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KristallKind

Bewertungen

Insgesamt 246 Bewertungen
Bewertung vom 11.12.2023
Kant und das Leben nach dem Tod / Kommissar Kant Bd.3
Häußler, Marcel

Kant und das Leben nach dem Tod / Kommissar Kant Bd.3


ausgezeichnet

In einem Forst, nahe der A8, wird ein abgetrennter Arm gefunden, der seltsamerweise einige Zeit tiefgekühlt wurde, bevor er den Fundort erreichte. Die Ermittlungen richten sich nun auf etwaige Vermisste aus der Münchener Siedlung Hasenbergl, auf Menschen, die im Alter vereinsamt lebten, doch den befragten Anwohnern fiel nichts Ungewöhnliches auf. Als Hauptkommissar Kant erkennt, dass in Hasenbergl weitere Menschen verschwinden, verschärft er seine Untersuchungen zu dem Fall.

Hauptkommissar Kant untersuchte hier eine Mordserie, der mich letztlich ziemlich bedrückte. Still und sauber kommen die Morde daher, zeigen sich dabei aber wahnsinnig grausam und, thematisch gesehen, von höchster Brisanz. Daher mochte ich die Tatsache, dass sich Kant als Ermittler nicht unbedingt in den Vordergrund drängte, so dass genügend Raum zum Erspüren der Szenerie gegeben war. Ich fand dies sehr passend, denn der Hintergrund des Krimis stimmte mich ziemlich melancholisch.

Kants Privatleben blitzte ebenfalls auf und ließ einen weiteren Blick auf dessen Persönlichkeit zu. Hier hätte ich mir allerdings noch etwas mehr an Information und Entwicklung gewünscht, was dem Gesamtbild der Erzählung aber keinen Abbruch tat, denn der Kommissar war mir durch und durch sympathisch. Er erkannte dringliche Situationen im richtigen Moment, führte sein Team klar und zielorientiert und blieb dabei besonnen.

Lesen ließ sich die Geschichte sehr gut, denn der Autor blieb sprachlich natürlich und hielt die Spannung bis zum Ende hin aufrecht. Tatsächlich hatte ich den Täter bis kurz vor der Auflösung nicht auf dem Radar. Vor allem gefiel mir der Blick, mit dem der Autor Täter und Opfer näher beleuchtete – sensibel und knallhart zugleich.

„Kant und das Leben nach dem Tod“ ist meiner Meinung nach ein sehr lesenswerter Kriminalroman, der sich einem eher unbeachteten Problem annimmt, das in seiner Sprengkraft jedoch ziemlich beklemmend einher geht. Ich hatte definitiv eine spannende Lesezeit mit diesem Buch. Daher gibt es eine klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 30.11.2023
Kaltblütige Lügen / Die San-Diego-Reihe Bd.1
Rose, Karen

Kaltblütige Lügen / Die San-Diego-Reihe Bd.1


sehr gut

Detective Kit McKittrick und ihr Team stehen an der Schwelle eines neuen Mordfalls. Im Stadtpark wird nämlich die Leiche einer jungen blonden Frau gefunden, die mit pinkfarbenen Handschellen gefesselt wurde. Dieses Muster kennt die junge Ermittlerin aber bereits. Denn der Serienmörder tötet seit Jahrzehnten – unter anderem vor Jahren auch Kits Schwester Wren. Besessen davon, den Täter endlich zu finden, knöpft sich Kit auch den attraktiven Psychologen Sam vor, der im Rahmen der Ermittlungen plötzlich ziemlich verdächtig wirkt.

Die neue Reihe von Karen Rose kommt vielversprechend daher. Allerdings hat mir in diesem ersten Band das gewisse Etwas gefehlt. Der Spannungsbogen verlief, meiner Wahrnehmung nach, anfangs ziemlich flach und kam erst ab der Mitte des Buches so richtig in Schwung. Dabei kann ich aber nichts gegen die Grundidee des Falls sagen, denn erschreckend war der Hintergrund schon – sogar auf mehreren Ebenen. Doch an den Lesesessel gefesselt hat mich die Geschichte letztlich nicht, obwohl sie sich in gewohnter Manier wunderbar lesen ließ. Es fehlte mir in erster Linie ein echtes Highlight, wobei einige überraschende Momente durchaus vorhanden waren, die mir aber die Brisanz, bzw. die Dringlichkeit der Situation emotional nicht ausreichend vermittelten.

Vielleicht lag es auch an den Protagonisten, in deren Persönlichkeiten mir ein wenig die Leuchtkraft fehlte. Vor allem mit Sam hatte ich so meine Schwierigkeiten, denn er irritierte mich durch seine Instabilität und Unsicherheit, die mir für einen Psychologen absolut unpassend erschien. Obwohl Sam eine Schlüsselrolle innehatte, konnte ich bis zum Schluss kaum Interesse für seine Figur aufbringen. Aber Kit fand ich alleine schon durch ihre Vergangenheit spannend, ihr Werdegang und ihre ungewöhnliche Familie gefielen mir gut. Darüber hinaus zeigte sich mir Kits Charakter in einer bemerkenswerten Mischung, die neben Zielstrebigkeit und Weitsicht, auch diffuse Ängste im emotionalen Bereich beinhaltete. So wirkte die Ermittlerin auf mich auch durchaus authentisch und liebenswert.

Insgesamt hat mich der Start der San-Diego-Reihe aber sehr gut unterhalten. Eine kluge, durchsetzungsfähige Ermittlerin mit Vergangenheit, sympathische Nebenfiguren und eine schockierende Erkenntnis während der Aufdeckung des Mörders, machen mich durchaus neugierig für den zweiten Band der Reihe. Ich freue mich jetzt schon darauf.

Bewertung vom 21.11.2023
Schokoladenzauber (eBook, ePUB)
Ashley, Trisha

Schokoladenzauber (eBook, ePUB)


weniger gut

Chloe ist stolz darauf, eine Confiserie ihr Eigen nennen zu dürfen. Zudem hat sie ganz besondere Leckereien anzubieten, denn jede enthält ein Zettelchen mit einer Botschaft. Als ein neuer Vikar in der Gemeinde auftaucht, fällt Chloe aus allen Wolken, denn er ist kein Unbekannter für sie. Als gefeierter Rockstar Raffy bekannt, war er nicht nur ein prominenter Leadsänger, sondern auch ihre erste große Liebe.

Hinsichtlich des Klappentextes versprach ich mir eine aufregende Kleinstadt-Romanze mit etwas Promi-Flair! Doch meine Freude an dieser Geschichte löste sich ziemlich schnell in Verwirrung auf, denn von Anfang an wurde ich regelrecht mit esoterischen oder magischen Praktiken und Themenfeldern bombardiert. Es war fast so, als müsste ich eine Fremdsprache lesen, deren Übersetzung mir noch schwer fallen würde. Ich mag es ja mystisch und geheimnisvoll, aber hier wirkte das alles etwas aufdringlich auf mich – einfach zu viel! Vor allem, weil ich diese seltsame Atmosphäre im Klappentext überhaupt nicht erahnen konnte. Auch das Cover deutet nichts dergleichen an. So hatte ich mir eine ganz andere Geschichte, bzw. ein anderes Flair versprochen.

Nach einer sehr langatmigen Einleitung, in der ich mir ein Bild über die Charaktere machen konnte, nahm die Story dann etwas Fahrt auf. Ja, die Figuren waren sehr individuell und liebenswert erdacht, doch letztlich wurde ich mit der Geschichte nicht warm. Mir fehlte das gewisse Etwas, das mir auch der Magie-Mischmasch nicht geben konnte.

Bewertung vom 20.11.2023
Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


weniger gut

Mabel darf an der renommierten Universität Cambridge studieren. Eigentlich will sie einfach in Ruhe ihre Kurse absolvieren, als ihre Freundin Zoe in einen seltsamen Freundeskreis rutscht, der mit einer geheimen Studentenvereinigung in Verbindung gebracht wird. Um ihrer Freundin zur Seite zu stehen, sammelt sie Informationen über die seltsamen Ereignisse, die im Dunstkreis dieser Gruppe wabern. Dabei lernt sie Cliff kennen, der zu der Gemeinschaft gehört, sich aber ganz anders verhält und sich im Nu in ihr Herz schleicht.

Um nicht drumherum zu reden: Diese Geschichte hat mich enttäuscht. Im Vorfeld vom Klappentext und dem schönen Cover begeistert, musste ich das Buch unbedingt lesen. Anfangs war ich auch noch guter Dinge, doch schon bald wurde die Sache ziemlich uninteressant für mich.

Es lag nicht am Schreibstil der Autorin, denn erzählen kann sie sehr gut, meiner Meinung nach. In meiner Fantasie formten sich schnell stimmungsvolle Bilder der Cambridge Universität und zudem erinnerte mich die ganze Atmosphäre etwas an die Liebesgeschichte von Edward & Bella aus der Twilight-Reihe, einer Mischung aus Gefahr, Romantik, mysteriösen und spannenden Elementen, und in diesem Fall mit einer zusätzlichen Ahnung von altehrwürdigen Gebäuden. Diese ausgezeichneten Voraussetzungen wurden allerdings vor allem durch eine absolut unsympathische Protagonistin und eine langatmige Handlung erstickt.

Mabel nervte mich recht schnell. Meiner Meinung nach preschte sie in so gut wie jeder Situation unangemessen vor, war oft unverschämt fordernd, theatralisch wütend, und litt ziemlich an Selbstüberschätzung. Alles an ihr wirkte aufgesetzt und passte überhaupt nicht zu der gefühlvollen Geschichte, die sich mit Cliff anbahnte. Ich musste mich mehr als einmal fragen, was Cliff an ihr fand. Schade, denn die Story an sich machte mich schon neugierig, denn ich wollte durchaus wissen, was mit dieser Studentenverbindung los ist. Doch die Beantwortung dieser Frage zog sich unendlich in die Länge, mit gefühlten Wiederholungen, was mich mit der Zeit eher langweilte. Die gesamte Dynamik in dem Buch schien mir seltsam, zumal mir mit der Zeit die romantischen Momente in gefühlvolle Schwurbelei ausartete. Tatsächlich hatte ich im letzten Viertel total das Interesse verloren.

Daher konnte mich „Starling Nights“, trotz des vielversprechenden Beginns, überhaupt nicht überzeugen. Eine Leseempfehlung erhält das Buch von mir somit nicht, und Band 2 bleibt für mich unangetastet. Schade um die interessante Idee.

Bewertung vom 20.11.2023
Die gute Schwester
Bonner, Sarah

Die gute Schwester


sehr gut

Megan und Leah sind eineiige Zwillingsschwestern. Man könnte meinen, damit wären sie sich sehr verbunden – doch das Gegenteil ist der Fall. Leah ließ sich noch selten eine Chance entgehen, ihrer Schwester mit perfiden Spielchen das Leben zur Hölle zu machen. Als Megan Fotos von Leah auf dem Handy ihres Ehemannes Chris entdeckt, sieht sie rot: Ein Treffen mit ihrer Schwester endet daraufhin tödlich. Um den Mord an Leah zu vertuschen, führt Megan nun ein Doppelleben und sieht damit eine Chance, aus ihrer Ehe zu entfliehen. Doch scheinbar kennt sie ihren Mann schlecht...

So spannend sich der Klappentext auch liest, letztlich bin ich mit meiner Meinung zu diesem Thriller nicht ganz klar. Doch grundsätzlich gefiel mir die Idee, die in meinen Augen in der Umsetzung ein paar Schwächen aufwies.

Die Handlung zeigte sich zwar temporeich und geheimnisvoll, meines Erachtens aber gleichzeitig  etwas zu holprig. Beispielsweise hatte ich den Eindruck, die Story wäre schon nach wenigen Kapiteln erzählt gewesen. Ich fühlte mich etwas überfahren von Leahs fiesen Machenschaften und dem Leid, das Megan durch sie erfahren musste. Das Ganze wirkte unwahrscheinlich komprimiert, dass man daraus schon fast ein ganzes Buch hätte schreiben können! Danach folgten Phasen von Megans (Neu-)Orientierung, die ich nicht richtig greifen konnte, da sie sich verwirrend schnell in Leahs Persönlichkeit eingefunden hatte, was meiner Meinung nach gefühlt nicht so recht zu passen schien. Megan wirkte erstaunlicherweise ebenso kalt und psychopathisch wie ihre tote Schwester, nur auf eine andere Art. Ja, im Grunde trifft es einen Kernpunkt, den ein guter Thriller ausmacht, und doch hatte ich das Gefühl, als bekäme ich ein Schleudertrauma vom Lesen. Phasenweise war ich gelangweilt, weil ich die Story als sehr konstruiert wahrnahm, und plötzlich fand ich mich in unglaublich scheußlichen, aber gut ausgeklügelten Momenten wieder.

Trotz allem glänzt dieser Thriller in erster Linie durch seine überraschenden Wendungen, die zugleich die Wahrnehmung aus der Sicht einer jeweils anderen Hauptfigur ins Rampenlicht schob. Ich kam in diesen Momenten aus dem Staunen nicht mehr heraus, da ich nicht dachte, dass die Story nicht mehr niederträchtiger hätte werden können. Konnte sie aber. Mehrmals. Zwischenzeitlich wusste ich dann selbst nicht mehr, wer von den Zwillingen echt ist und wer nicht. Und trotzdem empfand ich manche Phasen als langatmig, und ich ertappte mich zudem dabei, so manche Szene als unglaubwürdig einzustufen.

Die schäbigen Charakterzüge der Protagonisten schienen mir für diese Art Thriller allerdings perfekt. Die Autorin gab hier wirklich alles und verwob Bosheiten auf verschiedenen Ebenen mit Psychospielchen und platzierte sie direkt in die schwarzen Herzen ihrer Figuren.

Das Ende war mir dann etwas zu knapp gehalten, wobei es für das Verständnis und die Klärung der Situation durchaus ausreichte. Atem holen musste ich dann im Grunde genommen nach dem Umblättern der letzten Seiten.

„Die gute Schwester“ markiert eine unglaublich perfide Story, mit überaus überraschenden Wendungen und gemeinen Charakteren, die mich im Laufe der Handlung bis aufs Blut reizten. Dieses Buch hat somit das Prädikat „Psychothriller“ mehr als verdient. Trotzdem war mir die Story in der Summe seltsamerweise nicht rund genug. Allerdings tut dies meiner Leseempfehlung überhaupt keinen Abbruch.

Bewertung vom 01.11.2023
Das falsche Opfer / Carla Winter Bd.2
Erler, Lukas

Das falsche Opfer / Carla Winter Bd.2


ausgezeichnet

Die Rechtsanwältin Carla Winter übernimmt den Fall einer Frau, die ihren Freund in Notwehr getötet hat. Der Fall scheint klar, denn die Wunden der Frau passen zu ihrer Geschichte. Doch nach und nach finden sich immer mehr Ungereimtheiten, und so steckt Carla in der Klemme. Nun braucht sie Hilfe, und das ausgerechnet von einem früheren Mandanten, dem sie lieber nichts schuldig sein möchte.

Nachdem mir Carla Winters erster Fall schon sehr gut gefallen hatte, war ich sehr gespannt auf die Themen, die Lukas Erler in seinem neuesten Werk auf den Tisch bringen würde.

Um es kurz zu machen: Wie auch schon in Band 1 war ich überrascht, womit es die energische Anwältin zu tun hatte, denn auch hier gelang es dem Autor, Gepflogenheiten aus dem sogenannten Untergrund anzusprechen, von denen der Normalbürger in der Regel noch nicht einmal ahnt. Carla hangelte sich im Laufe des Falles durch ein Netz hochgefährlicher Kontakte und Momente, die zum großen Teil deutlich politisch untermalt waren. So wurden mir entsprechende Hintergründe in einem authentisch wirkenden Rahmen verständlich nähergebracht, was ich sehr spannend und gelungen fand.

Mit der Protagonistin kam ich in diesem zweiten Band der Reihe erfreulicherweise besser zurecht, sie wirkte weltoffen, lässig und auf eine zurückhaltende Weise klug. Vor allem gefiel mir, dass sie sich nicht auf schnelle Vorurteile einließ, sondern die jeweilige Situation ganz genau sondierte. Zudem mochte ich die markanten Nebenfiguren, die sich im Laufe der Handlung zusammenfanden. Vor allem staunte ich über Carlas neuen Assistenten Ritchie, der so unglaublich wandlungsfähig war und sein detektivisches Auftreten damit zum Glänzen brachte. In seiner eigenwilligen Persönlichkeit passte er als Mitarbeiter unwahrscheinlich gut zum Arbeitsstil der Kanzlei Winter.

Atmosphäre und Tempo gingen hier meiner Meinung nach Hand in Hand, denn die Gefahr, aber auch die privaten Momente der Protagonistin, waren in ihrer jeweiligen Stimmung deutlich spürbar. Dabei mochte ich Claras authentisches Verhalten, da sie nicht immer die Heldin spielen musste, sondern ihrem Unbehagen auch einmal freien Lauf lassen durfte.

„Das falsche Opfer“ war für mich eine sehr kurzweilige, temporeiche Lektüre, die in einem natürlichen Schreibstil gehalten und mit verständlichen, nicht unbedingt alltäglichen politischen Hintergründen versehen war. In diesem Sinne freue ich mich schon auf den nächsten Fall der mutigen Rechtsanwältin. Übrigens ist dieses zweite Buch der Reihe ohne Vorkenntnisse problemlos lesbar.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2023
Die Mission des Goldwäschers
Dorweiler, Ralf H.

Die Mission des Goldwäschers


sehr gut

Als ich den Klappentext las, hatte das Buch schnell meine volle Aufmerksamkeit, denn mir gefiel die Idee, eine Schatzsuche, basierend auf der Nibelungen-Sage, mit der Anwesenheit Goethes zu verbinden. Ich fand dies außergewöhnlich originell und schon während der ersten Kapitel bestätigte sich meine Vermutung, dass sich hier eine spannende Geschichte unter dem eher unscheinbaren Cover versteckte.

Doch in erster Linie war ich vor allem vom Schreibstil des Autors begeistert. Er verpackte Historisches und Fiktives in vielen spannenden und humorvollen Momenten, in einer natürlichen und bildhaften Sprache, ohne unnötige Ausschweifungen, und arrangierte zudem unerwartete Wendungen sowie knifflige Rätsel zu einem fantastischen Unterhaltungspaket.

Ich hatte anfangs etwas Schwierigkeiten mit den vielen Namen und Titeln der Figuren, die mich trotz des hilfreichen Personenverzeichnisses etwas durcheinanderbrachten. Das gab sich aber relativ schnell, und so konnte ich mich ganz der Handlung widmen, in der im Verlauf unter anderem interessante Prozeduren beschrieben wurden, wie beispielsweise den Vorgang der Goldwäsche oder die damalige Prägung von Münzen. Die aufwendige Recherche, die der Autor hier für sein Buch leistete, war definitiv nicht von der Hand zu weisen.

Aber nicht nur die Fakten, sondern auch die Kombination der Figuren und die Idee des Weges zum Schatz konnten sich sehen lassen. Meine Neugier wurde während der Lektüre nämlich tatsächlich immer größer, während ich Robert-Langdon-Momente bei der Entschlüsselung der Schatzkarte erleben, über Bruder Melchiors Hingabe zum Wein schmunzeln und mich über die unermessliche Gier des Adels ärgern durfte. Die fast ausnahmslos sympathischen Charaktere harmonierten trotz der Unterschiede in Stand und Bildung sehr gut miteinander, wobei der Autor sie mutige Entscheidungen und Entwicklungen durchleben ließ. Daher gab es auch einiges zwischen den Zeilen zu entdecken, was Gefühl und Emotion ansprach.
Johann Wolfgang von Goethe in das Geschehen einzubinden war in meinen Augen außergewöhnlich und hat mir sehr gut gefallen. Er bereicherte die Truppe mit seiner lebensfrohen Art und stand ihnen vor allem moralisch zur Seite. Sprachlich blieb er der junge spätere Dichter, ein Unikum in der Gemeinschaft, was mir jedoch enorm gefallen hat.

Allerdings machte die heute überall präsente Frage nach der sexuellen Orientierung selbst vor diesem historischen Roman nicht halt, was sich für mich unpassend anfühlte, mich aber auch einfach nervte, weil ich mittlerweile von dem Thema übersättigt bin. Dadurch, aber auch durch das skurrile Auftauchen einer regelrechten Super-Amazone, die den Männern auf allen Ebenen den Rang ablief, wurde meine Begeisterung für den Roman leider etwas gedämpft. Denn von diesem Zeitpunkt ab, bis zum Finale, wurde das Buch in meinen Augen auf eine andere Ebene gehoben, ähnlich einer Parodie, die sich zu konstruiert anfühlte und mich in ihrer Energie eher verwirrte. Trotzdem schien mir der Showdown spannend erdacht, ich konnte ihn jedoch nicht mehr so recht genießen.

Letztlich hat mich „Die Mission des Goldwäschers“ aber mehr als gut unterhalten. Spannend bis zum Schluss, mit vielen liebenswerten Figuren, beachtenswerten Schauplätzen und einem Bonbon in Form einer darin enthaltenen Kurzversion der Nibelungen-Sage. Ein wirklich lesenswerter Roman.

Bewertung vom 23.10.2023
Das kleine Schloss in Schottland / Romantic Escapes Bd.9
Caplin, Julie

Das kleine Schloss in Schottland / Romantic Escapes Bd.9


sehr gut

Als Izzy McBride völlig unerwartet ein Schloss in Schottland erbt, macht sie sich noch vor Weihnachten mit ihrer Mutter auf, um die Lage vor Ort zu sichten. Izzy schwebt es vor, ein Hotel aus dem Anwesen zu machen, wofür allerdings einiges an Arbeit nötig ist. Dort angekommen trifft sie in ihrer eigenen Küche auf einen gut aussehenden fremden Mann, der über Izzys Mutter bereits ein Zimmer im Schloss gemietet hat und dort in Ruhe seiner Arbeit als Autor nachgehen möchte. Zudem schneien immer mehr Menschen ins Haus, was die Renovierung des Anwesens für Izzy zum Balanceakt werden lässt. Dabei ist es auch nicht hilfreich, dass sich ihr Gast ziemlich seltsam verhält...

Julie Caplins neuer Roman rettete mir einen verregneten Sonntagnachmittag und stimmte mich leise auf die kommende Weihnachtszeit ein. Denn nicht nur ihr Schreibstil, der wie gewohnt vor positiver Energie sprühte, sondern auch die Botschaften zwischen den Zeilen, passten wunderbar zum Geist des Weihnachtsfestes. Darüber hinaus nahm die traditionelle schottische Esskultur in diesem Roman einigen Raum ein, da sich die junge Schlossherrin oft in der Küche betätigte, um ihrer Vision von einem einladenden Hotel ein Stückchen näher zu kommen. 

Der heimliche Star unter den Figuren war für mich kurioserweise Izzys Mutter Xanthe, die mit ihrer überdrehten, grenzüberschreitenden Art der Protagonistin unbarmherzig die Show stahl. Ich verstand die Dynamik zwischen den beiden jedoch nur zum Teil, und zum Ende hin wunderte ich mich sogar, dass Izzy sich durchgehend alles gefallen ließ. Mir erschien die Protagonistin nämlich bis zuletzt eher deprimiert und kläglich, als souverän und aufgeblüht, was allerdings nichts mit ihrer sympathischen Persönlichkeit zu tun hatte, sondern mit ihrem Unvermögen, ihrer Mutter die Stirn zu bieten. Dafür mochte ich die Liebesgeschichte zwischen Izzy und Ross, die nicht nur die Lebenserfahrungen der beiden Charaktere integrierte, sondern auch mit einem Geheimnis aufwartete, das mich tatsächlich überraschte. Vor allem konnte sich Ross` Entwicklung vom mürrischen Autor zum entschlossenen Partner sehen lassen, was die prickelnde Spannung zwischen den Liebenden bis zuletzt aufrecht hielt.

Im letzten Viertel des Buches ging es dann ganz schön turbulent zu, was mich zwar selig schmunzeln ließ, mir in manchen Momenten aber zu viel wurde und mir bedauernswerterweise fast schon zu konstruiert erschien. Allerdings konnte ich mich durchaus in Izzy hineinversetzen, die mit dem großen Tumult fertig werden musste, der sich ebenso in ihren Gefühlen zu Ross widerspiegelte. Doch die eine oder andere Figur hätte es am Ende wohl nicht mehr unbedingt gebraucht, fand ich, denn die familiäre Atmosphäre ging mir dabei etwas verloren.

Insgesamt mochte ich „Das kleine Schloss in Schottland“ aber sehr. Ich hätte am liebsten meine Koffer gepackt, um mir das Anwesen selbst anzusehen und Izzys Kochkünste zu testen. Ein stimmungsvolles, lebendiges Wohlfühlbuch, mit viel schottischem Flair und sympathischen Figuren. Genau das Richtige für behagliche Lesestunden in der kalten Jahreszeit!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.10.2023
Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
McFarlane, Mhairi

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse


ausgezeichnet

Roisins Beziehung mit ihrem langjährigen Freund Joe steht auf der Kippe. Dabei startet Joe beruflich gerade durch: Seine Ambitionen als Drehbuchautor haben Früchte getragen und seine Ideen laufen bereits als Serie im Fernsehen. Als Roisin Teile ihres Lebens in Joes Serie wiedererkennt, ist sie geschockt. Sie beginnt, Joe und ihre Beziehung in Frage zu stellen und erkennt dabei viele Ungereimtheiten. Nun will Roisin die Wahrheit wissen und gräbt tief. Was sie dabei entdeckt, stellt letztlich ihr Leben auf den Kopf.

Mhairi McFarlane ist schon eine ganze Weile eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen! Jedes ihrer Bücher war für mich bisher ein absoluter Pageturner und begeisterte mich vollkommen. In dieser Weise reiht sich auch „Between Us“ ein, worin die Autorin wieder einmal Schicksalsmomente ins Licht rückte, die unwahrscheinlich authentisch und nahbar wirkten.

Der Roman überraschte mit einem Bruch im Alltag, den jeder von uns wohl schon einmal erleben musste, und verfolgte die Verwirrung und Neuordnung danach. Es ist dieser schreckliche Moment des Zweifels am Vertrauten, die Erkenntnis, dass man schon seit geraumer Zeit getäuscht wurde. Die Autorin konnte diesen Moment fantastisch einfangen und mit ihrem unwiderstehlich ungekünstelten Schreibstil eine tiefe Verbundenheit mit der Protagonistin schaffen, während diese später immer klarer und mutiger ihren Weg ging. Glücklicherweise wurden Roisin wundervolle Freunde zur Seite gestellt, die für sie da waren und sie in den richtigen Momenten mit all ihren Macken unterstützten, wobei sie mit ihren Meinungen achtsam umgingen. Diese Dynamik hat mir sehr gefallen und war meines Erachtens auch eine wichtige Kraftquelle im Laufe der Handlung.

Interessanterweise empfand ich diese Geschichte etwas ernster, als die Erzählungen, die ich bisher von Mhairi McFarlane kenne. Das hat mich allerdings überhaupt nicht gestört, denn die Stimmung passte einfach zum Thema, wobei es aber genügend amüsante Momente gab, die mich zum Schmunzeln brachten und somit die Atmosphäre auflockerten. Am liebsten mochte ich allerdings die Botschaft, dass sich die Liebe manchmal dort findet, wo man sie nicht vermutet. Man muss nur genau hinsehen.

Für „Between Us“ spreche ich daher eine deutliche Leseempfehlung aus! Ach was, lest alle Bücher der Autorin! Ihr bekommt hier authentische Geschichten, echte Gefühle ohne Kitsch, mit einer ordentlichen Portion britischem Humor. Ich warte in der Zwischenzeit sehnsüchtig auf das nächste Werk der Autorin.

Bewertung vom 18.10.2023
Codename: White Knight / Deep Sleep Bd.1
Morton, Chris

Codename: White Knight / Deep Sleep Bd.1


sehr gut

Ian Brown ist zwar erst 17 Jahre alt, hat allerdings schon einiges auf dem Kasten. Als Teil eines Black-Ops-Programms der Regierung führt er ein Doppelleben, denn auf ein bestimmtes Signal hin, wird er zum Attentäter. Doch Ian ist nicht er einzige Jugendliche auf der Welt, der als Schläfer fungiert. Als plötzlich Attentate auf führende Wirtschaftsbosse und Politiker verübt werden, taucht eine Widerstandsgruppe auf, die sich Ians Können zu eigen macht.

Da ich das Thema der „Schläfer“ unheimlich interessant fand, entschied ich mich recht schnell für diesen Jugend-Agententhriller, denn ich war neugierig, wie Chris Morton diesen Punkt ausarbeiten würde.

Während des hochspannenden, rasanten Auftakts, der volle Konzentration forderte, konnte ich mir einen ersten Eindruck des Protagonisten Ian verschaffen. Ich mochte die Persönlichkeit des jungen Mannes, der sich zwar verwirrt, aber im Herzen verankert und bodenständig zeigte. Umso überraschter war ich, als sich dessen Fähigkeiten nach und nach in Jason Bourne-Manier entblätterten, was vom Autor ausgezeichnet dargestellt wurde. Es war aufregend mitzuerleben, wie Ian die Bruchstücke seiner Identität aufsammelte und instinktiv richtig zusammensetzte. Diesbezüglich gefiel mir sein väterlicher Freund Big Fly an seiner Seite sehr gut, wobei ich es schade und auch ein wenig seltsam fand, dass dieser Kontakt plötzlich nur noch als Nebensache gehandelt wurde, obwohl es noch so viele Fragen hinsichtlich Ians Herkunft gab.

Denn mit dem Auftreten der Geschwister Alicia und Julian, die das Potenzial des jungen Agenten sofort für ihre eigenen Zwecke missbrauchten, bekam die Geschichte einen Dreh, der mir irgendwie fremd, bzw. zusammenhanglos erschien. Meiner Meinung nach flachte die Story ab diesem Zeitpunkt auch deutlich ab, denn Alicia und Julian waren für mich mehr oder weniger uninteressant. Auf mich wirkten die Geschwister sehr manipulativ und eher unsympathisch, wobei mich deren Probleme tatsächlich herzlich wenig interessierten. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum Ian dort so hartnäckig seine Hilfe anbot, während er die Recherchen zu seiner Vergangenheit einfach schleifen ließ. Denn emotional konnte mich die Alicia-Julian-Phase nicht hinter dem Ofen hervorlocken, und ich war froh, als er den beiden endlich den Rücken gekehrt hatte.

Abgesehen davon fand ich die Idee und die Handlung großartig. Die Einblicke in die Vorhaben des Gegners und auch in die des Widerstandes formten ein komplexes Spiel um Macht, was allerdings auch einige brutale Szenen im Roman hervorbrachte. Spannend war es allemal, und die Entwicklung Ians ziemlich aufregend, weil er in erster Linie ziemlich lässig mit seinem Können auftrat. Wobei ich auch anmerken muss, dass ich ihm das jugendliche Alter nicht wirklich abnehmen konnte. Darüber hinaus störten die in Großbuchstaben gesetzten Namen der Agenten und Unternehmen ungemein meinen Lesefluss.

Am Ende hatte ich eine sehr unterhaltsame Lesezeit. „Deep Sleep – Codename White Knight“ war für mich ein gelungener Auftakt zu einer jungen Agenten-Reihe mit brisanten Verschwörungen im Hintergrund. Ich freue mich daher schon auf Band 2!