Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sali

Bewertungen

Insgesamt 124 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


sehr gut

Tradition versus Moderne
Elsa muss als 9jähriges Mädchen mit Ansehen, wie ihr Rentierkalb Nástegallu ermordet wurde. Und der Mörder droht ihr, falls sie etwas erzählt. Ein furchtbares Geheimnis für das Kind, zumal weiter Rentiere sterben, welche für die Samen, die mit ihnen zusammenleben eine Katastrophe darstellt. Ein eindrucksvolles Buch, welches auf die Probleme wie z.B. die hohe Selbstmordrate bei Jugendlichen, der Samí aufmerksam macht. Aber ohne erhobenen Zeigefinger und immer aus Sicht von Elsa, die über die Jahre zur Frau heranwächst. Aber die Bedrohung bleibt und nimmt zu. Und leider ist die Polizei keine große Hilfe. Ein Buch, dass zeigt wie tief in Schweden die Gräben zwischen den Ureinwohnern und den Schweden sind. Es ist beängstigend zu lesen, wie schlimm es ist, wenn die Behörden wegsehen und die Gräben zwischen den Ethnien immer tiefer werden. Der Schreibstil ist berichtend und leise. Aber der Inhalt macht traurig und lässt aktuell wenig Raum für Hoffnung.

Bewertung vom 17.09.2022
Lukusch
Heisenberg, Benjamin

Lukusch


sehr gut

Spiel mit Fakten und Fiktion - Die Suche nach dem verschollenen Schachgenie
Ein Roman, der gekonnt den Leser in die Irre führt. Den Jugendlichen Anton Lukusch, der als „Tschernobylkind“ in die BRD zu Erholung kommt und dort als Schachgenie entdeckt, gefeiert und plötzlich von der Großmutter zurück nach Russland gebracht wird, haben seine Freunde Simon und Maria nie vergessen. In den 2000ern versuchen die Beiden ihn wieder aufzuspüren. Nur irgendjemand ist dagegen. Welches Geheimnis umgibt Anton Lukusch?
Das Buch besteht aus Erinnerungsfetzen der Vergangenheit und einem Road-trip in der Gegenwart. Der Erzählstil hat ab und an Drehbuchcharakter, welches mir persönlich nicht so gefallen hat. Man fragt sich beim Lesen immer „ist das wahr“ und beginnt zu recherchieren und genau dieses Spiel mit Fakten und Fiktion macht aus meiner Sicht den Reiz des Buches aus. Nur „die witzige Fahrt“, welche auf dem Klappentext angegeben wird, habe ich nicht gefunden. Aber das Buch ist durchaus lesbar und man muss dazu kein Schachspieler sein.

Bewertung vom 08.09.2022
Wilder Girls
Power, Rory

Wilder Girls


ausgezeichnet

Hetty erzählt als Ich- Erzählerin ihre Geschichte - von einem Internat auf einer Insel. Alle Schülerinnen, die Lehrerinnen und auch die Natur verändern sich, viele von den Mädchen sind gestorben. Die verbliebenen verroht, entstellt und im Überlebensmodus. Getrennt von ihren Familien, hungrig und verängstigt zeigt sich immer mehr das uralte Überlebensprinzip „Surviving of the fittest“. Hilfe von Außen erhalten sie nur in knappen Verpflegungsrationen. Alle Klammern sich an den Gedanken, dass die Navi ein Heilmittel findet. Aber wollen die das überhaupt?
Hetty‘s Erzählstil ist das pure Gegenteil zu der Extremsituation, in der sich alle befinden. Sie berichtet relativ emotionslos über die Schrecken wie fleischfressende Hirsche, Mädchen, die verrückt werden. Emotional wird Hetty nur bei den beiden Menschen, die ihr wirklich wichtig sind. Ihre Freundinnen Reese und Byatt - für diese beiden würde sie durchs Feuer gehen. Und als Byatt verschwindet, wird Hetty‘s Loyalität auf die Probe gestellt.
Eine spannende Geschichte, die gleichzeitig bedrückend ist und mit unseren inneren Ängsten spielt. Auch wenn das Thema einer Seuche nichts Neues ist, wird doch eindringlich aufgezeigt, wie schnell Menschlichkeit verschwinden kann. Wie schnell sich Werte wandeln, wie wenig man anderen vertraut. Das Buch ist, schon aufgrund der detaillierten Gewaltszenen und der vielen dunklen Veränderungen nichts für Jugendliche. Egal, was der Titel suggeriert. Es ist ein Buch für Erwachsene und die Triggerwarnungen am Ende sollten am Anfang stehen. Eine düstere Welt, von Lichtblicken durchzogen, es bleibt die Hoffnung.

Bewertung vom 03.09.2022
Der Tote im Zoo
Fletemeyer, Susanne

Der Tote im Zoo


sehr gut

Ein toter Tierpfleger, die wahrscheinliche Zeugin - das Zwergschwein Daphne verschwunden. Ein nichtalltäglicher Fall den Kommissarin Inga Hamann lösen muss.
Skurrile Charaktere, Verwicklungen in Rotlicht und zur Fremdenlegion, Schweinsfäkalien, eine Vielzahl von Verdächtigen und unvorhersehbare Wendungen lassen das Lesen nicht langweilig werden. Aber, und das ist aus meiner Sicht der einzige Wermutstropfen - es werden zu viele Nebencharaktere gezeichnet bzw. zu viele Nebenhandlungen geöffnet, die vom Wesentlichen der Geschichte störend ablenken und den Hauptakteuren das Wasser abgraben. Ohne diese ganzen „Nebenschauplätze“ wäre das Buch nahezu perfekt. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, mir hätte das Buch nicht gefallen. Es ist gut zu lesen, unterhaltsam und das Cover ist richtig toll. Die Teile mit der eigentlichen Story sind spannend und mit feinem Witz gewürzt. Wer einen netten Krimi sucht, wird nicht enttäuscht werden.

Bewertung vom 24.08.2022
Was ich euch verschweige
Lodge, Gytha

Was ich euch verschweige


ausgezeichnet

Ein spannendes Buch zu einem schrecklichen Thema

Ein Mädchen erscheint blutverschmiert in einem Pub, in welchem Chief Jonah Hanson gerade in Ruhe ein Bier genießt.

Was ist Ihr (Keely) zugestoßen und wo ist ihre Schwester. Keely will die notwendigen Informationen zum Aufenthaltsort ihrer verschwundenen Schwester Nina erst preisgeben, wenn sie ihre Geschichte komplett erzählt hat.

Für die Polizei drängt aber die Zeit, denn Keelys blutverschmiertes Äußeres lässt Schlimmes für ihre Schwester Nina ahnen. Aber Keelys Geschichte hat es in sich. Kann es sein, dass die Schwestern Missbrauchsopfer bei mehreren Pflegeeltern waren? Die Vorwürfe wurden vor Jahren schon einmal entkräftet, aber vielleicht sind sie doch wahr. Oder ist es nur ein neuer Manipulationsversuch von Keely, welche sich selbst „als Mensch mit dunklen Kern“ beschreibt und die Freude daran hat, ihre Mitmenschen für ihren Zweck einzuspannen. Was und wieviel kann Jonah ihr glauben und was will Keely mit ihren versteckten Hinweisen erreichen oder ist sie einfach nur „durchgeknallt“? Und wird die Polizei Nina retten können und wenn ja vor wem?

Das Buch ist unglaublich spannend geschrieben. Es ist eins jener Bücher, bei denen ich nicht aufhören konnte zu lesen, eines von denen, wo die Zeit verfliegt. Ich habe mit Keely und ihrer Schwester gebangt, habe gezweifelt, war verwirrt, aber ich konnte mich aus der Geschichte nicht losreißen. Wer ein mitreißendes, nachdenklich machendes und spannendes Buch zu einem aufwühlenden Thema sucht, sollte sich dieses genauer anschauen. Es wäre schön, wenn noch Triggerwarnungen ergänzt werden könnten.

Bewertung vom 11.08.2022
Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Jahre der Reife
Im zweiten Band erzählt Julie Heiland liebevoll das Leben der drei Freundinnen weiter. Clara, welcher die Flucht nach Westberlin geglückt ist und die sich ein neues Leben ohne ihre beiden Freundinnen, ihre Familie und ihrem geliebten Alex aufbauen muss. Betty, die in einer liebkosen Ehe festsitzt und feststellt, dass ihr Mann alles tut, um ihre weitere Karriere zu ruinieren. Und dann tritt auch noch die Stasi an Betty heran und zwingt sie Martha auszuspionieren. Und Martha einst Vorzeige- FDJlerin beginnt sich gegen die Missstände in der DDR aufzulehnen und dann ist da noch der attraktive Künstler Tom und dabei liebt Martha doch Micha oder nicht?
Auch im zweiten Band können wir wieder Anteil am Leben der 3 Freundinnen nehmen. Für meinen Geschmack war der gewählte Zeitraum bis zur Wende zu lang. Es gab immer Zeiten mit geballter Handlung und dazwischen liegen Jahre der Leere. Ich denke, es ist sehr schwer so viele Jahre geteiltes Deutschland in einer Handlung darzustellen. Das ist aus meiner Sicht aber nur ein geringes Manko. Ich habe wieder lebhaft Anteil am Schicksal der drei genommen. Clara war aus meiner Sicht in diesem Teil der schwächste Charakter. Denn eigentlich trifft die fast nie eigenständig Entscheidungen. Wenn das die Freiheit ist? Dafür glänzten Betty und Martha. Teil 2 ist genauso lesenswert wie Teil 1, wobei es hier von Vorteil ist, den ersten Band zu kennen.

Bewertung vom 31.07.2022
Drei Viertel tot / Die Kunstwirker-Chronik Bd.1
Gladstone, Max

Drei Viertel tot / Die Kunstwirker-Chronik Bd.1


gut

Ein Buch, welches mir aufgrund der Andersartigkeit der Geschichte gut gefallen hat. Es ist die Geschichte der jungen Kunstwirkerin Tara, wobei es hier nicht um Kunst in Form von Gemälden etc. geht, sondern Tara hat gelernt über unsichtbare Kraftverbindungen Menschen zu manipulieren oder Tote wiederauferstehen zu lassen. Leider ist sie von ihrer Schule geflogen und hatte trotzdem das Glück eine Anstellung zu bekommen. Nun muss die zusammen mit ihrer Chefin einen Gott wieder ins Leben rufen, wobei dunkle Kräfte dies mit aller Macht verhindern wollen. Ein Buch für Erwachsene, aufgrund verschiedener blutiger Details ist es wirklich nichts für Kinder oder Jugendliche. Triggerwarnungen fehlen. Man kann diese Geschichte genießen, wenn man nicht nach Gründen bzw. Hintergründen fragt. Verschiedenes wird im Verlauf des Buches klarer. Wenn man Tara’s Kräfte als gegeben nimmt, dann macht das Buch Spaß. Versucht man zu analysieren, dann denke ich, wird man verzweifeln. Wer einfach staunen kann und gut unterhalten werden möchte, dem wird es gefallen.

Bewertung vom 21.07.2022
Leuchtfeuer / Waldfriede-Saga Bd.2
Bomann, Corina

Leuchtfeuer / Waldfriede-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Auch im 2. Teil entführt uns Corina Bomann wieder ins Waldfriede. Noch immer ist Schwester Hanna der ruhende Pol und die rechte Hand von Dr. Cornelius. Doch im Mittelpunkt steht diesmal die junge Schwester Lilly, die ein großes Geheimnis verbirgt. Doch die Zeit schreitet unerbittlich voran und durch die Machtergreifung der Nazis ist nichts mehr wie es war. Und Lilly liebt Prof. Dr. Kirsch und dieser ist Jude. Wird ihre Liebe dem standhalten? Und auch im Waldfrieden wächst die Anhängerschaft de NS.
Sehr schön ist, dass die Autorin auch wieder Nebencharakteren Raum einräumt und diesen eigene Handlungsstränge einräumt. Obwohl es sich um einen Folgeband handelt, kann man das Buch auch gut ohne Kenntnisse von Band 1 lesen. Und wer den ersten Teil bereits kennt, wird sich freuen, dass viele Personen wieder Auftritte haben. Sehr gut gefallen hat mir, dass es keine langatmige Zusammenfassung des vorangegangenen Buches gab, sondern dass die Geschichte direkt begann. Das Buch liest sich sehr flüssig und die Seiten fliegen nur so dahin. Ich freue mich schon auf Band 3 und empfehle es gern weiter.

Bewertung vom 08.07.2022
Mama Melba
Conner, Christine

Mama Melba


ausgezeichnet

Ein Buch, welches durch eine unglaublich warmherzige Ich- Erzählerin glänzt. Melba als junges Mädchen gerade als Gesellschafterin einer reichen Frau in Amerika angekommen, ist, aufgrund des plötzlichen Ablebens derer, auf sich allein gestellt. Zurück zu ihrer Familie kann sie nicht, ein furchtbares Geheimnis hindert sie daran. Doch Melba verzweifelt nicht, vertraut ihrer Nase und Intuition und landet schließlich als Köchin auf der Belle Blue Plantage und das zur Zeiten der Schrecken der Sklaverei. Mir gefällten dem Buch vor allem, die Herzensgüte, die Melba ausstrahlt und welche die Autorin wunderbar in deren Erzählungen wiedergibt. Mir standen ab und an Tränen in den Augen. Und da Melba eine begeisterte Köchin ist, wird jedes Kapitel von einem speziellen Rezept gekrönt. Einzig das überhastete Ende fand ich nicht so schön. Es hätte dem Buch finde ich gut getan, wenn sein Ende einfach zeitlich eher angesiedelt worden wäre. Der Schluss war für mich wie ein Fertiggericht. Schmeckt zwar gut, aber nicht mit der liebevollen Hausmannskost der vorangegangenen Kapitel zu vergleichen.

Bewertung vom 30.06.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


ausgezeichnet

Dieses Buch, welches ein Brief an den Enkelsohn, darstellt. Violeta erzählt ihm an der Schwelle zum Tod, ihr gesamtes Leben. Beginnend mit dem verzogenen Mädchen, dessen Leben eine Spritze Wendung nimmt, als die Familie mittellos geworden ins chilenische Hinterland zieht. Das Aufwachsen dort behütet von den Tanten, geprägt von indigenen Einflüssen wird Violeta ihr Leben lang nicht vergessen. Und dieses Leben wird es in sich haben. Violeta ist schlau, hat ein gutes Händchen in geschäftlichen Dingen und einen guten Instinkt. Ihr Leben wird geprägt sein von großen Gefühlen, leidenschaftlich Affären aber auch von Schuldgefühlen und großer Hilfsbereitschaft. Das Buch liest sich flüssig, quasi wie von selbst. Wer von Isabel Allende „Das Geisterhaus“ kennt, wird dieses Buch ebenfalls lieben. Es entfaltet seinen Zauber leise, aber man kann sich ihm nicht entziehen.