Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bookflower173

Bewertungen

Insgesamt 107 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2021
Der Brand
Krien, Daniela

Der Brand


sehr gut

Wie stark kann eine Ehe sein?

Inhalt:

Rahel und Peter sind fast 30 Jahre verheiratet. Zwischen ihnen hat sich einiges verändert, vor allem die Liebe scheint nicht mehr vorhanden zu sein. Nachdem ihr ursprünglicher Urlaub ins Wasser gefallen ist, verbringen sie ihren Urlaub auf dem Bauernhof von ihren Freunden Viktor und Ruth. Ob der Urlaub hilft, um sich über ihre Ehe auszusprechen?

Meinung:

Das Buch liest sich sehr gut in einem Rutsch durch. Der Schreibstil ist angenehm und leicht, auf poetische Akzente wird verzichtet, was bei dieser Thematik sehr gut ist. Schließlich soll die Ehesituation zwischen Rahel und Peter nicht beschönigt werden.

Rahel und Peter sind ganz unterschiedliche Personen. Wir erfahren nur die Sicht von Rahel. Es wird darüber gesprochen, wie es zu der Entfremdung in der Ehe gekommen ist, über Fehler und Veränderungen in der Ehe. Langsam nähert man sich der Frage, was nach all den Jahren in einer Ehe noch vorhanden sein muss und wie viele Veränderungen akzeptabel sind. Die nicht beschönigende Abhandlung der Ehekrise mochte ich sehr.

Ihre Kinder Selma und Simon besuchen ihre Eltern auf dem Bauernhof. Gerade Selma sorgt ordentlich für Trubel. Dabei kommt auch die komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung zur Sprache, die ich interessant fand, aber den Fokus etwas verrückt hat. Zudem gibt es noch einen überraschenden Fund auf dem Bauernhof, der Rahel beschäftigt. Ohne zu spoilern, hat mich der Handlungsstrang, der vom dem Fund ausgeht, zum Ende hin sehr berührt.

Für mich wurden zu viele zeitgenössische Themen in den Roman gepackt. Ich hätte stattdessen mehr über die Beziehung zwischen Rahel und Peter erfahren wollen. Ihre Entwicklung wurde nicht sehr tiefgründig beschrieben. Das offene Ende ist in Ordnung, aber es wurden zu viele Dinge unbeantwortet gelassen, sodass ich etwas enttäuscht war.

Die Figuren sind sehr authentisch gezeichnet worden. Jede Figur hat Stärken und Schwächen, positive und negative Dinge an sich. Auch wenn ich manchmal von der einen oder anderen Figur genervt war, mochte ich die realistischen Figuren sehr.



Fazit:

Der Roman zeigt, wie unterschiedliche Ehen sein können und wie sie sich verändern können. Die Figuren sind sehr authentisch und man kann ihre Gedanken und Handlungen größtenteils nachvollziehen. Die vielen zeitgenössischen Themen haben mir nicht so gut gefallen und ich hätte mich über ein paar Seiten mehr gefreut.

Bewertung vom 23.08.2021
Greta und Jannis
Kuratle, Sarah

Greta und Jannis


sehr gut

Wunderschöne Poesie!

Inhalt:

Jannis und Greta lieben sich, obwohl sie es nicht dürfen. Jannis lebt in der Stadt und Greta in einem weit entfernten Dorf, wo sie ihrer Großtante Severine, die nichts von Männern hält, unter die Arme greifen muss. Dem Liebespaar stehen viele Hindernisse im Weg, sodass Greta Jannis ständig heimlich besuchen muss.

Meinung:

Die poetische Sprache hat mich von der ersten Seite an mitgerissen und begeistert. Man hat das Gefühl, eine ganz andere Welt kennenzulernen, wo die Zeit langsamer läuft, wo die Atmosphäre von Melancholie geprägt ist. Die Atmosphäre ist märchenhaft und man kann den Roman nicht in Raum und Zeit einordnen.

Von Anfang an spürt man die vertraute Beziehung zwischen Jannis und Greta. Sie sind füreinander bestimmt und ich habe mich der Protagonistin Greta sehr nahe gefühlt, weil ihre Gefühle verständlich beschrieben werden.

Beim Lesen musste ich mich konzentrieren, um wirklich zu verstehen, was in dem Roman passiert. Durch die poetische Sprache und die außergewöhnliche Geschichte war dies nämlich nicht immer sehr leicht. Trotzdem habe ich es sehr genossen, diese neue Welt kennenzulernen und in diese eintauchen zu können.

Fazit:

Mit diesem Roman konnte ich in eine außergewöhnliche und stille Welt eintauchen, die mir lange in Erinnerung bleiben wird. Die Sprache ist ein Highlight, sodass die Lektüre in jedem Fall ein Genuss ist!

Bewertung vom 16.08.2021
Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte
Tîbuleac, Tatiana

Der Sommer, als Mutter grüne Augen hatte


ausgezeichnet

Ein letzter gemeinsamer Sommer

Inhalt:

Aleksy hasst seine Mutter und will nichts mit ihr zu tun haben. Ihre Mutter verlangt nur noch einen letzten gemeinsamen Sommer in Frankreich. Danach darf er ihr Auto bekommen. Doch im Urlaub erfährt Aleksy, dass seine Mutter schwer krank ist und bald sterben wird. Die beiden nähern sich an und Aleksy denkt immer positiver von seiner Mutter. Dieser Sommer verändert alles.

Meinung:

Das Buch übte eine starke Sogwirkung auf mich. Aleksy hat heftige und gewalttätige Gedanken, wünscht sich unter anderem, dass seine Mutter tot ist. Es ist keine leichte Kost und für mich war es auch nicht immer angenehm, das Buch zu lesen. Aber das gestörte Mutter-Sohn-Verhältnis wird eindrücklich auseinandergelegt und man erfährt nach und nach, warum das Verhältnis so gestört ist. Aleksy ist zudem psychisch krank. Aus seiner Sicht wird alles erzählt, wobei er nun als Erwachsener noch einmal über den letzten Sommer mit seiner Mutter nachdenkt. Wie er sich nun retrospektiv an diesen Sommer erinnert, fand ich sehr interessant. Man erfährt auch, was in Aleksys Kopf aufgrund seiner Krankheit passiert.

Der Schreibstil ist sehr literarisch und bildhaft, was mir sehr gut gefallen hat, auch wenn er nicht ganz zu Aleksys Charakter gepasst hat. Dennoch hat er zu einer bedrückenden, aber besonderen Atmosphäre beigetragen.

Ich habe die Annäherung zwischen Aleksy und seiner Mutter mit großem Interesse mitverfolgt. Aleksys Hass auf seine Mutter wird im Verlauf des Urlaubs immer weniger, bis er letztlich ganz verschwindet. Mich konnte das Buch emotional sehr mitnehmen.

Auf unangenehme Weise wird deutlich, was mit einem Kind passiert, wenn es ein Trauma hat und nicht die notwendige Liebe von den Eltern erfährt, und wie schwierig es ist, dann wieder eine Nähe zum Kind aufzubauen.



Fazit:

Dieser Roman ist keine leichte Kost, aber man erlebt eine emotionale und tiefgründige Geschichte, die einen mitnimmt und nicht mehr loslässt. Die Autorin schafft mit der literarischen Sprache eine bedrückende, leicht surreale Atmosphäre, die man nicht so schnell vergisst.

Bewertung vom 16.08.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


sehr gut

Von verpassten Chancen und Sprachlosigkeit

Inhalt:

Lisbeth hat mit jungen Jahren den Familienhof, den Bethches-Hof, übernommen und kümmert sich seitdem gewissenhaft um ihn. Dessen Erhalt ist ihr am wichtigsten, wozu viele Verpflichtungen dazu gehören. Ihr ganzes Leben dreht sich um den Hof. Ihre Schwiegertochter Marlies, die mit ihrem Mann auch auf dem Hof lebt, wird von Lisbeth gezwungenermaßen zu einer Bäuerin gemacht. Sie vermisst ihr damaliges Leben und ihre Arbeit im Kaufhaus. Ihre Tochter Joanna hat deutlich mehr Freiheiten als die Frauen zwei Generationen vor ihr.

Meinung:

Dieser Roman zeigt auf, wie oft Frauen in der Vergangenheit ihre Freiheit aufgeben mussten, sei es für die Familie, aus gesellschaftlichem Zwang oder für die Arbeit, die sie sich nicht selbst ausgesucht haben. Marlies musste einen großen Teil ihrer Unabhängigkeit abgeben, als sie Konrad heiratete und von da an auf dem Hof mithelfen musste. Stück für Stück holt sie sich nun mehr von ihrer Freiheit zurück, aber es ist nicht so leicht. Die Erwartungen der beiden Frauen Lisbeth und Marlies sind ganz unterschiedlich, weshalb es auf dem Hof oft Spannungen gibt. Das große Problem ist aber, dass innerhalb der Familie kaum miteinander kommuniziert wird. Welche Folgen das haben kann, wird hier sehr gut deutlich. Die Sichtweisen von Lisbeth und Marlies kann man als Leser:in gut nachvollziehen. Die Autorin beschreibt die beiden, ohne über sie zu urteilen.

Beim Lesen hat mir die Beschreibung des Hoflebens sehr gut gefallen. Das Lesen war beruhigend und entspannend. Aber die Ereignisse sind auch bedrückend und machen traurig. Dennoch hat mir das Ende besonders gut gefallen, da es realistisch ist und trotzdem ein Fünkchen Hoffnung birgt.

Stellenweise war es etwas langatmig, da im Roman nicht so viel passiert. Aber einige gravierende Entscheidungen und Schicksalsschläge haben meine Aufmerksamkeit auf sich sich ziehen können.

Fazit:

Es ist ein ruhiger Roman, welcher gleichzeitig auch bedrückt, aber wichtige Themen anspricht. Die unterschiedlichen Erwartungen an Frauen verschiedener Generationen sowie die Folgen von fehlender Kommunikation werden sehr eindrücklich beschrieben.

Bewertung vom 16.08.2021
Junge mit schwarzem Hahn
vor Schulte, Stefanie

Junge mit schwarzem Hahn


ausgezeichnet

Ein düsteres Märchen!

Inhalt:

Martin ist nur 11 Jahre alt und hat als einzigen Freund einen schwarzen Hahn. Er hat ein großes Herz, ist lieb und klug, aber die anderen Dorfbewohner behandeln ihn schlecht und ignorieren ihn. Eines Tages taucht ein Maler im Dorf auf, der das Potential von Martin sieht und ihn auf seiner Reise mitnimmt. Diese Reise ist ebenfalls dunkel und führt in eine noch dunklere Welt.

Meinung:

Beim Lesen hatte ich wirklich das Gefühl, als würde ich ein Märchen lesen, was düsterer ist als die bekannten Märchen. Man wird in eine unbekannte Zeit und Welt entführt, wo alles dunkel und voller Bosheit ist.

Ich habe Martin sehr ins Herz geschlossen und war fasziniert von der Welt, die Stefanie vor Schulte geschaffen hat. Besonders toll fand ich den Schreibstil. Der ist nahezu poetisch und es werden viele Metaphern verwendet, aus denen man die wahren Botschaften entschlüsseln muss. Die Welt ist zwar fiktiv und märchenhaft, birgt aber kluge Gesellschaftskritik. Mir hat am meisten gefallen, dass man als Leser:in selbst nachdenken muss, was mit dem Geschriebenen gesagt werden soll. Es gibt viele verstecke Botschaften, wobei ich mir sicher bin, dass ich nicht alle erfasst habe. Falls ich das Buch noch einmal lesen sollte, fiele mir bestimmt noch etwas Neues auf.

Nach der Lektüre habe ich lange über das Gelesene nachgedacht und war ein wenig traurig, dass die Geschichte von dem kleinen Martin vorbei war.

Fazit:

Ein Roman, der in einer besonderen, dunklen und märchenhaften Welt spielt. Die Sprache trägt zur besonderen Atmosphäre bei und die Lektüre fordert heraus, indem man sich über die Metaphern sowie verschlüsselten Botschaften hinaus Gedanken machen muss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2021
In diesen Sommern
Hecht, Janina

In diesen Sommern


sehr gut

Die Ambivalenz der Erinnerungen

Inhalt:

In diesem Roman werden mehrere Erinnerungen aus Teresas Kindheit und Jugend beleuchtet. Er handelt von schönen und traurigen, manchmal auch trügerischen Erinnerungen. Besonders die ambivalenten Erinnerungen an ihren Vater stehen hier im Vordergrund, mit denen Teresa nun im Nachhinein versucht, ihren Vater besser zu verstehen.

Meinung:

Die einzelnen Erinnerungen sind im Groben chronologisch in der Hinsicht, dass Teresa im Verlauf des Romans immer älter wird. Manchmal sind es kurze und manchmal längere Erinnerungen. Es fällt auf, wie täuschend Erinnerungen eigentlich sein können. Man hat zum Beispiel einen Tag positiv in Erinnerung, aber dann fallen einem im Nachhinein die traurigen und schrecklichen Dinge an diesem Tag auf. Im Nachhinein scheint alles oft positiver zu sein, als es damals eigentlich war.

Dadurch, dass der Roman in der ersten Person aus der Sicht von Teresa erzählt wird, wirken die Erinnerungen viel intensiver und näher. Man kann nachvollziehen, wie sich Teresa fühlt. Dabei wird auch ein ernstes Thema häufig angesprochen, nämlich häusliche Gewalt. Das wurde sehr überzeugend gemacht, was mich beeindruckt hat.

Viele Erinnerungen enden auch mit einem Absatz, der Teresas jetzige Gedanken zu den jeweiligen vergangenen Erlebnissen aufzeigt. Das hat mir sehr gut gefallen, da sie tiefgründig waren und auch zum Nachdenken angeregt haben. Dabei gehen die Überlegungen darum, wie sie die Erinnerungen an ihren Vater bewerten soll und wie sie mit diesen Erinnerungen ein Bild von ihrem Vater rekonstruieren kann.

"Ich lege die Ereignisse wie Schichten aus Transparentpapier übereinander und versuche zu erkennen, was durchscheint." (S.12)



Fazit:

Die Autorin zeigt auf beeindruckende Weise, welche Macht Erinnerungen haben und wie man diese immer wieder im Verlauf des Lebens gegeneinander abwägt, neu bewertet oder aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Vor allem der Einfluss von häuslicher Gewalt auf Kinder und ihre Befreiung von diesen Gewaltstrukturen werden sehr gut aufgezeigt.

Bewertung vom 02.08.2021
Die Überlebenden
Schulman, Alex

Die Überlebenden


ausgezeichnet

Bedrückend und spannend!

Inhalt:

Die Brüder Benjamin, Pierre und Nils kommen an ihrem Kindheitsort zusammen, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Dabei lassen sie ihre Kindheit Revue passieren und verarbeiten diese oftmals traumatischen und bedrückenden Ereignisse aus dieser Zeit vor knapp 20 Jahren.



Meinung:

Das Buch baut von Anfang an eine spannungsgeladene Atmosphäre auf. Nach dem ersten Kapitel wird die Geschichte rückwärts erzählt. Die Gegenwarts- und Vergangenheitsebene wechseln sich ständig ab, wobei sie gelungen miteinander verflochten werden. Meistens ist eine Sache aus der Gegenwart der Auslöser für die Erinnerung an ein bestimmtes Ereignis in der Vergangenheit. Das sorgte für einen angenehmen Lesefluss. Die Verbindung der beiden Ebenen hat das Verständnis gefördert. Als Leser*in versteht man nach und nach, wieso die Brüder im Umgang miteinander so sind, wie sie sind.

Das Geschriebene ging mir sehr nahe, da die Ereignisse oft sehr brutal und traumatisch waren. Ich habe mit den Brüdern mitgefühlt und teilweise war das Lesen auch etwas bedrückend. Die Figuren wurden aber sehr lebendig gezeichnet, sodass sie für mich greifbar gewesen sind. Gerade das Verhältnis zu den Eltern und das Ringen um Aufmerksamkeit von der Mutter wurden sehr gut herausgearbeitet.

Das Ende ist schockierend und kam unerwartet, was für mich noch einmal ein Highlight war!



Fazit:

Der Roman ist spannend und bedrückend zugleich. Die Ebenen werden gelungen miteinander verwoben, sodass die Figuren einem näher kommen. Ein Buch, das nachhallt!

Bewertung vom 02.08.2021
Wir für uns
Kunrath, Barbara

Wir für uns


sehr gut

Wohlfühlfaktor!

Als Josie von ihrer Affäre Bengt schwanger wird, wird sie von ihm zur Abtreibung überredet. Doch Josie will ihr Kind behalten, obwohl sie Anfang 40 ist und das Kind alleine großziehen muss. Kathis Mann Werner ist vor kurzem gestorben und die Distanz zu ihrem Sohn Max scheint unüberbrückbar zu sein. Wie soll ihr Leben nun weitergehen? Durch Zufall treffen sich die beiden so unterschiedlichen Frauen und helfen einander. Es entsteht eine besondere Freundschaft.



Meinung:

Zunächst einmal will ich den tollen Schreibstil von Barbara Kunrath loben. Das Buch liest sich unglaublich schnell und flüssig, die Dialoge wirken realistisch und es wird nicht lange um den heißen Brei geredet.

Die Hauptfiguren Josie und Kathi waren mir sympathisch und ihre Gedanken waren für mich immer nachvollziehbar. Beide haben mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen und finden in der jeweils anderen jemanden, der einen versteht und so akzeptiert wie man ist. Das zeigt, wie toll Freundschaften sein können und wie sie im passenden Moment Unglaubliches bewirken können.

Spannend fand ich auch die Frage, ob eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht werden soll, um zu erfahren, ob das Baby gesund oder mit Trisomie 21 auf die Welt kommen wird. Da dies eher ein tabuisiertes Thema ist, hat es mir umso mehr gefallen, dass es in diesem Roman eine wichtige Rolle spielt.

Neben diesem Thema wurden auch aktuelle Themen wie Klima, Homosexualität, und Flüchtlinge eingebaut. Einiges hätte man weglassen können, da es etwas gezwungen wirkte.

Neben Josie und Kathi spielen noch viele weitere Figuren eine mehr oder weniger wichtige Rolle im Roman. Dadurch rückten die beiden Hauptfiguren zum Ende hin ein wenig in den Hintergrund, aber dies zeigt auch auf eine schöne Weise, dass man selbst nicht der Mittelpunkt der Welt ist und das Leben aus vielen Verflechtungen besteht.

Das Ende war rund und hat die wichtigsten Fragen geklärt. Ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt, da das Buch den Leser*innen wichtige Botschaften auf den Weg gibt, lebensbejahend und ermutigend ist. Manche Dinge wurden am Ende etwas schnell abgehandelt, was mich aber nicht gestört hat.



Fazit:

Eine leichte Wohlfühllektüre, die tolle Botschaften enthält und sich sehr angenehm liest!

Bewertung vom 27.07.2021
Auszeit
Lühmann, Hannah

Auszeit


gut

Hinterlässt Fragezeichen

Inhalt:
Nach einer Abtreibung hinterfragt Henriette ihr Leben, genauer gesagt hat sie keinen Halt mehr. Sie fährt mit ihrer Freundin Paula in den Wald, um in einem Ferienhaus etwas Zeit gemeinsam zu verbringen. Henriette denkt dabei über ihr Leben und ihre Vergangenheit nach. Später erhalten sie auch von Paulas Freund Tom Besuch.

Meinung:
Zu Beginn war ich wirklich begeistert, wie nah ich mich der Protagonistin gefühlt habe. Ihre Gedanken und Gefühle, ihre Sorgen und Ängste kamen sehr gut rüber, sodass ich in einen zügigen Lesefluss geraten bin. Ungefähr ab der Mitte hat das Buch angefangen, Fragezeichen bei mir zu hinterlassen. Einiges wird nicht ganz deutlich beschrieben und einige Ereignisse schienen mir unlogisch zu sein. Das erstere passt zum Zustand der Protagonistin, die scheinbar eine Depression hat und die Abtreibung bereut. Sie denkt darüber nach, wie es soweit kommen konnte und befindet sich in einer Art nebligem Zustand. Auch mit ihrer Dissertation kommt sie nicht voran. Dazu passen einige Sinnesbrüche und Unklarheiten. Beim zweiten Punkt war ich ein wenig enttäuscht. Für mich hat die Verbindung zu Werwölfen nicht wirklich gepasst, es hatte für mich keinen Mehrwert. Außerdem hat mich das Ende unbefriedigt gelassen. Die Wende kam sehr abrupt und unrealistisch.

Zu Paula und Henriette konnte ich somit zum Ende hin nicht wirklich eine Bindung aufbauen. Dennoch wurde Henriettes Zustand gelungen dargestellt. Die Sprache hat mir sehr gut gefallen! Einige Gedanken werden sehr treffend in Worte gefasst und sind mir jetzt noch in Erinnerung geblieben.

Fazit:
Die Sprache und die Darstellung von Henriettes Innenleben haben mir gut gefallen. Leider hat besonders das Ende viele Fragezeichen bei mir hinterlassen, sodass ich ihm nicht viel abgewonnen habe. Talent zum Schreiben ist auf jeden Fall vorhanden und ich bin gespannt, welche Romane die Autorin noch verfassen wird.

Bewertung vom 05.07.2021
Betreff: Falls ich sterbe
Setterwall, Carolina

Betreff: Falls ich sterbe


ausgezeichnet

Von der Trauer umschlungen

In diesem Roman verarbeitet die Autorin Carolina Setterwal ihre eigenen Erlebnisse. Carolina erhält von ihrem Partner Aksel eine Email mit dem Betreff: Falls ich sterbe, in der alle wichtigen Passwörter etc. aufgelistet wurden. Wenige Monate später stirbt ihr Lebensgefährte. Carolina, die zugleich auch Mutter eines kleinen Kindes ist, muss nun mit der Trauer und dem Verlust versuchen umzugehen.

Meinung:
Dass der Roman autofiktional ist, hätte ich zunächst nicht gedacht. Den Zufall mit dem Betreff und dem Tod, der wenige Monate danach folgte, fand ich ziemlich groß. Aber dass dies wirklich passiert ist, hat den Roman für mich noch emotionaler gemacht, als er eh schon ist. Das Buch ist aus der Perspektive der Protagonistin geschrieben. Daher hat man das Gefühl, der Protagonistin Carolina ganz nahe zu sein. Ich habe jeden einzelnen Satz gespürt und wurde regelrecht von ihrer Trauer umschlungen. Mit ihrem Schreibstil beschreibt sie Trauer und Schmerz sehr besonders und nahegehend.

Man kann nachvollziehen, dass sie versucht ihr Leben fortzusetzen und weiterzumachen. Aber es läuft nicht immer, wie geplant, und das Weitermachen zeigt sich sehr schwierig. Diese vielen Versuche, wieder ein relativ normales Leben zu führen, und deren Scheitern, machen die Geschichte sehr real. Zumal die Protagonistin eine junge Frau und Mutter ist, die ihr ganzes Leben noch vor sich hat.

Das Buch liest sich nicht so schnell, weil das Geschriebene einem sehr nahe geht. Die Emotionen sind greifbar und übertragen sich auf einen selbst. Es wird aber ein wichtiges Thema behandelt, nämlich mit der Trauer nach einem Verlust umzugehen, das hier sehr gut und authentisch umgesetzt wurde. Stellenweise gab es einige Längen, aber der Schreibstil hat zu der Stimmung sehr gut gepasst. Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass die Trauer nicht explizit beschrieben wird, sondern der Fokus auf das Zurückfinden ins Leben gelegt wird. Es wird alles nahezu sachlich beschrieben. Trotzdem oder gerade deshalb werden die Emotionen auf den Leser übertragen.


Fazit:

Dieses Buch hat mich emotional berührt. Ich wurde quasi von der Trauer umschlungen. Man ist der Protagonistin vor allem wegen des Schreibstils sehr nahe und kann ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen. Ein tolles Buch über Trauer und dem Weiterleben nach einem Verlust.