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niko
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Bewertungen

Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 14.01.2023
Als die Welt zerbrach
Boyne, John

Als die Welt zerbrach


ausgezeichnet

sehr berührend und wirkt lange nach

"Als die Welt zerbrach" ist die Fortsetzung von John Boynes Bestseller Roman "Der Junge im gestreiften Pyjama". Ich habe vor einiger Zeit den Film gesehen. Dann kam "Als die Welt zerbrach" und ich war sehr neugierig wie damals das Leben doch weiter ging. Anschließend habe ich auch das Hörbuch von "Der Junge im gestreiften Pyjama" gehört und somit hat sich das Bild in meinem Kopf ergänzt, wäre aber nicht notwendig gewesen, weil die Fortsetzung "Als die Welt zerbrach" kann man unabhängig von dem ersten Band lesen. Das Wichtigste wird wiederholt. Falls man vorher "Der Junge im gestreiften Pyjama" nicht gelesen hat, wird man aber neugierig.
In "Als die Welt zerbrach" erfahren wir die Geschichte von Gretel, Brunos Schwester, die mir ihr Mutter nach dem Kriegs Ende nach Paris, Australien und schließlich London geflüchtet ist. Ich würde am liebsten fast keine Details erzählen, dieses Buch verdient es gelesen zu werden.
Das Buch ist sehr spannend, man wird gefesselt von den ersten Seiten schon. Die über neunzig jährige Gretel Fernsby ist Witwe und wohnt im heutigen Mayfair. Als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr zieht, lernt Gretel der neun jähriger Henry kennen, der bei ihr Erinnerungen ruft. Die sind meistens schmerzhafte Erinnerungen und alles dreht sich um die Frage der Schuld. Wenn Bruno in "Der Junge im gestreiften Pyjama" erst 9 Jahre alt war und Auschwitz wird durch seine unschuldigen Augen betrachtet, war Gretel damals schon 12, bzw 14 Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging. Das war schon ein Alter wo man einiges besser verstehen kann und dann stellt sich die Frage, wessen Schuld war das Ganze, wie viel Schuld trägt jeder.
Das Hörbuch "Als die Welt zerbrach" ist von Elisabeth Günther vorgelesen. Man kann sehr leicht zwischen der junge und der alte Gretel unterscheiden, was ich großartig gefunden habe. Ich finde da hat die Sprecherin eine tolle Arbeit geleistet.
Das ganze Buch steht unter der Frage, wie viel Schuld trägt Gretel. Sie selber fühlt sich schuldig und wundert sich, wenn andere Charaktere anders empfinden. Sie versucht irgendwo dazuzugehören, leider passt sie nirgendwo. Die Frage ist auch, wie viel und wie lange muss sie dafür zahlen und wer entscheidet das. Während ihres Lebens hat schon einige Male dafür bezahlt. Ob das gereicht hat?! Das Ende des Buches war sehr passend - und hier möchte ich auch nichts verraten, das Buch verdient es gelesen zu werden.

Fazit:
Auch wenn ich mich mehrmals wiederhole und das Buch keine leichte Lektüre ist, das Buch verdient es auf jeden Fall gelesen zu werden. Das Buch ist sehr sensibel und mitfühlend geschrieben und die Krieg-Schuld Problematik wird aus sehr viele und sehr unterschiedliche Sichtweise gestellt. Das Buch versucht auf keinen Fall eine Antwort zu geben, sondern nur die Problematik ins Raum zu stellen. Für mich war "Als die Welt zerbrach" um einiges besser als "Der Junge im gestreiften Pyjama", reifer, sensibler und wirkt lange nach.

Bewertung vom 18.12.2022
Die Wissenschaft von Mittelerde

Die Wissenschaft von Mittelerde


ausgezeichnet

Das Buch "Die Wissenschaft von Mittelerde" begeistert von Anfang mit seiner Gestaltung. Das Buch ist groß, sehr stabil und enthält Karten und viele Skizzen und Zeichnungen.

Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt wo unterschiedlichen Themen näher gegangen wird: Aufbau einer eigenen Welt, Raum und Zeit, das Umfeld, die Lebenswelten und die Charakteren und das fantastisches Bestiarium. All diesen Themen haben Wurzel in der Realität. Tolkiens Welt ist eine komplexe Welt. Viele WissenschaftlerInnen haben diese fantastische Welt analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Realität und Fantasie in Tolkiens Welt Hand in Hand gehen, wobei der Ursprung in der Sprache steht. Wie viele Wissenschaftler mit dem Thema "Tolkiens fantastische Welt" sich auseinander gesetzt haben, kann man sehen anhand von den Menge an Anmerkungen, Endnoten und Literaturliste aus dem Ende dieses Buches.

Dass die Unterthemen so schön strukturiert sind, macht das Buch ein Buch zu dem man immer wieder zurück kommen kann. Das interessanteste an Tolkiens Welt ist, dass man beim Lesen immer was Neues entdeckt. Die Struktur in diesem Buch erleichtert genau das zu finden, was im Moment für jede/r interessant ist.

Nachdem das Buch von mehreren Autoren geschrieben wurde, ist schwer den Schreibstil zu definieren. Sowohl das Thema, als auch der Schreibstil, sind beide anspruchsvoll. Es gibt viele 9järiger, die große Hobbit Fans sind, das Buch wird für ihnen nicht geeignet. Je reifer ein Tolkien Fan ist, desto mehr wird er dieses Buch schätzen lernen.

Bewertung vom 08.11.2022
Connemara
Mathieu, Nicolas

Connemara


ausgezeichnet

Das Leben in einem französischen Provinz
In "Connemara" erzählt der Autor Nicolas Mathieu die Lebensgeschichten von Héléne und Christophe, die sich von ihrer Jugend kennen.

Héléne kommt aus einer einfachen Familie und war ein ehrgeiziges Mädchen. Inzwischen hat Héléne vieles geschafft, sie lebt in Paris mit ihrem Mann und die zwei Töchter, hat eine schöne Karriere gemacht und arbeitet nun in einer großen Consulting-Firma. Job, Ehe und Haushaltsarbeit überfordern sie und sie wird nicht glücklich. Nach einem Burnout zieht Héléne mit ihrem Mann und den Kinder zurück aufs Land, wo sie hofft, dass alles wieder besser wird.
Christophe kommt aus einer angesehenen Familie und war ein beliebter Eishockeyspieler. Er ist in seinem Heimatort geblieben, wo er sich immer gut gefüllt hat und er nicht das Bedürfnis gehabt hat dem Landleben zu entfliehen. Er hat einen Sohn, Gabriel, und hat sich von der Mutter seines Sohnes getrennt. Inzwischen lebt er bei seinem demenzkranken Vater, arbeitet als Hundefutterverkäufer und kümmert sich um Gabriel.

Der Titel des Buches täuscht ein bisschen. Man denket vielleicht an Irland, aber er kommt eigentlich von dem Michel Sardous Lied und ist ein wiederkehrendes Element im Buch. Das Lied ist Teil von Frankreichs Landleben.

Die Charaktere sind sehr gut, in einer sehr klare Sprache, beschrieben. Die Atmosphäre jedoch etwa dunkler und depressiver. Im Hintergrund wird an die politische Situation in Frankreich angegangen, nämlich die Wahl zwischen Macron und Le Pen. Was ich etwa schwieriger gefunden habe, waren die viele Anspielungen, die man nicht gleich versteht wenn man nicht ein Teil von französischen Kultur ist, bzw. muss man ein bisschen recherchieren, um die Anspielungen zu verstehen.

Fazit:
Insgesamt fand ich den Roman "Connemara" von Nicolas Mathieu sehr gut. Mathieu erzählt nicht nur eine Liebesgeschichte zwischen Héléne und Christophe sondern macht ein Porträt des Lebens in Frankreich. Der Autor hinterfragt die moderne Arbeit in großen Konzerne und nimmt die politische Situation Frankreichs im Jahr 2017 unter die Lupe. Wenn man sich von realistische Literatur fürchtet, wo die Sonne nicht immer scheint, dann ist ein sehr gutes Buch, das ich gerne weiter empfehlen kann.

Bewertung vom 08.11.2022
Elektra, die hell Leuchtende
Saint, Jennifer

Elektra, die hell Leuchtende


ausgezeichnet

Griechische Mythologie, feministisch erzählt
In „Elektra, die hell Leuchtende“ erzählt Jennifer Saint neu ein Teil der griechischen Mythologie aus der Sicht von drei Frauen, Elektra, Klytämnestra und Kassandra.

Der Schreibstil ist leicht, flüssig und mitreißend. Man ist schnell in die Geschichte der trojanische Krieg mitgenommen. Die Sprache ist leicht, deshalb eignet sich das Buch auch schon für jüngeren erwachsenen/jugendlichen LeserInnen. Es kommen jedoch sehr viele Charakteren, wie in der griechischen Mythologie zu erwarten ist, was leicht überfordern könnte. Falls man mit der griechischen Mythologie vertraut ist, dann kommt nicht viel Neues dazu. Durch die spannende Erzählweise wird man aber trotzdem an das Buch gefesselt.

Ich hätte erwartet, dass die Hauptfigur Elektra, die Tochter von Mykenes König Agamemnon und der Königin Klytämnestra, sein wird. Die Geschichten von Klytämnestra und Kassandra nehmen genauso einen großen Teil im Buch, so kann man alle drei Frauen Elektra, Klytämnestra und Kassandra, besser kennen lernen. Alle drei Frauen werden von der Autorin sehr authentisch dargestellt, man füllt mit ihnen mit, vor allem, dass es so sichtlich wird, wie die Frauen ständig von Männern und Götter benutzt wurden.

Fazit:
Das Buch finde ich auf jeden Fall lesenswert. Wenn man ein Fan der griechischen Mythologie ist und sich damit auskennt, bringt das Buch zwar nicht viel Neues, man wird aber trotzdem gefesselt. Sehr gut finde ich der Sicht der Frauen, was in der griechischen Mythologie normalerweise nicht der Fall ist.

Bewertung vom 08.11.2022
Das Zuhause
Coccia, Emanuele

Das Zuhause


ausgezeichnet

Ich hätte mir gedacht, dass 150 Seiten schafft man locker in einem Nachmittag zu lesen. Nun ja... man schafft es schon, aber dann kommen so viele Ideen und Anregungen, dass man viele Pausen machen will zum Nachdenken. So ist mir bei dem Buch gegangen.
Die Kapitel sind kurz und können sogar getrennt von einander gelesen werden. Die Lektüre ist aber trotzdem anspruchsvoll. Es wird ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven angesprochen. Der Schreibstill ist angenehm und leicht zu lesen, aber dadurch, dass der Autor schnell von eine Idee zu der andere schnell geht, kann die Lektüre etwa anspruchsvoller werden.
Das Cover ist definitiv ein Hingucker. Ich habe mir das Bild tausend Mal angeschaut, aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Und das ist genau was der Autor in seinen Buch macht, betrachtet das Haus aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln, mal gestückelt und analysiert die Zimmer getrennt, dann zusammen als Ganzes und schließlich in Zusammenhang mit der Welt. Zwei Kapiteln habe ich sehr interessant gefunden, die Soziale Medien und Haustiere.
Insgesamt ein sehr gutes Buch, kurz aber sehr informativ und vor allem ein Buch, das zum Nachdenken und weiter Recherchieren anregt.

Bewertung vom 27.09.2021
Ein Koffer voller Schönheit / Frauen, die die Welt schöner machen Bd.1
Engel, Kristina

Ein Koffer voller Schönheit / Frauen, die die Welt schöner machen Bd.1


ausgezeichnet

Interessanter Roman über die erste Avon-Beraterin in Deutschland

"Ein Koffer voller Schönheit" von Kristina Engel erzählt die Geschichte der ersten deutschen Avon-Beraterin in Deutschland.
Die Hauptfigur der Geschichte ist Anne Jensen aus Lüneburg, die mit Benno verheiratet und Mutter von den Zwillingen Lili und Leo ist.
Anne scheint gespalten zwischen zwei Welten, auf einer Seite die Welt ihren Eltern, wahrscheinlich die damals etwa "normalere" Welt, wo die Frauen zuhause waren, nur sich um den Kindern und den Männern zu kümmern, und auf der andere Seite die Welt und das Beispiel ihrer Schwiegermutter, die immer voraus ihrer Zeit war. Am Anfang ist Anne sehr unsicher und sie gewinnt mit der Zeit Vertrauen in sich selbst, auch wenn der Weg nicht leicht ist.
Anne hat eine Weile ihr Schwiegermutter in ihre Frisiersalon geholfen, während Benno auf der Front war. Das hat Benno nicht gefallen und als er zurück war hat Anne mit der Arbeit aufgehört. Die Nachkriegsjahre waren nicht leicht, die Frauen durften nicht selber über ihren Beruf entscheiden, sondern mussten die Erlaubnis der Männer haben.

Es werden Themen angesprochen wie Familienleben in der Nachkriegszeit, Wirtschaftswunder, Kriegstrauma, Frauenrechte, Emanzipation.

Der Schreibstill ist sehr flüssig, das Buch ist sehr angenehm zu lesen. Die Charaktere sind sehr gut und verständlich beschrieben, manchmal wird auch von Kriegszeiten noch erzählt um das Verhaltensweise der Charaktere zu erklären.

Ich finde ist eine sehr schöne Geschichte über eine Kämpferin (oder sogar zwei, Anne's Schwiegermutter sehe ich auch als mögliches Vorbild für viele Frauen) in Nachkriegszeiten. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter, vor allem weil die Frauen immer noch irgendwo auf dieser Erde um das eigene Leben kämpfen müssen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2021
Julius oder die Schönheit des Spiels
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


ausgezeichnet

Ein tolles Buch, das man nicht zur Seite legen kann

„Julius oder die Schönheit des Spiels“ ist ein fiktiver Roman inspiriert von der Lebensgeschichte des Tennisspielers Gottfried von Cramm, der auch als „Tennisbaron“ bekannt ist.

Das Buch erzählt die Geschichte von Julius von Berg, ein Tennistalent der Zwanziger- und Dreißigerjahre, aufgewachsen auf einer Burg über dem Rhein in einer wohlhabenden Familie mit zwei älteren Schwestern, wo seine Familie Tennis gerne spielte und sogar ein privater Tennisplatz einrichtete. Julius zieht wegen seinem Jura Studium nach Berlin, Tennis wird aber der Mittelpunkt seines Lebens.
Er wird ein sehr ambitionierter Tennisspieler, aber für ihn ist der Sieg nicht alles. Wichtiger als den Sieg selber (wie für den meisten großen Sportler) sind die Schönheit des Spieles, der Respekt vor dem Gegner und Fairness. Das ist umso schwieriger, wenn man sich nicht von Nazis Instrumentalisieren lassen will.

Das Cover habe ich sofort gemerkt, so bin ich auf das Buch aufmerksam geworden.
Die Erzählperspektive wechselt zwischen Julius und dem alten Mann, seinem Gegner im legendären Einzel von Wimbledon im Jahr 1937. Der Schreibstil ist flüssig, der Spannung steigt ständig und man kann nicht mit dem Lesen aufhören. Höhepunkt ist die detaillierte Schilderung des Wimbledon-Finales 1937.

Alle Charaktere sind sehr gut beschrieben, vor allem Julius. Man fiebert nicht nur mit dem jungen Julius mit (in den wilden Berlin Jahren), sondern auch mit dem erwachsenen Julius (zwischen den kalten Gefängniswände) mit. Er ist ein ehrenhafter junger Mann und lässt sich nicht von den Nazis einschüchtern.

Das war ein sehr gutes Buch, das viele Themen anspricht, wie zB Homosexualität in der Sportwelt, Verfolgung durch die NationalsozialistInnen in den 20er und 30er Jahren in Deutschland, deshalb würde ich das Buch nicht nur für Tennis Begeisterten empfehlen. Für das Nachwort bin ich sehr dankbar.

Bewertung vom 25.08.2021
Lucy und das Wesen der Dinge
Kaldek, Anya

Lucy und das Wesen der Dinge


ausgezeichnet

In dem Roman "Lucy" von Anya Kaldek begleiten wir die Hauptprotagonistin auf die Reise nach Spanien. Lucy lebt in Deutschland und sie verliert ihren Job. Als ihr Vater stirbt, kann sie gleich nach Spanien zur Beerdigung reisen.

In Spanien bleibt Lucy in Moraira wo sie den grauhaarigen Aramis und den Musiker Eloy kennenlernt. Aramis ist schon in der Alter, wo er seine innere Ruhe schon gefunden hat und versucht allen, die ihm zuhören, etwas beizubringen. Lucy ist eine sehr offene Person, sie hört was Aramis zu sagen hat, versucht zu verstehen und auch anzuwenden.

Das Buch ist sehr schön und flüssig geschrieben, ist in kurzen Kapiteln unterteilt und mit schöne Sprüche am Anfang jedes Kapitels. Man kann sich gleich Gedanken machen, was in jedem Kapitel gemeint ist. Meistens wird alles von Aramis erklärt, in schöne Beispiele, die einem im Kopf bleiben und zu weiteren Nachdenken anregen. Ich musste oft zwischen den Kapiteln Pause machen und noch eine Weile darüber denken, ob mir was Ähnliches passiert ist, oder ob ich mir Ähnliches überhaupt vorstellen kann.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, vor allem weil alle diesen Weisheiten nicht einfach so dort standen, sondern alles in einer Geschichte eingepackt war. Ich empfehle das Buch gerne allen die was Gutes für sich selber tun möchten.