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Benutzername: 
SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 191 Bewertungen
Bewertung vom 15.07.2023
Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10
Lüding, Kristina

Greta Garbo / Ikonen ihrer Zeit Bd.10


sehr gut

Greta Gustafsson ist 15 und arbeitet in der Hutabteilung des großen Stockholmer Kaufhauses PUB; ihr Traum ist es jedoch, Schauspielerin zu werden. Ein Auftritt in einem Werbefilm bringt erste Kontakte zur Branche und so geht es Schritt für Schritt über Berühmtheiten ihrer Zeit und einen Kurzbesuch der Schauspielschule schließlich bis nach Hollywood, wo sie zur bestbezahltesten Schauspielerin aufsteigt. Doch ständige Selbstzweifel und ihre Schüchternheit sowie starkes Heimweh nach Schweden und ihrer Familie lassen sie ihren Ruhm nicht vollständig genießen können....

"Greta Garbo - die einsame Göttin" ist die neunte Romanbiografie aus der Serie "Ikonen ihrer Zeit" über starke Frauen, die jeder kennt.
In diesem Band hat Kristina Lüding akribisch recherchiert, alles mit Fiktion erweitert und so einen spannenden biografischen Roman über die große Greta Garbo geschrieben, der seinen Leser*Innen die oft als widersprüchlich und schwierig bezeichnete Schauspielerin näher bringt. In einem Nachwort gibt die Autorin ergänzende Informationen.

Durch den leichten Schreibstil führt Kristina Lüding an die uns so wenig bekannte Schauspierin heran und legt dabei auch einen Schwerpunkt auf ihre Jugend und den unplanmäßigigen Weg, den Greta genommen hat (und wann und wieso es zu einer Namensänderung kam). Dabei gelingt es mühelos, ihr Verhalten zumindest nachvollziehen zu können und Verständnis für ihre Handlungen aufzubringen. Lüding glückt es, vielfältige Gefühle in mir auszulösen und ich muss zugeben, dass allerdings auch Frustration und Unverständnis dabei sind, hervorgebracht durch das ständige Hadern der "Göttin" mit sich und den Umständen; wirklich sympathisch wurde sie mir dabei nicht. Oftmals regte mich die Lektüre an, weiter zu recherchieren, mir Bilder und Filmausschnitte im Internet anzuschauen, um das Gelesene zu ergänzen. Ich konnte vieles lernen und mir nun ein umfassendes Bild dieser 1990 verstorbenen Legende machen, die tatsächlich gar nicht immer eine so starke Frau war.

Dieses Buch ist jede*m zu empfehlen, der sich für (starke) Frauen interessiert, Neues über die Ikone Greta Garbo erfahren möchte und / oder sich für das Film-Business interessiert.

Bewertung vom 08.07.2023
Wasserschlag für Greetsiel
Trost, Dirk

Wasserschlag für Greetsiel


sehr gut

Als der Anwalt Jan de Fries nach einer gemeinsamen Fischerei-Fahrt mit seinen Kumpels in der Kneipe sitzt, entwickelt sich zwischen zwei Fremden ein heftiges Streitgespräch. Wenig später ist der eine tot, der andere wird - blutüberströmt - als Tatverdächtiger festgenommen. Kurz darauf erscheint eine ominöse Frau in Jans Kanzlei und fordert ihn auf, den Beschuldigten aus dem Gefängnis zu holen, doch dieser will das gar nicht....

Dirk Trost legt mit "Wasserschlag für Greetsiel" bereits den zehnten Band um seinen eigenwilligen Anwalt Jan de Fries vor, der sich im beschaulichen Greetsiel mit einer kleinen Kanzlei aus dem großen Business zugezogen hat und doch immer wieder in herausfordernde Fälle hineingerät. Obwohl ich die Vorgängerbände nicht kenne, war ich sofort in der Geschichte drin und hatte keine Verständnisprobleme. (Allerdings endet das Buch mit einem Cliffhanger, dessen Anspielung wohl nur Kenner der Reihe etwas anfangen können.)

Wieder steht der kleine Sielort Greetsiel an der ostfriesischen Küste im Mittelpunkt, doch Jans Ermittlungen führen ihn auch an andere Orte. Anders als in anderen Ostfrieslandkrimis geht es hier aber um viel mehr als einen gemeinen Mord, sondern um etwas viel Größeres - und so ist auch die Handlung um einiges brutaler und blutiger.

Viele Details, die im Späteren durchaus noch wichtig werden und überraschende Wendungen ziehen sich durch die spannende Handlung. Erst nach und nach lassen sich die einzelnen Puzzlestückchen sowohl für Jan als auch uns Leser*Innen immer mehr zusammensetzen, bis es letztentlich zu einem großem Showdown kommt, das durchaus Hollywoodreif ist.

Die einzelnen Figuren waren mit einem liebevollen Blick gezeichnet; teilweise etwas plakativ; die Hauptfigur Jan de Fries ist mir durchaus sympathisch und ich hatte Spaß daran, ihn und seinen Hund Motte durch die Handlung zu begleiten. Positiv empfand ich dabei, dass Motte als echter HUnd mit seinen Vorzügen und Schwächen agiert und nicht zu einem "Polizei-Hund" hochstilisiert wird. Und auch die Polizei spielt hier eine eher untergeordnete Rolle bis hin zum Negativen.

DAss Dirk Trost weitere Themen in diesem Buch aufgreift, gefiel mir sehr: Die tiefe Freundschaft zwischen den Männern Jan, Onno und Dieter, die für einander einstehen, das Verhältnis zu seiner Tochter, die neugierige Nachbarin usw. um nur einige zu nennen.

Mir hat dieser Krimi sehr gefallen und ich freue mich, dass er sich von dem Einerlei der Küstenkrimis abhebt.
Ich vergebe sehr gute vier Sterne.

Bewertung vom 08.07.2023
Einen Herbst und einen Winter lang
Steinborn, Margit

Einen Herbst und einen Winter lang


sehr gut

Isa wächst im Berliner Scheunenviertel auf. Nachdem der Vater die Familie verlässt, gibt es nur die Möglichkeit, durch Betteln das Allernötigste zum Überleben zu beschaffen und der ältere Nachbarsjunge Viktor beschützt und unterstützt das Mädchen nach Kräften. Als vor ihren Augen ein tragisches Unglück geschieht, rettet Isa der kleinen Lotta das Leben - nichtsahnend, dass Lottas Vater der reiche Unternehmer Max Wittmann ist, in dessen Fabriken ihr Vater einst eine Hand verloren hat, was ihre Familie ins Unglück stürzte. Während Isa diese Familie nicht vergessen kann, spukt auch Henning, Lottas Bruder und zwei Jahre älter als Isa, das Mädchen im Kopf herum, das er fortan sucht. Und als beide sich schließlich finden und sich ihre Wege immer öfter kreuzen, entwickelt sich eine tiefe LIebe zwischen Isa und Henning - trotz aller Standesunterschiede, die schier unüberbrückbar scheinen......

"Einen Herbst und einen Winter lang" ist der Auftakt zu einer neuen Familiensaga über eine große Liebe und die gesellschaftlichen Schranken der Kaiserzeit unter dem Namen "Stadtlichter" von der Autorin Margit Steinborn, die schon mit ihren historischen Romanen das Herz ihrer Leser*Innen trifft.

Die beiden Hauptfiguren Isa und Henning nehmen uns mit ins Berlin der Kaiserzeit, wo ihre jeweiligen Welten unterschiedlicher nicht sein könnten: Isa ist im ärmlichen Scheunenviertel zuhause und kämpft gegen den täglichen Hunger, während der reiche Unternehmersohn Henning in einer herrschaftlichen Villa mit vielen Angestellten wohnt, jedoch unter dem machtbessenen Vater leidet und seine vom Vater verstoßene Mutter schmerzlich vermisst. Mit viel Empathie und Detailwissen zeichnet die Autorin ein Bild von den Lebensumständen der Zeit, das mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges endet - und leider auch einem schrecklichen Dilemma für die liebgewordenen Figuren.

Durch den mitreißenden Schreibstil zog Margit Steinborn mich völlig in die Geschichte hinein und ich fieberte mit den Kindern mit, ohne das BUch aus der Hand legen zu wollen. Der völlig überraschende Schluss ließ mich allerdings schockiert zurück, so dass ich den zweiten Band (der voraussichtlich am 17.10.23 erscheinen soll) kaum erwarten kann, um zu erfahren, wie es mit Isa, Henning und Viktor weitergeht.

Die Figuren sind mehrdimensional und authentisch gezeichnet; und bis zu den kleinsten Nebenfiguren haben alle eine interessante Geschichte und viele spannende Zusammenhänge im Gepäck, so dass die 375 Seiten fast zu kurz für alles sind. Bis auf Max, Roman und Silvia Wittmann schloss ich jede in mein Herz und hatte viel Spaß beim Lesen.

Obwohl ich eigentlich keine Freundin von Büchern über kitschige LIebesgeschichten bin, hat mich "Ein Herbst und einen Winter lang" berührt und ich empfehle es jedem weiter, der noch etwas über die Verhältnisse im Deutschen Kaiserreich vor über 100 Jahren lernen möchte, der psychologisch spannende Figuren und Verhalten schätzt und sich einfach sehr gut unterhalten lassen möchte!

Bewertung vom 04.07.2023
Das Licht im Rücken
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


sehr gut

Als der Tüftler Oskar Barnack 1914 einen handlichen Fotoapparat entwickelt, stößt er in den Optischen Werken der Firma Leitz in Wetzlar auf große Widerstände. Doch der Inhaber Leitz der Zweite - wie er genannt wird - , glaubt an die Leica und beginnt mit der Produktion, womit er einen Durchbruch in der Fotografie anstößt. Während die Leitz-Söhne in die Firma einsteigen, geht die selbstbewusste Tochter Elsie gezwungenermaßen einen anderen Weg. Und Milan, dessen jüdischer Vater ein guter Freund Leitz' ist, soll den florierenden Laden seiner Eltern übernehmen. Als die Nazis ab den 20er Jahren die Macht übernehmen, drohen allen Enteignungen und Repressionen, doch die kleine Leica beeinflusst ihr Schicksal ....

Sandra Lüpkes hat hervorragend recherchiert und erzählt in "Das Licht im Rücken" nicht nur die Geschichte der Fotografie im 20. Jahrhundert auf eine packende Art, sondern es ist ihr auch ein außergewöhnlicher Familien- und Gesellschaftsroman gelungen. Überaus eindringlich tritt die Entwicklung der Rechten zutage und ihr Einfluss auf die Firma und jeden Einzelnen, was mich ganz besonders berührte und teilweise nicht leicht zu ertragen war.

Auf den Schreibstil der Autorin musste ich mich zunächst einlassen; ich empfand ihn zunächst als etwas ungewöhnlich. Deutlich war zu erkennen, dass Sandra Lüpkes in diesem historischen Roman einen ganz anderen Stil pflegt als in ihren früheren Inselkrimis. Doch schon recht schnell packte mich die Geschichte voll und ganz.

Während anfangs die einzelnen Personen für sich agierten, ergaben sich immer mehr Verbindungen untereinander und mit der Geschichte der Leica, so dass das Gesamtbild immer runder wurde. Und so gelang es der Autorin, mich tief in die Handlung hineinzuziehen und unbedingt weiterlesen zu wollen - auch ohne eine atemlose Spannung zu kreieren. Ich war enttäuscht, als das Buch ausgelesen war, da die wahre Geschichte ja noch weitergeht; allerdings gibt es glücklicherweise keine offenen, unbefriedigenden Enden.

Die Figuren sind mehrdimensional und äußerst authentisch entwickelt und ich nahm intensiv teil an ihren Leben und Entscheidungen. Obwohl die Erzählperspektive eine auktoriale ist, empfand ich sie oftmals als neutral, so dass ich das Geschehen tatsächlich aus einer übergeordneten Perspektive wahrnahm und keine tiefe Bindung zu den Figuren aufbauen konnte. Diese Tatsache konnte jedoch Freude, Not und Grauen nicht verschleiern.

Da ich Wetzlar gut kenne und die Größe der Leitz-Werke heute vor Augen habe, fand ich den örtlichen Bezug besonders interessant; eine Ortskenntnis ist jedoch keinesfalls erforderlich für den Lesegenuss.

Der zunächst unklare Titel des Buches "Das Licht im Rücken" wiederholt übrigens ein Zitat aus dem Buch und wird im Laufe der Handlung deutlich. ;)

In einem Nachwort gibt es interessante Zusatzinformationen, die auch nochmals verdeutlichen, wie umfangreich und detailgenau Sandra Lüpkes recherchiert hat.

Für Fotografie-Begeisterte und Wetzlarer ist dieser Roman sicher ein Muss, aber auch jede*r andere Leser*In kann "Das Licht im Rücken" mit Genuss lesen! Ich wünsche mir noch viel mehr solcher fantastisch recherchierten historischen Romane.

Bewertung vom 04.07.2023
Das Mädchen im Zitronenhain
Brauer, Antonia

Das Mädchen im Zitronenhain


gut

Viktoria ist schon in ihrer Kindheit ein selbstbewusstes Mädchen, das gerne mit den Jungs konkurriert und gerade in Kriegstagen viel Stärke und Durchhaltewillen zeigt. Sie betrachtet sich als Künstlerin und Designerin, studiert - gegen den eigentlichen Willen ihres Vaters - Kunst und kämpft dafür, sich auch als Frau in diesem Feld durchzusetzen. Als sie gemeinsam mit ihrer Freundin Traudl einen Kostümwettbewerb und damit eine Reise an den Gardasee gewinnt, verliebt sie sich in ein heruntergekommenes Hotel und den Sohn des Hoteldirektors. Tatsächlich heiraten beide Jahre später und Vicky, wie sie sich nun nennt, setzt ihre ehrgeizigen Pläne gegen alle Widerstände in die Tat um.

Basierend auf dem echten Grand Hotel Fasano am Gardasee und der Geschichte seiner ungewöhnlichen Besitzerin hat Antonia Brauer einen schönen Roman geschaffen um das Leben und Lieben von Viktoria und Antonia. Leicht und bestens für den Sommerurlaub geeignet, erzählt die Autorin ihre Geschichte, die durchaus Dramen enthält, aber - dem Genre entsprechend - keine große Spannungskurve aufweist.

Die Figuren sind durchaus klischeehaft; Viktoria wunderschön und niemals um eine gute Idee verlegen, ihr gelingt scheinbar alles, Antonio ist der sprichwörtliche italienische Gigolo, Viktorias Vater voller Vorurteile , die Schwiegermutter ein Schwiegermonster, das Viktoria als Feindbild sieht. Trotzdem oder gerade deswegen lässt Antonia Brauer ihre Leserinnen träumen und entführt an einen Sehnsuchtsort. Denn nicht nur in den 50er Jahren war der Gardasee eines der beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen; auch heute noch ist vielen der See bekannt. Die Handlungen der Figuren waren gut nachvollziehbar und authentisch.

Gerade im ersten Teil des Buches musste ich mich sehr konzentrieren, denn die Geschichte springt in der Zeit hin und her und es gibt keine gerade Zeitlinie. In diesem Fall fand ich dieses Stilmittel entbehrlich und machte das Lesen unnötig schwer.

Schön fand ich, Viktorias Entwicklung mitzuerleben und sie von Anfang an gut kennenzulernen. Allerdings dauert es so auch sehr lange (genaugenommen bis zur Seite 258 von 424), bis wir tatsächlich zur eigentlichen Geschichte um "das Grandhotel am Gardasee" kommen, das uns der Buchtitel verspricht und vielleicht falsche Erwartungen hervorruft.

Positiv hervorzuheben ist, dass es der Autorin sehr gut gelingt, ein Stück Geschichte bildhaft dazulegen. Ob die Rolle der Frau in der Mitte des letzten Jahrhunderts, die Not im Zweiten Weltkrieg und danach, die ersten Züge des Tourismus nach Italien, Neckermann und den ADAC - es gibt quasi nebenbei auch durchaus etwas zu lernen oder aufzuarbeiten.

Insgesamt fühlte ich mich gut unterhalten und empfehle das Buch als leichte Sommerlektüre.

Bewertung vom 11.06.2023
Die Feuermagd von Dillenburg
Kretz, Ingrid

Die Feuermagd von Dillenburg


sehr gut

1723. Die Magd Philippa und der Gerichtsschreiber Caspar lieben sich, doch kann ihre LIebe den Standesunterschied überwinden? Caspars Vater will einer Eheschließung seinen Segen verweigern. Doch dies ist nicht die einzige Sorge Philippas, denn ihre unverheiratete Freundin Elsa wird wegen KIndstötung angeklagt. Als dann ein großes Feuer ausbricht, das große Teile der Stadt vernichtet und in dem viele Menschen alles verlieren, richtet sich der Zorn der Dillenburger gegen die Feuermagd ....

Ingrid Kretz hat hervorragend recherchiert und auf der Grundlage historischer Fakten einen höchst authentischen Roman geschrieben, der seine Leser*Innen in die Welt des 18. Jahrhunderts führt. Der wunderbar flüssige, unaufgeregte Schreibstil konzentriert sich weniger darauf, Höchstspannung zu erzeugen, sondern die Stimmungen und das Leben der Menschen anschaulich darzustellen und zieht so seine Leser*Innen in seinen Bann.

Eher ungewöhnlich ist, dass nicht die namensgebende "Feuermagd" und ihr Leben im Zentrum der Geschichte steht, sondern aus Philippas Sicht erzählt wird; ihre Gefühle und Gedanken zu den Geschehnissen führen durch die Handlung und bilden nicht selten auch einen Kontrast zu den Ansichten ihrer Mitmenschen, der Kirche und des wütenden Mobs, der die Feuermagd brennen sehen will, und machen so viele Grausamkeiten erträglicher. Auffallend ist, dass gerade Philippa und Caspar sehr "moderne" Meinungen vertreten, die aber stimmig in das historische Umfeld eingebettet sind.

Überhaupt bestechen die Hauptfiguren durch ihr großes Herz und ihre überaus sympathischen Haltungen. Sie sind mehrdimensional, authentisch und liebevoll angelegt und es gelang leicht, mit ihnen mitzufühlen. Doch auch die Nebenfiguren beschreibt die Autorin sehr anschaulich.

Abgerundet wird das Buch durch zwei Karten von Dillenburg und Umgebung sowie ein Personenverzeichnis, in dem historische Personen gekennzeichnet sind, am Anfang des Bandes sowie ein ausführliches Nachwort der Autorin, in dem die geschichtlichen Fakten, auf denen die Handlung basiert, von fiktiven abgegrenzt werden.

Ingrid Kretz gelang es, mich auf einen interessanten Ausflug mitzunehmen ins Jahr 1723 und ich empfehle "DIe Feuermagd von Dillenburg" gerne weiter.

Bewertung vom 29.05.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


sehr gut

1841. Elise Spielmann, älteste Tochter in einer Musikerdynastie, träumt davon, eine gefeierte Violinistin zu werden, doch im 19. Jahrhundert war das öffentliche Musizieren für Frauen noch immer anrüchig. Stattdessen steht sie kurz vor der Hochzet mit dem deutlich älteren Adam Jakobi, den offenbar Geheimnisse mit ihrem Vater verbinden. Als sie zufällig Christian Hildebrand kennenlernt, früheres Wasenkind und Theatermalergehilfe, verlieben sich beide heftig ineinander, wohl wissend, dass ihre LIebe keine Chance haben kann ....

"Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" ist der Auftakt zu einem Dresden-Epos der Autorin Anne Stern, die bereits in der Bestseller-Reihe um die Hebamme "Fräulein Gold" große Erfolge feiern konnte; und ich bin sicher, dass dieses Epos daran anknüpfen kann,

Die Historikerin hat wieder hervorragend recherchiert und führt ihre Leser in das 19. Jahrhundert; es gelingt ihr meisterhaft, ein Bild der damaligen Gesellschaft, der sozialen Verhältnisse und vor allem der Rolle der Frau zu zeichnen. die zu dieser Zeit den Männer absolut untergeordnet war und sich den Wünschen ihres Vaters bzw. Ehemannes zu fügen hatte, ohne eigene Träume verwirklichen zu dürfen. Neben Luise berührt auch das Schicksal der Primaballerina Mademoiselle Koch, die von einem verheirateten Mann schwanger wird und alles verliert oder der Jugendfreundin Elises, die schuldhaft geschieden wird, ihre Kinder verliert und mittellos dasteht, nachdem sie etwas Aufmerksamkeit außerhalb der Familie sucht.
Und auch die politischen Lage findet sich wieder; die Menschen wollten Meinungs- und Pressefreiheit, ein Mitspracherecht in der Politik und insgesamt mehr Rechte - nach den unbefriedigenden Beschlüssen auf dem Wiener Kongress 1815 , und so lesen wir auch von den Stimmungen und aufrührerischen Reden in Christians Kreisen.

Anne Stern erzählt bildgewaltig in schöner Schreibweise und hier auf ruhige Art und Weise. Auch, wenn ich natürlich mit Luise mitlitt, stand weniger die Spannung als die allgemeine Stimmung im Vordergrund. Das nicht unbedingt überraschende Ende fügt alle Stränge zusammen.

Die Figuren sind mehrdimensional, authentisch und mit viel Gespür entwickelt. Neben den Hauptfiguren erzählt Anne Stern auch von zahlreichen weiteren Charakteren im Umfeld der Oper, die letztlich alle miteinander verbunden sind. Und wenn auch die Liebe immer wieder thematisiert wird, ist dies alles andere als kitschig; eher wird in ihrem Umfeld die soziale Stellung verdeutlicht.

Im Mittelpunkt des Romans steht - neben Elise Spielmann - Dresden und die gerade fertiggestellte Semper Oper. Und aus jedem Kapitel spricht die große Liebe der Autorin zur Musik.

"DUnkel der Himmel, goldhell die Melodie" ist ein berührender, athmosphärischer historischer Roman, den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 25.05.2023
Auslese à la Provence
Heineke, Andreas

Auslese à la Provence


ausgezeichnet

Pascal Chevrier mit Pariser Vergangenheit ist Dorfgendarm in der Provence und genießt das beschauliche Leben, gutes Essen und guten Wein sowie das Boulespiel mit seinen Freunden. Mitten in dieser Idylle wird ein Weinberg angezündet und eine junge Frau kommt ums Leben, nach ihrem Freund wird gefahndet. Pascal ermittelt zusammen mit der Police nationale und stößt auf ein Familiendrama, viel INteressantes im Weingeschäft und gefährliche Geheimnisse ....

"Auslese à la Provence" des Autors Andreas Heineke ist bereits der vierte Kriminalroman um den Dorfgendarm Pascal Chevrier; und obwohl ich die ersten drei Bände nicht kenne, konnte ich problemlos einsteigen und fühlte mich sofort vertraut mit Figuren und Setting.

Leser*Innen, die die Reihe bereits kennen, wissen schon um die Hauptfigur Pascal, der seinen Lebensmittelpunkt vom hektischen Paris in den beschaulichen Luberon verlegt hat. Und so genießen wir gemeinsam mit ihm die Ruhe, die Freundschaften, das gute Essen und vor allem den Wein. Heineke schafft eine besondere Stimmung,die mich völlig in die Geschichte hineingezogen und begeistert hat.

Und in dieser bemerkenswerten Atmosphäre ereignet sich ein spannender Kriminalfall. Ich konnte gemeinsam mit den Ermittlern herausfinden, was wie passiert ist und wer schließlich die Schuld trägt. Die sich immer weiter steigernde Spannung führt zu einem großen Showdown und schließlich einem rundum befriedigenden, vor allem aber überraschenden Happy End.

Die Figuren sind sehr gut herausgearbeitet und dabei mehrdimensional und authentisch. Und so gab es Figuren, die ich - ganz abgesehen von dem sympathischen Pascal - sofort mochte (wie seine Freunde Gawain und David), solche, die mir unsympathisch waren (wie der Bürgermeister) und etliche, aus denen ich - gemäßg der Story - lange oder gar nicht richtig schlau wurde

Besonders erwähnenswert ist jedoch die Tatsache, dass der Autor glänzend recherchiert hat und es eine Menge über Weine, Weinanbau, Herstellung und Vertrieb und die Folgen der Klimaveränderung zu erfahren gibt. Auch als einigermaßend bewanderte Genießerin konnte ich allerhand lernen. Erstmal konnte ich auch etwas über die "CRAV", eine militante Untergrundorganisation erfahren.

Das Genre des Regiokrimis wird von Andreas Heineke auf herausragende Weise bedient und bietet zusätzlich noch fundierte Informationen zum Thema Wein. Ich freue mich, diesen Autor für mich entdeckt zu haben, fiebere der Fortsetzung der Reihe entgegen und vergebe begeisterte fünf Sterne.

Bewertung vom 23.05.2023
Deine Sünde ist dein Tod (Ein Lukas-Sontheim-Thriller)
Esser, Frank

Deine Sünde ist dein Tod (Ein Lukas-Sontheim-Thriller)


sehr gut

Der ehemalige Polizist Lukas Sontheimer hat sich mittlerweile mit einer Agentur sebständig gemacht und ermittelt in einem Fall von Versicherungsbetrug in Millionenhöhe, als er von seinem ehemaligen Kollegen Jürgen Brenner um Hilfe gebeten wird: Eine an ein Kreuz genagelte, grausam gefolterte Leiche wird gefunden und ein Bibelvers ist an die Wand gesprüht. Die Ermittler stehen vor einem Rätsel, und bald tauchen weitere Leichen auf, ebenso schrecklich behandelt ....

"Deine Sünde ist dein Tod" ist bereits der vierte Thriller um den Ermittler Lukas Sontheim, und obwohl ich erst jetzt in die Serie eingestiegen bin, hatte ich keinerlei Probleme. Eventuell wichtige Informationen aus den vorhergehenden Bänden sind harmonisch in die Handlung eingebunden und ich hatte keine Fragen.

Frank Esser steigt mitten in die Handlung ein und die Spannungskurve bleibt auf einem atemberaubenden Niveau. Der flüssige und bildhafte Schreibstil sorgt für höchste Spannung und macht den Thriller zu einem wahren Page-Turner. Die Perspektivwechsel sorgen dabei für zusaätzliche Gänsehaut-Momente. Die durchaus unvorhergesehene Auflösung bietet ein überraschendes, befriedigendes Ende.

Die Figuren sind vielschichtig und authentisch und lassen den Leser tief in ihre Geschichten eintauchen.

Dies ist gewiss nicht mein letztes Buch von Frank Esser gewesen!

Bewertung vom 23.05.2023
Vermächtnis (eBook, ePUB)
Eldering, Frank

Vermächtnis (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die kanadische Archäologin Helen Schumann, Expertin für arameische Schrften, wird nach Koblenz eingeladen, um eine bei Renorierungsarbeiten entdeckte Papyrusrolle zu übersetzen. Doch kaum hat sie sich einen Überblick verschafft, verschwinden die Schriften. Helen macht sich gemeinsam mit Chris Lukas auf die Suche, doch auch die skrupellose Organisation Opus Dei ist an der Entdeckung (und ihrer Vernichtung) interessiert. Helen und Chris geraten in Lebensgefahr - und Helen weiß nicht, wem sie trauen kann ....

"Vermächtnis" ist der zweite Teil der Confluentes-Trilogie von Frank Eldering um ein geheimnisvolles weiteres Evangelium und bahnbrechende Erkenntnisse um die Auferstehung Jesus'. Während der erste Teil im MIttelater spielt, sind wir im zweiten Teil in der Gegenwart angekommen; die lange verschollenen Schriften wurden wieder entdeckt und die verschiedenen Interessenlager liefern sich einen erbitterten Kampf.
Der zweite Teil ist in sich abgeschlossen und kann sicher auch alleine gelesen werden; eine Vorkenntnis des ersten Bandes steigert jedoh sicher den Genuss.

Auch im zweiten Teil freuen wir Leser uns über einen spannenden Abenteuerroman, in dem die Figuren viele gefährliche Situationen bestehen müssen und und gegen einen starken, geheimnisvollen Widersacher zu kämpfen haben. Die Spannung -nicht nur durch die gefährlichen Situationen, sondern auch das allgegenwärtige Misstrauen - beginnt erst spät, steigert sich dann jedoch in atemberaubende Höhen und findet ein befriedigendes Ende, das Neugier auf den zu erwartenden dritten Teil macht.

Die chronologische Handlung wird unterbrochen von einzelnen von Helen übersetzten Teilen der geheimnisvollen Schrift, und immer mehr offenbart sich die tatsächliche Ungeheuerlichkeit dieser.

Zusätzliche Spannung kommt durch die Differenzen zwischen den beiden Hauptfiguren auf; weiß doch weder Helen noch der/die Leser*In, wem zu trauen ist und wer mit bzw. gegen wen arbeitet; lediglich Opus Dei wird als die gefährliche Instanz geschildert, die sie ist.

Die Figuren sind mehrdimensional und geheimnisvoll; auch als Leser schwankt man zwischen Sympathien und Antipathien und durchschaut viele Handlungen nicht sofort.

Ein besonderes Augenmerk bietet das Nachwort des Autors, der mit großartigem Hintergrundwissen zusätzliche Informationen gibt und so hilft, die gelesen Fiktion in die tatsächlichen Forschungen und ihre Erkenntnisse einzuordnen. Die außerordentlichen Recherchen Frank Elderings werden deutlich.

Auch, wenn mich der erste Teil ein wenig mehr in den Bann ziehen konnte, vergebe ich für dieses außerordentliche Buch fünf Sterne.