhaupt nicht mein Geschmack. Seltsam fand ich auch das Vorwort von Sebastian Fitzek. Mir war danach nicht mehr ganz klar, wer hier die Lorbeeren für den Roman einheimsen wollte.

Bewertung vom 21.06.2019
Die Nickel Boys
Whitehead, Colson

Die Nickel Boys


ausgezeichnet

Elwood ist ein farbiger Jugendlicher, der in den 1960er Jahren in ärmlichen Verhältnissen in Florida lebt. Scheinbar hat er das Unmögliche geschafft, denn er hat eine Zulassung für das College erhalten. Aber auf der Fahrt dorthin ist er per Anhalter unterwegs und als der Fahrer wegen Autodiebstahls verhaftet wird, gerät auch Elwood ins Fadenkreuz der Justiz. Man glaubt ihm seine Unschuld nicht und er landet in der Umerziehungsanstalt Nickel.

Diese Einrichtung gab es wirklich. Und zur damaligen Zeit war es für jeden der Horror, der dort seine Jugend verbringen musste. Gewalt in jeder nur denkbaren Form waren dort an der Tagesordnung. Die Erzieher/Lehrer schlugen und missbrauchten, die jungen Männer untereinander lieferten sich Machtkämpfe und gaben die Gewalt, die ihnen angetan wurde, gnadenlos an die Schwächeren weiter.

Elwood ist ein netter Junge und er ist der Situation weder seelisch noch körperlich gewachsen. Es ist quälend zu lesen, was damals geschah und was später über das Nickel herausgefunden wurde.

Ein wichtiges Buch, welches man lesen sollte. Aber man muss es auch wegstecken können und mit harter Kost rechnen. Das Cover ist genial. Die Sprache zurückgenommen und minimalistisch. Der Autor lässt dem Leser Raum zu eigenen Gedanken.

Bewertung vom 29.04.2019
Wenn Donner und Licht sich berühren / Elliot und Jazz Bd.1
Cherry, Brittainy C.

Wenn Donner und Licht sich berühren / Elliot und Jazz Bd.1


sehr gut

Jasmine – Jazz – ist 16 Jahre. Ihre Mutter hetzt sie von Vorstellungstermin zu Trainingsstunden zu Vorstellungstermin; und so fort. Die Tochter soll die Karriere der Mutter machen, die diese schmerzlich ad acta gelegt hatte, als sie ein Kind bekam. Jazz ist wirklich nicht zu beneiden. Die Mutter ist einer der unsympathischten Charakter der letzten Lesemonate. Hier setzt bereits meine Kritik ein, denn die schwarz-weiß Beschreibungen sind vielfältig und ärgerlich in einer Geschichte, die durchaus auch gutes Figurenbuilding kann. Allerdings versagt die Autorin sowohl bei den „negativ“ besetzten Darstellern völlig – es gibt noch einen jungen Mann, der mobbt, schlägt, bedroht und mordet – als auch ganz allgemein bei der Plotstruktur und der Entwicklung der Darsteller. Aber der erste Abschnitt ist bis auf die genannten Bad-Figuren noch sehr schön zu lesen.

Jazz lernt den gleichaltrigen Elliot kennen und lieben. Ein netter, musikalisch begabter Aussenseiter. Einer der erst auf den zweiten Blick wirkt aber dann durch seine liebenswerte Art schnell das Herz erobert. Im Gegensatz zu Jazz hat er mit Schwester und liebevoller Mutter ein einigermaßen funktionierendes Zuhause und es scheint, als könnte er auch Jazz mit seiner Gelassenheit und Ruhe helfen. Dann passiere aber fast zeitgleich zwei Dinge. Jasmines Mutter zerrt die Tochter nach England um dort die Karriere anzufeuern und Elliot erleidet einen großen Schicksalsschlag und verändert sich total. Der Kontakt der beiden bricht ab.

Leider gibt es jetzt einen großen Zeitsprung und man erfährt nur schablonenhaft und eher lieblos, was die vergangenen Jahre passiert ist. Dadurch wird das Lesevergnügen tatsächlich sehr geschmälert. Am Ende finden die beiden wieder zueinander und die Autorin knüpft ein bisschen an die Stärken des ersten Abschnittes an. Aber Vorsicht, es wird auch ein bisschen sehr kitschig zu Schluss.

So schön Brittainy C. Cherry auch erzählen kann, so hätte ich mir doch mehr Glaubwürdigkeit bei einigen Geschehnissen gewünscht und vor allem die Mutter von Jazz war für mich total überzogen dargestellt.

Bewertung vom 15.03.2019
Schatten der Toten / Judith Kepler Bd.3
Herrmann, Elisabeth

Schatten der Toten / Judith Kepler Bd.3


gut

Judith Keppler ist Tatortreinigerin. Und immer wieder findet sie an Tatorten seltsame Spuren und ermittelt auf eigene Faust. Im dritten und wohl letzten Teil wird es sehr persönlich für Judith. Und wie schon in anderen Romanen von Elizabeth Herrmann geht es um die ehemalige DDR und um Spionage und Gegenspionage. Ihr Vater scheint in all das verwickelt zu sein und ich fühlte mich wirklich sehr an die Stieg-Larsson-Romane erinnert. Einiges war neu bei Judith. Zum ersten Mal ist sie richtig verliebt und wird weicher und zugänglicher. Dadurch wird die Gefahr, verletzt zu werden, aber auch größer.

Mir hat „Schatten der Toten“ leider nicht so ganz gefallen. Es war mir einfach nicht spannend genug und zu viel hin und her mit den diversen Spionen. Ich mag die Bücher mit dem Anwalt eindeutig lieber

Bewertung vom 15.03.2019
Das gefälschte Siegel / Die Neraval-Sage Bd.1
Ilisch, Maja

Das gefälschte Siegel / Die Neraval-Sage Bd.1


sehr gut

„Das gefälschte Siegel“ von Maja Ilisch besticht mit einem schönen Cover, wie die meisten Fantasywerke des Klett-Cotta-Verlages. Wie der Titel bereits preisgibt, geht es um ein altes Siegel auf einer Rolle. In dieser wird durch das Siegel ein Dämon seit langer Zeit gebannt. Es scheint, als wäre das Siegel gebrochen und der Dämon vielleicht entkommen. So ganz genau weiß man es nicht und Prinz Tymur macht sich auf die Suche nach ein paar Helfern, um zu klären, was das Alles zu bedeuten hat.


Was mir gefallen hat:

- zu allererst mal die Ausgangslage, weil ich entflohene Dämonen eine interessante Sache finde,
- dann natürlich, dass die Autorin sich Zeit lässt bei der Einführung der Charaktere und Wert auf Genauigkeit und Grauzonen legt,
- und die Sprache gefällt mir auch, obwohl ich hier bereits die Einschränkung mache, dass die Dialoge manchmal etwas zu banal daherkommen.


Was mir nicht so gefallen hat:

- es dauert sehr lange, bis die Geschichte in Schwung kommt. Ich habe keine Ahnung auf wie viele Teile der Plot angelegt ist, aber etwas mehr Spannung hätte auch dem einführenden Band meiner Meinung nach gut getan,
- dafür, dass ja eine Frau das Buch geschrieben hat, fehlt es mir an starken Frauenrollen. Die Magierin ist eigentlich noch ziemlich jung und einfältig und ziemlich schnell verliebt. Ich hoffe mal, sie kriegt im zweiten Band noch die Kurve, denn schließlich ist es ja keine Liebesgeschichte sondern High Fantasy,
- der von den meisten Vorrezensenten schon bemängelte fiese Cliffhanger. Bei mir liegt es aber eher daran, dass vorher so wenig passiert und gerade als die Sache in Schwung kommt und die Spannungskurve ansteigt, da wird das Ganze auch schon abgewürgt. Und da noch kein Termin für einen zweiten Teil im Internet zu finden ist, rate ich dazu, dieses Buch erst zu lesen, wenn der nächste Band rausgekommen ist.


Mein Fazit:

Guter erster Teil mit jeder Menge Luft nach oben. 3,5 Sterne aufgerundet, wie ich das in der Schule gelernt habe.

Bewertung vom 26.02.2019
Der Mann, der Sherlock Holmes tötete
Moore, Graham

Der Mann, der Sherlock Holmes tötete


sehr gut

Arthur Conan Doyle hat eigentlich seinen bekanntesten Helden getötet, damit er endlich frei von seinem Alter Ego leben kann. Aber die Leute lieben Sherlock Holmes und sind ihm deshalb Gram. Als der Autor nach einiger Zeit in einen Mordfall verwickelt wird und mit Hilfe seines Freundes Bram Stoker eigene Ermittlungen beginnt, stellt er fest, dass es ihm durchaus hilft, der Erfinder des berühmtesten Detektives der Welt zu sein. Und er verfällt auf die Idee, sich wie sein erfundener Held durch Analyse der Fakten der Auflösung des Falles zu nähern.
Aber da gibt es auch noch die Geschichte des Sherlock-Fans Harold, der gut 100 Jahre später auf die Veröffentlichung des letzten, lange verschollenen, Tagebuches von Arthur Conan Doyle hofft. Ein mysteriöser Todesfall scheint dies zu verhindern und er macht sich mit einer jungen Journalistin ganz im Stile seines Idols Sherlock Holmes ebenfalls auf die Suche nach der Wahrheit.
Graham Moore erzählt zwei Geschichten in diesem Buch, die nur marginal miteinander zu tun haben aber im Kosmos des großen Sherlock Holmes spielen. Der Esprit und die Energie des großen Detektives durchdringen die zwei Handlungsstränge und sowohl Doyle als auch Harold versuchen ihm nachzueifern und mit ähnlichen Mitteln des Geistes die Täter zu schnappen.
Ich schätze Moore seit seinem Drehbuch zu „Imitation Game“ und dem Roman „Die letzten Tage der Nacht“. Der vorliegende Roman „Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“ ist wohl ein Frühwerk des Autors. Moore hat einen anspruchsvollen aber dennoch gut zu lesenden Erzählstil und die Idee, reale und erfundene Personen in eine Detektivgeschichte zu verstricken, finde ich einfach schön. Man erfährt auch so einiges über den Autor Arthur Conan Doyle, das damalige London und den Sherlock-Kult, der Weltweit noch immer in diversen Clubs sehr intensiv betrieben wird.
Ich gebe zu, ich bin kein ausgesprochener Sherlock-Fan sondern mehr ein Moore-Fan. Wenn ich das Buch als Krimi sehe, dann fand ich ihn nur mäßig spannend und nicht besonders trickreich. Es gab eine zufriedenstellende Auflösung beider Plots aber ich denke mal, das Krimigenre ist nicht die literarische Heimat des Autors. Die Teile, die allerdings von Doyle als Menschen mit all seinen Facetten und Fehlern handelten, die waren der wirkliche Genuss für mich. Hier fühlte ich mich an den Edison aus „Letzte Tage…“ erinnert. Hier sollte Graham Moore in kommenden Romanen den Schwerpunkt setzen. Denn tatsächlich ist das reale Leben solcher Personen in einer Art biografischem Roman genau das, was Moore glänzend beherrscht. Hier freue ich mich auf weitere Werke.
Fazit: Solider unterhaltsamer Roman mit Luft nach oben.