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Sommerkindt
Über mich: 
Bin eine leidenschaftliche Leserate. Alle Bücher für die ich eine Rezi schreibe habe ich auch gelesen.

Bewertungen

Insgesamt 194 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2022
Wünsche werden wahr / Wunderfrauen-Trilogie Bd.4
Schuster, Stephanie

Wünsche werden wahr / Wunderfrauen-Trilogie Bd.4


sehr gut

Weihnachten mit den Wunderfrauen
Die Autorin schafft es in ihrem bewährten Stil sich wieder den 4 Frauen anzunähern. Es war ein Genus in eine scheinbar heile Welt abzutauchen und an den Weihnachtsvorbereitungen teilhaben zu dürfen.

Unsere 4 Frauen sind zwar älter geworden, vielleicht auch ein wenig reifer, aber im Grunde des Herzens sind sie genau die gleichen Damen die man bereits aus den 3 Vorgänger Bänden kennt. Nur das eben die Zeit weiter gelaufen ist. Die Kinder groß und aus dem Haus und die Sorgen und Nöte des Alltags hinterlassen auch bei den Vieren ihre Spuren. Der Trubel und die Hektik kurz vor dem Fest, die Heimlichkeiten.

Dieser letzte Band bietet noch einmal alles auf, warum man schon die letzten 3 Bände geliebt hat. Da ist ein wenig Krimi und Spannung mit einem Schurken genau das richtige für Annabel auch wenn diese nun auch schon ein wenig älter geworden ist. Helga, die für ihr Leben gerne Ärztin ist. Luise, der alte Haudegen, bei der es Spannungen mit den Kindern gibt. Und Marie, deren Weihnachten diesmal doch etwas anderes verlaufen wird.

Fazit: Ein würdiger Abschluss der Reihe. Auch wenn man die Vorgängerbände nicht kennen sollte, dürfte man schnell in die Geschichte hineinkommen, da es immer mal wieder Rückblicke gibt. Eine hinreisende Geschichte über den Wert von Freundschaft, Familie und Weihnachten. Von mir gibt es eine Leseempfehlung .

Bewertung vom 13.10.2022
Vega - Der Wind in meinen Händen
Perko, Marion

Vega - Der Wind in meinen Händen


gut

Erwartungen nicht erfüllt
Die Autorin widmet sich in diesen dystopischen Jugendroman, den Folgen des anhaltenden Klimawandels. Bis ich mich jedoch an den Schreibstil gewöhnt hatte, hat es ein Weilchen gedauert. Nicht zuletzt, da ich mich an neue Vokabeln gewöhnen musste. Vielleicht währe hier wirklich am Ende des Buches eine Seite hilfreich gewesen, wo die verschiedenen Organisationen bzw. Konzerne oder Gruppen ganz kurz aufgelistet und ihre Position beschrieben werden.

Mittels verschiedener Handlungsstränge, die teils abrupt, teils schleichend in neue Handlungsstränge übergehen, treibt die Autorin die Geschichte voran. An Spannung mangelt es zwar in keinster Weise, jedoch verplempert die Autorin auch viel Zeit mit romantischen Geplänkeln ihrer Hauptfiguren. Sie scheucht sie quasi fast die ganze Zeit durch die Gegend, ausgenommen den wenigen Erholungsphasen. Insgesamt hätte ich mir aber auch wesentlich mehr Hintergrundinfos gewünscht. Als Leser hat man teils wirklich nur eine wage Vorstellung von der Zeit, die beschrieben wird. Es werden zwar immer wieder Brocken hinzugefügt, aber das reicht bei weiten nicht, um sich ein klares Bild zu formen. Nicht desto trotz schafft sie nach dem romantischen Geplänkel wieder an die eigentliche Handlung rund um Vega und ihre Gabe anzuschließen. Dass man als Leser dann allerdings solange warten muss bis die Geschichte wieder deutlich an Tempo zulegt, fand ich nicht so prikelnd.

Mit Vega hatte ich eine dynamisch, clevere junge Frau erwartet, die selbstbewusst ist und ihren Weg geht. Na gut zum Teil stimmt dies ja auch, wenn sie sich auf ihr Ziel konzentriert und dies im Auge behält. Doch mehr wie einmal wird sie „abgelenkt“. Na gut wer will schon gerne alleine sein, aber das sie wirklich so kurz hintereinander zwei „Beziehungen“ eingeht. Wo sie doch ein ganz anderes Ziel hatte, herausfinden, wer hinter diesen Monsterstürmen steckt. Manchmal kam es mir sogar so vor, als währe Vega teilweise nur schmückendes Beiwerk und Leo und Esper stünden im Wintelpunkt.

Das Cover finde ich im Übrigen richtig gut gelungen.

Fazit: Ein dystopischer Jugendroman, der den Klimawandel und dessen Folgen für Umwelt und Menschen behandelt. Neben jeder Menge Aktion kommen auch romantische Momente zum tragen. Bin schon gespannt wie es weiter geht.

Bewertung vom 27.09.2022
Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?
Strobel, Arno

Fake - Wer soll dir jetzt noch glauben?


sehr gut

Als Leser wird man ganz schön in die Irre geführt
Von jetzt auf gleich ändert sich das Leben von Patrick dramatisch, den er wird nicht nur verdächtigt ein Stalker zu sein, sondern kurze Zeit später auch noch ein brutaler Schläger und Mörder. So landet er in Untersuchungshaft. Kurz darauf ist er nicht nur seine Frau sondern auch noch seinen Job los und nicht zu letzt seinen guten Ruf. Erst als ein Topanwalt und dessen Ermittler den Fall übernehmen, kommt Bewegung in den Fall. Der Anwalt findet Spuren, die die Polizei vernachlässigt hat. Und nutzt dabei alle ihm bietenden Möglichkeiten ohne zu ahnen auf was er dabei stoßen wird.

Strobel lässt sich in der „Fakt-Variante“ gut 100 Seiten Zeit, bis die Geschichte richtig spannend wird, bis dahin muss der Leser wirklich Geduld beweisen. Und ja er schafft es den Leser in die Irre zu führen, legt viele Spuren, und erst am Ende gibt es eine Auflösung mit der ich so nicht gerechnet hätte. Allerdings ist dieser Thriller leider kein Pageturner.

Durch eine Reihe von Handlungssträngen, die mit einander verbunden sind oder auf einander aufbauen, erzeugt der Autor Spannung. Ganz nett ist dabei, dass der Hauptprotagonist immer wieder zu Worte kommt, leider wird man dadurch aber auch immer wieder aus dem Lesefluss gerissen. Zeitweilig wächst die Zahl der Verdächtigen in Rekordtempo, das man fast nicht mehr hinterherkommt, doch das ist gar nicht mal so schlecht, da mir hier das Mitraten, wer ist denn hier nun der Bösewicht sehr viel Spaß gemacht hat.

Ja ich gebe es zu, mit dem Hauptprotagonisten hatte ich eine ganze Zeit lang Mitleid. Aber wer würde das nicht haben. Ein scheinbar ganz normaler Typ, aus der Mitte der Gesellschaft, mit guten Job, Frau und Haus, ein vollkommen unbeschriebenes Blatt mit scheinbar weißer Weste, bis zu eben jenen Tag. Und hätte dieser hervorragende Anwalt nicht sehr rasch mitbekommen, das er es mit einem Hochintelligenten Täter zu tun hat und nicht so gewissenhaft gewesen währe und immer genau zugehört hätte währe er wohl damit durchgekommen. So eiskalt und berechnend, ein richtiger Psychopath.

Fazit: Ein Thriller in zwei Varianten herauszubringen ist schon mal Hausnummer, da ich mich hier auf die Faktvariante beziehe und die Fakevariante nicht kenne, kann ich auch nicht beurteilen welche besser gelungen oder aber spannender ist. Fakt ist als Leser muss man bei der Faktvariante etwas Geduld mitbringen, bis einen das Buch packt. Dann wird es jedoch nicht nur spannend sondern auch richtig kriminell, was Täter und Verdächtige betrifft. Die Faktvariante ist nicht unbedingt ein Pageturner, hat aber ein richtig cooles Ende, mit der ich so nicht gerechnet hätte.

Bewertung vom 03.09.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


gut

(k)eine Campingplatzidylle
Gustav ist ein alter kauziger und mürrischer Besitzer eines in die Jahre gekommenen Campingplatzes. Eines Tages gabelt er nach dem Einkaufen Lale auf eine Frau, die „ans Ende der Welt“ gefahren ist, um den Kopf frei zu bekommen. Von da an hilft Lale Gustav dabei den Campingplatz und seine Einrichtungen wieder auf Vordermann zu bringen. Bewegung in die ganze Sache kommt als die Dorfbewohner versehentlich einen Zaun zerstören und dabei auf ein altes „Keltengrab“ stoßen. Kurz darauf taucht der erste Tourist Chris auf, dem viele weitere folgen. Und so kommt richtig Leben auf dem Campingplatz. Doch Chris ist weit mehr als nur ein Tourist. Er will nach fast 40 Jahren endlich seinen biologischen Vater kennenlernen. Ganz nebenbei verliebt er sich in Lale. Und eine Romanze beginnt ähnlich der die Gustav viele Jahre zuvor mit Chris´s Mutter einst hatte. Doch Gustav wird immer schwächer, den Grund dafür enthält er jedoch seinen Sohn vor. Als dann auch noch Lale´s Mann plötzlich auftaucht wird alles viel komplizierter.

Mit dem Schreibstil der Autorin konnte ich mich leider bis zu Ende nicht wirklich anfreunden. Obwohl es an sich eine wirklich gute Geschichte ist, hat sie ein wenig zu viele Themen in die Geschichte gebracht.

Liebe, Leben und Sterben lassen, das sind die drei großen Handlungsfäden, die dieser Roman in sich birgt. Wobei es hier nicht nur eine Liebesgeschichte gibt sondern wenn man es genau nimmt drei. Gustav und Paulette, Lale und Mats, Lale und Chris. Und dann das ganze Leben das sich zwischen allen abspielt. Auch das Sterben nimmt einen nicht unwesentlichen Teil ein. Zum einen ist da Lales Bruder, der gestorben ist und dessen Tod Lale erst einmal verarbeiten muss. Dann ist da Chris der wegen dem Tod seiner Mutter Paulette gekommen ist und dann auf einen todkranken Gustav trifft. Durch all diese großen Themen wogt das vierte Thema Freundschaft, das sich wie ein Band durch den ganzen Roman zieht. Die erste Hälfte des Romans hat mir mit am besten gefallen. Danach hat sich Handlung teilweise extrem gezogen, bzw. gegen Ende musste auf einmal alles ganz schnell gehen, so dass die Ereignisse sich überschlugen und mir hier und da nicht ganz ausgereift erschienen.

Meine Lieblingsfigur im ganzen Roman war Gustav. Auch wenn dieser kauzig und mürrisch war. Er hatte das Herz am rechten Fleck. Hinter seiner rauen Schale war er ein herzensguter Mensch, der durch seine Lebenserfahrung, die Menschen zu nehmen wusste wie sie sind und ihnen den nötigen Freiraum gab. Das für ihn der Roman nun eher ein Sterbeprozess war ist zwar schade aber auch unglaublich traurig. Chris, ist eigentlich auch eine positive Figur in diesem Roman, nur am Ende konnte ich trotz, des Gefühlschaos in dem er gelandet ist, sein Verhalten nicht wirklich nachvollziehen. Sich einfach so aus dem Staub machen, wo er doch eigentlich noch so einiges zu tun gehabt hätte. Gut erst seinen leiblichen Vater finden und ihn dann gleich wieder verlieren, ist nicht einfach, aber davon laufen ist auch keine Lösung.

Fazit: Eigentlich eine wirklich gute Geschichte, wäre da nicht dieser eigenwillige Schreibstil, der das Lesen nicht so einfach macht. Ein leichter Sommerroman, ist es aufgrund der gewählten Themen leider nicht, eher etwas schwere Kost.

Bewertung vom 30.08.2022
Das Glück auf der letzten Seite
Bonidan, Cathy

Das Glück auf der letzten Seite


ausgezeichnet

Hartnäckigkeit zahlt sich aus
Manche Bücher haben die Fähigkeit das Leben von Menschen positiv zu beeinflussen sie glücklich zurückzulassen. Andere und das sind weit weniger, geben ihren Leser weit mehr, sie haben die Fähigkeit das Leben der Leser in neue Bahnen zu lenken.

Vor mehr als 30 schrieb Silvestre in seinem jungen erwachsenen Leben genau einen Roman, in dem es um nichts anderes als das Glück der ersten großen Liebe geht, doch wesentlich mehr erfährt man nicht. Denn dieser Roman wurde durch die wirren der Zeit so nie veröffentlicht. Er ging von Hand zu Hand von einem Leser zum nächsten und veränderte deren Leben nachhaltig. Ja bis er eines Tages in die Hände von Anne-Liese fällt, die alles daran setzt nicht nur den Autor des Manuskriptes zu finden sondern auch all dessen Leser. Bald hat sie alle Hände voll zu tun, denn es stellt sich sehr bald heraus, das noch ein weiterer Autor an diesem Werk gearbeitet hat, doch um diesen ausfindig zu machen bedarf es einiger Anstrengungen und weitaus mehr Fingerspitzengefühl. Denn Silvestre ist ein sehr sensibler und menschenscheues Wesen geworden, der anfangs trotz seiner Neugierde alles andere als begeistert über all die Nachforschungen war. Doch Anne hält das Zepter fest in der Hand und mach immer weitere Leser ausfindig. Die Hartnäckigkeit zahlt sich aus, doch als Silvestre den Namen des zweiten Autors hört taucht dieser plötzlich ab, wo er doch gerade fast alle eine Phobien überwunden hatte.

Die Autorin schafft es mit ihren ganz reizenden und sensiblen Schreibstil einen Briefroman zu erschaffen, der einen wirklich von der ersten bis zu letzten Seite trägt. Man mag das Buch kaum aus der Hand legen, nur um wenige Minuten später wieder danach zu greifen

Ich bitte euch lasst euch nicht davon abhalten wenn ihr hört, dieser Roman ist ein Briefroman. Genau die Art und Weise nämlich, dass dieser Roman in Briefform aufgebaut ist macht die Faszination aus. Es treibt die Handlung voran und es entwickelt sich auch so das eine oder andere Gefühlschaos. Denn dieser Roman ist spannend wie ein Krimi, romantischer wie ein Liebesroman nur sein kann und mit soviel Humor gewürzt, dass man nicht selten in schallendes Gelächter ausbricht.

An dieser Stelle spreche ich für gewöhnlich über die Protagonisten, doch dieser Roman hat eine ganze Reihe von Figuren, die wirklich sehr interessant sind. Anne-Liese eine gestandene Frau, die einen einfach nur ans Herz wachsen kann. Sie liebt nicht nur Bücher über alles sondern auch das Briefe schreiben. Sie ist hartnäckig wie ein Terrier besonders als ihr dieses Manuskript in die Hände fällt und doch so zuckersüß wie der Morgentau auf einer farbenprächtigen Blüte. Silvestre, ein Eigenbrödler, der sich von allen Menschen zurückgezogen hat und sich in seinem Schneckenhaus verkriecht, bis ihm Anne daran erinnert das es dort draußen noch Menschen gibt, dessen Leben er mit seinen Jugendroman nachhaltig beeinflusst hat. Und Maggy, eine der tragischsten Figuren mit einer so traurigen Geschichte und doch so liebenswert.

Fazit: Eine turbulente Geschichte mit Höhen und Tiefen und vielen menschlichen Gefühlschaos. Hinreizenden Persönlichkeiten, die durch ihren speziellen Charme das eigene Herz erwärmen und den eigenen Horizont erweitern. Von mir gibt’s eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 11.08.2022
Der große Fehler
Lee, Jonathan

Der große Fehler


sehr gut

ein fast vergessener Gutmensch
Andrew H. Green, ein Pionier mit Visionen für die Menschen von NY und NY selbst, wird an einem Freitag den 13. von einem gut gekleideten schwarzen auf offener Straße erschossen. Einen ambitionierten Inspektor wird die Ehre zu Teil diesen Mord aufzuklären. Und so nimmt dieser Inspektor die Fährte auf, befragt den Täter, Bekannte, wälzt Dokumente und Aufzeichnung. So enthüllt er nach und nach den Lebensweg des alten Mr. Green von seiner Kindheit auf einer Farm, über seiner Jugend als Lehrling, als Aufseher auf Trinidad, den Anwalt, den Schöpfer des Central Parks, den Geistigen Paten für Musen und Bibliotheken. Und ganz nebenbei enthüllt er auch den Grund für sein frühzeitiges Ableben.

Der Autor schafft es mit seinen eigenwilligen Schreibstil, den Leser in ein fernes Jahrhundert zu entführen. Keine Frage der Roman liest sich gut, wenn auch manchmal etwas langatmig, nicht zuletzt wegen so mancher Wiederholung. Aber ganz ehrlich ohne diesen Roman hätte ich vermutlich nie etwas von einem Andrew H. Green gehört, der nicht nur seiner Zeit weit voraus war, sondern das Wohl der Menschen im Auge hatte.

Mit diesem Roman wird man nicht nur in eine andere Zeit versetzt man lernt auch den Lebensweg von Andrew H. Green kennen dem Vater von NY. Der Roman zeigt in einer ruhigen und neutralen Erzählperspektive den Lebensweg der Hauptperson Green auf. Wie er seine Kindheit und Jugend, seine Lehrlingszeit und sein Leben als Erwachsener verbrachte und auch mit wem. In gewisser Weise zeichnet er das alte amerikanische Kredo auf „ Vom Tellerwäscher zum Millionär“. Nur das Green aus sehr bescheidenen Verhältnissen stammt von einer Farm und sich hochgearbeitet hat. Er hat alles in seiner Macht stehende getan um voranzukommen. Hat sich weitergebildet und dadurch eine sehr ungewöhnliche Karriere hingelegt. Bis zu jenem tragischen Freitag, war Andrew H. Green, ein Mensch, dem das Wohl der Menschen von NY am Herzen lag.

Wem würde der Name Andrew H. Green etwas sagen? Wer würde ihn als Vater von NY im Hinterkopf haben oder gar als Schöpfer des Central Parks von NY? Wer würde vermuten dass er hinter Musen und Bibliotheken steckt? Andrew H. Green war nicht nur vielseitig interessiert sondern auch äußerst talentiert. Für seinen Status den er mit 80 Jahren hatte, musste er sein Leben lang hart arbeiten und kämpfen. Gerade weil er aus äußerst bescheidenen Verhältnissen stammte wusste er wie wichtig es war, dass die Zugangsquelle für Bildung und Erholung möglichst niedrig schwellig sein muss. Dem widmete er sein Leben. Doch sein größtes Glück blieb ihm leider verwehrt, was nicht zu letzt auch an den damaligen Wertesystem lag. So offen wie man heute mit Homosexualität umgeht, so scheu verhielt man sich zur damaligen Zeit. Und jenes zurückhaltende Wesen und eine fatale aneinander Kettung von Fehlern führte zu einem großen Fehler, zum Nachteil von Andrew H. Green.

Fazit: Ein Roman der den geistigen Horizont erweitert und einen in eine andere Zeit entführt. Auch wenn der Erzählstil gewöhnungsbedürftig ist, wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, hat man seine Freue an dem Roman. Manche Vermächtnisse gehen im Laufe der Jahrhunderte verloren, eines wird mit diesem Roman wieder ans Licht gezogen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.07.2022
Erschütterung
Everett, Percival

Erschütterung


weniger gut

stilistischer Kunstroman
Wells ist ein Professor an einer Uni, ist verheiratet und hat eine Tochter. Kurz er lebt ein Leben, das in normalen Bahnen verlaufen sollte. Käme da nicht ein Hilferuf in Form eines kleinen Zettels in einem neuen Hemd, der Selbstmord Professorin an der Uni und eine tödliche Diagnose für seine Tochter. Anstatt primär seine überforderten Frau mit der Pflege der Tochter zu unterstützen, sucht er förmlich das Weite. Flieht vor seinem eigenen Leben in ein Abenteuer. Selbst als der Verfallsprozess bei seiner Tochter dramatisch zunimmt, nimmt er sich lieber anderer Themen an.

Der Autor nutzt eine Vielzahl stilistischer Kunstgriffe und will den Leser mit deren Fülle und Vielfalt beeindrucken. Leider bleibt dabei die Tiefe der Geschichte auf der Strecke. Lesen tut sich die Geschichte dennoch flüssig, nur wird man durch den nüchternen und kalten Erzählstil nicht wirklich mit der Geschichte und den Protagonisten warm.

Das Buch habe ich gelesen, weil ich gehört hatte, dass es verschiedene Varianten von dieser Geschichte geben sollte. Tja da habe ich wohl genau die Variante erwischt, in dem man einen höchst eigennützigen, kalten und egoistischen Protagonisten vorgesetzt bekommt. Aber zurück zu Geschichte. Eingangs hatte ich ja bereits von einer Vielzahl von Themen gesprochen. Jedes einzelne Thema, sei es Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Ehe-/Familienkrise, tödliche Krankheiten, Kriminalität, Sklavenarbeit, Vater/ Tochter Beziehung werden in einzelne Handlungsfäden dargebracht. Sie alle kreisen um den Protagonisten Wells. Für mich hat durch die Fülle der Themen am Schluss einfach die Tiefe in der Handlung gefehlt. Jedes einzelne angeschnittene Thema in diesem Roman wäre eigentlich einen eigenen Roman würdig gewesen.

Der Protagonist Wells, so intelligent er auch sein mag, so katastrophal ist auch seine soziale Kompetenz. Er flieht lieber vor Entscheidungen oder Themen, mit denen er sich dringend auseinandersetzen sollte. Er lässt seine Frau mit einer Tochter zurück die an einer starken degenerativen Krankheit leidet. Er flieht förmlich vor der Verantwortung, ist ihm womöglich zuviel oder passt auch nicht in seinen Lebensentwurf. Ganz ehrlich, auch wenn Wells sich für ihn in einer Ausnahmesituation befunden hat, ist doch davonlaufen keine Lösung, noch weniger der grade so verhinderte Mord durch ihn an seiner eigenen Tochter. Für mich wurde er zunehmend unsympathisch und selbstsüchtig. Kein Mensch mit dem man gerne Umgang haben wollen würde. Auch wenn hin und wieder auch gute Seiten bei ihm aufblitzen wie die Befreiung der mexikanischen Sklavenarbeiterinnen.

Fazit: Erschütterung ist ein Roman, wie es das Leben schreiben kann, aber nicht zwangsläufig muss. Der Autor versucht durch stilistische Kunstfertigkeit zu strahlen, was aber zu Lasten der eigentlichen Handlung geht. Denn diese ist oberflächlich. Selbst der Protagonist wird in dieser Variante des Buches alles andere als einnehmend, sondern eher abstoßend. Da ist es dann auch wenig hilfreich das der Autor in einer kalten, nüchternen und distanzierten Erzählweise schreibt. Alles in allen kein wirklicher Lesegenuss.

Bewertung vom 30.06.2022
Der Markisenmann
Weiler, Jan

Der Markisenmann


ausgezeichnet

Jahreshighlight
Obwohl Kim in einem wohlhabenden Haushalt quasi im Luxus aufwächst, fühlt sie sich, wie das 5.te Rad am Wagen. Nicht zuletzt da ihr Stiefvater immer wieder kleine Sticheleien und Spitzen über ihren Erzeuger fallen lassen. Eines Tages auf einer Party hat sie einen Aussetzer, infolgedessen ihr Halbbruder schwere Brandwunden erleidet. Ihr Halbbruder kommt ins Krankenhaus. Anschließend fahren ihre Eltern in den Urlaub nach Amerika ohne sie. Denn für Kim hat ihre Familie einen ganz anderen Urlaub geplant. Sie soll ihn bei ihrem Leiblichen Vater Papen verbringen. Dieser lebt in einer alten Lagerhalle, zusammen mit einen riesigen Restposten von Markisen aus DDR Produktion. Kim zieht es fast den Boden unter den Füßen weg, als sie realisiert, das sie für 6 Wochen dort hausen soll. Ist sie anfangs noch von Fluchtgedanken getrieben, arrangiert sie sich nicht nur mit ihren neuer Lebensrealität, sondern findet daran Gefallen. Sie lernt das ganze Gegenteil vom Leben im Luxus kennen und gewinnt zusehens an Bodenhaftung. Auch das Verhältnis zu ihrem Vater wird immer enger. So das er am Ende ihrer gemeinsamen Zeit sein großes Geheimnis offenlegt.

Der Autor hat es geschafft mich mit seinen mitreisenden Schreibstil zu packen. Nicht zu letzt da er sich nicht nur dem Thema Wohlstandsverwahrlosung, Kindsmisshandlung sondern auch der Nachwirkung der Stasi auf das soziale Zusammenleben widmet.

Es wird nicht nur Kims Geschichte erzählt, wie sie von ihren Eltern vernachlässigt und regelmäßig drangsaliert wird, sondern auch ihr Scheitern an der Gesellschaft und Schule. Ein Leben im Überfluss mit allem Luxus macht auf lange Sicht auch nicht glücklich. Ihre Leistungen in Schule lassen immer weiter nach und sie verliert den Anschluss. Das sie dann nach ihrem schicksalhaften Aussetzer zu ihrem Vater kommt ist für sie ein Segen. Sie erlebt wie es ist geliebt zu werden, die kleinen Freuden des Lebens zu schätzen. Ihr Wertekompass wird durch ihren Vater nach und nach wieder ins Lot gebracht. Es entwickelt sich eine herzliche Tochter-Vater- Beziehung, von der beide profitieren. Den zum ersten Mal seit über 14 Jahren hat er zusammen mit seiner Tochter Erfolg bei dem Verkauf von Markisen als fahrender Händler im Ruhrgebiet.

Auch wenn die Figuren in dieser Geschichte alles andere als leicht sind, wachsen sie einen unglaublich ans Herz. Vor allem weil sie sich nicht unterkriegen lassen, sondern ihren Weg finden. Charakterlich wachsen und ihren Wertekompass, im Falle von Kim komplett neu justieren. Die Selbstbestrafung von Papen, in dem er über ein Jahrzehnt an dem Vertrieb von Markisen mit Konstruktionsfehler festhält, zeigt nicht nur welche Schuld sondern auch Scharm seit all den Jahren mit sich herumträgt. Aber gerade das Aufeinandertreffen von 2 gescheiterten Persönlichkeiten, die noch dazu Vater und Tochter sind, sich zusammenraffen und zusammen ein kurzes gemeinsames Erfolgsmärchen schaffen ist einfach unglaublich.

Fazit: Dieser Roman ist meinem neuen Lieblingsbuch geworden. Nicht zuletzt wegen dieses tollen Schreibstil. Zugegeben der Inhalt bzw. die Themen sind nicht immer einfach, aber wie sich die Figuren im Laufe der Geschichte entwickeln ist einfach nur genial. Ich kann dieses Buch nur jede wärmstens an Herz legen. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2022
Papier & Blut / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.2
Hearne, Kevin

Papier & Blut / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.2


gut

kommt an Band 1 nicht ran
Nachdem in Australien mehrere erfahrene Siegelagenten verschwunden sind und eine zurückgebliebene Auszubildende Al um Hilfe gebeten hat, machen sich Al und Hob auf den Weg. In Australien werden sie von der Auszubildenden ins Bilde gesetzt. Und das die Zeit drängt, lässt sich kaum noch bestreiten, als Gladis plötzlich auftaucht und auch noch ein seltsamer weißer Punkt auf einer sehr alten Landkarte, der nichts Gutes verheißt. Am Zielort angekommen, bietet sich ihnen ein Schlachtfeld, das Nadia auf den Plan ruft und auch einen alten Druiden. Sie alle stehen vor einen Schlacht, deren Ausgang ungewiss ist.

Der Autor beginnt diesen Fortsetzungsroman mit einem richtig guten Erzählstil, der erfrischend und mitreisend ist. Jedoch lässt eben dieser kesse und freche Erzählstil sehr schnell nach. Der Autor ergießt sich in philosophischen Gedanken und bietet kleinere Geschichten, mit denen er Zeit schindet. Ein paar weniger Seiten hätten dem Roman denke ich wirklich gut getan, bzw. wenn der Autor sich wirklich mehr auf seine Kerngeschichte konzentriert hätte und weniger rumgetorkelt währe.

Ich hatte mich besonders auf diesen Fortsetzungsroman gefreut, da dieser in Australien spielten sollte. Was er ja auch tat, nur von der Umsetzung hätte mir etwas mehr erwartet. Die eigentliche Geschichte wurde immer wieder für philosophische Gedankengänge und alte Geschichten unterbrochen, was die Geschichte unnötig in die Länge zog und mich als Leser immer wieder aus der Geschichte gerissen hat. Das die Lösung, wer Al verflucht hat und warum, noch weiter hinausgezögert wird, nun ja lässt auf eine weitere Fortsetzung schließen, die hoffentlich wieder ein wenig mehr Pfeffer im Gepäck hat und nicht so langatmig ist, wie dieser Roman hier. Als Leser muss man sich hier und da wirklich durch einer Reihe „wirrer“ Handlungsfäden lesen, bis die Geschichte wieder in geordnete Bahnen verläuft.

Ein Wiedertreffen von bekannten Figuren ist immer schön, daher fand ich es zwar schön etwas mehr über deren Geschichte zu erfahren, führte aber auch dazu, das die Geschichte zwangsläufig in die Länge gezogen wurde. Das die unscheinbare Gladis so eine wichtige Rolle spielen würde damit hätte ich nicht gerechnet. Dennoch schafft dieser Roman es nicht an den Vorgängerroman heran. Die Pfiffigkeit und „Kaltschnäuzigkeit“ der Figuren, der Sarkasmus, dieses Quäntchen Frechheit, Hob mal ausgenommen, hat mir in diesen Roman einfach gefehlt. Auch wenn Al diesmal auf zwei Baustellen zugange war, seiner eigener Fluch oder soll ich lieber Flüche sagen, und dann dieses Chaos in Australien. Er hat seinen Job erledigt, war aber eigentlich nicht so richtig voll da.

Fazit: Für mich ist dieser Fortsetzungsroman eher enttäuschend gewesen, nicht nur weil er unnötig in die Länge gezogen wurde, sondern weil der anfängliche „Biss“ mit dem der Autor so genial geschrieben hatte, so schnell abebbte und sich viel zu sehr in philosophischen Überlegungen verstrickt hatte. Der eigentliche Ausgang für Al bleibt weiter unklar, was auf eine Fortsetzung schließen lässt, hoffentlich mit dem gewohnten Biss aus Band 1.

Bewertung vom 29.05.2022
Unser Teil der Nacht
Enriquez, Mariana

Unser Teil der Nacht


sehr gut

Im Sog der Dunkelheit
Wozu Menschen fähig sein können muss Juan von Kindesbeinen an erleben. Durch einen schweren Herzfehler landet er bei einer sehr reichen aber auch verrückten Familie, die seine Gabe als Medium schamlos ausnutzen. Mit der Zeit erkennt Juan, dass der Weg den diese Familie geht weder der richtige ist sondern auch das dieser geradewegs ins Verderben führt. Denn mittlerweile hat er eine kleine Familie und einen kleinen Sohn Gaspar, der seine Gabe scheinbar geerbt hat. Ihm bleibt nicht viel Zeit um seinen Sohn vor den Fänger dieser Familie zu retten. Also schmiedet er einen waghalsigen Plan, bei dem er von seinen engsten Freunden unterstützt wird. Nachdem er es geschafft hat seinen Sohn aus der Einflusssphäre des Ordens zu schaffen, ist dieser jedoch keineswegs außer Gefahr. Er hat ihn mit diesem geschickten Schachzug nur etwas Zeit erkauft. Das muss Gaspar viele Jahre auch erkennen als sein Onkel und Ziehvater brutal gefoltert aufgefunden wird und wenig später stirbt.

Die Autorin hat einen nicht gerade einfachen Schreibstil, an den man sich erst einmal gewöhnen muss. Nicht zu letzt weil sie den Leser mit vielen kleinen Informationen füttert, die man bei der Masse eben nicht so schnell verarbeiten kann. Neben der Familiengeschichte witmet sich die Autorin der Geschichte Argentiniens, der Diktatur, Folter und vielen kleinen Nebenthemen.

Der Roman ist in verschiedene Teile unterteilt, wobei in jedem Teil eine Person zu Worte kommt, die die Geschichte aus ihrer Sichtweise erzählt. Dadurch wird es in Gewisserweise zu einem Generationenroman. Da der Roman doch sehr umfangreich ist, werde ich mich hier nur auf einen Handlungsstrang, der Familiengeschichte konzentrieren. Alles in allen ist der Roman von einer Brutalität geprägt, von Folter, Verstümmelung und Gewalt. Die Adoptionsfamilie von Juan, die ihn seiner biologischen Familie geraubt hat, ist Teil eines sehr einflussreichens Ordens/Sekte, die ihn ohne Rücksicht als Medium missbraucht. Sie verfolgen nur ein Ziel, und dafür soll Juan die nötigen Infos von der Dunkelheit bekommen. Gerade weil die Gewalt ein zentrales Thema in diesem Roman ist und eine gewisse Grausamkeit allgegenwärtig ist, ließt er sich streckenweise recht schwer bzw. man sollte es vermeiden ihn vor der Nachtruhe zu lesen.

Es gibt die Bösen, die Guten und die irgendwo dazwischen stehen. Ein Großteil der Adoptionsfamilie von Juan ist nicht nur verrückt sonder auch fanatisch, da von klein auf an mit diesen Orden sozialisiert wurden. Sie sind Monster und Sadisten, die Menschen aus reiner Lust quälen und Misshandeln. Die Zwischengeneration, zu der Juan und seine Frau Rose gehören, wollen diesen Kreis durchbrechen. Obwohl Rose eben durch ihre Sozialisation zwischen der Modernen und der Welt des Ordens steht. Zum einen hoch gebildet zum anderen jedoch in dieser kleines Welt des Ordens und seinen Regeln verwurzelt. Erst durch ihren Sohn muss sie sich entscheiden, da ihr eigentliches Ziel, den Orden zu leiten, nicht so leicht zu verwirklichen ist.

Fazit: Alles andere als leichte Kost, erwartet dem Leser mit diesen doch sehr umfangreichen Roman. Selbst der Schreibstil, ist nicht ganz ohne, da man quasi mit Zusatzinfos überschüttet wird. Alles in allen ein sehr brutaler und blutiger Roman, der es lohnt gelesen zu werden.