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lesehexe

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2022
Die Bestie (eBook, ePUB)
Seinsche, David

Die Bestie (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine harte Nuss für zwei Ermittler
Die Opfer sind alle junge, aufstrebende Politiker und Politikerinnen. Und sie stehen auf der Abschussliste eines irren Serienkillers. Mit der Lösung des Problems werden die beiden FBI Agenten Pete Hancock und Frank Bernstein beauftragt, die vor der Aufgabe stehen, eine sehr harte Nuss zu knacken.
Unterschiedlicher könnten die beiden Ermittler gar nicht sein. Pete Hancock, seit etwas mehr als zehn Jahren im Dienst des FBI, ist trotz seines scharfen Spürsinns und hoher Aufklärungsrate ein ungepflegter Alkoholiker und Prolet, der sich keinen Deut um sein Ansehen kümmert, der Zeugen beleidigt und bei den Ermittlungen nicht immer den offiziell erlaubten Weg verfolgt. Den krassen Gegensatz stellt Frank Bernstein dar. Gerade erst zum FBI gekommen zeigt er sich zielstrebig, gepflegt, in der Politik bewandert, mit ebenso scharfem Spürsinn wie sein Kollege und in der Welt der Politik bewandert und natürlich immer korrekt. Während Hancock nach seiner Scheidung alleine vor sich hin vegetiert, steht Bernstein, der von seinem Kollegen nur als „Welpe“ bezeichnet wird, vor der Hochzeit mit einer Psychotherapeutin. Und, das ist ganz klar, die beiden haben die vereinte Presse im Nacken, was sie ganz schön unter Druck setzt.
Die Charaktere hat David Seinsche sehr gut, mit vielen Kleinigkeiten und authentisch ausgearbeitet, sodass man sie regelrecht vor dem inneren Auge sieht und mit ihnen die Ermittlungen erlebt. Wobei gerade Hancock schon fast unerträglich ist. Wäre er mein Kollege, ich würde mich sofort versetzen lassen. Bernstein verfügt aber über genügend Ruhe und bekommt hilfreiche Ratschläge von seiner Partnerin.
Der Killer ist perfide. Er quält seine Opfer – es bleibt natürlich nicht bei den beiden im Klappentext erwähnten – und lässt sie richtig leiden, wobei er zeitweise schon fast zärtlich mit ihnen umgeht. Sein Motiv ist eines, mit dem der Leser nie und nimmer rechnet, das aber die Art zu morden erklärt. Außerdem beschränkt er sich nicht auf die Hauptstadt der USA. Er lässt seine Verfolger kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten reisen.
Der Thriller hat alles, was ein Thriller braucht, um gut zu sein: Spannung ohne Ende, zwei markante Ermittler, die auch mal ungewöhnliche Wege gehen, einen grausamen Killer, dem man nicht so leicht auf die Schliche kommt und Wendungen, die der Leser nicht erwartet und immer wieder umdenken lässt. Einzig zwei, drei Redewendungen haben mich im Lesefluss gestört. Zum einen benennt Seinsche seine Hauptfiguren meistens als der ältere und der jüngere Agent. Zum anderen benutzt er nach der wörtlichen Rede statt sagte, erwähnte oder ähnlichen Begriffen die Verben bescheiden und kundgeben. Also: der ältere Agent gab kund oder beschied … Auch statt der/die/das nach einem Komma verwendet er überwiegend welcher/welche/welches. Die Ausdrücke und Verben sind allesamt grammatikalisch korrekt und anwendbar. Aber wie gesagt: sie wirken für mich etwas steif.
Für schwache Nerven ist die Story vielleicht ein bisschen zu hart. Nichts desto trotz gibt es von mir eine klare Leseempfehlung. Der Spannungsbogen hält sich über das ganze Buch und macht Freude. Lediglich der Geistesblitz, der den „älteren Agent“ zur Lösung des Falles bringt, ist für mich nicht so richtig nachvollziehbar und wirkt ein bisschen an den Haaren herbeigezogen. Deshalb von mir viereinhalb Sterne.

Bewertung vom 27.09.2020
Das Schicksal der Henkerin
Martin, Sabine

Das Schicksal der Henkerin


ausgezeichnet

Definitiv ein Pageturner
Eine Story, die es in sich hat – beim historischen Roman „Das Schicksal der Henkerin“ steht Spannung an oberster Stelle. Das Autoren-Duo, das sich Sabine Martin nennt, hat es geschafft, mich so in den Bann zu ziehen und zu fesseln, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Das Schicksal der Henkerin ist bereits der dritte Band, der die Geschichte von Melisande erzählt. Doch muss man die ersten beiden Bände nicht gelesen haben, um die Vorgeschichte zu verstehen. Die nötigen Hintergrundinformationen sind im Verlauf der Erzählung durch kurze Rückblicke eingearbeitet.
Die Geschichte:
Es geht um Melisande, die einst als Henkerin ihren Lebensunterhalt verdiente und nun mit ihrem Mann Wendel und den beiden Kindern Gertrud und Toni in Rottweil lebt. Sie lebt so lange friedlich, bis ein Brief sie erreicht, in dem sie ihr Bruder um Hilfe bittet. Und das obwohl, sie gesehen hatte, wie ihr Bruder Jahre zuvor umgebracht wurde. Von da an geht es rund im Schwäbischen Winter des Jahres 1340. Melisande sucht ihren Bruder, ohne ihr eigentliches Reiseziel zu nennen. Ihre Kinder suchen die Mutter und folgen ihr ohne die Gefahren zu bedenken, Ehemann Wendel schließlich sucht die Kinder und seine Frau. Alles bei Eis und Schnee, die besonders auf der Hochebene der Schwäbischen Alb richtig eklig sein können. Im Mittelpunkt steht schließlich die Adlerburg, auf der ein fieser Truchsess, ein Verwalter, herrscht, der sein Ziel, Alleinherrscher zu werden, mit allen Mitteln verfolgt.
Mein Eindruck:
Das Autoren-Duo hat die Charaktere der einfühlsamen und doch mutigen und tatkräftigen Melisande, des manchmal sehr gutgläubigen Wendel, des bösen Burgverwalters, der intelligenten Kinder und des verloren geglaubten Bruders gekonnt und glaubwürdig ausgearbeitet und gezeichnet. Selbst die beiden Kinder, die dem Leser von heute als altklug vorkommen mögen, dürften im 14. Jahrhundert tatsächlich so clever gewesen sein, wie sie im Buch erscheinen. Schließlich durften Kinder damals nicht so lange Kind sein wie heute und wurden schon früh zur Hilfe in Haus und Feld herangezogen. Der Truchsess und seine Helfershelfer sind brutal und widerwärtig, die Esslinger Bürger, die im Stadtrat sitzen borniert und stur.
Fazit:
Ich konnte das Buch, kaum dass ich es angefangen hatte, nicht mehr aus der Hand legen, habe es relativ schnell durchgelesen und fast ganze Nächte investiert. Die Geschichte hielt mich von Anfang bis Ende gefesselt. Es gibt nicht nur einen Spannungsbogen, es gibt gleich mehrere, die sich unter einem großen immer wieder neu bilden. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig, das Tempo der Geschichte rasant, aber nicht gehetzt. Auch wenn sich die Ereignisse stellenweise fast gegenseitig überrennen und man hin und wieder an der Glaubwürdigkeit zweifeln könnte, sollte man nie vergessen: Das ist eine Geschichte. Die darf ruhig mal ein bisschen dicker auftragen.
Ich würde den Roman nicht nur Freunden der historischen Romane, sondern auch jedem Thriller-Fan empfehlen.

Bewertung vom 11.06.2020
Wassertöchter / Emma Carow Bd.3 (eBook, ePUB)
Hansen, Ule

Wassertöchter / Emma Carow Bd.3 (eBook, ePUB)


weniger gut

Eckig, holprig, kantig
Die Geschichte:
Emma Carow ist frisch verliebt und glücklich. Bis ihr ihr Vergewaltiger ausgerechnet auf ihrer Dienststelle begegnet. Er ist als verurteilter Vergewaltiger, der seine Strafe abgesessen hat, als Berater bei der Polizei engagiert. Die als Analystin arbeitende Polizistin ist davon überzeugt, dass er noch immer vergewaltigt und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln.
Meine Meinung:
Ich habe mich mit dem Buch ein bisschen schwer getan, habe lange gebraucht, es zu lesen. Immer wieder war ich kurz davor, abzubrechen und es zur Seite zu legen. Die Hinführung und das erfolglose Umherirren in der Ermittlung dauern für meinen Geschmack zu lange. Bis mal richtig Schwung in die Geschichte kommt, hat man gut ein Drittel des mehr als 500 Seiten zählenden Buchs gelesen. Dafür kommt der Showdown meiner Meinung nach etwas zu kurz.
Darüber hinaus gibt es ein paar Punkte, die mir unwahrscheinlich erscheinen, wie beispielsweise
1: Das Einbinden eines verurteilten Vergewaltigers als Berater in die Polizeiarbeit, was ja vielleicht noch sein kann. Aber sicherlich nicht in einer Dienststelle, in der das einstige Opfer als Polizistin arbeitet.
2: Der Protagonistin wurden während ihrer Vergewaltigung drei Schnitte zugefügt, die während der damaligen Aufklärung des Falls schon untersucht und aufgenommen wurden. Warum also lässt sie sich mitten in der Nacht vom Pathologen auf einem der Seziertische untersuchen?
So eckig, kantig und eigenwillig wie die Kommissarin Emma Carow dargestellt wird, so holprig ist der Schreibstil der Autoren. Das Lesen der Geschichte fand ich anstrengend. Nicht nur, weil ich die Vorgeschichte nicht kenne (es handelt sich hier um den dritten Teil der Carow-Bände). Auch die ewig langen und verschachtelten Sätze fordern den Leser ganz schön. Nach wörtlichen Reden wird oft nur der Name des Sprechenden genannt. Mit Punkt dahinter. Kein „sagte, fand, rief“ oder ähnliches, das die Stimmung beschreibt. Das erinnert mehr an ein Drehbuch als an einen spannenden Thriller. Auch das Stottern des Abteilungsleiters war mir zu viel. Der Schluss erinnert mehr an einen Schüleraufsatz. Am Ende des Thrillers treffen sich die Kollegen zum Bier in einer Bar. Soweit ist das ja okay. Aber es endet mit einer unendlichen Aufzählung, die mit lauter und(s) verbunden ist. Fast wie beim Ende eines Films, der mit fröhlichem Hahaha endet. Als Journalistin wurde mir eingebläut, nie mehr als 30 Wörter in einen Satz zu packen. Alles was darüber liegt, ist für Leser zu anstrengend. Und selbst 30 Wörter sind schon recht viel. Hier sind es viel mehr.
Mein Fazit:
Vielleicht muss man erst die ersten beiden Bände lesen, um richtig in die Geschichte einsteigen zu können. Zwar wird in der Erzählung immer wieder auf frühere Geschehnisse Bezug genommen, aber das macht es nicht unbedingt einfacher. Den Schreibstil muss man mögen. Ich bevorzuge die flüssige, leicht lesbare Ausdrucksform.