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Traeumerin109

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Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2019
Für meine Freunde
MacDonald, Gordon

Für meine Freunde


gut

Lebensschätze?

Gordon MacDonald als langjähriger und bekannter Pastor und Autor erzählt uns in diesem Buch von seiner ganz persönlichen Beziehung zu Europa und den deutschsprachigen Ländern, sowie den Menschen, die hier leben. Jahrelang kam er immer wieder hierher, sei es zu Konferenzen oder zum Wandern. Im zweiten Teil des Buches finden sich einige Texte zu für ihn wichtigen Themen wie z.B. Ruhepausen, Gelassenheit oder sich selbst zu erforschen.
Ein Buch, auf das ich gespannt war, das mich aber ehrlich gesagt enttäuscht hat. Ich hatte mir mehr erhofft, nachdem MacDonald ja ein so gefeierter und bekannter Autor ist. Fast fand ich den ersten Teil am besten, in welchem er seine Liebe zu Europa schildert. Jedoch hat dieser mir am Ende nichts mitgeben können. Er besteht aus Anekdoten, Geschichten aus seinem Leben, Erfahrungen die er gemacht hat. Alles teilweise lustig und interessant, aber schon ein wenig im Stil einer Biographie verfasst, wenn auch einer sehr bruchstückhaften, die meiner Meinung nach sehr an der Oberfläche bleibt. Natürlich muss ich dazu sagen, dass ich bisher nichts anderes von ihm gelesen habe, was vielleicht ein anderes Licht auf alles werfen würde. Als „unbelasteter“ Leser habe ich den ersten Teil zwar gelesen, und lesen konnte man ihn dank des angenehmen Schreibstils gut, aber viel mehr auch nicht. Es hat mich weder besonders berührt, noch gefesselt, überrascht oder zum Nachdenken angeregt.
Der zweite Teil besteht aus neun Abschnitten zu verschiedenen Fragen bzw. Themen. Und wieder war ich hinterher enttäuscht. Auch dieser Teil ließ sich zwar angenehm lesen, aber nicht viel mehr. Ich habe hier ein paar Gedanken gefunden, die mich angesprochen haben, von „Lebensschätzen“, wie im Untertitel des Buches angepriesen, waren diese allerdings weit entfernt. Da war nichts besonders Spektakuläres oder Einprägsames dabei, worüber ich erstmal nachdenken musste, oder was mich persönlich angesprochen hat. Das mag bei anderen Lesern anders sein, mein Fall ist dieser Autor nicht, der Funke ist nicht übergesprungen. Das fand ich sehr schade.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.04.2019
Mein goldener Sprung in der Schüssel
Halfmann, Volker

Mein goldener Sprung in der Schüssel


ausgezeichnet

Zerbrochenheit und Heilung

Volker Halfmann hat schon als Kind Zwangsgedanken und Ängste. Dennoch wird er Pastor und Prediger. Doch im Laufe der Jahre wird sein psychischer Zustand immer instabiler, er entwickelt Zwangsstörungen, rutscht in eine Alkohol- und Tablettenabhängigkeit. Selbstmordgedanken folgen, sodass er schließlich, ganz am Boden, in einer Klinik landet. In seinem Buch berichtet er schonungslos darüber, was all das mit ihm gemacht hat, und wie seine zerbrochene Welt wieder gekittet wurde.
Eine sehr berührende und nachdenklich machende Geschichte. Volker Halfmann zeigt sich in dem Buch von seinen schwächsten und dunkelsten Seiten, ohne irgendetwas zu leugnen oder zu beschönigen. Er erzählt, wie es ist, ein Pastor zu sein und gleichzeitig Gott zu hassen, Liebe und Vergebung zu predigen und nichts als Angst und Scham zu empfinden. Ich finde es unglaublich mutig von ihm, sich so offen und verletzlich zu zeigen. Schließlich sind auch Pastoren nur Menschen, die genauso zerbrochen sein können wie wir alle. Aus eben dieser ganz menschlichen Zerbrochenheit macht der Autor keinen Hehl. Er benutzt dafür ein sehr schönes Bild, das des Kintsugi, bei dem Zerbrochenes mit Goldlack gekittet wird, sodass auch nachher noch die Bruchstellen zu sehen sind und es immer sein werden. Erbarmungslos beleuchtet Volker all seine eigenen Risse, wie es dazu kam, und wie Gott ihn schließlich wieder gekittet hat. Auf seinem Weg ist er immer wieder gescheitert, musste sich seiner Scham und seinen Selbstvorwürfen stellen. Hinzu kam ein krankes Gottesbild, welches er erst loswerden musste, um wieder aus dem Tal heraus zu kommen.
Ich finde, solche Geschichten brauchen wir. Denn selten ist unser Leben, auch unser Glaubensleben, einfach und ohne Risse. Aber trotz all der Angst und all des Selbsthasses steckt das Buch auch voller Hoffnung. Hoffnung, dass Gott unsere Risse nicht nur kittet, sondern vergoldet. Daher kann ich es nur jedem empfehlen. Gerade wer selbst solche Zwangsgedanken nur allzu gut kennt, wird sich hier verstanden fühlen. Aber ich denke, wir alle kennen zumindest Anteile der Lasten, die Volker mit sich trägt. Gerade verbogene Gottesbilder kennen bestimmt viele.
Fazit: Volker Halfmann hat mich, vor allem mit seiner offenen und ehrlichen Art, zutiefst überzeugt und mitgerissen. Da wird weder beschönigt noch bemitleidet er sich selbst. Eine inspirierende und ermutigende Geschichte über Herausforderungen des Lebens, denen wir uns alle stellen müssen. Ehrlich geschilderte Gefühle, eine enorme Veränderung, die auch nie abgeschlossen sein wird: Ein Mensch, der sich seine Abhängigkeit zu Gott eingesteht.

Bewertung vom 14.03.2019
Liebe & Respekt im Miteinander
Eggerichs, Emerson

Liebe & Respekt im Miteinander


ausgezeichnet

Reden, als könnte die ganze Welt uns hören

Zwischenmenschliche Kommunikation ist nicht immer einfach, da sind wir uns wohl alle einig. In diesem Buch beschäftigt sich der Autor Emerson Eggerichs damit, wie sie gelingen kann und was es dafür braucht. Nicht nur Liebe und Respekt im Miteinander, sondern vor allem die Beantwortung von vier Fragen: Ist es wahr? Ist es freundlich? Ist es notwendig? Ist es eindeutig? Andersherum, wenn etwas wahr, notwendig und eindeutig ist und wir es freundlich sagen können, dann sollten wir das auch tun.
Das ist mal wieder ein Buch, welches mich sehr positiv überrascht hat. Von Anfang an interessant und sehr gut geschrieben, habe ich mich an keiner Stelle gelangweilt oder gar gefragt, wann dieses Buch denn nun endlich ein Ende habe (wie es mir schon bei diversen anderen Ratgebern ergangen ist). Nun könnte man sagen, dass die vier oben erwähnten Fragen ja schon längst bekannt und selbstverständlich seien und man kein Buch darüber lesen müsse. Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch jedem nur wärmstens ans Herz legen. Der Autor hat zumindest mich sehr zum Nachdenken gebracht. Für jedes der vier Kriterien bringt er 20 Beispiele bzw. Ausflüchte, warum wir oft eben NICHT wahr, freundlich, nur das Notwendige und eindeutig kommunizieren. Und jedes Mal habe ich einige davon wiedererkannt. Denn die meisten dieser Gründe haben es in sich, dass wir selbst uns dessen nicht unbedingt bewusst sind, was wir falsch machen. Auch ich kannte schon vorher diese Fragen, und habe trotzdem viele neue Anregungen erhalten, wie ich meine Kommunikation verbessern kann. Die Beantwortung der Fragen ist im Alltag nämlich aus den unterschiedlichsten Gründen keineswegs immer selbstverständlich und geht oft unter. Außerdem sind wir gerade in Zeiten von Social Media, WhatsApp und Emails oft versucht, vorschnell auf „Senden“ zu klicken. Daher können wir uns zusätzlich immer fragen: Würden wir wollen, dass das, was wir sagen oder schreiben, jedem zugänglich ist, auch unseren Freunden, Chefs, Feinden und denjenigen, über die wir reden oder schreiben?
Fazit: inhaltlich wirklich sehr, sehr gut und reichhaltig, dazu noch sehr klar strukturiert. Ein Buch, das seinen Platz in meinem Bücherregal erhält und das ich auf jeden Fall noch mehrmals zur Hand nehmen werde. Es wird wohl auch immer aktuell bleiben, daher von mir eine klare Empfehlung. Man kann das Buch gut lesen und viele hilfreiche Anregungen finden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.03.2019
Der Tag, an dem Gott nicht mehr Gott heißen wollte
Böttcher, Jens

Der Tag, an dem Gott nicht mehr Gott heißen wollte


ausgezeichnet

Champagner trinken mit Gott

…so fängt alles an. Doch eigentlich hat Leon diese kleine Geschichte ja nur erfunden, oder? Was, wenn er wirklich auf Gott trifft, der in ganz bestimmter Mission auf die Erde gekommen ist? Komische Momente bleiben nicht aus, denn wie redet man mit dem Schöpfer, und darf man ihm nun endlich all die Fragen stellen, die schon so lange auf der Seele brennen?
Ein wunderschönes Buch. Schon der Titel lädt zum Lesen ein und verspricht eine interessante Geschichte. Außerdem hatte ich bereits „Herr Sturm und die Farbe des Windes“ von Jens Böttcher gelesen und das hatte mich ebenfalls schon begeistert. Auch hier wurde ich nicht enttäuscht. Ein klarer und witziger Schreibstil trifft auf eine einfallsreiche Geschichte, viele Passagen zum Nachdenken und eine wichtige Lektion. Der Autor hat es mal wieder geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen. Das geht schon damit los, wie das Buch aufgebaut ist: Passagen aus Leons Tagebuch wechseln sich ab mit solchen, die aus Gottes Sicht geschrieben wurden. Eine tolle Idee, die gleichzeitig ein unglaublich liebevolles, humorvolles und augenzwinkerndes Bild von Gott vermittelt. Aber wir sollen ihn ja nicht mehr Gott nennen…
Der Schreibstil hat mir auch sehr gut gefallen: Klare Sätze, viele lustige Ideen und einprägsame Metaphern – so macht Lesen Spaß. Zu guter Letzt hat mich der Inhalt überzeugt. Viele schöne Gedanken, verpackt in solch eine urkomische und gleichzeitig sehr ernsthafte Geschichte. Viel mehr möchte ich auch nicht verraten, denn das Buch muss man einfach selbst gelesen haben, finde ich. Natürlich möchte ich auch den neuen Namen von Gott nicht verraten. Aber ich kann eines sagen: Das Buch lohnt sich auf jeden Fall. Unterhaltsame Lektüre gepaart mit vielen guten Ideen, schön geschrieben und zum Nachdenken einladend.

Bewertung vom 14.03.2019
Ich fühle, was du hörst
Harvey, Mandy; Atteberry, Mark

Ich fühle, was du hörst


ausgezeichnet

Eine inspirierende Geschichte

Mandy Harvey war eine sehr talentierte Sängerin und Musikerin und hatte gerade ihr Musikstudium begonnen, als sie im Alter von 19 Jahren ihr Gehör verlor. Doch statt aufzugeben und in Selbstmitleid zu versinken, suchte sie nach Möglichkeiten, weiterhin ihren Traum leben zu können. Heute ist sie Profimusikerin und erzählt uns ihre Geschichte von Verzweiflung, Trauer, Hoffnung und Weitermachen.
Ein Buch, das mich von vorne bis hinten überzeugt und begeistert hat. Die Autorin ist eine beeindruckende junge Frau, die von hart erkämpften Lektionen und Lebensweisheiten erzählt. Dabei schreibt sie sehr gut, erfrischend und einprägsam, und vor allem authentisch. So erzählt sie nicht nur ihre eigene Geschichte, sondern gibt auch uns als Lesern die Chance, daraus zu lernen. Ihr Anliegen ist es, uns zu ermutigen, unsere Träume zu leben, auch wenn wir dabei auf Hindernisse, Traumdiebe und Schmerzen treffen.
Nicht nur der Inhalt, auch der Schreibstil und die ganze Art der Autorin haben mich gefangen. Eine auf den ersten Blick traurige Geschichte, welche aber ohne Selbstmitleid oder gar Selbstbeweihräucherung auskommt. Dazu eine lebenslustige junge Frau, die ganz offen mit ihrer neuen Behinderung umgeht und auch einen kleinen Einblick in die Welt der Gehörlosen gibt. Außerdem viele nachdenkliche Passagen mit wertvollen Gedanken, für welche sie stets die richtigen Worte zu finden scheint. Wir ernten, was wir nähen, begegnen dem Tod auf Latschen, Monstern und stillen Helden. Mandy Harvey versteht es, zu ermutigen und Angst zu nehmen, wenn es darum geht, was wir aus unserem eigenen Leben machen wollen.
Fazit: Ein wunderbares Buch, warm und lebenshungrig, voller Weisheit und dabei zutiefst authentisch. Da schreibt ein Mensch, der erleben musste, dass sich seine Träume in Luft auflösen, und der trotz allem nicht aufgegeben hat. Unbedingt empfehlenswert!

Bewertung vom 23.02.2019
Frei wie die Vögel
Schlüter, Ann-Helena

Frei wie die Vögel


sehr gut

Wie könnten wir schweigen?

1943 werden vier Geistliche aus Lübeck vom Regime der Nationalsozialisten hingerichtet. Der Grund: Sie hatten öffentlich Stellung gegen die Verbrechen der Nazis bezogen und junge Leute zum Nachdenken aufgefordert. In diesem Buch wird ihre Geschichte erzählt, Fakten verwoben zu einem Roman. Wie sahen ihre letzten Monate, Tage und Stunden wohl aus? Was dachten sie, als sie in ihrer Zelle auf die Hinrichtung warteten?
Ein sehr erschütterndes Buch über vier Männer, die angesichts von Ungerechtigkeit, Leid, Willkür und ungeheuerlicher Verbrechen nicht länger schweigen konnten. Ich muss zugeben, dass ich diese vier Namen vor der Lektüre des Buches noch nie gehört hatte. Dennoch reihen sie sich ein unter vielen weiteren, bekannteren Namen. Ihr Mut und Einsatz steht dem in nichts nach. Es ist sehr beeindruckend, wie die Autorin es geschafft hat, historische Fakten und reale Persönlichkeiten mit erfundenen Geschehnissen und Dialogen zu einem authentischen Roman zu verknüpfen. Ja, man denkt man beim Lesen: Genau so hätte es sehr gut gewesen sein können. Die Beweggründe der vier jungen Pfarrer, ihre Gedanken, Ängste und Sorgen werden hervorragend dargestellt. Ihre seelischen Reifeprozesse und auch ihre Taten lassen einen nachdenklich zurück. Wie so oft bei Büchern zu dieser Zeit, stellt sich auch hier die Frage: Wer von uns hätte den gleichen Mut bewiesen? Oder wer hätte eher geschwiegen? Einer der vier jungen Männer bringt es auf den Punkt: Wie könnten wir schweigen? Sehr eindrücklich empfinden sie es als ihre christliche, aber auch menschliche Pflicht, zu handeln.
Einen kleinen Abzug muss ich dem ansonsten wirklich sehr gelungenen Roman geben: Teilweise werden Fakten aus dem Leben der jungen Kapläne zu oft wiederholt. Auch die Unterhaltungen zwischen ihnen wirken an manchen Stellen ein wenig hölzern. Da sagt einer was, und der andere geht überhaupt nicht darauf ein. Das ist vielleicht der Kürze des Buches geschuldet, hat mich aber beim Lesen das eine oder andere Mal stutzig werden lassen. Die Autorin hat eben versucht, möglichst viele Gedanken in den geschilderten Gesprächen unterzubringen.
Insgesamt kann ich das Buch nur weiterempfehlen, als Roman genau so wie als historisches Zeugnis, das zum Nachdenken anregt und vier mutigen jungen Männern ihren Respekt zollt.

Bewertung vom 30.11.2018
Hüttenzeit
Zindel, Daniel

Hüttenzeit


sehr gut

Kraft tanken für das Leben im Tal

Daniel Zindel nimmt uns in verschiedenen Betrachtungen mit an einen für ihn ganz besonderen Ort. Es handelt sich dabei um eine Hütte oben auf dem Berg, wo er immer wieder Tage und Wochen zu verschiedenen Jahreszeiten verbringt. Es ist ein Ort, um zur Ruhe zu kommen, nachzudenken und vielleicht auch zu interessanten Erkenntnissen zu gelangen.
Zunächst einmal ein optisch sehr schönes Buch mit wunderschönen Landschafts- oder Momentaufnahmen zu Beginn jedes Kapitels. Die Abschnitte ziehen sich durch alle Jahreszeiten mit ihren jeweils eigenen Schönheiten und Besonderheiten, die es in der Natur zu entdecken gibt. Der Autor erzählt nicht abstrakt, sondern von eigenen Erlebnissen in dieser Hütte und stellt zugleich Vergleiche zum alltäglichen Leben dar. So haben viele Bilder, die er dort vor Augen hat, ihre Entsprechungen: z.B. der Brunnen vor der Hütte, welcher Wasser aufnimmt und wieder abgibt – ein Bild für Gläubige, wenn sie Gottes Fülle aufnehmen und an andere wieder abgeben.
Ich habe in dem Buch viele schöne Gedanken und Metaphern gefunden – von zwischenmenschlichem Stacheldraht zum Hüttenkoller – aber auch viele eher banale Gedanken. Ohne darüber urteilen zu wollen, hat mich das Buch deshalb nicht hundertprozentig angesprochen, weil einige Abschnitte keine besonders spannenden oder anregenden Vergleiche enthielten. Das wiederum kann von Leser zu Leser variieren, denke ich. Was mich auf jeden Fall irritiert hat, und zwar in jedem Kapitel, waren die eingestreuten, selbstverfassten Gebete. Diese wirken sehr steif und befremdlich – soll es eine Vorstellung davon geben, wie der Autor betet? Warum? Ich denke, Gebete von anderen übernehmen wir sowieso eher selten. Die Texte haben für mich das Gesamtbild gestört und waren überflüssig.
Fazit: Ein ganz nettes Buch, vielleicht eine schöne Geschenkidee. Nicht unbedingt in jeder Hinsicht mein Geschmack, aber trotzdem nicht schlecht.

Bewertung vom 27.11.2018
Heimat

Heimat


ausgezeichnet

Von den letzten und den vorletzten Dingen

Bei diesem Buch haben wir es mit einer Sammlung von Texten verschiedener Autoren zu tun, die sich ihre jeweils eigenen Gedanken zum Begriff Heimat machen. Was bedeutet ihnen Heimat? Ist es eher ein Ort, eine Prägung, liegt sie in bestimmten Menschen? Gibt es hier auf der Erde überhaupt eine Heimat für uns? Wie können wir Heimat im Kontext von Flucht und vertrieben sein, verschiedenen Kulturen die aufeinanderprallen, beurteilen.
Ein sehr bereicherndes Buch, welches dank der unterschiedlichen Autoren auf sehr verschiedene Facetten des Themas eingehen kann. Man kann es sehr gut lesen, auch wenn man vielleicht nicht so viel Zeit hat, da die einzelnen Abschnitte voneinander getrennt sind, und pro Autor immer nur ein paar Seiten bleiben.
Inhaltlich steckt hier jede Menge drin, dabei bleibt das Buch eigentlich durchgehend weit abseits jeglicher Klischees, ist stattdessen voller Mitgefühl und Einfühlungsvermögen, authentisch und ehrlich, überraschend und einprägsam. Es regt auch beim Lesen selbst zum Nachdenken darüber an, was Heimat für mich bedeutet. Gerade heute, in einer Zeit, in der weltweit so viele Menschen auf der Flucht sind, gewinnt das Thema noch mehr an Brisanz. Dieser Aspekt zieht sich auch teilweise durch die verschiedenen Überlegungen, welche ihn keineswegs auf die leichte Schulter nehmen. Einige der Autoren beschreiben auch selbst das Gefühl des Fremdseins, sich entwurzelt fühlen, den Konflikt zwischen frei sein wollen und dazugehören wollen. Sie alle stellen sich dieser einfachen und dann doch wieder schwierigen Frage: Was eigentlich ist nun Heimat? Wehmütige Erinnerungen oder mehr als das? Nur von der Vergangenheit geprägt oder auch gegenwärtig? Zuhause – kann man das konstruieren, oder muss man das finden? Gut gefallen hat mir auch, wie größtenteils mit der Frage nach der jenseitigen Heimat umgegangen wird. Einige Autoren schreiben, dass diese eine diesseitige Heimat nicht ausschließt. Einige beziehen sich auch auf Dietrich Bonhoeffer, wenn sie von den letzten und den vorletzten Dingen sprechen.
Klar wird: es gibt nicht die EINE richtige Antwort, sondern ich muss MEINE Antwort finden, brauche ich Wurzeln oder Flügel? Das Buch zeigt: Der Begriff Heimat ist nicht nur rechtsradikal, nicht nur romantisch überladen mit Kitsch, sondern es steckt auch etwas Echtes dahinter und die Sehnsucht nach Heimat steckt in jedem von uns. Es hat mir auch deshalb so gut gefallen, weil es nicht nur um Heimat geht, sondern auch um Demut und Achtung vor dem Fremden. Ein rundum lohnendes Buch!

Bewertung vom 27.11.2018
Alles, außer Plan
Pflug, Jule

Alles, außer Plan


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch über gescheiterte Pläne

Wie oft passiert das: Man startet begeistert in ein neues Projekt, eine Idee etc., und dann scheint alles schiefzugehen. Davor sind auch Christen nicht gefeit, obwohl sie Gott bei sich wissen. Es ist schwer, mit den darauffolgenden Zweifeln umzugehen: Warum läuft es nicht, obwohl ich doch Gottes Willen tue? Muss er mir da nicht helfen? Diese und viele weitere Fragen stellte sich auch Autorin Jule Pflug, als sie auf ihrem Weg scheinbar nur noch Hindernisse vor sich hatte. In ihrem Buch möchte sie uns daran teilhaben lassen, wie sie trotzdem weitergemacht hat.
Ein Buch, was mich wirklich überrascht hat. Wunderbar erfrischend, ehrlich und authentisch geschrieben, dabei mit der nötigen Prise Humor. Das Lesen macht richtig Spaß. Die Autorin schildert vor allem ihre eigene Geschichte, dies sehr lebhaft und nah, ohne irgendetwas schönzureden. Wir begleiten sie in die Verzweiflung, in die sie stürzt, nachdem sie und ihr Mann mutig etwas Neues begonnen haben, aber scheinbar alles schiefzulaufen scheint. Wo bleibt Gott? Hat er nicht versprochen, immer bei uns zu sein? Und trotz allem scheint immer wieder durch die Zeilen: Gott wird uns nicht hängenlassen, gerade dann, wenn alles den Bach runtergeht. Trotzdem: Nach einer Phase, in der wir zielstrebig losgegangen sind, folgt oft etwas, was eher an eine Wanderung durch die Wüste erinnert. Das kann man auch mit allem Glauben nicht wegdiskutieren, denn in solchen Zeiten fühlen wir uns schlicht und einfach von Gott und allen anderen verlassen. Jule Pflug spricht aus eigener Erfahrung und sie spricht genau das aus, was wir fühlen. Da ist keine Spur von immer zuversichtlichem Glauben, sich einfach in Gottes Arme fallen lassen - das ist nun einmal nicht immer so einfach, und die Autorin versucht gar nicht erst, es so aussehen zu lassen, als wäre es mit ein bisschen Gottvertrauen getan. Eine sehr sympathische Sicht- und Schreibweise, weil sie einfach Glauben so nimmt, wie er wirklich ist: kein Allheilmittel und erst recht keine reibungslos funktionierende Maschine, wenn man einmal den Weg gefunden hat.
Die Autorin schafft es dabei, dass ich mich auch immer wieder selbst angesprochen und ertappt fühle. Wie sieht es in meinem Leben aus, wenn etwas nicht nach Plan läuft? Noch schlimmer, was mache ich, wenn es nicht nach dem Plan läuft, von dem ich dachte, er käme von Gott? Habe ich mich geirrt? Sehr feinfühlig geht die Autorin diesen und vielen weiteren Fragen auf den Grund. Vor allem merkt man beim Lesen, dass sie weiß, wovon sie schreibt, was dem Ganzen eine andere Tiefe und Glaubwürdigkeit verleiht. Sie stellt klar: Erfolg ist weder Bedingung noch Konsequenz von Segen. Vor allem gefällt mir, dass in dem Buch keine einfachen Antworten auf schwierige Fragen gegeben werden. Es geht darum alles zu geben, dabei zu scheitern, zu verzweifeln, zu kämpfen, sich wieder aufzurappeln und weiterzumachen. Und darum, dass Gott mit jedem seinen eigenen Weg geht
Fazit: Das Buch ist nicht nur unterhaltsam und selbstironisch geschrieben, sondern auch der Inhalt stimmt, regt zum Nachdenken an und geht tief unter die Oberfläche. Es ist ein sehr ermutigendes Buch, denn die Autorin spricht hauptsächlich von ihrem eigenen Glauben, der eine sehr handfeste Krise durchmachen musste, sogar bis zu der Aussage: Ich glaube, ich bin kein Christ mehr. Sehr authentisch, aber auch herausfordernd, was unseren eigenen Glauben angeht. Trotz allem, was war, kann Jule Pflug schließlich sagen: Gott gibt einem, was man braucht. Alles. Außer einem Plan vielleicht. Es ist ihr auf jeden Fall gelungen, was sie am Ende ihres Buches hofft: Ich habe das Buch mit einem Lächeln zugeschlagen und bin ihr wirklich dankbar, dass sie es geschrieben hat und den Mut hatte, uns ihre Geschichte zu erzählen. Sie hat es geschafft, mich zu berühren und mit ihren Worten zu treffen. Ein wunderbares Buch, das auf jeden Fall seinen Platz in meinem Bücherregal gefunden hat und das ich nur jedem empfehlen kann.

Bewertung vom 27.11.2018
Nur wer sich ändert, bleibt lebendig
Hickert, Christoph

Nur wer sich ändert, bleibt lebendig


gut

Viel Lärm um wenig

In seinem Buch beschäftigt der Autor Christoph Hickert sich damit, wie wir alte Muster überwinden können, die wir vielleicht schon unser ganzes Leben lang anwenden. Es sind Überlebensstrategien, die uns allerdings nur so lange helfen, bis wir in eine ernsthafte Krise geraten. Sein Bild für das, was wir tun müssen, ist das von vier Zimmern, durch die wir hindurchmüssen, um uns zu verändern.
Wieder ein Buch, was mich mit zwiespältigen Gefühlen zurücklässt. Das Bild der vier Zimmer finde ich zunächst einmal sehr schön. Das reicht von „Ich habe alles im Griff“ über „Das Problem liegt bei anderen“ hin zu „Es hat auch etwas mit mir zu tun“ und „Ich kann mutig Neues wagen“ – Phasen, die uns allen bekannt vorkommen sollten, wenn es um das Thema Veränderung geht. Zuerst scheint meistens alles ganz gut zu funktionieren, so wie es läuft. Dann stellen wir fest, dass dem nicht so ist, geben aber zunächst anderen, den Umständen etc. die Schuld. Schließlich merken wir, dass wir die einzige Konstante in unseren Problemen sind. Im Prinzip geht es um Muster aus der Kindheit, die uns in unserem Leben schon oft und schon lange geholfen haben. Es gab bestimmte Gründe, warum wir sie uns antrainiert haben. Diese Muster brauchen wir, um unseren Ansprüchen an uns und unser Leben zu genügen, aber wir werden dadurch zu Getriebenen. Wenn wir merken, dass etwas nicht stimmt, reicht kein oberflächlicher Vorsatz, denn damit packen wir das Problem nicht an der Wurzel. Alles, was sich angestaut hat, meldet sich irgendwann zu Wort, gleichzeitig haben wir es uns in unserem Ist-Zustand ganz bequem eingerichtet. Ebenso gut finde ich den Blick zurück, welcher keine Schuldigen sucht, sondern verstehen möchte.
So viel ganz grob zum Inhalt, bzw. Leitgedanken des Autors. Er erzählt dabei auch seine eigene Geschichte, welches seine alten Muster sind, die er durchbrechen musste. Das bedeutet, er möchte uns auf einen Weg führen, den er selbst genauso gehen musste, für den man aber meistens einen Anstupser von außen braucht. Es wird ein Weg sein, auf dem wir immer wieder innehalten und auf unser Herz hören müssen. So ist es denn natürlich auch mit der Lektüre dieses Buches nicht getan, und für manche wird dies vielleicht auch nicht der richtige Anstupser sein.
Was mich an dem Buch gestört hat, war die ganze Art und Weise, wie an diese Thematik herangegangen wird. Aus meiner Sicht wirkt das Buch auf weiten Strecken wie ein typischer Ratgeber, der sehr distanziert bleibt, Allgemeinplätze wiederholt und damit nicht wirklich weiterhelfen kann. „Du musst dich dem und dem stellen, das und das akzeptieren“ etc. – und welche Fallstricke liegen auf dem Weg? In vielerlei Hinsicht macht der Autor es sich sehr einfach. Da sind keine besonderen neuen, noch nicht einmal neu aufbereitete Erkenntnisse. Das Ganze hört sich vielleicht schlau an, und liest sich auch so, bietet aber im Endeffekt nicht wirklich viel Inhalt. Vieles wird immer wieder wiederholt, sodass ich ständig das Gefühl hatte, dasselbe nochmal zu lesen. Auch die zwischendurch eingestreuten Berichte, die das Ganze verdeutlichen sollen, wirken sehr steril.
Fazit: Der Weg durch die vier Zimmer ist auf jeden Fall eine lohnende Idee. Aber letztendlich muss ich sagen, dass das Buch für meinen Geschmack zuviel 0815-Psychologie enthält – schön formuliert, aber das war es dann auch. Die Zielgruppe dürften eher Leser sein, die gerade erst anfangen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wenn sie schon eine Weile dabei sind, dann wird dieses Buch sie höchstens langweilen. Von mir also keine Empfehlung.