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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
JosefineS
Wohnort: 
Schwarzenberg
Über mich: 
https://bibliomanie-hoch2.blog/

Bewertungen

Insgesamt 138 Bewertungen
Bewertung vom 25.11.2021
Der Garten des Sargmachers / Ash Henderson Bd.3
Macbride, Stuart

Der Garten des Sargmachers / Ash Henderson Bd.3


sehr gut

Menschliche Knochen, dutzendweise
Ein Sturm tobt an der schottischen Küste, als ein Teil der Klippe ins Meer stürzt enthüllt es das grausige, lang gehegte Geheimnis von Gordon Smith. Unzählige Knochen kommen am Rande der abgebrochenen Landzunge zum Vorschein. Doch die Bergung ist aufgrund des Sturms zu gefährlich und so verschwinden die Beweise nach und nach in der tobenden Nordsee. Ex Detektiv Inspektor Ash Henderson wird mit der schier unmöglichen Aufgabe beauftragt den Mörder zu finden und die Opfer zu identifizieren. Doch was ist, wenn Gordon Smith weiter mordend durch das Land zieht? Wer 50 Jahre unentdeckt so viele Menschen auf dem Gewissen hat, wird kein Idiot sein und sich leicht fassen lassen.

Stuart McBride ist schottischer Kriminal Autor und „der Garten des Sargmachers“ ist der dritte Teil seiner Ash Henderson Reihe. McBrides Romane werden dem „Tartan Noir“ zugeordnet. Unter der Stilrichtung bezeichnet man Kriminalromane mit besonders düsterer Stimmung und deutlich zynischer Handlung. Diese Bezeichnung passt zu recht, denn vor allem durch seinen doch recht ungewöhnlichen Protagonisten Ash Henderson trieft das Buch förmlich vor Sarkasmus. Ein Ex Polizist, der zu Ermittlungen hinzugezogen wird, ist so gesehen keine neue Erfindung. Doch Ash ist der personifizierte Zynismus und das habe ich an diesem Buch sehr geliebt. Viele Figuren haben zwar diesen leichten, direkten und ungeschönten Unterton, doch der Protagonist ist darin unangefochten. Die Ermittlungen drehen sich um zwei unterschiedliche Fälle. Eine Reihe von erdrosselten kleinen Jungen und die lang unentdeckte Mordserie von Gordon Smith. Beide Fälle begleiten uns durch das Buch und ich muss gestehen mir fiel es schwer die Ermittlungen um die kleinen Jungs zu begleiten. Wen Gewalt an Kinder triggert, der sollte überlegen ob er das Buch lesen möchte. Den größten Teil der Story zog Ash mich durch die Handlung. Ärger kann er nie wirklich fernbleiben und lang sahen die Ermittlungen nach dem üblichen Prozedere aus. Doch dann kam der Wendepunkt, er schmeißt alle Bedenken und Konsequenzen über den Haufen und zieht los, einigen Leuten die Abreibung ihres Lebens zu verpassen. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen. Das Ende und der Showdown haben an Stimmung einiges wieder rausgerissen, was die Ermittlungen so an sich nicht gekonnt hätten.

Fazit: ein schottischer Kriminalroman in dem ein unkonventioneller und zynischer Protagonist, dem Regeln völlig egal sind, auf einen sadistischen Antagonisten trifft. Man muss der Story etwas Zeit geben um in Fahrt zu kommen, doch das letzte Drittel des Buchs hatte eine wirklich einschlagende Wirkung.

Bewertung vom 19.11.2021
Der Uhrmacher in der Filigree Street (MP3-Download)
Pulley, Natasha

Der Uhrmacher in der Filigree Street (MP3-Download)


gut

Viktorianischer Krimi meets Steampunk
Als Thaniel an einem kalten Oktober Abend 1883, eine mysteriöse, goldene Taschenuhr auf seinem Kissen, mitten in seiner ärmlichen Junggesellen Unterkunft vorfindet, ahnt er nicht, wie sehr sich seine Welt bald auf den Kopf stellen wird. Als er 6 Monate später einem Bombenanschlag auf das Scotland Yard nur knapp entgeht, weil die bis jetzt defekte Uhr plötzlich Alarm schlug, beginnt er sich auf die Suche nach dem Ursprung dieses merkwürdigen Zeitmessers zu machen. Der Schöpfer heißt Keita Mori und ist ein freundlicher, wenn auch etwas merkwürdiger, alter Mann aus Japan. Thaniel muss unbedingt herausbekommen ob er eventuell für den Anschlag verantwortlich ist, doch diese bezaubernden Schöpfungen von Mori ziehen in unablässig in den Bann. Er hätte das Wissen und die Möglichkeiten der Erbauer einer Bombe zu sein, doch kann dieser verschoben liebenswürdige alte Mann wirklich für so ein Verbrechen verantwortlich sein?
„der Uhrmacher in der Filigree Street“ ist Natasha Pulleys Debüt Roman, mit dem sie den Betty Trask Award gewann und der ein internationaler Bestseller wurde. Die Idee hinter dieser Geschichte und der wirklich bezaubernde Einfluss mechanischer Zaubereien, war überzeugend und hat mir sehr gut gefallen. Moris Fähigkeiten und technische Spielereien waren außergewöhnlich und lieferten einen stimmigen Blick in die literarische Strömung des Steampunk. Jedoch das drum herum der Geschichte wie einige unnötige Szenen nahmen dem Ganzen den Fluss und leider auch Attraktivität. Zu dem braucht die Story etwas um in Gang zu kommen, da es einiger Zeit bedarf, bis die einzelnen Handlungsstränge und Personen zueinander finden und man den Zusammenhang erkenne kann. Als sich zur Mitte einiges fügte, keimte in mir die Hoffnung auf, dass die anfängliche Verwirrung noch in Begeisterung umschlagen könnte. Mori ist ein sehr einnehmender Charakter, zwar hat er eine verschlossene Art an sich, doch man merkt ihm die Güte, trotz seiner kühlen, emotionslosen Intelligenz deutlich an. Mein eigentlicher Favorit war allerdings Katsu, Moris mechanischer Oktopus. Der sich wie lebendig durch das Geschehen schlängelt und mit Vorliebe Thaniels Socken, Kragen und Krawatten aus Schubladen stibitzt. Gerade als ich mich sehr in die Kombi aus Ermittlungen und Steampunk verlieben wollte kam das Ende und ließ mich wieder sehr unglücklich zurück. An sich fügte sich die Auflösung, rein logisch gesehen, wie die Zahnräder eines Uhrwerks, perfekt zusammen. Von der Entwicklung der Geschichte kann ich das leider so gar nicht behaupten, das „Uhrwerk“ der Story gleicht eher dem zu tun des verrückten Hutmachers und des Märzhasen. Das Ganze wäre sicher wunderbar auch ohne diese Beziehungsdramaturgie ausgekommen, zumal der Twist, den Grace dahin legt, überhaupt nicht zu ihr passt und einfach gezwungen wirkt. Moris Fähigkeiten, die wahrscheinlichen Ereignisse der Zukunft zu wissen war beeindruckend genug, ich verstehe zwar die Intension der Autorin damit spielen zu wollen, jedoch wirkte die Umsetzung neben einer so einer extravaganten Figur nur plump. Zudem war es im Hörbuch schwieriger den Überblick zu behalten, da es nur einen Sprecher gab. Dessen Stimme sehr angenehm, die Aussprache klar war und der sich bemühte den verschiedenen Charakteren unterschiedliche Stimmhöhen und -tiefen zu geben. Leider fiel es trotzdem schwer bei Dialogen den Faden nicht zu verlieren.
Fazit: die Idee, des historischen Settings, der Ermittlungen und des Steampunk Einflusses gefiel mir sehr gut. Die Umsetzung in der Geschichte wurde leider durch kleine, unnötige Dramen gestört.

Bewertung vom 26.10.2021
SCHWEIG! (MP3-Download)
Merchant, Judith

SCHWEIG! (MP3-Download)


sehr gut

Kann ich dir trauen?
Das letzte, was Esther an diesem 23. Dezember tun will, ist mit ihrem Geschenk und einer Flasche Wein zu ihrer verrückten Schwester in das abgelegene Haus, in den Wald zu fahren. Doch sie muss, sie ist schließlich die große Schwester und irgendwer muss ja nach der einsamen Sue sehen. Zwei Schwestern, die im jahrelang einstudierten Kampf umeinander Tanzen, lauernd auf eventuell auftretende Risse in der Fassade der anderen. Beide sind sich sicher der anderen nicht trauen zu können, als plötzlich die Masken fallen. Längst begrabene Gefühle flammen wieder auf, es werden Dinge gesagt, die besser für immer im Verborgenen geblieben wären. Das Geschenk ist nicht willkommen, der Wein ist der Falsche und diesen verschneiten Vorweihnachtsabend werden nicht alle überleben.
Schweig ist ein psychologischer Spannungsroman zwischen zwei Schwestern, deren Beziehung Aufgrund vieler Einflüsse toxischer nicht sein könnte. Esther ist die ältere von beiden, der das „du bist die Große“ Prinzip schon in der Kindheit prägend eingepflanzt wurde. Sie hat einen massiven Kontrollzwang gegenüber allem, was sich in ihrem Leben befindet. Sue, die jüngere von beiden, die mit dem Stigma der unzulänglichen „kleinen“ aufwuchs und sich mit Händen und Füßen versucht der Tyrannei ihrer großen Schwester zu entziehen. Oder ist Esther einfach nur treusorgend und Sue erkennt ihre eigenen gravierenden Probleme nicht? Judith Merchant präsentiert uns hier eine Geschichte die sich über das komplette Leben der beiden erstreckt und sowohl das hier und jetzt, deren Kindheit und das letzte Weihnachten mit einbezieht. Erzählt aus den perspektiven zweier nicht immer ganz zuverlässiger Erzählerinnen. Beide Rollen werden im Hörbuch, vorteilhafter Weisen auch von zwei verschiedenen Sprecherinnen verkörpert. Zudem werden die Rückblicke betitelt, was sehr dazu beiträgt beim Hören den Überblick zu behalten. Alle Sprecher*innen machen einen guten Job und bringen die Stimmung, die bersten gespannten Nerven und die Gefühlslage gut rüber. Sie verliehen der Geschichte damit auch passenden Nachdruck. Besonders die psychologische Komponente hat mich sehr in den Bann gezogen. Dieser Abgrund, diese Spaltung die sich aus tausender kleiner Situationen ergeben hat, die für sich genommen kaum Gewicht haben, doch die Summe all dieser Teile eine unfassbar toxische Beziehung ergeben hat, die beide nicht wollen, der sich aber auch keiner zu gänzlich zu entziehen wagt. Der Spannungsbogen war gelungen, die Geschichte nimmt zunehmend an Fahrt auf, das Ende war überraschend. Der Ausgang der Story war für mich unerwartet, passte jedoch in das psychologisch geprägte Gesamtbild.
Fazit: wirklich gelungener psychologischer Spannungsroman. Ein Einblick in den Abgrund toxischer Familienbeziehungen und psychischer Traumata, verpackt in einer mitreißenden Story.

Bewertung vom 22.10.2021
Todesschmerz / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.6
Gruber, Andreas

Todesschmerz / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.6


sehr gut

Nach der Nacht kommt der Tag
Sneijder steckt in Wiesbaden mitten in einer brisanten Ermittlung, als in Oslo der Mord an der deutschen Botschafterin geschieht. Umgehend werden er und Sabine Nemez los geschickt um das Verbrechen in Norwegen aufzuklären. Doch der zunächst einfach wirkende Fall entwickelt sich zu einem Spießrutenlauf durch einen Irrgarten und zu allem Überfluss verweigert die norwegische Polizei die Zusammenarbeit, auch mit weiterer Unterstützung aus dem BKA Team bleibt alles verworren. Der Aufenthalt entwickelt sich für Sneijder zum härtesten Fall seiner Kariere, denn das Ganze hat größere Ausmaße. Als es für alle gefährlich wird, muss Sneijder schleunigst handeln, doch kann er sich und sein Team retten?
Todesschmerz ist Andreas Grubers 6. Band der Todes Reihe um den exzentrischen Ermittler Maarten S. Sneijder und seiner Kollegin Sabine Nemez. Der Fall führt die beiden erneut ins Ausland, doch diesmal ist es nicht wie immer und selbst Sneijder gelangt an seine Grenzen. Die Story ist sehr komplex aufgebaut, jedoch war es mir zwischenzeitlich zu viel Fall im Fall. Doch Gruber wäre nicht Gruber, wenn er die Geschichte nicht so dramatisch gestalten würde, dass der eigentliche Fall schon fast ins Vergessen gerät. Bei der Story bleibt Gruber diesmal konsequent und schon fast rabiat, das musste ich nach dem Ende erst einmal sacken lassen. Nach diesem unerwarteten und drastischen Ausgang warte ich sehnlichst auf die Fortsetzung im nächsten Buch. Andreas Gruber beweist auch diesmal, dass er immer für eine Überraschung gut ist, für seine Bücher und die Leser über Leichen geht und ein Händchen für Dramatik besitzt. Das neue Buch konnte mich wieder begeistern, auch wenn die Begeisterung wahrscheinlich mehr der Reihe, den Charakteren und Grubers ganz eigenem Schreibstil, als mehr dem Fall an sich geschuldet ist. Dieser konnte mich diesmal nicht ganz so sehr in den Bann ziehen, dafür war die privaten Komponente stark ausgeprägt und ausreichend aufwühlend.
Fazit: ein starker 6. Band der Todesreihe, in dem der Kriminalfall und die Ermittlungen weniger überzeugen konnten. Dafür zog Gruber bei den handelnden Personen alle Register.

Bewertung vom 17.09.2021
Ausweglos (eBook, ePUB)
Faber, Henri

Ausweglos (eBook, ePUB)


weniger gut

Was wärst du bereit zu tun?
Als Noah auf dem Dachboden ein Messer an seiner Kehle spürt und eine raue Stimme fordert „bring mich zu deiner Frau“ bleibt ihm keine andere Wahl, doch er hat den Schlüsselbund der verreisten Nachbarn in der Hosentasche, er fasst einen Plan. Als er Stunden später im Krankenhaus erwacht ist er stark zugerichtet und für den Tod seiner Nachbarin verantwortlich, schließlich hat er dem Mörder die Tür geöffnet. Alles sieht für den Ermittler Elias Blom nach dem berüchtigten Ringfinger Mörder aus, doch diesmal scheint er einen Fehler gemacht zu haben, es gibt einen Überlebenden. Noah ist der einzige der mit dem Leben davon kam und so hofft Elias dem Täter doch noch auf die Spur zu kommen. Doch Noahs verhalten ist höchst merkwürdig, kann er seinem einzigen Zeugen trauen?
Ausweglos ist der Debüt Thriller des deutschen Autors und Texters Henri Faber. Der Einstieg findet nach der Tat statt und die Story bewegt sich durch vier Perspektiven. Das macht das Buch abwechslungsreich, man sollte jedoch beim Lesen aufmerksam bleiben um nicht in den Wirrungen der Geschichte unter zu gehen. Es ist nicht gleich ersichtlich in welche Richtung sich die Handlung bewegen wird und das Buch sorgt an der ein oder anderen Stelle für Überraschungen. Der Plot ist an sich gut erdacht, die Umsetzung hat mich jedoch nicht vollends glücklich gemacht. Die Charakterzeichnung war bei einigen einfach völlig drüber. Noahs Frau war völlig too much, zu viele „Bad Cop“ Kollegen um den Überblick zu behalten und der englische Ersatz für Flüche nahm derart überhand, dass es sich wunderbar als Trinkspeil eignen würde, ansonsten leider nur nervig war. Realismus ist nicht immer ein zwingendes Kriterium für Thriller aber an genau dem hat es mir hier bei zu vielen Details, Begebenheiten und Abschnitten gemangelt. Die ersten 2/3 des Buches konnten mich durchaus gut unterhalten, die Auflösung hat mich jedoch so unglücklich gemacht, dass ich den Showdown aus drei perspektiven zäh wie Kaugummi und den darauffolgenden Abschnitt, der hätte eigentlich ganz abrundend wirken sollen nur noch entnervt über mich ergehen ließ. Scheinbar hatte ich eine andere Vorstellung vom Ausgang der Story und war zu festgefahren um diese Lösung zu mögen. Offene Fragen, unstimmige Details, ein allzu williger Kommissar Zufall und seine Auflösung haben dem guten Ansatz den gar ausgemacht.
Fazit: (2,5 Sterne) gute Idee, die hinter der Geschichte steckt, doch einiges war leider etwas drüber und vor allem das Ende konnte mich nicht überzeugen.

Bewertung vom 17.09.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

Der Teufel steckt im Detail
1634 sticht die Saardam in Batavia, Indonesien in See. Ihr Ziel: Amsterdam, ihr Fracht: hochranginge Adelige, Offiziere, Gewürze, ein Geheimnis von unschätzbarem Wert, einen Gefangenen und den Teufel höchst selbst. Kurz vor Abfahrt des Schiffes verkündet ein Aussätziger, dass die Saardam vom Teufel verflucht und dem Untergang geweiht ist. Der gefangene an Bord des Schiffes, gerade noch gefeiert für das Aufspüren einer gestohlenen Kostbarkeit, findet sich in Ketten auf dem Weg zu seiner Hinrichtung in Amsterdam wieder. Bald beginnt ein unheimlicher, unerklärlicher Spuk auf dem Schiff, dem Arendt, der Beschützer des gefangenen Sammy, ohne seinen klugen Freund entgegentreten muss. Stimmen flüstern des Nachts von tiefsten Sehnsüchten und Wünschen, doch alles hat seinen Preis und der Teufel spielt selten fair. Schafft Arendt dem Spuk auf dem Schiff auf die Schliche zu kommen oder werden alle im dunklen Meer versinken?
Der Tod und das dunkle Meer, ist der zweite Roman des freiberuflichen Reisejournalisten Stuart Turton. Das Buch ist ein wirklicher Genre Mix und vereint kriminalistische, fiktionale und Grusel Elemente in einem historischen Setting. Mich hat das Buch ab der ersten Seite völlig in den Bann gezogen. Der Start mitten im Geschehen, das Kennenlernen der handelnden Personen, mit dem Protagonisten gemeinsam und die unheilvolle Atmosphäre, die über dieser Schiffsreise aufragt, sorgten für einen grandiosen Einstieg. Das Niveau steigert sich stetig, hinter jeder Ecke lauerte ein Geheimnis, eine alte Schuld, Bekanntschaften, Liebschaften, Machtkämpfe, Hass und Missgunst. Wie auch in seinem ersten Werk gibt es viele, für die Handlung relevante Personen über die und deren Machenschaften es den Überblickt zu behalten gilt. Somit, ist „der Tod und das dunkle Meer“ kein Buch was man mal eben zwischendurch lesen kann, man sollte sich schon ganz darauf konzentrieren können um den Faden nicht zu verlieren. Umso gewaltiger ist dieses Konstrukt an Story, welches er am Ende sogar vollständig aufschlüsselt. Der Charakter Sammy Pipps erinnert auf den ersten Blick stark an Sherlock Holmes und auch die Beziehung zu Arendt lässt an seinen Side-Kick denken, definitiv ließ sich Stuart Turton von den beiden inspirieren. Trotzdem gibt es zwischen den Ermittler Duos auch erhebliche Unterschiede, was sie zu mehr als einem Doyle Abklatsch macht. 600 Seiten lang jagt ein Cliffhanger das nächste gelüftete Geheimnis und umgekehrt. Mir fiel es deswegen schwer das Buch aus der Hand zu legen, da das historische Setting, die Geheimnisvolle Atmosphäre, der völlig unklare Ausgang der Geschichte und das bedingungslose ausgesetzt sein der Situation, haben mich restlos begeistern können. Stuart Turtons Schreibstil blieb gleichbleibend dynamisch, wie bildhaft ohne für mein Verständnis ausschweifend zu werden.
Fazit: ein großartiges Buch, welches sich vieler Stilmittel bedient um eine fulminante, mitreißende Geschichte zu konstruieren, welcher man sich mit voller Aufmerksamkeit widmen sollte um bei dem Tempo mithalten zu können und nicht unter zu gehen.

Bewertung vom 10.09.2021
Der Sohn des Odysseus
Thor, Annika

Der Sohn des Odysseus


ausgezeichnet

Von alten Helden und jungen Heldentaten
Der Krieg um Troja ist endlich vorbei, alle überlebenden Helden kehren heim. Alle, außer Telemachos Vater, der allseits bekannte und kluge Odysseus. Sein Sohn, der noch Windeln trug bei seiner Abreise, fiebert nach 10 Jahren des Krieges Sehnlichst der Ankunft des Vaters entgegen. Doch aus Wochen werden Monaten und so fliegt ein Jahr um das andere dahin. Lebt Odysseus überhaupt noch und wenn ja warum kehrt er nicht zurück? Während seine Mutter Penelope die Geschicke in Ithaka lenkt werden die Stimmen nach einem neuen Herrscher immer lauter. Zu Telemachos Sehnsucht nach dem Vater gesellt sich bald auch die Angst um ihre Zukunft. Doch was soll der junge Prinz, der seinem Vater so unähnlich ist, schon groß ausrichten?
„Der Sohn des Odysseus“ ist eine fiktive Adaption, der Odyssee und erzählt im Kinder-/ Jugendbuch Format diese alte Geschichte, auf eine lockere, fantastische und aufbegehrende Art, aus der Sicht des Sohnes. Wir begleiten Telemachos durch die Tage seiner Kindheit, Erinnerungen, Begegnungen und erfahren zwischendurch immer wieder welchen Hindernissen und Gefahren sein Vater auf dessen Reise ausgesetzt ist. Odysseus Abenteuer werden geschickt durch Träume von Penelope und Telemachos Kinderfrau in die Erzählung eingebaut. So schreitet die Handlung abwechslungsreich voran. Das mentale Heranwachsen des Sohnes ist ein wesentlicher Schwerpunkt dieses Buches. Trotz der alt griechischen Umgebung begegnen ihm Konflikte, jugendliche Zerrissenheit „Wer bin ich?“, „Wo ist mein Platz?“ und „Genüge ich dem Anspruch?“, die auch unsere heranwachsenden immer noch bewegen. Dieser Disput wurde unterschwellig sehr schön in das Werk eingebaut. Als er beginnt zum Mann zu reifen häufen sich die Auseinandersetzungen um die Herrschaft, Telemachos muss trotz großer Mutlosigkeit handeln. Der Ausgang ist ein gelungenes Sinnbild für die Überwindung, der Kindheit zu entsteigen, in der fremde Freunde zu finden, über sich selbst hinaus zu wachsen und lang gehegte Träume manchmal fahren lassen zu müssen, um glücklich zu werden. Annika Thor vermittelt faktisch und altersgerecht eines der bedeutendsten Werke der griechischen Mythologie, wie ein echtes Abenteuer bei dem man mit fiebert. Sogar das Ende des trojanischen Krieges und andere von Odysseus zahlreichen Listen bringt sie geschickt in ihrer Erzählung unter, was das Buch sehr rund gemacht hat ohne gezwungen zu wirken. Es war abwechslungsreich, spannend, unkompliziert zu lesen und immer wieder von detailreichen Illustrationen begleitet. Somit ist das Buch nicht nur für Kinder ab 10 Jahren ein abenteuerreicher Einstieg in griechische Mythologie, sondern sicher auch etwas für Erwachsene.
Fazit: Wunderschön umgesetzte, altersgerechte Erzählung der Odyssee, aus der Sicht eines Jungen, der sich seinen Heldenstatus erst erkämpfen muss. Für jedes Alter lesenswert.

Bewertung vom 24.08.2021
Die Seherin von Troja
Graham, Jo

Die Seherin von Troja


schlecht

Dem Schicksal ergeben
Als Möwe, die Tochter einer aus dem brennenden Troja verschleppten und versklavten Frau, mit sieben Jahren einen Unfall hat, taug sie nichts mehr zur Feldarbeit. Aus Verzweiflung bringt ihre Mutter sie zum Tempel der Pythia, die deren Gabe spürt. So wird Möwe erst deren Schülerin und nach dem Tod der Alten, zur neuen Pythia. Durch göttliche Fügung kann Möwe eines Morgens die Stadt vor schlimmerem bewahren. Die Männer der neun schwarzen Schiffe, die sie für Piraten hält erweisen sich jedoch als Prinz Äneas und einen Teil der überlebenden aus Troja, die gekommen waren um die Frauen ihres Volkes zu befreien. Frauen wie Möwe und deren Kinder. Sie kann nicht anders als sich ihnen anzuschließen. So wird sie zu Äneas Seherin. Doch das Schicksal und die Götter haben stürmische Zeiten für das heimatlose Volk vorgesehen.
Jo Graham ist US Amerikanische Autorin und verfasst vor allem historische Romane, mit einem leichten Fantasy Touch. Genau zwei Fallstricke haben mich bei diesem Buch arg ins straucheln gebracht. Der erste, war ihr wandeln wirklich weit ab von Vergils Äneis, womit sie mich im Nachwort zumindest zum Teil besänftigen konnte. Denn sie hatte durch aus ihre, historisch nachvollziehbaren, Gründe davon abzuweichen. Wer also denkt, aufgrund des Kommentars unter dem Klappentext „Erzählung der Äneis aus Sicht der Seherin“ einen perspektiven Wechsel, nahe gehalten am Ursprungswerkes von Vergil lesen zu können, könnte ebenfalls stolpern. Leider mussten wir auch auf die, für die griechische Mythologie sonst so üblichen, Sagenumwobenen Kreaturen gänzlich verzichten. Zum zweiten und viel gravierenderem Fallstrick wurde leider die Gestaltung der Story. Die wirklich interessanten Passagen, die auch für Tiefe in diesem Buch hätten sorgen können, wurden nebenbei in zwei Sätzen abgehandelt. Stattdessen ergingen wir uns in endlosen, zum Teil sinnlosen Dialogen, die geschwollener hätten oft nicht sein können und nicht im Geringsten zum restlichen Niveau des Werkes passten. Zu dem, überschwemmten Tändeleien, das anschmachten untereinander und Versuche dem zu widerstehen ständig die Erzählung. Der Einstieg war interessant, wirklich einehmend waren aber nur noch die letzten 100 Seiten, leider hätte man den Rest davor getrost weglassen können. Eine gefühlt endlose Reise, durch oberflächliche Handlung und nicht enden wollenden Dialogen, von diesem Buch habe ich leider deutlich mehr erwartet.
Fazit: ein wirklich enttäuschender historischer Roman, der leider außer einem wunderschönen Cover und den letzten 100 mitreißenden Seiten so gar nichts zu bieten hatte.

Bewertung vom 28.07.2021
The Chill - Sie warten auf dich
Carson, Scott

The Chill - Sie warten auf dich


sehr gut

Die Unerbittlichkeit von Rache und Wasser
Galesburg wurde vor 100 Jahren geflutet und gegen den Willen der Bewohner zum Stausee umfunktioniert. Die Legende um das große Zerwürfnis zwischen den Einwohnern und den Bauherren, lebt bis heute in den Nachfahren, jener Vertriebener, am Fuße des Stausees „The Chill“ weiter. Als die andauernden Regenfälle den Damm an seine Grenzen zu bringen droht, ahnt niemand, dass die Rache unablässig, über all die Jahre am Staudamm nagte, so unerbittlich wie Wasser Stein durchdringt.
Scott Carson ist das Pseudonym des US- Thriller Autors Michael Koryta. The Chill vereint die Themen Staudämme, alte Sagen und Mythen umwobene Bergdörfer und die Arbeit unter Tage, die auch in meiner Heimat ähnlich vorzufinden sind. Aus diesem Grund hat mich das Buch wahrscheinlich so unglaublich abgeholt. Ich mochte auch diese von Anfang an unsichere Atmosphäre, was wirklich am Stausee passiert ist. Dreht sein Protagonist durch oder gehen hier wirklich übernatürliche Dinge vor sich? Die Story an sich hat einen guten Fluss, man steigt mitten im Geschehen ein und Stück für Stück setzen sich die Informationen zusammen, stets begleitet von unterschwelliger Spannung. Trotz der, in der Geschichte verbauten, übernatürlichen Elemente, handelt es sich um einen Roman und ist als solches auch zu betrachten. Wer Grusel, wie in einem Horrorroman erwartet, könnte enttäuscht werden. Die Charakter Entwicklung des Protagonisten ist gut ausgearbeitet. Das straucheln im Lebensabschnitt, eine jugendlich hitzige Dummheit, die einstige Ideale zum Wanken bringt und den Sinn des Daseins in Frage stellt. Die eigene Verzweiflung und Ohnmacht über das geschehene, die Flucht ins Chaos, was auch als Hilferuf deuten kann. Doch zum Schluss scheint sich alles zu fügen, einen Sinn hinter all dem zu geben. Ich mochte auch den mysteriösen Hintergrund zu den Geschehnissen beim Bau des Dammes. Weil meine Heimat stark dem Handlungsort und den dortigen Begebenheiten ähnelt, konnte ich mir vieles sehr bildlich vorstellen. Gerade die Szenen unter Tage sind womöglich schwer zu fühlen, wenn man sowas noch nie gesehen hat. Die Handlung überschlägt sich nicht vor Ereignissen, jedoch läuft die Spannung unterschwellig aber kontinuierlich bis zum Ende des Buches. The Chill ist keine Horror Story zum Gruseln und zittern, auch wenn Mystery Elemente verbaut wurden, liegt der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte auf dem Damm, dessen Statik und einem Wassertunnel, welche dementsprechend erläutert werden und zum Verständnis des ganzen einfach beitragen. Wen technische und statische Details schnell langweilen, der sollte die Finger von diesem Roman lassen. Wer sich Aufgrund der aktuellen Geschehnisse von Flutkatastrophen oder deren Beschreibung getriggert fühlt sollte auch vom Kauf absehen. Mich konnte das Buch sehr wohl überzeugen, da die Handlung und Charaktere gut auf einander aufbauen, die Effekte hier gezielt eingesetzt waren und mich diese Bergdorfatmosphäre sehr eingefangen hat.
Fazit: ein Roman, der fiktionale, mysteriöse Elemente enthält, jedoch auch in der Substanz der Geschichte gut recherchiert wurde. Wenn man sich etwas auf die Thematik einlassen kann und Details nicht scheut, kann man durchaus gut unterhalten werden. Wer auf Aktion, Grusel und Spuk aus ist, läuft Gefahr sich zu langweilen.

Bewertung vom 14.06.2021
Weltraum / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.4
Kessel, Carola von

Weltraum / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.4


sehr gut

Spielerisch das Lesen lernen

Mit einfachen Texten und interessantem Sachwissen wird das Lesen, ab Lesestufe 2 trainiert. Das eigenständige Lesen wird, dank kurzer Kapitel und großer Fibel Schrift gut unterstützt. Die Seiten sind zum besseren Textverständnis mit lehrreichen Illustrationen und vielen Fotos versehen.

Ein sanfter Einstieg in das Thema Weltraum. Auch zum Vorlesen sehr gut geeignet, denn die große Schrift ist auch für Erwachsene angenehm zu lesen. Der Inhalt der Texte ist bewusst einfach gehalten, damit es für die Anfänger auch lesbar bleibt. Sowohl Themenauswahl als auch die Illustrationen sind in meinen Augen sehr gelungen. Die Fragen, die Kinder in diesem Alter bewegen, sind gut verständlich erklärt ohne zu sehr ins wissenschaftliche abzudriften. Dank der Illustrationen und Bilder ist alles im Text stehende noch einmal anschaulich dargestellt. Das Sonnensystem, Verhältnis von Sonne, Mond und Erde, schwarze Löcher, die Raumfahrt und viele andere Themen finden hier Platz. Für die Leserätsel benötigen die Kleinen definitiv Kenntnis über alle Buchstaben, mit etwas Hilfe der Eltern lassen sich einige jedoch auch schon im Vorschulalter lösen. Am Ende des Buches befindet sich noch ein tolles Lese Quiz um das erlernte Wissen abzufragen. Die Auflösung zu den Leserätseln befindet im hinteren Teil des Buches, so wie ein Lese Lotto aus Bildern und den dazu passenden Beschreibungen. Hier wären vor gefalzte Karten schöner gewesen, weil es mir etwas widerstrebt das Kind im Buch rumschnippeln zu lassen.

Fazit: ein tolles Buch für Erstleser um das Lesen zu trainieren und sich spielerisch Sachwissen anzueignen.