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Archer

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Insgesamt 486 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2023
Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit
Schmidt, G.Z.

Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit


ausgezeichnet

Adam ist zwölf, klein für sein Alter und sehr introvertiert. Früh hat er seine Eltern verloren und lebt bei seinem netten Onkel Henry, der eine eigene Bäckerei betreibt und dem er dort aushilft. Eines Abends kommt ein seltsamer Mann in die Bäckerei und macht Adam auf etwas aufmerksam, das sich unter den Sachen seiner Eltern befindet. Als Adam den Dachboden durchsucht, findet er eine Schneekugel - und als er sie schüttelt, versetzt es ihn nicht nur an einen anderen Ort, sondern auch in eine andere Zeit. Mit einem Mal erlebt er Zeitreisen, lernt Menschen, Orte und Geschichten kennen und er muss sich entscheiden, was er mit besonderen Zeitartefakten anstellt - wobei er immer von jemandem verfolgt wird, der alles für die Artefakte tun würde ...

Nun, die Zeit ist nicht zerbrochen, denn wie es nicht nur Viktor in dieser Geschichte ausdrückt: Was einmal geschehen ist, ist geschehen. Aber könnte man mit einer Zeitmaschine geschehene Dinge wieder ungeschehen machen? Das versucht Adam herauszufinden und das wird durch die Autorin wirklich spannend umgesetzt. Seine Zeitreisen verlaufen nicht linear und es kommt dabei sogar zum Bootstrap-Paradoxon (wer sich in der Hinsicht mal das Gehirn verknoten lassen möchte, dem empfehle ich die Netflix-Serie "Dark"). Die Entwicklung, die Adam dabei durchmacht, ist absolut glaubwürdig, auch die Reaktionen der Erwachsenen. Der Sprecher macht dabei einen hervorragenden Job. Das Einzige, was für mich nicht so richtig gepasst hat, war die Auflösung von J. C. Walsh, mit dem alles begann und endete, aber möglicherweise ist das auch der Tatsache geschuldet, dass ich irgendwas beim Hören verpasst habe. Die Geschichte hat mehrere furchtbar traurige Momente, aber auch Geschehnisse voller Hoffnung. Für mein Vorlesekind (knapp 8) war es manchmal zu viel. Eventuell sollten Eltern oder VorleserInnen erstmal selbst reinlesen/-hören, um zu entscheiden, ob es das Richtige ist. 4.5/5 Punkten.

Bewertung vom 18.10.2023
Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten
Schweizer, Lotte

Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten


sehr gut

Ausgerechnet an ihrem achten Geburtstag muss sich Emma einer unumstößlichen Tatsache stellen: Sie und ihr Papa sind nicht mehr allein. Seine Freundin Diana und deren Zwillingssöhne Lennie und Paul ziehen bei ihnen ein. Das könnte zu einer wirklich unangenehmen Situation kommen - wenn sich Diana und die Jungs nicht als Verbündete herausstellen würden. Denn Emma wünscht sich nichts sehnlicher als einen Hund und jetzt hat sie auch noch dreifachen Rückhalt. Da muss Papa nachgeben, aber es muss ein Tier aus dem Tierschutz sein. So kommt Brutus ins Haus: klein, wuschelig und irgendwie ... seltsam. Dazu kommt, dass das gruselige Haus oben auf dem Hügel plötzlich einen neuen Bewohner hat - und was passiert eigentlich mit den Tomaten der fiesen Vermieterin?

Diese Geschichte haben mein Vorlesekind und ich wirklich genossen. Natürlich ist sie total vorhersehbar und fast ein bisschen zu heile Welt ohne Probleme, was Patchwork und Familienbeziehungen angeht. Aber darüber machen sich Kinder ja keine Gedanken. Und die Sprecherin hat die verschiedenen Personen wirklich mega witzig umgesetzt und einen sehr guten Job erledigt. Wir werden uns - falls es Fortsetzungen gibt - diese wieder gern anhören.

Bewertung vom 12.10.2023
Das Vogelmädchen von London
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London


sehr gut

London. Das siebzehnte Jahrhundert hat gerade erst begonnen. Shay, das Vogelmädchen, ist Mitglied und seit dem Tod ihrer Mutter die Anführerin einer Sekte namens Aviscultarier; sie kann aus dem Flug der Vögel die Zukunft vorhersagen. In London arbeitet sie als Botin und viel zu oft befreit sie Vögel und wird deshalb gejagt. An so einem Tag, als sie über die Dächer der Stadt um ihr Leben rennt, begegnet sie Nonesuch, einem Jungen, der im Blackfriars-Theatre für den Adel auftritt. Sie verlieben sich und gründen gemeinsam das Ghost Theatre. Doch Shays besondere Fähigkeiten bleiben nicht unbemerkt und als selbst Königin Elisabeth ihr Augenmerk auf sie richtet, hat das nicht nur gute Folgen.

Wow. Was für ein verrückter Genre-Mix. Wir haben hier eine äußerst fantasievolle Reise in die Vergangenheit, ins elizabethanische Zeitalter und der Autor nimmt kein Blatt vor den Mund. Der Dreck, die Armut und das Elend werden so beschrieben, dass man geradezu mit poetischer Wucht überrollt. Als Nonesuch das erste Mal seinen Auftritt im Theater hatte, war ich geradezu mittendrin, genau da, wo sich Shay als Souffleuse betätigte. Anfangs dachte ich eher an einen fantastischen Jugendroman im historischen Gewand (schon allein wegen der Wölfe, mit denen sie anfangs gejagt wird), doch ich glaube, der Autor möchte sich gar nicht festlegen lassen. So verrückt sein Genre-Mix ist, so interessant ist auch sein Schreibstil, der sich zwischen poetischem Feinsinn und brutalem Slang hin- und herbewegt, ohne dass es einen Bruch geben würde. Manchmal war mir die Geschichte ein bisschen zu langatmig; obwohl sie entschleunigte, ließ sie trotzdem keine Sekunde einen Zweifel daran, dass es dramatisch werden würde, sodass ich mich trotzdem immer ein bisschen unter Druck fühlte. Trotzdem hat das Ganze was. Wer sich darauf einlassen kann, wird mit etwas belohnt, das sich abseits ausgetretener Pfade und dem 08/15-Einheitsbrei bewegt.

Bewertung vom 08.10.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


sehr gut

Robin ist ein kleines Mädchen, das mit Vater und Kater in eine große, graue Stadt zieht. Alles ist grau: die Häuser, die Kleidung, selbst die Stimmung. Robin liebt ihre gelbe Regenjacke, ihre bunten Stifte, alles, was fröhlich ist, doch in der Schule muss sie jeden Tag nachsitzen und sich auf einem kleinen, schwarz-weißen Fernseher ein Filmchen über Anpassung anschauen. Dort lernt sie auch Alani kennen, einen Jungen, der wie sie gerne singt, fröhlich ist und für ein buntes Leben einsteht. Robin und Alani finden heraus, dass die Grauwerke hinter all der Indoktrination stehen und beschließen, etwas gegen diese und für ein buntes Leben zu unternehmen.

Ich liebe die Mäusegeschichten von Torben Kuhlmann, seine Ideen und Zeichnungen sind außergewöhnlich und das zeigt sich auch hier wieder. Auf jeder Seite entdeckt man etwas Neues und man kann dieses Buch garantiert öfter anschauen und findet immer wieder Kleinigkeiten, die man vorher übersehen hat. Auch für Kinder ist das Buch gut geeignet, um sich mit ihnen über all das zu unterhalten, was Gleichförmigkeit und Diktatur bedeutet. Allerdings fand ich, dass die Story zu knapp gehalten wurde, überhaupt keine richtige Gelegenheit bekommen hat, sich richtig zu entfalten und wenn man bedenkt, dass die Mäuseabenteuer doppelt so viele Seiten bekommen haben, ist das auch logisch.

Bewertung vom 07.10.2023
Selbst in dunkelster Nacht / Liora & Kieran Bd.1
Kassemyar, Ali

Selbst in dunkelster Nacht / Liora & Kieran Bd.1


weniger gut

Liora White hat ihre beste Freundin an eine schreckliche Krankheit verloren. Jetzt arbeitet sie mit deren Mutter in einem Blumenladen und versucht trotzdem inmitten all des Dufts und der bunten Farben das Leben positiv zu sehen. Hier lernt sie auch Kieran kennen, den Floristen, der bald hier angestellt wird. Er ist schweigsam und zurückhaltend. Auch er hat schreckliche Verluste erlitten, möchte nicht darüber reden und sich abschotten. Da er aber zufällig in dasselbe Haus gezogen ist, in dem Liora lebt, bleiben Begegnungen nicht aus. Bald beginnt eine vorsichtige Freundschaft zwischen ihnen, die sich zu Liebe entwickelt. Doch Kieran verheimlicht Liora seine Vergangenheit aus Angst, dass sie ihn wegstößt.

Hier hat sich aber jemand mit Problemen ausgetobt: Mobbing in der Schule, der Verlust von geliebten Menschen, Unfall, Selbstmord, Bodyshaming, schwerkranker kleiner Junge etc pp. Und dennoch blieb die Geschichte auf der Strecke, denn es passierte einfach nichts. Gespräche im Hausflur, im Blumenladen, auf einem Panoramadach, dazu eine sehr gemächliche Erzählweise, die sich durch Wiederholungen auszeichnete. Dazu kam, dass ich Liora anfangs ziemlich aufdringlich fand - warum kann sie nicht einfach akezeptieren, dass jemand keinen Bock auf Reden hat? Und das Verlieben des megamuskulösen, heißen Typen Kieran in sie hätte mich als Überwindung von Mobbing und Bodyshaming mehr überzeugt, wenn sie eben noch immer ein kleiner Moppel gewesen wäre und nicht nach der High School abgenommen hätte. Witzig auch, dass alle immer völlig verblüfft davon sind, dass Kieran als Florist ... seinen Job beherrscht und Sträuße binden kann. Wow. Das hat mich auch extrem beeindruckt. Demnächst werde ich unsere ZustellerInnen dazu beglückwünschen, dass sie mir die Post einwerfen. Vielleicht habe ich einfach mehr erwartet außer einem Typen, der ständig abhaut, wenn es mal Stress gibt (finde ich mega unsympathisch, solche Leute) und ein kleines Sonnenscheinchen, das immer Snowflake genannt wird. Und dieser seltsame Erzählstrang mit Chris? Irgendwie kam der aus dem Nichts und fühlte sich sehr gewollt an, als hätte der Autor einem Freund versprochen, ihn unbedingt in seinem Buch unterzubringen. Jedenfalls interessiert mich die weitere Handlung um Liora und Kieran nicht mehr, gerade Letzterer könnte von mir aus bleiben, wo der Pfeffer wächst.

Bewertung vom 05.10.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


weniger gut

Roz ist Schottin, knapp 50 Jahre alt und hat ihr ganzes erwachsenes Leben bei der Metropolitan Police in London gearbeitet. Jetzt, zu Weihnachten, ist sie auf dem Weg in die alte Heimat. Sie hat gekündigt und möchte für ihre Tochter da sein, die ein Kind erwartet. Doch mitten in den Bergen entgleist bei heftigem Schneesturm der Zug und wenig später wird eine Tote gefunden: die bekannte Influencerin Meg. Wurde sie ermordet? Falls ja, von wem? Ihrem brutalen Verlobten? Oder jemandem, der neidisch auf sie ist? Es bleibt nicht bei der einen Toten und Roz muss eine letzte Ermittlung führen, weil sämtliche Hilfskräfte vom Blizzard aufgehalten werden.

Vorneweg: Agatha Christie würde ihren Orientexpress bestimmt anders schreiben als vor fünfzig, sechzig Jahren, aber SO ganz sicher nicht. Es fängt schon damit an, dass hier überhaupt nichts cozy ist. Während sich Agatha immer Mühe gegeben hat, sympathisches Personal und angenehme Umgebung zu schaffen, verfehlt Benedict das auf ganzer Linie. Ein Zug im beschaulichen verschneiten Schottland reicht nun mal nicht, wenn der Rest nicht passt. Dabei finde ich den diversen Cast (über den sich bestimmt ein paar ewig Gestrige echauffieren werden) gar nicht schlecht. Schade ist halt nur, dass so wenig dabei rüberkommt außer Abneigung. Und die Art und Weise, wie der Fall/die Fälle gelöst wurden, waren mir ein bisschen zu sehr an den Haaren herbeigezogen, da nützte der Twist auch nichts. Im Übrigen hat beinahe jede Person in dem Zug ein unbewältigtes Trauma gehabt, über das nachgedacht werden musste, sodass gut die Hälfte des Buches erstmal ganz ohne Mord stattfand. Die Kapitel aus "Killas" Sicht trugen nichts zum Buch bei und kamen durch diese Schreibweise nur albern rüber. Am Ende gab es überhaupt keine Cosy Vibes, nur gelinde Verstimmung, wie nach einem verkorksten Weihnachtsessen.

Bewertung vom 02.10.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


sehr gut

Desorientiert und ohne Erinnerung an sich selbst wacht ein Mann auf einem Militärboot auf. Seine Haare sind rasiert, er hat OP-Narben und auf seinem Handgelenk steht ein Name: Huxley. Zusammen mit ihm befinden sich fünf weitere Personen auf dem Schiff, alle in derselben Situation, sowie ein toter Mann, der offensichtlich Selbstmord begangen hat. Nach und nach finden die Frauen und Männer heraus, dass sie sich auf einer Selbstmordmission ins zerstörte London befinden, auf einer Themse, in und an der es vor tödlichen Wesen wimmelt, die einmal Menschen waren. Nur ein Satellitentelefon begleitet sie und gibt automatische Anweisungen. Was ist passiert? Warum können sie sich nicht erinnern? Doch Erinnerungen sind tödlich ...

Ich bin ein großer Fan von Anthony Ryans Fantasyepen und so war klar, dass mich auch seine erste Dystopie/sein erster Mysteryhorror interessieren würde. Es ist ein typischer Vertreter des Genres, nicht wirklich etwas Neues, aber gut erzählt und mit einigen Monstern und Hintergründen, wie man es für eine Mischung aus den Glorreichen Sieben meets Walking Dead erwartet. Die Stimmung ist düster - nicht wirklich gruselig oder gar echter Horror, aber mit einer unterschwelligen Erwartung ständiger Gefahr trotzdem fesselnd und gut zu lesen. Von mir aus darf sich der Autor gern öfter in dieses Genre wagen.

Bewertung vom 01.10.2023
Der schlafende Prinz / Ever & After Bd.1
Tack, Stella

Der schlafende Prinz / Ever & After Bd.1


gut

Rain White ist eine Nachfahrin von Schneewittchen und als solche mit 18 Jahren verpflichtet, den schlafenden Prinzen zu küssen, wie alle jungen Frauen in dem Alter, die von Märchenfiguren abstammen. Der schlafende Prinz tut selbiges schon seit so vielen Jahren, wie die Magie verschwunden ist und mit seinem Erwachen soll zwar die Apokalypse, aber auch die Magie zurückkommen. Und sieben Prüfungen warten auf die Nachfahren und nur die Familie, die alle besteht, wird selbst weiterbestehen. Rain hat gar nicht richtig Lust auf die ganze Sache, aber mit ein paar Entführungen und Bedrohungen seitens der Älteren aus den Familien überwindet sie sich, den Totenschädel zu küssen. Leider hat das ungeahnte Auswirkungen - auf so ziemlich alles.

Ich mag Märchenfantasy und was der Autorin gut gelungen ist, sind ihre eigenen erfundenen Märchen. Sie entwickelt aus den Grimmschen Vorlagen eine Art Märchen meets Walking Dead, nur statt der Untoten die zehn Plagen der Apokalypse - falls diese die Heuschrecken gegen Wölfe ausgetauscht hätten. Es gehen extrem viele Leute auf ziemlich verstörende Weise drauf - lediglich die Protagonistin ist nicht halb so verstört wie erwartet, weil es da einen neuen Jungen in ihrer Umgebung gibt, bei dem sie selbst während gefährlicher Fluchten vor riesigen Wölfen, Ratten, Märchenfieslingen und sterbenden Bewohnern umgebender Dörfler noch genügend Zeit gibt festzustellen, wie heiß der eigentlich ist. Und zwischendurch auch zu überlegen, ob nicht ein alter Kindheitsfreund ganz schön scharf ist, weil er jetzt mit Waffen umgehen kann.

Was ich auch nicht so richtig nachvollziehen konnte, war die Ausgangslage. Jeder wusste, der schlafende Prinz ist the Evil One. Dennoch sind alle heiß darauf, ihn aufzuwecken, obwohl jeder weiß, dass dann die Apokalypse droht? Wäre das nicht ein bisschen so, als würde man versuchen den Österreicher mit dem Schnauzbart und der feuchten Aussprache von den Toten zurückzuholen in der Hoffnung, von ihm Polen geschenkt zu bekommen? Mir ist schon klar, dass einige blaue Wähler bei der Vorstellung feuchte Träume hätten, aber dass da alle diese Märchenfamilien diesen Unsinn mitmachen - zumal einige von denen eh reich und berühmt sind - erschließt sich mir nicht.

Auch nicht, dass einige ihre Nachfahren vernünftig trainiert werden für die Zombiedystopie, während andere ihre Kids einfach mal so im Unklaren lassen oder bestenfalls noch Märchen vorlesen. Klingt das irgendwie logisch? Für mich nicht so richtig. Man hätte die Geschichte auch ein bisschen straffen sollen und eventuell wären ein paar weniger Verletzungen der Protagonisten realistischer - zumindest für das, was sie danach noch mit ebenjenen Verletzungen ohne groß Nahrung und Ruhe anstellen konnten - aber es ist ja ein Märchen. Oder so. Immerhin hat mich das Buch weitaus besser unterhalten als das letzte Buch der Autorin, sodass ich fast schon Hoffnung habe, im zweiten Band gebe es eine interessante Auflösung des Ganzen.

Bewertung vom 26.09.2023
Der Wald
Rode, Tibor

Der Wald


sehr gut

In aller Welt treffen sie ein: die kleinen Päckchen ohne Absender und nur mit ein paar seltsamen Samen. Wer sie einpflanzt, bereut es schon bald, denn sie wuchern, vermehren sich, verdrängen nicht nur die anderen Pflanzen, sondern verbreiten Krankheiten. Dann gibt es die erste Tote und sie wird nicht die Einzige bleiben. Als der Pflanzenneurologe und Autor Marcus Holland auf einer Leserese in den USA ist, passiert etwas Schreckliches: Zuerst versucht eine Frau, ihn umzubringen, dann wird er von den Behörden gebeten, ihnen bei der Bekämpfung der "Höllenpflanze" zu helfen. Bald findet sich Holland nicht nur auf einer fieberhaften Suche nach einem Gegenspieler wieder, die ihn nicht nur nach China und in historische Geheimnisse führt, sondern auch sein Leben und das der gesamten Menschheit bedroht.

Hier haben wir einen ökologischen Thriller vorliegen, der mit What-ifs spielt, deren Eintreffen gar nicht mal so unwahrscheinlich ist. Pflanzen, die miteinander kommunizieren (kennt man schon), Pilze, die eine Art unterirdisches Wood Wide Web bilden (kennt man auch schon), megaschlaue Ki (bestimmt nicht mehr so fern): Das wird in rasante Szenen mit einer Jagd um den Erdball verpackt, in viele kurze Kapitel, mit sehr guter Recherche und dem Verknüpfen verschiedener Erkenntnisse, die man bereits hat. Nicht ganz glücklich war ich mit einigen Actionszenen, die entweder James-Bond-like abliefen oder bei denen sehr unwahrscheinliche Zufälle aus der Patsche halfen. Gut hingegen hat mir der offene Schluss gefallen, in den man dann doch wieder selbst hineininterpretieren konnte, was man wollte. Alles in allem eine kurzweilige, spannende Lektüre.

Bewertung vom 21.09.2023
Geheimnisse / Brynmor University Bd.1
Gaida, Dominik

Geheimnisse / Brynmor University Bd.1


gut

Seit zehn Monaten liegt Samuels Bruder im Wachkoma. Seit er in diesem Zustand auf dem Campus der Brynmor University aufgefunden wurde. Samuel schwört, dass er herausfinden wird, was damals geschehen ist, und er schreibt sich in Brynmor ein. Er verdächtigt eine geheime Studentenverbindung, etwas mit Philipps Zustand zu tun zu haben und versucht alles, um in diese Verbindung aufgenommen zu werden. Doch dann trifft er auf Connor und die beiden kommen sich näher. Aber nicht nur die Studentenverbindung verbirgt etwas, auch Connor hat seine Geheimnisse und je näher sich Samuel und Connor kommen, desto mehr stehen diese Geheimnisse zwischen ihnen.

Ja, ich weiß nicht, warum ich dachte, mit einer queeren Liebesgeschichte würde so eine Campusstory spannender oder weniger kitschig. Dem war nicht so. Auch Dark Academia war es eigentlich nicht. Es gibt zwar diese ominöse Studentenverbindung, die spielt aber tatsächlich eigentlich absolut keine Rolle. Und was Philipps Wachkoma ausgelöst hat, war auch sehr zeitig klar. Gut gefallen hat mir der unaufgeregte Schreibstil und dass von Anfang an Respekt zwischen Samuel und Connor herrschte - bei Heterobeziehungen wird der Typ ja gern mal als totales A... ch dargestellt. Was eine gute Message bringen sollte, aber auf Dauer beinahe Augenrollen bei mir auslöste, waren die ganzen ach-so-vernünftigen-und-verständnisvollen Personen, die rechts und links auftauchten und kluge Ratschläge gaben. So konnten kaum Konflikte auftreten, die irgendwie gelöst werden mussten. Alles in allem hat mich das Buch jetzt nicht ins Wachkoma fallen lassen, aber es war auch nicht so, dass ich es nicht jederzeit hätte weglegen können oder vor lauter Spannung meine Fingernägel hätten dran glauben müssen.