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Hanka

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 11.09.2022
Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1
Etzold, Veit

Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1


gut

Dies ist ein Buch welches sich sehr leicht lesen lässt. Ich hatte es in drei Tagen durch. Aber das lag jetzt eher nicht daran, dass ich es so spannend fand. Sondern, dass ich einfach Zeit dafür hatte und die Seiten ruck zuck gelesen sind.
Das Buch ist gut und hat 3 Sterne verdient. Aber es sticht für mich nicht hervor. Keines welches mich „gefangen“ genommen hat und was ich weiterempfehle. Aber auch keines wo ich das Gefühl habe, das es „verschwendete Lesezeit“ war. Deswegen gut – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Das es hier nicht um das typische Kapitalverbrechen und dessen Aufklärung geht, finde ich positiv. Stattdessen steht der Bankensektor im Mittelpunkt. Wie verdienen Banken Geld, welche Anlagemöglichleiten gibt es, wie undurchsichtig sind manche Systeme für Außenstehende, die Spekulation auf steigende oder fallende Kurse, … Und obwohl das sehr finanztechnisch ist und ich da absoluter Laie, kann man der Handlung problemlos folgen und man muss nicht jede Transaktion verstehen.

Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Ganze karikaturenhaft gezeichnet war. Da werden die Besonderheiten auch hervorgehoben und überzeichnet. Das Gleiche geschieht hier mit den Banken. Es ist sehr überspitzt und sie kommen nicht positiv dabei weg. Aber trotzdem hat es einen wahren Kern.

Doch das große Manko: es fehlte an Spannung! Irgendwie plätscherte die Handlung so dahin. Zu einfach kam Laura an interne Informationen, konnte große Finanzströme nachvollziehen, oder gar was hinter dem Immobilienverkauf steckt. Das ist im wahren Leben dann doch eher eine Sache von Jahren um das aufzudecken. Und so war es leider keine Überraschung wer hier im Hintergrund aktiv ist.

Bewertung vom 18.07.2022
Nur du und ich
van Rensburg, Laure

Nur du und ich


gut

Kampf
… zum einen der Kampf der Protagonisten gegeneinander und um das Überleben und andererseits mein eigener Kampf mit dem Buch.

Doch begonnen hat das Ganze mit einem wirklich überzeugenden und gelungenen Prolog. Gibt er doch einerseits einen recht genauen Eindruck davon, wie die Situation eskaliert sein muss. Andererseits lässt er den Leser völlig im Unklaren, was genau passiert ist und wer hier zu Schaden gekommen ist.

Denn was war passiert: Steven und Ellie fahren zu einem abgelegenen Haus um ganz allein zu sein und die Zweisamkeit zu genießen. So begleitet man im ersten Drittel die beiden bei der Fahrt ins Wochenende, bei ihrem „Einzug“ im Haus, gemeinsamen Unternehmungen, … Und alles sieht harmonisch aus.

Und dann kommt die plötzliche Wende. Wechselnde Perspektiven treffen aufeinander. Vergangenheit und Gegenwart. Was hat zu dieser Tat geführt, wie kommt es zu den Vorwürfen, wie spitz sich die Situation im Haus zu. Teilweise ist es erschreckend mitzuverfolgen wie sich die beiden verwandeln und was sie imstande sind einander anzutun.
Dieser Abschnitt war dennoch sehr langatmig. Es wurde versucht ganz fein herauszuarbeiten, wie es zu den Vorwürfen gekommen ist und was in der Vergangenheit eigentlich geschah. Aber mir waren die Anschuldigungen viel zu schwammig! Entstammten sie einer überspannten Psyche und dem Wunsch nach Rache? Hat die Person sie sich zusammengereimt oder waren es reale Vorkommnisse?
Das ist meiner Meinung nach zu lange unklar geblieben und war auch nicht spannend mitzuverfolgen.
Und so ausgefeilt das Vorgehen anfangs erschien, so laienhaft wurde er dann von der Person umgesetzt.

Interessant wurde es erst wieder, als Steven und Ellie erbittert gegeneinander gekämpft haben. Keinem habe ich es gegönnt die Oberhand zu gewinnen und mit dem Leben davon zu kommen. Aber es war klar, dass nur einer überleben wird. Wer? Und wie?

Doch rechtfertigen die (ernstzunehmenden) Vorwürfe dieses Vorgehen??? NEIN! Selbstjustiz ist der falsche Weg.

Fazit: leider insgesamt zu langatmig und die Umsetzung des Themas fand ich nicht gelungen.

Bewertung vom 10.06.2022
In fünf Jahren
Serle, Rebecca

In fünf Jahren


gut

Mich hat die Inhaltsangabe angesprochen, denn ich fand die Idee interessant. Kann man sein Leben beeinflussen, wenn man bereits einen Einblick in die Zukunft bekommt. Und macht einen dieses Wissen froh oder ist es vielleicht eher beängstigend.
Wie verhält sich also die New Yorker Anwältin Dannie, wenn sie einen Ausblick auf eine Situation in fünf Jahren erfährt. Diese scheint ihrem Plan und der Vorstellung ihres Lebens komplett zu widersprechen und stellt auch die Gegenwart in Frage.

Auf der fünfjährigen Reise begleiten wir Dannie vor allem durch ihren Alltag. Dabei wirkt sie aber eher unnahbar. Das ist zum einem dem Schreibstil geschuldet, aber auch der Persönlichkeit von Dannie. Sie ist ehrgeizig und rational und arbeitet, arbeitet und arbeitet. Und wenn sie mal nicht arbeitet, dann muss sie sich in einschlägig namentlich genannten Geschäften mit Essen versorgen oder man erfährt mehr über ihren Kleidungsstil. Das empfand ich mit der Zeit sehr irritierend und teilweise auch störend / nervig zu lesen.

Dieses kühle Bild von ihr wandelt sich erst am letzten Abschnitt des Buches. Als der Tag aus ihrer Vision immer näher rückt, versucht sie aktiv dagegen zu arbeiten um ihn nicht eintreten zu lassen. Ihr Bemühen macht die Situation aber nicht besser, sondern ist eher kontraproduktiv. Und das Schicksal hat sowieso einen anderen Plan… Und dieser letzte Abschnitt ist dann auch die Stärke dieses Buches und hat mich berührt.

Fazit: Das Buch ist ohne Probleme in 2 Tagen zu lesen. Die Schreibweise ist sehr einfach gehalten - genau richtig für ein nettes und leichtes Buch für Zwischendurch.

Bewertung vom 08.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


gut

Idylle wird in diesem Buch ganz groß geschrieben und ohne Frage wird dieses Gefühl auch sehr gut transportiert. Aber mitunter ist es der Idylle ein wenig zu viel und dann doch nicht realistisch. Es kommt auch mal zu kleineren Reibereien, aber das vorherrschende Gefühl ist eine „heile-Sommer-Campingplatz-Seifenblase“. Doch wer möchte im wahren Leben auf einem Campingplatz übernachten der von kiffenden Junkies bevölkert wird, wo du Duschen in einem sanierungswürdigen Zustand sind und der Besitzer unfreundlich und ein Eigenbrötler ist!?

Doch der Reihe nach: Lale und Christophe landen aus unterschiedlichen Gründen und getrennt voneinander auf dem Campingplatz von Gustav. Da dieser in die Jahre gekommen ist und man eh nichts Besseres zu tun hat, helfen die Beiden dabei den Campingplatz in Schuss zu bringen. Was sie aber jeweils dorthin geführt hat, bleibt vor allem bei Lale sehr lange im Verborgenen.

Die fehlenden Hintergründe haben es mir anfangs auch schwer gemacht in das Buch zu finden und ich hatte meine Startschwierigkeiten. Dann wurde es zunehmend besser und der Autorin ist es gelungen ein leichtes, sommerliches Lebensgefühl zu entwickeln. Vor allem Gustav blühte auf, aber auch die Dorfbewohner insgesamt. Es entstand ein Zugehörigkeitsgefühl, man interessierte sich füreinander und Gustav entwickelt wieder Lebensfreude.
Dennoch habe ich darauf gewartet, dass hier „mehr passiert“, als nur diese Leichtigkeit zu vermitteln, heißt es doch im Klappentext „ein Roman über zweite und dritte Chancen, über das Ankommen, Loslassen und Neubeginnen.“

Und ich musste lange warten um diese Beschreibung zu finden. Aber vielleicht muss man wirklich manchmal aus seinem Alltag ausbrechen und was Neues wagen und mutig sein um darin sein Glück zu finden!?

Fazit: ein netter, leichter Sommerroman (nicht immer ganz einfach zu lesen) mit Charakteren die zu Herzen gehen, der dann doch mehr ist als „nur“ Campingplatzidylle und mit toller Atmosphäre punkten kann.

Bewertung vom 27.05.2022
Die Kinder sind Könige
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


ausgezeichnet

Romane sind eigentlich nicht mein Genre. Aber manchmal muss man neugierig sein und was anderes ausprobieren. Und bei diesem Buch hat es sich für mich gelohnt! Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten, wie das Thema in anderen Büchern umgesetzt wird. Ich konnte also unvoreingenommen an das Buch herangehen.

Es gibt zwei parallele Stränge und Lebensgeschichten. Auf der einen Seite Mélanie die davon träumt berühmt zu werden und dies auch schafft. Und auf der anderen Seite Clara, die daran so gar kein Interesse hat und es zur Polizeibeamtin schafft. Frauen wie sie unterschiedlicher nicht seien könnten.

Beide Frauen lernen wir in ihrer Jugend kennen. Wofür interessieren sie sich? Was sind deren jeweilige Träume? Wie verfolgen sie diese?
Der Fokus liegt aber in der Gegenwart. Durch das Verschwinden von Mélanies Tochter treffen sie aufeinander. Aufgrund der wechselnden Erzählperspektive lernen wir beide Frauen und ihre Motivationen und Gedanken kennen. Gerade das Verhalten von Mélanie löst Unverständnis aus und ist nur schwer zu ertragen. Verdient sie doch ihr Geld damit, ihre Kinder von früh bis spät online zu präsentieren. Dabei ist sie aber keineswegs unsympathisch. Auch wenn man nicht alles verstehen kann, so kann man es (vielleicht) teilweise nachvollziehen.

Sehr gut gefallen hat mir, dass hier zu keinen Zeitpunkt Mélanie an den Pranger gestellt wird. Kein Fingerzeig oder Verurteilung. Die Kritik an ihrem Verhalten entsteht hier durch die Perspektive von Clara.

Die Geschichte wird sehr ruhig und eher sachlich erzählt. Für mich geht es um mehr als „nur“ der Umgang mit Kindervideos und der Abhängigkeit von virtuellen likes.
Es geht um die Medien im Allgemeinen. Welche Suchtgefahr zu bergen. Denn wie viele von uns betreiben einen Kanal auf YouTube, Facebook und co!? Sind wir nicht auch Teil des Ganzen, in dem wir die Angebote konsumieren und uns damit unterhalten lassen!?

Fazit: ein kluger und überaus lesenswerter Roman.

Bewertung vom 04.04.2022
Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der dreizehnte Mann / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.2


sehr gut

Dem angenehmen Schreib- und Erzählstil aus Band 1 ist man sich treu geblieben. Kurze Kapitel in chronologischer Reihenfolge. Die ständig wechselnde Erzählperspektive u.a. zwischen Anwalt Rocco Eberhardt, Rechtsmediziner Justus Jarmer, Journalistin Anja Liebig, Politiker Markus Palme,… sorgt für eine lebendige Handlung und einen schnellen Lesefluss.

Aber es ist kein wirklicher Justizkrimi. Anwalt Rocco Eberhardt wird aufgesucht um bei der Suche nach dem Vermissten Jörg Grünewald zu helfen. Und auch wenn dies gar nicht zu seinem Fachgebiet gehört, möchte er helfen. Als eine Leiche gefunden wird und Rocco bei der Identifikation helfen kann, bleiben die Umstände des Todes zunächst rätselhaft. Auch wenn Rocco bei der Suche helfen konnte, möchte er nun auch seinen Mandanten bei der Aufdeckung der Hintergründe unterstützen.

Wenn man bedenkt, dass die Geschehnisse von realen Begebenheiten inspiriert sind, ist dies kaum zu begreifen und zu verstehen. So konnte ich auch nie die Argumentation für dieses sogenannte Experiment nachvollziehen, und trotzdem fand es statt. Da hätte ich mir gerne noch mehr Informationen gewünscht (egal ob real oder fiktiv), wie dies tatsächlich Unterstützer finden konnte.

Gestört hat mich jedoch, dass hier ein Politiker im Mittelpunkt stand. Dies empfand ich sehr klischeemäßig, da dieser kurz vor einer wichtigen Wahl steht und die Aufdeckung von fragwürdigen früheren Entscheidungen im Moment überhaupt nicht gebrauchen kann. Dabei ist eigentlich unerheblich wessen er genau beschuldigt wird, denn in der Öffentlichkeit wird immer etwas hängen bleiben und das Image beschädigen.

Die Stärke aus Band 1 - die Gerichtsverhandlung - kam hier leider völlig zu kurz. Schade! Bestimmt wollte man für Abwechslung sorgen und neue Aspekte rein bringen - was verständlich ist. Aber in meinen Augen ist dies kein Justizkrimi mehr. Als dann doch mal juristische Aspekte und Möglichkeiten erläutert wurden, hab ich mich kurzzeitig wie eine Jurastudentin in einer Vorlesung gefühlt. Die Passagen empfand ich als sehr sachlich. Wohingegen ich mir an anderen Stellen mehr Tiefgang gewünscht hätte.

Auch eine Ermittlung habe ich vermisst. Vielmehr bekommt Rocco Eberhardt einen Teil der nötigen Informationen zugespielt oder die Beschaffung ist recht vereinfacht und verkürzt dargestellt. Rocco bildet eher den Mittelpunkt. Bei ihm laufen die Informationen zusammen und er sorgt für die entsprechende Bewertung und Weiterleitung.

Fazit: ein gutes Buch zur Unterhaltung mit kriminalistischen und gerichtlichen Aspekten, welches sich super schnell und angenehm lesen lässt. Aber Band 1 war raffinierter.

Bewertung vom 30.03.2022
Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord / Teit und Lehmann ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Der Einstieg ist sehr bildhaft und man kann die Beunruhigung des Lehrers Lasse am eigenen Leib fühlen. Erst der Nebel, dann das Wiederfinden des Kindes und dann auch noch Fund des Toten. Das ist fast zu viel auf einmal.
Und es bleibt nicht bei dem Fund. Der Lehrer wird brutal niedergeschlagen, das Kind verschwindet, und es wird ein Zusammenhang zu früheren vermissten Kindern befürchtet.

Ich selber hatte die Befürchtung, dass dies zu viele Baustellen auf einmal sind und es keinen chronologischen Faden durch das Buch geben wird. Doch dem ist nicht so.

Lykke und ihr Partner Rudi konzentrieren sich auf den Toten im Watt. Und die örtlichen Polizisten ermitteln parallel zu dem verschwundenen Jungen. Wobei die Zusammenarbeit anfangs nicht reibungslos läuft.

Dieses Buch lebt von den beiden Hauptermittler. Zwei unterschiedliche Typen, die sich dennoch auf Anhieb verstehen, ergänzen und hervorragend zusammenarbeiten. Und auch mir sind die Beiden ans Herz gewachsen. Haben sie doch ihre privaten Päckchen zu tragen und sind trotzdem „normale“ Menschen und Ermittler mit Leib und Seele.

Doch es bleibt die Frage ob diese ganzen Fälle überhaupt zusammenhängen und wenn ja wie. Wie viele Täter werden hier gesucht? Nur einer oder doch mehr? Selbst wenn es zu Beginn sehr viele einzelne Fälle sind, die es aufzuklären gilt, wirkte das Buch nie überfrachtet oder überladen. Die Ermittlung ist nachvollziehbar, strukturiert und logisch. Sie kommt teilweise nur langsam voran, aber Stück für Stück gelangen die beiden zu neuen Erkenntnissen. Manches bleibt genauso nebulös wie am Anfang um die Spannung hoch zu halten. Es lässt sich miträtseln und eigene Theorien entwickeln. Mal hat man Recht und mal ist man der falschen Fährte des Autors gefolgt.

Rundum eine spannende, knifflige und facettenreiche Story.
Mein einziger (kleiner) Kritikpunkt ist, dass der ein oder andere Zusammenhang dann doch nicht aufgeklärt wird, bzw. es bei Überlegungen der Ermittler bleibt und man nicht erfährt, ob diese zutreffend waren.

Bewertung vom 11.03.2022
Lilienopfer. Dein Tod gehört mir (eBook, ePUB)
Born, Leo

Lilienopfer. Dein Tod gehört mir (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Cover finde ich leider nicht so gelungen. Blass und nichts aussagend. Vielleicht liegt es daran, dass das Buch nur als e-book erschienen ist!?

Wenn man aber trotzdem darauf aufmerksam geworden ist, dann erwartet einen ein neuer spannender Fall rund um Kommissar Jack Diehl. Vom ersten Satz an ist man mitten im Geschehen und es braucht nicht viel Fantasie, um zu wissen was es mit dem Titel auf sich hat. Der Täter hinterlässt kryptische Botschaften und stellt die Ermittler vor Rätsel. Einen ähnlichen Fall gab es bereits vor Jahren. Doch es finden sich sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede. Ist der Täter von damals wieder aktiv oder gibt es einen Nachahmungstäter? Verschiedene Theorien werden entwickelt. Auch Tatortfotografin Berenice und Profilerin Viola bringen sich ein. Wer hat die entscheidende Idee und bringt die Ermittler auf die richtige Spur?

Alle Hauptcharaktere sind dabei unverwechselbare Persönlichkeiten. Vor allem Kommissar Jack Diehl ist ein markanter und eigenständiger Typ, ein Ermittler mit Ecken und Kanten aber trotzdem sympathisch und authentisch. Und die Wortgefechte zwischen Viola und Jack bringen eine gewisse Unterhaltung, Würze und den ein oder anderen Schmunzler herein.

Die eingestreuten Abschnitte „Erinnerungen an das Lilienhaus“ sorgen für Gänsehautfaktor. Was geschah in der Kindheit? Wie sehr hat sie geprägt und warum ist er zu den späteren Taten fähig.

Unweigerlich habe ich seine andere Reihe mit Mara Billinsky (von der ich Fan bin) im Hinterkopf und bei aller geforderten Objektivität, zieht man Vergleiche. Aber nicht nur Vergleiche was die Kommissare anbelangt, sondern auch den Schreibstil. Und diesen finde ich hier nicht ganz so gelungen. Keine Frage, er ist bildhaft und lässt sich flüssig und gut lesen, aber mir fehlt die nötige Spannung um unbedingt auch noch das nächste Kapitel im Anschluss lesen zu wollen.

Bewertung vom 31.12.2021
Thirteen / Eddie Flynn Bd.4
Cavanagh, Steve

Thirteen / Eddie Flynn Bd.4


ausgezeichnet

Das Cover ist schlicht gestaltet und macht dennoch neugierig. Was auch an dem kurzen Satz „der Serienmörder sitzt in der Jury“ liegt. Der Klappentext hat mich dann endgültig überzeugt und neugierig gemacht. Meine Vorstellung von dem Buch war dann auch genau das, was ich bekommen habe. Einen Justizkrimi. Einen Einblick in das amerikamische Rechtssystem.
Unterstrichen wird dies durch den beruflichen Hintergrund des Autors, der früher als Anwalt gearbeitet hat (wenn auch in Irland).

Aber ganz so einfach, wie es im Klappentext erscheint, ist es doch nicht. Die Beschreibung der Prozessvorbereitung nimmt hier einen großen Teil ein. Wie findet die Auswahl der Geschworenen statt? Welche Beweggründe spielen bei Verteidigung und Ankläger eine Rolle? Wie ist der Mörder überhaupt Teil der Jury geworden?
Dies wird sowohl aus Sicht des Mörders geschildert, als auch aus Sicht des Anwalts. Diese Perspektivwechsel haben das ganze Buch über angehalten und fand ich überaus gelungen.

Von dem Anwalt erfährt man auch ein paar private Hintergründe, aber das ist sehr kurz gehalten. Im Mittelpunkt spielt unbedingt der Prozess. Verteidiger und Ankläger kämpfen jeder für seine Position. Nicht immer mit fairen Mitteln. Denn es muss gelingen die Geschworenen auf die eigene Seite zu ziehen. Kann die Gegenseite es bei einem Zeugen vielleicht schaffen ihn unglaubwürdig erscheinen zu lassen? Und was davon bleibt bei den Geschworenen hängen?

Wir Leser haben den Wissensvorsprung, dass der Beschuldigte wirklich unschuldig ist. Aber wüssten wir es nicht, würden wir vielleicht auch manchmal eher den Zeugen der Anklage Glauben schenken!? Wie kann es Eddie Flynn also gelingen den Serienmörder zu enttarnen, obwohl keine polizeiliche Stelle überhaupt von dessen Existenz weiß und nicht nach ihm gesucht wird?

Also nehmt das Buch in die Hand. Folgt Eddie Flynn auf seinem Kampf für die Gerechtigkeit. Aber keine Sorge - der Mörder ist noch nicht am Ziel, obwohl er in der Jury sitzt.