Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
CalicoCat

Bewertungen

Insgesamt 113 Bewertungen
Bewertung vom 15.10.2023
Hope's End
Sager, Riley

Hope's End


ausgezeichnet

4,5 Sterne von mir - atmosphärisch, düster, fesselnd!

Neuengland, Maine – 1929: Hat die 17-jährige Lenora Hope ihre Familie brutal ermordet? Aus Mangel an Beweisen werden die Ermittlungen eingestellt und seither hat sie nicht mehr darüber gesprochen.

1983: Die Ü-30-erin Kit ist frustriert. Sie hatte Probleme bei der Arbeit, die polizeiliche Ermittlungen nach sich zogen, die ins Leere liefen, doch sie musste wieder zuhause einziehen.

Dann bekommt sie die Gelegenheit als häusliche Pflegekraft in Hope’s End zu arbeiten, einer gigantischen Villa am Atlantischen Ozean, um sich um die 71-jährige Leonora zu kümmern. Diese ist, gezeichnet von den Nachwirkungen mehrerer Krankheiten, auf einen Rollstuhl angewiesen und kann nicht sprechen. Kit nimmt dem Job bei der vermeintlichen Mörderin widerwillig an, mit ihrer Vita kann sie schließlich nicht wählerisch sein.

Plötzlich möchte Lenora erzählen was damals geschah und fängt an auf ihrer Schreibmaschine tippen: Sie beginnt mit den Ereignissen, die sich acht Monate vor den Morden ereigneten, um zu erklären, wie es dazu kommen konnte, wer was tat und warum...

Doch in Hope’s End häufen sich auch in der Gegenwart bedrohliche Vorfälle und Kit erfährt schrittweise wer, was darüber weiß - schockierende Enthüllungen inklusive. Aber wem kann sie vertrauen? Leonora, die behauptet, dass ihre Schwester Virginia herumspukt? Der herrischen Hauswirtschafterin? Dem flapsigen Dienstmädchen? Dem offenherzigen Gärtner? Dem freundlichen Koch? Und weshalb ist ihre Vorgängerin heimlich über Nacht verschwunden, ohne zu kündigen? Jemand scheint um jeden Preis verhindern zu wollen, dass die Wahrheit ans Licht kommt...

Riley Sager vermittelt von Anfang an eine greifbar unheilvolle Stimmung und ein sehr gutes Bild der Charaktere. Erzählt wird, mit viel Feingefühl sowie psychologischem Gespür, aus Kits uns Leonoras Sicht. Der atmosphärische, ausdrucksstarke Schreibstil ließ die Geschichte über zwei Frauen mit zweifelhaftem Ruf, der ihr Leben prägt, wie einen Film vor meinem geistigen Auge ablaufen.

Die Geschehnisse sind herrlich verschachtelt, rätselhaft, packend sowie kurvenreich. Und das letzte Drittel ist nervenzerreißend spannend, erschütternd, außerdem voller schwindelerregender falscher Fährten bzw. Enthüllungen! Zwei Elemente der Auflösung fand ich zwar nicht 100%ig plausibel, aber bei der Fülle von Wendungen, Überraschungen sowie entsetzlichen Erkenntnissen trübte das mein Lesevergnügen kaum.

Die Zeitreisen in die 1920er und 1980er sind ein tolles Extra!

Bewertung vom 09.10.2023
Die Dolmetscherin - Ihre Übersetzung entscheidet über das Urteil (eBook, ePUB)
Robinson, Brooke

Die Dolmetscherin - Ihre Übersetzung entscheidet über das Urteil (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Genial!

“Die Dolmetscherin” ist ein intelligenter, tiefgründiger und einfallsreicher Psychothriller über eine labile und doch zähe Dolmetscherin. Ihre täglichen Kämpfe, die innerlichen wie äußerlichen, werden nuanciert, beklemmend sowie fesselnd geschildert. Ich habe das Buch in zwei Zügen verschlungen!

Nachdem Revelle beim Dolmetschen ein fataler Fehler unterlaufen war, versuchte sie ihn abzuhaken, nach vorne zu schauen, ihr schlechtes Gewissen quält sie jedoch seither und sie hat ihr Selbstvertrauen verloren. In der Gegenwart versucht sie ihre unberechenbaren Dolmetscheraufträge mit ihrer neuen Rolle als alleinerziehende Mutter in Einklang zu bringen - während ihre Arbeit gleichzeitig zunehmend zum ethischen Drahtseilakt wird.

Ich mochte Revelle. Ja, sie ist neurotisch und ich fand es zunächst befremdlich, dass ein labiler Single mit finanziellen Problemen und einem unbeständigen Job ein traumatisiertes Kind adoptieren will, mit fortschreitender Handlung wird das allerdings mehr und mehr nachvollziehbar...

Als sich bedrohliche Vorfälle in Revelles Leben häufen, die sowohl ihr Privatleben als auch ihren Beruf betreffen, wird sie hin und her gerissen. Sie bemüht sich Ruhe zu bewahren, pragmatisch zu sein, Lösungen zu finden, um schließlich doch immer wieder in einem Meer aus Paranoia, Panik sowie Schuldgefühlen zu versinken.

Dann erlaubt sie sich, im Namen der Gerechtigkeit, eine ethische Verfehlung. Aber gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht und als Revelle merkt, was sie angereichtet hat, verstrickt sich immer tiefer in selbstzerstörerische Täuschungsmanöver, um zu retten, was zu retten ist - spätestens ab jetzt wird es nervenzerreißend spannend! Und die Auflösungen sind brillant: Unerwartet, originell, erschütternd - dabei restlos überzeugend!

Bewertung vom 07.10.2023
Wer den Löffel abgibt (eBook, ePUB)
Maxwell, Jessa

Wer den Löffel abgibt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Cosy-Crime mit Substanz, Humor, Thrill & vielen Überraschungen!

Die betagte Betsy, eine erfolgreiche Backbuchautorin und Jurorin der TV-Show “Bake Week“ lädt wieder zum Backwettbewerb ein. Doch dieses Mal muss sie einen populären, jüngeren Co-Juror ertragen.

Die Bäcker: innen sind ein buntes Gemisch: Eine über 70-jährige, die die Ruhe weghat. Ein Mathelehrer, der wissenschaftlich und pedantisch vorgeht. Eine ehrgeizige junge Frau aus dem Mittleren Westen. Ein gelangweilter Millionär auf der Suche nach einer Herausforderung. Ein bodenständiger Architekt und eine wenig erfahrene Ex-Journalistin, die unter Panikattacken leidet.

Es dreht sich nicht alles um den Wettstreit: Das Konkurrenz-Backen nimmt zwar viel Raum ein und fiese Sabotageakte sorgen bei einigen unfairerweise für ein vorzeitiges Ausscheiden, aber im Grunde geht um die Charaktere bzw. ihre Geschichte. Kaum jemand ist wer er oder sie vorgibt zu sein, sodass dunkle Geheimnisse oder verborgene Motive ab einem gewissen Punkt wichtiger werden als der Backwettstreit.

“Wer den Löffel abgibt” ist von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar atmosphärisch, mysteriös sowie fesselnd gestaltet! Der lebendige, ausdrucksstarke Schreibstil, das Setting - ein verwinkeltes Herrenhaus in Vermont -, Humor und Agatha Christie-Vibes machen diesen raffinierten wendungsreichen Krimi zu einem unwiderstehlichen Leseerlebnis.

Die Figuren sind ausnahmslos großartig charakterisiert: Interessant, tiefgründig und absolut lebensecht. Ich hatte keinerlei Mühe den Überblick über ihre Hintergründe bzw. ihre Beziehungen zueinander zu behalten.

Die verführerischen Beschreibungen von Biskuittoren mit Vanille-Himbeer-Creme oder dampfenden Hefebrötchen mit pikanter Füllung machen Lust selbst zur Rührschüssel zu greifen – doch dafür müsste man das Buch weglegen und das ist keine Option! Aber Achtung: Nicht hungrig lesen!

“Wer den Löffel abgibt” ist ein genialer Locked-Room-Krimi mit vielen Facetten. Konflikte, innere sowie zwischenmenschliche, sorgen für eine unheilvolle Stimmung und die mysteriösen Begebenheiten regen zum Miträtseln an. Ich kann kaum fassen, dass dieses Buch ein Erstlingswerk ist, denn Jessa Maxwell rührt Wohlfühlmomente, Humor, erschütternde Erkenntnisse sowie Spannung ausgewogen zu einem unvergesslichen Lesegenuss zusammen.

Bewertung vom 28.09.2023
In the Blink of an Eye / Kat und Lock ermitteln Bd.1 (eBook, ePUB)
Callaghan, Jo

In the Blink of an Eye / Kat und Lock ermitteln Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Großartig!
Kann KI bei polizeilichen Ermittlungen helfen? Um das herauszufinden sollen DCS Kat Frank und ihr Team Cold Cases mit Hilfe von Lock, einer humanoiden KI, neu aufrollen.

Lock, die drei menschlichen Ermittelnden und die zwei Vermisstenfällen, die parallel bearbeitet werden, sind wirklich sehr interessant, unterhaltsam sowie spannend gestaltet!

Ich habe es jedes Mal gefeiert, wenn Lock die KI-skeptische Kat mit unbequemen Wahrheiten über Menschen und den Polizeiapparat so herrlich lakonisch vorführt. Kat ist zwar nicht dumm, sie verfügt über viel Leben- bzw. Berufserfahrung, doch sie ist voreingenommen: Sie überschätzt Menschenkenntnis und Intuition, gleichzeitig unterschätzt sie menschliche Schwächen, die in Form von unbewussten Vorurteilen sowie persönlichen Erfahrungen jede Entscheidung kontaminieren. Genau wie sie die Abwesenheit von Höflichkeit oder Ehrgeiz unterschätzt...

Und welcher Mensch kann Unmengen von Daten (Textnachrichten, Social Media Posts, Überwachungskameras etc.) innerhalb von Sekunden auswerten?

Der Wettstreit zwischen “Mensch vs. Maschine” ist faszinierend und macht neugierig – wird man einander zu schätzen lernen oder wird die Rivalität immer erbitterter?

Der lebendige, teils humorvolle Schreibstil ist absolut mitreißend, die KI, Kat und ihre beiden Sidekicks werden realistisch dargestellt und die ereignis- sowie facettenreiche Handlung ist von Anfang bis Ende fesselnd!

Neben der Perspektiven der Ermittelnden gibt es auch den Blickwinkel eines Opfers - um welches handelt es sich? Wird es rechtzeitig gefunden? Und was ist mit dem anderen Vermissten?

“In the blink of an eye” ist ein origineller, intelligenter, mutiger, amüsanter, bewegender sowie packender Krimi mit vielen gelungenen Wendungen!!!

Ich würde mich über die Möglichkeit Lock rund um die Uhr “zur Verfügung zu haben” sehr freuen! Die KI hat mich an K.I.T.T (aus der TV-Serie Knight Rider), Sherlock Holmes und Sheldon (aus der TV-Serie TBBT) erinnert.

Ich freue mich schon auf Band 2!

Bewertung vom 25.09.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


gut

Evelyns Bruder Fabian verschwand vor zwei Jahren während eines Wohnmobil-Trips spurlos, doch nun scheint es einen Hinweis zu geben...

Evelyn leidet unter dem ungeklärten Verschwinden ihres Bruders und lebt ein selbstzerstörerisches Leben. Ihre Arbeit als forensische Psychologin gibt Evelyn ein letztes bisschen Halt. Dann bittet die Polizei um ihre Hilfe: Ein Serienmörder tötet scheinbar willkürlich Menschen auf Campingplätzen. Als ein Zeuge dabei hilft, ein Phantombild zu erstellen, werden die Ermittlungen für Evelyn sehr persönlich...

“Der Trip” ist sofort packend, denn die mysteriösen Begebenheiten und die vielen offenen Fragen erzeugen eine enorme Spannung: Lebt Fabian noch? Falls ja, was ist mit ihm geschehen? Und was hat es mit den Serienmorden auf sich?

Evelyn hat mir lange richtig gut gefallen, klar sie ist total “kaputt” (verständlicherweise), allerdings auch tough, wobei ich ihr Denken und Handeln zum Ende hin immer weniger nachvollziehen konnte. Verschiedene Blickwinkel halten die Spannung hoch und bieten faszinierende Einblicke, ich fand die Handlung jedoch wenig glaubwürdig. Einige falsche Fährten empfand ich als nicht besonders gelungen, aber vielleicht sollen das ja gar keine falschen Fähren sein, evtl. dienen diese Elemente einfach nur der Atmosphäre!?

Das Ende fand ich OK, irgendwie hat mir das gewisse, verblüffende Etwas gefehlt.

Bewertung vom 12.09.2023
Rosenfluch / The Romeo & Juliet Society Bd.1
Schoder, Sabine

Rosenfluch / The Romeo & Juliet Society Bd.1


gut

“The Romeo & Juliet Society” konnte mich nicht packen – ich habe den Eindruck, dass es evtl. ein Jugendbuch ist, für das man tatsächlich jugendlich sein sollte, um Freude daran zu haben.

Mode, Styling, Attraktivität, körperliche Anziehung sowie Kabbeleien zwischen frenemies bzw. love interests spielen immer wieder eine Rolle - mir war das zu viel und zu oft. Ereignis- und einfallsreich geht es aber auf jeden Fall zu.

Ich empfand die Handlung als Mischung aus eher unzusammenhängenden magischen Begebenheiten, die mir wenig plausibel erschienen – vielleicht habe ich die Magie bzw. Ihre Regeln und Konsequenzen auch einfach nicht verstanden...

Der Schreibstil ist flüssig, humorvoll, ausdrucks- und bildstark. Mit den meisten Figuren konnte nicht viel anfangen, die weibliche Hauptfigur, Joy, fand ich allerdings insgesamt ziemlich sympathisch.

Bewertung vom 09.09.2023
Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
Stehn, Malin

Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung


ausgezeichnet

Psychospannung vom Feinsten!

Ich bin begeistert, Malin Stehn weiß man eine greifbar unheilvolle, spannungsgeladene Stimmung aufbaut und hält!

Die Hochzeit von Emily und William in einem Schloss wurde bis ins letzte Detail geplant, denn alles soll wie im Märchen sein. Doch “Nur eine Lüge” ist ein Thriller, weshalb ein tragischer Todesfall die feudale Feier beendet.

Ein verheerender Unfall, der acht Jahre zurückliegt und sowohl Emilys als auch Williams Familie betraf, trübte das Liebesglück der beiden von Anfang an. Die Eltern des Paares waren einst eng befreundet, nach dem Unfall führten Schuldzuweisungen sowie Unversöhnlichkeit jedoch zur Entfremdung.

Während der Hochzeitsfeier kommt die düstere Vergangenheit der strahlenden Gegenwart in die Quere, als jahrelang simmernde Schuld, Frustration und Wut schließlich überkochen...

Die Handlung ist so atmosphärisch und eindrücklich gestaltet, dass ich gar nicht anders konnte, als in die ereignisreiche Geschichte einzutauchen und das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte! Ich habe die gut 400 Seiten in nur zwei Zügen verschlungen!

Die inneren sowie äußeren Konflikte der lebensechten Charaktere voller Ecken und Kanten sind plastisch dargestellt und faszinierend verstörend, denn die heiklen Geheimnisse, die einige hüten, vergiften alles...

Die verschiedenen Blickwinkel, Zeitebenen sowie offenen Fragen sind absolut fesselnd. Erzählt wird aus der Sicht der Familie Brandt: Mutter, Vater, Tochter/Braut & Sohn – sie schildern wie sie die Zeit um den Umfall herum und die Hochzeitsfeier erleben.

Im Innenteil des Buches gibt es ein tolles Familien- bzw. Personenverzeichnis, das ich jedoch unnötig fand, denn die Verwandtschaftsverhältnisse und die sonstigen Verbindungen erschließen sich ganz natürlich.


“Nur eine Lüge” ist in jeder Hinsicht ein Meisterwerk: Charakterzeichnung, Schreibstil und Dramaturgie zeugen von wahrem Können! Zudem braucht Malin Stehn keine Tricks oder Kniffe, um die Leserschaft mit unvorhersehbaren Überraschungen zu verblüffen! Unbedingt lesen!!!

Bewertung vom 07.09.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


ausgezeichnet

4,5 Sterne von mir - raffiniert à la Agatha Christie

Die Handlung ist von Anfang an unheilvoll, rätselhaft und fesselnd!

Der Schreibstil ist lebendig, bildstark sowie eindrücklich - ich konnte mir alles sehr gut vorstellen und mit den Figuren fühlen.

Die Charaktere sind großartig gezeichnet: Lebensnah, vielschichtig, mit echten Fehlern, Schwächen sowie Stärken.

Es war faszinierend zu erleben, was, wie während Zugfahrt alles passiert, denn da sind so viele Kleinigkeiten und die Andeutungen schwelender Konflikte, dunkler Geheimnisse sowie verborgener Pläne machen neugierig!

Die Atmosphäre ist grandios: Ein Nachtzug, der Im Schneechaos kurz vor Weihnachten von London nach Fort William fährt - in die schottischen Highlands. Die vielen verschiedenen Zuggäste sind interessant und es geht turbulent zu – das bunte Geschehen spielt sich hauptsächlich im Speisewagen ab, aber auch auf den Gängen, in den Abteilen und draußen im Schnee geht es ereignisreich zu...

Während der ersten Hälfte lernt man die Figuren kennen und erlebt, wie sie sich anfreunden oder anfeinden...

Ab ca. der 2. Hälfte geht es um den Mordfall. Roz, eine scharfsinnige Polizistin im Ruhestand, übernimmt die Ermittlungen, auch um sich von ihren Sorgen abzulenken. Sie hadert mit ihrer nicht verarbeiteten traumatischen Vergangenheit und ihrer Tochter steht eine komplikationsreiche Frühgeburt bevor. Roz hat ein unendlich schlechtes Gewissen, weil sie nicht früher losgefahren ist, um ihr beizustehen. Ihre komplizierte Lebensgeschichte wird feinfühlig sowie ergreifend geschildert. Für mich hätte es die (vielen) dramatischen Gegebenheiten rund um Roz nicht gebraucht, gestört sie mich allerdings auch nicht wirklich. Aber einige zeitgeistliche Elemente werden mir etwas zu demonstrativ dargestellt.

“Mord im Christmas Express” ist ein atmosphärisches, mysteriöses, unterhaltsames und spannendes Leseerlebnis!

Agatha Christie Fans sollten sich dieses Buch auf keinen Fall entgehen lassen!

Bewertung vom 02.09.2023
Wer vom Teufel spricht
Wilding, Rose

Wer vom Teufel spricht


sehr gut

3,5 Sterne von mir: Für mich zu viel Drama & zu wenig Thrill

Die Journalistin Kaysha hat getan, was sie am besten kann, sie hat recherchiert: Nachdem Jamie ihr übel mitgespielt hatte, hat sie ihn beobachtet und festgestellt, dass er ein tyrannischer Narzisst ist, der auch anderen das Leben zur Hölle macht. Anschließend hat sie eine Art Selbsthilfegruppe mit den sechs Frauen, die Jamie ebenfalls zum Opfer gefallen sind, gegründet. Doch nun ist er tot, brutal ermordet, und keine von ihnen will es gewesen sein.

Dann spielt Kaysha wieder Schicksal: Sie sorgt dafür, dass ihre Ex, eine Polizistin, den Mord an Jamie untersucht...

“Wer vom Teufel spricht” ist ein feministischer Spannungsroman, in dem Frauenfeindlichkeit viel Raum einnimmt. Ich finde es generell toll, wenn Schriftsteller*innen gesellschaftliche Probleme in eine Romanhandlung einfließen lassen, hier ist mir das aber etwas zu explizit und dominant gestaltet – zum Beispiel, wieso sind Jamies Opfer alle weiblich?

Die Haupthandlung spielt im Januar 2000, es gibt aber viele (für mich zu viele) Rückblicke in die dramatische Vergangenheit der Protagonistinnen - diese sind zwar interessant sowie ergreifend, ich habe allerdings einen Thriller erwartet (so steht es auf dem Cover) und meiner Meinung nach ist dieses Buch ein Drama mit Spannungselementen.

Trotz der vielen Perspektiven fiel es mir leicht den Überblick zu behalten, da die einzelnen Frauen sehr einprägsam dargestellt werden.

Die Ermittlungen und die Ereignisse nach dem Mord sind spannend sowie nervenaufreibend.

Die Handlung ist komplex, düster, überraschend und erschütternd. Die vielen verschiedenen Beziehungen, die Jamie zu den sieben Frauen hatte, waren geprägt von Lügen, Manipulation und Betrug. Ich finde es sehr realistisch, dass einige von Jamies Opfern ebenfalls zerstörerisch waren und großen Schaden angerichtet haben, wenn auch nicht mit böser Absicht - für die Leidragenden dürfte das kaum einen keinen Unterschied machen...

Ich empfinde es irgendwie als “unfeministisch”, da klischeehaft aktiv vs. passiv oder raffiniert vs. naiv, dass der Mann der Teufel ist, der manipuliert, plant und gezielt eigennützig handelt, während die Frauen aus Versehen Schaden zufügen, weil sie es nicht besser wissen, z.B. wenn sie blind vor Liebe sind.

Der Mordfall bzw. die Ermittlungen sind ungemein packend und wendungsreich gestaltet, doch diese Elemente kommen für meinen Geschmack zu kurz. “Wer vom Teufel spricht” ist für meiner Meinung nach vielmehr ein Drama als ein Thriller, sodass meine Erwartungen in Bezug auf Nervenkitzel kaum erfüllt wurden.

Bewertung vom 31.08.2023
The Castaways (eBook, ePUB)
Clarke, Lucy

The Castaways (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Absolut fesselnd!

Lori ist verschollen und kämpft mit drei ein halb Leidensgenossen ums Überleben auf einer einsamen Insel im Pazifik. Ihre Schwester Erin versucht verzweifelt sie zu finden - erfolglos. Zwei Jahre später gibt es plötzlich eine vielversprechende Spur und Erin, die mittlerweile nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, begibt sich erneut auf die Such nach Antworten.

Die unheilvolle Atmosphäre, die ausdrucksstarken Schilderungen der Gefühle & Gedanken der Schwestern sowie die rätselhafte, wendungsreiche Handlung haben mich sofort gepackt und nicht mehr losgelassen – einmal angefangen, habe ich 200 Seiten am Stück verschlungen!

Aus der Ich-Perspektive erzählt Erin von ihren Nachforschungen auf der Fidschi-Hauptinsel sowie von ihrem Hoffen und Bangen. Aus Loris Sicht erfahren die Leser/innen was nach der Bruchlandung auf einer unbewohnten Insel geschah. Dieser Wechsel macht "The Castaways" nervenzerreißend spannend, denn nach und nach wird auf beiden Zeitebenen Erschütterndes enthüllt.

Die Schwestern sind brillant gezeichnet – mit viel Tiefe und absolut authentisch. Besonders Erin mit ihrer tatkräftigen, (selbst)zerstörerischen, zu Extremen neigenden Art hat mir richtig gut gefallen. Aber auch die Nebenfiguren tragen zur beklemmenden Stimmung bei, denn sie sind herrlich undurchsichtig...

Das schwülheiße Setting bietet den perfekten Rahmen für die zermürbenden Erfahrungen, die beide Schwestern machen müssen und das völlig unerwartete Ende hat mich überwältig!