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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
buchwürmchen
Wohnort: 
reutlingen
Über mich: 
Das Leben ist viel zu kurz um schlechte Bücher zu lesen!

Bewertungen

Insgesamt 449 Bewertungen
Bewertung vom 08.06.2016
Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich (Restexemplar)
Jaud, Tommy

Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich (Restexemplar)


sehr gut

Schon wieder ein Ratgeber der von Ratgebern abrät, dachte ich zumindest anfänglich, doch schon bald merkte ich, dass alles nicht so ernst gemeint ist. Muss man überhaupt etwas? Jaud sagt: „99 Prozent der Dinge, die wir tun, müssen wir gar nicht“, stimmt so zwar nicht ganz, doch im Grunde gebe ich ihm Recht.
Unser schnelles Leben ist voll von Zwängen und Automatismen über die wir gar nicht mehr lange grübeln während wir handeln. Kann man auf vieles verzichten und sich dadurch befreien? Ja, kann man sagt Jaud und gibt uns anschauliche Beispiele aus dem Leben Brummels. Bei den meisten lustigen Büchern hat man das Problem, dass sie zum Schluss hin abflauen und nur noch schwer lesbar sind, aber diesmal nicht. Jaud schafft es witzig, spritzig und herrlich überspitzt die ganze Thematik abzuhandeln. Ein unterhaltsames Buch das man zu 1% lesen muss und zu 99% lesen kann.

Bewertung vom 08.06.2016
Geliebte Tochter
Fredriksson, Marianne

Geliebte Tochter


sehr gut

Marianne Fredriksson hat ein besonderes Gespür dafür, schwierige Themen aufzugreifen und sie einfühlsam zu durchleuchten. Ich liebe ihre ruhige Schreibweise, wobei es nie an Spannung fehlt und die Themen ihrer Bucher: allesamt direkt aus dem Lebe gegriffen.
In "Geliebte Tochter" geht es um Gewalt in der Familie, um das „warum“ der Täter und „wieso“ der Opfer. Anhand der Geschichte von Mutter Elisabeth und deren Tochter Katarina, werden nach Schwächen und Fehlern gesucht und versucht diese zu erklären oder gar zu rechtfertigen.

Eine tolle Erzählung, schön aufgebaut, fabelhaft tiefsinnig und lange nachhallend, gelungene Charaktere, wundervolle Dialoge.

Bewertung vom 02.06.2016
Der Tag, als meine Frau einen Mann fand (Restexemplar)
Berg, Sibylle

Der Tag, als meine Frau einen Mann fand (Restexemplar)


gut

Natürlich kein Ratgeber oder Wegweiser, die Autorin erzählt nur über eine typische Lebenskrise ab 40, zugegeben etwas drastisch und rüpelhaft, aber sicherlich absichtlich. Da wäre der Künstler Rasmus, dessen beruflicher Höhepunkt schon weit hinter ihm liegt und seine Frau Chloe, die nur halbtags jobbt um ihren Mann besser zu versorgen und anschwärmen kann. Wobei das mit der Bewunderung, genauso wie mit der sexuellen Leidenschaft schon längst abgeflaut ist. Ihr Eheleben ist zwar nicht schlecht, doch viel Raum zum jammern gibt es dennoch. Der ganze Roman beschreibt eigentlich eine lange Reise ins Jammertal, Chloe findet auf ihrem Weg die sexuelle Erfüllung, doch nicht mit Rasmus.

Die inneren Monologe der Figuren sind simpel und trotzdem voller Parabeln, die Autorin zeichnet ihre Figuren sehr realitätsnah und oft musste ich über deren Verranntheit herzlich lachen. Doch das massige Onanieren wird auf die Dauer auch langweilig. Wer jetzt aber glaubt es handelt sich hierbei um einen erotischen Roman, liegt völlig daneben. Der Stoff als solcher ist gewiss dafür geeignet, doch die Autorin macht davon kein Gebrauch. Insgesamt ein nettes Buch, unterhaltsam aber mehr auch nicht.

Bewertung vom 02.06.2016
Panik
Starr, Jason

Panik


weniger gut

Äußerst schwache Geschichte, die mit einem Thriller rein garnichts gemeinsam hat. Die Charaktere ein-dimensional und Flach, keinerlei sprachliche Raffinesse, von Tiefgang und Spannung weit und breit keine Spur. Der Autor bedient sich allen gängigen Klischees über Amis die er finden konnte. Alle, von jung bis alt bedürfen psychotherapeutischer Behandlung, Prozac und Valium werden wie Tic-Tacs eingeworfen, dummes Gör tappt in die Falle eines gewitzten Psycho, der natürlich aus einem Waisenhaus stammt und eine furchtbare Kindheit durchleben musste, inclusive sexuellen Missbrauchs. Dana, gelangweilte Hausfrau lässt sich mit ihrem Fitnesstrainer ein, Adam, schießwütiger Seelenklempner, betrügt seine Frau mit deren besten Freundin und ein unfähiger Kommissar der überhaupt keine Rolle im Roman besetzt.
Ab ca. der Hälfte, gab ich die Hoffnung auf Besserung auf, las nur ein paar Zeilen alle fünf Seiten bis ich schließlich nur noch das Ende durchnahm. Und welch eine Überraschung: es gab keine!

Bewertung vom 28.04.2016
Die Therapie
Fitzek, Sebastian

Die Therapie


gut

Die ungewöhnliche Geschichte um Viktor und seiner über alles geliebten Tochter, ist ohne Frage spannend von der ersten bis zur letzten Seite. Dennoch verdient dieser Thriller, aus meiner Sicht, nicht mehr als drei gutgemeinte Sternchen. Der Autor drängte mich in eine unbequeme Denkweise und lies freier Gedanken keinen Spielraum. Die immerzu gelegten Fährten waren stellenweise so plump und aufdringlich gestaltet, dass es zu offensichtlich war, dass diese des Rätsels Lösung nicht waren. Etwas Subtilität hätte dem ganzen Roman gut getan.

Bewertung vom 19.04.2016
Der Horizont
Modiano, Patrick

Der Horizont


gut

Dem Erzähler und anerkanntem Schriftsteller Bosmans flattern eines Tages zwei grüne Hefte aus einer Schublade entgegen. Dicht und klein geschrieben, verdunkelt die Feder die Seiten so sehr, dass er beinahe seine eigene Handschrift nicht wiedererkennt. Ein Name schleicht sich in sein Bewusstsein: Margaret Le Coz, die junge Frau, in deren Zimmer er vor mehr als vierzig Jahren diese bedrückenden Zeilen auf's Papier setzte. Erinnerungen werden wach und Fragen tauchen auf. Hier beschreibt der Autor zwei Menschen die sich in ihrer Jungend kurz kennengelernt haben und aus den Augen verloren. Beide Hauptprotagonisten haben einen gewissen Bezug zu Berlin, sie kehren zum Ursprung zurück, der etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hat.

Der Autor schreibt sehr poetischen und auch eine melancholische Note ist dem Ton zu entnehmen, doch leider holte mich die Geschichte nicht richtig ab. Zu viele Fragen die offen bleiben, zu viele Fäden die nicht zu Ende gesponnen werden. Sämtliche Personen werden nicht richtig definiert, als wollte der Autor nicht allzu viel über seine Protagonisten verraten. Ich fühlte mich teilweise in der Handlung orientierungslos, obwohl ich Mysterien und Geheimnisse anziehend finde. Mein Fazit: schöne Sprache, ermüdende Geschichte.

Bewertung vom 18.04.2016
Reise im Mondlicht
Szerb, Antal

Reise im Mondlicht


sehr gut

Es geht um Mihály, Sohn eines Fabrikanten aus Budapest, der sich in Italien auf Hochzeitsreise befindet. Nach einem kurzen Techtelmechtel, heiratet er Erzsi, weil es ihm vernünftig schien, weil es zum Erwachsensein dazu gehört. Für ihn wird diese Hochzeitsreise zu einem Prozess der Selbstfindung. Das junge Paar besichtigt das Kloster Fiesole bei Florenz. Hier entdecken sie ein chinesisches Gemälde über das Jüngste Gericht und als sie das Kloster verlassen, breitet sich über Mihály eine Weltuntergangsstimmung aus, diese entspricht genau dem Seelenzustand seiner Jugend. Er verlässt kurzerhand seine Frau, indem er sie im Zug alleine sitzen lässt. Er irrt durch die Landschaft, Erinnerungen holen ihn ein. Völlig erschöpft verschlägt es ihn nach Umbrien. Dort trifft er einen weisen Mönch, der ihm hilft, ins seelische Gleichgewicht zurückzufinden.

Antal Szerb schreibt wunderbar leicht und poetisch, auch wenn anfänglich die Sprache plump und flach erschien, nach dem dritten Kapitel wird jeder Satz zum Genuss. Trotz des eher anspruchsvollen Themas, gelingt es dem Autor bodenständig und realitätsnah zu schreiben, selbst das Motiv Tod, das eine gewichtige Rolle in dieser Geschichte spielt (wie in fast allen ungarischen Büchern), wird charmant und salonfähig abgehandelt. Die Darstellung der italienischen Landstriche und Städte, die Ausflüge durch die umbrischen Dörfer, weckten in mir sofort die Reiselust, überhaupt schafft es Szerb eine wundervolle Stimmung im Buch zu verbreiten: melancholisch, nostalgisch, sehnsüchtig. Für mich ein tolles Buch!

Bewertung vom 14.04.2016
Die Hexe von Portobello
Coelho, Paulo

Die Hexe von Portobello


weniger gut

Für die einen spiritueller Quatsch, für die anderen eine Offenbarung. Diesmal zähle ich mich zu den einen, denn selbst wenn ich der Esoterik nicht unbedingt abgeneigt bin und wenn die Spiritualität in meinem Leben eine gewichtige Rolle spielt, fand ich dieses Buch enttäuschend. Es geht um die Selbstfindung einer unruhigen Frau, die sich selbst Athena nennt. Auf ihrem spirituellen Weg begegnet sie der "großen Mutter" und gibt später hilfsbedürftiger Seelen ihre Weisheit weiter. Sie Reist durch die Welt auf der Suche nach ihren Wurzeln, lernt rituelle Tänze, übt sich in Kalligraphie und begegnet der Erkenntnis in Person. 13 ihr sehr nahestehenden Menschen erzählen rückblickend über diesen Weg, wodurch der Roman wie ein Zeugenbericht gegliedert ist.

Zu beginn konnte ich mich noch auf die Geschichte einlassen, doch schon bald merkte ich wie übertrieben und geradezu lächerlich die ganze Handlung aufgebaut war. Die Hauptfigur wirkte auf mich völlig irreal und hysterisch, und die Hexe auf die ich mich anfangs gefreut habe, war leider nirgends zu finden.

Bewertung vom 12.04.2016
Diesseits von Eden
Kaminer, Wladimir

Diesseits von Eden


gut

Leider keine Fortsetzung der unterhaltsamen Erlebnisse aus dem Schrebergarten, zwar etwas enttäuschend, doch auch hierbei kam die Unterhaltung nicht zu kurz. Die willkürliche Regeln im Schrebergartenverein waren für Kaminer nicht länger hinnehmbar, deshalb erwarb er für sich und seine Großfamilie eine Datscha zum Arbeiten, Feiern und Entspannen. Doch auch hier in der niedlichen Dorfidylle, tauchen bereits nach kurzer Zeit die ersten Möchtegernprobleme auf. Es geht ausführlich ums Angeln und den Angelschein, Würmer, Barsche und die lieben Nachbarn. Dazwischen im gewohnten Stil die Vergleiche und Unterschiede zwischen der West- und Ostmentalität, zwar nett doch stellenweise zu ausführlich und verletzlich. Dieses Buch gehört mit Sicherheit nicht zu Kaminers Glanzleistung, doch unterhalten wurde ich allemal.