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Benutzername: 
Glüxklaus
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Franken

Bewertungen

Insgesamt 574 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2023
Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse (eBook, ePUB)
McFarlane, Mhairi

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse (eBook, ePUB)


sehr gut

Wie gut kennst du den, den du zu lieben glaubst?

„Ich glaube, ich kenne dich nicht mehr gut genug, um dich zu lieben.“

Dass es zwischen Roisin und ihrem Lebensgefährten Joe nicht optimal läuft, wird Roisin spätestens dann klar, als sie die erste Folge der neue Serie ansieht, zu der Joe das Drehbuch verfasst hat. Joe hat darin Szenen aus Rosins Kindheit verarbeitet, ohne darüber mit Roisin im Vorfeld gesprochen zu haben. Außerdem kommen ihr auch andere Handlungsstränge der Serie sehr bekannt vor. Rosin drängt sich der Verdacht auf, von Joe betrogen zu werden. Sie möchte unbedingt die Wahrheit herausfinden und bittet ihren Freund Matt, der zu Joe nicht unbedingt das beste Verhältnis hat, ihr dabei zu helfen. Ob das eine gute Idee ist?

Mhairi McFarlane schreibt gewohnt locker, direkt und unterhaltsam. Die Geschichte wird chronologisch aus Roisins Perspektive in der dritten Person Vergangenheit erzählt.

Roisin arbeitet als Lehrerin und hat einen guten Draht zu ihren Schülern. Eigentlich glaubt sie, aktuell mit ihrem Leben zufrieden zu sein, doch die neue Serie ihres Freundes Joe verunsichert die junge Frau stark. Zudem treibt sie auch die Erinnerung an ihre komplizierten Familienverhältnisse um, die sie immer noch stark prägen. Roisin stellt nun die gesamte Beziehung mit Joe in Frage, was ich als Leserin auch tat. Schließlich wird Joe, der mit bösartigen, verletzenden Kommentaren nicht geizt, überhaupt nicht sympathisch dargestellt. Einige von Joes und Roisins gemeinsamen Freunden wirken am Anfang recht stereotyp, klischeehaft, etwas nervig und überdreht, gewannen aber bei mir im Verlauf an Sympathien. Nicht alle Menschen sind eben wirklich so, wie sie sich gerne geben. Das gilt für einige der Figuren im Roman ganz besonders. Und so kommt es zu so manchen Überraschungen.

Hat Joe Roisin wirklich betrogen? Und gibt es noch eine Chance für ihre Liebe?
„Between us“ ist ein kurzweiliger Roman über Liebe, Beziehungen, Freundschaften, Familie, Lügen, Wahrheiten, Verletzungen und Versöhnungen. Ich habe die Geschichte als nicht ganz so humorvoll, spritzig und lustig wie die ersten Romane der Autorin empfunden, aber dennoch als durchaus unterhaltsam und lesenswert. Ich mag Mhairi Mc Farlanes Bücher nach wie vor gerne und kann sie jedem, der eine witzige, romantische Wohlfühlleseauszeit braucht, nur empfehlen.

Bewertung vom 03.12.2023
Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1
Åslund, Sandra

Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1


sehr gut

Unterhaltsamer und kurzweiliger, etwas betulicher Krimi

Als der Politiker und Umweltaktivist Mats Anderberg ermordet in einem Wald nahe Östersund aufgefunden wird, reisen die Stockholmer Kriminalpolizistin Maya Topelius und ihr Partner Pär Stenqvist nach Östersund, um die Polizei dort bei den Ermittlungen zu unterstützen. Zunächst verläuft die Kooperation mit den Kollegen vor Ort etwas holprig und auch der Fall scheint ziemlich undurchsichtig. Dann kommt es zu weiteren Verbrechen, die mit Anderbergs Tod im Zusammenhang zu stehen scheinen. Ob Maya und Pär den Fall lösen können?

Sandra Aslund schreibt flüssig und gut verständlich. Manche Formulierungen empfand ich allerdings als etwas umständlich und wenig prägnant. Dass Maya, die deutsche Wurzeln hat, z.B. immer wieder deutsche Sprichwörter anführt und Pär diese mit Schwedischen vergleicht, ist anfangs originell, später wirkte es mir etwas zu gewollt.

Maja und Pär kennen sich schon länger, sie harmonieren als Team perfekt miteinander. Beide Figuren sind nett und sympathisch, sie kommen allerdings ein wenig zu „glatt“ rüber. Auch die anderen Charaktere hätten durch Ecken und Kanten etwas interessanter und vielschichtiger ausgestaltet werden können.

„Im Herzen so kalt“ ist ein ruhiger, leicht zu lesender Krimi mit gemächlichem Erzähltempo, das erst gegen Ende anzieht. Der Kriminalfall ist stimmig, nachvollziehbar und recht einfach konstruiert. Dass die wenig nachhaltige Holzwirtschaft in Schweden und die Gefahren der massiven Abholzung von Wald thematisiert werden, fand ich sehr interessant. Wie groß die Dimensionen und Auswirkungen des Problems wirklich sind, war mir vorher nicht bewusst. Auch in Mayas Freundeskreis werden realistische Konflikte angesprochen, die mich nachdenklich stimmen.
Trotzdem fehlte es mir im Roman insgesamt an Atmosphäre. Die Geschichte kommt durch die teilweise wenig direkte Sprache und die braven, glatten Charaktere etwas betulich und behäbig daher. Ich habe das Buch zwar gerne und rasch gelesen, aber echte Schwedenkrimistimmung mochte für mich nicht recht aufkommen. Dennoch: Ein Roman wie ein kurzweiliger, solider Fernsehkrimi zum Lesen, der mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 28.11.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


gut

Interessante Geschichte einer bemerkenswerten Frau in sperrigem Schreibstil verfasst

Nach einem traumatischen Erlebnis beschließt Henni Bartholdy im Berlin der fünfziger Jahre Hebamme zu werden. Die Zustände, in denen manche ihrer Patientinnen leben, sind teilweise kaum zu ertragen. Als eine verzweifelte junge Mutter keinen Ausweg mehr sieht, kann Henni nicht anders und handelt. Eine Apfelsinenkiste im Hinterhof ihres Geburtshauses wird zur inoffiziellen Babyklappe. Und eines Tages liegt darin tatsächlich ein Findelkind. Jahre später sucht Journalistin Liv, die als Kind adoptiert wurde, nach ihrer wahren Herkunft.

Marie Sand erzählt klar und verständlich auf zwei Ebenen, begleitet abwechselnd Henni und Liv. Sätze und Aufzählungen werden dabei oft schlicht und ohne sprachliche Raffinesse aneinandergereiht, was auf mich etwas abgehakt und sperrig wirkte.

Henni hat tragische Ereignisse zu verdauen. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. Als Hebamme möchte sie Müttern, die zu verzweifeln drohen, unbedingt helfen. Sie steht auf beeindruckende Weise für ihre Überzeugungen ein, zeigt besonderen Einsatz und Mut. Dennoch vermochte ich zu Henni keinen rechten Zugang zu finden. Auch der Arzt Ed von Rothenburg, mit dem Henni eine besondere Beziehung verbindet, und die eigenwillige Journalistin Liv blieben für mich leider blass, hölzern und fremd.

Die Geschichte der Babyklappe ist eine durchaus interessante. „Wie ein Stern in mondloser Nacht“ stellt Frauen vor, für die Mutterschaft eben nicht die Erfüllung ist. Ihre Überforderung und Hilflosigkeit betrifft nicht nur die Frauen selbst, sondern natürlich auch ihre Kinder: Wie erleben es Kinder, von der eigenen Mutter nicht gewollt worden zu sein? Ein durchaus wichtiges, vielschichtiges Thema, mit dem sich der Roman befasst. Leider wurde mir die Geschichte nicht stringent genug erzählt. Der Spannungsbogen hätte für mich etwas klarer ausgearbeitet werden können. Durch den unrunden Schreibstil blieben mir zudem die Personen fremd. Ich empfand natürlich Mitleid mit den jungen Mütter, vermisste aber tiefere Emotionen, die mich an die Geschichte fesselten. So wurde das Potential der Grundidee meiner Meinung nach nicht voll ausgeschöpft. Insgesamt zwar ein unterhaltsamer Roman, aber einer mit Schwächen.

Bewertung vom 28.11.2023
Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer 6: Schurken in der Schule. Erstlesebuch ab 7 Jahren für Jungen und Mädchen - Lesenlernen mit Krimirätseln
Stronk, Cally

Die Jagd nach dem magischen Detektivkoffer 6: Schurken in der Schule. Erstlesebuch ab 7 Jahren für Jungen und Mädchen - Lesenlernen mit Krimirätseln


sehr gut

Bunte, lustige Detektiverstlesegeschichte mit motivierenden Rätseln

Die Jagd nach dem magischen Koffer geht in die sechste Runde. In Lukas und Maries Schule geschehen merkwürdige Dinge: Die Vertretungslehrerin ist ganz schön unhöflich und verhält sich auch sonst seltsam. Und der neue Hausmeister macht mit dem Bagger einfach den Schulhof platt. Äußerst verdächtig, finden Lukas und Marie, denen die beiden Neulinge zudem bekannt vorkommen. Die Kinder legen sich auf die Lauer und finden Erstaunliches heraus…

Die Geschichte ist kindgemäß, lebendig und gut verständlich formuliert, enthält viel wörtliche Rede. Sie ist in fünf Kapitel aufgeteilt. Die Schrift ist dabei wie bei Erstlesebüchern groß gedruckt mit weitem Zeilenabstand. Viele bunte, witzige Bilder sorgen für Abwechslung. Das Buch ist überhaupt sehr ansprechend gestaltet. So werden die Leserinnen und Leser durch vielfältige Rätsel am Ende eines jeden Kapitels zum Mitdenken und Knobeln aufgefordert. Dabei müssen sie genau hinschauen und lesen, kombinieren, tüfteln und sogar rechnen.
Die Reihe richtet sich an Mädchen und Jungen ab sechs oder sieben Jahren, die die erste oder zweite Klasse besuchen.

Mit Marie und Lukas, die dem Alter der Zielgruppe entsprechen, können sich die jungen Leserinnen und Leser sicher gut identifizieren. Die Hauptfiguren sind mutig, abenteuerlustig, neugierig und aufgeweckt, werden als Detektive zunehmend versierter. Theodor Topf und Doris Deckel, die äußerlich unterschiedlicher nicht sein könnten, sind den beiden Kindern zwar immer ein kleines bisschen voraus, aber besonders gerissen sind sie nicht. Sie machen einige Fehler, stellen sich manchmal ganz schön unbeholfen und tollpatschig an und sorgen immer wieder für lustige Szenen und Unterhaltung.

Für Marie und Lukas geht es diesmal nicht nur in die Schule, sondern auch auf einen nächtlichen Ausflug durch einen mysteriösen Tunnel. Wo der wohl hinführt? Und schaffen die Kinder es diesmal, den Ganoven endgültig das Handwerk zu legen?
Wie auch die Vorgänger der Reihe ist „Schurken in der Schule“ ein gelungenes, buntes, komisches, spannendes und motivierendes Erstlesebuch, das Kinder durch zusätzliche Rätsel zum Mitmachen, genauen Beobachten und Lesen anregt. Für alle kleinen Detektive und Fans der Reihe ein Muss!

Bewertung vom 21.11.2023
Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
Stehn, Malin

Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung


sehr gut

Wenn ein unachtsamer Moment alles verändert - packend erzählter Krimi

Von Emilys Hochzeit mit William sind nicht alle Gäste begeistert. Emilys Familie kann William nicht verzeihen, dass er vor acht Jahren betrunken einen Unfall verursachte, bei dem Emilys Bruder Erik schwer verletzt wurde. Was damals genau geschah, liegt allerdings im Dunkeln und ist mit einigen Geheimnissen verbunden. Auf der Hochzeitsfeier droht der Konflikt zu eskalieren…

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven in der ersten Person geschildert. Es kommen Emily, ihre Mutter Annika, ihr Vater Mats und ihr Bruder Erik zu Wort. Erzählt wird, was auf der Hochzeitsfeier passiert, außerdem werden immer wieder Passagen aus der Zeit rund um den Unfall eingeschoben, die die damaligen Ereignisse näher beleuchten. Nach und enthüllen sich dabei immer weitere Zusammenhänge. Der Sprachstil liest sich leicht und flott. Ich habe sofort problemlos in die Handlung hineingefunden.

Keiner der Personen fühlt sich recht wohl in seiner Haut. Emily leidet darunter, dass ihre Beziehung zu William nicht akzeptiert wird und vor allem ihre Mutter Vorbehalte gegen ihren Bräutigam hat. Für Annika ist die Heirat ihrer Tochter ein wahr gewordener Alptraum. Sie möchte immer noch, dass William für seine Tat büßt. Ihr Rachedurst lässt sie oft die Nerven und die Kontrolle verlieren und macht sie unberechenbar. Auch für Erik sind die Folgen des Unfalls sehr präsent, sie fordern ihn jeden Tag aufs Neue heraus. Zudem scheint ihn ein schlechtes Gewissen zu plagen. Sein Vater Mats sitzt zwischen den Stühlen, er versucht zu vermitteln. Doch die Spannung zwischen den Figuren wird immer größer, zumal William und seine Eltern beruflich äußerst erfolgreich sind und finanziell sehr gut dastehen, was auf der luxuriösen Hochzeitsparty Annika, die in einfachen Verhältnissen lebt, sehr deutlich vor Augen geführt wird.

Schon von der ersten Seite an war ich von der Geschichte gefesselt, wollte unbedingt wissen, was bei dem ominösen Unfall genau passierte. Zudem war ich natürlich sehr neugierig auf die weiteren Entwicklungen. Denn dass alles auf einen „großen Knall“ zuläuft, wird recht schnell offensichtlich.
Nur ein einziger kurzer Moment, eine dumme Unachtsamkeit kann das Leben von mehreren Betroffenen grundlegend verändern. Das zeigt „Nur eine Lüge“ sehr anschaulich. Die spezielle Erzählweise mit den häufigen Perspektivwechseln macht die Geschichte besonders spannend, schließlich geben alle Figuren nach und nach immer mehr von sich und den Ereignissen preis. Die Auflösung ist abgesehen von kleinen Unstimmigkeiten nachvollziehbar, kommt aber nicht völlig überraschend. Mir hat Malin Stehns Roman insgesamt dennoch gut gefallen, ich habe das Buch gern und in kurzer Zeit gelesen, konnte es kaum aus der Hand legen. Für mich ein gelungener, fesselnder Krimi über Schuld, die manchmal leider ewig währt. Wer Stehns ersten Roman „Happy New Year“ mochte, wird auch diesen sicher gerne lesen.

Bewertung vom 21.11.2023
Kocht mit Checker Tobi - Meine Lieblingsgerichte, Mitmach-Checks und Checker-Fragen rund ums Essen
Krell, Tobias;Eisenbeiß, Gregor

Kocht mit Checker Tobi - Meine Lieblingsgerichte, Mitmach-Checks und Checker-Fragen rund ums Essen


sehr gut

Tobis Essenscheck zum Lesen, Anschauen und Mitmachen - motivierendes Koch- und Sachbuch für die ganze Familie

„Kocht mit Checker Tobi“ ist nicht nur ein Kochbuch, sondern auch ein Sachbuch. Checker Tobi stellt darin seine persönlichen Lieblingsrezepte wie Römertopflasagne, Kraftsalat oder Fischburger vor, zudem „checkt“ er verschiedene Fragen rund ums Thema „Essen“ und „Kochen“. Was sind Röstaromen? Wer hat die Nudeln erfunden? Was ist ein Myzel? Wie entsteht Schimmel? Was macht die Hefe im Teig? Diese und viele weitere Fragen werden hier beantwortet. Neben den Checkerfragen gibt es noch Mitmachchecks wie die Anleitungen für Kresse-Eier oder Checker Tobis Stangen-Ei. Außerdem werden wichtige Küchenutensilien, Tischregeln oder Gewürze vorgestellt.
Die zehn Kapitel sind mit den Überschriften „Küchen-Basics“, „Meine Lieblingsrezepte“, „Was wächst denn da?“, „Fleischlos glücklich“, „Woraus besteht unser Essen?“, „Macht Euch fit!“, „Die Vielfalt macht’s“, „Lecker um die Welt“, „Esskultur“, und „Partyfood! Essen zum Teilen“ betitelt.

Das Buch enthält zahlreiche farbige Abbildungen, Fotos von den vorgestellten Gerichten, von Checker Tobi aus verschiedenen Checks oder aus seinem privaten Fotoalbum und weitere bunte Illustrationen.
Das Cover in lila und orange zeigt Checker Tobi, der mit gezeichnetem Gemüse jongliert. Das wirkt auf mich allerdings etwas altbacken. Ich finde das Titelbild nicht ganz so gelungen und ansprechend wie die sonstige Gestaltung des Buchs.
Die Sachtexte und Rezepte sind kindgemäß, in leicht- lockerem Ton, gut verständlich, unterhaltsam, direkt und nicht trocken formuliert. Dabei ist die Schrift recht klein gehalten. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun, zehn Jahren und ihre Familien.

Als große Fans von Checker Tobi haben sich meine Kinder sehr auf das Buch gefreut. Die motivierenden und interessanten Texte zu den Checkerfragen haben sie gerne gelesen und dabei auch einiges Neue erfahren. Auf kindgemäße Weise vermittelt das Buch beispielsweise den Zusammenhang zwischen Nahrung und Umweltschutz und erklärt dabei unter anderem sehr anschaulich, welche Vorteile es hat, beim Kochen auf regionale Produkte zurückzugreifen.
Da meine Kinder beim Essen nicht sehr flexibel und experimentierfreudig sind, stießen die im Buch präsentierten Rezepte bei ihnen auf wenig Gegenliebe. Als besonders kindgemäß empfinde ich die Rezeptauswahl auch nicht, enthalten sie doch oftmals einige Komponenten, die viele Kinder und mäkelige Esser vermutlich eher abschrecken werden. Aber einige Gerichte wie die Kartoffelsuppe mit Käsefüßen oder die Tomatensauce mit Parmesanchips werden wir sicher noch ausprobieren.
Insgesamt dennoch ein unterhaltsames, ansprechendes Sachbuch mit viel Input, das zum bewussten Beschäftigen mit den verschiedenen Aspekten der Themen Essen und Kochen anregt.

Bewertung vom 21.11.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


sehr gut

Von kleinen und großen Besserwissern


In der Familie Theufel weiß fast jeder fast immer fast alles besser. Kein Wunder, dass sich auf dem Dachboden des neuen Hauses der Theufels ein kleines, türkises Klugscheißerchen eingenistet hat. Das entdecken die Kinder Tina und Theo beim Spielen. Doch nur echte Klugscheißer können es sehen Ob Mama und Papa auch dazugehören?

Die Geschichte wird kindgemäß und lebendig in der dritten Person Vergangenheit mit viel wörtlicher Rede erzählt. Hier wird allerhand korrigiert und belehrt, schließlich kommen einige Besserwisser zu Wort. Astrid Henn hat zur Geschichte passende bunte, witzige Bilder gestaltet. Die Vorsatzpapiere und das Cover zeigen die selbstbewusste, titelgebende Hauptfigur ganz in ihrem Element. Dabei beweist das kleine Wesen, was es alles weiß und klärt die unwissenden Leserinnen und Leser mit knallharten Fakten zu häufigen Irrtümern auf.
Das Buch ist im DIN A 5- Format, die Schrift ist etwas größer als gewöhnlich, hat einen etwas weiteren Zeilenabstand, der Leseanfängern das Lesen erleichtert
Das Buch ist zum Vorlesen für Kinder ab fünf Jahren geeignet. Kinder ab sieben, acht Jahren können die Geschichte sicher selbständig lesen.

An Besserwissern mangelt es in der Geschichte nicht. Tochter Tina weiß genau, dass sie zehn Jahre, sieben Monate und vier Tage ist, Theo Theufel erzählt gerne jedem, der es hören will oder nicht, dass man seinen Namen mit zwei Th schreibt. Die Geschwister haben in dem Klugscheißerchen ihren wahren Meister gefunden. Das Kerlchen wird nicht müde, jeden Satz auf seine Korrektheit hin zu analysieren und zu verbessern. Und dann gibt es ja noch Mama und Papa, die sich anfangs mit Belehrungen schwer zurückhalten. Aber Neunmalkluge können ja eigentlich nicht aus ihrer Haut. Oder doch?

Wer ein echter Klugscheißer ist, wird sich an vielen Stellen im Buch wieder erkennen. Die Geschichte ist ein Spaß für große und kleine Besserwisser und alle, die manchmal mit dieser penetranten Spezies zu tun haben. Kinder werden sich über die komische, drollige Hauptfigur und seine ganz eigene Art amüsieren. Für Erwachsene hält das Buch in typischer Kling-Manier Anspielungen bereit, so sind auf einer Illustration beispielsweise einige Videokassetten mit verdrehten, lustigen Titeln zu sehen, die sich auf bekannte Filme beziehen.
Dass das Klugscheißerchen sich auch außerhalb der Geschichte, auf Cover und Vorsatzpapier austoben darf, gefällt mir sehr gut. Das ist nicht nur lehrreich und informativ, sondern auch ansprechend und motivierend. Hier wird eine Fundgruppe an Angeberwissen geboten.
„Das Klugscheißerchern“ wartet nicht mit einem besonderen Gagfeuerwerk auf wie etwa das Neinhorn oder die Familiengeschichten mit Tiffany, Opa und Co. Gerade in der Mitte der Geschichte, wenn das Klugscheißerchen durch Abwesenheit glänzt, gibt es handlungstechnisch sogar etwas Leerlauf. Zudem ist die Geschichte mit 64 nicht gerade dicht bedruckten Seiten recht kurz. Ein achtjähriger versierter Leser wird vermutlich höchstens zwanzig Minuten damit beschäftigt sein.
Unterm Strich nicht das beste Werk des Autors, aber dennoch ein nettes, originelles, witziges und unterhaltsames Büchlein für Zwischendurch.

Bewertung vom 08.11.2023
Büchermenschen
Vernet, Stéphanie;de Cussac, Camille

Büchermenschen


sehr gut

Das Team hinter einem Buch - ein kreativ und motivierend gestaltetes Sachbuch für Bücherfans

Hinter jedem Buch stecken viele kreative Köpfe. „Büchermenschen- wie ein Buch entsteht“ erklärt auf interessante und kindgemäße Weise, wie sich eine erste Idee zum Buch entwickelt. Dabei werden die Berufe Autor, Lektor, Illustrator, Gestalter, Vertreter, Drucker, Buchhändler, Literaturkritiker, Bibliothekar und zu guter Letzt natürlich auch die Leser näher beleuchtet.

Jedem Beruf werden zwei Doppelseiten gewidmet. Der Text auf der ersten Seite erklärt, welche Aufgaben mit dem Beruf verbunden sind. Auf der zweiten Doppelseiten werden dann spezielle Fragen zum Thema beantwortet oder andere spannende Sachinfos gegeben. Die einzelnen Sachtexte sind kindgemäß, gut verständlich und unterhaltsam formuliert und unabhängig voneinander zu lesen. Sie sind auch optisch voneinander abgesetzt, sehen mal aus wie Notizzettel, Briefe oder andere Schriftstücke, manche sind auf farbigem Hintergrund gedruckt.
Das Buch ist sehr anschaulich und kreativ gestaltet. So ist es zum Beispiel auf die ungewöhnliche Schweizer Art gebunden, bei der die Bindung äußerlich klar zu erkennen ist. Auch verschiedene Schriftarten oder Druckweisen werden vorgestellt. Das Format ist etwas größer als DIN A 4. Die vorkommenden Figuren sehen ungewöhnlich aus, haben teilweise extrem bunte Haare und Hautfarben. Mit Liebe zum Detail und mit Humor gezeichnet sind die Bilder, so erkennt man den vorgestellten Autor als echten Schildkrötenfan, in seiner Wohnung tummeln sich nicht nur die Tiere, er besitzt auch viele Bilder und Bücher zum Thema. Später wird auf die Leidenschaft des Autos noch einmal Bezug genommen. Auch das Buch „Büchermenschen“ findet sich selbst im Buch wieder, es wird von einer Literaturkritikerin bewertet. Diese originellen Details zu entdecken, macht großen Spaß.
Das Buch richtet sich an Kinder ab 8 Jahren.

Ein Buch braucht mehr als einen Autor. Ein großes Team ist gefordert, um ein Buch zu schreiben, herzustellen und unter die Leute zu bringen. Das wird auf sehr motivierende, einfallsreiche und ansprechende Art in „Büchermenschen“ erklärt. An jedem Buch sind viele kreative Menschen beteiligt und müssen zahlreiche Entscheidungen treffen, die sich z.B. auf Layout, Druck, Marketing oder Erscheinungstermin beziehen. Ich selbst habe dabei einige interessante Fakten erfahren, z.B. dass Agatha Christies Romanfigur Hercule Poirot einen Nachruf in der New York Times erhalten hat.
Dass die männlichen und weiblichen Formen von Personengruppen teilweise gleichwertig, teilweise scheinbar gezielt benutzt werden, liest sich manchmal etwas sperrig, wird der Text dadurch für jüngere Kinder doch etwas komplizierter.
Dennoch insgesamt ein gelungenes, absolut lesenswertes Sachbuch für alle, die Bücher mögen.

Bewertung vom 08.11.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

Wie hängen drei Todesfälle zusammen? Gelungener Reihenauftakt mit interessanten Figuren

Liv sieht sich gezwungen die Polizei in Aarlborg zu verlassen. Ihren Wunsch, bei der Mordkommission zu arbeiten, gibt sie aber nicht auf. Sie zieht nach Kopenhagen, mietet eine Wohnung und ermittelt im Auftrag von ihrem Freund Kommissar Petter Bohm in einem Cold Case. Sie soll herausfinden, wer Journalist Gert Linde ermordete. Liv stürzt sich mit großem Eifer in die Ermittlungen, hofft sie doch bei Erfolg, eine Stelle bei der Polizei in Kopenhagen zu erhalten. Livs Vermieterin Hanna Leon plagen derweil andere Probleme. Sie kann nicht verstehen, warum sich ihr Bruder Daniel, der wegen Mordes im Gefängnis saß, umgebracht hat. Auch wenn er psychisch krank war, passt das für Hanna nicht ins Bild, zumal Daniel kurz vor seinem Tod noch eine mysteriöse Botschaft hinterlassen hat. Hanna versucht herauszufinden, was ihren Bruder umtrieb. Währenddessen steckt Automechaniker Nima Ansari, auf den sowohl Hanna als auch Liz kurz treffen, in der Klemme. Er wird verdächtigt, seine ehemalige Affäre Marianne ermordet zu haben. Noch ahnt niemand, dass die drei Todesfälle miteinander zusammenhängen.

Die Geschichte besteht aus vier Erzählsträngen: Livs Ermittlungen, Hannas Nachforschungen, Nimas aktuelle Situation und Rückblenden ins Jahr 1943, als Ebba Leon erfährt, dass sie ein Kind erwartet. Die einzelnen Handlungen sind lange Zeit unabhängig voneinander, erst zum Schluss werden sie zusammengeführt. Der Sprachstil liest sich leicht und flüssig. Immer wieder finden sich schöne, bildhaft formulierte Sätze wie: „Die Nacht ist ein unbarmherziger Feind, aber ein gnädiger Freund.“

Was Liv genau in Aarlborg widerfahren ist und weswegen sie die Polizei dort verlassen muss, bleibt ein Geheimnis. Doch sie gibt nicht auf, riskiert viel, setzt frech und forsch ihre Interessen durch, um wieder bei der Polizei arbeiten zu können.
Hanna, die eigentlich als Krisenpsychologin arbeitet, befindet sich durch den Tod ihres Bruders nun selbst in der Krise. Durch ihre Recherchen versucht sie Klarheit zu erlangen, doch das scheint nicht allen zu gefallen…
Nima Ansari hat in der Vergangenheit Schlimmes erlebt, musste er doch als Kind aus dem Iran fliehen. Dass er nun Verdächtiger in einem Mordfall ist, wühlt ihn verständlicherweise sehr auf. Alle drei Figuren werden interessant dargestellt, ich habe ihre Geschichten gerne verfolgt. Die Charaktere haben für mich großes Potential.

Katrine Engberg erzählt eine packende Geschichten von Geheimnissen, Schuld, Lügen und Flucht. Dass die einzelnen Teile der Handlung sich erst sehr spät zusammenfügen, hat mich teilweise verunsichert. Die Auflösung kommt dementsprechend recht abrupt, ist nicht sehr naheliegend, aber überraschend stimmig. Auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass die Entwicklungen und die Verknüpfung der einzelnen Aspekte miteinander etwas kontinuierlicher erfolgen, ist „Glutspur“ ein durchaus gelungener Reihenauftakt. Die Hauptfiguren haben viel zu erzählen und definitiv das Zeug für weitere spannende Fälle. Vielleicht agieren sie dann auch mehr miteinander und werden gar ein Team. Ich bin jedenfalls neugierig.

Bewertung vom 25.10.2023
Irgendwo wartet das Leben
Kelly, Erin Entrada

Irgendwo wartet das Leben


ausgezeichnet

Vom Erwachsenwerden und der Suche nach dem Ich

„Als Orchid Mason die Klasse betrat, dachte Dorothy: Sie ist das Mädchen aus dem Märchen, das über eine Wiese schwebt und am Ende einen Prinzen findet. Oder eine Spindel.“

In der Middle School des Städtchens Fawn Creek passiert normalerweise nie etwas Unvorhergesehenes. Doch dann betritt eines Tages überraschend eine neue Mitschülerin, Orchid Mason, die Schule. Orchid ist nett und anders. Sie bringt frischen Wind in die Klasse und freundet sich mit den Außenseitern Dorothy und Greyson an. Das wird nicht von allen gern gesehen und so ist Orchid, die so unbeschwert wirkt, manchen Bewohnern der Stadt ein echter Dorn im Auge….

Erin Entrada Kelly erzählt klar, flüssig und gut verständlich aus verschiedenen Perspektiven. Sie nimmt z.B. Greysons oder Dorothys Sichtweise ein. Dank des unkomplizierten, persönlichen Schreibstils fiel es mir leicht, mich in die Geschichte und einige Figuren hineinzuversetzen. Das Buch richtet sich an Kinder ab elf, zwölf Jahren.

Greyson ist kreativ, es macht ihm Spaß, Outfits zu entwerfen. Doch nicht nur sein älterer Bruder macht sich über ihn lustig. So traut Greyson sich nicht, das zu tun, was ihm Freude bereitet. Seine beste Freundin Dorothy hält sich ebenso im Hintergrund, versteckt sich hinter ihren Haaren und möchte bloß nicht auffallen. Orchid, die eine Blume im Haar trägt und schon in Paris gewohnt hat, fasziniert Dorothy und Greyson auf Anhieb. Sie regt die beiden sachte an, zu zeigen, was noch in ihnen steckt. Doch ist bei Orchid selbst wirklich alles so leicht, wie es scheint?

„Irgendwo wartet das Leben“ erzählt von einer typischen Klasse in einer typischen Kleinstadt. Hier herrschen zunächst feste Strukturen, doch mit Orchids Auftauchen beginnen diese zu bröckeln. Erin Entrada Kelly befasst sich in ihrem Roman mit Tonangebern, Außenseitern, Mobbing, der Suche nach Identität und dem Mut, auszubrechen und sich und etwas zu verändern. Aktuelle Probleme von Heranwachsenden werden dabei einfühlsam, authentisch und gut nachvollziehbar geschildert. Es ist nämlich alles andere als leicht, in der heutigen Zeit erwachsen zu werden und sich in der Vielfältigkeit selbst zu finden und zu mögen. Das stellt der Roman auf leise, emphatische und angenehm unaufdringliche Weise dar. Orchid bringt Hoffnung, bewegt etwas in den Menschen des Orts. Am Ende stehen einige Fragezeichen und viele Möglichkeiten offen, aber vor allem ist da auch die Zuversicht, dass es den Kinder gelingen wird, ihrem Ich und ihrem persönlichen Glück ein Stückchen näher zu kommen. Der Anstoß ist jedenfalls gegeben. Insgesamt eine wirklich lesenswerte, tiefgründige, leise und berührende Geschichte zum Nachdenken für alle, die manchmal jemand anderer sein möchten.