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Frechdachs

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2023
Das Licht im Rücken
Lüpkes, Sandra

Das Licht im Rücken


ausgezeichnet

Die Geburt und der Durchbruch der Leica-Kleinbildkamera

Sandra Lüpkes entführt uns in ihrem aktuellen historischen Roman "Das Licht im Rücken" zurück in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Schauplatz sind die Optischen Werke von Ernst Leitz im mittelhessischen Wetzlar.

Gleich eingangs des Buches fängt Lüpkes die ganz besondere Magie der damals noch neuen Kleinbildfotografie richtig treffend ein, als Oskar Barnack am Eisenmarkt in Wetzlar quasi die Ur-Leica ausprobiert. Besser kann man meiner Meinung nach die Szenerie nicht einfangen.

Generell spürte ich die damalige Zeit sehr gut durch die sehr bildliche Stilistik von Lüpkes. Ich atmete quasi permanent das damalige Geschehen ein und für mich entstanden im Kopf dann sehr schnell Bilder, ganz ohne eine Kleinbildkamera.

Die wechselnden Perspektiven machen den Roman dann richtig kurzweilig und man kommt den unterschiedlichen Handelnden immer weiter einen Schritt näher und versteht auch ihre Motivation hinter ihrem ganz eigenen Antrieb.

Die Story selbst teilt sich in zwei große Handlungsstränge auf. Der erste Strang erzählt dann vor allem rund um die Familie Leitz und deren Unternehmen und dort findet dann der Erfinder der Ur-Leica Oskar Barnack auch einen recht imposanten Anteil. Man sitzt fast förmlich mit ihm an der Werkbank, saugt die Luft der Werkstatt ein und tüftelt mit ihm, um die Kamera dann marktreif zu entwickeln. Leitz der Zweite und sein Tochter Elsie sind in diesem Erzählstrang hier dann besonders prägend.

Der andere Part der Story dreht sich dann um das "Haus der Präsente" und dort nehmen dann die Geschwister Dana und Milan ein tragende Rolle ein.

Ausgehend von diesen beiden Erzählsträngen verfolgt man sehr dicht gedrängt die Entwicklung der Charakteren sowie der Kleinbildkamera mit.

Die wichtigsten einschneidenden Ereignisse unserer deutschen Geschichte webt Lüpkes gekonnt in die Handlung mit ein, so dass diese immer wieder ihre ganz eigene Präsenz zeigen.

Gerade Elsie, die Tochter von Leitz sowie Dana und Milan machen eine bemerkenswerte Entwicklung durch und suchen ihren ganz eigenen Platz im Leben. Sie werden flügge und folgen ihren eigenen Träumen. Die besonders herausfordernden Zeiten, als die nationalsozialistische Bewegung in Deutschland aufzog und immer mehr in den Fokus rückte erforderte dann besonders mutige Entscheidungen von den Handelnden, die hier dann zum Tragen kommen.

Am Ende des Buches ist ein umfangreiches Personenverzeichnis enthalten, das dann auch aufklärt, welche Fakten im Roman der Wahrheit entsprechen und welche Dinge der schöpferischen Freiheit entsprungen sind.

Summa summarum lässt dieser historische Roman rund um die Entwicklung der Leica-Kleinbildkamera eine längst vergessene Epoche wieder aufleben. Durch die glaubwürdigen Charakteren mit ihren Ecken und Kanten bekommt das Werk dann auch die entsprechende Tiefenwirkung und ganz viel Charme.

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Bewertung vom 05.05.2023
Kühe kuscheln
Berge, Joar

Kühe kuscheln


ausgezeichnet

Vom einstigen wilden Partyhengst zum echten "Cowboy" und Kuhflüsterer

Joar Berge lädt uns alle ein, seinen aktuellen autobiographischen Roman "Kühe kuscheln - Wie die Tiere und ich ein neues Leben begannen" zu inspizieren und dabei einen tiefen Einblick in sein ganz persönliches Herzensprojekt zu bekommen.

Jetzt rückblickend betrachtet könnte man meinen, der Lebensweg von Joar Berge wäre wahrscheinlich bereits in seiner sehr frühen Kindheit vorgezeichnet gewesen. Bereits als kleiner Junge hatte er eine sehr innige Beziehung zu den Nutztieren in der ländlichen Gegend, in der er gut behütet in einer Großfamilie mit dreizehn Geschwistern aufwuchs.

Für mich persönlich war das komplette Buch so voller Herzenswärme und voller Passion, wie es seinesgleichen sucht.
Berge hat seit seiner frühesten Kindheit ein ganz besonderes Faible für Kühe und pflegt deshalb eine sehr innige Beziehung zu dieser Spezies.

Deshalb ist es nicht sehr verwunderlich wenn er sich als Moustache-Farmer ausrangierter Nutztiere widmet, die, wenn sich niemand mehr für sie interessiert, normalerweise dem Tode geweiht sind.

Berge zeigt dahingegen ein sehr großes Herz für diese vermeintlichen (Nutz-)Tiere auf dem Abstellgleis und gibt ihnen einen lebenslänglichen Platz, an dem sie erstmalig den Respekt und die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen und nicht nur als reiner Produktionsfaktor gesehen werden.

Das folgende Zitat aus dem Buch steht eigentlich für das ganze Mission von Berge und transportiert die ganz besondere Stimmung rund um die geretteten Tiere.

"Ein Tier zu retten verändert nicht die ganze Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier"

Joar nimmt die interessierten Lesenden dann mit auf seinen ganz besonderen Weg, wie aus einer digitalen Powerpoint-Präsentation dann langsam aber sicher Wirklichkeit wird und ein Lebenshof (Gnadenhof) Gestalt annimmt.

Beim Lesen spürte ich tatsächlich diese tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Tier und empfand die eingefangenen Stimmungen wirklich einzigartig. Ein richtige Achterbahnfahrt der Gefühle, mit sämtlichen Emotionen, die man sich nur vorstellen kann.

Im Mittelteil warten einige farbige Bildimpressionen, die das Gelesene dann nochmals vertiefen und den geschaffenen Lebenshof perfekt in Szene setzen.

Summa summarum ein sehr bewegender autobiographischer Bericht eines Mannes, der seinem ganz persönlichen Herzenswunsch folgt und diesen in die Realität umsetzt, ganz nach dem alten Sprichwort von Tommaso Campanella.

"Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum."

Bewertung vom 29.04.2023
Von Ameise bis Wombat: Tierisch geniale Bautricks für unsere Zukunft
Dorion, Christiane

Von Ameise bis Wombat: Tierisch geniale Bautricks für unsere Zukunft


ausgezeichnet

Da schau an, was uns Mutter Natur so alles Wissenswertes lehren kann!

Das Kinderbuch "Von Ameise bis Wombat - Tierisch geniale Bautricks für unsere Zukunft" der WWF-Pädagogin Christiane Dorion rückt die Natur ins rechte Licht und lässt Interessierte hinter einige mehr oder weniger gut behütete Geheimnisse blicken.

Die Tiere, Organismen und Pflanzen, die bereits Jahrtausende auf unserem Heimatplaneten ansässig sind, haben wohl immer noch die besten Strategien in petto, um sich und ihre eigene Spezies dann den natürlichen wechselnden Gegebenheiten anzupassen.

Welche Anleihen wir davon als Menschen in unserem ganz normalen Alltag nehmen können illustriert das Buch sehr schön.

Für uns besticht das Buch vor allem durch die sehr üppigen farbigen Illustrationen, für die Yeji Yun verantwortlich zeichnet. Für die Nachwuchsforscher gibt es alleine durch die Bebilderung sehr vieles zu entdecken. Verbunden mit den informativen und übersichtlichen Texten präsentiert das Buch Wissen sehr kurzweilig und kindgerecht.

Das Buch zeigt sehr anschaulich Analogien aus der Natur rund um das Bauen, bei denen selbst Bob der Baumeister dann ins Staunen käme.

Egal ob es dabei um verschiedene Konstruktionen, Baumaterialien, verschiedene Formen oder andere Themen wie beispielsweise Energie und Wasser geht, unsere jahrtausendealte Mutter Natur hält immer noch die besten und cleversten Tipps parat.

Was beispielsweise die Wüstenschnecke mit der Klimatisierung von Häusern zu tun erfährt man aus allererster Hand in diesem Buch. Wenn in Deutschland aktuell die erneuerbaren Energien rapide ausgebaut werden sollen, ist dies für die orientalische Hornisse einfach nur kalter Kaffee, die bereits mit Hilfe solarer Energie ihre Kraft schöpft.

Die ganzen wissenswerten Fakten aus unserer nächsten natürlichen Umgebung zeigen uns deutlich, wie genial sich unser Planet von Haus entwickelt hat und welches enorme Nachholpotenzial wir Menschen dann im Verstehen der ganzen Details noch haben, um im Einklang mit der Natur zu leben.

Summa summarum ein tolles Edutainment-Buch, das in Worten und Bildern Kinder ab fünf Jahren für Details der Natur begeistern kann.

Bewertung vom 26.04.2023
Going Zero
Mccarten, Anthony

Going Zero


gut

Versteckspiel für Erwachsene - Die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Die Idee des aktuellen Romans "Going Zero" von Anthony McCarten ist vielleicht nicht ganz neu aber dennoch sehr clever gewählt und hat nach meiner ganz persönlichen Meinung eigentlich unheimliches Potenzial ein richtiger Pageturner zu werden.
Das ganze beschriebene Szenario rund um den drei Millionen US-Dollar-Gewinn beim Versteckspiel für Erwachsene klingt bereits durch den Teasertext unheimlich spannend. Für den Millionengewinn muss man als auserwählter Teilnehmer einfach 30 Tage und Nächte lang wie vom Erdboden verschluckt sein und darf nicht aufgefunden werden. Ein wahres Katz- und Maus-Spiel, das für zehn auserwählte Kandidaten dann Wirklichkeit wird. Widersacher für diese Kandidaten ist zum einen das Unternehmen FUSION von Cy Baxter. Außerdem hat auch die CIA ihre Hände mit im Spiel, um den Kandidaten den Gewinn zu vermiesen.
Mehr möchte ich fast nicht mehr zum eigentlichen Plot spoilern.
Eine dieser auserwählten Kandidatinnen die auf den ersten Blick sehr unscheinbare Bibliothekarin Kaitlyn Day, die hier die Hauptrolle im Roman spielt. Durch sich abwechselnde Perspektiven nimmt die Geschichte Fahrt auf.
Allerdings hätte ich mir mir für die komplette Story von aller Anfang mehr Drive und Spannung gewünscht. Dreiviertel des Buches wird die Handlung eher gemächlich vorangetrieben und im letzten Drittel überschlagen sich dann fast die Ereignisse mit einigen unvorhersehbaren Wendungen.
Kaitlyn blieb mir über weite Teile des Buches leider irgendwie ein Buch mit sieben Siegeln. Ich hätte mir dort persönlich sehr viel mehr Nähe zum Charakter hin gewünscht. Auch die ab und an sehr kurzen eingestreuten Episoden zu den anderen neun Teilnehmern bleiben quasi nur ganz kurze Gedankenblitze, die meiner Meinung nach dann fast komplett untergehen und den anderen Teilnehmern überhaupt nicht gerecht werden.
Täuschungsmanöver, Haken, Finten und falsche Fährten sind hier in der Handlung dann wirklich Programm.
Ich persönlich hatte zum Charakter von Kaitlyn Day dann eine bestimmte Vorahnung, die sich dann zum Schluss hin auch so bewahrheitete.
Das Buch hat nach meiner Meinung sehr viel Potenzial verschenkt. Ich hätte mir persönlich sehr viel mehr Nähe zu den Charakteren gewünscht und auch die emotionale Ebene kommt meiner Meinung überhaupt nie richtig zur Geltung, bei solch einem grenzwertigen Experiment.
In der aktuellen Fassung lässt mich das Buch arg zwiegespalten zurück und ich hadere auch ehrlich gesagt mit dem Roman. Die Dramatik rund um die (totale) Überwachungstechnik wirkt erschreckend real. Die eigebundenen Charakteren wie auch die Handlung selbst sind allerdings ausbaufähig.

Bewertung vom 20.04.2023
Das Spiel - Desert Rogue
Hense, Julia

Das Spiel - Desert Rogue


ausgezeichnet

Alles nur ein Spiel? - Ein Stich ins sprichwörtliche Wespennest reicht aus

Was Julia Hense bei ihrem Romandebüt "Das Spiel - Desert Rogue" hier abliefert sucht meiner Meinung nach seinesgleichen.

Ich feiere das Thrillerdebüt bereits jetzt richtig ab und bin richtig froh, dass Hense es gewagt hat ihre Ideen im Kopf zu Papier zu bringen.

Es brauchte bei mir nicht wirklich lange um in der Story anzukommen.

Alleine bereits der Prolog nimmt unheimlich Fahrt auf und ab Seite eins gibt Hense dann wirklich Vollgas. Ob dies auf Dauer durchzuhalten ist, dachte ich mir persönlich noch und wurde glattweg eines Besseren belehrt. Zum Teil tritt Hense hier und da auch noch zusätzlich den Kickdown voll durch und gibt ein wahnsinnig hohes Tempo vor.

Langeweile kommt bei diesem Thriller auf keiner Seite auf.

Mit den unterschiedlichen Charakteren konnte ich mich von aller Anfang anfreunden und mich stark mit ihnen und ihren Handlungen identifizieren.

Es braucht echt nicht viel wie Hense zeigt, um einen durchweg spannenden Thriller zu konstruieren, der in Teilen dann erschreckend real wirkt.

Zur Story selbst verweise ich hier einfach auf den Teasertext. Er gibt aus meiner Sicht fast bereits ein klein wenig zuviel preis, aber dies tut der Spannung im Roman keinen wirklichen Abbruch.

Der Thriller bietet für mich alles, wodurch sich ein solcher Roman auszeichnet. Der Spannungsbogen ist clever von Beginn an gewählt und bricht bis zum Schluss hin nicht ab. Die sich abwechselnden Perspektiven sorgen für die arg kurzweilige und sehr rasante Story.

Ein großes Manko hat das Buch dann doch ganz zum Schluss beim großen Finale. Es wird nicht gänzlich alles sofort aufgeklärt sondern wie bei einem Remis während der regulären Spielzeit beim Fußball geht auch das Buch dann in die Verlängerung und es gibt eine Fortsetzung.

Der Plot hat unheimliches Potenzial und ich würde mich beispielsweise sehr darüber freuen, wenn vielleicht in absehbarer die entsprechenden Bilder auf den großen Leinwänden damit bespielt werden. Mein Kopfkino lief ziemlich schnell los und brach nie ab.

Summa summarum war es mir eine Ehre Julia Henses Buchdebüt gelesen zu haben und ich hoffe bereits jetzt darauf, dass die Fortsetzung alsbald an den Start geht. Der Thriller birgt einfach noch zu viele offene Fragen, als dass ich nun einfach ruhig schlafen könnte.

Bewertung vom 15.04.2023
Meine Süperküche
Kaptan, Meltem

Meine Süperküche


ausgezeichnet

Wenn der Imam in Ohnmacht fällt ...

... liegt es hoffentlich nicht an den Kochkünsten von Meltem Kaptan. 😂
"So groß wie das Land, so bunt die Gesellschaft, so unterschiedlich die Geschmäcker und kulinarischen Vorlieben. Und das verbindet die Menschen. Wird in einer türkischen Familie für Freunde gekocht, kommen alle auf ihre Kosten: Fleischliebhaber, Pescetarier, Vegetarier, Veganer und Allesvertilger. Denn es werden mindestens fünf Gerichte auf den Tisch gestellt, um sicherzugehen, dass wirklich für jeden Gast das Richtige dabei ist. Alles andere wäre auch eine Katastrophe epischen Ausmaßes."
Das vorliegende Buchzitat beschreibt wohl sehr gut den Geist der türkischen Gerichtevielfalt, die auch Einzug in das Buch hält.
Zunächst stand ich dem Kochbuch "Meine Süperküche - Das Beste aus zwei Heimaten" von Meltem Kaptan eher kritisch gegenüber, da ich nicht sofort einschätzen konnte, was eine Comedian geritten hat, ein Kochbuch zu veröffentlichen.
Ich persönlich wurde von der durchweg leckeren Vielfalt der türkischen Küche dann komplett positiv überrascht.
Die orientalische Süperküche von Meltem präsentiert sich unheimlich facettenreich und da bleibt ganz sicher kein Magen leer und das Knurren am reichhaltig gedeckten Tisch kommt allerhöchstens vom Hund darunter, der auch mit seinem feinen Näschen die lukullischen orientalischen Genüsse wittert.
Die Gerichte selbst werden durch die Vorschaubilder äußerst lecker präsentiert, dass einem bereits bei der Auswahl sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammenläuft.
Die unheimlich vielfältigen Rezeptideen selbst sind, wie für Kochbücher üblich, klar gegliedert.
Die für das entsprechende Gericht notwendigen Zutaten wie auch die einzelnen Zubereitungsschritte werden ausführlich erläutert. So steuert (fast) jeder dann Schritt für Schritt auf das lukullische Ziel zu. Die ungefähre Zubereitungszeit lässt einen dann bereits vorab kurz abschätzen, wie lange man in der Küche den Kochlöffel schwingen muss. Interessante Tipps runden die Rezepte dann final ab.
Wir alle zuhause lieben vor allem die Abwechslung bei uns auf dem Tisch und gerade dort ist die orientalische Süperküche dann aktuell noch stark unterrepräsentiert. Dies wird sich mit diesem Kochbuch dann komplett ändern.

Bewertung vom 31.03.2023
Wo ist die Mitte des Weltalls?
Cham, Jorge;Whiteson, Daniel

Wo ist die Mitte des Weltalls?


sehr gut

Es gibt keine dummen Fragen, vielleicht aber dumme Antworten?

Wer kennt nicht das gute alte Sesamstraßenlied mit der folgenden Textzeile:

"Der, die, das, wer, wie, was, wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt, bleibt dumm!
Tausend tolle Sachen, die gibt es überall zu seh'n, manchmal muss man fragen, um sie zu versteh'n!"

Und genau um solche, nicht ganz triviale, Fragen geht es im Werk von Cartoonist Jorge Cham und seinem Kompagnon Daniel Whiteson.

Ein Cartoonist und ein Physiker erklären die (vielleicht letzten) noch offenen Fragen dieser Welt?

Na, das kann ja heiter werden.

In ihrem aktuellen Buch "Wo ist die Mitte des Weltalls? - FAQ rund um das Universum" erklären die beiden "Erklärbaren" die letzten Rätsel unserer Zeit bzw. gehen Fragen nach, die vielen von uns bereits seit Jahrzehnten unter den Nägeln brennen.

Viele wissen zwar, wo die Zentrale des Wahnsinns ist, aber wer beispielsweise immer noch auf der Suche nach dem Zentrum des Universums ist und via Google Maps bisher noch nicht fündig wurde bekommt in diesem humorigen und sehr frischem Werk Antworten aus allererster Hand.

Die verschiedenen aufgeworfenen Fragen sind alles andere als trivial und auf alle Fälle berechtigt.

Was antwortet man beispielsweise dem Nachwuchs, wenn dieser ad hoc wissen möchte, wieso Zeitreisen nicht möglich sind.

Der DeLorean wurde gerade just in diesem Moment aus der Garage gestohlen, der Fluxkompensator ist aktuell kaputt oder die Plutoniumvorräte sind leider erschöpft. Es wären zwar mögliche Antworten, aber ob sich die Lütten damit abspeisen lassen steht wohl auf einem ganz anderen Blatt Papier.

Das Autorenduo versucht die Fragen auf ihre ganz eigene Art und Weise zu lösen. Sowohl die Erklärungen wie auch die eingestreuten Cartoons (mir persönlich sind diese viel zu klein geraten) lesen sich insgesamt sehr kurzweilig und man bekommt unheimlich viel Wissen zu den Fragestellungen mit einer gewissen Leichtigkeit vermittelt.

Man muss eben nicht unbedingt der diplomierte Raketenwissenschaftler sein, um den Ausführungen des Autorenduos folgen zu können.

Wissenswertes rund um die Astronomie und Astrophysik kann eben auch lebendig und auch ab und an mit einem Augenzwinkern erläutert werden. Wenn dies bereits damals bloß meine Lehrkräfte in der Schule gewusst hätten.

Die Fragestellungen sind bunt gemischt, egal ob es beispielsweise um den Warp-Antrieb, die Teleportation, das Leben nach dem Tod, die schwarzen Löcher oder auch den Besuch von Außerirdischen geht, können Jung und Alt hier auf alle Fälle nochmals ihren Wissensstand auffrischen und vielleicht bereits beim nächsten Stammtischgespräch oder Kindergeburtstag dann damit glänzen.

Bewertung vom 31.03.2023
Fatmanurs fabelhafte Backwelt
Kilic, Fatmanur

Fatmanurs fabelhafte Backwelt


sehr gut

Süße und herzhafte Versuchungen präsentiert von Fatmanur Kilic

Fatmanur Kilic hatte ich vor diesem Buch noch nicht auf dem Schirm gehabt.
Die gelernte Konditorin präsentiert in ihrem ersten Buch "Fatmanurs fabelhafte Backwelt" im GU-Verlag 60 verschiedene Rezepte von süß bis herzhaft, die jede Kaffeetafel dann im ganzen Glanz erstrahlen lassen.
Eingangs des Buches lernt man kurz Fatmanur als Person kennen. Insbesondere für mich war dies dann doch sehr interessant, da mir die erfolgreiche Tiktokerin noch überhaupt nichts sagte.
Anschließend geht Kilic auf einige grundlegende Dinge beim Backen ein. Welche Zutaten und welche Geräte sind dann wirklich erforderlich oder auch eher nur nice to have. Auf einige Grundteige (z.B. Hefe-, Mürb-, Biskuitteig etc.) geht Kilic auch hier bereits rezepttechnisch ein.
Für jeden Anlass ist normalerweise ein passendes Rezept mit an Bord, das sowohl ambitionierten Hobbybäckern wie auch Neulingen gelingen sollte.
Von einfach bis ambitioniert und raffiniert sind viele unterschiedliche Rezeptideen enthalten. Auch beliebte Klassiker des Backwelt dürfen natürlich nicht fehlen.
Die Vorschaubilder lassen bereits das Wasser im Mund stocken und wer die Wahl hat, hat die Qual das passende Rezept für den anstehende Kaffeeklatsch auszusuchen.
Die Rezepte selbst sind sehr übersichtlich präsentiert.
Neben der Zutatenliste erhält man gleich eingangs des Rezeptblocks eine kurze Übersicht zur etwaigen Zubereitungszeit, um bereits vorab einschätzen zu können, wie lange das Backwunderwerk dann an Zeit wirklich benötigt.
DIe einzelnen Zubereitungsschritte führen zielsicher durch das Rezept hindurch, so dass am Ende dann hoffentlich das fertige Backwerk den Kaffeegästen mundet.
Bei einigen Rezepten führt ein QR-Code dann noch zu einem Videotutorial, welches die Zubereitung dann nochmals verdeutlicht.
Die Kalorienangaben zu den einzelnen Naschwerken fehlen leider, aber wer möchte bei diesen vielen süßen und herzhaften Versuchungen schon die einzelnen Kalorien zählen. Der Genuss steht hier ganz klar im Vordergrun
Summa summarum ein tolles Backbuch mit vielen unterschiedlichen Rezeptideen, das den heimischen Backofen ganz sicher zum Glühen bringen wird.

Bewertung vom 30.03.2023
Lebendige Nacht
Kimmig, Sophia

Lebendige Nacht


ausgezeichnet

Wenn es abends langsam dämmert und die Nacht anbricht

Sophia Kimmig macht in ihrem aktuellen Buch "Lebendige Nacht - Vom verborgenen Leben der Tiere" quasi die Nacht zum Tag und beleuchtet dabei insbesondere die Tierarten näher, deren Tag dann erst richtig mit der Nacht beginnt.
Im Buch steppt dann quasi fast förmlich der (Wasch)Bär, wenn die Nacht eingeläutet wird.
Das tolle Glühwürmchen-Buchcover ist mir sofort ins Auge gesprungen und hat mein Interesse sofort geweckt. Erst dann ist mir die Autorin aufgefallen und dann war es auch bereits um mich geschehen.
Das Buch weitet den eigenen Blick und auch den Horizont.
Tagsüber kann jeder Tiere beobachten. Aber wer von uns persönlich geht in der Nacht auf die Beobachtungspirsch, um gerade die nachtaktiven Tiere dann näher zu studieren und zu verstehen?
Genau diesen nachtaktiven Lebewesen geht dann Kimmig in ihrem sehr gelungenen Sachbuch auf den Grund.
Die unglaubliche Passion der Wildbiologin Kimmig spürt man auf jeder einzelnen Seite. Das Buch selbst vermittelt unheimlich viel Wissenswertes, detaillierte Informationen und Fun Facts zum Thema.
Während viele Individuen unserer Spezies nachts ausruhen und schlafen, gönnt sich die Natur dann in einer Vielzahl an nachtaktiven Tieren keine Nachtruhe.
Wer schon immer wissen wollte, was in der freien Natur nachts in der Tierwelt alles passiert, darf gerne zu diesem Buch greifen und die Geheimnisse der Nacht selbst entdecken.

Bewertung vom 20.03.2023
Honeymaw (MP3-Download)
Haak, Martin

Honeymaw (MP3-Download)


ausgezeichnet

Wer kann dem Ruf des Honigmäulchens schon widerstehen?

Wer sich manchmal vielleicht rückblickend fragt, für was die Coronapandemie und die damit verbundenen Lockdowns gut gewesen sein sollen dem empfehle ich dieses Hörbuch. Corona hat uns alle ziemlich gefordert und Martin Haak praktisch dazu herausgefordert, das "Beschäftigungs-Vakuum" dann sinnvoll auszufüllen. Ergebnis dieser ganzen Entwicklungen ist Haaks Hörbuchdebüt "Honeymaw - Legenden aus der Zeit vor der Zeit", welches meiner Meinung nach seinesgleichen sucht.

Schon lange habe ich persönlich kein solches Debüt mehr gelesen pardon gehört, dass mich so in eine neue Fantasywelt hat ein- und tief abtauchen lassen.

Ich möchte dem Autor nicht zu nahe treten bzw. gleich zu Beginn einer neuen Reihe zu viel Druck aufbauen, aber ich kann mich zuletzt an Paolinis Drachenreiterepos "Eragon" und Patrick Rothfuss' "Königsmörderchronik" erinnern, die mich dann ebenso nachhaltig geprägt und exzellent unterhalten haben, wie die "Legenden aus der Zeit vor der Zeit"-Reihe hier.

Meiner ganz persönlichen Meinung nach entsteht hier Großes von einem mir bis dato noch unbekannten Autor.

Das Hörbuch selbst kommt vom Titel wie auch vom Cover auf den ersten Blick wenig spektakulär daher und setzt hier eher auf Understatement. Der Inhalt offenbart dann aber genau das Gegenteil.

Dreh- und Angelpunkt dieses Bandes ist die junge Bärin "Honigmäulchen" (Honeymaw), die kurz vor ihrem 18. Geburtstag steht, mit dem sich dann für die Bärin einiges ändern wird. Von der Suche nach ihrer Bestimmung und einer abenteuerlichen Reise dieser jungen Bärin ist die Rede.

Dieser Band dient aus meiner Sicht zum Ankommen in diese für die Leser noch neue Umgebung und Haak gibt sich alle Mühe, die unterschiedlichen Charakteren dann sehr ausführlich einzuführen und zu beschreiben. Für mich wirkten die Handelnden dann schnell sehr plastisch und vor allem gut nachvollziehbar. Die Welt als solches ähnelt sehr unserer Umgebung, obwohl hier Tiere die Hauptrolle spielen.

Unterschiedliche Perspektiven in der Erzählung lassen das sehr akkurate Worldbuilding insgesamt noch reeller und authentischer wirken. Durch die verschiedenen Blickwechsel kam für mich auch nie richtig Langeweile auf.

Bei mir ratterte der in die Jahre gekommene Filmprojektor in meinem Kopf dann ziemlich schnell los und die Bilder liefen über die imaginäre Leinwand bis zum Schluss hin ohne nennenswerte Pause durch.

Zum Teil wirkt die Geschichte auf mich wie eine Parabel auf unser eigenes Leben und die ganzen gesellschaftlichen Herausforderungen, mit denen wir aktuell und auch zukünftig konfrontiert sind. Die Erzählung birgt bereits in ihren Anfängen so viele tolle Facetten, die dann zum Gesamtkunstwerk zusammengefügt werden. Haaks Stärke ist es, mit der Geschichte die richtigen Bilder im Kopf zu erzeugen.

Ergänzend dazu verweise ich gerne auf die dazugehörige Homepage, auf der Martin Haak dann durch und durch beweist, dass in ihm ein richtiges Künstlertalent schlummert. Die darauf präsentierten Illustrationen zur "Legenden aus der Zeit vor der Zeit"-Reihe können sich durchweg sehen lassen und offenbaren ein kleines Stückchen der Story in Form von Bildern.


Rein aufgrund des schlichten Covers wusste ich persönlich nicht so recht, auf welches Abenteuer ich mich hier einlassen werde und war erst etwas skeptisch. Der kurze Teasertext offenbart dann nur ein kleinen Einblick, was auf einen dann wartet.

Das Hörbuch selbst, gelesen von Jo van Nelsen, lies mich dann wirklich eindrucksvoll, wehmütig und vor allem freudig auf die nächsten Bände, die hoffentlich bald kommen werden, zurück.

Vielleicht erschafft Martin Haak mit diesem Coup, den er hier eindeutig landet, aktuell seine ganz eigene Legende, auf die er dann in einiger Zeit auch sehr stolz zurückblicken wird.