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Tokall

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Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2022
Betreten für Eltern verboten! / Die Dinoschule Bd.1
Sabbag, Britta

Betreten für Eltern verboten! / Die Dinoschule Bd.1


sehr gut

Vielversprechender Reihenauftakt für weibliche und männliche Dinosaurier-Fans
Das Kinderbuch „Die Dinoschule. Betreten für Eltern verboten“, geschrieben von Britta Sabbag und illustriert von Clara Vath, ist ein spannendes Buch, speziell für kleine Dinosaurier-Fans, das für mich ganz anders daherkommt als z.B. Bücher der mir bekannten Reihe „Das geheime Dinoversum“. Was mir nämlich direkt positiv aufgefallen ist: Es gibt mit Onea auch einen weiblichen Charakter, mit dem sich vor allem auch junge Leserinnen bzw. Zuhörerinnen identifizieren können. Und Onea ist klug und zeigt den Jungen Tom und Freddy auch einmal, wo es lang geht. Das hat mir gut gefallen. Damit hebt sich das Buch, das den Auftakt zu einer vielversprechenden Reihe bildet, von der bereits genannten Reihe „Das geheime Dinoversum“ ab, in dem zwei abenteuerlustige Jungen im Vordergrund stehen. Tom, Onea und Freddy sind die Hauptfiguren in diesem Buch, sie besuchen die Reptilia-Schule auf der Insel Sauritius, auf der es noch echte Dinosaurier gibt. In der Schule lernen sie, wie sie auf der Insel überleben und wie sie sich Dinosaurier zu Gefährten erziehen. Gelungen ist, dass die drei Kinder ganz unterschiedlich sind. Wir haben den wagemutigen und etwas selbstgefälligen Tom, die kluge und durchsetzungsstarke Onea und den etwas eingeschüchterten und ängstlichen Freddy. Und die drei müssen zu einem echten Team zusammenwachsen. Das ist eine gelungene Idee!
Darüber hinaus ist lobenswert zu erwähnen, dass der Lebensweltbezug für die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer gewährleistet ist: Einerseits durch das beliebte Thema „Dinosaurier“, andererseits durch die Herangehensweise, die Handlung in einen Schulalltag einzubetten. Das macht das Buch vor allem für Schulkinder interessant, aber auch für solche, die bald eines werden wollen. Und ohne hier zu sehr Klischees bedienen zu wollen, aber ich glaube, dass das Buch besonders auch für Mädchen von Interesse ist, weil Onea, Tom und Freddy sich einen Gefährten suchen müssen, auf dem sie dann reiten.
Geglückt ist ebenfalls, dass am Ende des Buchs in einer Zusammenschau noch einmal alle Reptilien, die im Buch auftauchen, in kurzen Informationstexten präsentiert werden.
Außer dem vielversprechenden Inhalt weist das Buch auch eine kindgerechte Sprache auf. Der Wortschatz ist altersangemessen. Die Sätze sind nicht zu verschachtelt. Was mir noch aufgefallen ist, ist der Umstand, dass an vielen Stellen doch ein recht umgangssprachlicher Sprachduktus vorkommt (Beispiel: „Diese Saurierart wird auf der Insel auch Slow-Motion Art genannt, weil sie wirklich alles im ultralangsamen Tempo macht“, S. 112). Das wird nicht jedem zusagen, mich hat es stellenweise auch gestört, aber die Sprachgestaltung wirkt dadurch sehr salopp. Es kommt zudem viel wörtliche Rede vor, die das Geschehen sehr lebendig wirken lässt. In meinen Augen hätte der Wortschatz sogar ruhig noch etwas anspruchsvoller sein können, schließlich geht es um die Erforschung von Dinosauriern. Da schadet ein wenig Hintergrundwissen zur Paläontologie in meinen Augen nicht. Und noch eine kritische Anmerkung, die aber vielleicht nur mir negativ auffällt: Interjektionen müssen nicht durch Vokal- oder Konsonantenhäufungen intensiviert werden. Das Schriftbild von solchen Wörtern wie „Scheeiiiiiisssseeeeee!“ (S. 97), „Ohhhhhhh!“ (S. 87), „Essseeeeen!“ (S. 108) etc. hat mich tatsächlich sehr gestört.
Zu den Illustrationen: Diese sind lebensecht, anmutig, farbenreich und prächtig gestaltet, auffällig sind vor allem die kräftigen Farben. Was ich auch positiv finde: Auf fast jeder Seite gibt es ein Bild zu betrachten, was das Zuhören für die Kinder nach meiner Erfahrung deutlich angenehmer gestaltet. Auch wenn es teilweise nur kleine Bilder sind. Insgesamt enthält das Buch immerhin 95 Zeichnungen auf 117 Seiten. Großflächige Bilder, die ca. eine halbe Seite umfassen, gibt es aber nur relativ wenige: insgesamt 11.
Das einzige, was ich etwas schade finde: Es gibt wenige Fakten zu den Dinosauri

Bewertung vom 04.04.2022
Auf plüschigen Sohlen / Die Stoffis Bd.1
Städing, Sabine

Auf plüschigen Sohlen / Die Stoffis Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Auftakt zu einer vielversprechenden Reihe
Das Kinderbuch „Die Stoffis. Auf plüschigen Sohlen“, geschrieben von Sabine Städing und illustriert von Nadine Reitz, ist ein tolles, durchdacht konzipiertes Buch, bei dessen Lektüre sich bei mir sofort Assoziationen zu den „Bremer Stadtmusikanten“ und „Toy Story“ eingestellt haben. Kurz zum Inhalt: Alte, ausrangierte Stofftiere werden in einer Kiste ausgesetzt, sie flüchten dann vor der Müllabfuhr, begegnen weiteren herrenlosen Plüschtieren und beschließen dann gemeinsam ihr Glück in einem Spielzeugladen zu versuchen. Die Idee ist gelungen, auch weil ein geeigneter Lebensweltbezug für die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer existiert. Schließlich kennt doch jedes Kind das Gefühl, alte Stofftiere abzugeben oder auszurangieren. Doch was wird dann aus diesen? Hier knüpft das Buch hervorragend an, um das Vorstellungsvermögen der Kinder weiter herauszufordern.
Im Zentrum der Handlung stehen insgesamt fünf Tiere auf der Suche nach einem neuen Zuhause: Sunny bzw. Wunderfell (Einhorn), Minnie (der Kater), Helmut (der Hund), Melisande (Schildkröte), Sternchen (Seestern) und Rumpel (Bär). Jedes Kind wird aus diesem Angebot für sich ein Lieblings-Stoffi finden. Bei meinen beiden lagen Melisande und Helmut ganz weit vorn. Am deutlichsten ist die Charakterzeichnung in meinen Augen bei Sunny gelungen, er kommt selbstverliebt, eingebildet und stolz daher. Mit der Schildkröte wird beiläufig und unaufdringlich auch eine Art „Inklusions-Gedanke“ integriert, denn die anderen müssen immer mal wieder auf sie Rücksicht nehmen, ist sie schließlich nicht so schnell unterwegs.
Neben dem vielversprechenden Inhalt hält das Buch auch eine kindgerechte Sprache bereit, die aber auch genügend Herausforderungen bietet, um noch etwas dazulernen. So ist der adjektivische Wortschatz durchaus vielfältig und auch einmal anspruchsvoll (z.B. „vorwitzig“, „tappend“, „zugig“ „rasselnd“, „zimperlich“, „verdutzt“, „verstohlen“, „vornehmlich“, „verdrießlich“). Grundsätzlich kommt die anspruchsvollere Lexik (vgl. auch „Funken stoben“, „japsen“, „hieven“, „jauchzen“ etc.) aber nicht zu geballt und in größeren Abständen vor, so dass sie keine Überforderung darstellt. Und ich finde es gut, wenn die Kinder auf diese Weise auch noch ihr Sprachrepertoire erweitern können.
Als Themen zur vertiefenden Diskussion mit dem Nachwuchs bieten sich im Zusammenhang mit der Lektüre dieses Buchs die folgenden an: „Zusammenhalt“, „gegenseitige Hilfe“, „Freundschaft“. Auch das Ende ist gelungen und macht schon neugierig darauf, wie es weitergehen könnte. Mit diesem Auftakt scheint eine vielversprechende Reihe zu beginnen.
Noch einige wenige Sätze zu den bunten Zeichnungen, die wirklich putzig und liebevoll gestaltet wirken: Insgesamt enthält das Buch 31 Bilder auf 97 Seiten, auf den meisten davon sind die Stoffis zu sehen (auf insgesamt 24 Bildern von den 31 Bildern). Großflächige Bilder, die mehr als eine halbe Seite umfassen, gibt es relativ wenige: insgesamt 15. Was ich sagen will: Es gibt also durchaus auch einmal längere Leseabschnitte ohne Bild.
Dafür punktet das Buch aber wiederum mit motivierenden Belohnungsstickern, die nach jedem gelesenen Kapitel von den Kindern eingeklebt werden können, mit einer Vorlage für einen Steckbrief für das eigene Lieblingskuscheltier, den man als Lektüre-Nachbereitung mit dem eigenen Nachwuchs ausfüllen kann, und mit einem Rezept für Hafergrütze, das man gemeinsam mit den eigenen Kindern nachkochen und probieren kann. Das ist schon sehr durchdacht und geht weit über das „normale“ Vorlesen hinaus. Dafür ein großes Lob an die Macher dieses Buchs.
Bleibt abschließend noch ein Wort dazu zu sagen, ob die „Stoffis“ den Vergleich mit „Petronella“ standhalten können. Nach meiner Meinung ist „Petronella“ unschlagbar, die „Stoffis“ können da nicht ganz mithalten. Aber dennoch bleibt es ein sehr gutes Kinderbuch. Ich vergebe volle 5 Sterne.

Fazit: Ein sehr durchdacht konzipiertes Kinderbuch, das eine

Bewertung vom 31.03.2022
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

Innovativer Justiz-Thriller
Steve Cavanagh legt mit „Thirteen“ einen Justiz-Thriller vor, der mich auf ganzer Linie überzeugt hat. Das Spannungsniveau bewegt sich auf einem sehr guten Level, das Finale ist grandios und bietet auch einige unerwartete Wendungen, die Hauptfiguren sind für einen Thriller absolut ansprechend und tiefgründig ausgestaltet und man erhält auch noch interessante Informationen zum Justizsystem in den USA.
Gut gefallen haben mir die beiden Figuren Eddie Flynn und Kane als sein bösartiger Gegenspieler. Eddie Flynn hat das Herz am rechten Fleck, folgt einem moralischen Kodex, doch sein Privatleben gestaltet sich weniger glücklich. Nicht nur, dass er ein Alkoholproblem hat, auch seine Ehe kriselt. Als ehemaliger Boxer kann er sich gut selbst verteidigen und als ehemaliger Trickbetrüger kennt er auch die Welt der Kriminalität, in die er sich gut hineinversetzen kann. Eddies Widersacher heißt Kane und er wirkt kaltblütig und äußerst intelligent. Als Psychopath mit Gewaltfantasien zeichnet er sich durch das besondere Talent aus, andere Menschen sehr genau imitieren zu können. Er schafft es, sich selbst in die Jury hineinzuschmuggeln und überwacht alles um den Fall herum sehr aufmerksam. Wir erfahren auch etwas über die triste Kindheit von Kane, in der er bereits mit Vorliebe Tiere ermordete. Was ihn unmenschlich wirken lässt: Seine angeborene Schmerunempfindlichkeit.
Positiv hervorzuheben ist auch, dass man dem Justiz-Thriller anmerkt, dass der Autor selbst Jurist ist. Kenntnisreich werden beiläufig viele interessante Informationen zum amerikanischen Justizsystem vermittelt, z.B. über die Besonderheiten einer abgeschotteten Jury. Wir erhalten einen Einblick in die Verteidigungsstrategie, z.B. was die Gestaltung einer Zeugenliste betrifft, wir lernen etwas über den Aufbau eines geschickten Ankläger-Plädoyers. Auch über die drei Phasen des Kreuzverhörs werden wir aufgeklärt. Das hat mir unheimlich gut gefallen.
Lobenswert ist auch die erzählerische Gestaltung des Thrillers. Die Perspektiven und Erzählstandorte wechseln permanent. Auf die Ich-Perspektive von Eddie, in der wir ganz nah am Strafverteidiger dran sind, folgt die etwas distanzierte Er-Perspektive von Kane. Dadurch wird geschickt Spannung erzeugt und ein- und dasselbe Geschehen wird aus zwei Blickwinkeln verdeutlicht. Das habe ich als Highlight des Buchs empfunden.
Grundsätzlich kann man sagen, dass Steve Cavanagh mit „Thirteen“ keinen „Einheitsbrei“ vorlegt, sondern viele kreative Ideen einfließen lässt, das Agieren von Kane innerhalb der Jury habe ich als innovativ empfunden, auch der Einbezug von korrupten Polizisten als Akteuren fand ich klasse. Was auch gut zum Ausdruck kam, war das Psychospiel zwischen Anklage und Verteidigung, v.a. wenn es um die Verhöre von Zeugen ging. Art Pryor als Ankläger wirkt anders als Eddie Flynn unsympathisch und schmierig.

Fazit: Ein Justizthriller, der mich vollkommen überzeugt hat, ich kann nichts Negatives an ihm finden. Ich vergebe volle 5 Sterne und spreche eine klare Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 23.03.2022
Ein Drache auf Burg Erbsenfels - Leserabe ab 1. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren
Sohr, Daniel

Ein Drache auf Burg Erbsenfels - Leserabe ab 1. Klasse - Erstlesebuch für Kinder ab 6 Jahren


ausgezeichnet

Motivierend gestaltetes Erstlesetrainingsheft
Das Buch „Ein Drache auf Burg Erbsenfels“, verfasst und illustriert von Daniel Sohr, aus der Reihe „Leserabe“ vom Ravensburger-Verlag ist eine gute Anschaffung, um mit ErstklässlerInnen das Lesen zu üben. Die Seiten sind nicht nur mit einer großen Schrift bedruckt, sondern auf jeder Seite wird auch nicht zu viel Text präsentiert. Meistens sind es vier oder acht Zeilen pro Seite, die noch dazu in leserliche Absätze unterteilt sind, so dass der Nachwuchs einerseits nicht überfordert wird und andererseits rasche Erfolgserlebnisse hat. Darüber hinaus ist der Lesetext in insgesamt vier Kapitel aufgegliedert, die jeweils nach Abschluss mit Belohnungsstickern markiert werden können, was den jungen LeserInnen zusätzliche Motivation verleiht. Zudem enthält das Buch eine vielfältige, farbige sowie großflächige Bebilderung, die zum Inhalt des Gelesenen passt. Auch das motiviert. Inhaltlich hat mich das Heft ebenfalls überzeugt, weil es um einen Inhalt aus dem Bereich der Fantasie geht. Drachen und Burgen sind klassischer, kindgerechter Erzählstoff, der auch in anderen Kinderbüchern oft vorkommt (z.B. „Drache Kokosnuss“, „Ritter Rost“ etc.). Die Begegnung mit dem Drachen ist überraschend gestaltet, weil aus der anfänglichen Angst von Bruno rasch Vertrauen wird. Am Ende freunden sich beide sogar an. Nicht zuletzt bietet das Gelesene auch Anknüpfungspunkte, um den Inhalt weiterzudenken. So kann man beispielsweise über die Themen Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Vorurteile und Mut sprechen oder gemeinsam mit dem eigenen Nachwuchs überlegen, ob Bruno dem Drachen wohl nochmal begegnen wird und was dann passiert.
Das einzige, was ich kritisieren kann, sind die etwas zu lang geratenen Kapitel (Ausnahme: Kapitel 1 mit sechs Seiten Umfang und 34 Zeilen). Ich hätte es besser gefunden, wenn es kürzere (maximal 6 Seiten) und mehrere Kapitel gegeben hätte. Kapitel 2-4 haben immerhin einen durchschnittlichen Umfang von 10 Seiten bzw. 59 Zeilen: Kapitel 2 = 10 Seiten (58 Zeilen), Kapitel 3 = 12 Seiten (67 Zeilen), Kapitel 4 = 8 Seiten (52 Zeilen). Bei kürzeren Kapiteln hätten die Sticker dann auch noch einen stärkeren Belohnungseffekt bewirkt.

Fazit: Ein gelungenes Erstlesetrainingsbuch, das bis auf die teils langen Kapitel keine Wünsche offen lässt. Klare Empfehlung!

Bewertung vom 21.03.2022
Wie Sheltie zu uns kam / Sheltie Bd.1
Clover, Peter

Wie Sheltie zu uns kam / Sheltie Bd.1


ausgezeichnet

Spannender Kinder-Krimi
Das Kinderbuch „Sheltie – Wie Sheltie zu uns kam“ von Peter Clover mit Illustrationen von Nadine Reitz, erschienen im Kosmos-Verlag, ist ein hervorragendes Vorlesebuch. Es besticht durch eine spannende Geschichte, eine kindgerechte Sprache, viele, bunte putzige Zeichnungen sowie durch die liebenswerten Charaktere, allen voran das Shetlandpony „Sheltie“, das noch dazu überaus intelligent wirkt. Emma freundet sich mit Sheltie im Laufe des Buchs immer mehr an und es entsteht eine innige Beziehung zwischen beiden. Spannend wird das Buch dadurch, dass Sheltie vom unfreundlichen Nachbarn, Herrn Krock, des Diebstahls bezichtigt wird. Denn Herr Krocks Kohlköpfe, mit denen er an einer Preisverleihung teilnehmen will, werden nach und nach gestohlen und keiner weiß, wer dahinter steckt. Es handelt sich also um eine Art Krimi, gemeinsam mit dem eigenen Nachwuchs kann man wunderbar rätseln, wer wohl der Täter ist. Und was ich bei meinen beiden beobachten konnte: Das Buch löst Emotionen aus, vor allem die Empörung über Herrn Krock war jedes Mal groß, ebenso wie das Mitgefühl für Sheltie. Das Buch bietet auch einige Anknüpfungspunkte, um mit den eigenen Kindern über weitere Themen zu sprechen, so z.B. über Freundschaft, falsche Anschuldigungen, Vorverurteilung, Versöhnung.
Außer dem Inhalt überzeugt auch die Aufmachung. Auf fast jeder Seite findet man schön gestaltete, textunterstützende Bilder (47 Bilder auf 95 Seiten). Auf den meisten davon ist Sheltie zu sehen (auf 21 von 47 Bildern), grundsätzlich sind die Illustrationen realitätsnah gehalten. Die meisten Zeichnungen sind jedoch recht klein, es gibt nur wenige großflächige Bilder, die mehr als eine halbe Seite ausfüllen (insgesamt 8 Bilder sind großflächig). Es ist also schon so, dass teilweise viel Text auf den Seiten präsentiert wird, was aber durch das große Schriftbild wieder etwas relativiert wird.
Positiv aufgefallen ist mir auch die gut verständliche, kindgerechte Sprache. (Verbaler, adjektivischer und substantivischer) Wortschatz und Satzkonstruktionen sind einfach gehalten, meist handelt es sich um einfache Hauptsätze, selten findet man Nebensätze. Dies macht das Buch in meinen Augen auch für jüngere Kinder ab 4 Jahren gut verständlich.

Fazit: Ein schön gestaltetes Kinderbuch, das mit einer spannenden Geschichte aufwartet, das beim jungen Publikum Emotionen beim Zuhören auslöst und das ein liebenswertes, intelligentes Pony als Sympathieträger aufweist. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.03.2022
Das Bitcoin-Komplott
Brandhorst, Andreas

Das Bitcoin-Komplott


gut

„Geld regiert die Welt“
Was würde passieren, wenn eine verschwörerische Gruppierung versuchen würde, Bitcoin als neue Leitwährung durchzusetzen? Und wer ist Satoshi Nakamoto, der Erfinder der Digitalwährung? Um diese Fragen geht es in den neuen Thriller von Andreas Brandhorst, Titel: „Das Bitcoin-Komplett“. Doch leider kann das aktuelle Werk nicht mit dem fulminanten Thriller „Das Erwachen“ (vgl. dazu eine frühere Rezension) mithalten. Woran liegt das?
Brandhorst hat mich als Leser mit den vielen Personen und Fakten überfordert – im Personenregister sind 44 Figuren aufgeführt (!). Vielleicht mag es anderen LeserInnen anders gehen, aber ich empfand die Gruppierung, die sich um den mysteriösen Magnaten Francis Forsythe versammelt und aus sieben Personen besteht, die alle ihre eigenen Ziele verfolgen und auf Widerstände stoßen, als zu weitschweifig angelegt. Der Autor gestaltet darüber hinaus zwei parallele Handlungsstränge, die sehr lange keine Berührungspunkte miteinander haben, und stellte mich damit beim Lesen auf eine sehr harte Geduldsprobe. Denn ich wollte wissen, wie nun alles zusammenhängt und nicht immer wieder neue Personen begleiten, deren Handeln mir auch nicht immer gänzlich klar geworden ist. Ich hätte es besser gefunden, wenn man weniger Figuren intensiver begleitet als viele Figuren nur knapp und oberflächlich. V.a. wirkt sich die Anzahl der Figuren auch auf die Qualität der Charakterzeichnung negativ aus, mit Ausnahme von Martin Freeman und Francis Forsythe bleiben die übrigen Figuren sehr flach, das fand ich schade. Ich empfand das dargestellte Katastrophenszenario auch insgesamt als zu abstrakt, mir fehlte eine nachvollziehbare, plastische, lebendige Beschreibung der konkreten Auswirkungen der Krise bzw. Verschwörung auf die Menschen und auf die Gesellschaft.
Die ersten 400 Seiten habe ich beim Lesen als stellenweise sehr zäh erlebt, wobei ich den Strang um Martin Freeman ganz klar als den gelungeneren bewerte. Die letzten 200 Seiten sind dann deutlich angenehmer zu lesen, weil dann klarer wird, worauf es hinausläuft, und weil die Anzahl der Figuren überschaubarer wird. Im letzten Drittel des Romans begleiten wir dann die Figuren auch länger am Stück und springen nicht stets zwischen verschiedenen Handlungsorten umher, so dass man teilweise den Überblick verliert. Grundsätzlich hätte ich mir einfach auch eine stärke Verzahnung zwischen den beiden Handlungssträngen gewünscht.
Was mich beim Lesen ebenfalls anstrengte waren die zahlreichen Fakten zum Bitcoin und zu finanzmarktpolitischen Sachverhalten. So gibt es einen Exkurs zu Cum-Ex und Cum-Cum-Geschäften, um nur ein Beispiel zu nennen. Hier hätte ich es hilfreich gefunden, wenn der Autor mir beim Lesen noch mehr „unter die Arme“ gegriffen hätte, z.B. durch ein Glossar im Nachwort und dazu passende weiterführende Literaturhinweise. Das Interview mit dem Autor fand ich in diesem Zusammenhang nicht ausreichend, ich musste zu viel selbst recherchieren.
Fazit: Ein Thriller, der erst ab Seite 400 gut lesbar wird und der den Leser/ die Leserin durch die vielen Fakten und Figuren sehr stark fordert, deshalb nur eine eingeschränkte Leseempfehlung, und zwar eher für stark Bitcoin-Interessierte, die auch vor eigener Recherche nicht zurückschrecken.

Bewertung vom 15.03.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


ausgezeichnet

Grandiose Darstellung eines psychischen Ausnahmezustands
In dem Roman „Der fürsorgliche Mr. Cave“ von Matt Haig geht es um die psychischen Abgründe von Terence Cave, ein gebildeter, konservativer, kultivierter und belesener Antiquitätenhändler, zugleich Vater einer Tochter. Und diese Tochter, Bryony, ist alles, was Terence nach dem Tod seines Sohnes Reuben und anderen Schicksalsschlägen geblieben ist. Er macht sich ständig Sorgen um sie, verfolgt und beobachtet sie, er wirkt regelrecht kontrollsüchtig, teilweise kreisen seine Gedanken nur um sie und er ist gar nicht im Moment präsent. Der Beginn ihrer Pubertät und ihre Attraktivität verstärken seine Ängste um sie zusätzlich. Die Tochter zieht sich daraufhin zurück, geht auf Abstand, beginnt zu lügen, um sich Freiräume zu schaffen, und Terence verstärkt seine Überwachung. Er lässt ihr fortan keinen Freiraum mehr, stellt Regeln auf, belauscht sie sogar, seine Übergriffigkeit steigert sich dann darin, dass er seine Tochter auch vor Freunden bloßstellt. Lediglich Cynthia, Bryonys Großmutter und Schwiegermutter von Terence, erscheint als „beschwichtigendes Element“. Sie bemüht sich darum, ihren Schwiegersohn zu beruhigen, ihm ins Gewissen zu reden. Und sie hat Verständnis für Bryonys Freiheitsdrang. Doch Terence psychischer Zustand verschlechtert sich und es kommt zur Eskalation der Situation.
Die Gestaltung von Terence labilem Zustand ist in meinen Augen hervorragend gelungen, aber man muss sich als Leser auf diese psychologisch angehauchte Literatur einlassen und dafür gewappnet sein, dass dieses Werk keine „leichte Kost“ ist. Matt Haig versteht es meisterhaft die krisenhafte psychische Verfassung von Terence darzustellen. Die Charakterzeichnung ist herausragend. Wir sind dabei, wenn Terence Blackouts, Sinnestäuschungen und Bewusstseinseintrübungen erlebt, wir sind nah an den teils absurden Wahnideen dran, die er entwickelt. Und wir nehmen als Leser Terence Selbstentfremdung wahr. Das lässt einen als Leser nicht kalt, man blickt in seelische Abgründe und das erschüttert. Das in dieser Form erzählerisch zum Ausdruck zu bringen, ist herausfordernd, aber der Autor setzt es nach meinem Dafürhalten stark um. Auch die Briefform, die Haig wählt, fand ich gelungen. Es wirkt, als ob der Vater seine Tochter direkt ansprechen und ihr sein Verhalten erklären und begründen wolle. Das einzige, was ich mich beim Lesen gefragt habe, warum bemerkt niemand im Umfeld von Terence seinen katastrophalen Zustand? Er bräuchte dringend Hilfe. Und im Hinblick auf die Briefform könnte man fragen, ob Terence in seiner psychischen Verfassung überhaupt zu so viel Selbstreflexion in der Lage wäre, wie es in seinen Darlegungen den Anschein macht. Aber nun gut, das sind Spitzfindigkeiten. Und letztlich hat mich der Roman so überzeugt, dass ich ihm volle fünf Sterne gebe. Klare Leseempfehlung, wenn man psychologisch gefärbte Literatur mag.

Fazit: Ein Roman, bei dem man in seelische Abgründe blickt, keine leichte Kost, aber herausragend in der Darstellung des psychischen Zustands von Terence Cave.

Bewertung vom 10.03.2022
Love in the Big City
Park, Sang Young

Love in the Big City


gut

Vom zügellosen Leben in Seoul
Im Roman „Love in the big city“ von Sang Young Park verfolgen wir den Protagonisten Young auf einigen Stationen seines Lebenswegs in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul und lernen dabei seinen Lebensstil kennen, der sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er frei ist von Verantwortung gegenüber anderen. Young lebt sein Leben ungehemmt, Spaß, (teils ungeschützter) Sex und Alkohol stehen für ihn im Vordergrund, er gibt sich der Leichtigkeit eines zügellosen Lebens hin. Jede Nacht zieht er durch Bars und Clubs. Dann trifft er auf seine große Liebe.
Der Roman teilt sich in vier Abschnitte. Anfangs führt Young sein Partyleben nicht allein, wir lernen seine beste Freundin und Mitbewohnerin Jaehee kennen, die sich aber irgendwann für die Heirat und eine solide Lebensführung entscheidet. Im zweiten Abschnitt wird Youngs Beziehung zu seiner sehr gläubigen Mutter vertieft, die an Krebs leidet und um die er sich (teils wenig empathisch) kümmert. Sie lehnt ihn aufgrund seiner sexuellen Orientierung ab, die sie sogar als Krankheit empfindet. Auch lernen wir einen Partner Youngs genauer kennen, der seine eigene Homosexualität verleugnet. Im dritten und vierten Teil des Romans lernen wir dann die große Liebe von Young kennen: Gyu-ho.
Was diesen Roman im Wesentlichen auszeichnet, ist ein facettenreiches Porträt des Jungseins des homosexuellen Studenten Young von Anfang 20 bis Ende 30 in Seoul zu zeichnen, der immer wieder neue Beziehungen zu Mitmenschen eingeht, zu denen die Verbindung dann aber auch abrupt und hart wieder abreißt. Teilweise verlaufen die Kontakte auch nur absolut oberflächlich. Young wirkt auf mich unheimlich einsam, weil er sich bei aller Lässigkeit und Leichtigkeit, die ihn auszeichnet, auf niemanden dauerhaft einlässt. Inwieweit dieses Beispiel aber stellvertretend für das Lebensgefühl einer ganzen Generation in Südkorea stehen kann, wie es der Klappentext verspricht, vermag ich nicht einzuschätzen. Ich halte es aber für etwas hochgegriffen, hier von einem „Psychogramm eines faszinierenden Landes“ zu sprechen, wie es dem Leser/der Leserin reißerisch auf dem Buchrücken verkauft wird, zumal ein solches Lebensgefühl, wie es in diesem Buch beschrieben wird, auch vielen jungen Menschen in Deutschland oder in anderen Teilen auf der Welt nicht unbekannt sein dürfte. Schon gar nicht erkenne ich in dem Gelesenen „eine Heldengeschichte von gewaltiger Zärtlichkeit“, wie der Verlag es verspricht. Für mich ist es eher das Gegenteil, denn der Protagonist Young schafft es ja nicht einmal sich selbst vor dem Gefühl von Einsamkeit zu retten. Und auch wenn Young für seine Liebhaber viele Emotionen hegt, erhält er davon doch nur wenig zurück.
Für mich war der Roman zwar interessant, aber auch kein Highlight. Die Handlung „plätschert“ so vor sich hin. Ich empfand die Schilderung des Partylebens und der zwischenmenschlichen Beziehungen von Young weder als sonderlich ereignis- und abwechslungsreich noch als spannend oder tiefsinnig. Besondere kulturelle Einblicke in das Land habe ich auch nicht erhalten. Es gab auch keine Textstelle, die ich jetzt als typisch „südkoreanisch“ einschätzen würde. Da hatte ich mir deutlich mehr erhofft. Dieses Buch kann man also lesen, man muss es aber auch nicht unbedingt.

Fazit: Ein Roman, in dem am Beispiel von Young ein interessantes Lebensgefühl von Jungsein zum Ausdruck gebracht wird, der aber auch mit eindeutig zu vielen Superlativen vom Verlag beworben wird.

Bewertung vom 28.02.2022
Das verschlossene Zimmer
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer


gut

Mehr ein Liebesroman als ein historischer Roman
Ich hatte mit etwas Medizinhistorischem gerechnet, und das vor dem Hintergrund der im Jahr 1939 beginnenden Kriegsereignisse. Stattdessen las ich über weite Strecken eine Liebesgeschichte, und das auch noch auf zwei Zeitebenen. Während 1939 Marie und Ben zueinander finden und die intelligent-naive (ja, das geht…) Marie für ihre Liebe zu Ben sogar zum Judentum konvertiert, finden zwischen 1918 und 1922 die armutsgefährdete, fleißig-umsichtige Helena und der Kriegsrückkehrer Dominik zueinander. Diese beiden Liebesgeschichten stehen im Zentrum des Buchs. Und der Schreibstil der Autorin ist durchaus gelungen, das Buch liest sich flüssig und Rachel Givney versteht es gut, beim Leser Neugier und Spannung zu wecken, man will stets wissen, wie es weitergeht, was an den vielen offenen Fragen liegt, die man als Leser mit sich herumträgt und die man beantwortet wissen will. Auch versteht es die Autorin, in unregelmäßigen Abständen mal erzähltechnische „Kniffe“ wie Vorausdeutungen oder Rückblenden als „Cliffhanger“ am Ende eines Kapitels einzustreuen, um Offenheit zu erzeugen und so zum Weiterlesen zu animieren. Ihr erzählerisches Handwerk versteht die Autorin also auf jeden Fall, daran gibt es nichts auszusetzen. Und wer sich mit Liebesgeschichten thematisch anfreunden kann, dem kann ich das Buch auch durchaus empfehlen. Ich glaube, wem z.B.“ Kinderklinik Weißensee“ von Antonia Blum gefallen hat, der wird auch an diesem Buch Freude haben. Aber für solche Freunde und Freundinnen historischer Romane, die gerne faktenreich in die Zeitgeschichte eintauchen möchten, ist dieses Buch nach meinem Dafürhalten eher nichts. Der historische Hintergrund spielt nämlich nur marginal eine Rolle. Anders als in anderen historischen Romanen (wie z.B. bei Ulf Schiewe) werden auch keine realen Persönlichkeiten in die Handlung einbezogen, mit denen die Figuren interagieren. Nein, um die Liebesgeschichten herum gruppieren sich stattdessen folgende Themen, die immer mal wieder gestreift werden: So geht es um die Konkurrenz zweier Ärzte, die um das Amt des Chefarztes miteinander konkurrieren. Einer von diesen beiden Ärzten, Wolanski, wird dabei ganz klar als Antisemit charakterisiert. Weiterhin geht es um Familiengeheimnisse. Marie will das Rätsel um ihre Mutter lösen, sie weiß nicht, wo diese abgeblieben und was aus ihr geworden ist. Und Maries Vater will ein Geheimnis bewahren und scheint etwas verbergen zu wollen. Ein weiteres Thema, das am Rande erwähnt wird, ist das des schwierigen sozialen Aufstiegs von Frauen im Arztberuf in Polen, und überhaupt die schwierige Rolle der Frau zur damaligen Zeit, v.a. was die Abhängigkeit vom Mann betrifft. Punktuell wird auch immer wieder der Antisemitismus in Krakau und in Lemberg vertieft. Und von dem, was sich zuträgt, ist man als Leser auch durchaus geschockt. Oft genug habe ich mit dem Kopf geschüttelt, es fällt schwer aus heutiger Sicht die Denk- und Verhaltensweisen von früher rational ergründen zu wollen. Es hätte aber an vielen Stellen nach meinem Geschmack ruhig noch mehr in die Tiefe gehen können, so wie es der Autorin beispielsweise gelungen ist, als sie das Lemberger Pogrom (1918) im Polnisch-Ukrainischen Krieg darstellt. Auch hätte ich es spannend gefunden, wenn Marie ihrem Vater häufiger bei der Ausübung ihres Arztberufes assistiert hätte (wie z.B. in Kap. 28). Ich empfand die Distanz zwischen Vater und Tochter doch als sehr groß, sie haben eindeutig ein Problem mit der offenen Kommunikation, was vielleicht ja auch zur damaligen Zeit passt.
Kleinere Abzüge gibt es auch für andere Dinge, über die ich beim Lesen gestolpert bin: Immer mal wieder gab es unrealistische Passagen (z.B. das Abschneiden von Marie bei der Aufnahmeprüfung, der zu perfekte Vater, die Schilderung eines Geburtsvorgangs und weitere Kleinigkeiten, die ich hier unerwähnt lasse, weil sie zu viel verraten würden). Die Auflösung am Ende hat mich überhaupt nicht überzeugen können. Auch fand ich e

Bewertung vom 24.02.2022
Madame Kunterbunt und das Geheimnis der Mutmagie / Madame Kunterbunt Bd.1
Thilo

Madame Kunterbunt und das Geheimnis der Mutmagie / Madame Kunterbunt Bd.1


sehr gut

„Da brat mir einer einen Storch“
Schon der Einstieg ins Buch „Madame Kunterbunt und das Geheimnis der Mutmagie“ von Thilo ist gut gelungen, wird doch direkt eine schauerliche Atmosphäre in der letzten Feriennacht vor Beginn der Schule deutlich. Es ist kurz vor Mitternacht, stürmisch, ein Fensterflügel springt auf, es tobt ein Gewitter. Das erzeugt sofort Spannung bei den jungen ZuhörerInnen und LeserInnen und sichert Aufmerksamkeit, vor allem als dann auch noch jemand um die benachbarte Villa herumschleicht und einen Regenbogen entstehen lässt. Am nächsten Tag lernen Nick und Nicky, Cousin und Cousine, dann ihre neue Lehrerin, Frau Kunterbunt kennen und erleben einiges an Magie in der Schule. Gut finde ich, dass durch das Thema direkt ein Lebensweltbezug vor allem für Schulkinder hergestellt wird. Und schnell wird klar, dass Madame Kunterbunt nicht als reine Wissensvermittlerin auftritt, sondern sich viel durch die Kinder erklären lässt, sie stärkt sie so in ihrer Selbstwirksamkeit, so dass die Kinder über sich hinauswachsen. Das ist eine schöne Botschaft. Madame Kunterbunt selbst wirkte auf mich wie eine Art erwachsene Pippi Langstrumpf, etwas abgedreht und chaotisch, aber jederzeit liebenswert. Mit den Kindern setzt sie projektartigen Unterricht um: Gemeinsam wird ein Blumen- und Beerenbeet angelegt, der Schulhof wird neu gestaltet. Und darüber hinaus hat sie noch zwei streitlustige Chamäleons dabei, Cilly und Rosso, die mit ihren Schimmerschuppen Wünsche erfüllen können und in Form einer putzigen Sprache kommunizieren. Mit den eigenen Kindern kann man also gut über das Thema „Wunschschule“, aber auch über das Thema „Streitschlichtung“ sprechen. Es gibt nämlich eine schöne Stelle, wo die SchülerInnen ihrer Lehrerin erklären, wie man sich gegenüber von zwei streitenden Parteien zu verhalten hat. Eine weitere schöne Leerstelle hat sich der Autor überlegt, indem er das Gespräch zwischen dem pedantischen Rektor Berthold Plümpe, der anfangs als Spaßverderber auftritt, und Madame Kunterbunt, unerwähnt lässt. Was mögen die beiden wohl miteinander besprochen haben? Auch darüber kann man gut mit dem eigenen Nachwuchs grübeln.
Das Buch bietet aber noch mehr als nur pädagogische Botschaften. Im letzten Drittel wird es auch spannend, als es zu einem Wasserschaden kommt und eines der Chamäleons spurlos verschwindet.
Weitere Ideen, die mir sehr gut gefallen haben: Die Sprache „Konsonantisch“, die zum Nachmachen einlädt und den jungen ZuhörerInnen und LeserInnen die Funktion von Vokalen im Wort verdeutlicht, die Erwähnung einer gendergerechten Sprache auf amüsante Art und Weise („Liebe Kinder und Kinderinnen“) sowie den freundlichen Bäcker Herrn Schrot, der Nick und Nicky gerne aufzieht.
Bei allem Positiven möchte ich aber auch noch einige wenige Kritikpunkte anbringen: 1. Meine Kinder und ich hätten es schön gefunden, wenn noch mehr zur Wirkweise des Zauberns erwähnt worden wäre und wenn sogar noch mehr gezaubert worden wäre, 2. Die scherzhaft gemeinte Vermutung von Nick, dass Madame Kunterbunt sich womöglich nur das Vertrauen der Kinder erschleichen will, um ihnen das Gehirn auszusaugen (wird insgesamt drei Mal erwähnt), hätte ausgelassen werden können. Deswegen nur 4 Sterne, aber trotzdem eine Leseempfehlung!

Fazit: Ein Kinderbuch, das viele Ideen aufweist, auch um mit dem eigenen Nachwuchs Dinge kreativ weiter zu besprechen, das liebenswerte Figuren und Tiere enthält, das in meinen Augen aber auch eine „kleine“ Stolperstelle aufweist.